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Versprochen, gehalten Dezember 29, 2010, 21:44

Posted by Lila in Presseschau, Tierische Verschwörungstheorien.
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Es ist noch gar nicht lange her, am Nikolaustag war es, als ich Euch versprochen habe:

Wir arbeiten noch an den Kartoffeln, die nichtjüdische Esser anspringen und beißen, an Kaktusfeldern, die nichtjüdische Spaziergänger erkennen und nach ihnen mit ihren grünen Paddeln schlagen, und an Quallen, die in Teams von mehreren arbeiten müssen (eine einzelne Qualle hat nicht genug Hirn, um Juden und Nichtjuden auseinanderzuhalten).

Gut, jetzt wißt ihr es. Bei mir habt ihr es zuerst gelesen, nicht vergessen.

Das war, als die Ägypter unsere Kampfhai-Truppe enttarnt hatten.

Doch schon sind die Quallen einsatzbereit.

Es handelt sich dabei um raffinierte hochgiftige Quallen, die mit einem AWACS-ähnlichen Navigationssystem punktgenau zum Einsatzort dirigiert werden.

Das glaubt Ihr nicht?

Y. und Primus, mit denen ich das in den Nachrichten gesehen habe, überschlagen sich seitdem mit Vorschlägen für weitere Tiere, die man rekrutieren könnte. Erdmännchen gegen die Waffenschmuggel-Tunnel im Gazastreifen.

Und Tukane gegen den iranischen Kernreaktor.

ETA: Y. meint, bei dieser Gelegenheit können wir Wikileaks zuvorkommen und zugeben, wie die Festnahme von Mordechai Vanunu in Rom eigentlich vor sich ging:

Der Mossad verdankt M., R., D. und L. einige seiner größten Coups.  Die zionistische Weltverschwörung reicht doch weiter, als selbst die größten Pessimisten angenommen hatten.

Wie gesagt: bei mir habt Ihr es zuerst erfahren.

Die Erzwolke Dezember 28, 2010, 15:00

Posted by Lila in Persönliches.
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Ich stehe am Schlafzimmerfenster. Es ist früher Morgen, der Himmel noch nicht ganz hell. Da sehe ich von links, von Osten her, große, graue, sehr dichte Rauch- und Qualmwolken herantreiben. Ich erschrecke und denke: was ist das? brennt es bei den Nachbarn? aber während ich das noch denke, sehe ich, daß der Qualm von allen Seiten kommt und das Haus einschließt. Ich laufe ins Wohnzimmer, wo alle versammelt sind. Wir sind ganz ruhig. Das Radio läuft, seltsamerweise auf Deutsch. „….nach diesem Angriff ist ganz Israel ist von der Erzwolke eingeschlossen, die sich schnell verfestigt. Hunderttausende sind bereits…“, und dann versickert die Stimme. Ich sehe, daß der Qualm am Fenster ganz fest geworden ist, und begreife, daß wir in dieser schiefergrauen, dunklen Festigkeit eingeschlossen sind. Mir schießt durch den Kopf, daß wir wie die Opfer von Pompeii aussehen werden, wenn wir eines Tages von Archäologen ausgegraben werden. Für meine Idee, Matratzen zusammenzuschieben und wenigstens nicht auf dem Boden zu sterben, ist keine Zeit mehr. Wir halten uns an den Händen und setzen uns auf den Boden. Legen uns hin. Ich denke noch: was ist eigentlich eine Erzwolke?

 

Als mich Y. kurze Zeit später weckte, war ich verstört und es hat Stunden gedauert, bis wirklich begriffen hatte, daß das nur ein Traum war.

Weihnachten Dezember 25, 2010, 11:36

Posted by Lila in Land und Leute.
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Quarta auf dem Flughafen vor dem Abflug:

Sie hatte großen Spaß daran, allein zu fliegen. Und sie ist begeistert vom Schnee, von Weihnachten, von allem. Oh, Deutschland ist so schön, und Quarta ist glücklich.

Und wir waren gestern abend tatsächlich mit den drei Großen in Miilya. Um nach Miilya zu kommen, fahren wir einfach den Feldweg unter unserem Haus entlang in Richtung Osten. Es geht mit Gerumpel durch Olivenhaine und dann an der Kreuzritterburg Montfort vorbei, bis man nach Mitzpe Hila kommt (wo die Familie Shalit wohnt) und schließlich nach Miilya. Wir sind also nicht über die große Straße aus Nahariya gekommen, sondern über einen kleinen Feldweg direkt von zuhause.

Wir hatten nur Y.s Handy, um Bilder zu machen, weil die Kamera gerade in Deutschland Schneewehen und Weihnachtsbaum photographiert, aber einen kleinen Eindruck geben die Bilder vielleicht doch.

Tatsächlich war der ganze Ort mit Lichterketten, Santa Claus-Figuren und Tannenbäumen geschmückt.  Genauso hatte ich mir das vorgestellt.

Die Häuser in Miilya sind sehr groß, durchschnittlich um die 500 m2, würde ich schätzen. Sie sind außerdem sehr schön und stattlich gebaut. Fast jedes Haus ist mit einem Kreuz geschmückt, und fast jedes hat eine Madonnenfigur, eine Christusfigur oder Heilige in Nischen an den Hausecken, über der Tür oder zwischen den Fenstern.

In vielen Hauseingängen standen aufblasbare Santa-Claus-Puppen, das ist wohl dies Jahr das Neuste – so wie vor ein paar Jahren in Deutschland die komischen Kerle mit der Leiter, die die Hausdächer hochkletterten.

Ich wollte nicht in die Häuser rein photographieren, aber in jedem der großen Wohnzimmer stand ein Weihnachtsbaum.

Beleuchtung über der Straße, großer Weihnachtsbaum, und lauter kleine Bäumchen mit roter Lichterkette – die ziehen sich über die ganze Hauptstraße.

Gleich am Ortseingang, an der Straße nach Maalot, sah ich eine Krippe mit Rentierfiguren aus Lichterketten. Die mußte ich mir natürlich aus der Nähe angucken.

Später sah ich dort eine Mutter mit zwei kleinen Kindern, die alles genau betrachteten. Die habe ich dann aber nicht photographiert, aber es war ein schöner Anblick, wie sie so andächtig vor der Krippe standen.

Wir fuhren dann mit dem Auto weiter ins Örtchen rein, höher, in Richtung Kreuzritterfestung und Kirche. Am Platz vor der Kirche war viel los, und auch dort war eine Krippe aufgebaut.

Die Figur des Christkinds fehlte noch, wie Secundus und Y.  sofort bemerkten, aber ich nehme an, nach dem Gottesdienst wird sie hinzugefügt.

Während wir die Krippe bestaunten und ich Bilder mit dem Handy machte, kamen mehrere Bewohner von Miilya auf Primus zu und unterhielten sich mit ihm auf Arabisch.  Es kamen auch noch andere Autos mit photographierenden Touristen, und überall war große Aufregung. Ein Lautsprecher auf der Kirche spielte Jingle Bells auf Arabisch.

Ich fragte Primus, worüber er denn mit den Leuten gesprochen habe, und beide Söhne meinten sofort, sie haben ihr bestes Arabisch an ihnen erprobt. „Ausweise zeigen, oder ich schieße! Durchgang verboten! Ihr seid verhaftet!“ Als sie mein schockiertes Gesicht sahen, brachen sie in unbändiges Gelächter aus. Diese Flegel! Irgendwie gehe ich ihnen immer auf den Leim. Sie haben den Leuten erzählt, daß ihre Mutter Christin ist und sie als Kinder Weihnachten immer in Deutschland gefeiert haben. Und alle haben uns Frohe Weihnachten gewünscht, und wir ihnen auch.

Wir fuhren wieder in Richtung große Straße, denn die Jugend hatte Hunger und wollte gern in ein Restaurant. El Wadi in Miilya soll sehr gut sein (Empfehlung aus der Zeitung, meinte Y.), aber El Wadi war natürlich geschlossen, weil auch dort Weihnachten gefeiert wurde. Während wir noch überlegten, wohin wir statt dessen gehen, kam ein Minibus herangebraust. Eine Gruppe Jugendlicher in Santa-Claus-Kostümen und -Masken sprang mit großem Lärm heraus, stürzte ins Restaurant und verursachte dort Aufruhr.

Ich schnappte mir sofort das Handy und stieg aus. Als die Jugendlichen aus dem Restaurant wieder rausgestürmt kamen und in ihren Minibus springen wollten, um die nächste Familie zu beglücken, rief ich ihnen zu: „ich will euch photographieren, ihr gefallt mir!“ Sie fingen sofort an zu schreien, „mich auch! ich will auch aufs Bild!“ und hampelten wild herum. Ich schrie ihnen zu „Frohe Weihnachten“ und sie schrien zurück, dann hupte ihr Fahrer und sie rannten weg. Als ich wieder ins Auto stieg, hingen Y. und die Kinder vor Lachen krumm auf den Sitzen. Sie sagten, es war ein Anblick für Götter, wie die wilden Santa Cläuse alle aufs Bild wollten und der Fahrer sie wild beschimpfte, weil sie den Betrieb aufhielten. Und ich mit dem Handy, das ich mit Müh und Not bedienen kann. Leider ist nur ein Bild halbwegs was geworden, es ging alles zu schnell.

Ja, das war mein Heiligabend, und was ihm an Besinnlichkeit abging, das hat er mit Fröhlichkeit wettgemacht. Mir wird jedenfalls bei solchen Gelegenheiten sehr klar, wie stark ich mich nach wie vor als Christin fühle. Wie wenn man zu einer Großfamilie gehört, und auch mit dem entferntesten Zweig hat man noch genug gemeinsam, um sich zugehörig zu fühlen, auch wenn man ganz fremd ist. Das Fremde fasziniert, das Gemeinsame heimelt an. Beides habe ich gestern stark gespürt.

Wer sich weiter für Miilya interessiert, dem kann ich diese Seite empfehlen.  Viele schöne Bilder! Auf jeden Fall ein sehenswerter Ort für jeden Besucher. Miilya hat auch eine Hompage, aber nur auf Arabisch. Einfach mal rumklicken, auf einmal stößt man auf Bilder von Festen und Hochzeiten in der Kirche. Und die melkitische Kirche hat tatsächlich eine interessante Geschichte. Wann sieht man schon mal östliche Ikonen und ein Bild des Papsts  gemeinsam verehrt? Mehr über christliche Gemeinden in Israel, ihre Verbindungen zu Rom und Konstantinopel,  kann man hier finden.  Und ich werde mich mal mit meiner maronitischen Freundin in Verbindung setzen, um mehr über ihre Gemeinde zu erfahren.

Gute Wünsche Dezember 24, 2010, 15:41

Posted by Lila in Kinder, Persönliches.
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Frohe Weihnachten meinen lieben und hochgeschätzten Lesern, und wer nicht feiert: freut Euch an der Feststimmung rundherum.  Ich war zwar schon seit drei Jahren nicht mehr zu Weihnachten in Deutschland, aber ich glaube, in den meisten Familien ist trotz Geschenk-Lawine und allgemeiner Hektik ein fester Kern von Weihnachtsstimmung geblieben.

mein Bruder und ich – war das anno 1969 oder 1970?

Wenn ich versuche, Israelis deutsche Weihnachten zu erklären, gucken sie mich erstaunt an. Denn hier wird in den Medien amerikanische Weihnachtsstimmung verbreitet: Sportwettkämpfe, motorradfahrende Santa Cläuse und kitschige Filme mit elektrisch beleuchteten Plastikbäumen und Kindern, die hart bestraft werden, wenn sie sich weigern, an die hohle Mythologie des Kommerzes zu glauben (wie hieß dieser geisterhafte Animationsfilm mit dem Expreßzug zum Nordpol noch mal? Mein Gott, so ein Film könnten einen zum Weihnachtshaß bringen, wüßte man´s nicht besser).

Babypüppchen muß auch singen

(Ich weiß, ich poste diese Bilder alle Jahre wieder, aber ich hab keine anderen digital greifbar)

Auch die seit Wochen durch Nazareth strolchenden Gruppen von lärmenden Jugendlichen in Santa-Claus-Masken und das große Feuerwerk heute abend sind für mein Gemüt ungewohnt und damit un-weih-nacht-lich. Ich besuche Nazareth in der  Vorweihnachtszeit gern, aber natürlich will sich bei strahlendem Sonnenschein und Frühlingswetter einfach keine Weihnachtsmarktstimmung einstellen…

Ach, was hatte ich für Angst vor dem Nikolaus!

Wir haben unsere Weihnachtserinnerungen, und ich bin froh, daß ich es meinen Kindern fast jedes Jahr ermöglichen konnte, Weihnachten in Deutschland mitzuerleben. Sie sind sich alle einig, daß es eigentlich kein magischeres Fest für Kinder gibt als Weihnachten – die Wartezeit, die Kerzen, die Abende mit Nüsseknacken, Apfelsinenessen und Plätzchen um den Adventskranz, dann das Warten aufs Christkind (das hoffentlich noch nicht gänzlich ausgestorben ist…) und das Singen und das Glöckchen und das Vorlesen aus der alten Bibel mit den Illustrationen von Dore. Wobei alle lächeln, wenn „das Kind in der Krippe“ erwähnt wird, denn eines unvergeßlichen Abends las eine junge Verwandte „das Rind in der Krippe“. R und K sind sich aber auch sehr ähnlich in der alten Druckschrift.

Ich erinnere mich an Weihnachten bei meiner Oma, an die Blockflöten-Wettrennen zwischen meinem Vetter und mir („Kommet ihr Hirten“ – wer konnte das schneller?) und an Omas leicht sorgenvolllen Blick – sie hatte die Geschenke stets so gut versteckt, daß sie sie nicht wiederfinden konnte. Einmal tauchte im Februar ein von ihr schön gehäkelter Teppich für mein Puppenhaus auf…

Überhaupt meine Puppen. Sie verschwanden im Advent, um sich im Himmel vom Christkind neue Kleider anpassen zu lassen. Ich habe das ohne jeden Zweifel geglaubt und sie am Weihnachtsabend freudig begrüßt in ihren schönen neuen Sachen – wobei mir schon klar war, daß die Oma diese Kleider und Pullöverchen gemacht hatte. Aber zu Weihnachten war Oma nun mal Christkinds Helferin. Und mir tat nur leid, daß Susi und Michael und Brigitte mir nicht erzählen konnten, wie es im Himmel eigentlich aussah.

mit unserer Oma – auf dem Schrank liegt die Puppe Monika, mit der schon meine Mutter und Tante als Kinder gespielt haben

Jedes Jahr zu Weihnachten wurden auch wieder die Familien-Dönekens erzählt. Von meiner Mutter und meiner Tante, die sich gegenseitig zu Weihnachten mit neuen Bänden ihrer liebsten Mädchenbuch-Serien zu beschenken pflegten. Meine Mutter sammelte Elke (Elke die Welke, wie ihr großer Bruder sagte), und meine Tante sammelte Pucki. In der Adventszeit las die große Schwester zuerst das für die kleine Schwester gekaufte Buch und umgekehrt. Irgendwann wurden die Bücher dann unter dem Siegel der Verschwiegenheit ausgetauscht und ebenfalls gelesen. Womit die Überraschung unter dem Weihnachtsbaum ruiniert war.  (Weswegen das eine Warn-Geschichte war. Tut das bloß nicht, Kinder! Ich habe die Serien übrigens geerbt.)

Meine Mutter war als Kind eine Naschkatze, und einmal hat sie sich am guten Heringssalat (den es in unserer Familie von jeher zum Heiligabend gibt) samt Plätzchen so überfressen, daß sie sich übergeben mußte. Und sie hat sich mal unter den Weihnachtsbaum verkrochen, bis der kippte und umfiel. Das mußte sie uns oft erzählen.

Ich erinnere mich auch noch an das Weihnachtsfest, als mein Vater hocherfreut den Auto-Feuerlöscher auspackte, den sein ebenfalls autoverrückter Bruder ihm geschenkt hatte. „Ach“, rief er, „guckt mal, wie einfach das geht. Man zieht nur hier und drückt dann da…“, woraufhin der Feuerlöscher anfing zu spucken und zu schäumen. Unser Vater verschwand mit ihm auf dem Balkon, wo der Feuerlöscher sich seiner gesamten Ladung entledigte. Zu unserer großen Freude.

Ich habe rührenden Glauben auch bei meinen Kindern gesehen. So bewegen sich ja bei uns die ganze Adventszeit über unsere schönen, aus Olivenholz geschnitzten Krippenfiguren langsam in Richtung Krippe. Erst Josef, dann Maria, und von der anderen Seite tauchen nacheinander die Hl. Drei Könige auf mit ihren Kamelen. Sie ziehen langsam die Bücherreihen entlang. Als Quartas bester Freund einmal zu Besuch kam, zeigte sie ihm die Figuren und flüsterte: und weißt du was, nachts bewegen die sich!

Und einmal hatte ich beim Stoff-Nikolaus mit den Taschen, der seit Jahren treu seine Adventsdienste bei uns leistet, ein Papierchen vergessen. Da meinte Tertia ganz andächtig: guck mal Mama, der Nikolaus hat ein Papierchen liegengelassen!

Dieser Nikolaus hängt immer noch im Advent bei uns an der Wand, einträchtig neben den Chamsa-Glücksbringern. Auch meine großen Jungens gucken jeden Morgen nach, was der Nikolaus ihnen gebracht hat. Weihnachten hat so was an sich, man glaubt gern an Wunder.

bei meiner Mutter – so wird es auch heute aussehen


Wir werden bei Einbruch der Dunkelheit ins Örtchen Miilya fahren, ganz in der Nähe – eins der gänzlich christlichen Dörfer in Israel. Dort ist schön geschmückt und wir können ein bißchen Weihnachtsstimmung aufsaugen.  Die Christen dort sind Melkiten – eine ganz besondere Kirche mit griechisch-orthodoxem Ritus, die sich dem Papst unterstellt hat.  Ein altes Castellum der Kreuzritter steht da auch noch. Noch näher bei uns liegt ja die Kreuzritterburg Montfort. Und Jesus kam schließlich auch aus Galiläa.

Ein komisches Gefühl Dezember 23, 2010, 9:15

Posted by Lila in Persönliches.
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Heute steht auf der Speisekarte für meine geplagten Studenten: Karolingische Renaissance. Ich kann überhaupt nicht sagen, wie seltsam sich das anfühlt, hier im strahlenden Sonnenschein, mit Blick auf die Bucht von Haifa, von Aachen und dem Kaiser Karl und seinem Scriptorium zu erzählen.  Noch dazu am 23. Dezember.

Als mein Bruder und ich klein waren, war es bei uns Sitte, daß unser Vater uns zu einem Ausflug mitnahm, während unsere Mutter und Oma zuhause dem Christkind halfen. (Ich habe ziemlich lange geglaubt, daß da tatsächlich etwas Übernatürliches vorgeht – meine Eltern und Oma waren einfach sehr überzeugend, alle Achtung). Und zu den Zielen, die wir am Heiligabend-Nachmittag ansteuerten, gehörte auch Aachen, der Dom, der Domschatz. Und natürlich die Schaufenster, das Rathaus, der Karlsbrunnen. Das ist für mich einfach Kinderheimat.  Wie kann das jemand nicht kennen?

Alles, was ich über karolingische Renaissance weiß, habe ich hier in Israel gelernt …. und das war noch viel seltsamer: in Haifa in einer Vorlesung zu sitzen und die Spolien im Dom erklärt zu kriegen, den ich doch aus den Weihnachtsfahrten mit Papa so gut kenne.  Nein, ich kann gar nicht beschreiben, wie vertauscht ich mich in solchen Momenten fühle, wenn ich in den Gesichtern der Studenten sehe, daß Aachen für sie so weit weg ist wie der Mond.

Ein Monat Dezember 21, 2010, 15:37

Posted by Lila in Kinder.
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Primus hat es fertiggebracht, sich für einen Monat von der Armee beurlauben zu lassen, um zu arbeiten und Geld zu verdienen – die Armee bietet diese Möglichkeit, und Primus hat sie genutzt. Gestern ist er angekommen, und jetzt habe ich ihn für einen Monat bei uns. Y. hat ihm Arbeit in seiner Firma besorgt, und heute sind die beiden zum ersten Mal zusammen im Morgengrauen losgezogen. Ich bin glücklich. Kochen lohnt sich wieder.

Kleingedrucktes Dezember 21, 2010, 15:22

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Anscheinend reicht die Zusammenarbeit zwischen den israelischen Sicherheitsorganen und der Fatach weiter als bisher zugegeben. Mich erstaunt das kein bißchen.

In einer Siedlung sind 150 Bäume verwüstet und ausgerissen worden. Die Verdächtigen: Palästinenser.  Normalerweise hört man ja nur von umgekehrten Ereignissen – oft auch, wie ich vermute, fälschlicherweise. Tatsächlich werden Olivenbäume jedes Jahr so weit zurückgeschnitten, daß die herumliegenden Äste und Zweige wirklich wüst aussehen – wir sehen das auf unseren Fahrten an den Olivenplantagen des Nordens vorbei regelmäßig. Es ist also anhand von Bildern schwer zu sagen, wann wirklich Schaden zugefügt wurde und wann es nur behauptet wurde.  Aber zumindest in einem Teil der Fälle ist davon auszugehen, daß sich kriminelle Elemente unter den Siedlern an den Bäumen der Palästinenser vergreifen. Gott sei Dank ist es nicht so einfach, uralte Olivenbäume so zu schädigen, daß sie nicht mehr weiterwachsen. Aber um jeden Baum ist es sehr schade. Auch um die Avocado- und Mandelbäume in Barkan.

 

Sieben Jugendliche aus Jerusalem sind festgenomen worden, weil sie Araber angegriffen haben.  Sie haben dazu eine 14jährige als Köder eingesetzt, um arabische Jugendliche in einen abgelegenen Park zu locken, wo sie dann von der Bande brutal zusammengeschlagen wurden. Was für ein widerliches Verbrechen.  Falls die Medien weiter darüber berichten, würde mich interessieren, welche Strafen sie bekommen. Hängt von ihrem Alter ab.

 

Sowas gibt es also alles auch. Fatach-Leute, die mit Israel gegen die Hamas kooperieren (und es dann abstreiten), Palästinenser, die den Siedlern die Bäume kaputtmachen, und jüdische Jugendbanden, die junge Palästinenser mißhandeln.  Lauter kleine Meldungen,  keine davon paßt in irgendein Narrativ oder Weltbild. Das ganz alltägliche Chaos.

 

 

Mein Qassam-Ticker Dezember 21, 2010, 8:53

Posted by Lila in Presseschau.
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ist natürlich kein richtiger Ticker, denn die täglichen Angriffe der letzten Tage habe ich nicht getickert, aber es ist deutlich mehr geworden. In den deutschen Medien sehe ich, daß nur die israelische Gegenwehr der Meldung wert ist, dabei gehen hier täglich Mörsergranaten und Qassam-Raketen ungezielt auf israelischem Gebiet nieder.  Angriffe, die sich im Gegensatz zu den israelischen Gegenschlägen ausschließlich gegen Zivilisten richten.

Heute früh war es wirklich knapp.  Eine Qassam-Rakete explodierte neben einem Kindergarten. Ein Kind erlitt einen Schock und eine 14jährige wurde durch Glassplitter  leicht verletzt.

Am Sonntag hat Israel eine Gruppe Männer beschossen, die gerade dabei waren, Raketen abzufeuern. Fünf der „Kämpfer“ (Al Jazeera) wurden dabei getötet.  Auf den Bildern waren die Überreste der Raketen und Ausrüstung deutlich zu erkennen, auch wenn in den meisten Meldungen westlicher Online-Medien die trauernden Angehörigen der Getöteten und nicht die Beweise ihrer Aktivität gezeigt wurden.  Auch gestern hat die Luftwaffe wieder Angriffe geflogen, wieder gezielt gegen Orte, an denen Raketen hergestellt oder abgefeuert werden.

Leider sind das, typisch für diese „Kämpfer“, meist Wohngegenden. Da braucht es auch keine israelische Luftwaffe, um Menschen zu verletzen – Unfälle kommen immer wieder vor (und die Hamas gibt es auch zu – ja, genau, dieselbe Hamas, die Weizsäcker und Schmidt uns als gleichberechtigte Gesprächspartner anempfehlen).

Mir scheint, wir sehen einer weiteren Eskalation entgegen. Und diesmal wird nicht, wie letztes Mal, abgewartet, ob der Beschuß von allein wieder aufhört. Diesmal befolgt die Armee, so sieht es zumindest aus, den Grundsatz: zero tolerance. Jeder Angriff wird beantwortet. Hoffen wir, daß es Erfolg hat. Diese Angriffe sind überflüssig wie ein Kropf, bringen niemandem etwas. Es besteht kein vernünftiger Grund für die Bewohner des Gazastreifens, die Bewohner von Ashkelon oder Sderot zu beschießen. Und sage mir nun keiner, die Blockade! die Blockade! Die Blockade ist doch gerade eine Konsequenz der Bewaffnung und der Angriffe der Terrororganisationen.

Kurz, da unten im Süden wird es wieder unruhig. Schade. Ich habe es den Menschen, die so viele Jahre mit der Bedrohung gelebt haben, so gegönnt, daß sie wieder normal leben konnten. Es scheint so, als wäre das nur eine Atempause gewesen.

Oh, und der einzige Israeli, der sich noch im Gazastreifen befindet, heißt Gilad Shalit.  Und er ist nicht als „Besatzer“ da.

Nachrichten anders lesen Dezember 18, 2010, 21:50

Posted by Lila in Land und Leute.
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Dieses Wochenende hatten wir nur Secundus zuhause, Primus mußte bei der Armee bleiben. Er hatte aber Heimweh und rief mich an. Wir unterhielten uns lange, und er seufzte: „immer, wenn hier was passiert, bin ich dabei, und hier passiert dauernd was…“

So hatte ich keinen Zweifel, als ich vorhin von der Entführung zweier Frauen in der Gegend von Bet Shemesh las.  Eine Frau wurde gefesselt und mit Stichwunden im Bauch gefunden. Ihre Begleiterin ist noch verschwunden. Beide wanderten und wurden von zwei arabischen Jugendlichen oder jungen Männern angegriffen. (So behauptet sie – da scheint etwas nicht ganz klar zu sein, wer sie wirklich angegriffen hat.)

Ich rief sofort Primus an und fragte, wo er ist und was er tut. Er kennt mich gut und fragte sofort: „willst du wissen, ob ich im Einsatz war bei der Frau mit den Stichwunden? Ja, wir waren da, und zwar als erste“. Und weiter hat er keine Zeit, denn die ganze Gegend sucht nach der verschwundenen Frau. Hoffen wir, daß sie gefunden wird und die ganze Sache überlebt hat.  Die Hintergründe sind noch unklar.

Früher habe ich Primus von den Nachrichten ferngehalten – wir haben immer darauf geachtet, daß die Kinder nichts sehen, was ihnen Albträume bereiten könnte. Die Zeiten sind leider längst vorbei, er ist erwachsen.

Ein Jahr und zwei Monate später… Dezember 17, 2010, 12:43

Posted by Lila in Kinder, Land und Leute.
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… und wieder sitzen wir auf der Tribüne von Bahad 10, der Ausbildungs-Basis des Sanitätskorps (oder wie immer man auch chel ha-refua übersetzen möchte). Diesmal waren es deutlich mehr frisch ausgebildete combat medics als bei Primus – Nahal und Givati hatten ihren Kurs zusammen gemacht, und Fallschirmjäger und Golani ebenfalls. Und dann natürlich der Kurs der Mädchen. Insgesamt vier große Gruppen.

Als Y. die Fallschirmjäger und Golani zusammen sah, raunte er mir zu, „wenn die miteinander auskommen können, gibt es vielleicht sogar mal Frieden im Nahen Osten“ – die verschiedenen Infanteriebrigaden sind einander ja legendär un-grün in Olivgrün.

Alle standen in Gruppen um den Exerzierplatz, waren alle sehr aufgeregt, die Eltern auch. Immer dieselbe Atmosphäre, sobald Eltern dabei sind  – ob Kindergarten oder Armeebasis. Die Kinder sind stolz auf die Welt, in der sie sich ohne Eltern zurechtfinden, die Eltern sind stolz auf den brillanten Nachwuchs. Fingerfarben oder Sanitäternadel – hat man schon mal so ein begabtes Kind gesehen?

Wir mußten wieder eine Weile warten, bis die ganze Prozedur losging. (Erkennt jemand Secundus? Er kommt gerade in Richtung Elterntribüne, gucken, wo wir sind – natürlich ohne unziemliche Neugier zu zeigen).

Als das Licht für Bilder schon  nicht mehr gut war, ging es endlich los. Zackige Musik, und sie marschierten ein.

Mein Secundus natürlich gaaanz weit hinten, das rechte hintere Viereck, zweite Reihe von rechts, drittletzter Junge. Wie wir ihn trotzdem entdeckt haben, keine Ahnung. Er wird wohl mein messerscharfes Profil geerbt haben.

Ein Vater sang von hinten das alte Lied von Haimke, dessen Mutter begeistert ist, daß er der einzige ist, der das richtige Bein vorsetzt – der einzige, der das richtige Abzeichen am Barett hat – der einzige, der seine Mama liebt und ihr winkt  – kurz, der einzige vernünftige Soldat unter lauten Shlumieln.

 

„Nur mein Haimke!“  Gelächter im Publikum.

Ich denke bei Marschmusik unwillkürlich an Colonel Hathi und die Dschungelparade…

Secundus hatte uns vorher gewarnt, daß das mit dem Gleichschritt und so nicht ganz sitzt… und daß die Mädchen die Stars des Abends sind. Das stimmte natürlich – das Viereck rechts vorn, das sind die Mädchen.  Man hört die Eltern aufgeregt rufen. Dann kamen die Ausbilder dazu und stellten sich neben die Reihen. Und dann die Commander. Ach Gott, auch alles Kinder! (Links, das Mädel mit dem Pferdeschwanz, war Secundus´ Commander)

Dann war das Marschieren vorbei, und die Hintergrundmusik wurde ruhiger, einfache Lieder. Mir fiel ein Lied von Yoram Gaon auf, „Die  Ballade vom Sanitäter„.

Es ist ein Lied über einen Sanitäter, der beim Retten eines Verwundeten selbst verwundet wird und stirbt, und endet mit den Worten, „achi achi sheli“, mein Bruder. „Ach“ heißt aber auch Krankenpfleger, und Y. meint, Soldaten singen als letzte Zeile , „ani lo achicha, ani chovesh“, ich bin nicht dein Bruder, ich bin Sanitäter.

Wie bei Primus kamen Reden und dann der Eid:

אני, חייל בחיל הרפואה של צבא ההגנה לישראל
נשבע היום הזה –
להושיט יד עוזרת לכל פצוע ולכל חולה,
אם נקלה ואם נכבד, אם אוהב ואם אויב –
ולכל אדם באשר הוא אדם.

אני נשבע להביא מרפא וצרי לגוף ולנפש,
לשמור סוד, אמונים וכבוד, ולשקול את מעשי
בתבונה, בתושיה, ובאהבת אנוש.
שומר אחי אהיה תמיד – אם בקרב, אם באלונקה
ואם ליד מיטת החולי.

אני נשבע כי על ליבי יהיה חרוט לעד
הדיבר העליון של ההקרבה –
לא להשאיר פצוע בשדה
בזאת אני נשבע

Ich, Soldat im Sanitätsdienst der Armee zur Verteidigung Israels,

schwöre heute,

daß ich jedem Verletzten und Kranken helfend die Hand geben werde –

ob Gesetzesbrecher oder gesetzestreu, ob Freund oder Feind,

jedem Menschen, weil er ein Mensch ist.

Ich schwöre, dem Körper und der Seele Hilfe und Heilung zu bringen,

Geheimnisse zu wahren, treu und ehrenhaft zu sein, und meine Entscheidungen mit Verstand, Klugheit und Menschenliebe zu treffen.

Ich werde immer Hüter meines Bruders sein – auf dem Schlachtfeld, mit der Tragbahre und neben dem Krankenbett.

Ich schwöre, daß in meinem Herzen

das höchste Gebot der Opferbereitschaft fest eingegraben ist –

keinen Verletzten zurückzulassen.

Das schwöre ich!

Ein schöner Eid. Der oberste Offizier betonte in seiner Rede, daß es zwei Werte sind, die den Sanitäter immer leiten müssen: Sorge für das menschliche Leben und Respekt vor der Menschenwürde. Jeder Mensch fällt dadurch, daß er Mensch ist, in den Zuständigkeitsbereich des Helfenden, keinem wird Hilfe verweigert.

Wie schon vor einem Jahr fragte ich mich, in welcher anderen Armee das wohl so deutlich gesagt wird. Und ich weiß ja inzwischen von Primus, daß er tatsächlich viele Menschenleben gerettet hat, die eigentlich in die Kategorie „Feinde“ fallen. Schon bemerkenswert. Ob es jemandem außer mir auffiel, weiß ich nicht – den anderen kam es wohl natürlich vor. Oder sie haben nicht hingehört, sondern nur ihren jeweiligen Haimke angeguckt…

Die Besten wurden herausgerufen und liefen eifrig nach vorne, um sich die Hand schütteln zu lassen. Neben mir schnappte ein Mann nach Luft. „Das ist mein Sohn! und er hat mir nichts davon gesagt!“ Ich habe ihm gratuliert und mich für ihn mitgefreut. Mein Secundus hatte zwar sehr gute Noten, aber Bester seines Kurses war er nicht, wie auch Primus nicht. Macht nichts, ich habe keinen Ehrgeiz dieser Art, mir reicht es, daß sie das, was sie tun, gut und mit ganzem Herzen tun.

Alle kriegten ihre Nadeln mit dem Würmchen, die Ausbilder umarmten die Soldaten und die Offziere schüttelten viele Hände. Inzwischen war es so dunkel, daß man nichts mehr sehen konnte. Die Ha Tikva wurde im Stehen gesungen.

Sie marschierten alle am Publikum vorbei, ich winkte Secundus zu und der grinste schief, oder habe ich mir das nur eingebildet? Die männlichen Vierecke stellten sich an den Seiten auf und trampelten eine Weile mit den Füßen.

Der krönende Abschluß. Die Mädchen führten ein paar Marschfiguren vor:  eine Pfeilspitze und die unleserlichen Buchstaben Bahad 10 – gut, daß der Mann am Mikrophon uns das jeweils mitteilte, denn wir hätten diese Figuren nie und nimmer erkannt. Trotzdem kriegten sie natürlich stürmischen Beifall.  Schließlich warfen alle die Barette in die Luft und fingen an zu jubeln.

Dann löste sich das Ganze in Grüppchen auf, die einzelnen Ausbilder hielten an ihre Gruppen noch mal kleine Ansprachen, und mir fiel auf, daß Secundus´ Commander, eine ganz junge Frau, reichlich erschöpft aussah. Ich nehme an, die Jungens haben sie ganz schön auf die Probe gestellt. Es war ihr erster Kurs. Wir haben uns bei ihr bedankt, aber sie sah nicht enthusiastisch aus, als sie den Namen Secundus hörte. Ich werde den Kerl mal ausfragen, ob er sich was geleistet hat.

Und natürlich jede Menge Photos mit Freunden und Familie.

Hinten, genau in der Mitte, Secundus. Übrigens kann man Givati und Nahal an den Stiefeln unterscheiden: Nahal, wie die Fallschirmspringer, tragen die stolzen „roten Stiefel“, Givati dagegen die normalen schwarzen.

Tja, und das war es dann. Y. begrüßte noch einen Offizier, den er kennt (Nachbarkibbuz), dann verabschiedete sich Secundus. Er fuhr mit zwei Freunden weiter, auf eine Party. Wo er nächste Woche ist, wissen wir noch nicht – irgendwo in den Gebieten. Die Monate, in denen ich beruhigt war, weil ich wußte, er ist in Tsrifin, also in Rishon leZion und mitten in Israel, wo es sicher ist, sind also vorbei.

Aber Y. weiß mich zu trösten. Er wies mich auf die vielen Flugzeuge hin, die pausenlos über Tsrifin niedrig fliegen – das ist wohl die Einflugschneise für Ben Gurion. Wie leicht hätte eins davon Secundus auf den Kopf fallen können! (chalila) Das hatte ich natürlich nicht bedacht. So gesehen ist er in Kiriat Arba bestimmt besser aufgehoben…

Endlich Dezember 15, 2010, 9:45

Posted by Lila in Presseschau.
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wirft mal jemand die Frage der jüdischen Flüchtlinge aus arabischen Ländern in die Diskussion. Danny Ayalon, dessen Vater aus Algerien vertrieben wurde und der jetzt stellvertretender Außenminister ist, setzt sich dafür ein, die Flüchtlingsfrage fair zu betrachten. Von beiden Seiten gab es Flüchtlinge, und von beiden Seiten aus einer Vielzahl von Gründen. Darüber habe ich ja schon oft genug geschrieben und mag es nicht wiederholen. Aber die Fixierung auf nur einen Teil der Flüchtlinge ist unfair.

Ayalon, whose father came to Israel after being forced out of Algeria, said this issue has „a practical as well as a moral aspect. The demands from the two sides are asymmetrical, the Palestinians talk of rights and justice [for Palestinian refugees], yet the rights and justice of the Jewish refugees from Arab lands have been ignored and suppressed for too long. “

In an article Ayalon wrote in September in The Jerusalem Post entitled „I am a refugee,“ Ayalon said that while some 750,000 Arabs fled or left Mandatory Palestine, there were some 900,000 Jewish refugees from Arab lands.

„We are going to make an effort now to bring to the forefront the plight of the Jews from the Arab countries,” he said.

Die meisten Betrachter von außerhalb wissen ja nicht mal, daß ein großer Teil der von den Römern vertriebenen Juden im Nahen Osten blieb, und das über viele Generationen hinweg. Und die meisten „Kritiker“, die meinen, Israel sei ein künstlich in den Nahen Osten verpflanzter Staat voll Emigranten aus Berlin und New Jersey, haben sich noch nie in Israel umgeguckt. Für jeden Weinstein und Goldberg gibt es Buchbut, Biton und Buskila, also Nachnamen, die eindeutig auf eine Herkunft aus einem arabischen Land hinweisen. Und deren Eltern haben Algerien, Tunesien, Persien, Ägypten oder den Jemen meist nicht freiwillig verlassen – und unter Zurücklassung ihres Besitzes.

Es ist wohl an der Zeit, diese Tatsache mal wieder ins Gedächtnis zu rufen. Es darf keine zweierlei Arten von Flüchtlingen geben. Wenn entschädigt wird, dann bitte beidseitig.

Daß die Palästinenser und die arabischen Staaten an dieser Seite der Geschichte nicht interessiert sind, spricht Bände.

Neulich, im Sammeltaxi… Dezember 14, 2010, 16:19

Posted by Lila in Land und Leute, Muzika israelit.
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Ach, ich müßte eine Kategorie ÖNV einrichten, ich fahre ja dauernd mit Bus, Bahn und Taxi und habe die schönsten Erlebnisse dabei.

Gestern saß ich also im Sammeltaxi. Der Fahrer war ein pummeliger Araber mit Schirmmütze und zwinkerndem Lächeln, einer von der humorvollen Sorte. Er hatte das Radio an, nicht richtig laut, aber hörbar, und summte und sang vergnügt die ganzen Hits der orientalischen Stars mit, die ich ja alle nicht kenne.

Nun stieg ins Taxi ein  frommer Jude  ein, ein richtig ultra-orthodoxer Religiöser in schwarzem Kaftan , mit Hut und so weiter – das sieht man wirklich selten, denn normalerweise meiden sie Orte, an denen sie eng an eng mit Frauen sitzen müssen. Im Bus fahren sie oft, aber im Sammeltaxi seltener. Im Taxi saßen zwei arabische Mädchen, eine ältere Russin, die lauthals russisch telefonierte und hell blondiert war, eine sehr hübsche junge Russin und zwei Arbeiter. Und ich.

Als erstes mußte natürlich die Sitzordnung geändert werden, denn der fromme Mann kann ja nicht zwischen zwei Frauen sitzen, und wir waren doch ziemlich viele Frauen. Aber das klappte irgendwie, alle saßen, noch ein Student stieg ein, das Taxi war voll und wir fuhren los. Ismail, so hieß der Fahrer, kassierte das Geld, während er um die Kurven raste und das Radio lauter stellte.

Es dauerte nicht lange, und der Religiöse turnte nach vorne. Er bat den Fahrer sehr höflich, das Radio abzustellen, „wenn es dir nichts ausmacht“. Ismail warf ihm einen kurzen Blick zu, meinte, na gut, und drehte das Radio runter.

In Kiriat Motzkin  wollten die beiden Arbeiter aussteigen. Einer von ihnen blieb wie angewurzelt unter der Tür stehen und drehte sich um, Panik in den Augen. Sein Portemonnaie war weg! aber er hatte es noch in der Hand gehabt, als er bezahlte! Ismail meinte beruhigend: „dann muß es ja noch irgendwo sein, seitdem ist niemand ein- oder ausgestiegen“. Und wir fingen alle an zu suchen, weil wir es ja auch alle eilig hatten und weiter wollten. Der Arbeiter kroch auf allen vieren im Taxi rum und wir rutschten herum und tasteten und guckten in alle Ritzen.  Und wir machten Anstalten, alle auszusteigen und das Taxi richtig zu durchsuchen, trotz unserer Eile.

Auf einmal sagte der Religiöse, mitten ins Chaos von Tüten, Mänteln und Popos, „oh, ich muß drauf gesessen haben“, und reichte dem Arbeiter das Portemonnaie. Der sah den Religiösen an, als wollte er ihn fressen, schnappte sich das Portemonnaie und verschwand. Es war ein peinlicher Moment. Ismail schmiß den Wagen wieder an und raste weiter. Automatisch stellte er dabei das Radio wieder auf laut.

Frauenstimmen darf der Religiöse ja gar nicht singen hören.  Er kam also wieder nach vorne und bat immer noch höflich, aber schon etwas genervt, ob der Fahrer das Radio nicht abstellen könnte. Der Fahrer rutschte unbehaglich hin und her. Dann platzte er heraus, „ja sind wir denn in Trauer? ich kann ohne Radio nicht autofahren!“ Er stellt das Radio zwar leiser, aber die Musik war doch noch zu hören. Der Fahrgast seufzte also, zuckte mit den Schultern und fiel auf seinen Sitz zurück. Etwas später stieg er aus.

Vermutlich hat er sich vorgenommen, nie wieder in so ein Sammeltaxi zu klettern, während der Fahrer sich zufrieden die Schirmmütze zurechtrückte, die Musik lauter stellte und weiterfuhr.

Neulich, in einem anderen Land… Dezember 14, 2010, 15:30

Posted by Lila in Kibbutz, Kinder, Katzen.
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Seit Jahren halte ich in einem Kibbuz Vorträge, ganz in der Nähe unseres alten Kibbuz. Dort existiert seit vielen Jahren, wie in den meisten Kibbuzim, ein Club (moadon) für die älteren Mitglieder, der jede Woche Vorträge über verschiedene Themen anbietet. Ältere Kibbuzniks sind die bildungshungrigsten Menschen, die ich kenne – bekanntlich kommt bei der Bildung der Appetit beim Essen, d.h., sie sind hochgebildet, aber stets hungrig auf mehr.

 

In diesem speziellen Kibbuz wird der moadon seit langem von einer besonders engagierten und klugen Frau geleitet (die außerdem noch phantastisch aussieht – sie behauptet, über 70 zu sein, wirkt aber mehr wie eine sehr gepflegte und elegante 50erin), die das Angebot immer um ein Thema herum gruppiert. Mal ging es um Mensch und Natur, mal um Religion und Glauben, mal um den menschlichen Körper, mal um Mann und Frau – dieses Jahr ist jüdische und israelische Identität dran.

 

Mich hat sie wieder für drei Vorträge verpflichtet: jüdische Symbole, Holocaust in der Kunst und Holocaust-Gedenken – Themen, bei denen ich mich ganz gut auskenne und die ich seit Jahren beackere. Neulich war also das erste Treffen. Anderthalb Jahre war ich in diesem Kibbuz nicht mehr gewesen, und da wir dort viele Freunde und Bekannte haben, ist Y. mitgekommen. Wir waren zu früh dran und liefen ein bißchen herum.

 

Der Dining Room war hell erleuchtet und offen. Familien gingen ein und aus. Wir sahen uns an: oh Mann, so war das bei uns im Kibbuz früher auch, bevor alles bezahlt werden mußte und nach den Mahlzeiten alles abgesperrt wurde. Im Kibbuz von früher stehen die Brotschneidemaschinen frei zugänglich, das Brot liegt in einem vergitterten Schrank, und wer will, kommt vorbei und holt sich Brot. Oder sucht einfach noch ein paar Knäppchen für die Kinder.

 

Die Kinder und Jugendlichen liefen in Gruppen herum, in T-shirts und Sweatshirts mit dem Logo der Schule – der Schule, auf die meine Kinder auch gegangen sind. Tertia hat dieses Rumhängen in Gruppen nie gemocht und ist heilfroh, daß sie nicht mehr zwischen ihrem Alleinsein-Bedürfnis und den Ansprüchen der Gruppe lavieren muß, aber Quarta vermißt die Möglichkeit, einfach vors Haus zu gehen und gleich alle Freunde und Freundinnen in der Nähe zu haben. Ja, auch im Moshav hat sie Freundinnen, zu denen sie geht, aber hier sind doch viel weniger Kinder als im Kibbuz, der Moshav ist winzig im Vergleich zum Kibbuz.  Und die Kinder und Jugendlichen waren wunderbar schlampig angezogen, die Mädchen nicht aufgetakelt, die Jungens teilweise in karierten Pantoffeln, eben richtige Kibbuz-Jugend.

 

Die alten Leute kamen langsam in Richtung moadon, mit ihren Elektro-Autos mit Regenschutz, und es herrschte die typische Kibbuz-Betriebsamkeit. Familien strömten in den Laden und wieder raus, junge Väter guckten mit ihren Dötzchen nach Schnecken und Regenwürmern, Großeltern nahmen die Enkel auf dem Elektrokarren mit, und wir schlenderten einfach ein bißchen herum und trafen Leute.

 

Ich bin mehr als „die was über Kunst erzählt“ bekannt, Y. natürlich als Enkel von … und Schulfreund vieler Kibbuzniks dort kennt viel mehr Leute. „So, ihr seid also weg aus eurem Kibbuz? das ist aber schade“, meinten natürlich alle, die wir trafen – sowas spricht sich eben rum.  Y. kriegte ein paar Küßchen – von einer Jugendfreundin meines Schwiegervaters, von der Mutter seines Schulfreunds Ronen.

 

Die Türen des moadon gingen auf, die elegante Leiterin kam auch, und wir tranken eine Tasse Tee vor Beginn des Vortrags. „Bei euch im Kibbuz ist also noch alles unverändert? kein shinui, kein Wandel, keine Privatisierung? habt ihr es gut!“ „Ja, bei uns gibt es auch Leute, die das Modell von eurem Kibbuz durchdrücken wollen. Neulich war eine Abstimmung. Aber alles ist durchgefallen – keiner wollte die Privatisierung des Dining Room einführen, von anderen Sachen ganz zu schweigen. Ja, das Essen ist noch umsonst, und die meisten Sachen im Laden auch, Mehl und Milch und Gurken und Tomaten. Bei uns wollen die meisten Leute, daß es Kibbuz bleibt. Ach ja, eine einzige  Privatisierung ist durchgekommen: Zeitungen. Ab jetzt muß jeder sich entscheiden, welche Zeitung er abonniert, und das Abo bezahlen. Aber ansonsten – wir sind und bleiben Kibbuz. Wieso seid ihr nicht zu uns gezogen?“

 

Gute Frage. Mit unserem angesammelten „vetek“ hätten wir dort einen guten Start machen können. Wir haben das nicht mal ernsthaft erwogen, in einen anderen Kibbuz zu gehen – es ist notorisch schwierig, nachdem man sich an alle Macken des einen Kibbuz gewöhnt hat, dann in einem anderen heimisch zu werden. Natürlich wollten wir auch vermeiden, daß wir mit großem Ach und Krach umziehen, um dem „Wandel“ zu entgehen, und er uns dann in einen anderen Kibbuz folgt, mit dem Sirenenruf des unbegrenzten Reichtums. (Ich weiß, daß es in vielen Kibbuzim sehr gut geklappt hat – die haben aber auch andere Modelle der Privatisierung eingeführt als in unserem alten Kibbuz, der so ein nichts-Halbes-nichts-Ganzes-Modell gebastelt hat.)

 

Und wir wollten die Lebensform wechseln. Es gefällt uns ja auch sehr gut, wir kommen gut „draußen“ zurecht und leben gern hier oben im Norden. Ich weiß nicht, ob wir das jetzt noch könnten – in einen Kibbuz zurückgehen und uns wieder den Entscheidungen anderer unterwerfen, auch wenn wir selbst natürlich genausogut Entscheidungsträger werden könnten, so wir nur wollten. Ein Kibbuz gibt viele Entfaltungsmöglichkeiten. Aber er ist auch voll Klatsch und man steht ewig unter Beobachtung. Ich fühle mich sehr befreit, seit ich das kritische Auge der Allgemeinheit nicht mehr ständig spüre.

 

Als ich die ganzen zufriedenen Gesichter um mich herum sah, fühlte ich einen richtigen Schwall Liebe für diese Lebensform – Kibbuz.  Ich freue mich, daß es noch Orte gibt, an denen es funktioniert, und wünsche mir, daß es auch für diesen Kibbuz so bleibt. Auch wenn die Privatisierung der Zeitungsabos natürlich ein seeehr drastischer Schritt ist…

Lieder zur Melancholie Dezember 14, 2010, 14:38

Posted by Lila in Muzika israelit.
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Arkadi Duchin (Chaverim shel Natasha), Melancholi

Hemi Rodner (Efo ha yeled), Melancholia

Albrecht Dürer, Melancholia

Einfach so.

Die chinesischen Mystiker Dezember 12, 2010, 9:42

Posted by Lila in Muzika israelit.
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Beide Jungens sind noch hier, wir fahren bald zusammen in Richtung Eisenbahn Nahariya. Sie hören Musik, ich freue mich, daß ich sie hier habe, genieße jede Minute.

Shlomo Artzi und Nurit Galron.  Der Text ist hier, das ist der Refrain:

Those were the good life say the optimists
Some times life is strange say the chinese mysticans
May be those are large life we lived them crazily
Look at me and you will see a bit happy a bit sad

Und noch ein bißchen Shlomo Artzi, diesmal mit Shalom Chanoch.

Den Text gibt es nur auf Hebräisch, hier.

Und noch ein melancholisches Lied von  Shlomo Artzi, von den sechs Freunden.

Stürmisches Wetter Dezember 11, 2010, 12:39

Posted by Lila in Bilder, Kinder, Klippschliefer....
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Ja, ja, wir haben richtig kühles Wetter! Es ist so um die 15 Grad, also Strickjacken-Wetter. Meine Mädchen haben sich die Heizung angemacht, um sich aufzuwärmen – Tertia ist eine Frostbeule, der leicht kalt wird, und Quarta, der immer warm ist, rennt dauernd nach draußen, um sich vom Regen und Hagel durchnässen zu lassen, und wärmt sich dann auch an der Heizung. Um beim nächsten wilden Regenstoß wieder rauszurennen.

Die Katzen verstehen die Welt nicht mehr. Die Fensterbank vor dem Schlafzimmer, sonst das beliebteste gemütliche Plätzchen im Haus, weil es nach Süden liegt und den ganzen Tag Sonne hat, ist auf einmal fies naß und ungemütlich. In Regenpausen rennen sie durch den Garten und sind empört über die nassen Pfoten, die sie davon bekommen.

Ich kann mich an diesem Wochenende nicht sattsehen an Wolken und Wasser. Wir hoffen sehr, daß das nun bis März so weitergeht, aber wir erwarten es eigentlich nicht. In den letzten Jahren war nicht nur wenig Regen in unserer Gegend – er fiel auch so, daß er kaum zu verwerten ist, also in ein paar wenigen, sehr heftigen Regenfällen, den die ausgetrocknete Erde kaum aufsaugen kann.

Auch dieses Wochenende, das viel Niederschläge bringt (an manchen Orten bis zu einem Viertel des erwarteten jährlichen Niederschlags – eine ganze Menge!), ist zwar schön anzusehen, aber wie viel von dem Wasser wirklich im Boden gehalten werden kann oder ins Grundwasser durchsickern kann, das ist gar nicht sicher. Wir haben echte Angst, daß auch diesen Winter ein paar große, kräftige Stürme kommen, ansonsten aber wieder scharfe, trockene Winde wehen.

Aber ich genieße das schöne Wetter, so lange es anhält. Es macht mir nichts aus, auf dem Weg zur Arbeit naß zu werden, und daß unsere Terrassentüren nicht mehr ganz dicht sind, stört mich auch nicht. Wasser, Wasser Wasser.

„Unser“ Klippschliefer allerdings, der unter unserem Schlafzimmer wohnt und sich vor den Katzen kein bißchen fürchtet, ist deutlich weniger begeistert.

Nach dem Feuer Dezember 10, 2010, 11:58

Posted by Lila in Land und Leute, Uncategorized.
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Dieses Wochenende soll es stürmisch werden, viel Regen haben uns die Wetterexperten versprochen. Bisher scheint die Sonne, der Himmel ist wolkenlos, aber ich hoffe, diese Wetterfront kommt trotzdem. Für den abgebrannten Carmel ist so viel Wasser auf einmal allerdings gefährlich: weil die Bäume verbrannt sind, die das Wasser in der Erde halten könnten, fürchtet man dort Schlammlawinen.

Meine Freundin, die in Ein Hod im Janco-Dada-Museum arbeitet, ist gestern dorthin zurückgekehrt. Ich habe noch nicht mit ihr gesprochen, aber soweit ich weiß, ist es so gut wie unzerstört. Aber viele Gruppen haben ihren Besuch abgesagt, sie wollen nicht in ein Katastrophengebiet kommen. Ein Hod, ein fast überirdisch schönes Fleckchen, in dem wir so oft waren, sieht jetzt ganz anders aus und es wird Jahre dauern, bis es sich erholt. Ich möchte unbedingt hinfahren und alle Museen und Galerien besuchen, die es dort gibt. Sie freuen sich über jeden Besucher.

Ein Museum jedoch werde ich nicht mehr besuchen können. Wie oft hat meine Freundin mich gedrängt, mit den Mädchen mal das Spieldosen-Museum zu besuchen! Sie hat oft Gruppen dort abgeliefert und kennt den alten Mann gut, der es leitet. Er hat aus Liebe zu Spieldosen über Jahrzehnte hinweg Exemplare aus aller Welt gesammelt.

(Mehr Bilder hier.) Sie hat mir so oft davon vorgeschwärmt, und ich habe immer gesagt, hm, diese Woche paßt es nicht, vielleicht in den Ferien…. Zu spät. Es gibt das Museum nicht mehr, es ist abgebrannt.

Nisan Cohen, der Museumsgründer, ist 84 Jahre alt. Keiner weiß, wie viel Zeit ihm noch bleibt, um sein Museum neu aufzubauen.  Aber ich werde zur Eröffnung dabeisein.

Auch die Bilder von Guy Shahar sind sehr traurig (den Hinweis verdanke ich Bert, dem der Brand auch sehr nah auf die Pelle gerückt ist, viel näher als mir).

IsraelMatzav verweist auch auf Yemin Orde, das Jugenddorf, das durch das Feuer verwüstet wurde. Dort haben 500 Jugendliche gelebt, viele von ihnen Waisen, deren einziges Zuhause es war. Manche von ihnen haben im Brand die Bilder ihrer Eltern verloren und die einzigen Habseligkeiten, die sie noch an die Eltern erinnern.

 

Kurz nach dem Brand kam eine Gruppe von sudanesischen Flüchtlingen, die dort als Kinder aufgenommen wurden, und trauerten um das Dorf. Sie trugen ein Plakat, „Kinder Darfurs in Israel“ (Bnai Darfur, Facebook).

 

(Adam sieht auf das Jugenddorf Yemin Orde vor der Zerstörung –  und Adams Geschichte.)

Hoffentlich werden die Häuser und Klassen schnell wieder aufgebaut. Die verlorenen Erinnerungsstücke sind nicht zu ersetzen.

 

 

Wikileaks Dezember 8, 2010, 9:23

Posted by Lila in Presseschau.
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Viel, viel interessanter als der Tratsch-und-Klatsch-Aspekt, der bei den ersten bekanntgewordenen Dokumenten im Vordergrund stand! Diese Nachrichten haben direkten Einfluß auf mein Leben und sind darum hochinteressant für mich, und auch ermutigend.

Die Saudis planten eine arabische Armee gegen Hisbollah.

In a meeting in May 2008 with US ambassador to Iraq David Satterfield, Saudi Foreign Minister Saud al-Faisal said a „security response“ was needed to the „military challenge“ posed to Beirut by the Iran-backed militants.

The Saudi prince feared a Hezbollah victory against the Lebanese government led by then-Prime Minister Fouad Siniora would eventually lead toIran’s takeover of the country.

There was a need for an „Arab force“ to create and maintain order in and around Beirut, he argued, saying the Lebanese army was „too fragile to bear more pressure,“ according to the cable from the US embassy in Riyadh, one of the latest to be released by the website WikiLeaks.

Such a force would be aided by UNIFIL troops deployed in southern Lebanon, while the „US and NATO would need to provide movement and logistic support, as well as naval and air cover,“ the cable added.

Dazu kann ich nur sagen: exzellente Idee! Die Saudis haben eine wesentlich realistischere Vorstellung von der Bedrohung durch den Iran und seine Marionette, die Hisbollah, als die meisten westlichen Länder. Und: von der Rolle Israels als hysterischem Kriegstreiber bleibt nichts mehr übrig. Es ist vollkommen klar, daß die arabischen Länder eine feste Koalition gegen den Iran gebildet haben und sich in dieser Frage eindeutig an der Seite der USA und Israels positioniert haben.

Ich nehme an, das sorgt für Schockwellen. Ich wüßte zu gern, was die Anhänger der Israel-Lobby-These (Israel versucht aus purem Eigeninteresse, die Welt in einen Krieg gegen den harmlosen Iran zu ziehen) dazu sagen. Vielleicht hat ja einer von euch Gelegenheit, mal nachzufragen? Denn ich nehme doch an, diese Nachricht macht bei Euch Schlagzeilen wie bei uns.

Und mich persönlich beruhigt es sehr, daß wir nicht die einzigen einsamen Rufer in der Wüste sind, sondern daß in anderen Wüsten andere Rufer sind. Und daß es ein übergeordnetes Interesse gibt, den Iran in die Schranken zu weisen. Wenn die Veröffentlichung dieser Dokumente nun zu offeneren politischen Koalitionen führt, kann das sogar Menschenleben retten. Wie überflüssig wäre ein Militärschlag gegen ein Land, in dem große Teile der Bevölkerung unterdrückt werden und selbst gegen das Regime sind (wie man bei den Unruhen nach den vermutlich manipulierten Wahlen sah). Vielleicht gibt es ja Hoffnung, auf andere Art und Weise diese Zeitbombe zu entschärfen. Denn wenn es ein Land mit imperialistischen Ambitionen im Nahen Osten gibt, dann Iran. (Hab ich das Wort imperialistisch je vorher benutzt? ich glaube nicht… aber hier paßt es.)

Und die Syrer lehnten es ab, ist das nicht schön?, an der Seite Irans in einen Krieg einzutreten, falls Israel die nuklearen Anlagen im Iran angreift. Das überrascht mich komplett, ich war davon ausgegangen, daß die Achse Iran-Syrien-Hisbollah sicher steht. Doch dem ist nicht so.

The source said Syria refused Iranian demands to join them in case a war breaks between Israel and the Islamic Republic orHezbollah.

According to the report, official Iranian sources visited Syria at the beginning of the same month in order to solidify alliances ahead of a possible Israeli strike on Iranian nuclear facilities.

The quoted diplomatic source claimed the Iranians told their Syrian counterparts that it was not a question of will Israel attack, but rather a question of when it will attack.

Damascus told the Iranians in response not to expect Syria, Hezbollah or Hamas to take part in this war.

According to the source, Syrian officials replied by saying that Iran was strong enough to develop its own nuclear program and fight against Israel. The Iranians, on their part, were not so pleased with the response.

Ist das nicht eine freudige Überraschung? Ich wüßte ja zu gern, ob bei uns in irgendwelchen Korridoren diese Dinge bekannt sind. Auch die wahren Beweggründe der Syrer würden mich mal interessieren. Hat der Schlag gegen die nukleare Anlage in Syrien sie abgeschreckt? Haben sie keine Lust, die zweite Geige zu spielen und sich von der iranischen Regierung benutzen zu lassen? Die Syrer haben keine Lust auf Krieg, so viel ist klar. Ich auch nicht, wir alle nicht, deswegen ist das eine wunderbar gute Nachricht.

Ich muß sagen, daß ich gehobener Laune bin wegen dieser guten Nachrichten. Vielleicht besteht ja doch Hoffnung, diesem ganzen Kuddelmuddel im Nahen Osten ohne kriegerische Auseinandersetzung zu entkommen?

Eines jedenfalls geht aus diesen Dokumenten sonnenklar hervor: die Palästinenser spielen für die anderen arabischen Staaten nicht die geringste Rolle. Wie Tante Lila schon seit Jahren nicht müde wird zu betonen, hebt sich kein arabischer Staat einen Bruch bei dem Versuch, den Palästinensern zu helfen. Das Palästinenserproblem ist ein künstlich aufgeblasenes, rein medientaktisch vorgeschobenes Problem, und Israel nur eine Vogelscheuche, ein Blitzableiter für den Volkszorn. Die arabischen Regierungen verfolgen ihre eigenen Interessen. Dazu gehören die Palästinenser nur insofern, als sie Symbolfiguren des Leids unter dem Westen sind. Derselbe Westen, mit dem diese Regierungen kooperieren wollen.

Daraus müssen wir mehrere Konsequenzen ziehen. Wir müssen, so gut wir können, den arabischen Staaten ermöglichen, den als gemeinsam erkannten Feind Iran zu entmachten, am besten durch Unterstützung der Reformkräfte innerhalb des Lands. Kein Krieg von außen (das klappt nie), kein Bürgerkrieg – friedliche Entmachtung der aggressiven Führung unter Ahmedinijad. Zweitens müssen wir anerkennen, daß die Palästinenser in ihrem Kampf gegen uns eigentlich allein sind und darum gleichzeitig die Palästinenser auf realistische Größe zurechtstutzen, und großzügig sein. So wie ich mich freue, daß der Realismus und Pragmatismus hinter verschlossenen Türen viel größer sind als vor den Fernsehkameras, so bitter muß das für palästinensische Wikileaks-Leser sein.

Ich hoffe, daß es möglich sein wird, in einen echten Prozeß der Verhandlungen einzutreten, ohne vorherige Bedingungen irgendwelcher Art. Wir wissen alle, wo die Verhandlungen enden werden, auch Bibi weiß es: zwei Staaten, sichere Grenzen, Ende aller gegenseitigen Ansprüche. Ich bin nach wie vor der Ansicht, daß die rationalste Vorgehensweise ein System von gegenseitigen Entschädigungen ist. Pläne gibt es schon, man muß sie nur aus der Schublade holen: der mifkad, der Genfer Plan, Baraks Vorschläge von Camp David, Olmerts Vorschläge an Abu Mazen, es gibt mehr Pläne als nötig. Die Palästinenser müssen sich endlich dazu durchringen, einen von ihnen grundsätzlich anzunehmen, dann in ehrliche Detail-Verhandlungen eintreten, und Abschied von der Vorstellung der Maximalforderungen nehmen. So wie auch wir Abschied davon genommen haben.

Wie oft habe ich gesagt: ich halte die Annahme, daß mit dem Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern der ganze Nahe Osten steht und fällt, für eine von den Medien aufgeblasene Illusion. Und die Saudis und Syrer, ausgerechnet, geben mir Recht. Ich kann gar nicht sagen, wie mich das beruhigt. Es gibt mir Hoffnung, daß dieses Problem lösbar ist, wenn erst mal der ganze illusorische Zauber von weltweiter Bedeutung etc abgebaut ist. Es ist ein kleines, lokales Problem, sehr verzwickt und komplex zweifellos, aber das Wohl und Wehe der Welt und des Nahen Ostens hängt nicht dran.

Wenn die Saudis und Syrer das erkennen, vielleicht wird ja irgendwann auch mal der deutsche Leitartikel-Verfasser diese Botschaft begreifen? Was sagen die deutschen Medien zu diesen Dokumenten? Sie müssen sie doch brennend interessieren, Nahost macht doch immer Schlagzeilen. Ich darf doch annehmen, daß das größere Nachrichten sind als die Facebook-Seite von Eden Abergil aus Ashdod? (Auch wenn meine Freunde beim SPon auf ihrer Themenseite kein Wort davon erwähnen, sondern sich statt dessen auf Details der Umstände beschränken (Assange, Festnahme, Finanzierung der Wikileaks-Seite ec.). Bestimmt gibt es viele Journalisten, die die Gelegenheit begrüßen, ihre Sicht des Nahen Ostens durch diese Dokumente zu überprüfen und zu erweitern? )

Absurdes Theater Dezember 6, 2010, 21:15

Posted by Lila in Presseschau, Tierische Verschwörungstheorien.
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Ich erlaube mir erstmal, einen alten Eintrag zu zitieren, warum sollte ich mir die Mühe machen, den Kram noch mal zu recherchieren? 🙂

Nun glauben viele Leute ja auch, daß Israel den Tsunami vor ein paar Jahren durch Untersee-Nuklearexperimente ausgelöst hat, daß der Mossad hinter dem Anschlag auf das WTC steckt und hinter der Entführung (war es eine?) derArctic Sea, daß israelische Labors die AIDS- und Schweinegrippe-Viren ausgebrütet haben, daß Israel palästinensischen Kindern die Augen entnimmt, um sie jüdischen augenkranken Kindern einzupflanzen, daß Israel Wildschweine auf Palästinenser abrichtet und losläßt, daß Israel vergiftete Ballons in den Libanon schickt, [ETA] daß Israel Gaza mit lustauslösenden Kaugummis überschwemmt  … es wird alles, alles geglaubt. Wirf nur genügend Dreck auf Israel, irgendwas wird schon hängenbleiben.

Jedoch nicht nur Wildschweine werden so klug dressiert, daß sie genau zu unterscheiden wissen, wo sie Unheil anrichten dürfen (bei Arabern) und wo sie sich wie brave rosige Hausschweinchen zu gebärden haben (bei Juden, die ja bekanntlich ein Händchen für Schweine haben und jahrhundertlange Erfahrung in der Schweinedressur….) – ein neuer Durchbruch ist gelungen: der Hai, der im Wasser jüdische Gene erkennt und den Juden in Ruhe läßt.

Also, die bösen Juden Israelis lassen hungrige Haie im Wasser los.

„What is being said about the Mossad throwing the deadly shark (in the sea) to hit tourism in Egypt is not out of the question, but it needs time to confirm,“ South Sinai Governor Mohamed Abdel Fadil Shousha was quoted as saying by state news site egynews.net.

Egyptians often blame neighboring Israel for a variety of problems such as drug and weapon smuggling, or say it supports media that seek to portray Egypt in a bad light.

Tja, geben wir es zu.

In Eilat, wo man mit Delphinen schwimmen kannn, gibt es auch die Haischule. Dort trainiert man die Haie mit Blutkonserven, wie sie jüdische Schwimmer von nichtjüdischen unterscheiden können. Sie erschnuppern das jüdische Gen für Hinterlist und Erfindungsreichtum im Wasser (sie haben ja ein extra Organ für das Aufspüren von Blut im Wasser)  und stürzen sich dann auf die naiven, schmackhafteren Touristen, die dieses Gen nicht aufweisen.

Es ist eines der größten Projekte des Mossad. Wir arbeiten noch an den Kartoffeln, die nichtjüdische Esser anspringen und beißen, an Kaktusfeldern, die nichtjüdische Spaziergänger erkennen und nach ihnen mit ihren grünen Paddeln schlagen, und an Quallen, die in Teams von mehreren arbeiten müssen (eine einzelne Qualle hat nicht genug Hirn, um Juden und Nichtjuden auseinanderzuhalten).

Gut, jetzt wißt ihr es. Bei mir habt ihr es zuerst gelesen, nicht vergessen.

(Ebenfalls begeistert von der Nachricht sind Aussie Dave, mit hübscher Graphik!,  Yourish, Jihad Watch, mit Links zu anderen zionistischen Angriffstieren, und ich nehme an, es werden noch mehr hinzukommen. Das ist einfach zu possierlich, dressierte zionistische Kampfhaie!)

Die Ermittlungen Dezember 6, 2010, 16:59

Posted by Lila in Presseschau.
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Das war mir rätselhaft, langsam klärt es sich vielleicht auf.

Die beiden Jugendlichen aus Usfiya, die festgenommen wurden – ein 14 und ein 16jähriger, zwei Brüder. Das kam mir seltsam vor – warum nimmt man Jugendliche fest, warum Jugendliche, die aus Versehen ein Lagerfeuer nicht löschen? Das schien mir totaler Overkill. Es sei, dann diese Veröffentlichungen sind nur ein Ermittlungstrick, und die Ermittler vermuten Brandstiftung. Und üben Druck auf die Jugendlichen aus, um den wahren Verdächtigen zu fassen. Der Vater der Jungen beschwerte sich, daß ein Nachbar die Jungen angeschwärzt hatte, und was hatte dieser Nachbar am Stecken, um sowas zu behaupten?

Ich konnte mir auch nicht vorstellen, daß ein Druse den Carmel anzündet. Die Drusen lieben den Carmel wie ihre Seele, das ist unmöglich.

Heute sind die beiden Jungen nach Hause entlassen worden, der Nachbar dagegen, ein Mann in den frühen 30ern, festgenommen worden. Verdacht auf Brandstiftung. Der Mann wohnt im moslemischen Teil von Usfiya – von dem ich nicht mal wußte, daß es ihn gibt. Ich kenne viele Drusen in Usfiya und eine christliche Familie, aber anscheinend gibt es auch Moslems.

Noch weiß keiner Genaueres.  Ich bleibe aber am Ball. Vermutlich sind die ganzen Veröffentlichungen, daß es sich nicht um Brandstiftung handelt, falsche Spuren gewesen… wer weiß, was noch alles ans Licht kommt.

Die Welle der Brandstiftungen hier im Norden, die schon länger anhält, in den letzten Tagen aber unglaubliche Ausmaße angenommen hat, ist jedenfalls gefährlich und brutal. Ich glaube, die Polizei will alles tun, um Nachahmer zu entmutigen. Falls es zu einem Prozeß kommt, werden wir Höchststrafen sehen, so sagt das Lila-Orakel.

ETA: im Fernsehen wird berichtet, daß eine Abteilung der Polizei, die sonst nur schwerste Verbrechen ermittelt, diesen Fall bearbeitet. Sie haben Erlaubnis vom Gericht bekommen, die Handies und Telefone Verdächtiger abzuhören, und diese Erlaubnis bekommen. Dann haben sie die Jugendlichen festgenommen und damit Schockwellen ausgelöst, die per Handy hörbar wurden. Zwei weitere junge Männer wurden festgenommen, und mir scheint, da wird entweder ein Schlangennest ausgehoben – oder ein Nest Gemseneier, das werden wir sehen

 

ETA: Mir scheint, wir müssen unsere Neugierde zügeln, bis die Polizei zu wirklichen Erkenntnissen kommt. Sie veröffentlicht nur Teile, Bruchstücke, aber wir wissen noch nicht alles.