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Ramadan, Tempelberg, Israelis, Palästinenser – klingt nach Ärger? Nicht unbedingt… Juni 20, 2017, 15:43

Posted by Lila in Presseschau.
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Daß Journalisten über Orte und Sachverhalte berichten, die sie nicht in aller Tiefe und Komplexität erforscht haben, ist verständlich und ich mach das niemandem zum Vorwurf.

Daß aber über Jahre hinweg ein bestimmtes Narrativ die Berichterstattung bestimmt, NUR berichtet wird, was in dieses Narrativ paßt, und alles andere einfach weggelassen wird – wow, das hätte ich vor 15 Jahren einfach nicht geglaubt.

Werden diese Bilder es in die Nachrichten schaffen, z.B. als letztes, „menschelndes“ Item?

Ich habe sie weitergetweetet an die entsprechenden Redaktionen, aber selbstverständlich werden sie davon keine Notiz nehmen, sind ja bestimmt überflutet.

Aber selbst wenn sie die Bilder sehen, werden sie sie senden? Die Schlagwörter sind alle da: Ramadan, Israel, Westbank, Palästinenser, Tempelberg, Freitagsgebete – aber die Bilder zeigen Kooperation zwischen Israel und Palästinensern, zeigen Religionsfreiheit und Toleranz, darum passen sie nicht ins Narrativ.

Darum bin ich fast sicher, daß sie nicht gesendet werden.

Und das ist schade. Denn auch die Palästinenser kommen hier nicht als empörte Wüteriche rüber, sondern als ganz normale Menschen, die ihre Traditionen feiern und ein Angebot der Israelis ganz selbstverständlich annehmen.

Die Anerkennung dieser Möglichkeit einer Normalität tut mehr für den Frieden als hundert empörte Fantasie-Leitartikel über angeblichen Wasserklau oder erfundene Staudämme. Aaaaber…. paßt nicht.

(Ich hab diesen kleinen Absatz aus meinen Kommentaren kopiert, damit mehr Menschen den Clip sehen.)

Zum Doku-Drama Juni 15, 2017, 2:39

Posted by Lila in Presseschau.
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Das hätte ich nicht erwartet, ich gebe es zu – als ich vor einiger Zeit las, daß eine Antisemitismus-Doku von Arte und WDR nicht ausgestrahlt wird, weil ihr Inhalt wohl zu heikel ist, zu deutlich, zu unbequem ist. Ich dachte, das ist  nur ein Kräusel auf der Oberfläche von Blogs wie  meinem, aber daß „normale“ Menschen 😉 das nicht weiter stören würde, weil sie sich ja gut informiert wähnen und sowieso immer nur die Anderen Antisemiten sind, man selbst hingegen rationale, objektive Israelkritik zu Israels Bestem übt.

Kurz, es traf mich unerwartet, aber freute mich, daß der Netzdruck stieg. Buurmann, Feuerherdt und andere taten das Ihre dazu – die Diskussion schwappte auf einmal in sog. Mainstream-Medien über, und die Neugierde stieg. Bis Bild dann (Bild!) den Film ins Netz stellte, und seitdem werden wohl die meisten die Doku gesehen haben, sich ein eigenes Urteil gebildet haben.

Ich selbst, in einer Phase intensivsten Zeitdrucks, habe etwa die Hälfte der Doku gesehen, und auch das war zu viel. Die Fakten kenne ich, die Argumentationsmuster kenne ich, die Taktik der anderen Seite – ich habe vieles selbst hier im Blog thematisiert, wie die Schulz-Rede in der Knesset und sein Beifall für die boshaft verlogene Abbas-Rede – und ich habe mich immer schon gewundert, warum das in deutschen Medien kein Thema war.

Ich persönlich hatte den Eindruck (und das zugegebenermaßen, ohne die gesamte Doku gesehen zu haben), daß man gut und gern zwei 90minütige Filme hätte machen können, mit einem gemächlicheren Tempo, denn die Fülle an Informationen ist groß. Wer in dem Thema nicht drin ist wie ich, sondern erstmal ruft, „aber hallo, das kann nicht stimmen! das wüßte ich aber!“, der braucht vielleicht mehr Zeit, die Fakten zu verdauen.

Und das Stilmittel des Sarkasmus – oh wie gut weiß ich, daß man auf manches einfach gar nicht anders reagieren kann. Aber mir ist auch klar, daß Sarkasmus auf Leute, die anderer Ansicht sind, einen unangenehmen Eindruck macht. Sie fühlen sich dadurch angegriffen und haben es einfacher, die gebotenen Informationen einfach wegzuwischen. Darum wäre ich vermutlich mit dem Sarkasmus sparsamer umgegangen.

Das sind meine zwei kleinen, blassen Fragezeichen, um sie hier gleich loszuwerden. Die Filmemacher hatten nicht die Wahl, einen Mehrteiler daraus zu machen, und bei der Masse an gequirltem Unfug, den sie sich anhören mußten, war Sarkasmus wohl schlicht die einzige Methode, nicht selbst wahnsinnig zu werden.

Ansonsten ist diese Doku wichtig, sehr wichtig und sehr notwendig. Das antijüdische Ressentiment, das Mißtrauen Israel gegenüber, die Bereitschaft, jeden Mist über Israel zu glauben und die mentale Unfähigkeit, irgendeine andere Konstellation als „Israel bösartiger Täter, Palästinenser harmlose Opfer“ aus der Realität herauszulesen, die vorurteilsbeladene, faktenarme Verurteilung des Zionismus als Inbegriff allen Übels – ich treffe sie überall, auch ein paar sehr gute israelische Dokus haben sie zutage gefördert, es ist nicht schwer, man muß nur „Israel“ sagen, und schon geht es los. Meine arme Mutter hat sehr oft, wenn sie erzählt, ihre Tochter, Israel, Israelis und so weiter, damit zu kämpfen. Es kommen die absurdesten Reaktionen, manchnmal wäre es den Leuten lieber, die Tochter hätte sich nach Nordkorea verheiratet als ausgerechnet nach Israel – und es ist ja auch eh fast dasselbe.

Ja, man kann über diese Doku auf der Ebene von „was hätte man besser machen“ diskutieren, und man wird immer etwas finden, das ist klar. (Doch wie viele Dokus mit klarer anti-israelischer Stoßrichtung, die viel weniger gut recherchiert und gemacht sind, wurden anstandslos gesendet! Ihr kennt sie, ich kenne sie, und die Reportagen der Tagesschau zum Thema Israel sind zu jedem Thema davon durchsetzt wie die Marmelade bei Großmutter Fallada von Schimmel).

Man kann auch über die Befunde diskutieren, über die antisemitischen Spuren in der Kultur, die antisemitisch angehauchten Redefiguren, die eindeutig antisemitischen Meinungen, die wieder salonfähig werden, und wie das alles von einer lügenhaften Präsentation des sog. Nahostkonflikts (als wäre der israelisch-palästinensische DER Konflikt der Gegend) immer wieder befeuert wird. (Weswegen selbstverständlich die Nahostfrage einen  Platz in einer Doku über Antisemitismus hat – sie wird dafür instrumentalisiert). Ich mache das seit Jahr und Tag, mir tun die Zähne davon weh, wie lange ich sie mir schon an dieser Pyramide der Lügen und Verdrehungen wetze.

Aber für mich ist der eindeutige Gewinn der Doku ein bitterer. Ich habe bei Twitter allzuoft die Reaktion „das habe ich nicht gewußt!“ gesehen. Es kann ein „das habe ich nicht gewußt und halte es auch für nicht möglich“ sein, es kann aber auch ein „das habe ich nicht gewußt, und WARUM habe ich das eigentlich nicht gewußt?“ sein.

Und das ist für mich der Clou bei der ganzen Geschichte und meines Erachtens der Grund, warum Arte und WDR die Doku nicht ausstrahlen wollen und wohl auch nicht ausstrahlen werden. Diese Doku spricht ein vernichtendes Urteil über die Berichterstattung der Medien. Das alles, das aus 90 Minuten an den Säumen birst und das ohne Zweifel zehn 90minütige Dokus gut füllen könnte, das alles wird normalerweise NICHT berichtet. Die Angriffe auf Israel, die Haßreden gegen Israel, die Lügen und Verdrehungen, die in Haß und Taten des Hasses überführt werden wie in andere Aggregatzustände – das alles kommt in den Abendnachrichten, der Morgenzeitung NICHT vor.

Wer nicht MEMRI guckt, MENAwatch oder Audiatur oder Gatestone liest, wer nicht Buurmann oder Feuerherdt oder Rungholt oder Elder of Ziyon liest (meinetwegen auch gern kritisch liest!), wer nicht Ynet, Times of Israel, JPost ,der Rotter.net liest oder HaOlam, wer sich also nicht aktiv auf die Suche nach Informationen begibt, die Spiegel, FAZ und Tagesschau ihm vorenthalten, der WEISS diese Dinge schlicht nicht.

Und der hat, weil ihm ein Teil der Wirklichkeit fehlt, einfach keine Möglichkeit, zu einer ernstzunehmenden Meinung über den palästinensisch-israelischen Konflikt und auch den Antisemitismus zu kommen.

Ein ganzes Rudel Kommentatoren auf diesem Blog haben, weil ihnen diese Informationen schlicht fehlten, sie sich dessen aber nie bewußt waren, daß sie nur einen Teil der Fakten kannten, immer dieselben ermüdenden Klischees wiederholt und mit Empörung reagiert, wenn ich ihnen geantwortet habe, daß sie nicht kompetent sind, eine Meinung zu haben.  Sie fühlten und fühlen sich rundherum gut informiert.

Aber eine Meinung kann man nur haben, wenn man alle Fakten kennt. Und ein Faktoid ist eben kein Fakt. Eine rhetorische Verknüpfung wie das automatische „Friedenshindernis Siedlungen“ ist kein Argument, da diese Verknüpfung bewußt von der palästinensischen Propaganda in die Welt gesetzt wurde, um den Terror unsichtbar zu machen, der das wahre Friedenshindernis bildet. Wer nicht erklären kann, warum es Terror gegen Juden VOR 1967 gab, ja VOR 1948, der hat das Problem nicht verstanden.

Es ist durchaus möglich, auch mit voller Faktenkenntnis viele Entscheidungen und Handlungen Israels kritisch zu finden und sich zu denken, man selbst hätte das alles ganz anders und viel besser gemacht, aber OHNE diese Faktenkenntnis kann man sich diese Meinung eben eigentlich nicht leisten.

Ich weiß nicht, was der Grund ist, daß in den Redaktionen bestimmt nicht nur in Deutschland alles, was sich nicht auf das oben genannte Raster reduzieren läßt, weggelassen wird. Warum über ein paar Wohnungen in Stadtteilen von Jerusalem Empörung herrscht, während Morde wie die an den Palmers einfach verschwiegen werden, die an den Fogels einfach kleingeschrieben werden. (Ich darf nicht daran denken, wie entsetzlich dieser Mord war und wie gleichmütig die deutschen Medien darüber hinweggegangen sind. Nein, ich darf nicht daran denken, sonst schlafe ich überhaupt nicht mehr. Das Baby im Arm seines Vaters, die Mutter, die wie eine Löwin gekämpft haben muß, bevor sie auch ermordet wurde.)

Ich benutze auch keine Ausdrücke wie Lügenpresse, obwohl auch schon Lügen unüberprüft von den Palästinensern übernommen wurden, immer immer wieder. Ich weiß nicht, warum Markus Rosch, Rania Salloum, Susanne Knaul, Inge Günther, Peter Münch und all die anderen unfähig sind, Fakten zu berichten, die nicht in ihr kostbares Narrativ passen. Warum der Spiegel das Bild eines riesigen Containers als Illustration bringt statt der faktisch nach Gaza geschipperten Nußschale, in der ein Erste-Hilfe-Koffer keinen Platz hätte. Warum Angriffe auf Israel, Angriffe auf Juden, Haßreden gegen Israel, Haßreden gegen Juden, einfach NICHT berichtet werden.

Ihr wart oft genug dabei, wenn ich verzweifelt bin, weil Menschen wie die Palmers oder Adele Biton* NIE in deutschen Medien auftauchen. Schicksale, die erklären, warum Israel gezwungen ist, manche Maßnahmen zu ergreifen, die dann von den Palästinensern wieder als Rechtfertigung für neuen Terror genommen werden.

Warum wird nie gezeigt, wie Gaza jubelt, wenn wir Tote begraben? Warum wird nie gezeigt, wie sorgfältig Israel vorgeht, um so wenig zivile Opfer wie möglich bei Verteidigungsschlägen zu gefährden, wie unendlich schwer sich Israel mit der Rolle tut, die uns von einem skrupellosen Gegner aufgezwungen wird, der aus Moscheen und Schulen heraus operiert? Richard Kemp kann sich den Mund fusselig reden – die Leute, die NIE ihr Leben verteidigen mußten, die sich NIE wirklich gefährdet gefühlt haben, die werden sich nie überzeugen lassen. Weil sie einfach nicht wissen, daß Israel viel weiter geht als andere Armeen, um das Leben der von Hamas oder Hisbollah zynisch benutzen Zivilisten zu schützen.

Nein, das paßt nicht ins Narrativ und wird darum nicht berichtet.

Diese Doku macht klar, wie wenig im Alltag bewußt wird, daß die deutsche Kultur antisemitisch gesättigt ist.

Diese Doku macht auch klar, daß das palästinensische Narrativ seit Jahrzehnten gegen Israel in Stellung gebracht ist, mit allen Lügen und Verzerrungen, mit dem Ergebnis, daß die meisten Deutschen tatsächlich glauben, Israel sei ein illegitimer und aggressiver Staat.

Diese Doku macht klar, daß Juden überall auf der Welt dafür mit Leib und Leben die Zeche zahlen.

Diese Doku macht klar, daß es Eure Steuergelder sind, mit denen Terror in Kindersendungen des palästinensischen Fernsehens, in Schulen und Unis verherrlicht wird, so daß nie Nachwuchsprobleme herrschen und es nie an palästinensischen Kindern mangelt, die begeistert und fanatisch mit Messern vor einer Kamera rumfuchteln. Das alles macht sie überdeutlich klar.

Und sie macht klar, daß Ihr von Euren Medien, von Ausnahmen mal abgesehen, seit Jahrzehnten absichtlich oder unabsichtlich manipuliert werdet. Darin liegt für mich die wahre Brisanz dieser Doku, und das wahre Skandalon. Alles, was dort erzählt wird, hättet Ihr in der Tagesschau sehen müssen, in der FAZ lesen müssen. Das habt ihr nicht? Warum nicht? Cui bono?

Ich ziehe alle Hüte, die ich je besessen habe, vor den Autoren dieser Doku, die sich mit sicherem Schritt in die Gülle vorgewagt haben, wo sie dick und stinkend ist. Sie haben uns allen einen Dienst erwiesen. Was ich in Jahren verzweifelten Bloggens nie erreicht hätte, ich und die ganze Blogosphäre, die an diesem Narrativ und Schema seit langem verzweifeln, das kann so ein Film natürlich in ganz anderem Umfang.

Antisemitismus und Terror gegenüber, diesen häßlichen Cousins, gibt es keine Ausgewogenheit, Objektivität oder Äquidistanz. Wer nicht dagegen Stellung bezieht, der unterstützt sie zumindest passiv. Das sollte jedem klar sein.

 

* Adele Biton ist während meiner Blogpause an den Spätfolgen des Anschlags verstorben.

ETA: Ich habe unfairerweise weggelassen, daß es sehr wohl Journalisten gab und gibt, die berichtet haben – gegen den Mainstream. Welt, Tagesspiegel und andere Zeitungen sind dabei immer positiv aufgefallen. Ja, man mußte ein bißchen buddeln, um sie zu finden, aber es ist möglich. Tut mir leid, daß ich das nicht auch berücksichtigt habe.