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Dabeisein ist alles, Januar 28, 2012, 21:11

Posted by Lila in Land und Leute.
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es ist ja schon eine Ehre, nominiert zu werden, so werden uns alle Kandidaten versichern, ob sie den Preis nun gewinnen oder nicht. Stimmt, es ist schon eine große Ehre, überhaupt auf die Liste zu kommen, in die nähere Auswahl. In den letzten Jahren haben ziemlich viele israelische Filme und Serien den Sprung zu den hochkarätigen Auszeichnungen geschafft – Fernsehserien wie  Be Tipul bzw  In Treatment, Chatufim bzw Homeland waren erfolgreich, Ramzor allerdings hob als Traffic Light nicht richtig ab.

Obwohl ich keine der Serien gesehen habe (mit Serien fang ich gar nicht erst an, diesem Grundsatz bin noch nicht untreu geworden), habe ich natürlich mitgekriegt, daß die israelische Film- und Fernsehindustrie stolz ist, wenn sich eines ihrer Erzeungisse international vermarkten läßt. Filme wie Beaufort, Waltz with Bashir und Ajami waren in den letzten Jahren erfolgreich und Kandidaten für den fremdsprachigen Oscar. Und diesmal ist wieder Joseph Cedar dabei.

Und es wird besonders interessant, weil nicht nur ein israelischer Film nominiert ist, sondern auch ein iranischer.

Best Foreign Language Film of the Year
Bullhead (Belgium)
Footnote (Israel)
In Darkness (Poland)
Monsieur Lazhar (Canada)
A Separation (Iran)

Hier der Trailer des israelischen Films:

und der des iranischen:

Interessant, daß beide Filme sich vom Thema her sogar ähneln. Meine Schwiegermutter sagt immer, mishpachtologia ist die schwierigste Wissenschaft von allen. Ich möchte beide Filme sehen, denn natürlich kann man nicht nach Trailer und Kritiken gehen. Aber ich würde, wenn ich Geld hätte, meinen Einsatz auf den iranischen Film wetten.

Wie gesagt, dabeisein ist alles. Ich hoffe, die iranischen und israelischen Nominierten können sich auf dem roten Teppich freundlich und respektvoll begegnen, als Kollegen. Eine aufregende Oscar-Nacht wird es auf jeden Fall. Vielleicht sogar interessant genug für mich, um mal wirklich wach zu bleiben… mit Tertia natürlich.

Schluß mit der Bescheidenheit, Januar 25, 2012, 0:20

Posted by Lila in Persönliches.
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die Maske fällt. Wo ist der Kerl mit der Trommel, für den Trommelwirbel?

Also. Ich trete ja nur ungern aus der Anonymität, aber es muß sein.

Hat nicht soeben das chinesische Neujahr begonnen? Ist es nicht ein Drachenjahr, das soeben angefangen hat? Sind Drachenjahre nicht überhaupt die allerbesten, glücklichsten, sichersten?

Und wer sind die strahlenden Helden eines Drachenjahrs? Richtig, die Drachen.

Das chinesische Sternzeichen Drache ist das Glückszeichen in der östlichen Astrologie. Es symbolisiert Macht, Reichtum und Glück. Und tatsächlich sind im Jahr des Drachen geborene Menschen mit vielen guten Charaktereigenschaften gesegnet, die ihnen ein glückliches und erfolgreiches Leben bescheren könnten.

Drachen besitzen eine große Herzlichkeit und sind immer zur Stelle, wenn jemand Hilfe benötigt. Sie fühlen sich für das Gemeinwohl zuständig und scheuen keine Anstrengung, für die Gesellschaft zu kämpfen. Sie sehen es als ihre Pflicht an, ihren Mitmenschen, so gut es geht, zu helfen.

Macht, Reichtum, Glück, Edelmut… das geht einem doch runter wie Honig. Ich bin nämlich ein Drache, genauer gesagt, ein Holzdrache. Aus unerfindlichen Gründen hat mein Vater uns, als wir Kinder waren, erzählt, daß ich ein Drache bin und mein Bruder ein Pferd, sogar ein ganz besonderes Pferd, nämlich ein Feuerpferd, das es nur alle zwölf Jahre gibt. Das hatte ich schon ganz vergessen, als ich nun zu Beginn des Drachenjahrs Prof. Google zu Rate zog, getrieben von dieser uralten Erinnerung… und entdeckte, daß auch ich was ganz besonderes bin (ja ja, im Gegensatz zu allen anderen natürlich…). Nämlich ein Holzdrache. Und der kommt auch nur alle zwölf Jahre vor!

Aber das Herrliche ist ja, wenn ich im Internet lese, wie wunderbar ich als Holzdrache eigentlich bin. Es ist mir ja nie aufgefallen, was für geniale Eigenschaften ich besitze, aber ich lasse mich natürlich gern belehren.

Mit beiden Füßen fest auf dem Boden der Tatsachen stehen die Menschen mit dem Element Holz. Sie wünschen sich in ihrem Leben Sicherheit. Diese erreichen sie durch Ansammlung von materiellen Gütern und durch Festhalten an Ethik und Moral. Im Jahr des Holz Geborene sind zudem für neue Entwicklungen aufgeschlossen. Sie treiben Projekte voran, bilden sich gerne selber weiter und können Ideen eine dauerhafte und gewinnbringende Substanz geben.
Holz-Drachen besitzen einen großen Drang nach neuen Erkenntnissen und lieben die Erforschung unbekannter Welten. Trotz aller Ich-Bezogenheit kann der Holz-Drache aber auch auf die Wünsche seiner Mitmenschen eingehen und gut mit anderen zusammen arbeiten.

Messerscharf erkannt.

Mein Mann übrigens ist ein schöngeistiger, zartfühlender, zaghafter, diplomatischer  Hase. Ich bin geradezu versucht, ihn zu wecken, um ihn mit diesen Neuigkeiten zu überraschen.

 

 

Zwei Jahre und 21 Tage Januar 21, 2012, 21:53

Posted by Lila in Kibbutz, Kinder, Katzen.
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ist es nun her, daß wir den Kibbuz verlassen haben. So lange haben sich auch die Verhandlungen hingezogen – was schulden wir dem Kibbuz, was schuldet der Kibbuz uns. Wir haben uns sporadisch mit dem Sekretär (der viele Jahre ein persönlicher Freund von mir war) getroffen, sind zu keinem Ergebnis gekommen und haben die Sache ruhen lassen, bis sich vielleicht eine neue Perspektive ergibt. Die hat sich auch ergeben – der Kibbuz hat einen neuen Berater genommen, der im Gegensatz zu den netten Laien auf ihren Kibbuz-Pöstchen weiß, was er tut, und auf einmal ging alles ganz flüssig.

Das letzte Treffen war Donnerstag. Auch die kleinsten Punkte auf der Liste, die noch lange abgebuchte Gebühr fürs Kabelfernsehen im Kibbuz und ähnliche Dinge, sind alle besprochen und beidseitig zufriedenstellend geregelt. Die letzte Unterredung, als es um einen von Anfang an strittigen Punkt ging, war unerfreulich, zumindest bis zu einem gewissen Moment. Der Kibbuz war uns in vielem entgegengekommen, in anderem nicht. Y., der sich in der Materie auskennt und von Natur aus viel kämpferischer ist als ich Weichei, sah mich fragend an. „Was sagst du, können wir das so stehenlassen?“ Und ich habe ihn angeguckt und es war klar, wir machen das jetzt so und gehen nicht vor Gericht oder so. Auf einmal entspannte sich die Atmosphäre um uns herum.

Und damit war alles abgeschlossen. Wir werden den Vertrag in der Post kriegen, unterzeichnen ihn und verzichten damit auf alle Ansprüche dem Kibbuz gegenüber. Es ist ein bißchen wie eine Scheidung. Solange die Scheidung noch nicht vollzogen ist, gehört man doch noch ein bißchen zusammen. Theoretisch zumindest. Auch wenn man gar nicht will.

Und jetzt, wenn wir die Unterschrift leisten, ist es vollzogen.

Ich habe das Leben im Kibbuz wirklich geliebt. Ich mag die Menschen im Kibbuz. Ich mag die Kinderhäuser, die Gärten, unsere alten Wohnungen und Häuser und die Pfade, die wir mit unserem Glück und unseren Erinnerungen imprägniert haben, ich mag den Friedhof mit den vielen bekannten Namen. Der Kibbuz war der Grund für mich, nach Israel zu gehen, und nicht mit Y. ein Leben in Deutschland anzufangen. Ich empfand diese Lebensform als für mich gemacht und faszinierend, so wollte ich leben, und ich habe es getan. Zwanzig Jahre lang.

Als der Berater von außen, der Sekretär und der Finanzfritze des Kibbuz uns hinterher im Flur die Hand drückten, war ich wie benommen. Das Kapitel ist jetzt wirklich endgültig abgeschlossen. Endlich. Es hat mich die ganze Zeit bedrückt.

Anfangs hat es mich bedrückt, daß wir so relativ schnell aus dem Kibbuz weggegangen sind und viele Leute gekränkt waren oder ohne Verständnis. Es hat mich bedrückt, daß Secundus noch bis zum Abi im Internat blieb und ich dafür viel Kritik von Leuten einstecken mußte, die doch das Internatssystem entwickelt und unterstützt hatten, das mir anfangs so fremd vorkam. (Obwohl Secundus vergnügt war wie ein Fink und keineswegs darauf brannte, wieder unter meine Fittiche zurückzukehren).

Es hat mich bedrückt, daß es sich so lange hinzog, bis wir die alte Wohnung, Secundus´und Primus´ Zimmer ausräumen konnten, auch wenn der Kibbuz sehr kulant war und geduldig wartete, bis wir endlich Ladung für Ladung unser Leben von A nach B verfrachtet hatten. Es hat mich bedrückt, daß wir in Manot nicht genug Platz hatten für die Jungens, auch wenn die sich in der großen, hellen Nachbarswohnung wohlfühlten. Und es hat mich manche nächtliche Stunde wachgehalten, daß die Verhandlungen mit dem Kibbuz so stockend vorangingen, so widersprüchlich und so verwirrend.

Das alles hat sich nun aufgelöst. Wir sind wieder alle zusammen.

Primus sucht nach Arbeit – er muß unter den vielen verlockenden Angeboten (Schlüsseldienst in London, Sichereits-Gorilla im Ausland, Kosmetika vom Toten Meer in Australien verhökern, auf einer Farm in Neuseeland schuften, oder in einem Kibbuz in der Fabrik arbeiten… sind nur einige der Optionen) entscheiden, aber bis dahin habe ich ihn hier. Er ist fast immer guter Laune, hilft mir im Haus, wir unterhalten uns so gut. Secundus hat die halbe Zeit fast um und obwohl sein Dienst sehr hart ist, steht er dazu – er hat sich entschieden, Mem-kaf zu werden, und er ist es gern. Tertia wird in den Psychologischen Dienst gehen, wie sie es wollte – die optimale Lösung. Quarta hab ich noch zuhause.

Ich sage mir das auf, um zu begreifen, daß ich nicht mehr bedrückt sein muß. Es hat sich alles aufgelöst. Es ist viel einfacher, „draußen“ zu leben als im Kibbuz, auch wenn mir das früher nie aufgefallen ist, weil ich es eben so gewöhnt war und grundsätzlich die Dinge so akzeptiere, wie sie sind. Das ist ja der Witz, daß unsere Freunde im Kibbuz uns skeptisch fragen: „und wie kommt ihr draußen zurecht? ist doch alles sehr schwierig, oder?“, und wir sagen: „nein, ist alles viel einfacher als im Kibbuz“, aber das glauben sie natürlich nicht.

Als ich mit meiner Schwägerin, die auch schon viele Jahre im Kibbuz lebt und in Israel nur den Kibbuz kennt, durch den Moshav wanderte, war sie geradezu erschrocken, wie anders das ist als der Kibbuz. „Das ist ein anderes Israel“, meinte sie, und das stimmt. Aber deswegen ist es nicht unbedingt besser oder schlechter. Und auch der Kibbuz hat sich drastisch verändert in den letzten zehn Jahren. Ich bin froh, daß ich diese Verwandlung gebloggt habe, denn so erinnere ich mich daran, wie der Kibbuz VOR der Abstimmung über den „Wandel“ war. Als ich mich dort noch so wohlfühlte, so mit dem Kibbuz identifizieren konnte. Wie schön war das.

Ich dachte immer, ich bin mit Leib und Seele Kibbuznikit und bleibe es auch. Das war ich auch, solange ich da war. Aber es ist von mir abgefallen. Y. ist Kibbuznik, sein Habitus wird immer Kibbuznik bleiben. Meiner nicht. Ich genieße es, daß ich dem kritischen Auge der Kibbuz-Öffentlichkeit entrückt bin. Y. genießt, daß wir Entscheidungen über unser Ein- und Auskommen treffen können, ohne daß jemand reinredet. Und wir sind beide erleichtert, daß dieses Kapitel jetzt im Guten abgeschlossen ist. Nach so langer Zeit.

Ein Update Januar 20, 2012, 13:35

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Im Dezember wurde in Göttingen eine junge Israelin ermordet, Araberin und Medizinstudentin. Ich wurde durch einen Kommentar (Nr. 5) unter einem meiner Beiträge darauf aufmerksam. Dabei fiel mir besonders unangenehm auf, wie die Göttinger Tageblatt israelische Berichte verdammten, nach denen es sich beim Mörder um einen Syrer handelte.

In der Version der Medienunternehmen Arutz Sheva (Israel), Haolam.de und Eipnews lauten die Hintergründe des Mordes an der Studentin in etwa wie folgt:

Jetzt folgt eine Beschreibung der Umstände des Mords. Und dann:

Alles frei erfunden und erlogen, sagt Jasmin Kaatz, Sprecherin der Göttinger Polizei. Ein politisches Motiv für den Mord werde derzeit ausgeschlossen.

Der wahre Grund der Geschichte von der angeblichen Täterschaft eines Arabers ist wohl eher in dem ideologischen Hintergrund der beteiligten Medien zu suchen. Arutz Sheva beispielsweise ist ein israelisches Medien-Netzwerk, das als religiös-zionistisch und anti-arabisch orientiertes Sprachrohr der isralischen Siedlerbewegung gilt. Eine ganze Reihe verschiedener Internet-Medien, viele von ihnen dezidiert israel-freundlich, übernahmen die dortigen Informationen offenbar ohne jede Gegenrecherche.

Matthias Heinzel, der Schreiber dieses Glanzstücks an Israel-Schelte, lag peinlicherweise falsch. Die Sprecherin der Göttinger Polizei, die bei ihrer Wortwahl vielleicht sorgsamer sein sollte, ebenfalls. Die Darstellung der israelischen Medien war richtig. Der Mörder war Syrer, und er ist in die Türkei geflohen.

Zu den Motiven aber, ob es einen jüdisch-arabischen Aspekt der Tragödie gibt, weiß noch keiner Genaues. Es fällt wohl auf, daß das Opfer mal als Oshrit, mal als Suwad genannt wird. Oshrit ist ein jüdischer Name, Suwad dagegen ein arabischer. Es ist denkbar, daß, falls es stimmt, daß die Mutter des Opfers Jüdin ist, die junge Frau zwei Namen hatte. Aber genaue Informationen habe ich nicht, kann also nichts dazu sagen. Es kann auch eine grausame Beziehungstat gewesen sein.

Oshrit ist jedenfalls als Name für eine moslemische Araberin praktisch undenkbar.  Als Oshrit Hamza jedenfalls war sie wohl in Göttingen bekannt und bleibt den Menschen, die sie kannten, in Erinnerung.

Jetzt kann man aber gespannt sein, ob die Türken ihn an die deutschen Behörden ausliefern. Eine israelische Araberin, die in Deutschland von einem Syrer ermordet wird, der sich in der Türkei vor den deutschen Behörden in Sicherheit bringen will – das klingt nach internationalen Verwicklungen. Ich hoffe, daß der Mörder der Justiz überstellt wird. Die arme junge Frau wird dadurch nicht mehr lebendig, aber ein kleiner Trost wäre es für die Familie doch, wenn wenigstens dem Recht Genüge getan wird. Hoffe ich zumindest.

Gestern auf dem Weg zur Arbeit Januar 20, 2012, 12:59

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Gestern hatten wir einen picke-packe-vollen Tag. Y. und ich fuhren durch herrliches Winterwetter in Richtung Süden, als Y. plötzlich sagte: guck doch mal, das sieht ja aus wie ein Mini-Tornado! Und tatsächlich senkte sich aus einer Regenwolke ein Rüssel herab.

Aus dem fahrenden Auto konnte ich ihn nicht fotografieren, also haben wir schnell angehalten.

Und bitte sehr, da sieht man ganz deutlich eine Windhose – so heißt das doch auf deutsch, oder? Sie zog über den Carmel hin.

Mag es auch nur ein Windhöschen gewesen sein, gestaunt haben wir trotzdem. So etwas ist nämlich sehr selten in Israel.

Ein kleines Naturschauspiel versüßt einem doch sofort den ganzen Tag.

Ernstnehmen oder nicht? Januar 20, 2012, 12:40

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Bei uns zuhause werden beim Fernsehen seit eh und je Werbeminuten stumm gestellt. Ich habe nämlich bemerkt, daß sich nervige kleine Melodien viel fester setzen als Bilder. Außerdem hatte ich es satt, wie gute Musik für Werbung mißbraucht wird. Ganz selten passiert es mal, daß ein Werbespot uns dazu bringt, den Ton anzustellen. Der folgende ist so einer.

Es handelt sich dabei um Werbung für eine Kabelfirma, HOT, die Neukunden ihres „Triple“-Pakets (Kabelfernsehen, Telefon, Internet) ein Tablet schenkt, auf dem man alle beliebten Serien von HOT gucken kann. Wir sind keine HOT-Kunden und ich kenne die Serie Asfur nicht, deren Schauspieler, als Frauen verkleidet, durch Isfahan stolpern, sich mit Sonnencreme vor der „Strahlung“ schützen und überlegen, ob sie bei der Familie der Sängerin Rita (die aus der Gegend stammt) koscheres Essen finden werden.

Dann treffen sie einen Mossad-Agenten, der ihnen erzählt, daß er ihre Serie auf dem Tablet guckt. Nein, der Mossad ist nicht so großzügig, aber weil seine Frau den HOT-Triple-Deal gemacht hat… dann drückt einer der Asfur-Schauspieler aufs falsche Knöpfchen, und ein weiterer mysteriöser Zwischenfall nimmt seinen Lauf.

Am Ende fliegt das Incognito der Israelis auf, weil einer von ihnen ein Insekt totschlägt, das Israelis als Khomeini bezeichnen.

Ich sehe darin eher Spott über den Mossad und den unbändigen Willen, über alles und jedes zu blödeln, aber natürlich ist so ein Werbespot für ausländische Journalisten gefundenes Fressen.

Ja ja, natürlich, liegt auf der Hand. Bestimmt ist der Marketingfritze von HOT selbst Mossadagent, daher die vielen Insider-Informationen… es muß doch etwas zu bedeuten haben, daß mysteriöse Vorfälle in iranischen Kernkraft-Anlagen in Israel in Werbespots verwurstet werden.

Beim Kramen auf Youtube sehe ich dann, daß die Jungens von Asfur wohl eine ganze Serie von Spots für HOT gedreht haben, in denen sie unermüdlich alle Arten von Israelis auf die Schippe nehmen. Ich würde diesen Spot also nicht partout als offizielles Eingeständnis werten, andererseits… wenn nachrichtenmäßig magere Zeiten kommen…

Mal gucken, wann der erste deutsche Nahostexperte dieses Filmchen analysiert. Dann könnt Ihr sagen, bei Lila habt Ihr es zuerst gesehen 🙂

Für Stefanie Januar 19, 2012, 7:44

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Wir hatten was Bürokratisches zu erledigen, und auf dem Heimweg war die Luft so herrlich frisch und sauber, wie geputzt, daß wir einfach einen kleinen Zwischenstopp einlegen mußten. Wir stellten uns genauf auf den Parkplatz, wo ich vor zwei Wochen mit Stefanie war, und ich dachte mir, jetzt mach ich mal ein paar Bilder. Ich hab gerade keine Zeit, sie alle einzeln reinzustellen, also klickt rüber, wenn Ihr Lust auf ein bißchen Seeluft habt…

 

Zusammen lesen, Januar 18, 2012, 7:59

Posted by Lila in Presseschau.
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was zusammengehört.

Zuerst den Artikel in SPon, der dankenswerterweise einmal darstellt, welche Blüten die Betroffenheitsindustrie, besonders europäisch gedüngte, treibt.

Als die israelische Armee vor kurzem den Viehstall einer palästinensischen Familie zerstörte, standen die NGOs am Schauplatz Schlange. Insgesamt sechs Organisationen waren herbeigeeilt, um den Vorfall zu dokumentieren. „So pervers es klingen mag, solche Geschichten sind begehrt“, sagt die Politikstudentin aus Zürich.

Morgen ist Live Jam Session im „Andarin-Club“. Eine Truppe ausländischer Hobbymusiker wird irische Musik spielen und die jungen Vertreter der NGO-Industrie werden sich im Takt wiegen, so wie beinahe jeden Abend in der Disco Ramallah.

Das ist die eine Seite – Hedonismus und der naive Wille, den armen Palästinensern was Gutes zu tun, den eigenen Lebenslauf mit ein bißchen Engagement für eine gute Sache zu garnieren und als Belohung des Edelmuts ein bißchen Sex mit exotischen Partnern. Daß sie dabei das sogenannte palästinensische Narrativ schlucken, als wäre es die Wahrheit, versteht sich von selbst. Sonst wären sie ja nicht mit einer der 1000 ach so wichtigen NGOs in Ramallah, wo der Bär abgeht.

Danach liest man dann zweckmäßigerweise einen Artikel über die Bösen dieses Narrativs – solche wie meine Jungens, die drei Jahre ihres Lebens drangeben, um in stickigen, trostlosen Checkpoints Sprengsätze abzufangen.

Military Police forces working at the Salem checkpoint caught two Palestinians carrying 10 pipe bombs, a gun and several bullets. The bombs were dismantled and the Palestinians were turned over to security forces.

An initial investigation suggests that the soldiers detected two Palestinians in their 20s approaching a checkpoint near the military court carrying two bags. After a check they discovered the contents of the bags.

Last week, a Palestinian man trying to cross a Jenin checkpoint was caught in possession of 11 explosive devices.

Den verwöhnten, in Sicherheit aufgewachsenen, arroganten jungen Männern und Frauen aus Europa,  die mit dem Palästinensertuch kokettieren und in Ramallah ein lustiges Leben führen, kommen diese israelischen Soldaten unendlich gemein vor, weil sie darauf bestehen, Bomben und Sprengsätze abzufangen, bevor sie in Supermärkten oder an Falafelständen explodieren. Wie sie ihrerseits uns vorkommen, mag ich nicht auszudrücken, ohne dabei verbal ausfällig zu werden.

Aber die Kausalkette ist eindeutig klar, ich habe es schon unendlich oft betont. Zuerst kommt der Terror, er ist die Wurzel aller Probleme hier. Gegen den Terror verteidigt sich Israel mit defensiven Mitteln (Checkpoints, Schutzzaun, Einsätze der Armee, Zusammenarbeit mit palästinensischen Sicherheitskräften, Technologie), die von denen, die den Terror nicht als solchen erkennen und benennen wollen, als reine Willkür angesehen werden. Gegen diese Willkür protestieren sie dann, engagieren sich, zürnen über die israelischen Soldaten, mit denen sie gleichaltrig sind, von deren Problemen sie aber keine Ahnung haben, und die sie nicht als Menschen wahrnehmen können.

Wie weit sie imstande sind, die Palästinenser als Menschen wahrzunehmen, ist mir ebenfalls zweifelhaft. Vielen dieser NGO-Helden geht es allein um sich selbst, diesen Verdacht habe ich schon lange. Was sich zB die palästinensischen jungen Frauen oder die Eltern denken, wenn sich die jungen Männer auf die jungen Europäerinnen mit dem Bierglas in der Hand stürzen, würde ich zu gern mal wissen.

Und oft genug sind es Vertreter dieser NGOs, die Informationen an Journalisten weitergeben. Denn täuschen wir uns nicht – außer den NGO-Aktivisten tummeln sich in den Gebieten ja auch zahllose Journalisten, viele davon pendeln von Israel rüber. Ihre Sicht der Verhältnisse hier prägt das Israel-Bild der Medien.

Man könnte sich die Haare raufen, wenn es einem um ebendiese nicht zu schade wäre. Immerhin, mal ein kritischer Artikel dazu, das ist ja auch nicht schlecht. Aber fair wäre die Berichterstattung erst, wenn auch die deutschen Medien Laut gäben, wenn die „Apartheidsmauer“ mal wieder ihre Berechtigung beweist.

Ich rieche, rieche… Januar 16, 2012, 15:55

Posted by Lila in Presseschau.
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… nein, kein Menschenfleisch. Wahlen. Bibi, der eine noch viel bessere Nase hat als ich, wußte schon, warum er so schnell die Urwahl im Likud durchziehen will, und Yair Lapid wird es wohl auch schon gewittert haben.

Wenn Lieberman, der undiplomatischste denkbare Außenminister, wirklich wegen Durchstechereien angeklagt wird, tritt er zurück, die Koalition bröckelt, und Neuwahlen werden unausweichlich.  Ich habe hier ja noch  nie erlebt, daß eine Legislaturperiode friedlich zu Ende geht. Immer vorgezogene Neuwahlen.

Yair wird sich mit seiner Mittelstands-Partei beeilen müssen, einen Namen hab ich schon für sie: ha-burganim, die Bürger (und Name einer Fernsehserie vor zehn Jahren über die bürgerliche Mittelschicht, die ihn wohl auch wählen würde). Barak wird seine Getreuen, die mit ihm die Avoda verlassen haben, im Regen stehen lassen (wie es diesen harmlosen Deppen damals jeder vorausgesagt hat), in Bibis Likud einsteigen und von Bibi wieder ins Verteidigungsministerium gehievt werden. Ich sag ja, Bibi und Barak verstehen sich gut. Bibi wird die Wahlen gewinnen, und Zipi Livni wird mit Kadima glorios untergehen. Ihre Wähler werden zu den Burganim überlaufen.

Enttäuschte Lieberman-Wähler werden ebenfalls zu Yair wechseln, desgleichen die kläglichen Reste von Meretz, sofern sie was zu verlieren haben bzw sofern ihnen Liebermans säkulares Profil wichtiger ist als seine Haltung den Arabern gegenüber. Ich glaube, Lieberman wäre ein viel besserer Innen- als Außenminister geworden. Diese Ernennung war genauso widersinnig wie die, Peretz zum Verteidigungsminister zu machen.

Wer nichts mehr zu verlieren hat, die Zelt-Protestler zB, wird Shelly wählen. Bibi wird versuchen, eine säkulare, zentrale Mehrheit zu erreichen. Shelly wird mit den Religiösen in der Opposition sitzen. Ich glaube übrigens, daß viele frühere Zipi-Wählerinnen Shelly wählen werden. Sie wird sich nicht schlecht schlagen.

Ob ich Recht behalte? Keine Ahnung.

Bei den nächsten Wahlen werden drei meiner Kinder mitwählen. Ich habe ihnen ans Herz gelegt, sich in den nächsten Monaten mit Politik zu beschäftigen, Artikel zu lesen, sich eine eigene Meinung zu bilden. Was sie letztendlich wählen, ist mir nicht so wichtig – Hauptsache, sie fällen ihre Entscheidung gut informiert und nach bestem Wissen und Gewissen.

Und was, wenn Lieberman durchkommt? Tja, dann wird Bibi sein Joch noch eine Weile tragen müssen.

Primus´ Humor Januar 15, 2012, 21:19

Posted by Lila in Kinder.
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Primus und Tertia sehen fern.

Primus: „…und danach kommt noch ein Film mit Johnny Depp und Angelina Jolie…“

Ich, aus der Küche: „Ach, vielleicht von diesem deutschen Regisseur, wie heißt er nochmal…“

Primus (liest von der Fernbedienung ab): „Donnersmarck. Das ist aber ein komischer Name. Mama, kommt der Name von Döner?“

Ich: „Aber natürlich nicht…“

Brüllendes Lachen von der Couch. Ja ja, sie haben es wieder geschafft. Okay, ich bin doof.

Erklärt mir mal, bitte, Januar 15, 2012, 0:21

Posted by Lila in Deutschland, Presseschau.
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weil ich doch gar nichts davon verstehe. Nach Lektüre der täglichen schockierenden Enthüllung über Herrn Wulffs Vorleben (haltet euch fest – er ist zum Oktoberfest eingeladen worden und hat seine Übernachtung spendiert bekommen!) frage ich mich wirklich, ob noch jemand unterscheiden kann zwischen wirklichen Übertretungen und der berühmten Grauzone. Ich meine – es wird mir doch keiner weismachen wollen, daß Herr Wulff der einzige, allereinzige, erste und letzte Politiker ist, der sich mal eine Übernachtung schenken läßt. Wo verlaufen die Grenzen zwischen verboten, erlaubt aber halbseiden, und korrekt, wer bestimmt sie, und wer überwacht, daß alle sie einhalten?

Ich habe das Gefühl, die Grenze zwischen Wichtigem und Unwichtigem verschwimmt auf jeden Fall. Und ich habe auch das Gefühl, daß ein solches mediales Schlachtfest, wie angemessen auch immer der erste Auslöser gewesen sein mag, erstens Heuchelei derer fördert, die nie daraufhin kontrolliert werden, ob ihnen mal jemand eine Maß ausgegeben hat – und zweitens, letztendlich Wulff dient, dessen eventuelle echte Verfehlung in einem Sumpf von Banalitäten untergehen können. Und drittens löst es beim Leser riesigen, ärgerlichen Überdruß aus.

Dies jedenfalls ist meine von jeder Fach- und Sachkenntnis freie Einschätzung der Lage. Was meint ihr, die ihr näher dran seid? Wie läßt sich überhaupt noch Grund in die Sache bringen? Welcher Ausgang scheint euch angemessen?

Leseratten Januar 14, 2012, 0:14

Posted by Lila in Kinder.
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Heute früh kam ich die Treppe runter und mußte unwillkürlich lachen. Auf der Couch saßen die beiden Mädchen, jede in eine Ecke gekuschelt und mit einer Decke über den Knien. Darauf lag jeweils eine schwarze Katze. Jedes Mädchen hielt ein Buch in der Hand und war vollkommen ins Lesen versunken.

Der Tag verging in fröhlichem Brasseln, aber die Mädchen änderten ihre Haltung den ganzen Tag über nicht. Als wir sie zum Essen riefen (die Brüder hatten gemeinsam gekocht,  Ofenkartoffeln und blutiges Steak – „was nicht mehr muht, ist eßbar“), standen sie nur unwillig auf, aßen schnell und lustlos, und sobald der Teller leer war, sprangen sie auf, zurück zu ihren Büchern. Die sich übrigens sehr ähnlich sehen.

Was lesen die Mädchen?

Vor ein paar Wochen, vor dem Flug nach Deutschland,  kaufte Tertia sich den ersten Band einer Serie, The Hunger Games. Jugendlitertur des 21. Jahrhunderts – dystopisch, post-apokalyptisch, ein Fantasy-Albtraum, sagen die Besprechungen. Ich kenne die Bücher nicht, sie sind ganz neu und soeben erst übersetzt.

Tertia ist eine Leseratte und hat immer ein Buch in der Hand, das sind wir gewöhnt. Aber Primus bemerkte mit Erstaunen, daß er seit dem Erwerb dieses Buchs gefühlt eine Schwester weniger hatte. Er machte sich über sie lustig, als sie bei meiner Mutter in der Eßecke saß, lesend, und auf die Bitte, doch nach oben zu gehen, weil geputzt werden mußte, nur mit leerem Blick aufsah und dann, das Buch vor den Augen, entschwand. Ja selbst zur Bescherung war sie nur mit Mühe zu bewegen. Bevor sie nach Hause zurückflog, flehte sie mich am Telefon an, den zweiten und dritten Band schon mal zu kaufen, damit sie ihn auf dem Heimweg lesen kann.

Das kam Primus nun doch seltsam vor, und als sie das Buch durch hatte, nahm er es sich vor. Und begann zu lesen und zu lesen und ließ das Buch nicht mehr los. Er liest schneller, und auch er wollte unbedingt schon den zweiten Band lesen. Die Gespräche der beiden drehten sich nunmehr ausschließlich um dieses Buch.

Das machte Quarta, die sonst nicht sehr gern liest, neugierig. Während Tertia den zweiten Band las, von Primus ungeduldig angetrieben, der inzwischen schon mal den dritten Band kaufte, fing Quarta mit dem ersten Band an. Und siehe da – sonst sitzt sie ja auf Sprungfedern und läßt sich von einem Buch nur kurze Zeit fesseln. Aber sie ist einfach wie gebannt. Als ich mitkriege, daß das Buch ziemlich grausam ist und vielleicht doch nicht das Richtige für meine Jüngste, ist es schon zu spät. Die Kinder verteidigen Hunger Games mit Zähnen und Klauen.

Primus hat mir versichert, daß Hunger Games das spannendste Buch ist, das er je gelesen hat, mit den stärksten Figuren, die er je in einem Buch getroffen hat. Und da er nicht, wie seine Schwester, sich auch mal ins Vampirroman-Territorium verirrt (sowas liest er nur, damit Tertia sich mit ihm darüber unterhalten kann, aber er schüttelt eher den Kopf darüber), sondern gute Bücher liest, klingt das wie eine echte Empfehlung. Allerdings ist er in Bezug auf Grausamkeiten härter als ich im Nehmen, wie seine Altersgenossen. Ich habe, zur Gaudi der Kinder, noch nie fertiggebracht, den Besuch von Harry, Ron und Hermione im Ministerium Wort für Wort zu lesen, ich überflieg ihn nur. Die Kinder sind natürlich gerade auf die spannenden Stellen scharf. (Und das, nachdem ich sie die ganze frühe Kindheit vor allem bewahrt habe, das spannender war als die Fahrt mit der Lokomotive Emma durchs Tal der Dämmerung!)

Nun, heute hat Quarta den ersten Band zu Ende gelesen und Tertia den dritten – der noch warm sofort in Primus´Hände überging. Den ganzen Tag über saßen beide Mädchen vollkommen gebannt auf der Couch, die Augen rasten förmlich die Seiten herunter. Außer dem Rascheln von Papier hat man den ganzen Tag nichts von ihnen gehört.

Leider durfte ich sie nicht fotografieren, das heißt, ich habe es nicht mal versucht, ich wollte den Bann nicht brechen (und mir nicht den Zorn der Gestörten zuziehen). Als ich bei ihrem Anblick anfing zu lachen, hoben sich vier braune Augen kurz, warfen mir äußerst warnende Blicke zu und senkten sich sofort wieder. Das reichte mir.

Fleisch von meinem Fleische, kann ich da nur sagen. Ich werde mir die Bücher wohl mal auf Englisch zulegen müssen… aber nur in den Semesterferien. Wenn ihr nichts mehr von mir hört…

Jumbo tanzt nicht mehr Januar 10, 2012, 19:48

Posted by Lila in Muzika israelit.
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Beim Grenzgänger kam schon die Rede auf sie – Yaffa Yarkoni, die Sängerin, die Israel durch alle Kriege und Krisen begleitet hat, ist neulich gestorben. Sie war die große Konkurrentin der großartigen Shoshana Damari, die vor ein paar Jahren starb – der Kampf der Diven war ein Motiv der Klatschpresse, das beide stets abstritten (und das von den Medien mit der Konkurrenz zwischen Yardena Arazi und Ofra Haza später noch einmal inszeniert wurde).

Ich war nie ein Fan von Yaffa Yarkoni, ehrlich gesagt. Aber ich habe ihr einen Platz in meinem Herzen bewahrt, denn ihre Platte mit Kinderliedern war die einzige Kinderplatte, die Y. als Kind kannte. Meine Schwiegermutter, die selbst sehr schön singt (und meines Erachtens eine lieblichere, wärmere Stimme hat als Yaffa Yarkoni…), hat mir erzählt, daß Y. als Kind besonders das Lied vom dummen tanzenden Bären Jumbo liebte. Es ist das zweite Lied in dieser Kurzfassung von Yaffas beliebtesten Kinderliedern.

Yaffa Yarkoni war jahrzehntelang ein Fixstern am Musikhimmel Israels. Ihr bekanntestes Lied für Erwachsene war Bab el Wad, ein Lied über die Toten des Unabhängigkeitskriegs.

Und da ich zu Shoshanas Tod versäumt habe, sie zu erwähnen, setze ich gleich nochein bißchen Shoshana hinterher (Verzeihung, Yaffa). Shoshana Damari war immer neugierig auf die Zusammenarbeit mit aktuellen und jüngeren Künstlern, die es als Ehre empfanden, mit der Legende aufzutreten. Wenn sie singt, hört man ihre wunderbare orientalische Aussprache – achtet auf das r und das ch, wie schön das klingt. So eine mächtige, warme Stimme.

mit Boaz Sharabi – die Live-Aufnahme ist nicht so gut, die Studio-Aufnahme ist besser

mit Idan Raichel, der sie verehrte und mit dem sie eine wunderbare Zusammenarbeit hatte.

Nun sind sie beide nicht mehr da, Yaffa und Shoshana, die Legenden aus dem Unabhängigkeitskrieg, zu deren Liedern an vielen Gedenktagen geschwiegen wurde.

(Soeben gefunden: ein schöner Nachruf)

Wir haben den Schuldigen! Januar 10, 2012, 19:21

Posted by Lila in Uncategorized.
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Ihr werdet es schon gelesen oder gehört haben.

Mit ständigen Kriegsdrohungen, dem Aufmarsch militärischer Kräfte an den Grenzen zu Iran und Syrien sowie mit Sabotage- und Terroraktionen von eingeschleusten „Spezialeinheiten“ halten die USA gemeinsam mit weiteren Nato-Staaten und Israel die beiden Länder  in einem Ausnahmezustand, der sie zermürben soll. Zynisch und menschenverachtend versuchen USA und EU, mit Embargos ihren Außenhandel und Zahlungsverkehr planmäßig lahm zu legen.

Wir halten den Iran in einem Ausnahmezustand? Wer hat denn mit der ganzen bescheuerten Rhetorik angefangen, wenn nicht die Mullahs? Bevor die an die Macht kamen, war das Verhältnis zwischen Israel und dem Iran (Persien) ausgezeichnet. Um sich zu informieren, was für ein menschenfreundliches und sympathisches Regime ist, würde ich den Unterzeichnern dieser hirnrissigen Petition mal raten, ein paar Exiliraner zu befragen.

Und was haben wir den Syrern getan? Wie sind wir denn nun schuld, daß dort ein Aufstand gegen Assads Regime auf die Beine kommt? Seit der Staatsgründung Israels fühlen sie alle paar Jahre den Drang, zu sehen, wie weit sie kommen, wenn sie den nervigen Nachbarn zerstören wollen, aber die Aggression ging bestimmt nicht von Israel aus. (Ich erinnere noch einmal an die ausgestreckte Hand).

Einerseits wurde Israel vor einem Jahr wüst beschimpft, als es in den Chor der Mubarak-Gegner nicht einstimmen wollte, sondern sich lieber vorsichtig zurückhielt. Trotz der Beteuerungen, daß in Ägypten nun Demokratie und westliche Freiheit Einzug halten, haben die Moslembrüder den Aufstand gegen Mubarak als Sprungbrett genutzt und drohen nun mit Aufkündigen des Friedensvertrags mit Israel (selbstverständlich ohne den als Pfand für den Frieden erhaltenen Sinai wieder rauszugeben – geradezu Räubermanier).

Wieso also sollte es in Israels Interesse sein, hintenrum einen Aufstand gegen Assad anzuzetteln, der eine bekannte Größe ist, um ihn gegen eine unberechenbare neue Größe einzutauschen? Aus reinem Araberhaß oder wie? Damit wir mal sehen, wie es ist, wenn wir noch mehr Islamisten als Nachbarn haben?

Wirklich, es gibt keine Behauptung über Israel, die zu dumm ist, um nicht noch 1000 Unterzeichner in Deutschland zu finden, die meisten davon Akademiker und Aktivisten aller Art. Darunter sind auch Vertreter von Vereinen mit wohlklingenden Namen:

das Heidelberger Forum gegen Militarismus und Krieg,

das Bündnis für soziale Gerechtigkeit und Menschenwürde e.V.,

der Bundesverband der Arbeiterfotographie,

eine FriedensTreiberAgentur (FTA),

der Vorstand Deutscher Friedensrat e.V.,

das Bremer Friedensforum,

eine  Gesellschaft für dialektisches Denken,

eine Künstlerinitiative http://www.unruhestiften.de,

der Dt. Freidenkerverband,

die Bremer Ökosiedlung Lilienthal,

dazu Gewerkschafter aller Arten, Pax-Christi-Mitglieder… kurzum ein Gotha der politisch korrekten Weltverbesserer.

Lauter ehrenwerte Bürger, die nichts dabei finden, daß Israel seit Jahrzehnten bedroht und angegriffen wird, denen es auch am Arsch vorbeigeht, wie es zB den Palästinensern im Libanon geht –  die aber Krokodilstränen über Assad und Ahmedinijad weinen und als Wurzel eines jeden Übels immer Israel gleich mitbezichtigen. Und die es geschafft haben, das Wort „Frieden“ als „bedingungslose Erfüllung aller Forderungen der Palästinenser, egal mit wie viel Gewalt vertreten und egal wie absurd“ zu übersetzen.

Leute, wer von Euch noch die Linken wählt, dem ist nicht mehr zu helfen.

Wenn ich eine Petition zur Beendigung der unhaltbaren Lebensbedingungen der Palästinenser in der arabischen Welt sehe, ändere ich vielleicht meine Meinung. Bis dahin sind diese Leute für mich eine stinkende Masse von verkappten Judenhassern, die überall Israel am Werk sehen, wenn ihnen was nicht paßt, und die bereit sind, die Wirklichkeit beliebig zu verfälschen, Hauptsache, Israel hat am Ende den Schwarzen Peter.

Quelle: Elder of Zion

Et is noch Suppe da… Januar 10, 2012, 17:08

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Keine Ahnung wieso, heute ziehen mir den ganzen Tag traumatische Erinnerungen an den rheinischen Faastelovend durch den Kopf, inklusive Karnevalslieder. Beim Lesen dieser Nachricht brach ich also spontan in Gesang aus: et is noch Suppe da, wer hat noch nicht, wer will noch mal?

The IDF is preparing for a possible flood of Syrian refugees following the potential fall of Chief of Staff Benny Gantz said Tuesday.

Speaking at the Knesset’s Defense and Foreign Affairs Committee, the army chief said that members of Assad’s Alawite sect are expected to seek shelter in Israel should the Syrian leader, an Alawite himself, be removed from power.

„The day the Assad regime falls, this is expected to hurt the Alawite sect,“ Army Chief Gantz said. „We are preparing to take in Alawite refugees on the Golan Heights.“

Benny Gantz bereitet die Armee und uns darauf vor, daß bei einem Sturz Assads Flüchtlinge über die Grenze kommen werden. Und wir die dann aufnehmen müssen.

Noch mehr Flüchtlinge? Ich bin ja wirklich ein mitleidiger Mensch, und wenn keine Wahl bleibt, nehmen wir sie eben auf… aber kann niemand auf der Welt diese potentiellen alawitischen Flüchtlinge aufnehmen? Muß es wirklich der zionistische Erbfeind sein, der sich wieder mal erbarmt? Am Ende kommen noch Assad selbst und seine bezaubernd elegante Gattin, die ja im Moment in Großbritannien weilen soll. Ghaddafi hat ja leider trotz seiner jüdischen Wurzeln darauf verzichtet, Aliya zu machen.

Und das einen Tag nach Verabschiedung eines Gesetzes, das die Lage für die afrikanischen Kriegs- und Elendsflüchtlinge, die jeden Monat aus Eritrea und dem Sudan nach Israel strömen, radikal verschlechtert. Das darf doch wohl nicht wahr sein. Wie wäre es, wenn man sich erstmal um die Flüchtlinge kümmerte, die schon da sind?

Andererseits hängt in vielen rheinischen Wohnküchen ein besticktes Ziertuch, auf dem steht:

Fünf sind geladen, zehn sind gekommen,

gieß Wasser zur Suppe, heiß alle willkommen.

 

Na dann guten Appetit.

Und der Rest ist mir egal Januar 10, 2012, 10:27

Posted by Lila in Land und Leute.
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Ha. Jawohl. Oh ja. Jetzt hört mal gut zu, was die Wettertante für morgen vorhergesagt hat (nachdem es tagelang wunderbar geregnet hat, heute die Sonne scheint und es dabei angenehm kühl-lau ist).

Morgen wird es wieder regnerisch, und die Temperaturen fallen. In den Höhenzügen im Norden kann Schnee erwartet werden… 

Sie sagt das, und ich denke: okay, ruhig bleiben, die meint die Golanhöhen, meinetwegen, sollen die es eben gut haben.

Und dann sagt sie dies:

... in den Golanhöhen und den Bergen des Galil.

Galil! Galiläa! Das sind wir! Westgaliläa, be-chaiai, das sind wir.

Nicht als ob es nie Schnee gäbe in Israel. In Jerusalem fällt öfter Schnee, leider ist Jerusalem verdammt weit weg und ich war noch nie da, wenn es dort geschneit hat. Ich könnte auch gar nicht hin, denn wenn es in Jerusalem schneit, bricht der Verkehr zusammen und der Stau steht bis Tel Aviv (wo sich die Leute am Strand aalen). In den Golanhöhen schneit es auch manchmal, dann kriegen die Kinder dort schneefrei und meine Quarta kriegt giftiggrüne Augen vor Neid. Wieso wohnen wir nicht in Katzrin? Keine Ahnung, die Golanhöhen sind mir zu baumlos.

Und auch in anderen Gegenden fällt manchmal Schnee. So erinnere ich mich deutlich, daß im Winter 1991-92 im Kibbuz zwei Tage lang Schnee lag. Secundus war gerade geboren, und Primus baute mit seinem Vater ein Schneemännchen vorm Haus. Keiner von beiden erinnert sich mehr daran. Mein Schwiegervater behauptet, irgendwann in den 60er Jahren lag mal Schnee im Kibbuz, aber Y. erinnert sich auch nicht mehr daran.

Kurz, es ist nicht so, als ob wir hier schneemäßig zu kurz kämen.

Oh, wenn morgen tatsächlich…

Nein, wo ist die Papiertüte? Hyperventilieren ist Quatsch und sinnlos. Ich werde bestimmt enttäuscht. Obwohl – wenn irgendwo in der Nähe Schnee fällt, fahr ich hin. Ganz Israel pilgert dann ins Galil, um sich zehn Schneeflocken anzugucken.

So so… Januar 9, 2012, 11:58

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… noch ein bekannter Journalist, der seinen Einzug in die Politik wohl schon jahrelang vorbereitet hat und seinen Einfluß als Journalist wohl auch dazu benutzt hat.

Yair Lapid ist der Sohn der Schriftstellerin Shulamit Lapid, die eine interessante Persönlichkeit ist und mir von den Lapids am sympathischsten. Sein Vater war Yosef („Tommi“) Lapid, ungarischer Holocaust-Überlebender, Kochbuch-Autor, Journalist (in der als Schrei-Runde verpönten Sendung Popolitika zB, die ich nie angucken konnte, weil ich Geschrei nicht hören kann) und zeitweise recht mächtiger Strippenzieher in der Knesset mit seiner säkularen Shinui-Partei.

Obwohl ich ein paar Tommi-Lapid-Fans kenne (meist alte Ungarn wie Tommi, die nach seinen Rezepten kochen und ihn als Person bewunderten), war der Mann als Politiker eine Enttäuschung. Viel versprochen, wenig gehalten, und das wenige durch mehrere mißliche Entscheidungen verdorben. Und dann immer diese Schrei-Anfälle. Vielleicht hat der Sohn ja als Reaktion darauf sein Image auf samtweich getrimmt?

Aber Yair ist  ein erwachsener Mann und sollte nicht nur als Wiedergänger seines zänkischen Vaters gesehen werden. Er ist eigentlich, seit ich in Israel lebe, praktisch ununterbrochen im Fernsehen zu sehen. Ganz zu Anfang, noch mit ganz schwarzem Haar und immer diesem kokett geneigten Köpfchen, als eine Art Freitagabend-Show-Host. Da saß er auf einem Schemel und erklärte uns die Welt, von beflissenen Lachern unterbrochen. Ich weiß nicht, wie viel Anteil er selbst an den Scherzen hatte, die er zum Besten gab, aber ich muß zugeben, daß ich damals schon eine vage Abneigung gegen ihn gefaßt habe. Er ist, und hier zeigt sich wieder die Irrationalität solcher Abneigungen, genau die Sorte Mann, die ich unatttraktiv finde, ein muskelbepackter Pseudo-Softie mit weichem Blick, immer auf Bewunderung lauernd und mit einer ich-sag-die-Wahrheit-Attitüde, die durch keine seiner Aussagen wirklich gerechtfertigt wird.

Er ist mit einer Fotografin verheiratet, hat in Filmen mitgespielt, Bücher geschrieben und gehörte jahrelang zum Unterhaltungsteil des Fernsehens. Vor ein paar Jahren hat er Ulpan Shishi übernommen, die Freitagabend-Nachrichten-Magazin-Sendung, in der alle, die die Woche über nicht  zum Fernsehen kommen, den Überblick nachgeliefert bekommen, interpretiert vom martialischen Ronni Daniel , von spitzzüngigen Amnon Abromovitch (mit dem unbeirrbaren Willen, sich mit ALLEN anzulegen) und den stets griesgrämigen Ehud Yaari (der jeden Provinzpolitiker der arabischen Welt mit Namen kennt und auch die abgelegensten Regungen der arabischen Welt mit abgrundtiefem Pessimismus verfolgt). Und noch ein ganzes Team von anderen Journalisten, die man so im Laufe der Jahre verfolgt und bei denen man abschätzen kann, welche Standpunkte sie vertreten und wie man ihre Informationen einordnen kann. Wie das eben so ist bei Nachrichten.

Lapid paßte in diese Runde wie ein Pfau in den Adlerhorst. Wir haben Ulpan Shishi eine ganze Weile boykottiert, weil er mich nervös macht und seine Anmoderierungen noch mehr. Ich selbst ziehe überhaupt die trockene, solide Welt des Channel 1 vor, erst recht, seitdem dort ein Mann das Heft übernommen hat, mit dem ich mal zusammengearbeitet habe und den ich als klug schätze. Aber weil die Ästhetik der Channel-1-Nachrichten geradewegs aus den 70er Jahren kommt, Regionalprogramm, schreien alle: ausmachen!, ausmachen!, wenn ich da Nachrichten gucken will. Und so sind wir Freitagabend wieder bei Ulpan Shishi gelandet und Lapids Bemühungen, aus der U- in die E-Sparte zu wechseln. Er schreibt auch Kolumnen für Ynet, die sein politisches Profil keineswegs schärfer hervortreten lassen. Manche sind lesenswert, andere so konsensbeflissen, daß man keinen einzigen Standpunkt daraus destillieren kann.

Er ist im Laufe der Jahre ergraut, neigt sein Köpfchen aber immer noch kokett zur Seite und schaut uns tief, ganz tief in die Augen. Wäre das ein Rendezvous, würde ich aufspringen und davonlaufen, aber es ist keins, und da er nun angekündigt hat, daß er in die Politik geht, genau zwei Jahre vor der nächsten Knesset-Wahl, so daß er die gesetzlich vorgeschriebene „Abkühlungsphase“ einhalten kann…. da muß man sich nun wohl mit seinen Grundsätzen und Ideen auseinandersetzen. Außer seiner Abneigung gegen religiösen Zwang, die ich teile, weiß ich nicht, was er denkt. Er schmückt sich mit „sozialem Protest“, aber wirkt dabei nicht so überzeugend wie Shelly Yachimovitch, die ja ebenfalls bekannte und einflußreiche Journalistin war, bevor sie die Arbeiterpartei eroberte.

Shelly hatte bei mir nie ein Glaubwürdigkeitsproblem, ebensowenig wie Nitzan Horowitz (Meretz). Beide hatten ein scharfes politisches Profil, als sie noch im Studio saßen und kommentierten. Daniel Ben Simon macht auf mich einen ganz un-weltlichen Eindruck, erstaunt und erschrocken, wie viel Intrige es in der Politik gibt, noch mehr als beim Fernsehen! Er verschwindet fast im Getümmel israelischer Innenpolitik. Prinzipiell ist nichts dagegen zu sagen, daß Journalisten die Front wechseln, so wie es auch Karrieresoldaten und Wirtschaftskapitäne tun. Alle warten schon gespannt, wohin Gabi Ashkenazy sich wenden wird, wenn seine Zeit der Abkühlung vorbei ist. Obwohl man sich, wie gesagt, schon fragt, wie lange der Plan, selbst Politiker zu werden, schon die journalistische Arbeit geprägt hat. Schwer zu sagen.

Das Problem ist eher woanders, nicht in der Person Lapids oder seinem Beruf. Israel leidet unter der Partei-Zellteilungs-Krankheit. Aus der soliden, jahrzehntelang relativ überschaubaren deutschen Parteienlandschaft kommend, wo höchstens auf regionaler Ebene Kleinparteien aufsteigen (die dann meist auch wieder untergehen), kann ich nicht fassen, wie viele Parteilein in Israel um die Deutungshoheit der immergleichen Themen kämpfen. Es ist praktisch unmöglich, per Stimme die Zusammensetzung der Regierung zu beeinflussen, weil einfach keiner voraussehen kann, wie die Kräfte sich verteilen werden und wer mit wem geht.

Wenn ein Politiker sich über seine Parteikollegen ärgert, spaltet er sich einfach ab, wie David Levi (der Gesher gegründet hat) oder Itzik Mordechai (Mifleget-ha-merkaz), Avigdor Kahalani (3. Weg) oder Ehud Barak (Atzmaut). Dabei sind meist die Ego-Faktoren peinlich deutlich sichtbar. Sharon hat Kadima gegründet, um den Rückzug aus Gaza und vermutlich auch die beginnende Räumung der Gebiete in den Weg zu leiten – seit seinem Ausfall hat Kadima jeden Anschein eines politischen Profils verloren. Die Mutationen, die die Mafdal-Nachfolge-Parteien mitgemacht haben, sind unmöglich zu durchschauen. Bei Liebermann sitzen ehemalige Likudniks mit ehemaligen Arbeiterpartei-Politikern zusammen.

Es ist ein einziges Durcheinander. Keiner weiß, wer am Ende mit wem gegen wen welche Regierung bilden kann. Livni hatte letztes Mal mehr Stimmen als Netanyahu, aber weil dieser mit der Shas koalieren konnte und sie nicht (weil sie die Forderungen der Shas zurückwies, statt sie, wie Netanyahu, „einzubinden“), wurde Netanyahu Premierminister. Wer weiß, wen Lapid am Ende stützen würde? Wo gehen die Stimmen hin, wenn man so eine Partei wählt, die praktisch nur auf den Charme (ächz) eines bekannten Mannes setzt?

Natürlich kann man die linken und rechten äußeren Ränder leicht bestimmen – diese Parteien haben feste Konturen und man weiß, wofür Meretz oder Ha-bait ha-leumi stehen. Doch in der Mitte? Mittelinks die Avoda, Mitterechts Liebermann, und dazwischen drängen sich Likud (die unter Netanyahu eher in die Mitte gerutscht ist, ganz gleich, wie deutsche Beobachter das sehen), Kadima, Baraks Atzmaut, jetzt noch Lapid…. und ich habe sie bestimmt noch nicht alle aufgeführt.

Dazu kommen die religiösen Parteien, von denen einige eine soziale Agenda haben, die eher „links“ klingt, dagegen in Bezug auf Israel und die Palästinenser eher „rechts“. Und ich habe die arabischen Parteien noch nicht erwähnt, die größtenteils linker als  links sind.

Bei jeder Wahl steigt eine Splitterpartei auf, die bei der nächsten Wahl schon nicht mehr dabei ist – die Zentrumspartei, Zomet, die Rentnerpartei. Jedesmal sortieren sich die Überlebenden des Zerfalls, so es welche gibt, neu in andere Parteien ein. Die Brownsche Molekülbewegung wirkt wie ein exakt getanztes Menuett im Vergleich.

Vielleicht will Lapid sich einer bestehenden Partei anschließen. Wenn er zu Kadima geht, wird das die Partei reanimieren, doch Livni wird endgültig irrelevant. Konkurriert er mit Kadima, ist das der Todesstoß der Partei – Livni kann sich also aussuchen, ob sie mit oder gegen Lapid untergeht. Ich sehe nicht, wie sie noch Wähler mobilisieren will nach dem stetigen Konturverlust ihrer Partei.

Auch Arie Deri ist angeblich dabei, eine neue Partei zu gründen. Wenn man das logisch weiterdenkt, dann hat in ein paar Jahren jeder israelische Bürger eine eigene Partei. Ich feile schon mal am Programm der Mama-Partei.

Optische Täuschung Januar 8, 2012, 19:36

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Kleine Kinder meinen, wenn sie sich beim Versteckenspielen die Augen zuhalten, sieht man sie nicht. Erwachsene tun das zwar nicht mehr, aber wir glauben auch gern, daß etwas, das wir nicht sehen, nicht existiert – ob es eine Rechnung ist oder eine unangenehme Mail. Und wenn wir nicht mal weggucken müssen, um etwas nicht zu sehen, sondern von vornherein nichts davon wissen, dann sind wir sicher, es existiert nicht.

So könnte ein hoffnungsfroher Palästinafreund sich dazu gratulieren, daß der Drang der Palästinenser, ihrem inneren Leid durch Mord an Unschuldigen Ausdruck zu verleihen (bedauerlich, aber angesichts der gräßlichen Mauer und sinnlosen Checkpoints doch durchaus verständlich!), sehr nachgelassen hat. Und er müßte dazu nicht mal lügen. Denn in seiner Morgenzeitung findet er Meldungen nicht, die diesem freundlichen Bilde widersprächen.

Tag für Tag, Woche für Woche, das ganze Jahr über finden Soldaten an den Checkpoints, die sie bemannen müssen, statt wie ihre Altersgenossen zu studieren, zu reisen oder Musik zu hören, Waffen, Sprengstoff, Messer und andere Ausrüstung, dazu gedacht, möglichst viele Juden zu verletzen oder zu töten (nicht Israelis: Juden, denn weder Drusen noch Christen oder gar Tscherkessen sind Ziel der Aktion). Der Wille zum Terror ist ungebrochen, jedoch, es fehlt an Möglichkeiten zur Umsetzung. Die grausamen Israelis fangen die Terroristen an Checkpoints ab und nehmen sie fest, sie arbeiten auf vielen Ebenen ständig daran, Terror gegen Unschuldige zu verhüten. (Für Terroristen gibt es natürlich keine Unschuldigen… sie unterscheiden nicht zwischen Kombattanten und Zivilisten).

Jedoch wenn man das nicht in den Medien berichtet, dann entsteht eine optische Täuschung. Nämlich die von den willkürlich handelnden Israelis, die aus reiner Schikane die armen, friedfertigen Palästinenser durch Nadelöhre treiben.

Genau diese optische Täuschung, der ein Großteil des sich aus deutschen Medien nährenden Lesevolks unterliegt.

Übrigens, der Fairneß halber sei es erwähnt, auch ein Großteil der israelischen Zeitungleser. Denn wir bekommen ebenfalls längst nicht alles zu hören und zu lesen, was die Armee so aufstöbert, aus vielerlei Gründen (darunter bestimmt auch sog. ermittlungstaktische). Und auch ein Teil der palästinensischen Sicherheitskräfte sowie namenlose Kollaborateure arbeiten daran mit, daß die Terrorzahlen eklatant zurückgegangen sind. Aber allzu viele Palästinenser würden wohl Nabil Shaat, dem ach so moderaten Unterhändler mit Israel, zustimmen, wenn er sagt, daß der „Widerstandskampf“ nie beendet sein wird. Erst mit Israels Vernichtung werden sie die Waffen niederlegen.

Ich wünschte wahrhaftig, ich würde dieser optischen Täuschung auch erliegen. Meine Nächte wären ruhiger und weniger Falten hätte ich auch. Und ich würde noch glauben, daß man mit Zugeständnissen irgendeine Wirkung erzielen kann. Ach, wäre das schön.

Besucher und Gäste Januar 8, 2012, 15:18

Posted by Lila in Bloggen.
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Mir fiel vor ein paar Tagen etwas auf. Seit wir in den hinterletzten Winkel Israels gezogen sind, habe ich mich nicht mehr getraut, die Freunde und Freundinnen, die tatsächlich noch bis nach Manot gekommen sind, einzuladen. Wenn schon die Familie mit leichtem Grimm scherzt, daß sie erstmal ein Visum für den Libanon brauchen, bevor sie sich in unsere Ecke trauen, und ein Teil der Familie noch nicht gekommen ist, weil es einfach zu weit ist… dann habe ich Sorge, gute Freunde gewissermaßen in Zugzwang zu versetzen, wenn ich sie, wie gewohnt, zum Abendessen einlade. Aber ich werde mich wohl überwinden müssen, wir können ja nicht immer nur andere besuchen und uns bekochen lassen, sondern ich hab ja auch gern Leute hier.

Interessanterweise jedoch waren es Blog-Gäste, die den viel längeren Weg  nicht scheuten und uns beglückten. Unsere ersten Gäste überhaupt waren Blog-Freunde. Da wir nun das Privileg haben, Gästen auch einen Schlafplatz anbieten zu können, der über „quetsch dich auf die Couch und ignorier uns, wenn wir durchs Zimmer schleichen“ hinausgeht, freut uns das besonders.

Im Laufe der Jahre habe ich per Blog eine Menge interessanter, ungewöhnlicher und netter Menschen kennengelernt. Und sie waren wirklich so, wie ich sie durch ihr Schreiben kennengelernt hatte. Keine Masken, keine falschen Fassaden. Trotz aller Warnungen über den trughaften Charakter der Internet-Kommunikation kann man trotzdem annehmen, daß ein Mensch, der schriftlich sympathisch klingt, das auch tatsächlich ist.

Ein Danke an alle, die sich zu uns in die Wildnis getraut haben. Ihr wißt schon, wenn Ihr gemeint seid.

Talfahrt Januar 8, 2012, 5:30

Posted by Lila in Kinder.
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Es ist jedesmal schwierig. Wenn Secundus am Wochenende zuhause ist, freue ich mich. Gestern hatte ich sie alle um den Tisch, noch dazu die übliche Feier-Runde: Schwiegermutter, Schwiegervater, Schwager, Schwägerin und deren Kinder („die kleine Runde“ ist das, denn die weitere Verwandtschaft konnte nicht kommen). Wir feierten Secundus´Geburtstag nach, mit viel Essen und Kuchen und diesem gewissen Familien-Gefühl, das ich so schätze.  Secundus hat die ersten Radieschen aus seinem Beet geerntet, er hat sich empört, daß ich den leckeren Kuchen durch Kirschen verdorben habe und hat mit seinem kleinen Cousin, der ihn verehrt, Bilderbücher angeguckt und ihm Kartentricks gezeigt.

Primus amüsierte sich über die Nachrichten, die Secundus´Soldaten ihm auf dem Anrufbeantworter hinterließen. „Commander Secundus…“ fangen sie alle an. Noch ist ja die Distanz da, die in der israelischen Armee nur während der Grundausbildung herrscht. Bald ist sie vorbei, und diese Soldaten werden nicht mal dem obersten Stabschef mit ähnlichem Respekt begegngen wie jetzt ihrem ersten Commander, der selbst erst anderthalb Jahre dabei ist.

Nur wenige Stunden später, um halb fünf früh, klettert Secundus in Vaters Auto, um die erste Bahn zu erwischen. Er schleppt eine riesige Tasche. Er weiß nicht, wann er das nächste Mal wiederkommen kann. Vorsichtshalber, damit die Haare nicht zu weit nachwachsen, hat er sich den Schädel so glatt wie möglich geschoren. Draußen prasselt der Regen. „Willst du  nicht deine Fleece-Jacke anziehen?“ „Ich darf kein Fleece über die Aleph-Uniform ziehen“, erklärt er mir – richtig, das hatte ich vergessen. So sehe ich ihm nach, wie er hemdsärmlig durch die Kälte stapft.

Die ganze nächste Woche sind sie wieder im Gelände. Zelte und Kälte bedeutet das, für die jungen Soldaten und für ihn, der sich darum sorgt, daß es diesen besser geht als ihm. Ich wünsche mir für sie alle, daß es eine leichte Woche wird, daß die Zelte dicht sind und die Thermo-Wäsche ausreicht. Daß Secundus kein Freund großer Abschiede ist, sondern nur mit einem flüchtigen „yalla bye“ aus dem Haus eilt, hilft mir nicht.

Er hinterläßt das gewohnte Chaos in seinem Zimmer und Bad, für das ich dankbar bin. Während ich dort aufräume, habe ich wieder die tröstliche Illusion, daß ich was für ihn tun kann, es ihm leichter machen kann. Ich denke daran, daß er sich freuen wird, wenn er wiederkommt, obwohl ich weiß, daß es ihm nicht mal auffiele, wenn ich das Chaos einfach liegen ließe. Ich denke auch an die anderen Mütter von Soldaten in kämpfenden Einheiten, die genau wie ich seufzen und wünschen, der Staat und die Umstände würden nicht ganz so viel von den jungen Menschen verlangen, während sie Schokoladentafeln zwischen Wäschestapel schieben, als Überraschung fürs nächste Wochenende.

Ich wappne mich innerlich gegen die Artikel in Haaretz, Ynet und Jerusalem Post im Laufe der nächsten Woche, die mir erklären werden, warum eine „Aktion“ im Gazastreifen ansteht oder ein Schlagabtausch mit der Hisbollah oder warum Assads Ablenkunsmanöver an der Grenze nah bevorsteht. Nein nein, sie täuschen sich alle, es wird ruhig bleiben.

Immerhin. Im Februar berührt auch Secundus die Wand – dann hat er die Hälfte der Zeit hinter sich und beginnt die Zählung rückwärts.  Aber diese Sonntagmorgen in aller Herrgottsfrühe sind eine emotionale Talfahrt, von der ich mich erst im Laufe des Dienstag erhole. Wenn ich dann am Mittwoch höre, daß er weder Donnerstag noch Freitag nach Hause kommen kann, beginnt gleich die nächste… denken wir nicht daran.