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Summen im Baum April 30, 2014, 21:40

Posted by Lila in Persönliches, Uncategorized.
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Bekanntlich liebe ich den großen Elefantenbaum (Ombu – oder zweihäusige Kermesbeere) vor unserem Haus. Dieser Baum hat sehr viele wunderbare Eigenschaften.

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Er ist fast das ganze Jahr über grün. Dieses Jahr war der Winter so mild, daß er nicht mal, wie in den Jahren davor, drei Wochen im Februar kahl war – diesmal waren schon neue Blätter an den Zweigen, als er die alten abwarf. Ein fliegender Wechsel. Ich habe also immer herrliches grünes Licht im Arbeitszimmer.

Zweitens beherbergt der Baum viele Vögel, die sich von mir kein  bißchen stören lassen, da die Fensterfront verspiegelt ist und sie mich für ein Stück Baum halten. (Leider nehmen sie auch manchmal Kurs auf die Fenster – wir kleben Zettel auf die Fenster, um die Illusion zu zerstören).

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Also sitze ich Aug in Auge mit Ehepaar Specht, einer hartnäckigen Amsel, einem bezaubernden Kolibri-Paar und einer unternehmungslustigen Schwalbe, die einen ganzen Tag lang vor meinem Fenster nach einem guten Plätzchen für ihr Nest gesucht hat – dann aber doch weitergeflogen ist, sehr zu Leos Bedauern, aber meiner Erleichterung.

Drittens wächst dieser Baum sehr schnell, und wenn man irgendwo schneidet, feuert ihn das nur noch mehr an. Das wußte ich zu Anfang nicht, und darum war ich sehr griesgrämig, nachdem Y. in paar ihn störende Äste abgesägt hatte. Ja, okay, also die Ratten klettern durch den Baum auf Höhe unseres Speichers, aber das ist doch kein Grund, den schönen Baum brutal zu verstümmeln? Anklagend und weiß und nackt ragten die Stummel vor meinem Fenster in die Luft, und nach beliebter Ehefrauen-Art mußte ich das Thema mehrmals erwähnen, um meinem Willen adäquaten Ausdruck zu verleihen.

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Noch bevor ich das Thema endlich ruhen lassen konnte, hatte der Baum schon gehandelt. Die weißen Schnittflächen wurden erst hell-, dann dunkelgrün, und dann sprossen ganz viele kleine Trieben raus. Aus denen wurden richtige stämmige kleine Ästen. Und inzwischen ist überall da, wo Y.s vielbeklagte Säge gewütet hat, ein ganzer kleiner Wald neuer, frischer Äste entstanden.

So konnte ich auch leichter verschmerzen, daß sich neulich tatsächlich ein Angstellter des regional council in unsere abgelegene kleine Müllkippe von Moshav verirrte und „die Straßen saubermachte“. Zuerst sägte er alle überstehenden Äste ab – unsere Bougainvillea zuerst, dann den Elefantenbaum. Zu meinem Erstaunen sammelte er die absägten Äste nicht nur ein, sondern fegte überdies noch Bürgersteig und Straße. Wenn jetzt noch der Sperrmüll abtransportiert wird, den die Bewohner praktischerweise vor ihren Häusern, auf Böschungen und am Wegesrand ablegen, dann sieht Granot fast ansehlich aus.

Um den Baum mußte es mir nicht leidtun, denn ich wußte, daß er jetzt zur Straßenseite hin ausschlagen wird wie wahnsinnig, und daß wir nächstes Jahr wieder eine schöne grüne Hölle überm Bürgersteig haben. Und von der Hausseite aus sieht man eh keinen Unterschied.

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Und noch eine Freude macht mir der Baum. Ein Bienenvolk lebt in ihm und summt den ganzen Tag eifrig herum. Sie stechen nicht, sie tun nichts, sie summen und sammeln und sehen wunderbar aus. Ich finde Bienen sehr interessante Tiere und auch sehr schön. Zwar könnte ich  nicht imkern, weil ich doch Angst hätte, gestochen zu werden, und wohl nicht in einen Bienenstock reingreifen könnte, auch aus Angst, was kaputt zu machen – aber ich genieße es, Bienen vor Augen zu haben. Der Baum blüht gerade, und sobald man aus dem Haus tritt, hört man das eifrige Summen der Bienen. Ich freue mich, daß die Bienenkrankheit diese Bienen wohl nicht befallen hat, und hoffe auch, sie bleiben gesund.

Also, so runtergekommen renovierungsreif reperaturbedürftig das Haus auch ist – so wunderbar ist dieser Baum.

 

Eine alte Liebe April 27, 2014, 6:39

Posted by Lila in Persönliches, Uncategorized.
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fand ich heute früh auf meinem Geburtstagstisch wieder.

Viele Jahre war Silences nicht auf dem Markt, und ich hatte schon lange jede Hoffnung aufgegeben, meinen alten treuen Begleiter je wiederzuriechen. Als ich neulich irgendwo las, daß Silences neu aufgelegt wird, mit leicht verändertem Duft, aber sehr guten Kritiken, freute ich mich und erzählte meinen Töchtern, die beide ebenfalls gute Düfte lieben, meine Geschichte mit Silences. Wie ich die erste Flasche von einer Freundin meiner Mutter geschenkt bekam, wie ich mich anfangs dem Duft nicht gewachsen fühlte, wie ich reinwuchs und viele Jahre Silences trug. Ich hatte auch andere Parfums, wurde Silences auch manchmal untreu, aber trotzdem war es mein signature fragrance.

Meine letzte Flasche ging ungefähr zur Zeit unserer Hochzeit zur Neige, und wie gesagt, danach war es nirgends mehr zu finden. Ich habe zwar im Laufe der Jahre ein paar gute Düfte gefunden, die mir gefallen, aber Das Einzig Wahre war nicht dabei. Von Zeit zu Zeit guckte ich mal im Internet danach, um mich zu vergewissern, daß meine Erinnerung mich nicht täuschte und das wirklich ein guter Duft war – und ich war immer froh, wenn ich wie bei Bois de Jasmin las, daß es tatsächlich ein Klassiker war und nichts, was einem im Nachhinein peinlich sein muß.

Vor ein paar Tagen strich Quarta in meinem Schlafzimmer herum, guckte sich die Flaschensammlung neben dem Spiegel an und fragte so ganz nebenher: wenn dir jemand was zum Geburtstag würde schenken wollen… was wäre dir am liebsten?

Ich wollte gar nichts zum Geburtstag und sagte ihr das auch. Da meinte sie: aber wenn du dir ein Parfum wünschen könntest – was wäre es?

Da mußte ich ehrlich sagen, also wenn es Silences hier irgendwo zu kaufen gäbe… aber das gibt es ja nicht. (Ich habe schon ein paarmal nachgeguckt, aber in den Drogerien bei uns in der Provinz gibt es immer nur die großen Hits, die gerade in Mode sind, aber niemals ungewöhnlichere Düfte… und ich habe noch nie ein Parfum von Jacomo in Israel gesehen.)

Ja, meinte sie, sehr schade. Na ja, wenn wir mal am Flughafen sind, können wir ja mal gucken.

Ich war also vollkommen unvorbereitet und hätte nie geglaubt, daß mein Wunsch, nicht beschenkt zu werden, so einfach ignoriert wird. Die Mädchen und Y. fuhren unter einem glaubwürdigen Vorwand ins Kiriyon, ein großes Einkaufszentrum, wo es mindestens zwei Parfumerien gibt. Und in einer von ihnen, die abartigerweise Beutypharm (sic) heißt, bekam Y. auf die Frage, ob sie Parfums von Jacomo führen, die fröhliche Antwort: selbstverständlich – für Mann oder Frau? (Herren und Damen gibt es hier ja nicht 🙂 )  Y. konnte es kaum glauben, daß es so einfach war. Er erkannte die Flasche sofort wieder.

Und so bekam ich mein geliebtes Parfum wieder, in das ich nun endlich und endgültig reingewachsen bin.

Fünfzig Jahre ist doch eine ganz schön lange Zeit, finde ich. Meine Mutter ist gegen Ende des Kriegs geboren, ich zwanzig Jahre später. Das ist nicht viel – die Erwachsenen meiner Kindheit haben ihn alle miterlebt. (Das ist ein weniger festliches Thema und dazu später mehr.) Und nicht nur bin ich  im Jahr 2014 fünfzig Jahre alt – wir werden auch unsere silberne Hochzeit feiern. Das bedeutet, daß ich die Hälfte meines Lebens verheiratet bin. Noch dazu durchgehend mit demselben Mann. Noch dazu einem, der mir die Wünsche von der Nase abliest. Und sie erfüllt.

Darauf eine Runde Silences.

 

Markerschütternd April 24, 2014, 21:02

Posted by Lila in Krabbeltiere.
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war mein Schrei.

Ich saß gerade gemütlich auf einem der Lese-Sessel in meinem Arbeitszimmer und tauschte mit meiner Telefon-Freundin Umzugstips aus – sie zieht nämlich am Wochende um. Wir waren so richtig tief in der trauten Diskussion, wie man fremden Knies und Knaas am besten von Duschabtrennungen und Küchenzeilen entfernt – da hörte ich es und fühlte ich es neben meinem Ohr ganz zart krabbeln.

Und da wandte ich den Kopf.

Ein dicker, hektisch wackelschwänzelnder, fettbraun glänzender Tausendfüßler wand sich und nahm Kurs auf meinen Hals. Ja, ein Tausendfüßler mit giftigem Stachel, dessen Stich angeblich sehr wehtut. Aber auch wenn er nicht giftig wäre, hätte ich vermutlich denselben Schreckensschrei ausgestoßen.

Meine Freundin erschrak furchtbar. Ich konnte nur stammeln: „nadal, nadal“, und sie gruselte sich auch. Y. und die Mädchen kamen die Treppe hochgeschossen, Tertia mit gerunzelter Stirn und tadelndem Ton, „ja was ist denn hier los, Mama?“ Als die Mädchen aber das Wort NADAL hörten, riefen auch sie sofort: „iiiih“ und „wo ist er?“ und „Abba, rette uns“.

Einen Moment lang tat mir mein Mann so leid. Er ist so gelassen und trocken im Umgang mit Krabbeltieren aller Art, und statt daß ich meinen hysterischen Ekel vor Kakerlaken, Spinnen und Tausendfüßlern bekämpfe, stecke ich die Töchter noch damit an.

Y. warf uns nur einen Blick zu, den jeder sich ausmalen kann, und begab sich auf der Suche nach dem Übeltäter.

Ich fand ihn schließlich selbst – er hatte sich noch an die Rückseite des Kissens geklammert, an das ich mein müdes Haupt gelehnt hatte.

Mir ist klar, daß meine Leser es zutiefst mißbilligen werden, einen Akt der brutalen Gewalt gegen Wehrlose nennen werden, aber ich habe das Tier mittels Sprühflasche zur Strecke gebracht, obwohl Y. schon mit dem Besen bereitstand, um es auf den Balkon rauszufegen. Damit er sofort wieder zurückkommen kann, wie unsere Ratten? Nein danke.

Wer seine Neugierde befriedigen möchte, wie so ein Schreckenstier aussieht, kann dieses hier tun. Und dann kommt wieder und sagt mir, daß Ihr nicht geschrien und nicht gesprüht hättet, sondern dem kleinen Burschen das Haupt getätschelt hättet, um ihn dann nach draußen zu tragen. Ja ja, glaub ich Euch aufs Wort.

Brrrrr.

ETA: Und wißt Ihr, wie Y. den Vorfall resümiert hat? „Ich habe dir doch gesagt, du sollst nicht so viel telefonieren“.

Langsam, langsam April 24, 2014, 7:39

Posted by Lila in Persönliches, Presseschau.
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finde ich den Weg zurück in den Alltag. Gestern habe ich wieder unterrichtet, glücklicherweise ein Thema, das ich wirklich über alles liebe – Landschaftsmalerei. Heute früh habe ich auch, zum ersten Mal seit weiß nicht wann, Nachrichten gehört – alles deprimierend. Anscheinend ist die Option der Verhandlungen mit den Palästinensern wirklich ausgereizt.

Der Schulterschluß von Fatach und Hamas jedenfalls unterstreicht für uns das Riskante unserer Situation – egal was für eine Unterschrift unter einem Abkommen stünde, es wäre doch letztendlich Hamas. Daß Abu Mazen selbstverständlich nicht darauf bestanden hat, die Hamas-Charta geändert zu sehen, bevor er mit Haniya gutes Einverständnis demonstriert, wundert niemanden.

Es ist ja schön, wenn die Feindseligkeiten der Palästinenser untereinander aufhören und sie sich gemeinsam auf eine Linie Israel gegenüber einigen können. Aber die Hamas-Linie ist grundsätzlich feindselig, und ich sehe nicht, daß sich das ändern wird. Was weiß ich schon? Aber Khaled Abu Toameh, der ein klarsichtiger Beobachter ist, sieht es auch nicht. Für ihn ist es nur ein weiteres Manöver, mit dem die Palästinenser Israel unter Druck setzen wollen.

Na ja, warten wir´s ab. Wenn eine dauerhafte, demokratisch gewählte palästinensische Regierung in den Verhandlungen eine flexiblere Haltung zeigen, kann man ja weiter verhandeln. Falls die Verhandlungen nicht sowieso nach Ablauf der neun Monate, also am 29. April, endgültig eingestellt werden. Israel hat die Sitzung heute abgesagt, nicht insgesamt – auch wenn das in der FAZ so klingt.

Ich frage mich, was internationale Organisationen dazu sagen, die die palästinensische Autonomiebehörde offiziell anerkannt haben – ob es sie stören wird, wenn nun Hamas und islamischer Jihad gleichberechtigte Partner in dieser Behörde sind. Immerhin sind es Terrororgansationen. Nein, eigentlich frage ich mich das überhaupt nicht, ich weiß ja, daß es niemanden stören wird. Terror, der sich nur gegen Israel richtet, gilt ja nicht als richtiger Terror. Sonst wäre die Hisballah ja schon längst international geächtet.

So werden die Gangster immer weiter aufgehübscht und immer salonfähiger. Statt auf die Kräfte zu setzen, die sich gegen Terrorismus und Gewalt richten – irgendwo in der palästinensischen Gesellschaft muß es sie doch geben.

Ach, ich weiß es auch nicht. Heute früh war es so angenehm frisch draußen, jetzt zieht wieder der Sharav ein, der glühend heiße Ostwind zerrauft die Bäume vor meinem Fenster, und trotz Luftbefeuchter und Kopfschmerztablette fühle ich mich, als hätte mir jemand eine Keule über den Hinterkopf gezogen. Wenn der Sharav vorbei ist, werde ich vielleicht wieder optimistischer.

Und a propos Bilder April 22, 2014, 21:57

Posted by Lila in Persönliches.
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Endlich mal ein schöner Artikel im SPon. Die Photographin Orly Zailer hat eine Photoserie gemacht, die viel interessantere Ergebnisse hat, als man glauben sollte. Eigentlich klingt die Idee, Familienbilder nachzustellen, also in die Posen, Kleider und Umgebung der Eltern oder Großeltern zu schlüpfen, trivial. Aber beim Ansehen der Bilder selbst war ich bewegt. Die Ähnlichkeit, die Ähnlichkeit. Auf einmal wird die Kette der Generationen, sonst eher ein trivial-unaufregender Hintergrundgedanke, richtig faßbar. Wer weiß, wie viele Menschen, denen wir ähnlich sehen, vor uns gelebt haben und nach uns leben. Ja, jeder von uns ist ein Individuum und ein ganz eigener Mix. Aber wir tragen sie alle mit uns rum, die vor uns kamen.

Besonders schön, daß es eine israelische Photographin ist, die diese Vergangenheitsreise unternimmt. Kaum eine israelische Familie, die ohne Erinnerungen an Verfolgung, Vertreibung oder Flucht lebt. Ost oder West, einfach hatten Juden es nirgendwo, auch wenn es mal ruhigere, mal unruhigere Zeiten gab. Ich könnte mir gut vorstellen, daß in zwanzig oder dreißig Jahren wiederum die Kinder und Enkel der heutigen Modelle die Bilder ein drittes Mal nachstellen.

Alte Familienbilder sind überhaupt kostbar. Ich habe vor ein paar Monaten eine alte Geburtstags-Deko, einen gemalten Baum, zu einem Familienbaum umfunktioniert und Familienbilder draufgeklebt. Einer Bilderwand hat sich mein Mann verweigert, der für sowas nichts übrig hat.

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In der Mitte Y. und ich, noch jung und hübsch. Auf Y.s Seite seine Familie, auf meiner Seite meine. Ganz unten die Urgroßeltern und Großeltern, darüber unsere Eltern und Geschwister, ganz oben Kinder, Nichten und Neffen.

Je älter ich werde, desto sentimentaler werde ich. Mir gefällt die Idee der alten Römer, ein Lararium im Haus zu haben, einen Ort, der die Ahnen vergegenwärtigt. Das haben ja viele Kulturen. Es müssen auch nicht die biologischen Vorfahren sein – man verdankt ja so vielen Menschen etwas, die dieselben Pfade eher gewandert sind, die einem vor-gelebt haben. Aber es berührt mich besonders, wenn ich meine Bleistifte in den Köcher stelle, den Y.s fleißige, geschickte Großmutter gedrechselt hat, oder ich in meiner Schmucksammlung die Kette meiner Oma sehe, die sie so oft und gern getragen hat, oder in der uralten Ausgabe des David Copperfield die schwungvolle Unterschrift meines nie gekannten Großvaters.

Vermutlich spüre ich einfach, je älter ich werde, wie unwichtig und kurz das Leben des Einzelnen ist, im Vergleich zur Länge der Kette, in der er steht. Das hat etwas sehr Tröstliches. Zumindest, wenn man die Kette, in der man steht, mögen kann. Auch das ist ja nicht jedem beschieden.

Gerade gestern… April 22, 2014, 18:47

Posted by Lila in Persönliches, Uncategorized.
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… am 21. April, dem 40. Todestag von Y.s Großvater, sehe ich bei Elder of Zion einen Videoclip, der mich sehr an ihn erinnert.

So haben auch Y.s Großeltern um diese Zeit ihren Kibbuz aufgebaut. Sogar die Gegend sieht ähnlich aus… und der Großvater war noch so jung. Schöne Bilder.

 

 

 

 

Breaking News April 19, 2014, 9:33

Posted by Lila in Bloggen, Persönliches.
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Meine Mutter brachte mir als Geschenk einen Ziegelstein von einem Buch mit – es war nicht ihre Idee, sie mußte das riesige Ding mitschleppen und hat es, während sie hier war, selbst angefangen. (Wie gut war das, meine Mutter mal nicht ständig auf Achse zu sehen, sondern ganz entspannt im Garten, zwischen all dem Unkraut und den Schmetterlingen in der warmen Frühlingsluft! mit einem Buch in der Hand!)

Ich werde mir die Kindle-Version zulegen – dieses Gerät verwöhnt einen ganz schön, ich hab gar keine Geduld mehr für ziegelsteindicke Bücher, mit denen man sich im Bett nicht ordentlich einkuscheln kann, weil sie einem immer entgegenfallen.

Jedenfalls würde mich interessieren, ob jemand Frank Schätzings „Breaking News“ kennt und was Ihr davon haltet. Meine Mutter meinte, der Stil ist ungenießbar und reißerisch, der Inhalt aber überraschend interessant. Sehr viel Geschichte des Nahen Ostens, auch aus der nächsten Vergangenheit, an die man sich noch erinnert.

Ich bin jedenfalls mal gespannt. Also, her mit Euren Kritiken.

Zehn Tage April 17, 2014, 19:45

Posted by Lila in Persönliches.
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nichts geschrieben. Pessach – eine Woche mit meiner Mutter – ein Besuch in Jerusalem – schöne Stunden am Meer – vollkommene Entspannung mit meiner Mutter im Garten – lecker gekocht – viel Romme gespielt – und die Welt habe ich abgekoppelt. Keine Nachrichten gehört oder gelesen. Erst jetzt habe ich mitbekommen, daß in Hebron am Seder-Abend ein Familienvater erschossen, seine Familie verletzt wurde. Auch sonst ist einiges passiert, aber ich habe nichts mitgekriegt, und das war gut so. Ich habe nicht gearbeitet, ich habe im Haus und Garten nur getan, was ich gern mache. War auch mal schön.

Morgen früh muß ich den Faden wieder da aufnehmen, wo ich ihn zu Beginn der Pessach-Ferien habe fallen lassen.

Konzentration und Ablenkung April 7, 2014, 16:15

Posted by Lila in Persönliches.
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Gerade habe ich ein freundliches Wort gesagt bekommen, das erzähle ich natürlich gleich weiter und mache es damit zunichte.

Ich sitze montags viele Stunden im Lehrerzimmer, weil meine Stunden intelligenterweise morgens und abends liegen, und es sich für mich natürlich nicht lohnt, bis nach Hause und wieder zurück zu gurken. Also sitze ich und arbeite, habe auch viel Spaß, den Gesprächen der Kollegen mit den Studenten und untereinander ein bißchen zuzuhören. Da habe ich schon manches Nette erlauscht und mich innerlich amüsiert.

Mehr oder weniger sind es immer dieselben bürolosen Kollegen, die ebenfalls einen ganzen Tag im Lehrerzimmer verbringen (ach, die Tage, als ich noch ein Büro hatte! war der reinste Horror, wie froh bin ich, daß ich den Job nicht mehr habe, der ein Büro und unendlich viel Papierkram verlangte! lieber Lehrerzimmer-Nomadin…). Es ist auch immer nett, mit Leuten aus anderen Fachbereichen ins Gespräch zu kommen, die ich ja sonst gar nicht sehen würde.

Vorhin meinte also eine dieser mir vorher unbekannten Kollegin im Ton aufrichtiger und wohltuender Bewunderung: „nein, wie du dich konzentrieren kannst, das sehe ich schon länger. Im größten Chaos bist du vollkommen auf deine Arbeit konzentriert“. Ich mußte ehrlicherweise sagen, daß es mir viel leichter fällt, in der Bücherei oder im Lehrerzimmer voll Brassel konzentriert zu arbeiten, als in aller Stille zuhause.

Zuhause fühle ich mich wie die Pechmarie, nach der überall gerufen wird, „hol uns aus der Waschmaschine, wir sind ganz sauber und wollen auf die Leine!“, „pflück uns, wir verfaulen dir sonst am Baum!“, „putz uns, sonst kann keiner mehr durch uns durchgucken!“, „koch uns, sonst bleiben die Kinder hungrig!“, „benote uns, die Studenten warten schon!“… und egal was ich mache und auf wen ich höre, ich bleibe die Pechmarie, die ihren Aufgaben immer hinterherlaufen muß. Wie die Goldmarie das schafft, weiß ich nicht, bei mir kommt immer irgendwas zu kurz.

Jedenfalls schaffe ich in diesen paar Stunden im Lehrerzimmer, wo mich weder Waschmaschine noch Mandarinenbaum rufen, viel mehr weg als in meinem ruhigen, idyllischen, wunderschönen, aber an Ablenkungen so reichen Arbeitszimmer zuhause. Meinem Mann ist es schon vor langer Zeit aufgefallen, daß ich immer konzentrierter arbeite, je mehr Aufruhr um mich herum herrscht.

Schade, daß wir hier kein schönes lärmerfülltes Cafe haben so wie an der Uni. Da könnte ich bestimmt noch viel besser arbeiten. Aber dafür ist unser Laden viel zu klein.

Jedoch – wie unverdient das Lobeswort war, sieht man auch gleich. Statt nun noch einen Stapel Aufgaben abzutragen, blogge ich lieber.

Erinnert sich noch jemand April 1, 2014, 21:21

Posted by Lila in Presseschau.
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an den palästinensischen Gesandten in Prag, der auf rätselhafte Art und Weise ums Leben kam – bei einer Explosion? Damals hieß es, er hätte einen mit Sprengstoff gesicherten Safe unvorsichtig geöffnet. Etwas später wurden bei der palästinensischen Delegation ungenehmigte Waffen und Sprengstoff gefunden.

Jetzt hat die tschechische Polizei ihren Bericht veröffentlicht – demnach hielt der Mann die Bombe in der Hand, als sie explodierte.

Wir haben schon gesehen, wie Palästinenser Waffen und Munition in Schulen, Moscheen und Krankenhäusern lagern oder  in Krankenwagen transportieren. Wir haben gesehen, wie sie Raketen in Wohngebieten basteln und abschießen, während Kinder danebenstehen. Warum sollte es jemanden überraschen, wenn ein offizieller Vertreter Palästinas auch seinen Status als Diplomat als Schutzschild nutzt, um mit Waffen und Sprengstoff zu hantieren?

Geschichten, die man nicht erfinden könnte.