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Hurra!!! August 12, 2008, 13:57

Posted by Lila in Uncategorized.
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Eine kurze Meldung und ein kurzer Jubel. Tom Beeri, Sohn einer früheren Chefin, dann Kollegin und bewunderten Freundin von mir, hat bei den Olympischen Spielen den israelischen Rekord für 200 Brustschwimmen gebrochen. Das ist doch toll! Bravo, Tom!!! Ich kenne die Familie seit recht vielen Jahren und weiß wenigstens ein bißchen abzuschätze, wie schwer der Weg zu den Olympischen Spielen ist.

Ein iranischer Schwimmer weigerte sich unter fadenscheinigen Vorwänden, gegen Tom anzutreten. Sehr sportlich, muß ich schon sagen. Natürlich spielt das IOC schön mit, das wäre ja noch schöner, wenn ein iranischer Sportler mal zur Verantwortung gezogen würde für den Boykott Israels, den sie seit Jahren durchziehen.

Iran could have faced sanctions from the IOC if Alirezaei pulled out deliberately because an Israeli was also racing, but IOC spokeswoman Giselle Davies said Monday that no violation had been found.

„The athlete has withdrawn because of sickness,“ she said. „He confirmed this in writing to the swimming federation. We’ve also spoken with the national Olympic committee and they have underlined to us that all their athletes compete here in the right spirit against athletes from any nationality.

„We take both the athlete and the national Olympic committee at their word on this,“ she said.

Leider komme ich nicht dazu, zu gucken, was ich zuhause sicher machen würde. So muß ich das Internet nach Ergebnissen abgrasen. (Ha, hier sogar mit Bild von Tom).

Ich habe übrigens in den letzten zwei Tagen und Nächten mehr Stunden ununterbrochen geschlafen als zuhause seit Monaten. Wahnsinn. Wenn das so weitergeht, seh ich am Ende noch erholt aus 😯

Also, bis bald.

In gebotener Kürze August 8, 2008, 13:43

Posted by Lila in Bloggen.
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verabschiede ich mich in die Ferien, die so erholsam diesmal leider nicht werden. Macht nichts. Ob ich Internet haben werde, weiß ich noch nicht.

Es tut mir leid, wenn ich oft kurzangebunden war in letzter Zeit. Ich weiß auch nicht, wieso die Reisberge in letzter Zeit wieder so angewachsen sind, ohne jede erholsame Erbse drin. Ich fresse mich nur noch durch, puh, und nicht mal interessante Sachen in der letzten Zeit. Nur Pflichten der staubgrausten Sorte. Und da plumpst das Bloggen dann ein bißchen auf die unteren Plätze. Ich habe auch viel zu selten in anderen Blogs kommentiert. Es geht irgendwie nicht anders.

Eine schöne Pause wünsche ich meinen liebwerten Lesern und ein großes Dankeschön an die fleißigen Kommentarschreiber. Auch wenn ich nicht immer reagiere, ist keiner davon verschwendet.

Ach, wie freu ich mich auf Temperaturen unter 30 Grad, Regen und Nieselwetter…

Himmel und Erde August 7, 2008, 11:23

Posted by Lila in Kibbutz, Kinder, Katzen.
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Der Film über eine traurige Kindheit im Kibbuz wird hier interessant besprochen, lesenswert! Ich habe den Film leider nur in Ausschnitten gesehen, aber er ist hoch oben auf meiner must-see-Liste.

Leider hab ich vor meiner Abreise nach Deutschland einen so fiesen und gemeinen Berg Arbeit zu bewältigen, daß ich nicht mehr dazu sagen kann, obwohl ich gern was dazu sagen würde. Mal gucken, ob ich es kurz kann.

Kindheit im Kibbuz konnte paradiesisch sein – mein Mann hat zB. sehr positive Erinnerungen. Aber er hatte auch das Glück, in eine stabile Familie geboren zu werden, die zur Aristokratie des Kibbuz gehörte. Die Eltern seines Vaters gehörten zu den Gründern, waren hochangesehen, seine Eltern waren in allen möglichen Ausschüssen aktiv und arbeiteten schwer. Und seine Mutter war und ist eine der beliebtesten Frauen des Kibbuz, herzlich, immer hilfsbereit und keine Klatschbase. Y. empfand sein Leben als normal, er hatte in seiner Gruppe eine sichere Position als stiller aber respektierter Freund aller, kam mit den starken Mädchen der Gruppe sehr gut aus und ließ sich in die Rivalität der Jungen nicht reinziehen. Y. und seine Geschwister erlebten die Schokoladenseite des Kibbuz, sie waren geborgen und frei zugleich.

Aber eine seiner Freundinnen erlebte die andere Seite des Kibbuz. Ihre Eltern waren Außenseiter und sie wurde aus vielen Gründen erbarmungslos geneckt. Niemand sprang ihr bei, eine Art Darwinismus der Erzieher hielt sie vom Eingreifen ab. „Das sollen die Kinder unter sich ausmachen“ oder „sie kann sich wohl nicht in die Gruppe einfügen“. Die Gruppe ging über alles.

Ich kenne Familien, die den Kibbuz verlassen haben, weil sie den Druck nicht mehr aushielten. Unser entfernter Verwandter Nitzan, der als Kind nachts immer aus dem Kinderhaus ausriß, weil er Angst hatte, und den die Mutter weinend zurückbrachte, weil sie sich der beißenden Kritik der Erzieher und Eltern nicht aussetzen mochte. Er hat seine Mutter als schwach erlebt und grollt dem Kibbuz bis heute.

Wer wie der Autor des Films als Kind Außenseiter war, der hat den Kibbuz von seiner häßlichen Seite erlebt. Es ist wie bei jeder Gruppe: wenn man drinnen ist und akzeptiert ist, sieht man das Gute. Wenn man drinnen ist, aber in der Hackordnung ganz unten, sieht man das Schlechte.

Ich habe ja schon öfter erzählt, wie Y. erstaunt von Treffen mit Freundinnen aus der Gruppe wiederkommt und meinte, Sima und Tamar erinnern sich an Vorfälle, die er längst vergessen hat. Meine Schwiegermutter, die selbst in ihrer Kindheit den Kibbuz als rettenden Hafen erlebte, der sie aufnahm, als ihre armen und vom Holocaust zerbrochenen Eltern in Not waren – meine Schwiegermutter stand immer vollkommen hinter dem System und war als Erzieherin selbst Teil davon. Sie hatte das Gefühl, sie ist dem Erziehungssystem nicht hilflos ausgeliefert, sondern kann Dinge beeinflussen, war selbst jahrelang für die Babyhäuser zuständig. Die innere Sicherheit einer Mutter, daß sie das Richtige und Beste tut, beeinflußt die Kinder.

Aber wer sich hilflos ausgeliefert fühlte, mußte alle Regeln als Willkür und Zwang empfinden, und unglücklich sein. Ich weiß nicht, wie wohl ich mich im Kibbuz alter Schule gefühlt hätte. Ich hatte in den ersten Jahren ja auch Anpassungsschwierigkeiten, die aber durch Y.s große und starke Verwandtschaft sehr abgefedert wurden. Und der Kibbuz wandelte sich. Ich habe davon nur profitiert, und es ist fast verlogen, wenn ich die Veränderungen im Kibbuz beklage. Denn ich kann mich nicht beschweren, die Flexibilität des Kibbuz heute kommt mir so entgegen.

Mein Schwiegervater war ja eines der ersten Kinder hier, und seine Erinnerungen sind durchwachsener als die seines Sohns. Damals waren die Regeln wirklich eisern, und niemand verstand etwas von kindlichen Bedürfnissen. Die Kinder waren einerseits stolz betrachtete Prinzen, für die das Beste gerade gut genug ware, andererseits Versuchskaninchen des „neuen Menschen“, und mein Schwiegervater sagt heute, er und seine Freunde waren von grausamer Selbstgerechtigkeit. Er erinnert sich an Szenen, in denen die Gruppe Gericht hielt über einzelne Mitglieder, mit der Brutalität Heranwachsender, und er sagt heute, es ist eine Schande, daß niemand ihn und seine Freunde gestoppt hat. Er schämt sich heute dafür, die Erinnerungen quälen ihn manchmal, wie die typische Selbstgerechtigkeit eines 16jährigen durch nichts eingeengt wurde. „Die Gruppe“ war alles, der Einzelne nichts.

Es ist heute lustig, wenn meine Schwiegermutter erzählt, wie man sich um einen neuen BH „bewerben“ mußte bei der Frau, die für die Kleidung zuständig war. Die konnte einem dann schon mal über den Mund fahren, „was, du willst schon wieder einen BH; was ist denn mit dem, den du vor zwei Jahren bestellt hast?“ Die Kleidertante wollte dem Kibbuz Geld sparen,

Die Vollversamlung entschied, wer was studiert. Mein Schwiegervater erinnert sich, wie eine seiner Freundinnen Lehrerin werden wollte, und in der VV Erwachsene aufstanden und geradeheraus sagten: „dafür ist sie nicht gut genug, nur die Besten dürfen Lehrer werden, sie ist zu schwach“, weil sie sensible und still war. (Sie ist dann später doch noch Lehrerin geworden).

Kurz, wer mitmachen konnte, hatte es gut im Kibbuz und fühlte die Geborgenheit. Aber wer nicht, ja, der hatte es sehr schwer. Es gibt genügend Bücher, Artikel und Filme, die diese dunkle Seite zeigen. In den letzten Jahren sind auch albtraumhafte Geschichten aufgedeckt worden, von Pädophilen, die als Nachtwächter ungestört Kinder mißbrauchen konnten. Weil sie gute Arbeiter und Kibbuzniks waren, glaubten die Eltern nicht den Kindern, sondern dem Täter. Heute schüttelt man darüber den Kopf, aber geben wir nur zu, daß es auch in Sportvereinen, Kirchen und Internaten die Neigung gab, den Kindern zu mißtrauen – unterstützt von Freuds Verdikt über phantasierende Hysterikerinnen.

Außerdem kennen wir wohl alle den ambivalenten Rückblick auf die Kindheit. Verletzungen aus der Kinderzeit sind bitter und unvergessen, Kränkungen können noch nach 30 Jahren bis zu Tränen schmerzen, und Stolz auf die eigene Familie mischt sich mit dem Wissen um die Geschichten, die man draußen nicht erzählt und dann doch erzählt. Der Stoff für manches gute Buch oder Gedicht oder Gemälde, der Blick in die Kinderwelt. Auch das idyllisch wirkende Dorf, die strahlende Großfamilie, sie alle haben auch eine Innenansicht, eine dunkle Geschichte.

Also, wer kann, sollte den Film ansehen. In den letzten Jahren sind hier sehr gute Filme gedreht worden, die die eigene Geschichte mit großer Ehrlichkeit reflektieren. Auch frühere heilige Kühe wie Kibbuzbewegung und Kibbuzleben.

Israelische Leser, August 5, 2008, 22:51

Posted by Lila in Bloggen, Land und Leute.
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schnell Channel 1 anstellen. Da geht es bei Yigal Ravid gerade um eingewanderte Blogger. Ich habe den Hinweis von Benji, der da auch zu sehen ist. Endlich mal gute Nachrichten im Fernsehen. Kol ha-kavod, Benji!

So, ich hab’s mir angeguckt. Anlaß war die bevorstehende Blogger-Konferenz J-Blogging, die bestimmt sehr interessant wird. Auf der Teilnehmerliste finden sich ein paar Blogs aus meiner Blogroll: Gila von My Shrapnel, Carl von Israel Matzav, David Bogner von Treppenwitz, das Oleh Girl Yael, Aussie Dave von Israellycool, und eben Benji von What War Zone???

Also das reinste who is who der jüdisch-israelischen Blogwelt. Schade, am 20. August bin ich in Urlaub, ich würde es eigentlich gern verfolgen.

Es ist schon lustig, jemanden im Fernsehen zu sehen, den man nur per Blogeinträge „kennt“. Ich lese ihn ja recht regelmäßig, weil er witzig ist und ihm so viele Sachen auffallen, über die auch ich lästere. Israelische Hochzeiten zB. Richtig amüsieren kann man sich aber wohl nur, wenn man auch die hebräischen Einsprengsel versteht. Leider ist Yigal Ravid ein humorloser Knochen, der sich an sein Manuskript hält und rügt, wenn Benji den falschen Vokal benutzt. Autsch.

Wenn sich jemand fragt, August 4, 2008, 5:56

Posted by Lila in Land und Leute, Presseschau.
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wieso Abu Mazen (Mahmoud Abbas) die Fatah-Leute nicht in die Westbank lassen will – hier ist eine Art Antwort, bestimmt nicht die ganze Antwort, aber doch ein Teil. Es ist ja eigentlich viel „absurder“ als die Flucht dieser Männer nach Israel, daß Abu Mazen sie nach Gaza zurückbeordert, wo sie in Lebensgefahr sind. Es wäre doch am logischsten, wenn Abu Mazen der gesamten Sippe einen Neuanfang in der Westbank ermöglichen würde, nicht wahr?

Aber das tut er nicht. Und die Gründe für seine Weigerung zeigen meiner Meinung nach deutlich, warum es zu diesem Zeitpunkt nichts wird mit einem palästinensischen Staat. Weil die Palästinenser selbst entweder nicht können oder nicht wollen. Hamas gegen Fatah, Gazastreifen gegen Westbank, immer partikulare Interessen über allgemeinen Interessen, und immer geht der Konflikt ans Eingemachte. Menschen sterben in diesen Machtkämpfen, und es gibt keine übergeordnete Kontrolle oder Autorität, die das verhindern kann.

Die alte Geschichte von der Sippen- und Stammesloyalität als bestimmendem Element in der palästinensischen Gesellschaft scheint da durch. Hm. Es gibt arabische Staaten, die mit Zwang ihre Bevölkerung dazu gebracht haben, sich der Staatsmacht zu unterwerfen und nicht mehr nur als Sippenangehörige zu reagieren. Ich kann schlecht beurteilen, wie gut solche Staaten funktionieren. Aber die Palästinenser scheinen mir noch nicht so weit zu sein.

Unleugbar hat auch die israelische Politik jahrelang dazu beigetragen, die Bildung einer solchen zentralen Ordnungsmacht zu untergraben. Aus israelischer Sicht logisch, wenn diese Macht jahrzehntelang Arafat hieß, der auf Englisch über Frieden schleimte und auf Arabisch gleichzeitig zum Mord aufrief. Doch Arafat ist schon eine Weile her, und Abu Mazen hätte andere Strukturen aufbauen können. (Auch Arafat hätte das zu Oslo-Zeiten tun können, aber er war unfähig dazu, sich tatsächlich auf eine zivile Zielvorstellung festnageln zu lassen, und hat lieber eine aufregende Intifada angefangen, um nichts und wieder nichts…)

Ich sehe schwarz für die Zukunft der Palästinenser, wenn ich nachvollziehe, wie die einzelnen Grüppchen zueinander stehen. Und wer mich kennt, weiß, daß ich das alles andere als hämisch meine. Es ist eine üble Unterstellung, daß Israel sich freut, wenn die Palästinenser ihre Schwächen ausagieren. Kompletter Quatsch. Für Leute wie uns, die nichts sehnlicher wünschen als ein paar Jahrzehnte Ruhe, Frieden und Stabilität, sind es düstere Aussichten, wenn ihre Nachbarn so zerrissen und uneinig sind, daß einer den anderen nicht vor dem Meuchelmord rettet.

Hier Auszüge aus dem Artikel, unübersetzt, ich bin mal wieder so rücksichtslos, sie auf Englisch zu kopieren.

The Palestinian Authority’s refusal to receive members of the Hilles clan who fled the Gaza Strip Saturday did not come as a surprise to many Palestinians.

Although the Hilles clan has long been known for its loyalty to Fatah, the PA leadership in Ramallah asked Israel Sunday to send almost all those who fled the Gaza Strip back home.

For many of the Hilles clan members, returning to the Gaza Strip is tantamount to a death sentence. However, this did not stop the PA from asking the men to return home.

PA officials explained that the reason behind their refusal to absorb the new „refugees“ was their desire not to encourage other residents of the Gaza Strip to leave.

„Everyone knows that if we allow people to leave the Gaza Strip, almost all the residents living there would try to cross the border into Israel,“ said a senior PA official. „We don’t want to leave the Gaza Strip to Hamas.“

Als ob der Gazastreifen nicht schon in Hamas-Händen wäre. Es wäre sinnvoller, Menschenleben zu retten, und danach zu versuchen, mit der Hamas einen modus vivendi zu finden. Im Gegensatz zu Israel und dem Rest der Welt braucht Abu Mazen das nämlich. Wenn er das gemeinsame Interesse der Palästinenser im Kopf hat, dann muß er mit der Hamas gemeinsam handeln, und die Hamas dazu bringen, das einzusehen. Statt dessen opfert er mal wieder ein paar Flüchtlinge. Historische Vorbilder gibt es ohne Ende. Kant würde sich entsetzt abwenden.

The powerful Hilles clan had established their own „mini-state“ in the Gaza Strip, where they had their own extraterritorial „security zone“ and militia.

The clan, which has long been affiliated with Fatah, had a military training base and a number of small factories for manufacturing various types of weapons.

Several members of the clan were also involved in various types of criminal activities, including murder, rape, kidnappings and extortion, according to sources in the Gaza Strip.

So viel zur Frage, warum Israel diese Männer in der Unterhose über die Grenze gelassen hat. Schon die Unterhose war ein Sicherheitsrisiko. Es sind eigentlich Angehörige einer Privatmiliz.

Bringing dozens of these clan members into the West Bank would have caused a big headache for Abbas, who is still facing difficulties in reining in numerous Fatah gangs that are continuing to roam the streets of West Bank cities and villages.

The last thing Abbas needs is another 180 bitter Fatah thugs from the Gaza Strip patrolling the streets of Ramallah, Bethlehem and Nablus and imposing a reign of terror on the local population.

Wirklich, so eine Situation ist natürlich ein klassisches Beispiel für einen Teufelskreis. Je bedrohlicher die Bandenkriege, desto williger schließen sich Leute zum Selbstschutz den Banden an, was sie wiederum stärkt.

Shortly after the establishment of the PA in 1994, former PA Chairman Yasser Arafat deployed dozens of policemen from the Gaza Strip in a number of West Bank cities. This resulted in an „intifada“ by the residents of these cities, many of whom openly rejected the presence of the Gazans in their communities. In many cases, West Bank families refused to rent out apartments to the „undesirables“ from the Gaza Strip.

The experience was repeated in June 2007 when hundreds of Fatah members fled the Gaza Strip following Hamas’s violent takeover of the area. Most of those who arrived in Ramallah are still finding it impossible to rent apartments in the city.

Nur zur Erinnerung. Die Annahme, daß Westbank und Gazastreifen „natürlich“ zusammengehören, ist unbegründet. Es sind verschiedene Territorien mit verschiedenen geschichtlichen Erfahrungen. In gewisser Hinsicht ist es sinnvoller, wenn beide zu einem „Groß-Israel“ gehören und voneinander getrennt, aber in leicht erreichbarer Nachbarschaft leben. Da ich keine Anhängerin von „Groß-Israel“ bin, weil der Preis mir zu hoch ist, halte ich es im Moment für die sinnvollste Lösung, den Gazastreifen Ägypten zuzuschlagen und die Westbank Jordanien. Natürlich bedanken sich unsere Nachbarn. Sie wollen diese troublemaker auf gar keinen FAll haben. So bleiben die Palästinenser Waisen, die niemand will.

Even the 150 Fatah men who fled to Egypt following the Hamas takeover have not been welcome there or in any other Arab country. In a recent letter to Abbas, the Fatah men, all former residents of the Gaza Strip, complained that they were being held in „military bases“ belonging to the Egyptian army and were being treated as criminals rather than political refugees.

Diese Geschichte ist ein Exemplum für die Schwächen der palästinensischen Gesellschaft. Sie zeigt vielleicht deutlicher als manche historische Analyse, daß die Vorstellung einer ethnischen Identität namens „Palästinenser“ eine dünne Schicht ist, eine Art Furnier. Lautstark eingeklagt, aber inhaltsleer, sobald es um wichtige Fragen oder gegen partikulare Interessen geht. Ich würde die „palästinensische Identität“ nicht gerade eine Chimäre nennen, ein in den 1960ern künstlich entwickeltes Projekt zum Zwecke des Kampfs gegen Israel nennen, obwohl viel dafür spricht, sie als solche anzusehen. Ich bin in der Frage ausnahmsweise mal pragmatisch und sage, nun existiert die Vorstellung einer palästinensischen Identität, wie immer sie auch entstanden ist, und wir müssen sie als Realität behandeln. Aber diese Identität ist noch keinesfalls kräftig genug für die Errichtung eines souveränen, geordneten, zivilen Staats. Das zeigen die Vorfälle der letzten Tage sehr deutlich.

PS: Update: Ich höre gerade in den Nachrichten, daß Ehud Barak die Männer nicht zurückschickt. Eine israelische Menschenrechtsorganisation hat sich dafür eingesetzt, daß Abu Mazens Forderung nicht nachgegeben wird, weil es für die Fatah-Leute lebensgefährlich wäre. Barak versucht also Abu Mazen dazu zu bewegen, sie in die Westbank aufzunehmen.

Im Zweifelsfall August 3, 2008, 6:21

Posted by Lila in Uncategorized.
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wissen die Palästinenser doch, auf wen sie zählen können, zumindest manche von ihnen.

Was sagen deutsche Kommentatoren zu den Kämpfen zwischen Fatah und Hamas im Gazastreifen, den vielen Toten und Verletzten, und den Fatah-Flüchtlingen, die von IDF-Soldaten vor der Hamas geschützt wurden und nun in israelischen Krankenhäusern behandelt werden?

IDF forces rescued dozens of Fatah members who were fleeing Gaza City under heavy machine gun, sniper and mortar fire, Northern Gaza Brigade Commander Colonel Ron Ashrov told Ynet Saturday night.

Oder sind Neuigkeiten aus dem Gazastreifen nur berichtenswert, wenn die Palästinenser arme, hilflose, friedfertige Opfer sind, und die Israelis brutale Besatzer? Dann ist es vermutlich auch nicht weiter erwähnenswert, daß der Mörser-Beschuß wieder angefangen hat…

(Bericht der Tagesschau hier. Ich glaube, nach den vielen Tricks, mit denen hier schon Anschläge verübt wurden, ist es wohl kein Wunder, daß man die Fatah-Kämpfer erst mal durchsucht hat.)

Die Hamas hat den Gazastreifen total übernommen, die Spaltung von der Westbank längst Tatsache, und jede Vorstellung, aus den beiden mal einen Staat zu schnitzen, scheint abwegiger denn je. Ich hoffe, sie beruhigen sich bald. Die Hoffnung auf sinnvolle Verhandlungen müssen wir ja eh vertagen, bis sowohl wir als auch die Palästinenser wieder eine handlungsfähige Regierung haben. Möge der Tag bald kommen.