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Müdigkeit Juni 18, 2012, 14:52

Posted by Lila in Persönliches.
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Nach einer höchst intensiven Woche mit israelischen und deutschen Studenten (die man ja heutzutage Studierende nennt) bin ich erstmal müde. Der Austausch war lebendig und interessant und offen. Noch schwirren mir die Themen und Gespräche im Ohr und im Kopf herum, aber das wird sich setzen.

Mit den deutschen Studenten habe ich gewartet, bis das Flugzeug nach Israel sich tatsächlich in die Luft hob. Ob die Passagiere uns noch gesehen haben, weiß ich  nicht, aber es war charakteristisch für das herzliche Verhältnis, das sich herausgebildet hat. Wir haben tatsächlich drei Stunden am Flughafen verbracht, um noch ordentlich zu winken.

Deutschland ist wunderbar frisch und grün. Ich habe Spargel in rauhen Mengen gegessen. Und jetzt hole ich erstmal eine Mütze Schlaf nach…

Auf ungepackter Tasche Juni 11, 2012, 18:50

Posted by Lila in Muzika israelit, Persönliches.
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sitze ich, in den frühen Morgenstunden geht mein Flieger und ich muß bald los. Ich habe heute sogar unterrichtet, weil ich es den Studenten schulde, das Semester vernünftig zu Ende zu bringen, aber ich war ein bißchen neben der Mütze.

Ich werde auch meine Pflichten beim Studentenaustausch erfüllen und nächste Woche irgendwie funktionieren. Dann fliegt die Gruppe aus Israel ohne mich zurück, ich bleibe in Deutschland, denn dann wartet die Trauerfeier und schließlich die Beisetzung.

Es wird eine Seebestattung an einem Ort, den wir ausgewählt haben, weil ich weiß, daß er unserem Vater sehr wichtig war. Unsere Liebe zum Meer haben wir ja von keinem Fremden.

Für die Anteilnahme danke ich sehr. Ich habe gezögert, überhaupt etwas zum Thema zu veröffentlichen – ich habe ja auch die ganzen letzten Monate und Wochen, in denen mein Vater sich furchtbar gequält hat und ich gebetet habe, daß ich noch zur rechten Zeit komme, nichts dazu geschrieben. Das war mir zu privat.

Andererseits wäre das Hauen und Stechen im normalen Blogbetrieb nicht zu ertragen gewesen. Und wirklich – gute Worte helfen, auch wenn sie auf elektronischem Weg das müde Auge erreichen. In diesen Situationen von Geburt und Tod hilft es, die menschliche Nähe zu spüren.

Weil wir doch alle miteinander verbundenes, lebendiges menschliches Gewebe sind. (Keine schwierige Situation des Lebens, dem israelisches Liedgut nicht gewachsen wäre…)

Danke also, ich vergesse Euch das nicht.

Adieu Juni 9, 2012, 13:07

Posted by Lila in Persönliches.
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10.4.1931-9.6.2012

Zu blöd Juni 8, 2012, 4:54

Posted by Lila in Presseschau.
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Also ehrlich, ich muß ja sowas von verpeilt sein. Ich krieg aber auch gar nichts mit! Mindestens drei Erdbeben hab ich in den letzten Jahren schlicht verpennt bzw einfach nicht bemerkt. Dieses Dings mit der Venus Mittwoch früh wollt ich wirklich sehen, aber der Trick mit dem Karton und dem Blatt Papier hat nicht geklappt und ich hab nichts gesehen.

Und dann war gestern abend um neun, gerade als wir nach Hause kamen, ein UFO über ganz Israel und dem Libanon zu sehen, und niemand von uns hat was mitgekriegt! Dabei geh ich so oft raus, die Sterne angucken, und den Abendhimmel. Manchmal, wenn es nicht zu drückend ist, sitzen wir auch draußen. Es muß ein spektakulärer Anblick gewesen sein. Und wir haben ihn wieder mal verpaßt.

Bin ich die einzige, Juni 6, 2012, 9:41

Posted by Lila in Presseschau, Uncategorized.
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die das Wort „Schlecker-Kinder“ nicht mehr sehen kann? Der Name Schlecker ist unglückselig genug, aber in Verbindung mit Kinder erstehen vor meinem inneren Auge nicht etwa recht erfolglose Unternehmer der zweiten Generation, sondern Bilderbücher.

Vielleicht spinne ich ja, aber ich finde, die Presse sollte einen weniger putzigen, infantilen Namen für erwachsene Menschen finden. Ich kann mich nicht erinnern, von den Krupp-Kindern, Oetker-Kindern oder Haniel-Kindern gelesen zu haben.

Ich bin verwirrt Juni 5, 2012, 19:55

Posted by Lila in Presseschau, Uncategorized.
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Wie? Wat? Bin ich ins Zeitloch gefallen und in in den 50er Jahren, in Lilo Auredens „Was Frauen wissen müssen“, aufgeschlagen?

Gern wird in wirtschaftspolitischen Debatten die Fiktion einer schwäbischen Hausfrau beschworen, deren Handeln Ausbund bodenständiger ökonomischer Vernunft sei. Sie gilt als das Beispiel, an dem sich Wirtschaftspolitik zu orientieren hat. Gemeint ist damit vor allem die ihr unterstellte Sparsamkeit und Vorsicht, die Politikern als leuchtendes Vorbild empfohlen wird.

Nein, es ist ein heute erschienener Artikel, der messerscharf die wahren Ursachen der wirtschaftlichen Krise analysiert.

Nun hat die schwäbische Hausfrau eine Schwester in Spanien. Katalanen gelten in Spanien als ebenso sparsam und vorsichtig wie die Schwaben in Deutschland. Somit verhält sich die katalanische Hausfrau genauso wie die schwäbische. Sie spart gern und geht mit ihrem Geld vorsichtig um.

Okay, Geld ausgeben tun also in erster Linie Hausfrauen. Das weiß auch Lilo schon:

Die Hausfrau aber, durch deren Hände mehr als fünfzig Prozent des Volkseinkommens gehen, darf nicht wie eine Grille in den Tag hineinleben: sie muß Vorsorge treffen wie ein Wirtschaftsminister. (Aureden, 178)

Und der Mann?  Das erklärt der heutige Artikel:

Das Unternehmen, in dem ihr Mann arbeitet, bekommt nun vielleicht weniger Aufträge vom Staat.

Gut, sie ist Hausfrau, er arbeitet in einem Unternehmen. Da ist die Welt also noch in Ordnung. Also: sie gibt das Geld aus, das er verdient. Und wenn sie das nicht gut und genügend tut, verlieren andere tüchtige Männer ihr Einkommen.

Die Señora reagiert wie immer und spart. Nun sind aber auch ihre Ausgaben die Einnahmen anderer, beispielsweise des Bäckers oder des Einzelhändlers.

Diese Hausfrauen! Die sind es also gewesen! Cherchez la femme.

Dagegen wehrt sich 1958 schon Lilo Aureden:

Ein lebensfremder Politiker erklärte neulich: „Die Hausfrauen sind schuld an den Preissteigerungen!“ Ich habe hell aufgelacht, als ich das in der Zeitung las. Ein paar Tage brachte die gleiche Zeitung Briefe von Hausfrauen, die sich ergrimmt und ermannt hatten. Sie waren recht blamabel für den Schwätzer. Wie soll sich eine Hausfrau gegen den schamlosen Butterpreis wehren, der seit Jahren klettert und klettert [….]? Die Hausfrau kann sich nur wehren, indem sie ihren Butterkonsum einschränkt. (Aureden, 182)

Klar, Aureden wendet sich an Hausfrauen, die tatsächlich das Familienbudget verwalten, während Horn sie einfach als Metapher für Verbraucher nimmt. Das aber mit wahrer Begeisterung. Man sieht sie förmlich vor sich, die deutschen, spanischen und griechischen Hausfrauen.

Für einen zweiten Artikel habe ich auch schon eine Idee: über die verschwenderische Frau, die nicht mit dem Haushaltsgeld auskommt, wie Pucki Feigen und Orangen statt Kohl und Nierenfett kauft und mehr Schuhe kauft, als sie je brauchen wird. Auch sie ist ganz klar als Wurzel der Wirtschaftskrise auszumachen.

Erst im letzten, optimistisch formulierten Satz ist wohl bei einem Redakteur ein sauer ersparter Groschen gefallen und er hat ein vorsichtiges Wörtchen eingefügt:

In einem solchen veränderten institutionellen Gefüge werden auch die katalanischen, schwäbischen und andere Hausfrauen und –männer wieder genug Vertrauen gewinnen, um ihre Ersparnisse im eigenen Land zu lassen.

Im Weltbild des Schreibers, Gustav Horn, gibt es nämlich bestimmt keine Hausmänner. Vielleicht war es gar eine anmutige weibliche Redakteurin, die das Wörtchen eingefügt hat?

Übrigens, eine Feministin war Aureden keineswegs, wie ein anderes Buch zeigt („Schön sein, schön bleiben„). Meine liebste Illustration:

In diesem Sinne: prost, Herr Horn. Auf die sparsamen Hausfrauen.

Qassam, reloaded Juni 4, 2012, 18:06

Posted by Lila in Qassamticker (incl. Gradraketen).
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Vor ein paar Tagen drang ein Terrorist nach Israel ein, an der Grenze zum Gazastreifen. Beim Schußwechsel mit der Armee kam er ums Leben, und auch ein israelischer Soldat fiel, wie ich bereits erwähnt habe. Danach flog die Luftwaffe Angriffe auf Terrorziele. Darufhin schießen die Palästinenser wieder Qassams.

Es gab keinerlei Anlaß für den Terroristen, die Grenze zu verletzen und sich auf israelisches Gebiet zu begeben. Die Grenze ist geschlossen. Aber sowas nennt sich dann „Spirale der Gewalt“, als hätte sie keinen Anfang.

Es ist  unendlich ermüdend. Hoffen wir, daß es jetzt nicht wieder losgeht, mit gradueller Verschlimmerung, bis irgendwann eine größere Aktion erfolgt, damit das Leben für die Menschen im Negev wieder erträglich wird. Ich hab es satt wie Steineklopfen. Die Leute um den Gazastreifen herum bestimmt noch viel mehr.

Und es ist soweit… Juni 3, 2012, 13:39

Posted by Lila in Kinder, Persönliches.
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… eigentlich schon eine Weile. Ja, ich sollte eine Blog-Kategorie „zielloses Jammern über den israelischen Sommer“ einfügen, vielleicht tu ich das auch noch. Dann könnt Ihr das Zeug gleich wegfiltern und zufrieden auf den Sommerregen gucken, der an Euren Fensterscheiben heiter herunterrinnt, während Ihr Euch in die Strickjacke kuschelt.

Ich aber ächze und stöhne und plage mich mit der Hitze. Wenn ich allein zuhause bin, mach ich natürlich die Klimaanlage nicht an – wäre ja Verschwendung, nur vielleicht ein paarmal im Arbeitszimmer an und gleich wieder aus. Wenn Quarta aus der Schule kommt, wartet ein riesiger Krug Eiswasser mit Zitronenscheiben und Nanablättern auf sie. Auf die Frage „und was willst du zum Mittagessen…?“ antwortet sie nur „ach, vielleicht ein bißchen Salat“ – man kriegt nichts runter bei der Hitze.

(Salat bedeutet: Gurken, Tomaten und eine halbe lila Zwiebel gaaanz kleingehackt, Olivenöl und Zitronensaft dran, mit Salz und Sumak abschmecken – für mich schmeiß ich noch ein paar Oliven, kleine Baby-Salatblätter und was sich sonst noch findet dran – gegessen wird das Ganze mit dem berühmten israelischen Cottage-Käse).

Wenn ich was draußen zu tun habe, dann mach ich das gegen sechs Uhr früh, wenn Y. zur Arbeit fährt, oder abends. Immerhin ist es bis acht Uhr abends hell – Wahnsinn (sonst ist es hier ja schon gegen sechs zappenduster – unsere weißen Nächte gehen bis um acht, das war´s dann).

Secundus rief vorhin kurz an, um sich zu verabschieden, bevor eine weitere Übung anfängt – im Jordantal! Ich weiß, wie schrecklich viel Zeug Secundus schleppen muß, die Sanitäter haben ja wahnsinnig viel Ausrüstung und im Gegensatz zu den anderen, die Wasser und Munition schleppen, was sich verringert, wird Secundus´ Ausrüstung nicht leichter. Und ich weiß auch, wie viele Kilometer die Jungens laufen müssen. Entsetzt meinte ich, „mein Gott, bei der Hitze ausgerechnet im Jordantal! und ihr müßt doch so viel laufen“, aber er meinte, „wir laufen nachts, ist schon okay, Mama“.

Beim letzten Mal waren so viele Soldaten dehydriert und der Taagad, die Sani-Truppe (bestehend aus Ärzten, Rettungssanitätern und Sanis wie Secundus) waren ständig im Einsatz. Auch mehrere Sonnenstiche waren dabei (weil sie eben auch tags aktiv sind – nur die weiten Märsche machen sie nachts). Ich hoffe, daß alles glattgeht und alle gesund wiederkommen.

Meine Kinder haben alle genau wie ich sehr helle, empfindliche Haut und auch empfindliche Augen. Von solchen Übungen kommen meine Söhne rot verbrannt und mit tränenden Augen wieder. Ich weiß schon, daß ich die nächsten Nächte ganz, ganz schlecht schlafen werde – die Hitze, die Spinnen, die riesigen, bissigen Tausendfüßler, und dann der Gedanke an Secundus, der marschieren muß, während ich schlafen soll.

Als wir vorgestern am Abendbrottisch über diese Übung sprachen, meinte ich, „ich bin froh, wenn du aus der Armee raus bist“, und er sagte knapp „ich auch“. Das letzte Jahr dehnt sich so.

Vorwärts und nicht vergessen Juni 3, 2012, 9:27

Posted by Lila in Presseschau.
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Vor zwei Wochen oder so ging eine kleine Notiz durch die Medien – die Dänen kennzeichnen ab jetzt Waren und Produkte, die aus den Gebieten kommen. Damit das Boykottieren leichter ist. Ich wüßte ja zu gern, ob sie nicht auch ein hübsches kleines Logo dafür finden – so ähnlich wie das treuherzige Karnickel, das Tierversuchs-Freiheit anzeigt, könnte man vielleicht das Gesicht eines unschuldigen palästinensischen Kinds auf akzeptable israelische Ware drucken. Oder eine palästinensische Flagge.

Daß die Boykotteure damit auch palästinensische Mitarbeiter von Betrieben in den Gebieten schädigen, ja daß eine wirtschaftliche Blüte in den Gebieten immer beiden Bevölkerungen zugute kommt – das kümmert sie nicht. Andere Länder werden sich schnell anschließen, nehme ich an. Wieder mal eine Maßnahme, die für Israel reserviert ist – ich habe nichts davon gehört, daß man plant, China wegen Tibet zu boykottieren oder die Briten wegen der Falklandinseln.

Oder auch – Dänemark wegen Grönland. Ich würde darum vorschlagen, ab sofort Produkte und Waren zu kennzeichnen, die aus Grönland stammen. Die Dänisierung Grönlands ist unerträglich, die Zustände in Grönland sind skandalös, und wer solidarisiert sich mit den Grönländern? Die haben nun wirklich keine Lobby außer Fräulein Smilla.

Also, vorwärts und nicht vergessen – die Solidarität hört nicht in Ramallah auf.

Es gibt mir schon zu denken… Juni 3, 2012, 9:21

Posted by Lila in Presseschau.
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… wie ungeheuer unwohl dem deutschen Nachrichtenmagazin bei der Vorstellung ist, Israel könnte tatsächlich imstande sein, sich selbst zu verteidigen, falls es angegriffen wird. Denn bekanntlich sind U-Boote die klassische Zweitschlagswaffe – wenn das Land durch Raketen zerstört ist und der Angreifer weit genug weg ist, um durch die Luftwaffe allein nicht angreifbar zu sein, dann ist es eben recht praktisch, U-Boote zu haben.

Daß Israel angeblich über Atomwaffen verfügt, diese aber in keinem Waffengang je benutzt hat, sollte eigentlich den eifrigen Kritikern zu denken geben. Es lohnt sich auch mal darüber nachzudenken, ob es Israel eigentlich noch gäbe, wenn das Gerücht der Atomwaffen mit Davidstern sich nicht so hartnäckig verbreitet hätte. Vielleicht ist es ja doch keine so schlechte Idee, wenn ein kleines Land ohne Hinterland und ohne Grenzen, über die die Zivilbevölkerung fliehen könnte, sich kräftig und mit technologischem Vorsprung bewaffnet?

Natürlich, wenn man davon ausgeht, daß Israels Existenz von vornherein ein Schandfleck der Geschichte ist, weil alle Völker der Welt ein Recht auf Selbstbestimmung haben, nur die Juden eben nicht – dann kann einem schon beklommen zumute werden, wenn man sieht, daß dieser jüdische Staat sich erkühnt, tatsächlich auf Selbstbestimmung und Selbstverteidigung zu beharren.  Der Unterton solcher Berichte im Land der Mahner ist immer: wollen diese Hunde eigentlich ewig leben?

Ein Prost auf die Howaldt-Werft, auf der mein Vater arbeitete, als ich geboren wurde.

 

Update:

Falls noch jemand Zweifel hatte, wer hier die dräuenden Bösewichte sind. Die Atommacht Israel – ich sollte dem Rate meines Mannes folgen und mich darüber freuen, für wie ungeheuer wichtig und gefährlich wir gehalten werden. Wie der Scheinriese Herr Tur-Tur – je weiter man von uns entfernt ist, für desto riesiger und übermächtiger hält man Israel.

Zum Thema Syrien Juni 1, 2012, 16:05

Posted by Lila in Presseschau, Uncategorized.
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Was soll man dazu sagen? Man erwartet solche Grausamkeiten eigentlich nur von Israel, nicht wahr? Wäre Israel ähnlich rabiat gegen die Palästinenser vorgegangen wie Assad gegen sein eigenes Volk, gäbe es schon längst keine mehr. Aber wir genießen den schlechten Ruf und massenhaft Resolutionen und Verdammung, Assad dagegen die Freiheit, zu tun, was er will, ohne schwächliche Proteste zu ernten. Die Syrer sitzen immer noch im UNESCO-Kommittee für Menschenrechte, die Welt ist also noch in Ordnung.

Gestern hörten wir im Auto Radionachrichten, mehr versehentlich, und da wurde gemeldet, daß die Syrer im Falle eines militärischen Eingreifens selbstverständlich – mit einem Schlag gegen uns reagieren werden. Sehr logisch! Wir haben ja, wie die Iraner behaupten und bestimmt viele Menschen glauben, die ganze Kacke erst angerührt. Wir haben ja überhaupt übermenschliche Macht und können harmlose Araber aus aller Welt dazu bringen, allahu-akbar-schreiend Terroranschläge zu verüben, ohne zu ahnen, daß sie eigentlich nur Marionetten des Mossad sind. Sehr einleuchtend. Wenn also zB die Franzosen in Syrien eingreifen wollten, dann würde Assad mit Raketen auf Tel Aviv reagieren. So droht er zumindest.

Ich wollte mich gerade darüber ärgern, da sah ich, daß mein Fahrer und Ehemann übers ganze Gesicht grinste. „Endlich mal gute Nachrichten!“, meinte er. „Wenigstens Assad glaubt, daß die Welt uns liebt und daß die Aussicht von Raketen auf Tel Aviv tatsächlich irgendjemanden abschrecken könnte“. Tja, so kann man es auch sehen. Daß Assad keine andere Wahl hat, als gegen uns Raketen einzusetzen, findet Y. ebenfalls logisch – alle anderen Waffen hat er ja schon gegen sein eigenes Volk eingesetzt, da ist wohl außer ein paar Raketen nichts mehr übrig.

Ja, so beruhigt er mich, hab ich es nicht gut????

(Ich bin hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, das grauenhafte Schlachten in Syrien endlich zu beenden und dort eine echte Demokratie zu sehen, und der Ratlosigkeit, wie man das erreichen könnte, ohne noch mehr Blut zu vergießen. Lösungen weiß ich keine. Keine Ahnung, wie Politiker immer so tun können, als hätten sie welche…)

Nachträglich Juni 1, 2012, 15:56

Posted by Lila in Land und Leute, Persönliches.
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Gaucks Besuch und Aussprüche.

Ich habe nichts von dem Besuch mitgekriegt – in der letzten Zeit meide ich die Nachrichten, und ich glaube, es war kein großes Thema hier. Also habe ich mich an deutsche Zeitungen gehalten, die alle diesen gönnerhaften „Deutschland – Israels unbequemer Freund“-Ton draufhatten. Ich kann diesen ganzen arroganten Fuzzis, die glauben, Deutschland muß Israel jede Menge guter Tips geben (als hätte Deutschland sich je in einer vergleichbaren Lage befunden), nur den Tip geben, die ganze Sache einfach umzudrehen: Israel, meine lieben Deutschen, ist euer unbequemer Freund. Netanyahu, meine Lieben, ist ein unbequemer Freund. Gauck ist damit verglichen doch ein sehr bequemer Freund.

Insgesamt ist mein Eindruck, daß Gauck sich gut geschlagen hat. Er macht einen souveränen Eindruck. Als Theologe muß er wissen, wie vollkommen unhistorisch und aus den Fingern gesaugt die ganze Mär vom „palästinensischen Volk, ewig im Heiligen Land ansässig“ etc ist.

Es muß ihm auch klar sein, daß die Juden sich als Volk sehen und nicht nur, wie so viele Deutsche annehmen, als „Religionsgemeinschaft“. Woher dann die Klage kommt: aber welches Anrecht hat eine bloße Religionsgemeinschaft auf einen Staat? Gauck kennt die Geschichte des jüdischen Volks, davon gehe ich aus, und ist darum hoffentlich weniger anfällig als Leute, die sie nicht kennen, für Versuche, den Staat Israel als illegitim oder rassistisch hinzustellen.

Als gebildeter Mann muß er auch wissen, daß die vielbeklagte Vertreibung im Rahmen eines Kriegs geschah, der Israel aufgedrungen wurde, und daß ohne diesen Krieg kein einziger palästinensischer Araber vertrieben worden wäre (oder freiwillig gegangen wäre).

Das weiß er bestimmt, auch wenn es die meisten Zeitungsleser mit Überraschung hören würden. Seitdem hat sich die politische Landkarte jedoch geändert, und die westliche Welt hat das palästinensische Narrativ übernommen und die Forderung nach einem weiteren Staat im ehemaligen Mandatsgebiet Palästina, zusätzlich zu den zwei bereits existierenden, akzeptiert. Und das drückt Gauck in seiner Forderung nach der Zweistaatenlösung wohl aus. Eine bessere Lösung für den Konflikt weiß ich auch nicht, obwohl ich große Zweifel hege, daß die Palästinenser selbst die Zweistaatenlösung bevorzugen (die man fairerweise Dreistaatenlösung nennen müßte – Jordanien, Israel, Palästina, drei Staaten im ehemaligen Mandatsgebiet Palästina).

Daß er meint, Israel dazu mahnen zu müssen, nachdem Israel den Palästinensern ihren Staat oft erfolglos angeboten hat, entspricht ebenfalls dem Mainstream der westlichen Meinung – nämlich das Palästinenser drauf brennen, Israelis aber dagegen sind. Tja, wenn Gauck sich informiert hat, weiß er, daß das nicht ganz exakt ist, aber es wäre taktlos, den Palästinensern das vorzuhalten. Er hat sich im Rahmen dieses Korsetts der vorgefaßten Meinungen bewegt, dabei den Israelis und auch den Palästinensern Herzlichkeit entgegengebracht und niemanden gekränkt. Das ist schon sehr viel. Auch wenn er mit der Herzlichkeit den Israelis gegenüber wohl nur eine Minderheit der Deutschen repräsentiert.

Daß die Deutschen bei den Palästinensern so beliebt sind, hat vielfache Gründe – manche davon können Deutsche zum Erröten bringen (auch Hitler ist bei vielen Palästinensern sehr beliebt, man muß es leider so sagen), manche sind höchst ehrenwert (großzügige deutsche Hilfe bei wichtigen Projekten). Kurz, es hätte schlimmer sein können.

(Ob Sebastian Engelbrecht, der Israel von Grund auf unsympathisch findet und daraus keinen Hehl macht, Recht hatte, wenn er den Eindruck hatte, Gauck fühlt sich bei den Palästinensern wohler als in Israel, kann ich nicht beurteilen.)

Gauck als Persönlichkeit hat eine gewisse Kraft, die zB Wulff völlig abging. Seine Korrektur von Wulffs problematischer und anbiedernder Formulierung hat mir gefallen – auch ich sehe historisch nicht, wie „der Islam“ als solcher „zu Deutschland gehört“, aber daß die Moslems, die dort leben und arbeiten und studieren und einkaufen und Kinder großziehen, daß die dazugehören, das sollte selbstverständlich sein.

Wie weit Judentum und heute auch Christentum wirklich noch wichtig sind und selbstverständlich dazugehören, ist ja auch nicht ganz klar. Das Judentums in Deutschland hat zweifach Einfluß ausgeübt, einmal als jüdische Werte, vermittelt durch das Christentum, das sie gleichzeitig verändert hat, und dann durch die Präsenz und Aktivität der Juden in Deutschland, besonders zwischen der Zeit der Aufklärung bis in die Weimarer Republik – die Illusion der deutsch-jüdischen Blüte, die von den Juden heiß gewünscht wurde, während selbst kultivierte Deutsche wie Fontane Juden gegenüber große innere Vorbehalte hatten. Trotzdem ist natürlich die deutsche Kultur ohne Mendelssohn und Heine, aber auch viele weniger bekannte Wissenschaftler, Künstler, Geschäftsleute, Ingenieure und Politiker, nicht denkbar. Dank Mendelssohn und Lessing ist die deutsche Aufklärung auch ein deutsch-christlich-jüdisches Projekt gewesen.

Trotzdem hat das Judentum Deutschland weitaus weniger geprägt als das Christentum, das bis ins Alltagsleben der Mehrheit der Deutschen seinen Stempel aufgedrückt hat. Vom Islam ist nichts Vergleichbares zu sagen. So sehr wir als Kinder Tausendundeine Nacht geliebt haben, so sehr arabische Ziffern und arabische Sammler antiker Handschriften und arabische Literatur ihre Spuren hinterlassen haben – ähnliches kann man auch von chinesischer Kultur sagen, und keiner würde eine so generalisierende runde Aussage über das „Chinesentum“ machen wie Wulff.

Mehr als ein ehrlicher Blick auf den Islam haben Illusionen und Selbstspiegelungen des Westens im Orient die westliche Kultur geprägt, Stichwort Orientalismus. Es ist ganz interessant und gehört zu meinen fachlichen Interessen, sich einmal genauer anzusehen, wie der Orient, der Islam, die arabische Welt, interpretiert, dargestellt und oft auch dämonisiert wurden. Die träge Odaliske, der unberechenbare arabische Wüterich – viele dieser Darstellungen sind zu Klischees erstarrt, die zweifellos zur westlichen Kultur gehören, die man aber heute nicht mehr einfach unreflektiert betrachten kann. Viele dieser Spiegelungen geben weniger Auskunft über den Islam als über die Faszination oder Ängste des Betrachters.

So gesehen gehört der Islam natürlich zur westlichen und deutschen Kultur – ebenso wie viele andere Einflüsse. Eine faire und ehrliche Geschichte dieser Einflüsse, die auch differenziert zwischen islamischer, arabischer und orientalischer Kultur, kann zusammen mit deutschen Moslems geschrieben werden (entschuldigt, wenn ich mich an den anglizistischen Neologismus „Muslime“ nicht gewöhnen kann). Allerdings, in Proportion gesetzt zu russischen, französischen, skandinavischen, britischen oder außereuropäischen Einflüssen würde der Einfluß des Themenkomplexes Orient-Islam-arabische Welt-Türkei sich mittelgroß ausnehmen.

Die Menschen, die gehören selbstverständlich dazu, und wenn Wulff mit „Islam“ das Recht meinte, eine Religion ausüben zu dürfen, auch wenn es eine Minderheitenreligion ist – nun, das ist selbstverständlich. (Daß in islamischen Ländern die Ausübung anderer Religionen, ob Bahai oder Judentum oder Christentum, ungern gesehen oder aber schlicht verboten ist, bezeichnet ja einen der großen Unterschiede zwischen den Kulturen). Aber Gaucks Korrektur fand ich ehrlich und angebracht – weder anbiedernd noch von Vorurteilen verstellt. Daß das Echo darauf auch positiv ausgefallen ist, halte ich für ein gutes Zeichen – so diffizile Dinge kann man nicht in Schlagwörtern abhandeln.

Er macht bisher eine gute Figur, und da ich aus dem protestantischen Milieu komme und mindstens drei meiner entfernteren Onkel Pfarrer waren, ist sein Ton mir vertraut im Ohr. Ich kann mir aber vorstellen, daß er Leute befremdet, die aus anderen Milieus kommen, wo niemand so redet.

Feierstunde Juni 1, 2012, 15:35

Posted by Lila in Lug und Trug, Presseschau.
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Gestern fand in der Mukata in Ramallah eine Gedenkzeremonie statt: Israel hat den Palästinensern 91 Leichen überführt, als Geste des Entgegenkommens. Abu Mazen (Abbas), unser Friedenspartner, hat diese Kämpfer geehrt und sich zu ihnen bekannt. Die Präsidentengarde stand an den Särgen Wache, Abbas hat einen Kranz niedergelegt.

An der Feierstunde haben auch ehemalige Häftlinge, die im Shalit-Deal freigekommen sind, teilgenommen. Der Schlachtruf „Eine Million Märtyrer marschieren nach Jerusalem“ wurde dabei angestimmt, zur Ehrung der 91 Märtyrer.

Woran sie gestorben sind, wer sie gemartert hat?

Es sind allesamt tapfere Helden, die sich todesmutig in die Luft gesprengt haben, in israelischen Hotels, Nachtclubs, Bussen und Cafes. Statt einer Uniform trugen sie Bombengürtel, statt gegen feindliche Soldaten zu kämpfen, rissen sie Hotelgäste, Schulkinder, eine Braut am Vorabend ihrer Hochzeit, einen bekannten Arzt und ähnlich gefährliche Subjekte in Stücke und verletzten Hunderte Menschen. (Israelstreet zählt viele Opfer auf und hat auch Bilder – an alle Anschläge der letzten 20 Jahre erinnere ich mich noch schmerzhaft genau.)

Das sind die Helden Palästinas, das sind die Toten, die Abbas ehrt. Einen Tag, nachdem der deutsche Präsident dort umschmeichelt wurde, werden Terroristen gefeiert. Vielleicht hätte Gauck ja noch einen Tag bleiben sollen, um einen richtigen Eindruck von seinen Gastgebern zu bekommen… unseren Friedenspartnern.

Ist diese Nachricht irgendwo in den deutschen Medien erschienen? Oder ist sie nicht wichtig genug? Oder entspricht sie nicht dem Image der Palästinenser als friedensdurstigen, frustrierten Lämmchen, die längst schon dem Terror abgeschworen haben? Wie stets freue ich mich über jeden Link, der beweist, daß deutsche Journalisten auch solche Nachrichten, die nicht ins allgemein akezptierte Narrativ passen, ernstnehmen und ihren Lesern zumuten.

PS: Kurzes Googeln hat folgende Links in deutschen Medien ergeben:

Israel heute (bringt auch, was andere weglassen)

Israelnetz

Aber vielleicht findet sich ja auch was in den etwas weiter verbreiteten Medien was zum Thema?

Das Fußballspiel gestern – Deutschland gegen Israel… Juni 1, 2012, 12:13

Posted by Lila in Deutschland, Persönliches, Uncategorized.
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… für wen war ich eigentlich? Wäre die deutsche Nationalelf so stark wie sonst oft, wäre ich selbstverständlich für die weit unterlegenen Israelis gewesen. Aber weil ich für die EM die Deutschen mental ein bißchen aufgebaut sehen will, konnte ich nicht gegen sie sein. Ich war also eigentlich für beide und wollte keine Mannschaft zerschmettert oder gedemütigt sehen (das will ich ja sowieso eigentlich nie). Meine Mutter war für Israel, Secundus (mit dem ich das Spiel gesehen habe) natürlich für Deutschland.

Leider bin ich sofort eingeschlafen – ich sehe schon, daß ich bei der EM endlose Schlaf-Defizite nachholen werde, es gibt nun mal keinen erholsameren Schlaf als vor dem Fernseher, bei einem Spiel, das man eigentlich unbedingt sehen will. Je mehr ich schlafen will, desto schlafloser werde ich – je dringender ich wachbleiben will, desto unwiderstehlicher sinke ich in Schlaf. Tja, da kann man nichts machen.

Obwohl die Blechbläser-Band beide Nationalhymnen zur Unsingbarkeit zerblecht haben (so meine unmaßgebliche Meinung), habe ich beide gern gehört. Ich wüßte nicht, welches nun „meine“ ist. Beide. Es sind auch beides wirklich sehr schöne Melodien. So wie ich nicht zwischen meiner Mutter und meinem Mann würde wählen wollen, so kann ich auch nicht zwischen Israel und Deutschland wählen. Gut, daß ich nicht wählen muß. Und gut, daß es nur ein Freundschaftsspiel war.

Ein Golani-Soldat… Juni 1, 2012, 12:05

Posted by Lila in Presseschau.
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… starb in den frühen Morgenstunden, als ein Terrorist vom Islamischen Djihad bei Kissufim über die Grenze nach Israel eindrang. Sein Plan: einen Soldaten entführen. Ohne Gilad Shalit fehlt dem Islamischen Djihad und den Al-Quds-Brigaden wohl eine Trumpfkarte. Nun, die Golani-Soldaten, die gerade an der Grenze stationiert sind, hielten ihn auf, es kam zu einem Schußwechsel, der Terrorist wurde getötet und er verletzte einen jungen Sanitäter so schwer, daß er starb. Der Golani-Sanitäter hat einen georgischen Namen, er war erst 21 Jahre alt und kam aus Ashkelon, einer Stadt im Süden, die oft aus dem Gazastreifen beschossen wurde. Heute wird er beerdigt.

(Quelle: Ynet)

Ich weiß, europäische Ausgewogenheit verlangt es, den Tod des Terroristen genauso zu bedauern wie den Tod des jungen Mannes, der seinen Wehrdienst erfüllt. In der Tat ist es schade um jedes einzelne Menschenleben. Aber wer hier nicht zwischen Angreifer und Angegriffenen unterscheiden kann, nicht zwischen haßerfüllten Fanatikern, die jede noch so selbstmörderische Aktion unternehmen, um Israel Schaden zuzufügen, und Soldaten, die lieber was anderes täten als an der Grenze Wache schieben, und es doch tun, weil sonst jeder haßerfüllte Fanatiker über die Grenze kommen kann… nun, wer den Unterschied nicht sieht, dem kann ich auch nicht helfen. Welchen Grund außer blindem Haß hat ein Mann aus dem Gazastreifen, einen israelischen Soldaten kidnappen zu wollen? Im Gazastreifen ist kein Israeli mehr. Israel hat letzte Woche wieder, wie jede Woche, Tonnen von Hilfsgütern geschickt und wartet nur darauf, daß solche Aktionen wie letzte Nacht aufhören, damit endlich normale Zustände an der Südgrenze herrschen.

Als Reaktion auf den Tod ihres Mannes haben die Palästinenser natürlich, suprise surprise, eine Rakete auf die Zivilisten im Süden abgefeuert.

Es tut mir bitter leid um Netanel Moshiashvili. Es hätte ohne weiteres einer meiner Jungens sein können. Ich mag mir nicht ausmalen, was seine Familie durchmacht.