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Heinrich, der Wagen bricht Juni 27, 2013, 15:35

Posted by Lila in Kinder, Persönliches, Uncategorized.
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Gestern saß ich mit einer lieben Freundin auf der Terrasse. Es war gemütlich, wir tranken Wasser mit Minz- und Verbene-Blättern kannenweise, und wir genossen die federleichte Brise. Überraschend ging die Terrassentür auf, und Secundus stand neben uns. Er begrüßte meine Freundin höflich und grinste mich an. „Mama, heute fängt mein Entlassungs-Urlaub an, und in drei Wochen ist meine Armeezeit vorbei,“ sagte er, und ich hatte auf einmal ganz verdammt feuchte Augen. Secundus haßt Gefühlsausbrüche, erst recht vor Zeugen, also sagte ich wie zum Scherz, „na, darf ich bei diesem freudigen Anlaß um eine Umarmung bitten?“, und er legte seine Arme um mich. Ich drückte ihn ganz fest, und er strich mir ganz leicht ein paarmal über den Rücken. Keine Ahnung, ob er gespürt hat, daß die eisernen Bänder um mein Herz sprangen und zerbrachen.

Das Leben ist immer lebensgefährlich, mütterliche Sorgen hören nicht auf, und ich finde ja immer was, womit ich mich verrücktmachen kann. Secundus wird nun von zuhause ausziehen und sein eigenes Leben anfangen, ich werde ihn seltener sehen, und wie bei Primus akzeptieren müssen, daß unser Nest für die Kinder nur der Abflughafen ist. Was ja gut und richtig ist. Meine Erleichterung gilt also nicht einer Illusion, daß ich ihn nun zurück unter meinen Flügel stopfen kann. Nein nein, er ist erwachsen und frei.

Nach wie vor besteht die Armee mit ihren Gefahren, unter anderem auch der Gefahr, Unrecht zu tun oder Macht zu mißbrauchen. Ich habe fünf Jahre damit gelebt, daß mindestens einer meiner Söhne Uniform trägt und andere schützt, statt selbst geschützt zu werden, und für die Zwecke des Lande Gesundheit und Leben einsetzt. Ich habe damit gelebt, daß sie an der vordersten Front eines häßlichen (und in meinen Augen gänzlich überflüssigen) Konflikts stehen, daß sie irrationalem Haß ausgesetzt sind und auch in Gefahr sind, selbst irrationalen Haß zu empfinden. Tertia hat noch ein Jahr vor sich, aber sie dient in einer Position ohne „Feindberührung“ und hat mit anderen Schwierigkeiten zu kämpfen, aber nicht mit Felsbrocken und Molotov-Cocktails, die nach ihr geschleudert werden. Die Jungen werden Reservedienst leisten und falls es, chalila, zu einem Krieg kommen sollte, werden sie natürlich dabeisein. Ich habe keine Illusionen. Aber fünf schwere Jahre, seit Primus 18 war und eingezogen wurde, können wir jetzt abhaken.

Schwierige Momente waren dabei. Wie wir Primus in Bisnam, wo er seine Grundausbildung gemacht hat, nach einem Familienbesuch zurücklassen – wie er mich umarmt und wir beide lächeln und optimistisches Zeug reden, obwohl wir beide wissen, daß er am liebsten mit nach Hause kommen würde, und wie ich ihn dann beim Wegfahren dastehen sehe – wie seine Schulter nach vorne sacken. Dann habe ich bis Beersheva meine Tränen  nicht stoppen können.

Wie letzten November Secundus mich anrief und informierte, daß er sein Telefon abgeben muß, weil sie in den Gazastreifen rein müssen, und ich auf dem Sofa vor dem Telefon campiert habe, bloggenderweise. „Aktion Wolkensäule“ hat mich um Jahre altern lassen.

Auch gute Momente gab es. Die Besuche in der Grundausbildung, Picknick auf dem Eltern-Parkplatz, Begrüßungen und Vorstellungen, „das ist mein Freund Segal,“ und man bietet sich gegenseitig Kuchen an. Die Zeremonie am Ende der Grundausbildung, vor der Klagemauer in Israel, als alle zusammen Ha-tikva sangen. Die Zeremonie am Ende der Sani-Ausbildung, bei beiden Söhnen, die stolzen Gesichter. Autofahrten, wenn die Jungens auf einmal viel erzählten, was sie zuhause nicht erzählen würden. Die Diskussionen mit ihrem Vater, wenn Desillusionierung über die Armee und tieferes Verständnis für moralische Dilemmata sich abwechselten.

Viele gute Erinnerungen haben damit zu tun, daß beide combat medics sind. Wie sie mir beide gleichzeitig Blut abnahmen, aus beiden Ellbogen, ich mit geschlossenen Augen, und mußte hinterher sagen, welcher Pieks weniger geschmerzt hat. (Das war einfach: beide legen einen venösen Zugang butterweich und vollkommen schmerzfrei, und beide können das auch mit einer Hand oder im Dunkeln.) Secundus, als er anerkennend über einen der verletzten Syrer sagte: „das war ein richtiger Kerl, wie der Schmerzen ausgehalten hat – da hatten wir großen Respekt“. Primus nach seinem ersten Einsatz, als er ein schwerverletztes kleines Mädchen nach einem Minen-Unfall behandelte und hinterher in den Medien verfolgte, wie sie sich erholte.

Ich bin froh, daß beide eine Aufgabe gewählt haben, in der sie Leben retten und nicht vernichten. Beide Söhne haben arabische Verletzte ebenso behandelt wie jüdische, und dafür bin ich dankbar. Sie haben viel gelernt, viel mitgemacht und viel erlebt, mir natürlich nur einen Bruchteil davon erzählt.

Nein, weder Secundus noch meine Freundin haben bemerkt, was das für ein Moment war, gestern auf der Terrasse.

יותר מזה אנחנו לא צריכים

Dutzende Verletzte Juni 26, 2013, 22:10

Posted by Lila in Presseschau.
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aus Syrien haben die brutalen Zionisten aufgenommen, darunter Kinder und Jugendliche. In Nahariya liegt ein zwölfjähriges Mädchen mit Knochenbrüchen am ganzen Körper – siebenmal ist sie schon operiert worden, armes Kind. Hoffentlich wird sie wieder gesund.

Sie dürfen nicht photographiert werden, denn bei ihrer Rückkehr nach Syrien hätte das schreckliche Folgen für sie.

Mehr als hundert Verletzte hat Israel inzwischen aufgenommen und behandelt. Längst nicht alle Fälle gehen durch die Presse. Vor zwei Wochen etwa machte ein Verletzter Schlagzeilen, weil auf seiner Brust ein Brief befestigt war – syrische Ärzte wandten sich an die israelischen Kollegen mit einer Beschreibung des Falls und Bitte um Behandlung.

Es gibt keinen guten Grund für Israel, diese Menschen zu behandeln und ihr Leben zu retten. Außer dem Grundsatz der Menschlichkeit. Warum die internationalen Medien davon nicht viel erzählen, statt dessen lieber ein Arab-Idol-Lied bejubeln, in dem Israel gar nicht vorgesehen ist? Keine Ahnung.

PS. Zu den Opferzahlen mehr hier.

Palästinensischer Flüchtling Juni 25, 2013, 13:56

Posted by Lila in Presseschau.
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gewinnt Talentshow – so titelt der SPon. Flüchtling? Ja wann ist er denn geflohen, von wo nach wo?

Seine Geschichte ging vielen Menschen nah, weil sie sich wie ein modernes Märchen ausnimmt: Assafs Großeltern waren im israelischen Unabhängigkeitskrieg von 1948 aus Ortschaften im Süden des sich neu bildenden Staates geflohen. Die Eltern ließen sich zwischenzeitlich in Libyen nieder, wo der Junge 1990 in Misrati geboren wurde.

Als Assaf vier Jahre alt war, siedelte die Familie nach Chan Junis im Süden des Gaza-Streifens um, wo er in einem armseligen Flüchtlingslager aufwuchs.

Das also ist ein modernes Märchen – in der Tat. Warum noch einmal wurde 1948 ein Krieg ausgetragen? Ach ja, die arabischen Staaten hatten Israel angegriffen. Wo war Mohammed Assaf damals? Ach so, er wurde 1990 geboren. Also seine Eltern sind 1948 geflohen? Wie alt mögen sie gewesen sein, als sie „aus Ortschaften im Süden des sich neu bildenden Staates“ fliehen mußten? Immerhin liegen zwischen 1948 und Mohammeds Geburt 42 Jahre.

Die Mutter sieht auf dem Bild deutlich jünger aus als 65, nicht wahr? Ist es vielleicht möglich, daß Mohammeds Großeltern die Flüchtlinge waren? Und Mohammed einfach das Privileg der Palästinenser nutzt, nämlich für alle Ewigkeiten per definitionem Flüchtline zu sein?

Nun ja, automatisch scheint sich überhaupt alles nur um ein Thema zu drehen.

Denn auch wenn die Show eine Unterhaltungssendung ist, ließen sich die Konflikte in der Region nie ausblenden.

Merkwürdig – wenn der Konflikt in Produkten der israelischen populären Kultur auftaucht, dann sehr oft als Friedensbotschaft – ich verweise zB auf meinen Beitrag zu Kriegs- und Friedensliedern. So etwas scheint in der arabischen Welt eher wenig en vogue zu sein. Ich habe die Show zwar nicht geguckt, aber es gab in Israel eine Talentshow namens The Voice, wo das israelische Publikum seine eigene Botschaft dadurch sandte, daß es eine arabische Teilnehmerin zur Siegerin wählte. Doch zurück zu Arab Idol.

„Arab Idol hat uns mehr gegeben als jeder Politiker“, sagte Finalist Ahmed Gamal aus Ägypten. „Das könnte eine wichtige Botschaft sein.“

Dann sehen wir uns den Text des Lieds doch einmal an, den der SPon diskreterweise unerwähnt läßt.

“My country Palestine is beautiful
Turn to Safed and then to Tiberias,
And send regards to the sea of Acre and Haifa
Don’t forget Nazareth – the Arab fortress,
And tell Beit Shean about its people’s return
By Allah, oh traveling [bird], I burn with envy
My country Palestine is beautiful.”

Hoppla – Safed, Tiberias, Nazareth, Bet Shean, Akko, Haifa… das ist ja die reinste Rundreise durch Israel.

Assaf selbst widmete seinen Erfolg „dem palästinensischen Volk, das seit über 60 Jahren unter Besatzung leidet“.

Seit über 60 Jahren? Aha, also nicht etwa seit dem Sechstagekrieg 1967, sondern seit der Gründung des Staats Israel. Danke, Mohammed, daß du das noch einmal klargestellt hast. Nicht etwa die Besatzung stört ihn, sondern die Existenz des Staats Israel.

Stört sich jemand daran? Nein, der SPon findet das ganz normal.

Für die Palästinenser, die unter dem Konflikt mit Israel und dem Streit untereinander leiden, ist der Triumph des 23-Jährigen ein Zeichen der Hoffnung und der nationalen Einheit.

Hoffnung worauf? Auf die immer wieder gern beschworene Zweistaatenlösung? Wohl kaum. Wenn der Staat Palästina Tiberias und Akko umfaßt, ist kein Platz mehr für Israel. Kein einziges kritisches Wort dazu, daß diese wunderschöne Vision eines Nahen Ostens ohne Israels von Tausenden und Abertausenden Arabern frenetisch beklatscht, von UNRWA-Chef Filippo Grandi gerühmt wird? Nein. Das stört doch keinen großen Geist, wie Karlsson vom Dach sagen würde. Schließlich wissen wir doch alle ganz genau, wer den Frieden im Nahen Osten verhindert, die Kriege vom Zaun bricht und die meisten Toten auf dem Gewissen hat…

Fällt es einer anderen deutschen Zeitung auf? Gucken wir doch mal nach.

Die Süddeutsche:

Er ist 23 Jahre alt, kommt aus einem Flüchtlingslager in Gaza und gilt als Tom Cruise des Nahen Ostens. Mohammed Assaf hat die Castingshow „Arab Idol“ gewonnen. Er widmete seinen Erfolg „dem palästinensischen Volk, das seit mehr als sechzig Jahren unter Besatzung leidet“.

Die sechzig Jahre bleiben unkommentiert.

Die Tagesschau:

Die Palästinenser sind das Bild leid, das die Welt und die eigene politische Führung von ihnen zeichnet.

Womit genau hat Mohammed Assaf dieses Bild korrigiert? Mit seiner gesungenen Phantasie über die Vernichtung oder sagen wir höflicher Nicht-Existenz des Staats Israel?

n-tv:

Mohammed Assaf gibt der gespaltenen palästinensischen Nation eine Stimme.

In der Tat. Solange es gegen Israel gibt, ist die „palästinensische Nation“ nicht gespalten.

Yahoo-Nachrichten:

Als „Arab Idol“ bekommt Assaf nun einen Sportwagen und einen Plattenvertrag. Noch bedeutender ist die symbolische Belohnung: Mit seinem Erfolg hat Assaf seiner geografisch und politisch gespaltenen Nation eine gemeinsame Stimme verliehen.

Ich würde das Wort „gemeinsam“ hier streichen, kommt mir überflüssig vor.

Und auch die FAZ baut einfach einen Text aus Agentur-Bausteinen zusammen, die man aus allen anderen Quellen kennt.

Zehntausende Menschen feierten in der Nacht zum Sonntag in der Enklave am Mittelmeer und auch im Westjordanland, Israel sowie in der Diaspora den Erfolg ihres Stars bei der wichtigsten Castingshow der arabischen Welt. Für die Palästinenser, die unter dem Konflikt mit Israel und dem Streit untereinander leiden, ist Assafs Sieg ein Zeichen der Hoffnung und der nationalen Einheit. „Dies ist ein friedlicher Sieg für die Palästinenser“, freute sich eine Frau in Gaza-Stadt.

Inge Günther in der Frankfurter Rundschau kann sich vor Begeisterung kaum halten und schreibt ihren Text selbst, immerhin.

Die Menge badet in der Vorfreude. Wie steigerungsfähig diese Stimmung noch ist, zeigt sich kurz vor Mitternacht. Ungeheurer Jubel bricht aus, als der Sieg ihres Idols verkündet wird. Ganz Palästina scheint in einen kollektiven Begeisterungstaumel zu fallen. Feuerwerkskörper krachen, Nationalfahnen werden geschwenkt, es wird getanzt, gesungen, gejohlt.

Uns´ Inge immer mittenmang.

Doch seine Wirkung geht über Schwärmerei weit hinaus. „Assaf hat eine Botschaft, die die Leute einander näher bringt“, sagt Hiams Vater, Ashad Hamideh, der mit seiner Familie in Kalifornien lebt, aber den Sommer über die Verwandten in Ramallah besucht. „Er präsentiert sich bei seinen Auftritten als Sohn Palästinas. Damit können wir uns alle identifizieren, in Gaza, der Westbank und im Exil.“ Assaf scheint etwas geglückt zu sein, woran die Politiker gescheitert sind: Das Volk sieht in ihm ein Symbol der lang vermissten palästinensischen Einheit.

Wow. Sie hat sein Poster bestimmt über dem Bett hängen. Aber wann hätte man von Inge Günther kritische Berichterstattung über die Palästinenser erwartet? Mal eine Nachfrage, weitergehende Informationen? Schwärmen kann sie. Den Text mal auf seinen Inhalt untersuchen – Fehlanzeige. So viel zu ihrem Journalisten-Ethos.

Kurz; die lieben deutschen Medien, die in jedem israelischen Gartenhäuschen ein Friedenshindernis ausmachen, finden an Mohammed Assafs Song nichts auszusetzen, sondern stimmen in den palästinensischen Jubel mit ein.

Aber keine Sorge – Ihr werdet fair, objektiv und kritisch informiert!

(Wesentlich gründlicher als ich hat sich Petra Marquardt zum Thema schlau gemacht.)

 

Gerade Juni 24, 2013, 5:59

Posted by Lila in Qassamticker (incl. Gradraketen), Uncategorized.
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dachte man, dachte ich so, hm, lange nichts mehr aus dem Süden gehört, wie schön, die Ruhe hält an. Das sollte ich gar nicht erst denken, denn bums, schon wieder vier Raketen auf Hof Ashkelon. Zwei von Iron Dome abgefangen, zwei in unbesiedeltem Gelände niedergegangen. Nichts passiert, so gesehen.

Anders gesehen: hoffentlich geht es nicht, wie bisher immer, schon wieder los. Zuerst tipin, tipin, Tropfen für Tropfen, so daß kaum jemand Notiz nimmt davon, und dann immer mehr… bis es unerträglich wird. Wir waren in dem Film ja schon oft genug, auch hier im Blog. Aber ich hoffe, es war ein einmaliger Vorfall. 

Unerfreulich Juni 21, 2013, 16:56

Posted by Lila in Persönliches, Uncategorized.
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Wenn Y. morgens zur Arbeit fährt, nutze ich gern die angenehme frische Morgenluft und mache eine kleine Runde ums Dorf. Dabei komme ich reihenweise an griesgrämigen Wachhunden in Drohstellung vorbei, und ich bin immer erleichtert, daß sie angekettet sind. Einer lief heute früh frei herum, kam aus seinem Grundstück rausgelaufen, als er mich sah, rannte auf die gegenüberliegende Straßenseite (wo ich vorsichtigerweise immer gehe), und fiel mein Bein an. Er kratzte und biß mich.

Es war ein ganz schön blödes Gefühl. Da stand ich nun um sechs Uhr früh mit einem blutenden Bein und wußte nicht, ob ich meine Morgenrunde machen sollte oder mich erstmal hinsetzen. Ich bin dann nach Hause gegangen. Quarta und Secundus waren schon beide wach. Secundus sprang sofort zu seiner Erste-Hilfe-Tasche, säuberte und desinfizierte die Wunde (einen Verband wollte ich nicht) und erklärte mir, daß wir in einer Tollwut-gefährdeten Gegend leben und ich darum den Impfausweis des Hundes sehen muß. Und falls er im letzten Jahr nicht geimpft wurde, muß ich zum Gesundheitsamt, mit dem Impfausweis.

Vorhin war ich also bei den Hundebesitzern. Natürlich haben sie mir erstmal nicht geglaubt: das könnte nicht sein, ihr Hundi ist doch so menschenlieb, vielleicht bin ich ja hingefallen? und Bißspuren sieht man auch nicht. Nein, die sieht man nicht, weil er nicht durchgebissen hat, aber Kratzspuren sieht man, und die sind tief. Ich wäre fast ärgerlich geworden und habe ihnen erklärt, daß ich weder hingefallen bin und jetzt lüge, noch den Hund gereizt habe. Ich war auf der anderen Straßenseite.

Sie haben mir dann den Impfpaß gezeigt. Im Oktober 2012 hatte der Hund die letzte Impfung.

Das Haus, in dem die Familie wohnt, ist schräg gegenüber von der Bushaltestelle. Jeden Tag kommen dort alle Schulkinder des Orts und alle Benutzer der Busse vorbei, außerdem Feriengäste. Hoffentlich bleibt der Hund ab jetzt an der Leine. Und hoffentlich verheilt mein Bein vernünftig. Ich habe keine Lust auf eine weitere Narbe an meinem Körper.

2013-06-21 06.57.56

Der letzte Tag des Semesters Juni 17, 2013, 9:10

Posted by Lila in Persönliches.
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Wie immer ein komisches Gefühl, wenn die Zeit des „irgendwann im Semester kommen wir noch dazu…“ abgelaufen ist. Grausame Realitäten und so.

Hackordnungen Juni 12, 2013, 7:29

Posted by Lila in Persönliches.
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Gestern klagte mir eine unverheiratete, kinderlose Freundin, daß es immer noch die unausgesprochene Rangordnung unter Frauen gibt: ganz oben die Ehefrau und Mutter, dann die Witwe oder Alleinerziehende mit Kindern, dann die Frau mit festem Partner, und sie rangiert immer ganz unten. Natürlich spricht das niemand aus, aber das selbstzufriedene Lächeln, mit dem Ehefrauen sagen, „MEIN Mann“, „MEINE Söhne“, „MEINE Töchter“ spricht Bände. Und dann hört sie immer wieder: „ja willst du denn keine Kinder, das wird aber schon höchste Zeit, übrigens kenne ich da einen sehr netten Informatiker in Ramat Gan, der sucht schon seit Jahren… und meine Cousine hat ein Kind per Samenbank, wäre das denn nichts für dich…“.

Sie fängt gerade auf einer neuen Arbeitsstelle an, in der Provinz, wo nur Frauen arbeiten, und ist etwas befremdet. Vorher hat sie mit Männern gearbeitet, die fanden es eher gut, daß sie ungebunden ist. Und davor hat sie jahrelang in Tel Aviv gelebt, wo es das ebenfalls nicht gab. Also, so schön es wäre, wenn wir uns als das edlere Geschlecht fühlen könnten, es ist wohl nichts damit.

Was soll sie auf solche Zudringlichkeiten antworten? Sie kann ja nicht sofort Krach anfangen mit ihren neuen Kolleginnen.

Lesen und nach Luft schnappen Juni 9, 2013, 13:07

Posted by Lila in Presseschau.
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Den Artikel in der Welt über Willy Brandt, Golda Meir und den Frieden im Nahen Osten muß man langsam lesen. Besonders die wörtlichen Zitate sollte man sich gründlich durchlesen und besonders auf den Ton achten. Ungeduldig, von vornherein überzeugt zu wissen, was die Israelis denken, und voller Sorge um die Sympathien der Araber. Fakten falsch einzuschätzen, sich zu irren, das ist verzeihlich und kann passieren. Aber vor lauter eigenen Vorurteilen nicht zu begreifen, was die andere Seite will, und damit Krieg und Konflikt einfach weiterlaufen zu lassen, das ist unverzeihlich. Golda lag recht oft daneben, in diesem Falle schmerzt das Lesen geradezu.

Und dann hinterher Predigten halten über die israelische Dickschädeligkeit. Man kann nur den Kopf schütteln. Sich an die Begeisterung der SPD für die Fatach erinnern, egal, wofür die Fatach steht (Text hier, Bilder hier – Tip: auf die Karten achten!). Und hoffen, daß deutsche Nahost–Politik auch anders aussehen kann.

Im Sommer 2002 Juni 3, 2013, 11:16

Posted by Lila in Bloggen, Persönliches.
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flogen wir mit den Kindern nach Deutschland, ich weiß nicht mehr welche Route, aber ich erinnere mich noch deutlich an den Anblick der Überflutungen aus dem Flugzeugfenster. Kurz nach der Jahrhundertflut, der sogenannten, waren wir in Dresden und sahen noch überall die Schäden.

Und jetzt sehe ich die Bilder und bewundere die Leute, die mit Fassung durch ihre überschwemmten Städte platschen.

Passau ist eine Stadt, die ich ein bißchen kenne und sehr mag. Ich sehe die Bilder und denke an das schöne Antiquariat von Heiner Henke. Ob es das noch gibt? Die Schätze, die ich vor fast 30 Jahren dort erworben habe, ziehen mit mir von Ort zu Ort. Ich hoffe, es war Zeit genug, alle Kostbarkeiten in Sicherheit zu bringen, im Antiquariat und anderswo.

Wenn es unter den Lesern Flut-Betroffene gibt – meine besten Wünsche.

Shlomo Arzi Juni 2, 2013, 20:34

Posted by Lila in Muzika israelit, Uncategorized.
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kann man gar nicht genug haben.

mit Nurit Galron.

Der Text ist schön, keine Übersetzung kann das täuschend schlichte Hebräisch wiedergeben. Ja, es war ein gutes Leben, wie die Optimisten sagen  – manchmal ein merkwürdiges Leben, wie die chinesischen Mystiker sagen. Chaim tovim – gutes Leben. Chaim musarim – merkwürdiges Leben. Im Hebräischen reimen sich ja sehr viele Wörter, weil die Anzahl der Endungen relativ überschaubar ist.

Sie weiß nicht, was in mir vorgeht.

Interessant, wie Shalom Chanoch und Shlomo Arzi zusammen das Lied live interpretieren. Das müssen gute Konzerte gewesen sein, wo sie gemeinsam ihre bekanntesten Lieder zusammen gesungen haben. Sie sind so verschieden, aber es ist immer schön zu sehen, wie sich Künstler gegenseitig respektieren und gegenseitig anregen.

Und hier machen sie dasselbe mit einem alten Lied von Shalom Chanoch, vielleicht sein schönstes – Du warst meine Jugendliebe. So ein trauriges Lied.

Ich wische dir die Tränen ab.

Der Mond.

Unter mediterranem Himmel. Immer wieder lieb, dieser Clip mit dem Sohn, der selbst längst erwachsen ist. Sie sind stolz aufeinander.

Und sie machen immer noch Musik zusammen, Vater und Sohn. Ich stelle es mir nicht ganz einfach vor, der Sohn von Shlomo Arzi zu sein. Noch dazu, wo er einfach den Namen Ben, Sohn, trägt.

Nichts mitgekriegt Juni 1, 2013, 15:17

Posted by Lila in Land und Leute.
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haben wir von dem Erdbeben, das vor einer Stunde in Eilat zu spüren war. Na, wie sollten wir auch, Eilat ist weit weg. Ich kann mir kaum vorstellen, daß irgendjemand hier im Norden was gemerkt hat.

Aber auch wenn Erdbeben in Nordisrael gemeldet werden, kriegen wir davon nie was mit. In all den Jahren habe ich nur ein Erdbeben deutlich wahrgenommen, das wird so fünf, sechs Jahre her sein. Es war ein ganz leichtes Erdbeben – vermutlich würde ein Japaner das nicht mal als Erdbeben wahrnehmen. Aber unangenehm war es. Ein ganz schön blödes Gefühl, wenn der Boden bebt und das Wasser im Glas kleine Wellen schlägt. Der Erdboden hat bitte zuverlässig und solide zu sein unter unseren Füßen.

Wir warten ja schon seit Jahrzehnten auf Das Große Ding, das auch hier rein rechnerisch wieder „dran“ ist. Der syrisch-afrikanische Graben arbeitet weiter, die Kontinente streben voneinander fort. Wir wissen, daß jederzeit kein politisches, sondern ein ganz handfestes nicht-metaphorisches Erdbeben unsere Gegend erschüttern kann.

Die alte Heimat ertrinkt unterdessen in den Fluten. Hoffentlich steigt das Wasser nicht weiter, sondern fließt bald ab. Ach, ich wünschte, wir könnten es einfach in den Nahen Osten umleiten, hier fehlt es ja so.