jump to navigation

Ratlos März 30, 2014, 23:16

Posted by Lila in Presseschau.
83 comments

Die Verhandlungen zwischen Israel und den Palästinensern hängen wieder mal fest. Zippi Livni, die für Israel verhandelt, schätze ich als sehr kompromißbereit ein, aber sie verhandelt natürlich nicht allein.

Zum Thema „als jüdischer Staat akzeptiert werden“ sag ich ein andermal was, bin zu müde und gestreßt. Aber ein Streitpunkt ist Israels Weigerung, den vierten Schwung Terroristen freizulassen, wenn nicht im Gegenzug von den Palästinensern das Versprechen kommt – na was kann Israel schon fordern?

Denkt Euch was aus.

Die Palästinenser sollen versprechen, weiter zu verhandeln. Das ist Israels Forderung.

Israel said it was willing to release a fourth batch of convicted Palestinian terrorists, but not if the Palestinians say that they will end the negotiations directly after the release, a highly-placed Israeli official said Saturday night.

The official, familiar with the negotiations, said “Israel wants to see the continuation of the peace talks with the Palestinians, and is willing to implement the fourth release of convicted terrorists. But the Palestinians are making that very difficult when they say that immediately following the release, they will end the talks.”

 

Die Palästinenser müssen also mit der Freilassung weiterer Terroristen, darunter auch israelische Araber, bestochen werden, um überhaupt weiter zu verhandeln. Als ob das nicht in ihrem Interesse läge. Jedoch sind die Palästinenser nicht einmal dazu bereit, dieses Versprechen zu geben. Es ist also gut möglich, daß Israel auch die vierte Freilassung durchwinkt und dann die Palästinenser die Verhandlungen abbrechen.

Doch nicht nur das. Für den Fall, daß die Verhandlungen (deren Weiterführung sie selbst nicht garantieren wollen) scheitern, haben sie schon einen tollen Plan in der Hinterhand.

Denkt Euch was aus.

Ja, richtig – eine dritte Intifada. Wäre das nicht Klasse? Mensch, wir hatten so lange keine Intifada mehr! Was für ein Spaß das war – Bomben in Bussen, Restaurants und Eisdielen. Bewaffnete in Dörfern und Privathäusern. Blut auf den Bürgersteigen.

More than 15,000 Palestinians and Israeli Arabs commemorated Land Day on Sunday with rallies that became a show of solidarity for the release of the fourth group of Palestinian prisoners.

Protestors shouted slogans like „we will sacrifice our lives for the martyrs, we are not afraid, Israel is a terrorist state, there will be a third intifanda if the prisoners are not released.“

Nachwuchs für den Terror also gibt es noch. Daß sie in einem Atemzug Terror androhen, um die Freilassung von Terroristen zu erpressen, und Israel als Terror-Staat bezeichnen – das wundert einen kaum noch.

Was sagen dazu Israelis, die wie ich dafür sind, für einen echten, stabilen, ehrlichen Frieden Zugeständnisse zu machen? Sie sind ratlos und deprimiert. Wir haben zu oft gesehen, wie kurz der Weg vom Verhandlungstisch zum Terrorakt ist, und haben kein Vertrauen mehr darauf, daß die palästinensische Gesellschaft irgendwann diesen Weg nicht mehr gehen wird.

Gibt es wirklich keine Möglichkeit außer entweder bedingungsloser Erfüllung ihrer Forderungen oder aber Blutvergießen und Leid? Wie leicht gehen ihnen die Worte Shahid und Intifada über die Lippen.

Mir graut.

Tunlichst März 29, 2014, 23:19

Posted by Lila in Presseschau.
9 comments

meide ich im Moment Nachrichten aller Art, hab mich gewissermaßen auf Karenz gesetzt. Häßliches geschieht auf der ganzen Welt, ich kann es im Moment gar nicht vertragen und außerdem hab ich keine Zeit dafür. Ich gucke mir die Überschriften an und denke: ich kann sowieso nichts tun, und fühle mich schrecklich.

Jedoch möchte ich auf einen Artikel hinweisen, über die Probleme auf dem Weg zu einem Jüdischen Museum in Köln. Mir scheint, daß man da sehr wohl was tun kann, um das Museum Wirklichkeit werden zu lassen, und es ist eine lohnende Sache. Ich war mehrmals in Köln, seit die Grabungen angefangen haben, und finde es unvorstellbar, Funde diesen Ausmaßes und dieser Bedeutung nicht museal zu präsentieren. Die jüdische Geschichte Kölns ist sehr alt und faszinierend (ich finde, Köln ist überhaupt eine sehr interessante Stadt).

Das römisch-germanische Museum ist groß und bedeutend. Doch die Juden lebten gemeinsam mit Römern und Germanen in Köln. Es wäre schade, wenn wegen kleinerer Streitpunkte und Empfindlichkeiten die jüdische Geschichte Kölns keinen angemessenen Platz finden würde. Ob das Argument Geld vorgeschoben ist oder nicht, kann ich nicht beurteilen – aber man fragt sich schon, wie die Prioritätenliste derer aussieht, die ein Museum überflüssig finden oder lieber ein allgemeines „Haus der Kölner Geschichte“ hätten.

Auch das Argument „es gibt doch schon so viele Museen in Köln“ halte ich nicht für sehr stichhaltig. Klar, es gibt auch ein Schokoladenmuseum, aber warum man deswegen auf ein weiteres Museum verzichten sollte, ist mir nicht klar. Gerade in einer Stadt, die wegen ihrer Museen bekannt ist, zieht ein neues Museum Besucher an. Wenn ich mir eine Stadt als Reiseziel wähle, dann gehe ich doch unter anderem danach, wie das Angebot an Museen ist. Ein embarras de richesses ist doch eher von Vorteil für eine Stadt.

Daß es ein Bürgerbegehren gegen ein jüdisches Museum in Köln gibt, finde ich erschreckend, und die Wortwahl, in der sich die Gegener des Museums gefallen, mehr als eigenartig.

Fast jedes Gebäude mit Bezug zum Judentum, wie das Jüdische Museum in diesem Fall, wird im Hinblick auf die geschichtlichen Ereignisse des letzten Jahrhunderts gesehen und ist eine Art der Wiedergutmachung gegenüber dem jüdischen Volk.
Nach unserer Meinung ist die Stadt Köln in eine solche Situation geraten. Wenn die Kölner Politiker sich gegen den Bau aussprechen, könnte deren Stellungnahme als antisemitische Handlung interpretiert werden.

Wir können uns gut vorstellen, dass eine jüdische Organisation, die immer „kritisiert und fordert, fordert und kritisiert“, sich noch intensiver in das Thema einmischt. (es handelt sich verständlicherweise um den Zentralrat der Juden in Deutschland).

Mit anderen Worten: es muß doch mal gut sein, immer diese Juden mit ihren Sonderwünschen… die fordern und kritisieren ja nur. Sprich: kritisieren, um zu fordern. Stinkt wie ein Iltisbau, diese Formulierung. (Und mit „verständlicherweise“ meinen sie wohl „selbstverständlich“.)

Um nur ja nicht mit dem Nationalsozialismus (und seinen Vorläufern in Form von Pogromen, Diskriminierung und Verfolgung) konfrontiert zu werden, retuschiert man lieber ein ganzes Kapitel der Geschichte. Dabei gibt gerade Köln die Gelegenheit, die sehr tiefen Wurzeln des Judentums in Deutschland an Ort und Stelle zu sehen.

Ein Museum, das bewußt macht, wie lange die jüdische Geschichte in Köln schon andauert – und daß Juden in Deutschland eben kein Fremdkörper sind, das scheinen gerade diese Leute zu brauchen, die sich mit Händen und Füßen gegen ein solches Museum wehren und in Juden nur unbequeme, fordernde Kritiker sehen.

Darüber hinaus: gerade orts-spezifische Museen sind durch nichts zu ersetzen, weil man durch sie gewissermaßen ins Loch der Zeit fällt, und ich persönlich kenne nichts Faszinierendes als solche Zeitreisen, wo man an Ort und Stelle spüren kann, wie viel die Steine schon gesehen haben, die man anguckt. Es ist eben ein Unterschied, ob man die Elgin Marbles in London anguckt (wo sie wiederum ein Dokument für einen bestimmten Umgang mit den Kulturgütern anderer Völkner sind) oder aber auf der Akropolis selbst steht. Der Zugang ist viel einfacher, wenn man den genius loci auf seiner Seite hat.

Ich hoffe, daß sich genügend Menschen für das Museum engagieren. Wie hilfreich Unterschriftenaktionen im Internet sind, weiß ich nicht, aber hier ist die Seite der Unterstützer. Spenden kann man übrigens auf der Website der Archäologischen Zone.

Die Krise kriegen März 21, 2014, 18:58

Posted by Lila in Presseschau.
44 comments

ynet maerz 2014

 

Es fiel mir gerade wieder auf: wie stressig hier die Nachrichten normalerweise sind. Ein Blick auf die Übersichts-Seite von Ynet reicht, und man kriegt Albträume.

Erste Meldung: der spirituelle Führer des Iran, Ali Khameini, gibt seine Meinung zur Geschichte des 20. Jahrhunderts zum Besten.

„Even countries that claim to have freedom set red lines on which they’re utterly strict. Does anybody dare talk about Holocaust in Europe? The Holocaust is an event whose reality is uncertain and, if it happened, it’s uncertain how it happened,“

meint Khameini, und beklagt die Einschränkung der Meinungsfreiheit, wenn die Leugnung des Holocaust verboten ist.

„Doubting the Holocaust is considered a severe crime. They prevent it, jail the defendant, sue him and claim they have freedom,“ Khamenei claimed. „And they expect us to not defend our red lines about our beliefs?“

Der Artikel führt auch mehrere Beispiele an von iranischen Politikern, die den Holocaust als Realität anerkannten, aber diese Aussagen widerrufen mußten. Offizielle Linie Teherans: den Holocaust hat es nicht gegeben. Die Feindseligkeit Israel gegenüber wird durch die Implikation eines erfundenen Verbrechens und dessen raffinierter Instrumentalisierung zur Meinungs-Manipulation wieder einmal deutlich sichtbar. Für den Iran ist Israel nach wie vor illegitim und was daraus folgert, nun, wir haben es verstanden.

Zweite Meldung: ein libanesischer, Hisbollah-naher Journalist triumphiert über die beiden letzten Angriffe an der Grenze und droht mit weiteren.

„Israel tried its luck when bombing the Hezbollah facility on the Syria-Lebanon border in the Lebanon Valley area,“ the article read. „Israel did not ignore Hezbollah’s message, that stressed there will be a response, but it did not know how and when. And then the tables have turned: Rocket fire towards a Mount Hermon outpost and an attempt to place an explosive in the Golan Heights.“

Er meint, daß die Hisbollah Israel jetzt in ein unlösbares Dilemma manövriert hat.

It was further claimed in the article in that the explosive in the Golan, which Israel claims was skillfully prepared, made Israel attack an outpost within Syria. According to Al-Amin, „the non-fatal hits caused Israel to not be able to expressly say Hezbollah is behind the attack, but it responded against Syrian army outposts and claimed they were liable for the action.“

Al-Amin, who is considered Nasrallah’s mouthpiece, wrote that compared to the Syrian arena, where according to reports Israel had struck and calm was maintained, in Lebanon the situation is different. „Israel’s problem is not only its wrongful speculation about the nature of the response of the Syrian regime or Hezbollah over the ongoing escalating tensions, but it thinks that things can be done while it chooses to act unilaterally,“ it was claimed.

Hezbollah defined their recent operation as an incident designed to draw the attention of Israel to the reality in the field. „It forces Israel to face to limited options: Either hide the pain, scream to resolve the problem or respond with an under-the-belt attack that would make the other side retreat,“ Al-Amin wrote.

Dabei ist es ganz einfach: der Beschuß kam aus Syrien, und darum hat Israel Syrien gegenüber reagiert. Sollte die Hisbollah so leichtsinnig sein, aus dem Südlibanon zu schießen, und es sich dabei nicht nur um verirrte Geschosse handeln (auf die Israel normalerweise nicht reagiert – es sind schon genügend davon an der syrischen Grenze gefallen), dann muß sie auch die Konsequenzen tragen. Ich hoffe, es kommt nicht dazu.

Dritter Artikel: eine Analyse des neu aufgestöberten Tunnels unter der Gaza-Grenze, der wohl zu einem Plan gehörte, einen Soldaten zu entführen. Gewissermaßen Gilad Shalit II. (Wohlgemerkt, auch der Angriff auf Har Dov hätte mit einer Entführung enden können.)

According to the IDF source, „this is one of the biggest tunnels we have seen so far, or possibly the biggest one.“ He noted that within the tunnel, uncovered last Tuesday, a generator and other working tools were found, as well as fresh traces from the past few days, „which indicate that there has been excavation work in recent days. We are still unsure of the tunnel’s full length.“

In the past six months, three terror tunnels were uncovered by the IDF. „The exposing of the tunnel is a serious blow to Hamas. The tunnels are considered an ethos to the organization, and once you take away three tunnels in only a few months, it is definitely a serious blow. We caught them in the middle of their work,“ the military source added.

Hamas‘ military wing issued a warning to the IDF, saying the Palestinian resistance knows how to claim a heavy price from Israel. Qassam Brigades‘ spokesman Abu Ubaidah stressed that the preparedness of the resistance organizations in Gaza is a part of the protection of the Palestinian people from „repeated Israeli aggression.“

Also noch eine Warnung. Die Terroristen im Gazastreifen meinen, es ist ihr gutes Recht, unter israelischem Territorium Tunnel zu buddeln, um sich für „Aggressionen“ zu rächen – damit meinen sie vermutlich die Blockade, die es ohne Terror gar nicht erst gegeben hätte.

So sieht die Zeitung aus, und so sehen vermutlich heute abend auch die Nachrichten aus. Verachtung und verhüllte Drohungen aus Teheran – Zorn und offene Drohungen aus dem Libanon – Haß und Drohungen aus dem Gazastreifen.

Und da wundert sich jemand in Deutschland, warum die Mehrzahl der Israelis hinter der Armee steht und sich bedroht und beschützt gleichzeitig fühlt?

Klatsch und Tratsch März 20, 2014, 9:16

Posted by Lila in Land und Leute, Presseschau.
11 comments

Im Moment sieht es ganz danach aus, daß in den nächsten Monaten zwei recht aufsehenerregende Prozesse stattfinden werden.

Der frühere Ramatkal Gabi Ashkenazy hat wohl in seinem Machtkampf mit seinem damaligen Chef, Verteidigungsminister Ehud Barak, nicht nur zu schäbigen, sondern auch zu verbotenen Manövern Zuflucht genommen. Ashkenazys enge Mitarbeiter Benayahu und Viener jedenfalls sind gestern festgenommen worden, vermutlich laufen seit Monaten verdeckte Ermittlungen.

Da Benayahu mit der Schmachtlocke als Armeesprecher allen Fernsehzuschauern ein Begriff ist, ist seine Festnahme Medien-Futter. Dazu kommt, daß sich Israelis mit Bangen fragen: was spielt sich eigentlich in der Kirya ab, wo die Entscheidungen fallen, die über Leben und Tod entscheiden? Wie viel Energie wird auf Schlamm-Weitwurf zwischen verfeindeten Offizieren und Politikern verschwendet? Und wie hoch ist die Bereitschaft, zu kriminellen Machenschaften zu greifen?

Seit Jahren werden immer mehr Einzelheiten bekannt, und Ashkenazy, der mal einer der angesehensten Männer in Israel war, kann seinen beschädigten Ruf wohl nicht mehr aufpolieren. Daß Barak, der Ungeliebte, dadurch rehabilitiert wird, glaube ich aber nicht. Bei diesem Skandal mischen sich objektiv Bedenkliches und Klatschwert.

Der zweite Prozeß, der im Moment sehr wahrscheinlich erscheint, hat fast nur Klatschwert. Wieder mal verklagt ein früherer Angestellter der Familie Netanyahu diese auf Entschädigung, und wieder mal steht Sarah Netanyahu im Mittelpunkt. Diese Frau ist seit Jahren immer wieder Zielscheibe für peinliche und detaillierte Enthüllungen. Angeblich führt sie sich auf wie eine besonders dekadente und perfide Kaiserin aus einem historischen Roman – die Kaiserin Theodora aus Dahns „Kampf um Rom“ kommt mir in den Sinn, die ihre Sklavinnen mit der Nagelschere mißhandelt, wenn sie mit dem Massageöl kleckern. Stechen und schlagen kann die Frau unseres Regierungschefs nicht, aber demütigen und schikanieren, wenn man den Berichten glaubt, dafür um so besser.

Haushälterin, Nanny, die Pflegerin ihres alten Vaters und jetzt der Leibwächter und Hausmeister – sie erzählen alle von peinlichen Szenen.

Keiner weiß, was daran wahr ist und was nicht. In Interviews macht Sarah jedenfalls einen intelligenten und beredeten, aber nervösen und sehr empfindlichen Eindruck – was ich gut nachvollziehen kann, denn es muß schrecklich sein, so im Mittelpunkt aller Blicke zu stehen und kein Privatleben mehr zu haben. Auch die Achillesferse ihres Mannes zu sein ist bestimmt alles andere als angenehm. Schließlich hat sie sich nie irgendwo zur Wahl gestellt.

Sie arbeitet als Kinderpsychologin in Jerusalem, und einer Frau mit ihrem professionellen und akademischen Hintergrund möchte man eigentlich nicht zutrauen, daß sie sich hinstellt und ihre Angestellten ankreischt oder sie um drei Uhr nachts aus dem Bett holt, um sie wegen einer Tüte Milch runterzuputzen.

Aber im Laufe der Jahre häufen sich einfach die Berichte, und dazu passen die astronomischen Rechnungen der Familie Netanyahu, die ihre verschiedenen luxuriösen Wohnsitze so führen, daß sie jederzeit von einem zum anderen wechseln können, ohne einen Unterschied zu fühlen. Und das auf Staatskosten.

Das Interview ist drei Jahre alt, aber Sarah fühlt bestimmt heute dasselbe. Sie versucht zu erklären, daß die hohen Kosten und Reisekosten gute Gründe haben, und wie persönlich verletzend es für sie ist, als Frau immer wieder die Zielscheibe für Angriffe zu sein, die sich indirekt gegen ihren Mann richten.

Jedenfalls wird Netanyahu, falls er die neue Klage nicht abwimmeln oder per Abfindung vermeiden kann, wohl als Zeuge auftreten müssen. Entweder er liebt diese Frau von ganzem Herzen, oder er hat panische Angst vor ihr, oder er kann eine vierte Scheidung nicht riskieren, oder alle Geschichten sind erfunden. Oder alles zusammen.

Ob wir wollen oder nicht – März 19, 2014, 23:31

Posted by Lila in Land und Leute, Presseschau.
34 comments

wir werden immer wieder in Krisen mit reingezogen, mit denen wir nichts zu tun haben.

Diesmal droht Putin (über einen Minister) dem Westen mit Unterstützung eines nuklearen Irans (als ob Rußland den Iran nicht schon genügend unterstützt hätte), also indirekt mit Bedrohung Israels, um seine Position zu stärken. Kleiner Tip, Putin: versuch was anderes, eine noch stärkere Bedrohung Israels wird vermutlich keine weitere Folgen haben als heftige Aufforderungen an Israel, sich nur ja still zu verhalten… und ja keine Koalitionen zu gefährden.

Deputy Foreign Minister Sergei Ryabkov was quoted Wednesday as saying by the Interfax news agency that Russia didn’t want to use the Iranian nuclear talks to „raise stakes,“ but may have to do so in response to the actions by the United States and the European Union.

Es ist wirklich ein elendes Gefühl, daß ein Angriff auf Israel für alle möglichen Streithammel eine Trumpfkarte ist. Die Amerikaner drohen mit Angriff auf Syrien? Dann greift Assad eben Israel an.  Der Westen droht Rußland wegen Ukraine und Krim mit Sanktionen? Dann unterstützt eben Rußland den Iran, damit der schneller an eine Atombombe kommt (und für wen die gedacht ist, haben die Iraner oft genug erklärt).

Daß die Europäer liebend gern mit den Iranern ins weiche Bett steigen, weil sie damit Geld verdienen, ist deutlich genug. Der Anblick von Catherine Ashton in Teheran spricht Bände. Wenn unser Schicksal in der Hand dieser Tante läge, könnten wir noch schlechter schlafen als ohnehin schon.  Man fragt sich, woher sie den Mut nahm, ein farbiges Oberteil zu tragen – ein sehr deutliches Zeichen für die Unabhängigkeit des Westens, nicht wahr? Dann macht man schon mal Kompromisse mit der Kopfbedeckung.

Wir müssen uns darauf verlassen, daß die Amerikaner letztendlich eine atomare Bedrohung Israels verhindern. Wie unser Verteidigungsminister Yaalon ausgerechnet jetzt, wo wir die Amerikaner und den Westen wirklich brauchen, auf die Idee kommt, die amerikanische Regierung in Bausch und Bogen als Jammerlappen zu titulieren – das kann ich nicht verstehen. Hat er nicht kapiert, daß er kein Privatmann und kein Journalist ist, sondern Vertreter der israelischen Regierung?

Wenn er was zu sagen hat (was auf Israel Bezug hat), dann soll er das direkt und in sachlichem Ton den Betroffenen sagen. Aber dieses halb-öffentliche, abschätzige Lästern, das dann natürlich doch durchsickert, das ist mehr als peinlich. Er mag ein guter Soldat gewesen sein (Y., der eine Zeitlang unter seinem Kommando stand, kann sich jedenfalls nicht an Fehlleistungen erinnern) und ein tüchtiger Ramatkal, aber um Verteidigungsminister zu sein, braucht man auch ein bißchen Feingefühl.

Gestern, Freitag, immer wieder März 19, 2014, 20:00

Posted by Lila in Presseschau, Uncategorized.
26 comments

Heute ist es in der Nähe von Majd el Shams passiert, wo Primus mal stationiert war: am Grenzzaun zu Syrien ging eine Bombe hoch, vier Soldaten wurden verletzt, einer davon schwer.

Am Freitag war es in Har Dov, ebenfalls am Grenzzaun, aber niemand wurde verletzt.

In den deutschen Zeitungen, die ich daraufhin angesehen habe, fand ich nichts darüber.

Den israelischen „Vergeltungsschlag“ dagegen haben natürlich alle verzeichnet, und dann geht es sofort los in den Kommentarspalten.

Die Golanhöhen sind sehr oft beschossen worden. Je nach Einschätzung der Lage wurde reagiert oder nicht – wenn ja, dann mit gezieltem Feuer auf die Punkte, von denen aus gefeuert wurde. Bomben an der Grenze, noch dazu in Har Dov, wo damals die drei Soldaten entführt worden sind – das ist ganz was anderes. Kein deutscher Zeitungsleser weiß, was jeder Israeli beim Wort Har Dov sofort weiß: das ist DER neuralgische Punkt an der Grenze. Als Secundus dort gedient hat, habe ich ein bißchen darüber geschrieben. Die Armee tut alles, um eine Wiederholung einer Entführung zu vermeiden. Das Trauma der Israelis, Soldaten in der Hand ihrer Feinde zu sehen, sitzt tief. (Eine Liste der Vorfälle um Har Dov gibt es bei der deutschen Wikipedia-Seite. Einfach ein bißchen runterscrollen – es sind 37 Vorfälle in den letzten 14 Jahren, eine ganze Menge.)

Und die arabische Presse bestätigt, daß es sich um einen Entführungsversuch gehandelt hat. Ob es wirklich so war, wird wohl noch untersucht werden müssen. Aber jedem denkenden Mensch müßte eigentlich klar sein, daß ein kleines Land, das an allen Grenzen bedroht und abgeriegelt ist, großes Interesse daran hat, Grenzverletzungen, Anschläge und Entführungen zu vermeiden.

Artikel in deutschen Medien, die diesen Kontext verschweigen, und sich auf die Schlagzeile „Israel greift syrische Stellungen an“ beschränken, sind bestenfalls irreführend.

Und warum Israel die syrische Armee angreift? Israel stellt sich in solchen Fällen auf den Standpunkt, daß die jeweilige Regierung verantwortlich ist. Gerade weil Israel sich nicht in die internen Streitigkeiten einmischen will, wer nun wo souverän ist. Für Israel ist, egal wer genau von syrischem Territorium aus Israel angreift, Assad die Adresse – in gewisser Weise bestätigt also Israels Angriff gegen Stellungen der Armee Assads Status als Regierungschef.

Darum gibt es Gegenschläge nach einem Fall wie gestern. Wir können uns nicht leisten, als schwach wahrgenommen zu werden, als willige Opfer. Das hat sich oft genug gezeigt, wenn Israel NICHT reagiert hat (was übrigens in deutschen Medien nie verzeichnet wird, weil Angriffe auf Israel überhaupt seltener erwähnt werden als israelische Gegenschläge).

Ich persönlich hoffe, daß der schwerverletzte junge Fallschirmjäger wieder gesund wird. Heute früh wurde im Radio der behandelnde Arzt interviewt, übrigens Araber. Schwere Kopfverletzungen. Hoffen wir das Beste für ihn.

Kleine Pause März 18, 2014, 17:40

Posted by Lila in Bloggen, Persönliches.
14 comments

Ja, ja, ich bin ruhig, zumindest blogge ich weniger, aber ich habe einfach einen gigantischen Teller voll Arbeit vor mir, den ich langsam zerlegen und aufessen muß. Das kommt bei mir immer in Wellen, mal hab ich Zeit zum Häkeln und Fröhlichsein und widme Unkraut und Teekraut täglich eine Stunde – und mal sitze ich nachts bis drei, vier Uhr, lege mich nur kurz aufs Ohr (Wecken ist hier um halb sechs), und am Wochenende sind Y. und ich beide so kaputt, daß wir nichts mehr tun außer Ruhen.

Wir waren im Kibbuz zur Purim-Party, Y.s Verkleidung als wahnsinniges Rind war ein Riesen-Erfolg, und es hat Spaß gemacht, einfach mal wieder ein paar Stunden durchzutanzen. Viele Leute haben sich gefreut, uns zu sehen.

Jetzt bin ich aber wieder voll im Brassel. Vorhin dachte ich, ich leiste mir eine Pause, und habe eine Schüssel voll Mandarinen gepflückt. Die wachsen einem auf Primus´ kleiner Terrasse ja ins Gesicht. Ruckzuck war die Schüssel voll. Und oh wie lecker sind diese Mandarinen, es muß eine ganz besondere Sorte sein. Jetzt putze ich sie weg, eine kleine Pause, und danach widme ich mich wieder der Vorbereitung auf einen Vortrag. Dänische Maler des 19. Jahrhunderts – es sind Perlen dabei, die mir Herzklopfen machen vor Glück, und ich liebe meine Arbeit.

Daalsgard, Exner, Vermehren, Hammershøi – und dann ein paar Mandarinen. Ich hab´s schon ganz gut. Auch wenn ich zum Bloggen im Moment weniger komme.

Weiß jemand übrigens, wie man (ohne Gelierzucker, den es hier nicht gibt) aus den Mandarinen Gelee oder Marmelade machen kann? Ein 1:1-Rezept (genauso viel Zucker wie Frucht) ist mir zu süß. Bestimmt weiß jemand einen guten Tip.

 

Ich hätte schon was zu sagen… März 12, 2014, 0:38

Posted by Lila in Persönliches.
9 comments

…jedoch habe ich keine Zeit. So dumm es klingt, aber ich habe wirklich eine Phase, in der ich jeden Tag irgendwo anders mit dem Flohzirkus auftrete und mit Vorbereiten gar nicht mehr hinterherkomme. Ich habe mal wieder eine weiße Nacht vor mir, damit ich morgen mit einem interessanten und gänzlich neuen Programm aufschlagen kann. Morgen, ach was, heute, Mitternacht ist schon vorbei. Vorgestern die Kuppel des Duomo, gestern die Darstellung von Krieg und Holocaust in der israelischen Kunst des späten 20. und frühen 21. Jahrhunderts, und heute Genremalerei in verschiedenen Ländern vom 16. Jahrhundert bis…. weiß noch nicht, so weit bin ich noch nicht.

Irgendwo waren mir auch ein paar interessante Artikel aufgefallen, die ich weiterempfehlen wollte – wenigstens Links möchte ich doch unters Volk werfen, wenn ich schon nicht dazu komme, meine Gedanken weit genug von Hoogstraten und Greuze zu entfernen, um zu bloggen. Aber ich finde sie gerade nicht. Bestimmt freuen sich Leser, Lese-Empfehlungen für andere abzugeben!

Ich hatte auch ein drollig-gräßliches Erlebnis im Bus zur Arbeit, das ich zum Besten geben möchte. Darin spielt ein mobiles Telefon mit „die Welt ist meine Auster“-Effekt die Hauptrolle. Es war in Händen einer frustrierten Studentin, die ihren Freund oder Ehemann in immer denselben Phrasen runterputzte. Er hat wohl immer dasselbe geantwortet, was sie nicht zufriedenstellte, da sie wohl auf eine demütige Entschuldigung wartete, die aber zur Qual aller Bus-Insassen nicht kam. Sie saß hinter mir, so daß ich ihr pausenlos wiederholtes „du hast mich quasi kritisiert, und das finde ich quasi total kränkend, und oh wohl hast du mich kritisiert, und ich finde das quasi ne echte Beleidigung, streit es nicht ab…“ ständig im Ohr hatte.

Der exzessive Gebrauch des Wörtchens ke´ilu, das ich hier mangels besserer Ideen als quasi übersetzt habe, hat sich bei der Jugend leider so eingebürgert, daß es quasi unmöglich ist, auch nur einen Satz ohne quasi zu hören oder zu sagen. Manche sagen ke´ilu auf Arabisch, daß heißt es yaani und klingt etwas besser.

Nicht mal Fanny Lewald und der Kindle konnten mich retten. Im Bus war gespannte Stille – genervt und neugierig zugleich.

Ich war drauf und dran, mich umzudrehen und ihr Den Blick zu geben – mit einer hochgezogenen und einer dräuend gesenkten Augenbraue und spitzem Mund – oder ihr zuzuzischen: „ich hoffe, du hast schon einen anderen Kerl in der Hinterhand, den DER bleibt nicht lange“, aber sowas tut man natürlich nicht*.

Noch auf dem Parkplatz der Hochschule hörte ich sie in ihr Telefon blöken, daß sie sich quasi total mies behandelt vorkommt.

Merke: nur weil man sich am Telefon von aller Welt isoliert vorkommt, ist man es noch lange nicht.

Morgen nehm ich Kopfhörer mit.

* Da fällt mir ein: natürlich tut man es doch! Im selben Bus saßen vor ein paar Wochen ein Student und eine Studentin und diskutierten ungewöhnlich lautstark und detailliert den neusten Band der Song of Ice and Fire-Serie. Alle waren total genervt von ihnen, und ich drehte mich um und sagte: „nehmt bitte Rücksicht auf Leute, die erst beim dritten Band sind, und verratet nicht alles“. Der ältere Herr, der neben mir saß, lächelte mir dankbar zu, meinte aber, er hat keine Ahnung, wovon die Rede ist. Ja, ich ja eigentlich auch nicht, ich habe den dritten Band vor zwei Jahren aufgegeben, aber immerhin war Ruhe. Ehrlich, ich bin mir selbst manchmal peinlich, und wäre eines meiner Kinder dabei gewesen, es wäre im Boden versunken.

Träume der Anderen März 9, 2014, 8:43

Posted by Lila in Muzika israelit.
5 comments

(Die Übersetzung ist etwas holperig, aber ich hab gerade keine Zeit, sie zu verbessern…)

Eine schockierende Geschichte März 7, 2014, 19:35

Posted by Lila in Presseschau.
17 comments

die ich gerade bei Elder gefunden habe. Ich habe zwar im Laufe der Jahre oft geschrieben, wie zynisch die palästinensische Führung die Palästinenser behandelt, aber das muß der Gipfel sein.

Vor ein paar Monaten wäre es möglich gewesen, palästinensische Flüchtlinge aus Syrien in der Westbank unterzubringen und damit zu retten. Aber Abu Mazen war dagegen – damit würden sie ja am Ende in israelische Hände spielen, also ihr „Rückkehrrecht“ nach Haifa gefährden. Darum lehnte er ab.

Abbas said Ban was told Israel „agreed to the return of those refugees to Gaza and the West Bank, but on condition that each refugee … sign a statement that he doesn’t have the right of return (to Israel).“

„So we rejected that and said it’s better they die in Syria than give up their right of return,“ Abbas told the group. Some of his comments were published Thursday by the Palestinian news website Sama.

Von israelischer Seite habe ich keine offiziellen Kommentare gefunden – ich weiß also nicht, ob das mit der Unterschrift stimmt. Aber Abu Mazen hat die folgenden Worte gesagt:

„So we rejected that and said it’s better they die in Syria than give up their right of return,“ Abbas told the group. Some of his comments were published Thursday by the Palestinian news website Sama.

Und das finde ich wirklich eine unglaublich brutale Aussage. Lieber sollen sie sterben als das Rückkehrrecht aufgeben – das ist die Essenz, die Wurzel des oft beschworenen palästinensischen Leids. Um ein vollkommen fiktives Rückkehrrecht zu heiligen, sterben Hunderte von Menschen einen qualvollen Hungertod im Flüchtlingslager Yarmouk.

Und keiner empört sich, und keiner sagt was. Abu Mazen ist ein freundlicher Großvater, wir müssen ihm weitgehende Zugeständnisse machen, er sorgt ja wunderbar für seine Palästinenser. Sie können sterben, aber er kann sagen, er hat nicht nachgegeben.

Elder hat dazu dieses Poster gemacht – unerträglich anzusehen.

Elder hat sich schon mehrmals scharf darüber geäußert, daß die ganze Welt Israel wegen der (durch Terror notwendig gewordenen) Einfuhrbeschränkungen zum Gazastreifen verurteilt, obwohl täglich Waren in den Gazastreifen rollen und Menschen über die Grenze kommen. Im Gazastreifen leben die Menschen unvergleichlich besser als in Yarmouk, und doch habe ich noch nicht gesehen, daß tapfere Aktivisten sich für Yarmouk engagieren. Palästinenser interessieren eben nur, wenn sie Israels Opfer sind. Altbekannt. Aber wie abscheulich.

Oft genug ist Goldas Ausspruch zitiert worden:

Peace will come when the Arabs will love their children more than they hate us.

Das hat sie 1957 gesagt, und es ist noch immer wahr. Die Bilder aus Yarmouk zeigen es.

Klein oder groß März 6, 2014, 10:23

Posted by Lila in Presseschau.
71 comments

Bei uns war es eine große Meldung, in Deutschland eine kleine, leicht weggewischte, die schnell von den ersten Seiten verschwindet (und bei manchen kaum zu finden ist, so der ZEIT).

Die israelische Marine hat ein Schiff mit Waffen aus dem Iran abgefangen – Raketen mit 200 km Reichweite, die also außer uns so ziemlich ganz Israel vom Gazastreifen aus erreichen könnten. Die israelische Aufklärung hat schon lange den Weg dieser Waffen verfolgt, die aus Syrien über Iran und Irak den Weg über den Sudan gehen sollten, wie so viele Waffenladungen vorher. Die Waffen waren, soweit bisher bekannt, für eine der Terrororganisationen im Gazastreifen bestimmt.

Es war nicht notwendig, das Schiff zu stürmen. Die Mannschaft (der Kapitän ist übrigens Türke, das Schiff fuhr unter panamischer Flagge) leistete keinen Widerstand und wußte wohl auch nichts von den Raketen, die unter Zementsäcken verborgen waren.

Der Iran brüstet sich unterdes mit neuen Waffen – Lächeln ist eben auch nur eine Form des Zähnezeigens, nur daß Europa das anscheinend nicht mehr versteht. Oder nicht verstehen will.

Das ist der Film, den die Armee dazu herausgegeben hat. Er besteht nur aus graphischen Darstellungen. Hier sind, leider ohne Ton, Bilder von der Entdeckung der Raketen:

und eine Erklärung über die Art der Waffen und ihre Reichweite:

In Deutschland reden alle, verständlicherweise, von der Krim. Aus israelischer Perspektive zeigt diese Krise vor allem eins: wie wenig wählerisch Putin bei der Durchsetzung seiner Ziele ist – und Putins Rußland ist einer der größten Sponsoren der Iraner, mischt auch in Syrien unheilvoll mit, und das seit Jahren. Die Ukrainer haben es mit Rußland direkt zu tun, wir mit dem Iran und seinen Satelliten. Außerdem zeigt die Krise auch, was westliche Garantien und Versprechen wert sind: nicht viel. Geld, ja. Verbale Unterstützung auch. Gesten, Worte, Geld. Aber wirkliche Sicherheit? Da verläßt sich Israel doch lieber auf sich selbst.

Die Leserkommentare in deutschen Zeitungen zur Schiffs-Geschichte sind wieder mal überwiegend höhnisch, ungläubig oder offen anti-israelisch. Nichts Neues also auch dort.

Maqlouba März 2, 2014, 17:37

Posted by Lila in Israelisches Essen.
7 comments

Makloubeh, Maklooba, ich wünschte, ich könnte es auf Arabisch schreiben!

maklouba

 

Das Bild ist kein Meisterstück, aber bevor sich die hungrigen Horden darauf gestürzt haben, hat Quarta schnell noch mal geknipst. Seitdem habe ich noch zweimal Maqlouba gemacht, und alle werden aufmerksam wie Katzen, wenn sie den Duft des Baharat wahrnehmen. Das ist eigentlich eine Torte aus Reis, Fleisch und Gemüse, die langsam gekocht wird – und die man dann stürzt.

Also, ich habe es so gemacht, gestützt auf dieses Rezept, nach einigem Rumgucken im Internet:

Auberginen und Blumenkohlröschen im Ofen garen, mit Olivenöl, Salz und Pfeffer.

Zwei Glas Reis in Wasser quellen lassen, mit Tumeric und Salz. Das Wasser sollte so zwei Finger über dem Reis stehen.

Zwiebel würfeln, Fleisch ebenfalls (Huhn oder Lamm – ich habe Huhn genommen). Zusammen leicht anbraten, mit kochendem Wasser auffüllen, mit Baharat und Lorbeerblatt würzen, eine Weile köcheln lassen.

In einen weiten Topf habe ich zuerst die gebackenen Auberginen und Blumenkohlröschen geschichtet, in einem hübschen Muster. Darüber kommen die Fleischstückchen mit den Zwiebeln (die Brühe bewahre ich auf, die brauche ich noch). Ein paar Knoblauchzehen kommen auch rein.

Dann füllt man vorsichtig den gequollenen Reis darüber. Schließlich füllt man alles mit der Brühe – schön vorsichtig gießen, um das Muster nicht kaputtzumachen. Und jetzt läßt man das ganze Kunstwerk unterm Deckel auf kleiner Flamme simmern, wie lange? Bis der Reis fertig ist.

Dann fährt man mit einem kleinen Messer am Rand entlang und stürzt den Topf auf eine Servierplatte (ich habe nichts in der Größe, ich benutze ein großes Brett). Schnell noch ein paar geröstete Mandeln und Pinienkerne drüber. Alle rufen aaaah! und eh man noch die Arbeitsfläche wieder sauber hat, ist das Maqlouba weg.

Wenn ich es das nächste Mal mache, fällt für Euch ein besseres Bild ab. Der Reis war richtig hübsch gelb, nicht so kränklich wie auf dem Bild. Na, das Internet ist voll mit schönen Bildern.

Prioritäten März 2, 2014, 17:13

Posted by Lila in Presseschau.
16 comments

Mit welchen Themen öffnen heute wohl sehr viele Nachrichtensendungen? Ukraine natürlich, sehr besorgniserregend, wie schnell so eine Situation eskalieren kann. Und das in Europa!

Bei uns aber reden alle von der fürchterlichen Staubwolke, die aus Libyen gekommen ist und uns alle unter sich begräbt, so daß  man kaum aus dem Fenster gucken kann – und von der riesigen Demo der Ultra-Orthodoxen, die sich versammelt haben, um gemeinsam zu beten. Sie fühlen sich akut bedroht von dem Gesetz, das sie ebenso zu Armee oder Zivildienst heranziehen soll wie nicht-Ultra-Orthodoxe. 300.000 Teilnehmer sollen es schon sein, die sich in Jerusalem versammelt haben, und die Polizei macht sich Sorgen, ob nicht Menschen wegen der Staubwolke zusammenbrechen – eigentlich sollten sich alle im Haus aufhalten, weil die Belastung so groß ist. Alle beten – keine politischen Schlagworte, sondern Gebete und Psalmen.

Ich denke aber auch an die Ukraine und wie beklemmend die Bilder sind. Hoffentlich kriegen alle Seiten noch die Kurve zu einer diplomatischen Lösung. Es fühlt sich auf einmal wieder an wie im Kalten Krieg. Aber von den Hintergründen verstehe ich wirklich zu wenig – darum sage ich weiter nichts dazu. Und gucke statt dessen in die grünlich-braune Suppe, die vor meinem Fenster braut. Gestern war noch ein sonnig-klarer Frühlingstag, den ich im Garten mit Unkrautrupfen begangen habe. Wie schnell so ein Sandsturm aufzieht. (Und jetzt gehen auch die Nachrichten über in die Ukraine.)

Nichts zu sagen März 2, 2014, 6:02

Posted by Lila in Bloggen, Kinder, Persönliches, Presseschau.
69 comments

Wenn ich in den letzten Wochen stiller war als sonst, hat das ganz banale Gründe. Ich bin mit Arbeit zugeschüttet, habe andere Sorgen und weiß nicht mehr, was ich zu den abstrusen Dingen sagen soll, die sich in der Welt abspielen. Oder in den deutschen Medien. Ich ärgere mich wohl, wenn ein dümmlich verleumderischer Artikel über Christen in Israel im SPon erscheint, aber wie froh bin ich, wenn Claudio Casula die passende Antwort gibt. Jedoch die Kommentare zum Artikel zeigen, wie erfolgreich die Indoktrination gegen Israel ist. Es vergeht einfach kaum ein Tag ohne anti-israelischen Artikel in deutschen Medien. Das Lügenfest nach der Schulz-Rede war ja auch ein Beispiel.

Davon wird mir nur noch übel. Alle Beschwörungen der Freundschaft beim Merkel-Besuch können darüber nicht hinwegtäuschen. Und ich kann dazu manchmal einfach nichts mehr sagen. Der Anti-Israel-Reflex funktioniert bei manchen Leuten eben sicherer als andere Gehirnfunktionen. Sehr traurig.

Ich gehe diesen Dingen manchmal bewußt aus dem Weg. Ich weiß nicht, ob es irgendwann mal historische Gerechtigkeit für Israel geben wird, eine Richtigstellung, damit den Leuten klar wird, daß die meisten ihrer Glaubenssätze über Israel einfach nur falsch sind. Ich sehe es nicht am Horizont. Eher eine Verschlimmerung. Es ist normal, gegen Israel zu sein, so wie man gegen Tierversuche, gegen Kinderpornographie und gegen Kernenergie ist. Manchmal fällt mir dazu einfach nichts mehr ein.

Manchem mag auch aufgefallen sein, daß ich, seit die Kinder älter sind, weniger aus dem privaten Leben erzähle. Sie gehen ihre eigenen Wege, und ich fühle mich nicht befugt, davon zu erzählen. Aber in ein paar Stunden fährt Tertia zum letzten Mal den langen, langen Weg in ihre Basis südlich von Beer Sheva. Und am Dienstag ist auch ihre Zeit bei der Armee abgelaufen.

Ich kann nicht fassen, daß drei meiner Kinder die Armee damit hinter sich haben. Tertia wird auch keinen Reservedienst machen müssen. Die Jungens haben ebenfalls im Moment keinen Reservedienst, weil die Armee Geld spart – was mich für die Jungens freut, für die Armee aber eher besorgt macht. Jedenfalls haben alle drei eine interessante Armeezeit gehabt. Secundus mit Abstand die schwierigste, Tertia mit Abstand die interessanteste. Keiner von ihnen hat sich verpflichtet oder eine Armee-Karriere angestrebt, obwohl sie die Chance gehabt hätten. Damit ist Y. immer noch der hochrangigste Offizier der Familie (auch in der weiteren – seine beiden Onkel sind ebenfalls Major). Aber wir hatten nie Ehrgeiz in der Hinsicht und sind zufrieden, daß sie viel gelernt haben, sich bewährt haben und auch neue Freunde kennengelernt haben.

Jedenfalls bin ich froh, daß ich Tertia heute zum letzten Mal in Uniform mit der schweren Tasche losziehen sehe. So gut ihr das beige steht – zwei Jahre sind genug.