jump to navigation

Da stehen wir nun… August 31, 2013, 23:47

Posted by Lila in Land und Leute.
82 comments

… mit unserem abgesagten Krieg. Na, ob da noch was draus wird?

Ich fühle erstmal sehr große Erleichterung. Egoistisch, ja, aber es ist doch angenehmer, wenn man nicht dauernd bei Ynet nachgucken muß, ob der Krieg schon angefangen hat. Und wenn man nicht überlegen muß, ob es nun panisch oder vernünftig ist, den Schutzraum ein bißchen auf längeren Aufenthalt einzurichten. Rosh haShana kann in Ruhe gefeiert werden.

Was den Einsatz selbst angeht – nun, der kann ja noch kommen. Assad hat Zeit genug, seine Waffenlager und Flugzeuge und alles mögliche andere in unverdächtigen Verstecken u verfrachten. Schulen, Moscheen und Krankenhäuser bieten sich an. (Falls er was in den Libanon bringen will, wird ihm vermutlich wieder Israel, dieser Rowdy des Nahen Ostens!, in den Arm fallen). Auch wenn dieser Schlag noch kommen sollte, abgesegnet vom Kongreß und vielleicht anders, als Obama ihn geplant hat – er kommt in jedem Fall zu spät.

Ich kann nicht glauben, daß es unmöglich war, das Sterben so vieler Menschen eher zu beenden. Gab es keine Möglichkeit, Druck auszuüben, auf die Russen und Chinesen und auch den Iran? Gab es keine Möglichkeit, Assad auf den Boden der Tatsachen runterzuholen? Mußte man tatenlos zugucken, wie „Kämpfer“ aus allen möglichen Ländern, darunter sehr viele Islamisten, nach Syrien strömen?

Ein einziger hallender Schuß in den Ofen. In Syrien stehen sich zwei barbarische Gegner gegenüber, deren Gewaltbereitschaft erschreckend ist und die nicht die geringste Rücksicht auf die Bürger Syriens nehmen. Ich sehe keine militärische Aktion, die Mitte September wirklich noch was ausrichten kann. Wie Y. immer sagt: eine militärische Aktion steht und fällt mit der Zielvorstellung, mit der sie begonnen wurde. Und das Kriegsziel scheint höchst schwammig in diesem Falle – Assad einzuschüchtern, damit er keine chemischen Waffen mehr einsetzt. Aber er setzt seit April schon welche ein. Soll das heißen: solange keiner die Opfer filmt, kann er weitermachen? Oder soll das heißen, daß die Rebellen sich gern chemische Waffen schnappen und Menschen morden können, weil der Westen nur der Regierung auf die Finger guckt?

Hoffnungslos. Was für uns in Nordisrael eine kurzzeitige Entlastung und Erleichterung ist, bedeutet für die eifnachen Menschen in Syrien ein riesiges Problem. Assad hat jetzt freiere Hand als zuvor.

Und was ich gar nicht verstehe: wie kann sich ein amerikanischer Präsident so systematisch und wirkungsvoll enteiern? Ich persönlich denke nicht in Begriffen von Gesicht wahren, Macht und Hierarchie. Aber ich leite auch keine Supermacht, sondern einen kleinen Haushalt und einen chaotischen Terminkalender. Ich kann mir leisten, zu sagen: „der Klügere gibt nach,“ ohne mir etwas zu vergeben. Aber die politische Welt ist doch testosterongesättigt und funktioniert nach den Regeln: wer zuerst blinzelt, ist ein Hühnchen und steigt in der Hierarchie ab. Oder hat sich das was geändert? Das wäre natürlich schön, jedoch…

Vielleicht sehe ich das aber auch zu oberflächlich. Vielleicht hat ja dieser Ablauf den Syrern und auch ihren Unterstützern ein deutliches Signal gesendet, und gerade das Zögern weist darauf hin, daß den Amerikanern die Größenordnung und Konsequenz ihres Eingreifens klar ist. Unter dem Schatten der amerikanischen Militäraktion, die vom Kongreß abgesegnet noch machtvoller wäre als ohne, findet sich vielleicht doch irgendwo Willen zu einer politischen Lösung?

Vor ein paar Tagen rief meine Mutter an und fragte mich, was ich zur Lage sage. Ich meinte, „ach Mama, alle reden so viel, aber am Ende passiert dann doch nichts…“, obwohl ich selbst nicht daran glauben konnte. Na ja, aufgeschoben ist nicht aufgehoben.

Ich hoffe trotzdem, daß eine kollateralschaden-freie Lösung gefunden wird.

Schlicht und einfach August 31, 2013, 8:05

Posted by Lila in Bloggen, Presseschau.
comments closed

Es gibt Themen, zu denen jeder eine dezidierte Meinung hat. Das Benehmen von Kindern im Flugzeug, Kernenergie, Rauchverbot, Beschneidung und vegetarisches Essen gehören dazu. Und natürlich der Nahe Osten. Im Nahen Osten kennt sich jeder aus, und jeder hat gute Ratschläge parat. Dabei korreliert die geographische Entfernung mit der bestechenden Eleganz der Lösungsvorschläge.

Gibt es immer noch vereinzelte Menschen, die meinen, sie kennen sich nicht gut genug aus, um sich eine Meinung zu bilden? Voila, Euch kann geholfen werden. Elder of Zion und sein Team von fleißigen Wurzelzwergen haben sich die Mühe gemacht, ein Diagramm zu zeichnen, das eine gute Übersicht bietet.

Was könnte einfacher sein?

Etwas schwieriger Abend August 31, 2013, 5:09

Posted by Lila in Presseschau, Uncategorized.
4 comments

Wir sind, wie fast jede Woche, zum Sonnenuntergang an „unseren“ Strand gefahren und sind dort „unsere“ Strecke gelaufen, Y., Tertia und ich. Obwohl die Luft heiß und stickig war und das Meer so körperwarm und der Sand klebrig – das Meer erfrischt einen trotzdem, und wenn nur seelisch, besonders seelisch.

Auf dem Rückweg war es schon dunkel und wir haben Kerrys Rede im Radio gehört. Tja, was soll man da sagen. Diesmal, meinen die Amerikaner, haben sie wirklich Beweise. (Ob man je genau wissen wird, was vor zehn Jahren genau los war?) Und mit dem Einsatz chemischer Waffen ist eine moralische Grenze überschritten. Na schön, und was ist mit den Tausenden und Abertausenden, die in Syrien seit über zwei Jahren elend sterben? Ist zu ihnen der Tod auf leichten Füßen gekommen und hat sie sanft geküßt? Das war also okay, oder wie? Welt, wo warst du?

Kerry erwähnt amerikanische Interessen, so ehrlich ist er. Auch die Veröffentlichung von Beweismaterial halte ich den Amerikanern zugute – sie wollen sich nicht noch einmal vorwerfen lassen, die Welt genasführt zu haben.

Wir kamen zuhause an und guckten uns den Rest der Nachrichten im Fernsehen an, während wir uns den letzten Sand von den Füßen wischten.

So ein Abend, so eine Rede sind kein Anlaß für Introspektion und Selbstkritik und offene Fragen. Kerry versuchte, kritische Fragen von vornherein zu beantworten und zu entkräften. Aber trotzdem spukte mir so im Hinterkopf Obamas Kairo-Rede herum. Würde er sie heute wieder so halten? Oder würde er was ändern? Was? Wie werden wir die Rede und den Nahen Osten zu Obamas Zeiten in zwanzig oder fünfzig Jahren sehen?

Benny Ganz hat die Fallschirmjäger von Y.s alter Einheit besucht. Sie sind gerade auf den Golanhöhen stationiert. Ganz redete frei, während um ihn herum Kühe muhten. Er meinte, „als Soldaten brennen wir manchmal darauf, die Aufgaben zu übernehmen, für die wir ausgebildet sind, aber wir dürfen nicht vergessen, daß wir auch Bürger sind, und als solche ist für uns der oberste Wert Frieden“. Ja, keiner brennt hier auf irgendein Losschlagen.

Im Fernsehstudio verriet Amos Yadlin, daß die Amerikaner 100 Tomahawks auf viele verschiedene Ziele abwerfen wollen. Ehud Yaari, der vermutlich die syrische Landkarte besser kennt als den Weg vom Schlafzimmer ins Bad, hatte sofort Ideen, wo man angreifen könnte, ohne syrische Zivilisten zu gefährden, aber so, daß Assad das Prinzip versteht.

Alle versuchten, uns israelische Zivilisten zu versichern, daß keinerlei Gefahr für uns besteht. Im Hintergrund idyllische Patriot-Batterien vor hübschen Landschaften, was natürlich sehr, sehr beruhigend wirkt. Jedoch, ich glaube in der Tat nicht, daß die Syrer uns direkt angreifen werden, ich nehme eher an, sie werden diese Aufgabe der Hisbolah überlassen, die darauf brennt, ihr Feuerwerk abzufackeln.

Bei Elder of Zion finde ich einen netten Link. Dort steht einfach nur die Frage „kfar takfu? haben sie schon angegriffen?“, und noch lautet die Antwort „Lo – nein“. Ob die Seite sich auf den amerikanischen Angriff in Syrien bezieht oder auf einen Angriff gegen Israel, weiß ich nicht, aber zu gegebener Zeit werden wir das ja herausfinden. Im Moment lautet die lakonische Antwort „lo – nein“. Das klingt fast wie „od lo – noch nicht“.

Die Situation in Syrien stelle ich mir so entsetzlich vor, wie es nur sein kann. Von der eigenen Regierung oder von rebellierenden Mitbürgern angegriffen zu werden, die beide grausamste Methoden anwenden und nicht den geringsten Skrupel haben – ohne von irgendjemandem beschützt zu werden – was kann schlimmer sein? Daß dem ein Ende gemacht werden muß, ist klar. Jetzt also mit Tomahawk. Sind wirklich alle, alle anderen Mittel ausgeschöpft worden? Ich bin nicht sicher. Und durch die ausdrückliche Beschränkung der Reaktion auf den Anlaß Chemiewaffen werden leider praktisch alle anderen Methoden, Unschuldige ums Leben zu bringen, nachträglich sanktioniert.

Gezielte Schläge, zeitlich begrenzt, ohne Absicht, eine andere Regierung ans Ruder zu bringen (was für eine sollte das auch sein? wie erfolgreich könnte eine oktroyierte Regierung sein?), mit Schonung der Zivilisten – klingt das nun klug bedacht oder zaghaft oder beides?

Ich habe leicht reden, ich muß keine Entscheidungen treffen und trage keine Verantwortung. Der Nahe Osten hat die letzten Jahrzehnte in einem prekären Gleichgewicht gelebt, das mit Mühe aufrechterhalten wurde. War es wirklich, wie es mir vorkommt, Obamas gutgemeinte Kairoer Rede, die Kräfte unter der mühsam gebändigten Oberfläche aufgerufen hat, und diese wiederum haben Reaktionen ausgelöst, die keiner vorhersehen konnte, in immer mehr Ländern? Vielleicht mehr noch als die Rede – die Einladung an die Moslembrüder, die Mubarak sehr übelnahm? Egal was es war – ich hoffe, der Nahe Osten fliegt uns nicht früher oder später um die Ohren. Ich beneide keinen der Verantwortlichen. Sie kommen mir vor wie die Reisenden in Jules Vernes „Kinder der Kapitän Grant“, die einen Vulkan zum kontrollierten Ausbruch bewegen wollen. Bei Verne hat´s geklappt. Aber bei Verne hat eben alles geklappt.

Zu den Kommentaren August 30, 2013, 10:45

Posted by Lila in Bloggen.
9 comments

Und jetzt mal ein offenes Wort zum Ton in den Kommentaren. Ich werde ab jetzt strikter zensieren, wenn Auseinandersetzungen ins Persönliche abdriften. Das ist mein Blog. Ich lasse nicht länger zu, daß Kommentatoren persönlich angegriffen werden (Trolle ausgenommen – davon habe ich ja leider immer einen ganzen Chor, der im Orkus grunzt und winselt). Ganz egal wie ich die Sache ansehe – der Stil des nicht lockerlassenden persönlichen Angriffs ist mir gänzlich contre coeur.

Ich habe mindestens zweimal Blogpausen eingelegt, weil ich den aggressiven und einseitigen Ton in den Kommentaren einfach nicht mehr ausgehalten habe. Es fiel mir leichter, aufs Bloggen zu verzichten als einen Kommentator, den ich menschlich und auch sachlich schätze, zur Ordnung zu rufen.

Aber diesmal will ich nicht aufhören zu bloggen und mich zurückziehen. Also muß ich mich überwinden und auch geschätzten Kommentatoren den einen oder anderen Kommentar nicht durchlassen.

Es fällt mir besonders schwer bei Kommentatoren, die zu 90%, ach was zu 98% wirklich unersetzliche und hochklassige, sprachlich geschliffene und sachlich interessante Beiträge bringen, sich dann aber in eine persönliche Gegnerschaft verbeißen, die nicht mehr aufhören will. Diese 2% Schärfe und persönliche Aggressivität, kann man die nicht abstellen? In anderen Blogs geht es hoch her, in Foren wird mit Eisenringen statt Handschuhen gekämpft, aber nicht bei mir.

Spott, Ironie, Sarkasmus – alles bis zu einem gewissen Grade in einer Auseinandersetzung als Stilmittel vertretbar. In der Hitze des Gefechts, im Ärger —  jedem rutscht mal ein impulsives Wort raus, mir ja auch. Manchmal sieht man den Menschen hinter der Tastatur  nicht mehr, sondern nur noch einen anonymen Feind, der alles das verkörpert, was man selbst falsch findet. Das passiert mal, aber es darf nicht der Regelfall sein, und wenn ich selbst dazu beigetragen habe, daß der Ton auf Rungholt so abgleitet, dann muß ich daraus auch für mich Konsequenzen ziehen.

Also, irgendwann muß es auch mal gut sein.  Ich habe bisher die meisten Kommentare durchgelassen, oft, wenn ich im Streß bin, nach flüchtigem Überlesen oder mit dem festen Vorsatz, sobald ich Zeit habe! ganz bestimmt! zu antworten. Da wird leider nur selten was draus. Ich habe aber bisher nie in Kommentare eingegriffen und Teile entfernt. Das werde ich bei ausufernden persönlichen Beschimpfungen ab jetzt tun. In eckigen Klammern mit Auslassungs-Pünktchen, wenn es sein muß. Oder ich lösche.

Verschwörungstheoretiker! horcht auf! seht hin! August 29, 2013, 23:22

Posted by Lila in Presseschau.
13 comments

Hier ist der Beweis, auf den Ihr gewartet habt:

Was er sagt, ist zwar nur das von Ynet wiedergegebene banale Zeug:

Prime Minister Benjamin Netanyahu has said during a security consult in Tel Aviv that Israel is „set“ for an American strike in Syria and that there is no need to alter the daily routine: „We’ve decided to spread out Iron Dome and our other interception units,“ he said.

Netanyahu stressed that Israel is not involved in the Syrian civil war, but warned that „If anyone tries to harm the citizens of Israel, the IDF will respond mightily.“

Aber sehr Ihr die Karte im Hintergrund???? Die gesamte arabische Halbinsel, ja die halbe Welt ist darauf zu sehen (wenn man nur weit genug vom Bild entfernt steht, natürlich)! Und alles auf Hebräisch beschriftet! Und die israelische Flagge dazu!

 

Wenn das kein beinharter Hinweis auf eine Expansionspolitik ist, ja dann weiß ich es auch nicht. Sein eigenes mickermäßiges Ländchen ist ja auf der Karte kaum zu erkennen.

bibi vor weltkarte

 

Wo ist es noch mal?

bibi vor weltkarte II

 

Tja, da bleibt noch viel Arbeit.

Nicht vergessen: wenn morgen in der Zeitung steht, daß Israel seine Siedlungspolitik weiter ausdehnt, und dieses Bild als Beweis für seinen Landhunger gezeigt wird – bei mir habt Ihr es zuerst gesehen!

Party mit Familie Jabari August 29, 2013, 6:31

Posted by Lila in Presseschau, Uncategorized.
51 comments

Die Jabari-Familie ist, wie Guy Bechor gerade im Fernsehen erklärt, so stark wie eine Miliz. Sie ist mit der Hamas in Hebron verbandelt, und sie gehört zu den stärkten Kräften in der PA*. Vorgestern abend hatten die Jabaris eine Party in einem Nachtclub in Hebron. Israelische Soldaten (Battaillon Givati) kamen vorbei, hörten die Musik und konnten nicht widerstehen. In voller Montur, samt Weste und Waffe und Helm, feierten sie mit.

Auf den ersten Blick sieht das süß aus – einfach nur Jungens, die Spaß haben und für einen Moment die Realität vergessen. Auf den zweiten Blick erschrickt man natürlich. Wie leicht hätte die Situation entgleisen können. Darum reagiert die Armee spaßfrei und maßregelt die Soldaten.

Im Vergleich damit war die Playback-Aktion der Nahal ein harmloser Scherz, wo niemand sich in Gefahr begab.

Eines aber zeigen solche Bilder ganz deutlich: sie sind verdammt jung, wenn sie zur Armee eingezogen werden, die Söhne und auch die Töchter. Und darum manchmal naiv und leichtsinnig. Die Armee und das Leben treiben ihnen das aus, aber unter Weste, Helm und Waffe sind sie eben Teenager, die gern tanzen, egal mit wem und wo. Und doch stehen sie zwischen uns und der Katastrophe.

Nicht zu vergessen: alle Achtung den Jabari-Jungs, die die Situation eben nicht ausnutzten, sondern die Soldaten auf die Schultern nahmen und mit ihnen tanzten.

 

* Ergänzung und Richtigstellung: wie Heplev in Kommentar 25. erklärt, ist diese Information falsch. Der Jabari-Clan ist Israel-freundlich, und die Soldaten haben zwar eine Dummheit begangen, aber keine so lebensgefährliche, wie ich gefürchtet hatte. Es tut mir leid, daß ich unbesehen geglaubt habe, was mir ein sonst sehr reputierlicher Journalist im Fernsehen erzählt hat, und ich freue mich, im Blog immer ein Korrektiv zu haben.

Auch das macht hier Schlagzeilen August 28, 2013, 22:33

Posted by Lila in Land und Leute, Presseschau.
12 comments

Ein winziges, neugeborenes Mädchen, in rosa Kleidung gehüllt, wurde vor zwei Tagen in Jerusalem aufgefunden. Neben ihr eine Flasche, Windeln und ein Zettel mit der Bitte, sich gut um das Kind zu kümmern.

Heute wurde die Mutter gefunden – eine junge, unverheiratete Palästinenserin. Wie verzweifelt muß sie gewesen sein, daß sie ihr Baby ausgesetzt hat. Sie ist wohl schon seit einiger Zeit auf der Flucht vor ihrer Familie. Hoffentlich ist es möglich, ihr und dem kleinen Mädchen zu helfen.

Und wie gut, daß sie Hilfe in Israel gesucht hat – und nicht etwa, chalila, eine Kurzschlußtat begangen hat.

Verbrechen Israels, August 28, 2013, 21:40

Posted by Lila in Presseschau.
40 comments

gegeißelt von deutschen Zeitungslesern:

Ein Punkt mehr auf der langen Liste israelischer Agressionen.

Man darf sich nicht wundern, wenn die Nachbarstaaten Isreal eines Tages die Rechnung für solche Taten präsentieren werden.

Es wäre auch zu schön gewesen, wenn die Kriegstreiber am Heiligen Abend mal nicht nach Blut lechzten.

Wer hier Syrien, Iran und Nordkorea als Vertragsbrecher geißelt, sollte Israel diesbezüglich nicht unerwähnt lassen! Aber Israel ist ja ohnehin sakrosankt…

Interessant ist, dass Israel wie (beispielsweise) 1956 und 1967 mit Propaganda versucht, einen Völkerrechtsbruch zu „kaschieren“.

Die israelische Führung versucht auch wieder HEUTE mit Floskeln wie „5 vor 12“ etc. den eigenen Bürgern Angst zu machen, um sie für ihre Ziele gefügig zu machen.

Kein Nachbarstaat Israels ist eine Gefahr für das Land.

Und so weiter und so fort. Das war in der ZEIT. Na ja, in die Leserbriefspalten dieser Zeitung verirrt sich ja nur selten jemand, der irgendeine Handlung Israels gutheißen würde. Außer wenn Israel sich wie weiland Varus ins Schwert stürzte.

Und wie lauteten die Kommentare im Focus, den ja ein ganz anderes Publikum liest?

Für Israel gelten natürlich andere Regeln und schon allein deshalb haben die USA m.E. jegliches moralische Recht verloren, im Nahostkonflikt als Vermittler auftreten zu dürfen.

Manchmal sucht man einfach nach Gründen, um einen Krieg beginnen zu können.

Israel darf tun und lassen, was es will, das wird von Ihnen gut geheißen.

Das Ungleichgewicht und bevorzugung einiger in dieser Region sind maßgeblich an der angespanten Lage im Nahen Osten Schuld.

Worum ging es damals noch mal? Ach Gottchen, dieser Reaktor in Syrien, den di bösen Israelis heimlich zerstört hatten, was dann von Wikileaks (gibt es die Band eigentlich noch?) in Heldenpose aufgedeckt wurde.

Das war ja auch so eine aggressive, gänzlich überflüssige Aktion Israels, nicht wahr? Hätte Assad die Atombombe herstellen können – die Lage sähe heute ganz anders aus. Bestimmt tut es all diesen braven Kommentatoren in der Seele weh, daß die Israelis um die Prügel herumgekommen sind, die man ihnen doch so gern gegönnt hätte. Ein kleines Atombömbchen, und es wäre Ruhe im Karton!

Wohlgemerkt: ich nehme Kommentare wie den aus der Welt sehr wohl zur Kenntnis (im Nachhinein mit Kenntnis der Dinge geschrieben), und auch die Stimmen, die Israel das Recht auf Selbstverteidigung zusprechen. Ich bin auch nicht für eine Meinungs-Monokultur. Es ist ja auch von Europa aus fast unvorstellbar, mit welchen Eventualitäten Israelis jederzeit rechnen müssen.

Trotzdem erschreckt mich die Häme und das Bild von Israel als absolut Bösem, das aus den negativen Kommentaren spricht.

Das war eine mutige Aktion damals. Und sie hat nicht nur Israelis potentiell das Leben gerettet.

 

 

Momentaufnahme August 28, 2013, 20:16

Posted by Lila in Presseschau, Uncategorized.
4 comments

Teilweise Mobilmachung klingt schlimm, aber es handelt sich dabei nur um ungefähr 1000 Soldaten der Luftabwehr und Aufklärung, rein defensive Funktionen. Also eine Maßnahme aus Vorsicht.

Noch ist keine offizielle Anweisung ergangen, die öffentlichen Luftschutzbunker zu öffnen, aber in vielen Orten öffnen die ortlichen Verantwortlichen die Türen und gucken nach, ob alles in Schuß ist. (Meine Nachbarin meint, unser Bunker, erreichbar durch die Hintertür unseres Gartens, ist in tadelloser Verfassung. Ich habe noch  nicht nachgeguckt und unseren Luftschutzraum auch nicht vorbereitet oder ausgestattet. Auch dafür sind noch keine Anweisungen raus. Die Armee will keine Panik säen, und sie will auch keine Kettenreaktion auslösen.

Für die Feiertage sind im Norden alle Ferienhäuschen ausgebucht. Auch wir werden Gäste haben.

Die Ausgabestellen für Gasmasken sind so überlastet, daß sie bis 21.00 offen haben. Nein, wir haben noch keine und ich glaube auch nicht, daß wir uns welche holen. Als Y. vor ein paar Jahren unsere alten abgegeben hat, hat er neue abgelehnt. Falls es allerdings wie 1991 so weit kommt, daß alle Kinder mit Gasmasken in die Schule gehen, werden wir uns wohl oder übel in die Schlange einreihen müssen. Doch noch sehen wir das nicht.

Ich erinnere mich plötzlich an das „Gedicht“ von Grass. Ob so ein Mensch sich je gedrungen fühlt, sich zu entschuldigen? Israel hat sich bewußt aus dem Konflikt (der mit Israel nichts zu tun hat) rausgehalten und wird doch wieder mal zur Zielscheibe. Wie peinlich ist Grass´ Pathos im Rückblick. Ob er das auch so empfindet? Vermutlich nicht.

Von Überraschungen August 28, 2013, 17:07

Posted by Lila in Presseschau.
3 comments

Meine Oma war berüchtigt für ihren Umgang mit Überraschungen. Nie werde ich den Tag vergessen, als unerwartet meine Mutter eintrat, während ich aufgeregt vor dem Backofen stand. „Ach, Kind,“ sagte die Oma zu der Mama, „wir dachten, du bleibst länger weg, sonst siehst du ja noch, daß dir Lila dir ganz allein einen Kuchen gebacken hat, das soll aber eine Überraschung sein…“ Meine Mutter tat so, als hätte sie nichts gehört, rief nur, „wie? was? hab nur was vergessen, muß wieder los…“, aber meine schöne Überraschung, mein erster eigener Kuchen!, war natürlich ruiniert.

Nicht weniger traumatisch ist die Erinnerung an einen schönen Fernsehabend auf dem grünen Sofa mit den vielen Kissen. Wir waren alle zusammen und freuten uns, daß ein Agatha-Christie-Film gesendet wurde, den noch niemand von uns kannte. „Ja nein, Kinder,“ rief nach fünf Minuten Film die Oma erfreut aus, „den Film kenn ich ja DOCH, jetzt erkenn ich ihn ja wieder, den hab ich schon mal…“ Bevor sie den Satz beenden konnte, riefen Eltern, Bruder, Tante und ich laut: „Sag´s nicht, Oma, verrat das Ende nicht! BITTE!!!“ Und Oma sah uns mit ihren treuen Augen an und meinte, „Nein, nein, ich verrat es nicht, ich weiß es ja selbst nicht mehr so genau, aber ich meine doch, sie wären alle zusammen die Mörder gewesen…“ Danke, Oma.

Wieso fiel mir meine seit nunmehr 23 Jahren vermißte Oma gerade wieder ein? Ach so, Kinder, fast hätt ich es vergessen. Weil es doch um Überraschungen geht. Und weil ja bald Rosh ha Shana ist.

Syrian Prime Minister Wael al-Halqi addressed the possibility of a strike in Syria, and said his country would be like a graveyard for any invaders: „Like we surprised them on Yom Kippur, we will now surprise them with our victory.

Das wird aber eine sehr gelungene und gänzlich unerwartete Überraschung.

 

In Stellung August 28, 2013, 13:29

Posted by Lila in Presseschau.
13 comments

Eine zweite Batterie des Abwehrsystems Eisenkuppel ist im Norden stationiert – letzte Woche war die eine Batterie nur teilweise effektiv. Luftabwehrraketen vom Typ Chetz (Pfeil) sind in Alarmbereitschaft. So steht es in der Zeitung.

Ob Augstein auch von diesen Systemen den israelischen Finger gern entfernen würde? Oder darf Israel dann doch, wenn es beschossen wird, zurückschießen? Oder wie lange muß Israel stillhalten, damit es als „fair“ gilt, weil doch Israel der kriegstreibende Gigant ist?

Und sie drohen wieder August 27, 2013, 22:26

Posted by Lila in Presseschau.
50 comments

Aus Ynet:

„If Damascus is attacked, Tel Aviv will become a target and a full-scale war against Syria will essentially justify an attack against Israel,“ a senior Syrian army official told Iranian news agency Fars on Tuesday.

„If Syria is attacked, Israel will also be set on fire and such an attack will, in turn, engage Syria’s neighbors,“ the source added.

Hübsch, hübsch. Aber doch recht schwach verglichen mit unserem alten Freund Hassan N.

Der Mann wiederholt sich so oft – kann er es selbst noch hören? Wir haben es kapiert. Er hat uns auf dem Kieker.

Wo Syrien und Hisbollah drohen, darf der Seniorpartner nicht fehlen.

While an international coalition against the regime in Damascus is being formed, an Iranian member of Parliament sent out a message to all western countries stating that if the U.S attacks Syria, Israel will be the first victim of the war to break out in the area- reported news agency, “Fars”.

“If an attack on Syria will happen, though it seems impossible, the Zionist regime will be the first victim,” said Hussein Sheik-Hulisalam, a senior at the Iranian Foreign Affairs office.

 

Und diese Figuren sind manchen deutschen Kommentatoren lieber als Israel? Sag mir, mit wem du umgehst…

Ulrich Sahm August 27, 2013, 21:41

Posted by Lila in Presseschau.
4 comments

als Gegengift zu Augstein.

http://www.n-tv.de/politik/Israel-beobachtet-Entwicklungen-in-Syrien-article11242216.html

 

Die israelischen Experten, darunter Ex-Generäle, Sicherheitsberater und Militärkorrespondenten, halten die Gefahr des Übergreifens eines Krieges auf Israel für relativ gering, obgleich syrische Sprecher schon mit einem Angriff auf Israel gewarnt haben, falls die Amerikaner Syrien angreifen sollten. Die Syrer besäßen strategische Waffen, mit denen jeder Punkt in Israel getroffen werden könne.

Das ist nichts Neues. Syrien verfügt über Scudraketen, wie sie 1991 der Irak zum Beschuss Israels eingesetzt hat. Gleichzeitig hat aber auch Israel die militärischen Mittel, Syrien sehr empfindlich zu treffen. Die gegenseitige Abschreckung funktioniert seit 1974. Tatsächlich ist die Grenze zwischen Israel und Syrien auf den Golanhöhen die ruhigste und sicherste, über die Israel verfügt. Selbst wenn die Amerikaner mit Tomahawk-Marschflugkörpern syrische Stützpunkte oder andere Ziele des Assad-Regime angreifen sollten, sei nicht anzunehmen, dass der syrische Präsident neben dem Bürgerkrieg auch noch eine kriegerische Auseinandersetzung mit Israel wolle.

Eine potentielle Gefahr drohe Israel von der Hisbollah-Miliz im Libanon, neben Iran der engste Verbündete Assads. 2006 hatte die Hisbollah mit der Entführung von zwei israelischen Soldaten einer Grenzpatrouille einen Krieg provoziert. Dabei wurde die Hisbollah offenbar sehr viel härter geschlagen, als beide Seiten offen eingestehen. Seit sieben Jahren hat die Hisbollah deshalb jede direkte Provokation Israels vermieden. Ihr Chef, Hassan Nasrallah, hält sich seitdem in einem Bunker versteckt, um nicht Opfer eines israelischen Attentats zu werden.

Gleichwohl hat die Hisbollah angeblich bis zu 60.000 Raketen gehortet, um für den nächsten Schlagabtausch mit Israel gewappnet zu sein. Die Hisbollah steht wegen ihres Einsatzes an der Seite Assads in Syrien jedoch derart unter Druck im Libanon, dass sie es kaum wagen dürfte, auch noch eigenmächtig vom Libanon aus Krieg gegen Israel zu führen.

Israelische Politiker rufen die Bevölkerung auf, unbesorgt ihre Wochenenden in den „Zimmers“ in Galiläa zu verbringen. Dennoch wird die Panikmache genutzt, die die Israelis an eine ausstehende Erneuerung ihrer Gasmasken zu erinnern. Im Rundfunk macht der Postdienst Reklame für die Möglichkeit, eine neue Gasmaske per Internet zu bestellen.

Weder Kriegstreiberei noch Panik, sondern der Versuch, sich auf eine potentiell gefährliche Situation vorzubereiten. Genauso nehme ich es auch wahr.

Danke an Stefanie, die Unermüdliche, für den Link!

Macht mich neidisch! August 26, 2013, 20:54

Posted by Lila in Muzika israelit, Uncategorized.
7 comments

Shlomo Artzi in Berlin, bei den jüdischen Kulturtagen, in der Synagoge Rykestraße.

Heute wurde das hier in den Abendnachrichten gezeigt, auch ein (altes) Interview mit Artzi. Als Sohn zweier Holcoaust-Überlebender hat er sich die Reise nicht einfach gemacht.

Na, wer von Euch war dabei…????

Finger am Abzug, oder: Israel droht mit Selbstverteidigung II August 26, 2013, 16:45

Posted by Lila in Presseschau, Uncategorized.
27 comments

Bekanntlich bin ich kein Bibi-Fan, und seine Rhetorik finde ich durchwachsen. Aber die Redewendung vom „Finger am Abzug“ muß man, wie man so schön sagt, im Zusammenhang sehen. Bibi hat erklärt, daß Israel „den Finger am Puls“ hat, und hat dann hinzugefügt, „und auch am Abzug“. Er wollte damit sagen: wir sind wachsam, um zu sehen, wann wir konkret bedroht sind – und dann sind wir sofort bereit zur Selbstverteidigung. So habe ich das verstanden, als ich es gestern in den Nachrichten gehört habe, und so steht es auch in der Jerusalem Post.

These were his his first public comments on the reports that hundreds of  Syrians were killed last week by chemical weapons,

Netanyahu said that Israel drew three conclusions from this incident.

„One, this situation must not be allowed to continue. Two, the most dangerous regimes in the world must not be allowed to possess the most dangerous weapons in the world. And three, we expect that this will stop, of course, but we must always remember our sages‘ ancient principle: „If we are not for ourselves, who will be for us? — That is to say, our finger must always be on the pulse. Ours is a responsible finger and if necessary, it will also be on the trigger.

Netanyahu said that Israel knows how to defend itself against those who want to do it harm.

Wohlgemerkt; if necessary.

Jacob Augstein ist natürlich der Allerletzte, der je die Selbstverteidigung Israels als gerechtfertigt anerkennen würde.

Nun kommt der Ruf nach dem Militär wie ein leerlaufender Reflex. Der amerikanische Verteidigungsminister hat soeben mitgeteilt, man sei auf alle Eventualitäten vorbereitet. Schiffe werden in die Levante verlegt. Israel gibt bekannt, man habe schon den „Finger am Abzugshahn“.

Nein, Israel gibt bekannt, daß es bereit ist, sich falls notwendig zu verteidigen, und bis dahin das Geschehen scharf beobachtet.

Was Augstein verschweigt oder nicht weiß oder nicht wichtig findet: Israel ist konkret bedroht.

Syrien droht Israel. Assads Sprecher sagen klipp und klar: wenn die USA Syrien angreifen, wird Syrien reagieren – mit Waffengewalt gegen Israel.

In an interview for the American radio station Sawa in Arabic, President Bashar Assad’s fellow party member said: „We have strategic weapons and we can retaliate. Essentially, the strategic weapons are aimed at Israel.“

Die syrischen Rebellen wiederum wollen Israel ebenfalls in die Sache reinziehen.

The official, who spoke on condition of anonymity, said that Israel must urge intervention in order to „save Syria and the Syrian people and prevent Syria’s fall.“

He blamed Israel for giving the Syrian regime „diplomatic cover,“ and said it must be removed if Israel „wants to show the Syrian people it is not assisting the Syrian regime and the Syrian terror.“

Auch hier ist der Ton eher drohend.

Israel wird gewissermaßen von beiden Seiten als Geisel genommen und konkret bedroht. Von iranischen und libanesischen Drohungen will ich gar nicht reden, die kommen jeden Tag. Doch für Augstein sind die Israelis die Aggressoren – so deutlich, daß sie in der Schlagzeile landen.

Syrien-Konflikt: Finger weg vom Abzug

Will der Westen wirklich Einfluss auf den Syrien-Konflikt nehmen? Dann sollten die USA aufhören, mit Krieg zu drohen, und die Israelis den Finger vom Abzug nehmen. Hilfreicher wäre es, endlich das Verhältnis zu Iran zu verbessern.

Und in so einer Situation akuter Bedrohung will Augstein den Israelis am liebsten den Finger vom Abzugshahn nehmen? Und wie sollen wir das Verhältnis zum Iran verbessern? Obama wollte das ja und hat es nciht geschafft. Und der Bürgerkrieg in Syrien tobt seit zwei Jahren. Bisher hat Zuwarten nichts gebracht. Ob andere Optionen viel bringen, weiß man nicht – aber das Sterben kann doch nicht so weitergehen.

Der Mann spinnt ja wirklich, dieser Augstein. Finger weg von der Tastatur, kann man da nur sagen.

Geburtstag August 24, 2013, 23:39

Posted by Lila in Kinder, Uncategorized.
9 comments

Jeder Geburtstag eines meiner Kinder ist denkwürdig. Primus war der Erste, alles war neu und beglückend… und seine Geburt hat mich zur Mutter gemacht (keine Ahnung, was ich vorher war – ein verrücktes Huhn? dann bin ich jetzt eine verrückte Glucke, ist das ein Fortschritt?). Secundus´Geburt war leicht und geradezu angenehm und er selbst ein sehr pflegeleichtes Baby, das war die reinste Idylle. Quartas Geburt war die schwerste und letzte, und ich hatte danach wirklich das Gefühl: ich muß das nicht noch mal haben.

Aber Tertia? Mein Gott, Tertia. Eigentlich war ihr Geburtstag ja für Oktober vorgesehen. Ich weiß noch, wie ich im Kreißsaal lag, in einem abgeteilten Intensiv-Zimmerchen, und um jeden Tag betete. Ich wollte es unbedingt bis Goethes Geburtstag schaffen, doch da wurde nichts draus, sie kam vier Tage früher bzw mußte geholt werden. 1200 Gramm, mager wie ein Spatz, aber schon unglaublich niedlich wegen dieser riesigen Augen. Ich durfte erst zwei oder drei Tage nach der Geburt aufstehen und sie sehen. Das hilflose Gefühl, als ich über diesem offenen Wärmetisch stand, auf dem sie lag, an alle möglichen Apparate angeschlossen, werde ich nie vergessen. Sie hat es nicht leicht gehabt in ihren ersten Monaten, im ersten Jahr, und auch danach noch oft genug mit Asthmaanfällen im Krankenhaus gelegen. Wo alle uns kannten, weil wir so oft da waren. Ach, bis sie die vier Stunden Pause zwischen zwei Inhalationen schaffte! Wie lange dauerte das jedesmal.

Mein Schwiegervater, der ein sehr lieber Opa ist, erinnert sich noch, wie er uns mal im Krankenhaus besucht hat, als sie noch klein war, aber schon sprechen konnte. „Na, Tertia“, fragte er sie, „was würdest du denn gern essen?“, und Tertia antwortete, „Hühnchen zuhause“. Sie war nicht so oft zuhause in der Zeit. Primus war drei Jahre alt, als sie geboren wurde, Secundus anderthalb. Ja waren wir denn wahnsinnig? Wir waren es vermutlich, aber es fiel uns gar nicht auf. Ich weiß noch, wie ich mal bei Regen durch den Kibbuz lief, Tertia vor den Bauch gebunden, Secundus auf einer Hüfte und Primus im Wagen. Und eine ältere Frau fragte mich, wie ich es denn durchhalte, es muß ja so schwierig sein und so. Ich habe sie nur blöd angeguckt. Meistens kam es mir nicht schwierig vor, nur wenn Tertia krank war oder ich im Flugzeug mit allen drei Kindern allein war und sie alle drei gleichzeitig aufs Klo mußten bzw trockengelegt werden. Im Sinkflug.

Ach, meine Tertia. Von klein auf wußte sie immer genau, was sie wollte und was nicht. Es hat nie jemand fertiggebracht, sie von etwas zu überzeugen, das sie ablehnt. Ihr Motto war: ALLEIN! Sie wollte alles allein machen. Wenn sie ALLEIN morgens in den Kindergarten stapfte, schlich ich hinterher und die Kindergärtnerin lauerte hinter Büschen, wenn sie kam (waren ja ca. drei Fußminuten). Wehe, sie sah uns.

Sie ist auch öfter mal ausgebüxt. Wenn sie einen Ausflug machen wollte, zum Skulpturengarten z.B., dann ging sie einfach. Gott sei Dank haben nette Kibbuzniks sie immer wieder zurückgebracht, bevor ich vor Sorge wahnsinnig werden konnte. Wenn ich mich recht erinnere, haben sie aber vorher Tertia dahin mitgenommen, wo sie hinwollte.

Jetzt ist sie schon zwanzig Jahre alt! Eigentlich wollte ich ja mit ihr ins Krankenhaus Nahariya gehen, wo sie geboren wurde, und dort nochmal Danke sagen, vielleicht die Hebamme finden, die mich damals unterstützt hat und deren Namen Tertia trägt. Aber daraus wurde nichts, denn die Familie kam zu Besuch und Tertia ist nicht so sentimental wie ich. Sie ist charakterlich ganz und gar ihr Vater, mit viel Humor und Sinn fürs Lächerliche gesegnet, und einem sehr sachlichen, objektiven und oft auch kritischen Blick auf die Welt. Niemand kann meiner Tochter was vormachen.

Jedes Kind ist ein Geschenk und ein Wunder, da gibt es keine Unterschiede. Aber der Weg, den meine Tertia zurückgelegt hat, war besonders lang und steinig. Ihr ist gar nicht bewußt, daß sie in allerfrühstem Alter bereits Willenskraft bewiesen hat, die in keiner Relation zu ihrer Winzigkeit stand. Darum habe ich für dieses Kind von Anfang an eine Extraportion Respekt verspürt.

Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag.

Donnerstag und heute in Achziv August 24, 2013, 14:41

Posted by Lila in Land und Leute, Presseschau.
3 comments

Am Donnerstag:

und heute:

Raketen hin oder her, die Ausflüge werden nicht abgesagt. Die Strecke Betzet, Liman und Achziv beach sind ja „unsere“ Strände, wo wir am Wochenende abends langgehen und dann in Rosh na Niqra Klippschliefer angucken gehen. Vermutlich wird es heute besonders voll sein.

Und deswegen finde ich Israelis einfach Klasse.

Wer sagt denn… August 23, 2013, 15:12

Posted by Lila in Presseschau.
5 comments

… daß die Palästinenser die Zwei-Staaten-Lösung nicht wollen?

(hier gefunden)

Es lohnt sich immer, zu überprüfen, was die Palästinenser in ihrer Muttersprache sagen. In diesem speziellen Falle ist die Körpersprache noch deutlicher. Israel soll weggewischt, aufgerollt und abgewickelt werden.

Und zum gleichen Thema: Aussie Dave nimmt sich einer Facebookseite an. 

(Dave gibt diese Quelle an.) 

Mohammed Shtayyeh ist einer der Unterhändler mit Israel. Schön, mit dieser Vision in „Friedensverhandlungen“ einzusteigen. So hat Israel wenigstens keine Illusionen. 

Imma´le! August 22, 2013, 16:13

Posted by Lila in Presseschau, Qassamticker (incl. Gradraketen).
4 comments

Mütterchen!, so lautet der typisch israelische Schreckensausruf. Erst rief Y. an, um zu hören, ob bei uns auch die Sirenen geheult hätten. Nein, bei uns nicht, aber wo er arbeitet, da schon. Ich ging auf den Balkon. Hab ich wirklich einen dumpfen Knall gehört, oder war das Itzik, des Nachbarn, Autoradio? Dann rief meine Freundin aus dem Kibbuz an, die im Fernsehen gesehen hatte, daß die Anwohner der Gegend um Nahariya, Kabri und Shlomi in die Schutzräume gehen sollten. Falls wir es nicht gehört hätten. Und jetzt rufen Quartas Freundinnen an: „Immale! bei uns war Alarm, bei euch auch?!“ Nein, wir sind wohl zu weit östlich.

Und so steht es in Ynet:

Residents of the Nahariya and Akko region reported to have been hearing air raid sirens in the area. Sounds of blasts were also heard, residents added.

Different media outlets in Lebanon have reported that two rockets were launched at Israel from the Al Kalila region in Tyre district in southern Lebanon.

Shai, a resident of Kibbutz Evron near Nahariya, told Ynet that the air siren was sounded only after the explosions was heard: „We heard two booms, then the siren started. We then went to the sheltered room.“

Wednesday, Lebanese news agency reported that Israeli fighter jets flew above southern Lebanon regions of Nabatieh, Tupach, Marjayun and al Hayam.

In addition, reports also claimed that and IDF force was spotted near the Al Wazzani spring.,

Jetzt werden die Überreste von Katyushot-Raketen gesucht, dann wissen wir mehr. Und schon kommt die Nachricht hinterher:

Different media outlets in Lebanon have reported that two rockets were launched at Israel from the Al Kalila region in Tyre district in southern Lebanon.

Hm. Wenn es diese Flüge gab, dann hatten sie bestimmt einen Grund. Vermutlich einen, den wir nicht erfahren werden.

Oho. Wie schön beruhigend ist diese Nachricht:

It was cleared for publication that the Iron Dome missile defense system has successfully intercepted rockets fired from Lebanon at the Western Galilee region.

Ich hoffe, die Grenze bleibt ruhig und wir werden in irgendwelche Unruhen im Libanon nicht mit reingezogen. Daß die Eisenkuppel so weit nördlich auch steht, wußte ich gar nicht. Das letzte Mal, daß ich sie gesehen habe, war in der Nähe von Haifa. Keine Ahnung, was für eine Reichweite das System hat.

 

Später:

Inzwischen wissen wir mehr. Es waren Grads, also eine Nummer größer als Katyushas (die Libanesen dagegen sagen: Katyushas), und in Kibbuz Gesher ha Ziv ist ein Auto beschädigt worden und ein paar Fenster sind kaputt. Großes Glück, daß die Rakete nicht in ein Haus direkt eingeschlagen ist. Die anderen Raketen sind in offenen Gebieten niedergegangen, nicht alle Örtlichkeiten sind veröffentlicht. Die libanesische Armee hat die Abschußrampen gefunden, südlich von Tyros. Ich glaube nach wie vor, das war ein einmaliges Ereignis.

Daß die internationalen Medien gelernt haben (auch unsere!) und auch so ein Ereignis berichten, obwohl es kein Drama gibt halte ich für gut. Das letzte Mal, als Galiläa beschossen wurde, ging es nicht gut aus. Eine größere internationale Aufmerksamkeit hilft hoffentlich allen Mitspielern, den Ball schön flachzuhalten. Weder normale Libanesen noch wir haben irgendein Interesse an einem Konflikt.

Daß die Hisbollah aber schon längst nicht mehr „nördlich vom Litani“ sitzt, ist wohl jedem klar. Tyros (Zor) ist ja schon ziemlich weit südlich. Wenn als mögliche Verursacher des Beschusses, der südlich von Tyros ausging, die Hisbollah in Frage kommt, sagt uns das sehr deutlich, was diese Entscheidung der UN gebracht hat. Obwohl es ja ebensogut Palästinenser oder Jihadisten oder palästinensische Jihadisten gewesen sein könnten. Die libanesische Regierung jedenfalls ärgert sich sehr darüber und hat wohl keine Lust, ihr Land wieder mal als Schlachtfeld für die Interessen Anderer benutzt zu sehen. Kann ich gut nachfühlen.

Ein Preuße im Rheinland August 22, 2013, 7:41

Posted by Lila in Deutschland.
3 comments

Ach, mein Kindle. Ich lese gern Biographien und werde darum, sobald ich einen gewissen Berg Arbeit erledigt habe, meine Zähne in die Biographie des 99-Tage-Kaisers schlagen, der mich immer schon interessiert hat, nicht nur als Mann der faszinierenden Vicky. (Eine Sammlung von Bildern der beiden bei Youtube.) Auch wenn er vermutlich die in ihn gesetzten Hoffnungen (besonders die posthumen…) nicht hätte erfüllen können, oder vielleicht gerade darum. Wie entsteht denn dann so ein Mythos? Und was verbirgt sich darunter?

Er ist mir sympathisch, weil er deutlich Stellung gegen den damals vollkommen salonfähigen Antisemitismus bezog.

Demonstrativ besuchte er im Dezember 1879 ein Konzert in einer Synagoge und notierte: „Wir schämen uns der Judenhetze, die in Berlin alle Grenzen des Anstands überschreitet.“

Die selbstverständliche und unreflektierte Herablassung Juden gegenüber kann man ja in jedem Roman von Fontane, Spielhagen oder Fanny Lewald nachlesen. Der Kronprinz und die Kronprinzessin von Preußen und Deutschland haben sich davon also bewußt abgesetzt.

Ein Gedenkstein für den „ewigen Kronprinzen“ steht auch in der Stadt, in der ich aufgewachsen bin. Wikipedia unterschlägt diesen Stein übrigens, doch auffällig viele Denkmäler für Friedrich stehen in der früheren preußischen Rheinprovinz. Vielleicht war er im Rheinland beliebt, weil seine Eltern ihre glücklichsten Jahre im Rheinland verbrachten, weil er in Bonn Jura studierte? Ich weiß es nicht. Vor ein paar Jahren jedenfalls war ich in Potsdam am Grab von „Fritz and Vicky„, die nicht in der Hohenzollerngruft liegen, sondern in der Friedenskirche.

Und diesmal habe ich den Stein auf dem Jülicher Schloßplatz endlich photographiert.

2013-08-10 13.37.46

Es ist ein großer Findling mit dem Medaillon des Kaisers im Profil.

2013-08-10 13.37.38

Ich habe es in meiner Kindheit natürlich sehr oft gesehen, aber nicht begriffen, daß es der viel zu früh verstorbene Mann der Kaiserin Friedrich (die ich aus einem Mädchenbuch über Helene Lange kannte) war. Na ja, jetzt weiß ich es. Ich finde auch, die Stadt Jülich könnte das Denkmal ein bißchen säubern und vielleicht ein erklärendes Schild hinzufügen. Nicht jeder erkennt den bärtigen Herrn.

hommel juelich in alten postkarten_08-22-2013_

 

Und bei einem Blick in meine kleine Sammlung von Regionalliteratur habe ich dann noch diese alte Postkarte gefunden. (Wolfgang Hommel, Jülich läßt grüßen. Eine Chronik aus Postkarten, S. 70) Das war der Jülicher Schloßplatz um 1905, da war der Gedenkstein noch neu. Er wurde 1903 gesetzt, also 15 Jahre nach dem Tod des Kaisers an Kehlkopfkrebs.

Der kleine Pavillon hat den Krieg nicht überlebt, der Findling wurde seitdem versetzt, und er ist heute nicht mehr mit Beet und Zaun besonders herausgehoben, sondern steht bescheiden im Schatten der Bäume am Rand der Grünanlagen. Leider weiß ich nicht, was die Jülicher damals dazu bewegt hat, gerade diesen Hohenzollern zu ehren. Bei meinem nächsten Besuch werde ich mal ein paar Kenner der Lokalgeschichte danach befragen.

Auch wenn Friedrich wohl nicht der große Liberale war, als sich die Liberalen in Deutschland ihn vorstellten, wäre es wohl besser gewesen, wenn er länger geherrscht hätte, statt seines Sohns. Vielleicht hätte der Erste Weltkrieg doch nicht stattgefunden, und damit wäre die europäische Geschichte ganz anders verlaufen. Er hat es jedenfalls verdient, daß man sich an ihn erinnert, finde ich.