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Das Ende eines Baumes, in Bildern erzählt März 10, 2017, 22:50

Posted by Lila in Bilder.
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Wer hier vor ein paar Jahren mitgelesen hat, weiß, daß ich einen Baum ganz besonders gern mochte. Das war der Elefantenbaum oder Ombu, der vor unserem Haus wuchs, als wir in Granot wohnten. Ich fühlte mich wie in einem Baumhaus in meinem Arbeitszimmer, und ich hatte viel Freude an Geckos, Vögeln und Bienen, die diesen Baum belebten. Ja, das war schön.

Der Bursche wuchs auch wie verrückt. Leider auch unter der Erde – und da wuchs er bergauf (was mir nach wie vor ein Rätsel ist), streckte seine Wurzeln bis unters Haus und hob dort die Bodenfliesen auf.

Es war also klar, daß die Tage des Baums gezählt waren. Die Vermieterin schickte einen ganzen Trupp böser Männer, die über Wochen hinweg den Baum erlegten.

Ich lasse einfach mal die Bilder sprechen.

Je kahler es wurde, desto deutlicher wurde die Häßlichkeit des Hauses. Zwei Dinge hatten uns an diesem Haus gelockt: die Größe (wir hatten Platz für alle) und der schöne Baum. Doch die Jungens waren schon aus dem Haus, unten standen drei Zimmer leer, und jetzt war der Baum auch noch weg.

Einer der bösen Männer war aus dem Baum gefallen, mit der laufenden Säge in der Hand, und durch die Sitzecke gekracht. Seine Frau brachte ihn ins Krankenhaus.

Mir war klar: hier bleiben wir nicht. Und ich fing an, nach einer neuen Bleibe zu suchen. Das war im Januar vor zwei Jahren. Im März sah ich, daß das Haus in Manot, wo wir nach dem Auszug aus dem Kibbuz gewohnt hatten, frei wurde.

Ich rief den Hausbesitzer an, der mir sofort zusagte. Am 1. Juli zogen wir um. Zu der Zeit trieb der Baumstumpf schon wieder eifrig Triebe.

 

Eine Abendrunde mit Kamera März 10, 2017, 21:43

Posted by Lila in Bilder.
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Natürlich war der einzige Abend, an dem ich tatsächlich die Kamera mitgenommen habe, bedeckt.

Man sieht, daß von Norden her, also aus dem Libanon, ein paar dunkle Wolken anrücken.

Meine kleine, erst zehn Jahre alte Kamera zeigt raffinierterweise, wie nah die Grenze ist – der Ort ein paar Hügel weiter ist nämlich Idmit (Adamit) und liegt auf der Grenze.

Die Gegend hier sieht so aus – das ist typisch Galiäa. Auf Ivrit heißt Galiläa ja Galil, und das gehört zu einer ganzen feinen Familie von Wörtern – gal heißt Welle, aber auch Felshügel, galgal heißt Rad, galil heißt Rolle. Und im Galil sieht man eben lauter runde Hügel oder Mini-Berge, die ineinander übergehen. Dazwischen liegen Wadis, die sehr tief eingeschnitten sein können, und die im Winter oft einen kleinen Fluß beherbergen, im Sommer aber meist ausgetrocknet sind.

In Richtung Süden sieht man Haifa – die beiden Hochhäuser sind das Dan-Carmel-Hotel. Zwischen uns und Haifa liegen nicht nur Hügelketten, sondern auch die Bucht von Haifa und der Hafen. Wenn ich hoch genug stehe, sehe ich das Wasser.

Und so sieht es aus, wenn ich in Richtung Meer, also nach Westen gucke.

Das ist doch wirklich eine schöne Gegend, karg und für mich fühlt sie sich nach wie vor an wie Urlaub. Die häßliche Stromleitung führt übrigens an unserem Haus vorbei, perfekt geplant.

Das ist der Blick in Richtung Osten, in Richtung Montfort.

Im Frühling, nach dem Winterregen, der auch dieses Jahr sparsam ausfiel, ist es am schönsten hier – da ist nämlich alles grün.

Die meisten Blumen kenne ich nicht bei Namen, aber ich freue mich, wenn ich sie sehe. Und auch über einfaches grünes Gras und Gekraut am Wegesrand – das vertrocknet nämlich in den nächsten Wochen, und dann bleibt nur noch dorniges Gestrüpp übrig.

Darum bin ich glücklich über jede Blume.

Anemonen heißen kalaniot auf Ivrit, besungen von Shoshana Damari, und Kalanit ist auch ein Mädchenname. Ich kenne sogar eine Kalanit. Die Nachsible -it ist weiblich im Hebräischen, und viele Blumennamen haben solche Endungen. In den 70er Jahren waren das total beliebte Namen, und meine Schwägerin meint, sie war in ihrer Klasse die einzige, die auf -at endete und nicht auf -it.

Und das ist rakefet, das Veilchen – und jawohl, ich kenne auch eine Rakefet. Rakafot sind die ersten Blumen, die im Winter blühen – dann die kalaniot, kurz darauf die roten Butterblumen nuriot, und wenn die verblüht sind, kommt pereg, der Klatschmohn. Und damit ist es dann schon vorbei.

Auch die rakefet ist berühmt besungen worden, unter anderem von Esther Ofarim, die ja auch in Deutschland bekannt ist.

Weiter bin ich nicht gekommen, denn es fing an zu regnen, und ich bin hurtig nach Hause gelaufen.

 

Ein grüner Gast August 24, 2014, 17:39

Posted by Lila in Bilder, Persönliches.
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Eigentlich habe ich immer schön gewohnt, selbst als arme Studentin – aber schöner als mein Arbeitszimmer hatte ich es noch nie. Ich sitze vor einer großen Fensterfront und gucke auf Bäume. Zwischen den Bäumen erkenne ich die Sulam-Zur-Hügel bzw  Berge, im Westen liegt Rosh ha Niqra, wo der Berg zum Meer hin abfällt. Der große Elefanten- oder Ombu-Baum (zweihäusige Kermesbeere) vor unserem Fenster erfüllt mir eigentlich den Kindheitstraum vom Baumhaus, denn er wächst beharrlich um unser Haus herum und streckt seine Zweige an die Fenster.

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Jedesmal, wenn Y. auf eine Leiter klettert und seine Zweige stutzt, antwortet der Baum darauf mit besonders vielen neuen Trieben, die innerhalb von wenigen Monaten dicht belaubt und wuchsfreudig die fehlenden Äste wettmachen.

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Y. hat das inzwischen aufgegeben mit der Leiter und der Säge – der Baum hat den längeren Atem.

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Dem schönen Baum, dessen Äste mir ans Fenster wachsen, verdanke ich viele glückliche Stunden. Zur Blütezeit summt ein hyperaktives Bienenvolk darin herum und ich freue mich, daß sie leben und gesund sind und aktiv. Jede Menge Vögel fliegen den Baum an und da die Fensterfront aus reflektierenden Scheiben besteht, sehe ich sie, aber sie sehen mich nicht. Darum kommen sie ganz nah heran und ich kann sie mir alle angucken.

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Doch am beglückendsten ist der regelmäßige Besuch eines Chamäleons, das wohl auf dem Baum lebt. Alle paar Tage höre ich es, wenn es mit dem Kopf ärgerlich an die Scheibe klopft, wohl weil es sein eigenes Spiegelbild für einen frechen Artgenossen hält. Dann mache ich Bilder und freue mich an dem wunderschönen Tier. Irgendwann schleicht es wieder davon, und obwohl ich die Augen fest auf seinen geschmeidigen Körper richte und mich darauf konzentriere, es nicht aus den Augen zu verlieren, ist es so gut getarnt, daß es sich einfach in Luft, Licht und Blattgrün aufzulösen scheint. Wie durch Zauberhand verschwindet es.

Wenn das Chamäleon kommt, dann rufe ich die Kinder, die gerade da sind, und wir stehen hinter der Scheibe und bewundern das Tier.

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All diese Bilder habe ich im Laufe der letzten Woche vom Arbeitszimmer-Fenster aus gemacht – teilweise vom Schreibtisch aus. Doch auch hinter dem Haus haben wir schon dieses wunderschöne Tier bewundern können – dann in ganz anderer Färbung.

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Ich würde es ja gern mal in die Bougainvillea setzen und gucken, wie es sich dann verfärbt – aber ich möchte das Chamäleon nicht erschrecken.

Ist es nicht wunderbar, daß ich so ein wunderbares, interessantes Tier sehen kann, ohne vom Schreibtisch aufzustehen?

Gilt weicher Hagel? Dezember 15, 2013, 10:45

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Schnee kann ich zwar nicht aufweisen, aber auch wir haben ein für israelische Verhältnisse wahrhaftig winterliches Wochenende hinter uns. Bei uns ist zwar nicht der Strom ausgefallen, sondern nur der Internet- und Telefon-Provider, aber irgendwo muß Wasser eingedrungen sein, denn die Sicherungen springen ständig raus. Es passiert nicht oft, daß Y. kapituliert und einen Fachmann ruft, aber wir warten jetzt auf den Elektriker, der dieses Haus hier so genialisch elektrifiziert hat, daß der Plan einer Skizze von Paul Klee ähnlich sieht… und jedesmal, wenn man etwas Wärmendes anschaltet, und wenn es nur Heizlüfterchen Heinz ist, die Sicherung sich barsch verweigert. Ich sitze also wie ein Fleece-Berg und bin dankbar für die thermische Unterwäsche, die uns Secundus dagelassen hat.

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Kurz mal aufgestanden Oktober 7, 2013, 11:20

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und auf den Balkon gegangen, um den Herbst zu genießen.

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Die Bilder sind natürlich nicht gut. Man sieht deutlich das Meer hinter den Häusern und zwischen den Asten des Baums.

Wir haben wirklich schon seit Wochen richtig schönes, frisches, angenehmes Wetter.

Kritische Stimme September 1, 2013, 6:46

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(Kann ich was für meine Assoziationen?)

(Bildquelle mit Video der Rede, Kater)

 

Ein totes Dorf August 18, 2013, 12:57

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Schon in der Grundschule erzählte uns der Rektor Langenbruch (der ein wunderbar rollendes R hatte: „…sonst rrrrrraucht´s!“) von der Braunkohle, von den Plänen, für den Tagebau Dörfer abzureißen und den Hambacher Forst abzubaggern. Von ihm hörte ich das Wort „Rekultivierung“ zum ersten Mal – große Badeseen, künstliche Berge und neu angelegte Wälder. Es war für uns Kinder schwer vorstellbar, und die Erwachsenen waren sich nicht einig, ob das nun eine gute oder eine schlechte Sache war.

Ich erinnere mich sehr gut an den Hambacher Forst. Dort wuchsen Maiglöckchen, die wir im Mai pflückten. Ich erinnere mich auch an die erste Grundschule, an der meine Mutter unterrichtete – die Zwergschule in Lich-Steinstraß, die längst verschwunden ist.

Und noch besser erinnere ich mich an Inden. Die Straßendörfer der Gegend sind ja nicht gerade reizvoll, und viele von ihnen könnten als Musterbeispiele für eine „Unser Dorf soll häßlich werden„-Doku dienen. (Oh ja, ich erinnere mich auch an diese Doku, meine Eltern hatten nämlich das Buch zum Film und es hat die Renovation unseres alten Bauernhauses beeinflußt – keine Glasbausteine und Eternitfassaden…) Aber Inden war tatsächlich das schönste Dorf der Gegend. Wir haben gern Radtouren nach Inden gemacht, dort Brombeeren gepflückt.

Wir wußten früh, daß Inden abgebaggert wird, und ich erinnere mich noch, als die ersten Schulkameraden umzogen. Aus Altdorf, aus Pattern. Sie wurden umgesiedelt. Ich war noch auf der Schule, als ein früherer Freund aus Inden, der schon Student war, mich um Hilfe bat. Seine Mutter bereute, daß sie ihr Gartentor, an dem sie sehr hing, nicht mitgenommen hatte. Ob ich das vielleicht abbauen und aufbewahren könnte, bis er in die Gegend käme?

Ich bin sogar mit meinem Bruder hingefahren in das leere Inden, und wir haben sogar das schön verzierte Gartentörchen gefunden. Ich hatte dann aber doch keine Traute, mich unter Umständen als Dorf-Fledderer oder -Plünderer bezichtigen zu lassen, und habe das Tor stehenlassen. Der alte Freund hätte es schon selbst holen müssen, welches Recht hatte ich?

Ich war fünfzehn, als meine Eltern den Wahnsinns-Entschluß faßten, ein altes Anwesen zu kaufen, das heute zwischen zwei Braunkohle-Tagebauten liegt. Und wenn ich dort bin, fahre ich durch die alten Dörfer und gucke sie einfach nur an und kann nicht verstehen, wie diese ganze Abbaggerei so viele Jahre lang über die Bühne geht. Proteste gibt es zwar, aber noch niemand hat es geschafft, die Rheinbraun (die jetzt anders heißt) aufzuhalten.

Diesmal habe ich mir also wieder das Fahrrad geschnappt und mein Telefon (da meine Kamera-Batterie alle war und das Aufladeteil in seiner Schublade in Israel ruhte, hatte ich nichts besseres). Und bin einfach die Rur lang geradelt, und dann über das Brückchen nach Schophoven, und dann nach Pier.

Über Pier haben wir immer ein bißchen gelacht, als ich im Kicheralter war, denn im Ortseingang hing ein Schild: „Bier aus Pier, das mundet dir“, und daran konnte man so schön demonstrieren, wie der Rheinländer das -r am Wortende ausspricht. Aber heute ist Pier wirklich ein trauriger Ort.

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Obwohl die Häuser in den Straßendörfern eher einfallslos sind, ist die Gegend mit alten Gutshöfen und Herrenhäusern gut bedacht. So war ich überrascht, wie hübsch Gut Müllenark aussieht – ich hatte ganz vergessen, daß es existiert, und das nur einen Steinwurf von meinem Elternhaus entfernt. Es gehört zu Schophoven. Ich glaube, Schophoven wird am Ende wie eine Insel allein zwischen künstlichen Seen und künstlichen Hügeln liegen. (Nett, daß Wikipedia einen Aussprachehinweis gibt – ich würde ja sagen Schopphowen…)

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Hinter Schophoven dann ist Schluß. Ein Neubaugebiet noch, wo die Einwohner von Pier ihre neuen Häuser bauen, aber dann führen alle Straßen ins Nichts.

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Oder auf einen Wall zu, auf den man klettern kann – da gibt es sogar eine Aussichtsplattform, von der aus man die Weiten und Tiefen des großen Lochs angucken kann. Die sieht so aus:

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Ich bin aber weiter mit dem Rad gefahren, obwohl die Erklärungen da oben mich schon interessiert hätten. Nächstes Mal. Ich wollte weiter.

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Trotz Warnschild geht es hinter dem Wall nicht sofort strack runter, sondern ein langer, schnurgerader Weg führt zwischen Wall und Loch in Richtung Pier. Im Bild erkennt man übrigens das Kraftwerk Weisweiler, dem man nie entkommt. In der ganzen Gegend stehen solche Kraftwerke rum, und weil die Gegend so platt ist, sind sie an klaren Tagen wirklich bedrückend.

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Das also ist der Weg zwischen Wall links und Loch rechts.

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Und da liegt Pier – zwischen Pier und mir ein Teil des Tagebaus Inden II samt Baggern. Und nach Pier, da will ich hin.

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Das sehe ich unterwegs – das riesige Loch.

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Zwischen Kohleabbau und Kraftwerk eingeklemmt – die Dörfchen sahen nie besonders eindrucksvoll aus, aber so werden sie von der Industrie verzwergt, bis sie verschwinden. Ganz links, das müßte übrigens der Indemann sein, der so häßlich ist, daß ich ihn nicht aus der Nähe sehen wollte…

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Und so geht es auf Pier zu. Fast könnte man meinen, es ist ein ganz normaler Wirtschaftsweg für die Rübentrecker der Gegend – aber es stehen teilweise schon Warnschilder. Man erkennt übrigens deutlich die typische Weisweiler-Fahne am Himmel.

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Das muß die Schule gewesen sein, dahinter die Turnhalle. Von hier aus sieht ja noch alles fast normal aus.

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Von dieser Seite aus dann schon nicht mehr.

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Links der Rand des Dorfs, leer und mit Probe-Löchern und Abrißgeräten versehen. Rechts geht´s in RichtungTagebau – der letzte Streifen Feld ist schon angeknabbert.

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Während ich so durch das stille Dorf fuhr, wurde mir ganz seltsam zumute. Pier und Schophoven ähneln sich wie ein Nachbardorf dem anderen. Schophoven ist lebendig, die Leute haben Blumen vor den Fenstern, ältere Frauen in Dauerwelle und Kittelschürze fegen den Bürgersteig, auf der Straße fahren Kinder in Kettcars und auf Fahrrädern. Pier ist tot. Nur eine Reihe Autos vom Tagebau brausten durch – vermutlich war Feierabend einer Schicht.

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Ein Gutshof sah bewohnt aus – ob da noch Leute wohnen, die sich nicht vertreiben lassen wollen?

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Alle anderen Häuser – verlassen, zerstört, verrammelt.

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An manchen Fenstern waren Fensterbilder oder Gardinen zurückgeblieben.

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Die Häuser stehen da und warten darauf, abgerissen zu werden. Und danach wird das ganze Dorf abgebaggert. Nichts bleibt mehr, keine Spur.

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Ich weiß nicht, ob die früheren Besitzer und Bewohner dieser Häuser, die ja nicht weit weg wohnen, noch mal herkommen und sich das ansehen. Mehrere Radfahrer waren unterwegs, die genauso wie ich einen etwas desorientierten Blick hatten.

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Und immer in Blicknähe diese riesigen Halden und Geräte, die verschiedenfarbigen Schichten der Erde.

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Ich wollte nicht mehr weiter. Ich wollte nur schnell wieder in bewohnte Gebiete.

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Es war fast erschreckend, wie schnell ich wieder in der Normalität gelandet war. In Nullkommanichts war ich wieder zuhause. Wer weiß, wie es aussieht, wenn ich das nächste Mal komme. Ich bedaure jetzt, daß ich bei meinen früheren Ausflügen keine Bilder gemacht habe.

An Inden, dieses wirklich idyllische Dorf mit eigener Schule, denke ich mit Wehmut, und nicht nur ich. Ein bißchen im Netz umgeguckt, und selbst Pier ist im Spiegel erwähnt. Natürlich gibt es auch richtig gute Photos von Pier, nicht so wie meine schnellen Schnappschüsse vom Rad aus. Auch vom Tagebau selbst.

Und ein letztes Fundstück aus dem Netz:

Da versteht man erst, was das für die Dorfbewohner bedeutet.

Noch immer nicht repariert März 24, 2013, 15:22

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2013-03-24 11.12.48

Die Schäden in unserer abgehängten Decke aus Rigipsplatten – die Druckwelle der Explosion in Goren ist zehn Tage her. Der Mann von der Versicherung, der die Schäden schätzen kam, meinte, wir können von Glück sagen, daß uns das Ding nicht auf den Kopf gerasselt ist (was mir allein schon wegen der dort lebenden extragroßen Spinnen sehr contre coeur ginge). Inzwischen wissen wir auch, daß der Schwerverletzte noch immer auf der Intensivstation ist, Brandverletzungen, der arme Mann, und daß nur durch ein Wunder die Arbeiter dem Tod entkommen sind – sie warteten alle draußen auf ihre Fahrgelegenheiten. Die Schicht war gerade fünf Minuten vorher beendet.

Angeblich gab es noch ein zweites Lager, viel größer. Wenn das in die Luft geflogen wäre, sähe es aber ganz anders aus bei uns. Keiner in der Gegend wußte überhaupt, daß es diese Fabrik gibt. Die Gerüchte kann man sich vorstellen.

Mal gucken, wie lange es dauern wird, bis das magische Dreieck Versicherung – Hausbesitzerin – Handwerker uns von diesem häßlichen Riß (und vielen anderen, kleineren) erlöst.

So sieht es jedenfalls an der Unfallstelle, nur wenige hundert Meter von uns entfernt, aus:

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Dauernd sehe ich dieses Auto… März 24, 2013, 15:07

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… und neulich haben wir mal ein Bild gemacht.

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Body parts – klar, es sind Autoteile, die da beworben werden, aber ich zucke trotzdem jedesmal ein bißchen. Es gehört auf jeden Fall in meine Sammlung.

Und noch ein Schild September 1, 2012, 15:32

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No tremp heißt eine Aktion, die Soldaten vom Trampen abhalten soll. Im Moment hängen diese Plakate in vielen Eisenbahnen in Israel.

Das Lachen über die Schreibung von tremp bleibt einem aber im Halse stecken. Leider ist es bittere Realität, daß Terrororganisationen mit dem Kidnappen von Soldaten drohen, und das Schicksal von Nachschon Wachsmann und auch von Gilad Shalit ist zu bekannt, um die Warnung als leere Drohung abzutun. Andererseits ist mir unbehaglich bei der Darstellung von Arabern als gesichtslose Angstkulisse. Im Zug fahren auch sehr viele Araber, besonders auf meiner Linie, zwischen Lod und Akko. Ob die diese Darstellung so toll finden?

Ich kann mir auch nicht vorstellen, was die Shalit, die ich ja in der Eisenbahn schon gesehen habe, beim Ansehen eines solchen Plakats empfinden. Bestimmt kriegen sie erstmal zuviel und alles kommt wieder hoch.

Eine sehr drastische Darstellung. Und mit Spellcheck wäre sie noch ein Stück eindrucksvoller.

Chol ha-moed pessach April 10, 2012, 8:07

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heißen die Zwischen-Feiertage, zwischen Anfang und Ende von Pessach z.B. Eine Woche, in der manche Leute frei haben (ich) und andere arbeiten müssen (Y.), in denen die Geschäfte offen sind, aber überall eine festliche Stimmung herrscht. Viele Leute machen Ausflüge. Die Nationalparks bersten geradezu. Wer die Nase vom Prä-Pessach-Putzen noch nicht voll hat, der stürzt sich jetzt auf häusliche Arbeiten.

In den letzten Tagen habe ich mit Primus im Garten gewütet. Ich habe Unkraut gerupft, er ist mit dem Freischneider rangegangen. Ich habe geputzt und geschrubbt, er Äste abgesägt. Wir haben uns stundenlang drangehalten. Mit Primus zusammenzuarbeiten macht wirklich Spaß. Er ist lustig und bärenstark und wir lachen viel. Manchmal unterhalten wir uns über gemeinsame Erinnerungen und vergleichen seine Kinder- mit meinen Erwachsenen-Erinnerungen. Leider besteht die Natur ja darauf, unerfahrenen jungen Eltern die Kinder in den Arm zu legen. Irgendeinen Sinn wird es wohl haben, daß die jungen Eltern dreist draufloserziehen und erst nah der Fünfzig begreifen, was sie da eigentlich gesät haben.

Der Garten ist ein ungelöstes Problem – da wir den Sommer über kaum wässern können, werden wir wieder keinen Rasen haben, den versagen wir uns ja schon seit vielen Jahren. Nur meine geliebten Kräuter, die ich hätschele und hege, werde ich wässern, und von Zeit zu Zeit die Sträucher und Bäume, besonders die jungen. Die Fläche ist aber doch ziemlich groß, und viel Ahnung habe ich nicht vom Gärtnern. Keine Ahnung, was wir damit anfangen sollen.

Y. und ich hatten im Kibbuz vier verschiedene Wohnungen – ein kleines Haus mit Garten, eine etwas größere Etagenwohnung mit Gartenstück, ein wiederum größeres Haus mit wunderhübschem Garten und eine noch etwas größere Etagenwohnung, zu der ein Gartenstück gehörte, das aber von der Nachbarin beackert wurde. Ich habe in allen Gärten außer dem letzten als erstes Minze, Pfefferminz, Thymian, Rosmarin und Salbei angepflanzt, Majoran, zuta levana, Zitronenverbene, Lemongrass und all die anderen. Ich fühle mich erst dann richtig zuhause, wenn ich rauslaufen und meine Tee- oder Gewürzkräuter selbst pflücken kann. Mit Kräutern ist es so einfach, sie sehen schön aus, duften gut, sind einfach zu behandeln, und wir brauchen immer welche. Kräuter und Komposthaufen – das sind immer meine ersten Schritte.

Wenn Quarta und Primus einen Ausflug in die Umgebung machen, nehmen sie einen Primuskocher und Teekräuter mit, und ein bißchen Zucker. Dann kochen sie sich in der Wildnis einen Tee. Meine Kräuterbeete sind also sehr nützlich. Jawohl.

Aber wo andere Leute einen Rasen anlegen würden, haben wir immer nur vertrocknetes Unkraut gehabt im Sommer. Auch im Kibbuz wurde grundsätzlich Wasser gespart, und große Flächen wurden nicht gewässert. Also, was kann man mit einem Garten machen, wenn man den langen, heißen Sommer über strikt Wasser sparen will oder muß? Was soll ich statt der Unkrautbüsche anpflanzen?

Beweis April 9, 2012, 13:56

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Wer hat über mich gelacht, als ich mich vor den Riesenspinnen grauste, die uns heimsuchen? Kein Tag vergeht ohne mindestens zwei Begegnungen. Das da oben ist eine solche Spinne, nachdem sie mich getroffen hat. Ja, ich benutze die Waffe der Feigen und Frauen – ich sprüh sie an, dann ziehen sie die Beine an und sterben. Ich wünschte, ich wäre gruselfrei genug, sie wie kleinere Tiere einfach per Besen wieder hinauszubefördern. Aber sie sind flink und riesig und knacken beim Laufen. Darum erlege ich sie aus dem Hinterhalt, wenn sie sich in mein Territorium wagen.

Besonders bei Quarta, die meine Abneigung gegen dieses Getier teilt, tummeln sie sich. Gestern hatte sie zwei fette Brüder auf dem Fenster. Wir haben sie Gregor und Sandor genannt. Und die Sprühdose geholt.

Das da oben ist Sandor. Als er noch lebte, war er so groß wie meine Hand.

Regentanz Februar 2, 2012, 16:34

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David Bogner hat sich ein paar Gedanken zum regnerischen Winter gemacht, die ich absolut lesenswert und klug finde, wie eigentlich alles, was er so von sich gibt.

… having lived here through years of terrible drought, a part of me loves watching the rain soak into the parched landscape… knowing it will make its way to the depleted underground aquifers. I can almost hear the ground sighing with satisfaction, like a man who has stumbled out of the desert and into a lush oasis.

Genau das fühle ich ja auch immer. Ich habe immer das Gefühl, gegen Ende des Sommers ist die Erde so durstig, und wenn dann der erste Regen kommt, sehe ich förmlich Erde, Bäume und Sträucher glücklich seufzen. Ich bin nicht die einzige Komische, die sich über Regen freut, auch ganz rationale Menschen und Scooterfahrer tun das.

Und auch David Bogner fügt sofort ein tfu tfu tfu ein, gegen den bösen Blick, wenn er über den Regenfall jubelt. Wir wollen es nicht berufen. Aber ehrlich – bisher war dieser Winter gar nicht so übel. Wer immer in einem mit Regen gesegneten Land gelebt hat, der weiß nicht, wie man sich über jeden Tropfen freuen kann.

So habe ich vor ein paar Minuten die Sicht aus dem Fenster photographiert,

wo ich gerade sitze. Der Abend fällt über Haifa und der Bucht. Ich sehe mit FReuden, wie klar die Luft nach den vielen Regentagen ist, und wie ich den ganzen Hafen überblicken kann. Und zwischen der Bibliothek, in der ich mir wie immer das beste Plätzchen ausgesucht habe, und dem Meer sehe ich jede Menge kleiner Teiche und Wasserreservoirs. Ja sogar in den Ackerfurchen steht noch Wasser. Der Kishon, den ich bei der Rückfahrt überquere, führt richtig viel Wasser. Ich kann einfach nicht ausdrücken, wie sehr mich das beglückt. Tfu tfu tfu. Im Februar soll es bitte so schön naß weitergehen.

Frei Februar 1, 2012, 21:29

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Die Medien haben ihr Versprechen gehalten. Sie haben ihre obsessive Berichterstattung (Sensation: Gilad Shalit geht zum Mülleimer! Sensation: Gilad fährt Fahrrad!) eingestellt, und selbst der hartnäckigste aller Reporter, ein Kerl in scheußlichem schwarzem Hemd, hat Mitzpe Hila irgendwann verlassen. Wir wissen, daß Gilad eine OP an der Hand hat machen lassen, um die Splitter in seiner Hand zu entfernen, die dort seit seiner Gefangennahme für Probleme gesorgt haben.

Er hat sich beim französischen Botschafter bedankt, der wohl die Familie Shalit die ganze Zeit über unterstützt hat.

Wir wissen, daß er manchmal mit seinem Vater an die Betzet beach fährt, eine Entscheidung, die wir gutheißen, da es der schönste Strand des Nordens ist. Er war auch zu Besuch bei der Familie eines Soldaten, der bei seiner Gefangennahme ums Leben kam. Bestimmt keine einfache Begegnung.

Gilad hat sich auch bedankt, bei den vielen Menschen, die für seine Freilassung gekämpft haben. Dabei hat er ein schönes Wortspiel benutzt – „assir“ heißt Gefangener, und „assir toda“ heißt ein dankbarer Mensch – er ist gewissermaßen in Dankbarkeit gefangen, aber ohne jeden negativen Beiklang. Er hat damit gesagt, daß er kein assir mehr ist, aber assir toda, und das sein Leben lang.

Bei diesen Aufnahmen sieht man, wie schüchtern er ist, und daß er wohl noch eine Weile brauchen wird, um sein Trauma zu überwinden. Schüchtern wird er vermutlich sein Leben lang bleiben – ich glaube, seine Mutter ist es auch. Und darum sollte man ihn in Ruhe lassen. Er hat sein Leben wieder, und das ist wunderbar.

Aber gerade hat Quarta mir ein Bild geschickt, das sie auf einer Seite gefunden hat – sie weiß selbst nicht mehr wo. Es hat ihr so gut gefallen.

Wie schön ist dieses Bild. Es macht deutlicher als alle anderen klar, was Freiheit bedeutet. Wie lange muß er sich nach so einem Moment gesehnt haben. Er hat erzählt, daß er während der langen Gefangenschaft immer wieder im Geiste die Wege und Pfade der Umgebung hier abgegangen ist, daß er Mitzpe Hila und die Umgebung auf Papier gezeichnet hat, das man ihm gegeben hat, detaillierte Pläne, die er in seiner Phantasie entlanggelaufen ist. Jetzt kann er es wirklich tun. Gott sei Dank.

Tierreicher Haushalt Februar 1, 2012, 17:55

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Nein, nicht wir, wir haben nur unsere Katzen. Unser Nachbar aber hält Tiere. Die laufen frei herum. Leider habe ich das Bild vom Hasen, der plötzlich bei uns im Garten saß und die Katzen selbstbewußt in Schach hielt, versehentlich gelöscht. Unsere schwarzen Racker waren schwer irritiert, der Hase aber hoppelte irgendwann zurück in sein Revier, ohne daß einer der Helden ihm zu nahe gekommen war.

Der Nachbar hat auch zwei Pferde, die im Winter im Regen stehen und mir immer leidtun, obwohl der Nachbar meint, das macht denen nichts aus. Ich glaube, die Pferde sind anderer Meinung. Sie brechen immer wieder von ihrer Weide aus und wandern durchs Dorf.

Ich weiß nicht, was man für so ein armes, nasses Pferd tun kann. Ich kann es ja schlecht ins Wohnzimmer holen und trockenrubbeln und ihm heißen Kakao anbieten.

Der Nachbar hat auch eine Menge Hunde. Die waren es gewöhnt, auf unserem Grundstück gefüttert zu werden, und haben nur unwillig begriffen, daß das vorbei ist. Wir haben die Löcher im Zaun geflickt, und so kommen sie nur noch selten zu uns. Luzifer würde sicher sagen, daß das auf seine drohende, unerbittliche Haltung zurückzuführen ist. Obwohl die Hunde mir mal zum Trocknen rausgestellte Sportschuhe geklaut haben (die der Nachbar zerknirscht zurückgab – sie waren auch kaum zerkaut), mag ich sie eigentlich und finde sie ganz lustig. Ich klinge also nicht sehr überzeugend, wenn ich sie verscheuche. Die schlauen Viehcher wissen das natürlich. Trotzdem – wenn es kein Fressi-Fressi mehr gibt, bleiben sie irgendwann weg.

Aus dem Badezimmerfenster kann ich sie aber auf ihrem Lieblingsplatz sehen: einem alten Luftschutzbunker.

Außerdem hat der Nachbar noch einen wirklich bildschönen Siamkater, der sich von Luzifers Knurren keineswegs beeindrucken läßt. Er wartet nur kühl, auf Luzifers Kissen sitzend, bis Luzifer die Drohpose aufgibt und sich in der Nähe niederläßt. Es muß die Frechheit sein, die sich aus prinzenhafter Schönheit speist, denn den rauflustigen Roten vertreiben wir aus dem Gebiet unserer Katzen. Aber wer kann einem so schönen Tier widerstehen, das sich so selbstverständlich zu mir gesellt, wenn ich im Garten rumkrame?

Hühner hält er auch. Der Hahn kräht morgens aus Leibeskräften, ich höre das gern. Manchmal flattert ein Huhn zu uns rüber, guckt uns gekränkt an und flattert wieder zurück. Es fühlt sich hier wirklich ländlich an.

Von den heulenden und kichernden Schakalen, den quakenden Fröschen und zirpenden Grillen will ich erst gar nicht anfangen. Die hat der Nachbar nicht zu verantworten.

Sibir! Sibir! mamash Sibir! Februar 1, 2012, 17:28

Posted by Lila in Bilder, Land und Leute.
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So war es heute wieder mal zu meinem stillen Vergnügen zu hören. Sibirische Temperaturen, aber wirklich! Das erste Thema in den Morgennachrichten im Radio war die Bitte an die Bürger, das Stromnetz nicht übermäßig zu belasten. Weil die meisten Haushalte elektrisch heizen (Radiatoren oder Klimaanlagen oder beides), kommt es von Zeit zu Zeit zu kurzen Stromausfällen, drum bitte Geschirrspüler und Waschmaschine lieber nachts benutzen.

Außerdem staunten die Wetterfrösche die Statistik an. Im Januar waren 29 Tage regnerisch, eine beachtliche Zahl, besonders wenn man bedenkt, daß der meiste Regen in unserer Gegend fiel. Das war wirklich ein wunderbarer Monat. So viel Regen in einem Monat hat es seit den 40er Jahren nicht mehr gegeben. Und einer meinte mit Ehrfurcht in der Stimme, als er hörte, daß in den nächsten Tagen heiße Luft auf Israel zukommt: „ich hätte nie geglaubt, daß ich mal erleichtert auf die Sonnenschein reagiere. Man kann geradezu die Europäer verstehen, denen wohl irgendwann der Regen mal aus dem Hals heraushängt“, und der andere Radiofritze meinte ernst: „ja, wirklich, ich fühl mich wie in London“.

Hm. Es war morgens früh kurz nach sechs, ich saß im Sammeltaxi und das Meer war stahlgrau im Morgenlicht. Ich trug eine warme Strumpfhose, einen langen Rock mit Stiefelchen, ein langärmliges T-shirt und einen leichten Cardigan. Einen Baumwollschal aus T-shirt-Stoff hatte ich auch um, damit ich ihn mir um den Kopf schlingen kann, falls es regnet. Mir war nicht kalt. Und ich bin nicht abgehärtet und habe auch keine Hitzewellen. Es war angenehm kühl und frisch, aber nicht kalt.

Und um mich herum rieb sich alles schaudernd die Hände, kuschelte sich in Anoraks und prahlte mit der sibirischen Kälte.

Das war der Gaaton in Nahariya Anfang Januar.

Und derselbe Gaaton heute früh:

Ich finde, man sieht schon einen Unterschied. Und im Sommer, wohlgemerkt, ist der Gaaton gar nicht da – sondern nur ein stinkiges Stehsal. In einem regenarmen Land bedeutet das eine Menge Wasser. Mein Mann staunt ja immer, daß die Rur, dieser mächtige Strom, der duchs Dörfchen meiner Mutter fließt, niemals austrocknet.

Aber regnerisch wie London, kalt wie Sibirien…?

Gestern auf dem Weg zur Arbeit Januar 20, 2012, 12:59

Posted by Lila in Bilder.
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Gestern hatten wir einen picke-packe-vollen Tag. Y. und ich fuhren durch herrliches Winterwetter in Richtung Süden, als Y. plötzlich sagte: guck doch mal, das sieht ja aus wie ein Mini-Tornado! Und tatsächlich senkte sich aus einer Regenwolke ein Rüssel herab.

Aus dem fahrenden Auto konnte ich ihn nicht fotografieren, also haben wir schnell angehalten.

Und bitte sehr, da sieht man ganz deutlich eine Windhose – so heißt das doch auf deutsch, oder? Sie zog über den Carmel hin.

Mag es auch nur ein Windhöschen gewesen sein, gestaunt haben wir trotzdem. So etwas ist nämlich sehr selten in Israel.

Ein kleines Naturschauspiel versüßt einem doch sofort den ganzen Tag.

Für Stefanie Januar 19, 2012, 7:44

Posted by Lila in Bilder.
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Wir hatten was Bürokratisches zu erledigen, und auf dem Heimweg war die Luft so herrlich frisch und sauber, wie geputzt, daß wir einfach einen kleinen Zwischenstopp einlegen mußten. Wir stellten uns genauf auf den Parkplatz, wo ich vor zwei Wochen mit Stefanie war, und ich dachte mir, jetzt mach ich mal ein paar Bilder. Ich hab gerade keine Zeit, sie alle einzeln reinzustellen, also klickt rüber, wenn Ihr Lust auf ein bißchen Seeluft habt…

 

Wochenende Januar 9, 2011, 8:38

Posted by Lila in Bilder, Kinder.
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Ach, wie genieße ich es, wenn alle Vier zuhause sind! Gestern waren wir bei Schwägerin und Schwager eingeladen, das neue Baby anstaunen. Sehr niedliches kleines Mädchen! Y. hat es lange auf dem Arm gehabt und beide waren begeistert voneinander. Er hat ein Händchen für Babies, das verlernt man auch nicht.

Bei der Gelegenheit habe ich auch wieder mal meinen Rosalie-von-Tümmler-gleichen Sinn dafür bewiesen, „wo wat am kommen is“. Ich häkle ja so gern und habe von meinem letzten Baby-Decken-Projekt vor zwei Jahre noch jede Menge blaue und grüne Babywolle übrigbehalten. Die schlummerte in meiner Wollekiste,  aber neulich holte ich sie raus und fing an, kleine Vierecke zu häkeln. Für eine Babydecke. Und da die meisten Leute viel auf proppere Farben für Jungen und Mädchen halten, für ein männliches Baby.

Auf die Frage: „für welches Baby wird das denn?“, hatte ich keine Antwort außer, „es wird sich schon noch ein Baby dafür finden“. Und tatsächlich – Jung-Neffe und seine Frau erwarten ihr erstes Kind. Das erste Kind der jüngeren Generation – und mit Anfang, Mitte 30 sind die beiden nicht mal blutjung. Wir fühlten uns geradezu großelterlich beglückt. Und die junge Frau erzählte mir auch, daß es ein Junge wird. Jawohl. Wußt ich´s doch.

Es war auch sonst sehr nett – Y.s Familie ist von der freundlich-stillen Sorte. Keine Dramen, keine Kräche, alle verstehen sich gut und respektieren die Privatsphäre des jeweils anderen, so daß man sich immer herzlich freut, wenn man sich sieht. Wir sind auch größtenteils Vegetarier bzw Grenz-Vegetarier, also Leute, die lieber ein Stück Pastete oder einen Salat statt Fleisch essen. Das fällt mir immer auf, wenn ich das angebotene Essen sehe – außer meinen Söhnen, den Säbelzahntigern, vermißt keiner das Fleisch dabei.

Interessante Gespräche hatten wir auch. Ein junger Neffe beendet jetzt sein M.A.-Studium – Geschichte und Politik des Nahen Ostens. Er schreibt gerade an einer Hausarbeit über islamische Fatwas – und zwar vergleicht er Fatwas für Moslems, die in westlichen Ländern leben, mit denen für Moslems in islamischen Ländern. Er hat mir erklärt, daß es Websites gibt, auf denen sich Moslems Rat bei religiösen Autoritäten holen, besonders wenn westliche Gewohnheiten mit der Überlieferung kollidieren (wann betet man in einem Land mit Sommerzeit? zum Beispiel). Ich habe ihm den heiligen Schwur abgeknöpft, mir eine kurze englische Zusammenfassung zu schicken oder mich anzurufen, wenn die Arbeit fertig ist, weil ich das Thema so interessant finde. Und ich hoffe doch auch auf Interesse meiner Blogleser 🙂

Das war also Freitag, und Samstag war ein heimprusseliger Tag, nur abends sind wir weggegangen, ins Freakit. Als Secundus dem Kellner auf der Karte etwas zeigte, sah der wohl das Abzeichen von seiner Einheit auf dem Armband seiner Uhr und meinte: „ach, du bist in der Nahal, Battalion X? da kriegst du hier extra Service“. Ich habe ihm dann anvertraut, daß Secundus Geburtstag hatte, und er hat seinen Nachtisch mit Wunderkerzen serviert bekommen. Es ist immer so nett, mit vier so großen Kindern loszuziehen – wir gucken sie an, Y. und ich, und sehen, daß sie uns eigentlich bald nicht mehr brauchen. Dabei waren sie mal so abhängig von uns. Daran darf man sie natürlich nicht erinnern.

Gestern haben wir auch Erinnerungen rausgekramt – wie wir auf den Aaland-Inseln waren und uns jeden Abend betrunken haben, wir Erwachsenen (meine Mutter und Tante, mein Bruder und seine damalige Freudin). Und wie wir zweimal die Fähre nach Eckerö nehmen mußten, um uns Weißwein nachzukaufen. Und wie die Kinder am vorletzten Abend die letzte Flasche versteckt haben, und wie wir nach unserem Wein geschrieen haben und meine Tante grundlos verklagt haben – „du hast doch garantiert das Abendessen damit verfeinert, gib´s doch zu“. Bis die Kinder unter großem Gekicher die gesuchte Flasche rausrückten….

Erst zehn Jahre her… im Wadi unter unserem alten Haus im Kibbuz

Und wie Quarta, damals wirklich noch ein ganz kleines Mädchen, mit der aaländischen Flagge durch Mariehamina marschiert ist. Die Flagge haben wir immer noch. Wie süß war das.

Als sie klein waren,  war es ganz selbstverständlich, daß wir immer alle Vier um uns hatten. Manchmal wurde uns das sogar zu viel. Aber schön war es doch. Jetzt sind es besondere Anlässe, wenn ich sie alle Vier bei mir habe, denn die Jungen streben am Wochenende eher zu Freunden.

Heute früh dann – Secundus, bewehrt mit extra warmer Wäsche und seinen neu „verbesserten“ Ausrüstungsteilen (über dieses Ritual israelischer Soldaten, shifzur, muß ich unbedingt mal schreiben! aber nur mithilfe eines der Söhne), fährt zurück nach Arad, in die Wüste, wo es nachts kalt ist und tagsüber kühl. Primus, Gott sei Dank, ist noch zwei Wochen bei uns. Leider werde ich die Barett-Verleihung von Secundus verpassen, denn sie fällt auf einen Tag, an dem ich keinesfalls den Unterricht absagen kann. Prüfungen. Primus wird versuchen, hinzufahren.

Ich tröste mich mit der schönen Aussicht, dem herrlich klaren Morgen, der gut vollgeregneten Erde. Im Garten gucken mich Disteln an – egal wie viele ich rausziehe, sie wachsen schneller, als ich mich bücken kann. Aber sonst hat die ganze Aussicht etwas Kontemplatives.

Das ist die Aussicht in Richtung Meer.

Und das ist Haifa bzw Nesher. Zwischen den dunklen Bäumen und den Häusern von Nesher liegt die Bucht von Haifa. Ein paar Meter höher, und man sieht sie – von unserer Mülltonne aus zum Beispiel.

Die doofen Disteln – wir zögern, ob wir nicht doch mit chemischen Zeugs drangehen sollen. Egal wie viel ich rupfe, es macht gar keinen Unterschied.

Der Weg nach Mitzpe Hila – Blick in Richtung Osten, in Richtung Maalot. Das Haus neben uns ist fertig, aber der Nachbar zieht nicht ein – ich weiß nicht wieso. Das Haus unten wird bald fertig, jeden Tag arbeitet dort eine Truppe netter junger Männer. Und das Haus daneben wird gerade erst angefangen – auch dort wird  jeden Tag gearbeitet. Ich weiß, daß eine Reihe Häuser da unten bedeutet, daß die Straßenbeleuchtung dort weitergeführt wird – und damit sehe ich nachts die Sterne nicht so gut. Denn jetzt ist das Tolle an unserer Aussicht, daß nachts außer den Sternen und Haifa in der Ferne Dunkelheit herrscht. Ich mag das.

 

Oh, und ich mag die Pfützen so gern. Als Kind habe ich geglaubt, daß in Pfützen kleine Geister leben, die Pfützenmädchen. Ich wäre gern eine von ihnen gewesen.  Aber näher als bis auf die Fensterbank (von außen) sind mir die Pfützenmädchen nie gekommen, und auch das war nur bis zu meinem 10. Geburtstag. Danach waren sie verschwunden.

Meine Küchenkräuter, vom Deck aus photographiert. Die wachsen wie verrückt, und dort schaffe ich es auch, das Beet unkrautfrei zu halten. Na ja, es ist eben klein. Aber beim Nachbarn tut sich nichts – eigentlich soll da ein Zaun hin, wer weiß, wie lange das noch dauern kann…

Oben auf dem Haus – der Solarboiler. Eine sehr praktische Sache.

Das Haus der Nachbarn auf der anderen Seite – sehr nette Leute, jünger als wir, mit kleinen Kindern.  Ihre Einligerwohnung in der unteren Etage haben wir für die Jungens dazugemietet.

Die Gärten stoßen aneinander. Die Jungens brauchen also nur durch Matsch und Disteln zu tappen, und sie sind bei uns.

Hier ist der Eingang zur Wohnung der Söhne. Die Schlammpfoten sind von ihnen. Ich geh gleich hin und mach sie sauber – die Nachbarin ist Marokkanerin, und sie ist eine sehr ordentliche und saubere Hausfrau…. Man sieht, daß die Söhne eine große Terrassentür haben, Terrasse und Grill, und die Wohnung ist sehr komfortabel. Alles neu und sehr schick. Die Nachbarin hat einen sehr guten Geschmack. Was den Jungens natürlich ganz egal ist.

Noch ein paar Aussichts-Bilder. Ich weiß, es sind immer dieselben Bilder, die Kamera taugt auch nicht viel…. aber ich freue mich dran 🙂

Das Carmelgebirge zieht sich hin. Irgendwo im Dunst liegen Yokneam und die Kibbuzim am Rand des Yisrael-Tals… man kann das gut auf der Karte erkennen. Das Tal ist dunkel, der Berg heller gezeichnet.

Wir sitzen nördlich von Kabri, gucken bis Nesher rüber, und die Ausläufer des Carmel ziehen sich bis ins Gebiet, wo wir gewohnt haben.

Und die Aussicht in Richtung Nahariya. Manchmal, wenn ich Zeit habe, guck ich durch den Feldstecher die Schiffe an und vergleiche sie mit dieser Liste. Ich freue mich, wenn ich ein Schiff erkennen kann. Leider habe ich nur selten Zeit dazu. (Auch diese Seite ist nützlich, um Schiffe zu verfolgen – auch wenn sie Israel nicht nennt und nicht kennt, sondern das Gebiet blank läßt wie anno dazumal die ostdeutschen Karten Westberlin….die Schiffe sehe ich trotzdem.)

Ja, die Welt ist schön, und ich muß mich daran freuen, auch wenn mir wieder vor der Woche graut, die vor mir liegt. Tag für Tag anpacken, wie im jüdischen Gebet: danke, daß Du uns den heutigen Tag hast erreichen lassen. Denn das ist schon so viel.

Unfair, Fudel und Gemeinheit Januar 4, 2011, 14:29

Posted by Lila in Bilder.
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Das war persönlich gemeint, und darum nehme ich es auch persönlich. Das laß ich mir nicht ausreden.

Den ganzen Sommer, ach was, das ganze Jahr über – Sonne, Sonne, Sonne. Man weiß nicht, wohin flüchten. Die Augen tränen, der Schädel brummt, keine Wolke am Himmel. Einfach nur jeden Tag knallender Sonnenschein. Meine Klagen verhallen ungehört, mein Einspruch wird abgeschmettert, die Sonne scheint von Januar bis Dezember.

So. Aber dann.

Am 4. Januar gibt es eine partielle Sonnenfinsternis. Und wie sieht das aus?

So und nicht anders:

Mir scheint, die Beziehungen zwischen mir und der Sonne haben ihren Tiefpunkt erreicht. Über Konsequenzen denke ich bereits nach.