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Heute März 28, 2009, 10:33

Posted by Lila in Kibbutz, Kinder, Katzen.
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hat der treue Hausvater Geburtstag. Feiern will er nicht, trotzdem wird natürlich ein bißchen gefeiert. Das lassen wir uns nicht nehmen. Er hat sich einen Salmonellenkuchen gewünscht und ihn auch bekommen.  (Quark und Eigelb, Sahne, Eiweiß, alles mit n bißken Zucker  geschlagen, zusammengerührt, abwechselnd mit Butterkeksen in Form geschichtet, im Kühlschrank ruhen lassen – Kinderkuchen, aber sehr lecker).

Extra für Yael gefragt März 27, 2009, 8:09

Posted by Lila in Kibbutz, Kinder, Katzen.
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Gestern kam Primus für eine Woche Urlaub nach Hause. Die Grundausbildung ist vorbei, und bevor es weitergeht, wird ein bißchen Luft geschnappt. Ich habe Primus natürlich gefragt, ob auch sein Team zur Feier des Ereignisses T-shirts hat drucken lassen.

Ich weiß nicht, wie das in Deutschland ist, aber hier werden zu jedem Anlaß T-Shirts gemacht. Keine fertigen Muster, sondern einer der Schüler, Pfadfinder oder Soldaten, der besonders begabt oder mutig ist, zeichnet das Motiv. So hat mein Schwiegervater die T-Shirts für Secundus´ Grundschul-Abschlußfahrt nach Massada gezeichnet. Von sämtlichen Ehrenämtern, die Secundus je innehatte, gibt es T-Shirts, die das Team zu irgendeinem Anlaß hergestellt hat. Von Primus´ Abi-T-Shirt habe ich auch schon erzählt… und von dem Hochzeits-T-Shirt auch. Jeder Israeli hat vermutlich im Schrank einen ganzen Stapel T-Shirts liegen.  Kibbuzniks ganz besonders, denn einer im Kibbuz hat immer so ein Siebdruck-Ding, mit dem man ganz billig auf Stoff drucken kann.  Einfarbige Strichzeichnungen gehen am besten. Doch zurück zu Primus.

Na klar, meint Primus, er und seine Freunde haben auch T-Shirts bestellt. So, sage ich, dann sag mir doch mal was. Ich hab durch eine Blogleserin erfahren, daß es Soldaten geben soll, die ganz schäbige Karikaturen von Arabern auf ihre T-shirts drucken lassen. Primus antwortet, aber sicher, das waren wir.

Dann lacht er schallend über mein schockiertes Gesicht. Mama! Ja, sind wir denn Magavnikim? Und er zieht sein Sweatshirt aus. Darunter hat er ein T-Shirt mit einem Skorpion und der Aufschrift STINGER vorne und einer seltsamen Szene mit einem Skorpion hinten drauf. Etwas surrealistisch, sieht aber nicht schlecht aus. Primus meint, der Freund, der das gezeichnet hat, ist ganz begabt, aber der Entwurf sah besser aus. Einen Kapuzenpulli kriegt er auch noch. Ich kann auch einen haben, wenn ich will. Ja, ich will, ich laufe ja auch mit Secundus‘ Zoo-T-Shirt rum und dem von einer Purimparty.

Es ist mal wieder typisch für die Medien, daß sie begierig nach einer Geschichte über ein paar idiotische Soldaten schnappen, die sich auf eigene Faust T-shirts mit fiesen, vermutlich geschmacklos-zynisch gemeinten Karikaturen haben drucken lassen. Wirklich, wenn in Israel ein Sack Reis umfällt, ist das ein weltweites Medienereignis. Aber daß das jetzt auch schon auf Reiskörner ausgedehnt wird… als ob sonst in der Welt nichts los wäre.

Eine Einladung März 26, 2009, 11:29

Posted by Lila in Persönliches.
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Seit vielen Jahren nehmen an der Abschlussfeier der jeweiligen Abiturientinnen auch diejenigen Damen teil, die vor 25 Jahren an unserer Schule das Abitur bestanden haben.

In diesem Jahr gehören auch Sie dazu. Sie haben die Reifeprüfung im Jahre 1984 abgelegt. Wir laden Sie daher herzlich ein, mit uns und den Abiturientinnen dieses Jahr an der Feier teilzunehmen.

Sofern Sie es wünschen, können Sie auch Einsicht in Ihre damaligen Abiturklausuren nehmen. Vielleicht treffen Sie bei uns auch einige Lehrer von damals. Wir haben auch diese eingeladen.

Wir freuen uns sehr auf Ihr Kommen.

Mit freundlichen Grüßen.

ABC
Oberstudiendirektorin

Soll ich hinfahren? Der Weg ist so weit, und ich kann meine Schutztruppe nicht vollständig mitnehmen. Ich würde die Lehrer und ehemaligen Klasssenkameradinnen gern wiedersehen, aber ich habe Angst, meinem unglücklichen Selbst von vor 25 Jahren zu begegnen. In irgendeinem Korridor spukt sie vielleicht noch…

Nicht schön März 24, 2009, 19:47

Posted by Lila in Kibbutz, Kinder, Katzen, Land und Leute.
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Die Peinlichkeiten nehmen kein Ende, weswegen ich lieber arbeite als Zeitung zu lesen. Heute sind in Umm el Fachm, unserer Nachbarschaft, patriotische Siedler mit israelischen Flaggen rumgelaufen, um den Arabern mal zu zeigen, wie so eine Flagge so aussieht, wenn man sie schwenkt, ohne Absicht, sie zu verbrennen. Die Leute in Umm el Fachm, statt zu sagen „so what“, sind natürlich auf diese Provokation sofort angesprungen und haben mit Steinen geworfen. Kein schöner Anblick, weder die Patrioten mit ihrer Verachtung für die arabischen Israelis noch die vor Haß und Wut fast platzenden Gegendemonstranten. Ich wünschte, die Flaggenträger würden mit ähnlichem Eifer gegen ihre eigenen radikalen Zweige vorgehen, die den Staat und seine Institutionen nicht weniger ablehnen, als es viele Araber tun. Aber anderleuts Verstöße ärgern einen natürlich viel mehr.

Auch das Schauspiel, das die Arbeiterpartei bietet, kann einen nicht erfreuen. Leute, die Arbeiterpartei ist auf den vierten Platz in der Wählergunst gesunken! Hat das jemand mitgekriegt?  Jedes Jahr weniger Mandate, alle paar Jahre ein neuer Vorsitzender, und in jeder Regierung sitzen sie. Ob´s regnet oder schneit, Avoda allzeit bereit. Ehud Barak hat nun den Gipfel des Opportunismus erklommen und will seine Partei dazu zwingen, mit Bibi ins Bett zu springen – aus seiner Sicht stimmt der Preis, warum nicht?

Natürlich ist Netanyahus Eifer, seine politischen Rivalen ins Bett zu holen, ein Beweis dafür, daß der vielbeschworene Rechtsruck so rechts gar nicht ruckt. Netanyahus Albtraum ist eine schmale, rechte Koalition, in der er den linken Rand markiert. Es ist ihm viel lieber, Livni oder Barak dabeizuhaben, und es könnte uns international nur nutzen, wenn die Regierung nicht nur aus „rechts von Bibi“ besteht. Aber Barak??? Er mag ja ein verhältnismäßig guter Verteidigungsminister gewesen sein, für die Beurteilung bin ich nicht kompetent genug – aber wer ein so miserables Wahlergebnis eingefahren hat, darf sich einfach nicht so hartnäckig an seinen rehledernen Sessel klammern. Ich weiß noch nicht, wie die Abstimmung ausgegangen ist, aber die Selbstdemontage der Arbeiterpartei ist auf jeden Fall im vollen Gange. Und keiner sagt STOP.

Doch jetzt zu Schönerem.

Hier hat es in den letzten Tagen und Nächten unheimlich viel geregnet, endlich! Es war richtiges europäisches Frühlingswetter heute, abwechselnd klarer Himmel und Sonnenschein, und dann wieder wilder Regen mit Hagelkörnern. Kein Sandkorn am Himmel, wie herrlich. Gegen Abend wurde es so kalt, daß ich den Mädchen Grießbrei gemacht habe, dieses regressivste aller Abendessen. Was würde ich darum geben, noch mal bei meiner Oma in der Küche zu sitzen und zuzugucken, wie sie uns Grießbrei kocht…

Bei diesem Wetter hat sich gezeigt, daß unser Dach undicht ist und an zwei strategischen Punkten frisches Regenwasser frei Haus liefert. Leo kam heute pudelnaß und empört wieder von seinem Ausgang durchs Revier wieder. Die Katzen sind Regen nicht gewöhnt. Ich habe ihn mit einem warmen Handtuch abgerubbelt, wofür er so dankbar war, daß er mir den ganzen Tag auf Schritt und Tritt nachgelaufen ist. Auch jetzt sitzt er mir gegenüber und guckt mich mit seinen großen gelben Augen an. Ist es die Liebe oder der schnöde Hunger…? Pardon, muß Katze füttern gehen.

Haus voll März 23, 2009, 21:36

Posted by Lila in Kibbutz, Kinder, Katzen.
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mit jungen Mädchen. Tertia, die Stille, hat ihre Freundinnen eingeladen. Sie gucken zusammen Benjamin Button, mit meiner Ausrüstung für Vorträge (Beamer und Leinwand). Ich hab ganz viel Essen gemacht.

Secundus und Quarta sind immer von Freunden umgeben, die ich alle kenne. Secundus und Quarta sind ja eher extrovertiert, Primus und Tertia dagegen eher introvertiert. Tertias Freundinnen kenne ich auch, aber ich sehe sie viel seltener. Es sind alles so brave Mädchen wie sie. Eine von ihnen brachte einen Text mit, aus Mendelssohns Elias, den sie im Chor singt. Die Worte sind auf Deutsch, und sie bat mich um Übersetzung. Zion streckt die Hände aus, und ist doch niemand, der sie tröste.  Die Worte fand sie schön, und sie staunte, daß ich den Elias kenne. Den Kindern hier und heute kommt diese Musik wohl vollkommen esoterisch vor.

Rauschen März 22, 2009, 22:34

Posted by Lila in Bloggen, Kibbutz, Kinder, Katzen, Land und Leute, Persönliches.
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im Kopf und drumherum. Der Laptop hat endgueltig den Geist aufgegeben. Das mit der Antenne muss eine Katzenpfote auf der entsprechenden Taste gewesen sein, aber fuer die Festplatte kann ich die schwarzen Schurken nicht verantwortlich machen.  Gott sei Dank ist die Garantiefrist noch nicht abgelaufen und wir haben ihn in die Puppenklinik gebracht.

Daraufhin habe ich mit Y.s Laptop arbeiten wollen – fuer Vortraege brauche ich einen Laptop. Doch der hat einen Wackelkontakt. Schliesslich hat Primus mir meinen alten Laptop wiedergegeben, auf dem die Tasten schon arg klemmen, und ich arbeite auch auf dem grossen Computer, wo sonst nur Fritz&Fertig und aehnlich schoene Dinge laufen. Gut, dass ich mit der externen Festplatte flexibel genug bin. Aber die letzten Tage waren schon ein bisschen aufreibend. Noch sind nicht alle Deadlines niedergerungen.

Dann der Versuch eines Riesen-Anschlags gestern in Lev HaMifratz. Das ist ja unser Territorium, dort wollte Primus eigentlich ins Kino gehen. Wie gut, dass er dann doch zur Armee musste. Genau neben der Kinowand war ein Auto mit mehr als 40kg Sprengstoff geparkt. In letzter Zeit haben sich die Anschlaege gemehrt. Gut, dass niemandem was passiert ist. Ich komme da so oft vorbei, so auch heute, denn sonntags ist das Teil meiner Route.

Heute abend, auf dem Rueckweg, hingen Y. und ich in einer Strassensperre fest, ganz knapp vor dem Kibbuz. Ueberall Blaulicht, Polizisten, Fahrzeuge. Unser Auto war eins der ersten in einer immer laenger werdenden Schlange. Ich habe sofort einen Polizisten gefragt, wie bei Lok 1414: was’n looos hier?, und er meinte: verdaechtiger Gegenstand, in zehn Minuten machen wir wieder auf. Es hat sich also nicht gelohnt, einen Umweg zu fahren. Nur sicherheitshalber habe ich Secundus in der Schule (wo er heute wieder schlaeft) und die Maedchen zuhause angerufen. Nein, kein Terrorist im Kibbuz (nicht als ob ich das so gefragt haette!).

Eines weiss ich: wenn noch mal so eine Terrorwelle kommt, dreh ich durch. Damals waren die Kinder klein, und die einzige, die sich mit Bus und Sammeltaxi in Gefahr begeben hat, war ich. Das ging. Aber wenn noch einmal… nein nein, ich kann es nicht zu Ende denken. Es war zu schrecklich, jeden Tag Winnenden, manchmal zweimal. Es zerreisst einen innerlich.

Die Entwicklung um den Fall Gilad Shalit verfolge ich natuerlich mit entsetzter Doppelperspektive. Einerseits graust mir, und ich denke: wenn es meiner waere, und es koennte ja ohne weiteres, Gott behuete, meiner sein.

shalit

Ich wuerde alles tun, alles, alles. Selbstverstaendlich. Und ich kann die Frustration der Eltern so gut verstehen. Es tut weh, sie anzusehen. Ihre Gesichter verwittern vor unseren Augen, der Gram, der Schmerz.

Andererseits: nachdem die Liste der von der Hamas geforderten Verbrecher bekannt wurde, kann ich die Regierung verstehen. Das sind Moerder, die dutzendfache Anschlaege auf dem (nicht vorhandenen) Gewissen haben. Sie haben eigenhaendig den Attentaetern die Guertel umgeschnallt, alles geplant, und sie wuerden es jederzeit wieder tun, wie sie auch deutlich sagen. Sie spielen in unseren Gefaengnissen Tischtennis und studieren an der Open University, waehrend Gilad Shalit in einem Erdloch in Gaza sitzt und das Rote Kreuz es in 1001 Tagen noch nicht geschafft hat, einen Besuch bei ihm durchzusetzen.

Ich habe den Artikel ueber die Geiselnahme in Gladbeck und Bremen gelesen, an die ich mich gut erinnere. Zwanzig Jahre ist das her.  Der Geiselnehmer und Moerder wird nicht freigelassen.

Die Mutter der ermordeten Geisel Silke Bischoff äußerte sich in einem Interview der „Bild“-Zeitung erleichtert über die Entscheidung von Rüttgers. Die Vorstellung, Degowski in Freiheit zu sehen, wäre für sie „ein Grauen“ gewesen, sagte sie der Zeitung.

Ich kann die Mutter gut verstehen.  Ihre Tochter wird nie mehr wiederkommen, aber solange ihr Moerder seine Strafe absitzt, hat sie wenigstens das Gefuehl, dass Recht geschehen ist. Wenn wir Verbrecher, die zu einem Netzwerk des Terrors gehoeren, freilassen, geben wir damit ein weiteres Mal das deutliche Signal: Lebenslaenglich, auch wenn man 30mal dazu verurteilt ist, bedeutet nur so lange sitzen, bis die Verhandlungen durch sind. Dann kommen sie frei, die Moerder vom Pessach-Massaker im Park-Hotel und der Busse in Jerusalem, Haifa und Zfat. Ausserdem, merkt auf: Israelis kidnappen ist ein ueberaus lohnendes Geschaeft.

Nein, das koennen wir nicht. Andererseits, koennen wir Gilad einfach abschreiben?

Ich komme mit diesem Dilemma nicht zurande, und ich glaube nicht, dass irgendjemand damit zurandekommen kann. Ich habe heisse Sehnsucht nach der Zeit, als die Kinder klein waren und ich meine Gluckenfluegel fest ueber sie decken konnte, wiederum geschuetzt vom Kibbuz. So, wie es im Moment ist – keine Ahnung, wie ich das nervlich durchhalte.

Ach ja, und dann so viel Arbeit. Ich habe meine Blog-Lese-Zeit pro Woche brutal eingeschraenkt und arbeite nach einem Zeitplan alles ab. Dabei denke ich oft an meine Oma mit ihrem Tageskalender mit Bibelspruechen, den sie jedes Jahr ueber ihr Bett haengte. Jedesmal war sie entschlossen, ab jetzt aber jeden Abend zu lesen, was darauf geschrieben stand, aber schon im Februar kam sie alle paar Tage mit einem Buendel Blaetter zu Bett. Sie hat mir oft erzaehlt, wie mein Opa sich darueber amuesiert hat, aufs Kalenderblatt geguckt hat und gefeixt hat: na, du bist aber wieder in Verzug geraten! da hast du ja was aufzuholen! Na ja, bis Dezember hat die Oma dann aber immer die Kurve gekriegt…

Stille März 18, 2009, 19:08

Posted by Lila in Kibbutz, Kinder, Katzen.
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Ja, die letzte Pause war nun wieder lang. Das lag daran, daß ich extrem nervige Probleme mit meinem Laptop hatte. Das Internet wollte partout nicht funktionieren. Na ja, ich hab sehr viel geschafft gekriegt, das muß ich sagen, aber mein Blog hat mir doch gefehlt. Schließlich hat Y. das Problem entdeckt: jemand hat die Antenne ausgeschaltet. Wir vermuten stark, daß dieser Jemand schwarz ist, auf vier Pfoten läuft und warme, summende Laptops besonders gern mag. Also, hier bin ich wieder.

2009-02-5

Gestern März 14, 2009, 13:44

Posted by Lila in Kibbutz, Kinder, Katzen.
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war die große Purim-Party im Kibbuz. Eigentlich ist Purim ja schon vorbei, aber die Woche vorher war ja die Party des Mossad (educational institution, also Schule und Internat, wo Secundus so hervorragend gewirkt hat), und deswegen war erst letzte Nacht die Party hier angesetzt. Wir waren mindestens zwei Jahre nicht mehr da, immer zu müde!, und diesmal haben wir gesagt, wir müssen hin, auch wenn wir uns nicht verkleiden und nicht lange bleiben. Damit ich auch ganz bestimmt nicht kneife, habe ich meine Freundin aus Haifa eingeladen, die jahrelang immer mitgekommen ist, und sie hat gesagt, sie bringt ihren Freund, ihre kleine Schwester und noch eine Freundin mit.

Das Thema war dieses Jahr, ganz im Sinne des 70jährigen Geburtstags des Kibbuz, „Der Kibbuz – wie er früher war“. Die meisten Leute waren als Pioniere verkleidet, also mit russischen Hemden, Arbeitsklamotten, dem blauen Hemd des Shomer HaZair (davon haben wir auch mehrere..), Kopftüchern und Kitteln oder formlosen Shorts. Jedes Jahr bereitet eine Gruppe, meist die gerade entlassenen Soldaten, Purim vor. Die Gruppe, die dieses Jahr dafür verantwortlich war, kenne ich gut – sie waren meine Kindergartenkinder, als ich Volunteer war. Ich habe sie morgens geweckt und gewaschen. Das war ein Jahr, bevor die Familien die Kinder nach Hause nahmen – der Übergang von der „lina meshutefet“ (communal sleeping arrangement) zur „lina mishpachtit“ (family sleeping arrangement). Viele aus der Gruppe kamen in alten Schlafanzügen und Pantoffeln und hatten sich Zettel auf den Rücken geheftet: lina meshutefet, Kindergarten Rimon oder lina meshutefet, Gruppe Shalhevet.

Unsere Freunde aus Haifa, eingefleischte Städter, kamen gerade, als die Show losgehen sollte. Am Eingang mußten Gäste bezahlen, aber wir hatten schon vorher mit der Frau an der Kasse abgemacht, daß das Geld einfach von unserem Konto abgebucht wird, und sie hat die Gäste so reingelotst – sie wußten nicht mal, daß andere bezahlen. Getränke waren umsonst. Also haben sich alle was zu trinken geholt (ich dieses Mal nur Cola, ich war gar nicht in Partylaune) und die Show angeguckt. Sie war ziemlich durchwachsen. Alle Gags waren natürlich Insider-Gags und die vielen Gäste von außerhalb guckten etwas befremdet. Lustig war der Film – die Party-Planer rannten mit Kamera im Kibbuz rum und fragten alle möglichen Leute: wer war das zweite Kind des Kibbuz? Oh, an den ersten Sohn des Kibbuz erinnern sich alle, aber der zweite…  keiner erinnerte sich. (Wir hätten die Frage natürlich beantworten können, da mein Schwiegervater das dritte Kind des Kibbuz ist und wir seine Gruppe gut kennen). Wenn man zum fünften Mal hört, wie jemand stottert: also der erste, das war Y., aber wer danach kam…. das ist schon lustig. Der erste Sohn des Kibbuz, der noch immer hier lebt und inzwischen Mitte 60 ist, war natürlich auch da und guckte zu und lachte mit.

Die anderen Sketche waren mäßig. Dudu Zakai sang das alte Lied „also wie macht man einen Kibbuz?“, das alle kennen und mitsingen. Das war der schönste Teil, auch wenn das Lied dann etwas durch den Kakao gezogen wurde. Geradezu obsessiv waren die vielen Anspielungen auf die (weiblichen) Volunteers, die attraktiven Europäerinnen, die es leider in unserem Kibbuz nicht mehr gibt (den männlichen Volunteers dagegen wurde kein Wort gewidmet). Y. hörte sich das alles an, wie toll die mitnadvot sind und wie langweilig der Kibbuz, seit keine mehr kommen, und meinte, „alles nur Neid“. Ja ja, ist schon komisch, ein Mythos zu sein, noch dazu so ein seltsamer wie mitnadevet. Also, sehr witzig war das alles nicht.

Schade, die Gruppe hatte noch viel Filmmaterial, das sie aber nicht verwendet hat, warum auch immer. Vor ein paar Wochen kam Y. nach Hause und meinte, die Purimgruppe hat ihm mit der Kamera aufgelauert und ihm viele Fragen gestellt. „Wer arbeitet im Sekretariat XYZ?“, „wer ist die schönste Frau des Kibbuz?“ Y. hat treu geantwortet und dachte sich, na, die werden einen schönen Salat aus meinen Antworten machen. (Die schönste Frau des Kibbuz ist in seinen Augen natürlich seine Frau – oder hat er das nur gesagt, um sich keinen Ärger einzuhandeln? Die Sekretärin im XYZ dagegen würde sich freuen, von Y. zur schönsten Frau des Kibbuz ernannt zu werden…) Auch mein Schwager wurde interviewt. Aber was sie mit den Interviews gemacht haben, weiß ich nicht.  Si haben nichts davon verwendet. Schade.

Na, als die Show überstanden war, konnte getanzt werden.  Ich war nicht in Stimmung, denn an diesem Abend waren Primus und Secundus zum ersten Mal, seit Primus den Führerschein hat, allein unterwegs. Sie waren zuerst essen und dann im Kino. Ich wußte, daß Freitagnacht viele Besoffene unterwegs sind, dazu leichter Regen, und beide Jungens im Auto allein – ich war unruhig. Meine Freundin, die zum ersten Mal ihr Baby allein ließ (bei der Oma), war etwas verstört: hört man denn nie auf, sich Sorgen zu machen? Nein, leider nicht. Meine Mädchen waren bei meinem Schwager und der Schwägerin, auf die kleine Cousine und den Vetter aufpassen. Für Geld. Ihr erster Auftrag als Babysitter. Sie waren sehr stolz. Komisches Gefühl, vor ein paar Jahren haben wir noch Babysitter gebraucht. Aber Tertia ist wirklich so verantwortungsbewußt, daß man ihr ohne weiteres Kinder anvertrauen kann. Meine Schwägerin erzählte, daß Tertia hat das ganz toll gemacht hat mit dem Ins-Bett-Bringen…  und die Kleinen sind mit einem großen Lächeln eingeschlafen.

Ich weiß nicht, ob es das Alter ist, aber ich war um drei todmüde, und alle anderen auch. Immerhin, wir waren mal zusammen tanzen, und das war schön. Die Jungen kamen um die Zeit auch nach Hause, sie hatten einen schönen Abend zusammen. Die Mädchen waren schon gegen halb zwei nach Hause gekommen, mit ihrem selbstverdienten Geld. (Quarta war morgens schon wieder auf den Beinen, um im Reitstall zu arbeiten – die Reitlehrerin ist begeistert von ihr, weil sie wohl ein echtes Händchen für Pferde hat).

Primus muß heute abend schon wieder weg. Bei mir türmen sich weiterhin Berge von Arbeit.

Und sonst März 9, 2009, 17:22

Posted by Lila in Kibbutz, Kinder, Katzen.
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wie sonst. Israelischer Frühling bedeutet, drei Tage fiese Wärme mit Staub und Kopfschmerzen (Sharav, igitt), dann ein Regenschauer und ein klarer Tag. So klar, daß man genau sehen kann, wie Autos und Fensterscheiben aussehen – als hätte jemand sie mit Grießbrei beworfen. Bis es wieder stickig und staubig wird.

Die Arbeit wächst mir über dem Kopf zusammen wie Gestrüpp. Ich weiß nicht, was ich verkehrt mache, daß ich einfach nicht alles fertigkriege. Es macht ja alles Spaß, und ich will nicht jammern. Sondern nur erklären, warum ich Mailen, Bloggen und ähnliche Späße ganz unten auf die Liste geschubst habe.

Am Wochenende haben wir Quartas Geburtstag mit der Familie nachgefeiert – im Februar drängeln sich nämlich die Geburtstage in der ganzen Verwandtschaft, und wir waren jeden Shabat woanders, Kuchen futtern. Ich habe von morgens acht in der Küche gestanden, bis die Gäste kamen. Es war aber alles gelungen.

Y. und ich meiden jede Art Nachrichten tunlichst. Irgendwann wird es wohl mal ne neue Regierung geben, vielleicht stecken wir dann den Kopf wieder aus der Höhle. Y. hat Glück gehabt, daß er kurz vor der allgemeinen Krise den Arbeitsplatz gewechselt hat und jetzt mit seinen Spar-Ideen und seinen rationalen, rationellen Methoden dem neuen Chef wie gerufen kommt. Er ist sehr zufrieden und fühlt sich wohl und soweit man das heute sein kann, ist er sicher, daß der Arbeitsplatz sicher ist. Gestern hatte er aber einen schweren Tag – ein Arbeiter mißachtete die eisernen Regeln für Brandschutz und ging vor Augen seiner Kollegen in Flammen auf. Er liegt jetzt mit schweren Verbrennungen auf der Intensivstation. Das hat die Kollegen ziemlich mitgenommen.

Primus war am Wochenende zuhause, das war schön. Wir haben zwar nicht viel von ihm gesehen, denn er hat mit seinen Freunden schönes Wochenende gefeiert, aber wir haben seine Wäsche gemacht, ihn mit Leckerchen vollgestopft, wenn wir ihn erwischen konnten, und haben mit Freude gesehen, daß er ganz guter Laune ist. Er hat seine Grundausbildung mit einer Ehrennadel für einen ersten Platz in irgendeiner Prüfung abgeschlossen. Natürlich eine Nadel in Flugzeugform, wie im Motto der Luftabwehr: „wenn ich nicht fliege, fliegt auch niemand anders!“

Secundus hat ein Purim hingelegt, wie es angeblich in den Annalen der Schule noch nicht da war. Er hat den Hades gespielt, in einer selbstgeschriebenen Reihe von Szene aus dem Leben des Herkules. Alle Achtung, die Kinder haben sich ins Zeug gelegt, und das mitten in einem Krach zwischen Schülern des Internats mit einem anderen Internat, mit denen das Purim-Team zwar nichts zu tun hatte,  der sie aber fast Purim gekostet hätte. Die Leitung des Internetas hätte fast die ganze Sache abgeblasen. Secundus hat mit riesigem Einsatz das Ruder rumgerissen indem er auf eigene Faust den Leiter des anderen Internats angerufen hat. Irgendwie haben sie dann eine Lösung gefunden, die die Purim-Feier mit einschloß. (Die ganzen Aktivitäten gingen eine Woche lang, wir haben aber nur die Vorstellung gesehen.)

So, und jetzt muß ich los, Quarta feiert Purim. Sie hat sich als Griechin kostümiert, sieht einfach toll aus. Wenn ich wiederkomme, stell ich vielleicht ein paar Bilder ein.

An den Leser, März 2, 2009, 19:59

Posted by Lila in Bloggen.
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der die Bedeutung des Namens Maayan wissen wollte: Quelle. Maayan Baruch ist die gesegnete Quelle, Maayan Zvi heißt Hirschquelle, und es gibt männliche und weibliche Träger des Namen Maayan. Man betont ihn am Ende. Er ist ziemlich populär hier.

Familien, die die Namen ihrer Kinder auf M abstimmen, nennen Maayans Geschwister Moran oder Meytal. Familien, die auf Bedeutung gehen, nennen die anderen Kinder Gal (Welle), Yuval (Flußarm), Yam (Meer) oder Tal (Tau).

Nichts zu danken.