jump to navigation

Sommerloch August 10, 2007, 20:54

Posted by Lila in Kibbutz, Kinder, Katzen.
18 comments

Ich (unter der Austrittsöffnung der Klimaanlage lungernd, Telefonhörer in der Hand, neben mir eine eisgekühlte Mineralwasserflasche): Und wie ist das Wetter bei euch?

Bruder: Na ja, es geht. Also nicht warm und nicht kalt. Im Süden Regen und Überschwemmungen, aber bei uns normal eben. Du findest das natürlich toll, aber ich eigentlich nicht.

Ich: Ja ich will doch wissen, was ich einpacken muß. Lauft ihr in T-shirts rum?

Bruder: Nö, also ich hab gerade nen Pullover an.

Ich: PULLOVER?????? Na dann guck ich mal, ob ich welche habe…

Ich verschwinde morgen im Sommerloch, wo es Internet nur im Internetcafe gibt und jede technologische Neuheit seit dem Dampfbügeleisen mit äußerstem Mißtrauen beäugt wird. (Und auch diese Dampfbügeleisen – die verkalken doch immer!)

Ich lasse die Kommentarfunktion an, ich verlasse mich auf meine Leser, daß sie Rungholt während meiner Abwesenheit nicht in ein von Troll-Leichen übersätes Schlachtfeld verwandeln.

Trolle füttert man einfach nicht, okay?

Die Hochzeit des Jahres August 10, 2007, 1:14

Posted by Lila in Kibbutz, Kinder, Katzen.
2 comments

oder des Jahrhunderts. Für uns jedenfalls. Auf jeden Fall eine tolle Hochzeit.

Weil Y.s Vater zwei sehr viel jüngere Schwestern hat, sind alle Vettern und Cousinen alle sehr viel jünger. Eigentlich eine ganze Generation jünger als Y. und seine Geschwister. Ich habe sie kennengelernt, als sie noch richtig kleine Kinder waren. Alles so nette Kinder. Heute hat die Älteste von ihnen geheiratet, am Hochzeitstag ihrer Eltern und ihrer Tante (die Schwestern von Y.s Vater haben eine gemeinsame Hochzeit gemacht, das gab es damals im Kibbuz).

Sie hat sich das Plätzchen neben dem Pferdestall ausgesucht, wo öfter Familienfeste gefeiert werden. Eine sanft abfallende Wiese, Tanzfläche inklusive, viele alte Olivenbäume, im Hintergrund die Quelle, die natürlich im Sommer nicht sprudelt. Aber immer weht dort ein angenehmes Lüftchen.

Gesessen wurde nicht wie üblich an Tischen und auf Stühlen, sondern überall waren niedrige Sofas, Sessel und Sitzsäcke verteilt, alle in dunklem Holz und weißem Stoff. Wir haben uns mit Y.s Schwester, ihrem Mann und ihren vier lockenhaarigen Sirenen von Töchtern den Tisch geteilt. Natürlich sind diese Mädchen und meine sofort in Kicherwellen ausgebrochen, ach was Wellen, ein Kichertsunami ging über uns Eltern nieder – sechs Mädchen zwischen acht und siebzehn sind keine Kleinigkeit!

Aber dauernd kamen und gingen Leute, es war ganz leicht, alle zu sehen, mit jedem mal zu sprechen. Zwischen den Tischen war viel Platz. Überall Kerzen, die Musik nicht zu laut. Die Braut ist nämlich Designerin und hat gesagt, sie läßt sich ihre Hochzeit von niemandem gestalten. Sie hat die Karte selbst entworfen, ein Piktogramm von einem Paar, die männliche Figur tritt auf ein Glas, darunter steht FRAGILE. Sieht sehr gut aus.

Die Chuppa war nicht, wie in praktisch allen Festhallen üblich, ein feststehendes, pompöses Gewölbe mit Drapierungen und Lichtanlage, sondern ein leichtes Gewebe an vier hölzernen Stangen befestigt, das dann von vier dem Brautpaar nahestehenden Männern gehalten wird. Einer davon war natürlich Y., der diese Aufgabe liebt und sie früher, als noch so geheiratet wurde, oft und gern übernommen hat. Er stand da und strahlte. Seine kleine Cousine heiratet!

Die Braut und der Bräutigam zogen nicht feierlich-kitschig zu irgendeinem Brautmarsch ein, von Laserstrahlen umspielt, sondern kamen barfuß den Hügel hinunter gerannt (sie sind beide leicht wie Federn und es sah wunderbar aus – ihr Brautkleid war natürlich auch ihr eigener Entwurf und ebenfalls ganz leicht). Der Rabbi war wirklich bewegt – es war seine erste Hochzeit, und er war so aufgeregt wie die Brautmutter. Die Familie der Braut, also wir, lieben und schätzen den Bräutigam, und konnten sehen, daß unser Mädchen in dessen Familie genauso geliebt wird. Es war so harmonisch und schön und ohne irgendwelche Hintertürchen oder Klatschereien, einfach nur schön. Y.s Familie, besonders diese beiden Tanten und ihre Familien, aber auch alle anderen, sind so nett – es war kein einziges Haar, ja kein Staubflusen in der Suppe. „Wir haben richtig gut mit der Familie vom V. zusammengearbeitet“, meinte Y.s Tante hinterher. Das merkt man eben doch irgendwie.

Nach der Chuppa die riesigen Gratulationswellen, dann leckeres Essen, dann die Reden der Eltern, ein Film über die Braut, ein Ständchen des Bräutigams, ein Lied von Freunden – so wie es  früher auf jeder Kibbuz-Hochzeit üblich war, es aber in kommerziellen Läden unmöglich ist. Eben so ein richtiges kleines Programm. Am Ende haben wir alle zusammen ein Lied gesungen.

Irgendwann kamen die Geschwister der Braut und verteilten an alle Gäste T-shirts mit dem Motiv von der Einladung. Wir zogen sie uns natürlich sofort über. Und gingen über zum Tanz. Alle, alle haben mitgetanzt, die gehbehinderte Tante, die schüchterne Cousine, meine Jüngste – ich weiß nicht wie lange. Alle haben die Schuhe ausgezogen und bis vorhin getanzt, und es geht noch weiter, bestimmt bis zum Morgen.
Wie oft komme ich von Hochzeiten  und bin irgendwie enttäuscht – es war alles wie vorgestanzt, man merkt den Mitarbeitern dieser Festhallen und -gärten an, daß sie das Hunderte von Malen machen. Auch wenn diese Gärten manchmal wirklich sehr hübsch sind – und Y. meinte neulich trocken, daß sich im Laufe der Jahre das Niveau extrem gesteigert hat. (Bei meiner ersten israelischen Hochzeit bin ich ob der Vulgarität schockstarr gefroren! es war zu schlimm für Worte, der Tand und Talmi überall. Motto: Pritz und Protz heiraten…). Trotzdem – nichts kann mit einem individuell geplanten Fest mithalten. Und natürlich mit einem Brautpaar, das man wirklich richtig aus ganzem Herzen liebhat und dem man alles Gute wünscht. Und mit einer Gästeschar, von der man jeden besonders gern sieht. Oh, ihr seid auch da! und ihr auch!

Es war ein rundum rührseliger, gelungener, wunderbarer Abend. Ich bin ja so froh, daß ich mich mit Y.s Familie so gut verstehe. Und so dankbar, daß es solche Abende gibt im Leben. Abende, an die man sich noch lange erinnert.

Süßes Geheimnis August 6, 2007, 23:12

Posted by Lila in Land und Leute.
116 comments

Heute mittag las ich in der ZEIT den zweifellos peinlichsten Artikel, seit sich diese ehrwürdige ZEITung in ein ZEITgeist-Blättchen verwandelt hat. Ein junger Vater veröffentlicht einen offenen Brief an seine neugeborene Tochter, in dem er mit großer Offenheit und Liebe zum Detail darlegt, wie ihre Zeugung und die WM, dieses welterschütternde Ereignis, kausal verbunden sind. Dabei vergißt er im Rausch der Beweihräucherung seiner Zeungungsfähigkeit, daß alle vier Jahre eine WM stattfindet, daß bestimmt viele Olypmische-Spielkinder auf der Welt herumlaufen und auch der UEFA-Cup das Seine zur Bevölkerung dieses Erdballs getan haben wird. Doch die eigene Nabelschnur ist nun mal der Mittelpunkt der Welt. Man mag dem Kind nur wünschen, daß dieser Brief in den Abgründen des virtuellen Universums versinkt, ehe sie lesen lernt.

Weiter wäre nichts Besonderes an diesem Brief gewesen, wenn mit nicht heute abend in den Nachrichten (die ich seit langem zum ersten Mal wieder guckte) ein Item aufgefallen wäre. Ein junger Reporter tappte sichtlich überfordert im Neugeborenenzimmer des Krankenhauses von Zefat (Safed) herum, umgeben von quäkenden, sich windenden Neugeborenen mit lila Backen. Hebammen und Kinderkrankenschwestern hielten die Kinder stolz vor die Kameras und meinten, so einen Babyboom hat es nicht Zefat noch nie gegeben. Die Kinderärztin meinte, das liegt ganz klar an den Ereignissen des letzten Sommers.

Nein, sie meinte nicht die WM damit und auch nicht das gute Goldstar-Bier, das dabei genossen wurde. Nach jedem Krieg, meinte sie, ist ein Geburtenanstieg zu verzeichnen. Sobald sich Routine, Allltag und das Gefühl der Sicherheit wieder einstellen, geben die Leute sich ans Kindermachen.

Diskreterweise verzichtete die Reportage auf intime Interviews mit den Eltern a la ZEIT, wobei man hätte erörtern können, ob es der Triebstau im Bunker oder im Panzer war, der zur Zeugung des Nachwuchses geführt hat. Schade, dabei gibt es doch noch so viele kleine Details des Intimlebens, was man früher süße Geheimnisse nannte… die unbedingt vor eine staunende Öffentlichkeit gezerrt gehören!

Jedoch besonders eklatant war mal wieder der Unterschied zwischen Israel und Deutschland, wie sie gewissermaßen ihr Vorspiel verbringen und wie ihr süßes Geheimnis jeweils aussieht….  Ohne Zweifel ein lustiges Zusammentreffen, diese beiden Berichte.

 

Besserwisser August 3, 2007, 17:16

Posted by Lila in Land und Leute.
32 comments

Deutsche sind in Israel sehr willkommen, wenn sie sich besserwisserische Urteile verkneifen.

 

So mahnt Peter Schneider besserwisserisch in der ZEIT, um sich dann selbst daran zu geben, kräftig zu urteilen.

Ein Deutscher, der sich weder zu voreiligen Solidarisierungen noch zu besserwisserischen Verurteilungen hinreißen lässt, wird sehen, dass es so gut wie kein Argument gegen die israelische Regierungspolitik gibt, für das sich nicht einheimische Anwälte fänden. Er darf und soll fragen, wie es um die Weisheit eines Staates bestellt ist, der den versprochenen palästinensischen Nachbarstaat im Westjordanland mit über hundert illegalen Siedlungen und mit 550 roadblocks durchsetzt. Er darf und soll sich darüber wundern, dass die israelischen Besatzer in den vergangenen vier Jahrzehnten keine Infrastruktur im Westjordanland aufgebaut haben, die den Besetzten die Vorzüge einer halbwegs korruptionsfreien und technisch fortgeschrittenen Zivilisation zugänglich gemacht hätte. Das alles darf und soll er sagen und wird offene Ohren finden – vorausgesetzt, dass er sich nicht auf die Ideologie der friedlichen Lösbarkeit aller Konflikte versteift und die andauernde existenzielle Gefährdung Israels anerkennt.

Wirklich, jeder Tourist darf und soll sich beim Besuch eines Landes so seltsame Fragen stellen? Vielleicht hat Schneider schon mal davon gehört, daß die Israelis sehr wohl versucht haben, im Westjordanland eine Infrastruktur aufzubauen, damit aber ebenso gescheitert sind wie die vielen andren Helferlein aus anderen Ländern? Wie bitte soll Israel die palästinensische Gesellschaft von der Korruption reinigen?  Jede einzelne der Wunderfragen zeigt nur, daß Schneider gar nicht wirklich fragt, sondern urteilt. Aber er, er darf das.

Und darf und soll ein israelischer Besucher in Deutschland auch peinliche Fragen stellen? Mir fielen schon ein paar davon ein. Wie würde das den deutschen Gastgebern gefallen?

Aber auchVergleiche sollte man unterlassen, meint Schneider. Um sofort zu vergleichen:

Der Unterschied könnte größer nicht sein: Während Israel auf die Entführung von zwei Soldaten mit unverhältnismäßiger Gewaltanwendung reagierte und sich in einen Krieg gegen Libanon stürzte, debattierten die Deutschen nach dem Tod von drei Bundeswehrsoldaten den Rückzug ihrer Truppen aus Afghanistan.

Der kleine Spaßvogel hat vergessen, daß am selben Tag auch acht Soldaten ums Leben kamen und der Norden Israels unter schweren Beschuß kam. Ach, so unwichtige Details! Vielleicht hat er auch mal auf die Karte geguckt und verglichen: wie weit sind Afghanistan und Deutschland voneinander entfernt, und wie weit Libanon und Israel? Vielleicht läßt sich das ja wirklich nicht so richtig vergleichen?

Jedenfalls waren die Israelis nett zu ihm. Das glaube ich unbesehen. Die deutsche Furcht vor rachsüchtigen Israelis beruht auf eigener Projektion – ein Amerikaner in Deutschland hat, wie ich mir habe sagen lassen, mehr mit Vorurteilen und Feindseligkeit zu kämpfen als eine Deutsche in Israel. Take it from me.

Ist schon lustig, wie jeder, der mal ein Füßchen an den Strand in Tel Aviv gesetzt hat, nun einer staunenden Welt mitteilt, welche Erkenntnisse ihm dabei gekommen sind.  Ach ja, er weiß es eben alles, alles besser.

Ferien für die Kinder, Arbeit für alle, August 3, 2007, 16:16

Posted by Lila in Kibbutz, Kinder, Katzen.
2 comments

sonst nichts. In der Familie häufen sich die Hochzeiten diesen Monat, jetzt heiratet schon die Generation derer, die ich als Kinder bzw Jugendliche kannte. Israelische Hochzeiten sind abends, meist im Freien, in besonderen „event gardens“, die im Laufe der letzten Jahre deutlich stilvoller geworden sind. Teilweise waren wir zu albtraumhaften Potemkinschen Dörfern geladen, wo das Bemühen um wat Feines mit der Unzulänglichkeit der Mittel schmerzhaft zusammenstieß… aber die letzte Hochzeit war in einer Art Orangenplantage, in die der Garten ganz geschickt integriert war.

Leider war es furchtbar schwül, so daß wir von einer grenzenlosen Müdigkeit befallen schon kurz nach der Chuppa das Handtuch warfen…. die nächste Hochzeit ist bei uns im Kibbuz, das wird bestimmt schön. Schlimmstenfalls gehen wir eben zwischendurch mal duschen.

Ich habe übrigens eine Verwandte auf der Hochzeit dadurch schockiert, daß ich meinen Jungens erlaubt habe, Bier zu trinken. Sie ist in meinem Alter, ihre Kinder sind jünger, und als echte Israelin hält sie jede Art Alkohol für Teufelszeug, süchtigmachend beim ersten Schluck, und unweigerlich in schweren Leberschäden endend.

Als ich ihr sagte, daß ich dafür bin, den Kindern im passenden Alter beizubringen, wie man ein kultiviertes Glas Wein trinkt, eine Sektflasche öffnet (und gegebenenfalls auch leert…) und einen Fußball-Fernsehabend mit Vater, Sonnenblumenkernen und Bier genießt – da war sie vor Entsetzen fassungslos. „Das ist doch furchtbar ungesund! Würdest du sie etwa auch rauchen lassen?“

Ich habe versucht ihr zu erklären, daß alle paar Wochen mal ein Bierchen mit Vater oder ein Glas Wein mit Mutter weder zu Sucht noch Fettleber führt. An ihrem schockierten Gesicht sah ich, es war zwecklos, ich habe jetzt meinen Namen als Rabenmutter weg.

Ich meinte, „nun haben die Kinder jahrelang unter ihrer deutschen Mutter gelitten, haben weder Spielzeugwaffen noch mißliebige Filme oder Spiele genehmigt gekriegt – jetzt sehen sie endlich die Vorteile, die eine deutsche Mutter hat, weil sie ihnen Bier anbietet!“ Das war ein bißchen boshaft, denn ihre Kinder sind gern mit riesigen Plastikgewehren rumgelaufen. Ja, manchmal bin ich ein bißchen zickig, ich gebe es zu. Dabei mag ich diese Verwandte gern.

Aber sie hat das Haus voller Kleinkinder und kann sich nicht vorstellen, daß man mit Jugendlichen der Grundsatz gilt: pick your battles. Außerdem kann ich mich auf meine Kinder verlassen. Und wir trinken hier so wenig Alkohol, daß es wirklich lächerlich ist, die paar Gläser Wein im Jahr überhaupt zu zählen…

Ansonsten pflüge ich mich durch endlose Bücherberge, in Vorbereitung für das nächste akademische Jahr. Ein paar Ideen flattern mir durch den Kopf, aber sie einzufangen, das ist nicht so leicht…

Draußen ist es heiß, drinnen schön kühl. Die Tage gehen schnell vorbei.

Wir fassen unsere Reise nach Deutschland ins Auge, werden im Lauf der nächsten Woche die genauen Daten wissen. Da wir diesmal nicht alle zusammen fliegen, wird das eine ziemlich komplizierte Aktion. Und das alles nur, um die Katzen nicht dem mentalen Trauma des Verlassenseins auszusetzen! Denn unsere Katzen-Betreuerin hat den Kibbuz verlassen, trotz unserer Beschwörungen.

Die großen Kinder arbeiten jeden Tag, Quarta geht fast jeden Tag ins Kinderhaus, wo sie wirklich schöne Sachen machen. Dienstag oder Mittwoch haben die Kinderhaus-Kinder (alles Grundschüler) gegen die Oberschüler eine Wasserschlacht geliefert, Secundus hatte großen Spaß, gegen seine kleine Schwester zu kämpfen. Beide Seiten kamen durchnäßt, aber stolz nach Hause und brüsteten sich mit der kompletten Niederschlagung des feindlichen Heeres. Sehr lehrreich! Ein Fall für den Historiker.

Heute hat mein wirklich wunderbarer Schwager die Jungens mit zum Kegeln genommen. Seine Frau ist mit den Kindern in Schottland, wo ihre Eltern krank sind – keine einfache Situation. Aber mein Schwager ist so ein prima Onkel, seine Interessen und die unserer Jungens ähneln sich – sie hören ähnliche Musik, tauschen CDs und Filme, spielen dieselben Spiele am PC – Männer sind Kinder. Die Jungens schoben richtig strahlend ab mit ihrem Onkel, sie machen sich einen Männertag, meinte Primus…

(Meine Schwägerin dagegen ist besonders nett zu den Mädchen, nimmt sie oft mit ihren Kleinen mit ins Schwimmbad, bastelt mit ihnen oder näht ihnen hübsche Kleinigkeiten… die Mädchen warten, daß sie wiederkommt.)

Tertia war gestern im Kino, allein mit einer Freundin. Wir haben sie bis Yokneam gebracht, dort haben die Mädchen einen Bus fast bis Haifa genommen, bis Checkpoint, wo es ein großes Kino gibt. Sie haben den Simpsons-Film geguckt und sind auch allein mit dem Bus nach Yokneam zurückgefahren, von wo die Eltern der Freundin sie dann abgeholt haben. Das war das erste Mal, daß ich Tertia so losgelassen habe, obwohl sie fast 15 ist und ich schon in viel jüngeren Jahren allein mit der Bahn durch halb Deutschland gefahren bin. Aber bei Mädchen, da hat man doch andere Bedenken.

Primus fährt regelmäßig allein nach Tel Aviv, Secundus und seine Freunde fahren auch manchmal allein irgendwo hin – da bin ich auch erst wieder beruhigt, wenn sie wieder zuhause sind. Aber die Vorstellung, was zwei so netten, kichernden Mädchen allein alles passieren kann – noch dazu hier, wo so viele Irre unterwegs sind in Bussen und öffentlichen Plätzen – aber Schluß damit, die Mädchen haben Handies, die Busfahrt ist nah, und sie müssen selbständig werden, es hilft ja nichts. Sie sind auch heil und vergnügt gegen Abend zuhause angekommen.

Egal wann – ich gehe immer erst schlafen, wenn das letzte Kind sicher eingetrudelt ist.

So, das war mein Update.

Von der Arbeit August 2, 2007, 23:39

Posted by Lila in Kunst.
6 comments

Ja, ich muß mal wieder ein bißchen von der Arbeit erzählen, das hab ich in der letzten Zeit nicht mehr gemacht. Es mag daran gelegen haben, daß meine neuste Vortragsreihe mir selbst nicht so gut gefällt, wie ich anfangs dachte. Ich mache eine Reihe über Museen.

Die Idee fand ich gut und habe sie richtig schön ausgearbeitet: jedes Museum stelle ich nach bestimmten Kriterien vor. Ich fange mit dem Ort an (so richtig schön mit Google Earth – das ist bei Museen wie dem Louvre wirklich aufschlußreich), spreche über das Gebäude (ist ja ein Unterschied, ob es ein Neubau ist, ein altes Schloß oder ein umfunktionierter Bahnhof, und ob da mal angebaut oder erweitert wurde und wie…), gehe dann zu den Sammlungen über. Geschichte der Sammlungen, wie sind sie aufgeteilt, wie gehängt? Schwerpunkte, Highlights, Reserven.

Und dann stelle ich jeden Teil der Sammlung vor, mit einer repräsentativen Auswahl. Das ist der Hauptteil. Zum Schluß spreche ich ein bißchen über die politische, gesellschaftliche oder erzieherische Funktion des Museums – Selbstdarstellung von Herrschern ist ein Stichwort. Wenn spektakuläre Restaurationen dort stattgefunden haben, erzähle ich auch davon. Ich zeige auch Bilder vom Museumsshop. Also rundherum.

Ohne Internet wäre natürlich so eine Reihe nicht zu machen. Ich dachte, es ist doch mal interessant, weder thematisch noch chronologisch vorzugehen. Trotzdem bin ich mit der Reihe irgendwie nicht zufrieden. Ich habe sie in einem kurzen Kurs ausprobiert, das war nicht gut, weil ich da sehr schnell durch die einzelnen Museen rasen muß. Im Moment habe ich dieses Problem nicht- ja ich weiß auch nicht, vielleicht ist das zu sehr „the best of“, ist nicht so gut geworden, wie ich dachte.

Aber jetzt habe ich mir drei Wochen für das Museum of Modern Art genommen. Und das, wo ein Teil meiner Zuhörer über 80 ist (ich hab auch Leute um die 50, und eine junge Studentin kommt auch von Zeit zu Zeit) und beim Übergang vom 18. ins 19. Jahrhundert schon kalte Füße kriegt! (Ich habe auch drei aktive Maler dabei, darunter ein Franzose, die finden das natürlich superb, wenn ich mal über moderne Kunst spreche…)

In meiner vorherigen Reihe (die auch eklektisch war, aber irgendwie besser „zusammengenäht“) ging es um Meisterwerke. Ich habe die Leute in der ersten Stunde einfach sagen lassen, über welche Meisterwerke sie was hören wollen. Da kamen dann die üblichen Verdächtigen, von der Mona Lisa über Rodins Denker bis Munchs Schrei, Vermeers Mädchen mit Perlenohrring und die sog. Nachtwache von Rembrandt – aber auch unerwartete Bitten wie Cezannes Badende und die Rokeby-Venus von Velazquez.

Es hat Spaß gemacht, die Meisterwerke schön aufzubereiten. Ich habe mal mit dem Künstler angefangen, bei Velazquez war das sinnvoll, mal mit dem Genre, die Badenden habe ich richtig schön aufgerollt. Und dann Vergleiche, Stilmittel, und auch die Rezeptionsgeschichte. Ich finde das Mädchen mit dem Hermelin viel schöner als die Mona Lisa, auch geheimnisvoll, aber Leonardo hat sie nun mal nicht überall mit sich rumgeschleppt, niemand würde in ihr ein geheimes Selbstbildnis vermuten und sie hängt nun mal in Krakau. Kein gutes Sprungbrett für globalen Ruhm.

Und so haben wir am Ende gesehen, daß Meisterwerke ein ganz interessanter Kreuzungspunkt vieler Fäden sind. Und ich habe natürlich gegen Ende auch moderne Meisterwerke eingeschummelt, so habe ich vier Stunden über Bacon, Hockney und Freud gemacht. Das war wirklich schön. Oh, und natürlich Jackson Pollock und Mark Rothko, ebenfalls zusammen. Das bietet sich ja an.

Na ja, jetzt habe ich also die klassischeren Museen, Louvre und Prado, durch. Diesmal durchbreche ich auch die chronologische Folge, nach dem MOMA ist die Akropolis dran. Aber ich habe in den letzten drei Stunden so richtig schön von Monet bis Max Ernst (weiter sind wir noch nicht gekommen) rauspräpariert, was moderne Kunst alles kann bzw sich rausnimmt. Natürlich macht es Spaß, daß meine Zuhörer vielfach seit Jahren bei mir sitzen und auf einen Vergleich von Boccionis voranstürmender Skulptur mit der Nike von Samothrake selbst kommen. Meine alte Lehrerin für moderne Kunst würde einen Schlag kriegen, wenn sie wüßte, daß ich so keck bin, Malewitsch und Popova zu zeigen und noch was dazu zu sagen. Aber ich habe erst beim Erklären selbst kapiert, worum es Malewitsch ging. Oder mir das zumindest eingebildet.

Nächste Woche geht es weiter. Dann komme ich bis Eva Hesse und Rachel Whiteread. Mal gucken, wie ich mich da reinstürze. Es macht aber Spaß, in Fachgebieten zu wildern, an die mich eine normale akademische Umgebung nie ranließe. Da hat jeder sein Töpfchen und sein Kröpfchen, und wenn die Fachfrau für antike Kunst von „zeitlich nahe“ spricht, kann sie damit 200 Jahre meinen… während der Kollege von der modernen Kunst säuberlich trennen muß, in welchem Monate des Jahres 1911 Picasso und Braque diese oder jene Bucht gemalt haben…

(Wollte eigentlich alle erwähnten Künstler und Werke verlinken, aber …. Google ist doch in letzter Zeit billiger geworden? Kann sich jetzt jeder leisten? Darum stelle ich diesen Sermon einfach mal so ein.)

Nie ein anderes Ergebnis… August 2, 2007, 23:16

Posted by Lila in Persönliches.
4 comments

…als INFJ, immer schon.

Click to view my Personality Profile page

Oder vielleicht sind meine Antworten doch davon beeinflußt, daß ich die Theorie kenne und niemals gegen meine berühmte Intuition stimmen würde…? Nur um zu dieser kleinen Schar zu gehören?

NFJs, making up an estimated 1% of all people, are the most rare type (males even more so). They are introspective, caring, sensitive, gentle and complex people that strive for peace and derive satisfaction from helping others. INFJs are highly intuitive, empathetic and dedicated listeners. These traits tend to act as a „tell me what’s wrong“ sign on their forehead, hence the nicknames Confidant, Counselor or Empath. INFJs are intensely private and deeply committed to their beliefs.

Klingt doch wunderbar, nicht wahr? Allerdings existieren in diesem Test-Universum nur unendlich nette Menschen. Jede Typbeschreibung ist so schmeichelhaft wie ein Sternzeichen-Profil in einer Frauenzeitschrift (nicht als ob ich sowas läse, aber ich stelle es mir so vor). Was mit den unleidlichen Griesgramen passiert, wenn sie diesen Test machen…?

Jedenfalls ein nettes Spielchen.