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Der Wagen, mit dem die Leichen transportiert wurden Juni 30, 2014, 21:50

Posted by Lila in Presseschau.
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ambulance

 

Wer die Scheiben eingeschlagen hat? Anwohner natürlich. Die Bevölkerung Hebrons steht wie ein Mann hinter den Mördern. Pietät wäre wohl zu viel verlangt.

Isis in Gaza Juni 30, 2014, 21:42

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Heute bei Elder of Zion gefunden, bisher noch nicht in deutschen Zeitungen.

So sahen die Trauerfeier und Beerdigung der zwei Terroristen aus, die durch den gezielten Angriff Israels starben:

isil1

isil2

Der Tote ist in eine Flagge gewickelt. Noch ist sie nicht sehr bekannt, doch vielleicht werden wir sie besser kennenlernen, als uns lieb ist.

isis-kalifat

Wenn ich mich nicht sehr täusche, ist die untere Inschrift das Bismillah, das auch auf den Flaggen der der Hamas erscheint (mein Arabisch ist leider sehr lückenhaft). Diese Flagge wird nun auch in deutschen Zeitungen gezeigt – es ist die Flagge des neuen Kalifats. Daß diese neue Flagge im Gazastreifen zur Hand ist, läßt recht tief blicken.

Besser als Elder kann man es nicht kommentieren:

Yet there are a lot of people who are emotionally invested in the idea that Israel’s enemies are somehow different than those who are dedicated to destroying the Western world.

(Und doch gibt es noch sehr viele Leute, die Stein und Bein schwören würden, daß die Feinde Israels sich grundlegend von denen unterscheiden, die die westliche Kultur in Trümmer legen wollen.)

Langsam und gemeinsam Juni 30, 2014, 21:31

Posted by Lila in Land und Leute.
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so haben heute, erzählt uns gerade ein Reporter, die Soldaten von Kfir und Maglan das Feld durchkämmt, als klar war, daß die Leichen dort liegen. Dvori sagt, daß der Offizier, der ihm davon erzählt hat, sich an die Bilder vom Philadelphi-Korridor erinnert gefühlt, als dort Soldaten die Leichen ihrer Freunde suchten.

Heute nachmittag habe ich Lior Vishinsky erwähnt (in den Kommentaren), als die Rede von Gaza war.

lior vishinsky

 

Seine pulverisierte Leiche war es, die seine Freunde den Knien suchten, damit seine Eltern (beides bekannte Schauspieler) etwas begraben können.

liors tod

Ich habe den Jungen nicht vergessen und auch die Bilder seiner Freunde nicht. Und auch anderen haben sich diese Bilder eingebrannt.

Nicht einfach für die Soldaten, die ja nur wenig älter sind als die Opfer.

Wurzelkinder, Zwergenkinder … Juni 30, 2014, 20:57

Posted by Lila in Uncategorized.
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Siedlerkinder.

siedlerkinder

 

Es ist sachlich falsch und ein dummes Klischee.

Und zur Kausalkette:

Hamas-Mitglieder haben die Entführung durchgeführt. Israel hat gezielt bei der Hamas nach Spuren gesucht. Daraufhin hat Hamas-Gaza Raketen auf wehrlose Zivilisten abgeschossen. Daraufhin hat Israels Luftwaffe gezielt Raketen-Infrastruktur angegriffen. So klingt das schon ganz anders, nicht wahr? Ohne Angriffe der Palästinenser – keine Reaktion Israels. Ist ganz, ganz einfach. Ehrlich.

(Die Kommentare sind aber viel zivilisierter als bei der Tagesschau – weiß nicht, was heute in die Leute gefahren ist.)

Volkes Seele Juni 30, 2014, 20:27

Posted by Lila in Presseschau.
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An so einem Abend sollte ich es nicht tun, ich tu es aber doch.

Ich gucke in die Kommentarspalten der Tagesschau zur traurigen Nachricht, und was ich dort finde, sind diese Ergüsse:

Was nun

 Ich bin gespannt, wie Israel nun reagieren wird. Ich vermute, es wird jetzt viele Tote bei Rache Militäraktionen geben.

Rückfrage:

 „Die Jugendlichen seien offenbar schon kurz nach der Entführung erschossen worden, hieß es in dem Bericht. „

Ist diese Entführung denn jetzt bewiesen worden?

Nun kann Israel wieder, und

Nun kann Israel wieder, und dass ohne jegliche Beweise, Bomben auf Unschuldige werfen.

Das wird passieren. Das garantiere ich.
Wenn Israel schon anderen das Land raubt und es den „Seinen“ gibt, muss es damit rechnen dass die Bestohlenen sich mit allen Mitteln wehren, zu recht wie ich meine.
Nun wird ja auch wieder mit allen Mitteln Rache geübt.
Nur das die israelischen Mittel unbegrenzt und hoch effektive Killerwaffen sind. Die Palis haben nix außer Böller.
Mir tut jeder unschuldige Palästinenser leid der jetzt wieder sterben muss.

5 Tote

 Nur auf Verdacht. Wie Israel reagiert wissen wir alle. Vielleicht haben auch nur die Palästinenser mal auf die israelischen Morde reagiert!

mein Beileid

 Gilt den unterdrückten Palästinensern. Israel bildet sich ein alles zu dürfen. Spiegelbild der USA

Wenn Israel Jugendliche als

 Wenn Israel Jugendliche als Attentäter abrichtet und in die Palästinensergebiete schickt, dann darf man sich über Abwehrmaßnahmen nicht wundern.

@19:57 von ferrymande

 „Ein Leben unter ständiger Gefahr um Leib und Leben“

Da haben sie vollkommen recht, dieses Schicksal müssen die Palästinenser nun schon seit Jahrzehnten unter Israel erleiden.
Und nun werden wieder sehr sehr viele unschuldige Palästinenser von den Israelis getötet werden.
Wie schon so viel zuvor.
Es stimmt was sie schreiben, die Palis leben unter der ständiger Gefahr um Leib und Leben

„Israel beschuldigt“ …

 aber wo sind die Bweise. Es kann sehr gut sein, dass die Hamas dieses Verbrechen (und das war es) begangen hat, ABER kein Staatsanwalt erhebt Anklage ohne Beweise. Wenn „Israel“ dies tut, dann ist das reine Propaganda

Also: WO SIND DIE BEWEISE?

Ist es wirklich wahrscheinlich…

 … dass die „Entführer“ die Leichen nicht sorgfältiger verstecken wollten oder konnten? Sie und alle, die die Lage dort beobachtet, mussten sich denken können, dass eine Auffindung der toten Jungen einen Flächenbrand auslösen würde – eigentlich schon die Entführung selbst. Dahinter können m.E. also wohl extrem-radikale Personen stecken, die um jeden Preis einen Krieg herbeiführen wollen … Stellt man mit den alten Römern die Frage „cui bono?“ (wer profitiert von dem Verbrechen), so fällt einem wohl am ehesten das Stichwort „false flag operation“ ein?

@warmduscher

 Sie haben sich vermutlich nicht selbst erschossen um anschliessend unter einem Steinhaufen zu verschwinden. Entführung ist wohl die falsche Bezeichnung, Mord passt besser. Mit welchem Motiv wird wohl ein Geheimnis bleiben. Bleibt zu hoffen, dass Israel jetzt die Füsse still hält und den Mord nicht wieder als willkommenen Aufhänger für abartige Fememordattaken nutzt.

Minuten nach Eintreffen der Nachricht – an einem WM-Achtelfinale-Abend, kurz bevor die deutsche Nationalmannschaft antritt. Aber es ist noch Zeit, Haß und Hohn über ein Land auszugießen, das vorm Fernseher sitzt und trauert. Nur wenige Kommentare sind empathisch oder neutral – die meisten benutzen stereotype Floskeln, in denen Israel nur als Täter, als Aggressor vorkommt. Und so geht es weiter.

Manchmal bin ich entsetzt über meine Landsleute, einfach nur entsetzt.

Ich glaube nicht, daß vor zwanzig Jahren ähnliche Kommentare in solchen Mengen eingegangen wären. Vielleicht täusche ich mich, aber mir kommt es so vor, als hätte die Medienkampagne Früchte getragen, die ich seit Jahren beobachte.

Es ist doch sonst nicht denkbar, daß Menschen in dieser Art und Weise auf die Auffindung von drei erschossenen, gefesselten Jugendlichen reagieren, die auf dem Weg von der Schule nach Hause entführt und ermordet wurden.

Diese Kommentatoren sehen keine Menschen vor sich, wenn sie Israelis sehen. Dehumanisierung – gelungen.

Neuigkeiten? Juni 30, 2014, 19:00

Posted by Lila in Land und Leute.
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In der Halbzeitpause des Spiels Frankreich-Nigeria eine kurze Durchsage: es scheint neue Informationen zu den Entführten zu geben, Genaueres darf man nicht sagen, aber große Mengen von Soldaten sind im Norden Hebrons konzentriert.

Ich weiß nicht, ob ich hoffe oder fürchte… 18 Tage. חי חי חי

 

 

(18 ist die Summe der Zahlenwerte der Buchstaben chet und yud, die zusammen chai ergeben – lebendig, Leben, darum ist 18 eine Glückszahl.)

 

(Und die Gerüchte laufen schon um – drei Leichen. Ob es stimmt? Amir Bar Shalom lächelte nicht, als er die Nachricht durchgab.)

Livestream hier.

Al Jazeera unterliegt nicht der Zensur wie Channel 2, den ich sehe – und sie sagen das Schlimmste.

Roni Daniel und Yonit Levy dürfen nur sagen, daß sie uns nichts sagen dürfen – aber wenn sie dürften, wären es schlimme Nachrichten. Und sie sagen, daß die Gerüchte schon umlaufen und viele Menschen es schon wissen.

Wir wissen es.

Und jetzt dürfen sie es sagen. Sie sind tot, die Jungens – schon vor zwei Stunden wurden die Leichen gefunden, in dem Gebiet, in dem die Armee die ganzen Tage gesucht hat. Sie sind wohl kurz nach der Entführung ermordet worden. Die Mörder haben die Leichen verscharrt und sind geflohen.

Die Armee hat das wohl länger vermutet – es war öfter die Rede davon, daß die Entführten und die Entführer gesucht werden, und daß sie nicht unbedingt zusammen gefunden werden.

Interview Juni 30, 2014, 13:51

Posted by Lila in Muzika israelit, Presseschau, Uncategorized.
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in der NZZ, mit Yali Sobol. Praktisch alle, die ich kenne, könnten jedes Wort unterschrieben. Sind wir eigentlich noch Meretz-Mitglieder? Seit wir aus dem Kibbuz weg sind, wohl nicht mehr. Aber sowohl meine Kollegen als auch Y.s Familie und Freunde – alles „Linke, die erwacht sind“, die grundsätzlich auf ihre Ideen von friedlichem Zusammenleben, guter Nachbarschaft und klarer Trennung von einem autonomen Palästinenser-Nachbarstaat  nicht verzichten wollen und können — die aber nicht sehen, wie das jetzt durchführbar ist.

Warum ist Israel nach rechts gerückt?

Der Hauptgrund ist das Scheitern des Friedensprozesses. Wir sind desillusioniert, und die Palästinenser sind es auch. Ich wuchs in einem Haus auf, in dem man an den Friedensprozess und an die Zweistaatenlösung glaubt. Aber ich bin nicht sicher, ob das noch in dieser Generation möglich ist. Als Mitglied der Friedensbewegung habe ich an vielen Demonstrationen teilgenommen. Ich hielt Banner hoch mit der Aufforderung, die Golanhöhen zurückzugeben. Wenn man aber sieht, was in den letzten zwei Jahren in Syrien passierte, muss man sich fragen: Was wäre geschehen, wenn wir den Golan tatsächlich an Syrien zurückgegeben hätten?

Was stellen Sie sich denn konkret vor?

Dann würde al-Kaida jetzt über Galiläa sitzen und nach Belieben auf die Kibbuzim und Städte schiessen. Da muss man in den Spiegel sehen und sagen: Es wäre ein schrecklicher Fehler gewesen, wenn wir die Golanhöhen zurückgegeben hätten. Wie kannst du deinem Glauben an Menschenrechte Ausdruck verleihen, wenn du von fundamentalistischen Organisationen umgeben bist, die dir dein Existenzrecht abstreiten? Da ist es eine fast logische Reaktion, nach rechts zu rücken. Insbesondere bei Menschen, die sich nicht besonders für Politik interessieren.

Die Musik von Sobols Band, Monica Sex, ist in Israel sehr populär – kennt so ziemlich jeder.

 

Noch nicht angefangen – schon gelogen Juni 30, 2014, 10:25

Posted by Lila in Presseschau.
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So sieht die heutige Israel-Schlagzeile des SPon  aus:

Nach Luftangriffen auf Gazastreifen: Militante Palästinenser feuern Kleinraketen auf Israel

Im Artikel selbst wird dann klargestellt:

Israel hat am Sonntagabend mit Luftangriffen auf den Raketenbeschuss durch Palästinenser reagiert. Doch die Zahl der Raketenangriffe auf das Land nimmt dadurch nicht ab. Allein am Montagmorgen feuerten militante Palästinenser mehr als zehn Kleinraketen auf Israel ab.

Es fehlt wohl die Information:

  • daß vorgestern eine Farben-Fabrik bis auf die Fundamente abgebrannt ist,
  • daß durch den Mut eines Mannes drei Mitarbeiter gerettet wurden, die so nur leicht verletzt wurden – das hätte aber sehr leicht viel schlimmer enden können,
  • daß der Beschuß seit Wochen schon wieder losgegangen ist, sich unablässig steigert, für die Bewohner eine unerträgliche Belastung darstellt und die Fortführung eines jahrelang anhaltenden Terrors ist,
  • daß die erfolgreiche Abwehr durch das Iron-Dome-System Verluste an Menschenleben verhindert hat (tfu tfu tfu), uns aber viel Geld kostet,
  • daß der Beschuß eine strukturschwache, abgelegene Gegend trifft, in der Menschen leben, die sich seit fast 15 Jahren nie sicher fühlen können und die traumatisiert sind,
  • daß auch diese „Kleinraketen“ Todesopfer gefordert haben, Menschen verletzt und Häuser zerstört haben,
  • daß hinter jedem Angriff mit einer „Kleinrakete“ die Drohung steht, das Arsenal an größeren, weitreichenderen Raketen ebenso skrupellos einzusetzen,
  • daß Israel niemals Angriffe fliegt, ohne daß es vorher solche Angriffe gegeben hat – Israel REagiert, die Palästinenser AGIEREN.

Bis auf diese Kleinigkeiten… ist der Artikel korrekt. Häßliche Bilder von Feuer und Zerstörung erspart man den zartbesaiteten Lesern lieber.

sderot factory

 

sderot car

Sonst käme ja noch jemand auf die Idee, es könnte ein Grund für Israel vorgelegen haben, mittels gezielter Schläge Teile der Terror-Infrastruktur unschädlich zu machen, um weitere Angriffe auf hilflose Zivilisten zu verhindern.

Die Schlagzeile natürlich… die erweckt den Eindruck, den die gesamte Berichterstattung des SPon seit Jahren sorgsam pflegt: Israel ist der maßlose, rechtlose Aggressor, die Palästinenser sind die hilflosen Opfer.

Tja, eben ein ganz normaler Tag bei Spiegel online.

mehr auf spiegel online

Was hab ich heute eigentlich den ganzen Tag gemacht? Juni 29, 2014, 23:23

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Den ganzen Tag wie forfera rumgelaufen, aber nichts geschafft. Die Hitzwelle dauert an.

Auf dem Rabin-Platz in Tel Aviv war eine große Solidaritäts-Demo mit den Eltern der Entführten, bei der gebetet und gesungen wurde – wir waren nicht da, Tel Aviv ist weit weg, wir haben aus der Ferne mitgebetet. Wie die Eltern es durchhalten, im größten denkbaren Albtraum im Rampenlicht zu stehen und passende Worte zu finden und anderen zu danken, während sie sich vermutlich wie Nessus im Hemd fühlen, da staunen wir alle ja seit Tagen drüber. Ich kann nur hoffen, für die Jungens, daß sie das bewundernswerte Rückgrat ihrer Eltern geerbt haben, daß sie sich trotz ihrer grauenhaften Lage bewußt sind, mit wie viel Liebe sie umgeben sind, und daß sie ihr Glaube aufrecht hält.

Falls sie noch leben.

Die Eskalation im Süden hält an. Das Gesicht des Fabrikbesitzers, dessen Lebenswerk gestern durch zwei Qassam-Raketen vernichtet wurde, war traurig anzusehen. Ja, es war großes Glück, daß außer vier Leicht-Verletzten kein Schaden an Leib und Leben entstanden ist. Aber wird der Mann noch einmal den Mut haben, in Sderot eine Fabrik aufzubauen? Die Raketen sind ins Terpentin-Lager gefallen. Nur durch ein Wunder ist nicht mehr passiert. Die Armee schlägt zurück – nach wie vor hoffe ich, daß eine Eskalation a la Wolkensäule ausbleibt.

Die Weltnachrichten sind ebenfalls beklemmend, beklemmend, beklemmend. Die verschiedenen islamistischen und islamischen Kräfte sind so ineinander verbissen, daß man sich nur mit Grauen abwenden kann. Diese ISIS-Krieger hausen, wenn die Berichte stimmen, mit einer Brutalität, die ihresgleichen sucht – und findet. Ob es stimmt, daß sie ihre Opfer kreuzigen? Der Nahe Osten versinkt im Chaos, in einer Apokalypse.

Das Kalifat, seit Jahren als Schreckgespenst an die Wand gemalt – es ist tatsächlich ausgerufen. Ein Hinweis auf die weitgehenden Pläne, die diese Leute hegen. Und wir sind da so nah dran.

 

Israel hat Jordanien Hilfe versprochen.  Man darf gespannt sein, welche Koalitionen sich noch bilden werden. Guy Bechors Überlegungen zum Thema sind lesenswert, und so optimistisch er sonst ist, diesmal klingt er wirklich besorgt.

Der arabische Frühling jedenfalls gebiert Monster. Beklemmend, daß Kerry und erst recht Ashton auch in einer Situation, in der eine Welle der Gewalt und Zerstörung von Osten in unsere Richtung rollt, uns nach wie vor überzeugen wollen, daß jetzt der richtige Zeitpunkt ist, im Osten Gebiete abzugeben. An wen? In wessen Hand wären sie nach einem halben Jahr, nach einem Jahr? Wenn Jordanien wirklich das nächste Ziel der ISIS ist, dann muß der König dort seinen Hut festhalten, damit er ihm nicht wegfliegt, samt seinem Staat.

Wie wird das in hundert Jahren in den Geschichtsbüchern aussehen? Wenn ich hundert Jahre in die Vergangenheit schaue, dann steigen die beklemmenden Bilder aus Zuckmayers eindringlich geschriebener Autobiographie vor mir auf, und ganz viele andere Erinnerungen an den Ausbruch der Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts. Der arabische Frühling, so begeistert begrüßt zu Anfang, mag eines Tages im Rückblick als Signal einer ähnlichen Katastrophe erscheinen. Die Hybris, mit der die Europäer das osmanische Reich mit dem Lineal aufteilten, scheint heute schon  im Rückblick ungeheuerlich – eigentlich erstaunlich, daß ich keinen Artikel gefunden habe (mag mein Versehen sein), der sich mit den Folgen des 1. Weltkriegs für den Nahen Osten beschäftigt. Denn in gewisser Weise platzen hier die damals gesetzten Nähte wieder auf – natürlich auch andere Faktoren, wie die tiefe Feindschaft von Sunniten und Shiiten.

Was hat Obamas Politik dazu getan, was die Linie seiner Vorgänger, was die UNO, die Europäer, und was wir?

Wie fantastisch kommt es mir vor, das sage ich nicht zum ersten Mal, daß bis vor kurzem keiner mir glauben wollte, wenn ich sagte, daß der Konflikt zwischen Palästinensern und Israelis keineswegs DER Konflikt des Nahen Ostens ist, nach dessen Lösung (natürlich mittels israelischer Zugeständnisse) in dieser Weltgegend Friede ausbricht. Ich blättere mal ein bißchen in alten Kommentaren hier im Blog, und da finde ich z.B. diesen, etwas über zwei Jahre alt:

Was nun den Israel-Palästina-Konflikt anbelangt: Er ist der zentrale Konflikt für die Situation in der Region. Mit der Lösung dieses Konfliktes würden sich viele andere Konflikte relativ rasch auflösen lassen. Dies ist nun einmal die Realität und da wurde nicht gesagt, Israel oder Palästina seien an der verfahrenen Situation schuld. Richtig ist aber auch, dass die Politik eines Netanjahu nicht sonderlich hilfreich ist und dies auch so dargestellt wird. Seine Reden im letzten Spätfrühling in D.C. waren alles andere als konstruktiv und dies muss auch so gesagt werden dürfen.

Die Kommentatorin ist ziemlich schnell aus dem Blog verschwunden, und ich will ihr auch nicht nachrechnen, daß sie sich geirrt hat – jeder kann sich mal irren. Sie hat einfach wiedergegeben, was noch vor zwei Jahren absolut akzeptierte Mehrheitsmeinung war.

Ein klassisches Beispiel für diese optische Täuschung findet sich z.B. hier:

Die Menschen im Gazastreifen werden bestraft für den Wahlsieg der Hamas im Jahr 2006. Seither reist kein europäischer Politiker mehr in das eigentliche Auge des nahöstlichen Sturms.

Wer noch 2012 glauben könnte, daß der Gazastreifen das Auge des nahöstlichen Sturms ist und Israel der Auslöser dieses Sturms… der muß schon voreingenommen sein bis zum Abwinken. Tja, Bettina Marx eben, die eine Lanze nach der anderen für die friedfertigen Bewohner des geknechteten Küstenstreifens bricht…

Auf den Kommentar in meinem Blog übrigens habe ich damals geantwortet:

Jenny meinte, daß der Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern der zentrale Konflikt des Nahen Ostens ist, und daß, wenn er erst gelöst ist, sich andere ebenfalls lösen. Das halte ich für ein Märchen und bat um konkrete Beispiele. Ich meine auch, der sog. arabische Frühling hätte intererssierten Beobachtern zeigen können, daß der Nahe Osten nur so brodelt von Problemen, die mit uns NICHTS zu tun haben, und die existierten, ob es nun hier zwei Staaten gäbe oder einen, und ganz egal, was das für ein Staat wäre. DAs würde die Stämme Libyens nicht versöhnen, das würde Konflikte zwischen Moslembrüdern und Säkularen, Sunniten und Shiiten, Hashemiten und jordanischen Palästinensern etc überhaupt nicht berühren.

Daß der israelisch-palästinensische Konflikt andere tangential berührt, ist klar. Aber ZENTRAL? Wohl kaum.

Tja, das war jahrelang mein Mantra, und die Ereignisse zeigen mir, daß ich leider Recht hatte. Leider, denn das Gefühl der Machtlosigkeit, das sich daraus ergibt, ist nicht angenehm. Weiß Gott, es wäre viel schöner, wenn ich das Gefühl der Allmacht Israels teilen könnte. Als wären wir Herren unseres Schicksals. Leider ist es nicht so einfach.

Und da fällt mir noch was ein: was sagt eigentlich dieser Tage Bettina Marx. die Palästina-Apologetin der Deutschen Welle, zu den Entwicklungen im Nahen Osten? Sie war doch DIE Vertreterin der These, daß alle Übel dieser Weltgegend in Israel ihren Ursprung haben. Diese Theorie mutet heute ungefähr so unmittelbar einleuchtend an wie die Epizykeltheorie des Ptolemäus…

Seit Jahren Juni 29, 2014, 10:01

Posted by Lila in Kunst, Presseschau.
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erkläre ich im Unterricht die geniale Architektur mit ihrer Verschmelzung von Zentral- und Basilikalbau,  die atemberaubende Schönheit der Hagia Sophia, deren Mosaiken ausreichen, um die Entwicklung der byzantinischen Kunst zu illustrieren. Dabei erkläre ich immer, was dieses Wunderwerk in meinen Augen noch bedeutsamer macht: daß es heute ein Museum ist, daß dort Mikhrab und Apsenmosaik mit  Theotokos friedlich nebeneinanderleben, daß dort Gläubige aller Arten und Ungläubige aller Arten willkommen sind. Und in den letzten Jahren füge ich hinzu, daß ich mich frage, wie lange das noch so bleiben wird.

Nun, es war zu erwarten:

Jetzt fordern nationalistische Politiker und konservative Muslime in derTürkei, die Hagia Sophia wieder als Moschee zu nutzen. Der türkische Vizepremierminister Bülent Arinc sagte im vergangenen Jahr, die Hagia Sophia scheine „betrübt“ zu sein. „Hoffen wir bei Allah, dass ihr bald wieder Tage des Lachens geschenkt werden.“

Und so begründet es ein Befürworter:

Die Hagia Sophia ist nicht nur ein Wahrzeichen von Istanbul, sie ist auch ein Symbol der islamischen Eroberung von Konstantinopel im Jahr 1453. Ich sehe es als unsere Aufgabe, dieses islamische Erbe zu schützen und weiterzugeben. Die Hagia Sopia muss wieder eine Moschee werden!

Ich habe einen viel besseren Vorschlag: die Hagia Sophia soll wieder Kirche werden! Wie wäre das denn? Immerhin ist sie als Kirche gebaut worden und ein Wahrzeichen einer Kultur, die sich über Jahrhunderte gegen den Ansturm des Islam gewehrt hat.

Gefällt Euch nicht? Die Kirche selbst hat kein Interesse mehr daran, Triumphe über andere zu feiern? Dann laßt sie Museum bleiben, das Haus der ewigen Weisheit.

 

Einfach mal in seiner Gänze anhören Juni 29, 2014, 9:47

Posted by Lila in Presseschau.
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Gefunden bei Paula.

Worte habe ich dazu nicht.

Als exzellente Ergänzungslektüre empfehle ich aber diesen Bericht.

Im Juni 2014 konnte das 23. Gipfeltreffen der Afrikanischen Union in Malabo erst beginnen, nachdem alle Juden des Saals verwiesen wurden. Die arabische Liga forderte eine “judenreine” Konferenz und bekam sie. Ebenfalls in der Halle anwesend waren UN-Generalsekretär Ban Ki-moon und der Ministerpräsident von Spanien. Sie durften bleiben. Sie sind ja auch keine Juden. Glück gehabt!

Und da ist die Nachricht Juni 28, 2014, 23:39

Posted by Lila in Presseschau.
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Anderthalb Jahre nach „Wolkensäule“ ist es wieder soweit.

The IDF is preparing for a possible significant offensive in Gaza, a year and a half after Operation Pillar of Defense. Armored Corps brigades have been instructed to prepare for the possibility of being transfered to the Gaza Division, while the Air Force has deployed additional Iron Dome batteries.

More than 40 rockets were fired from the Gaza Strip at Israel since the beginning of Operation Brother’s Keeper to find three Israeli teenagers who have been abducted some two weeks ago. 24 of them fell inside Israel, out of which 11 were fired over the weekend. The Iron Dome missile defense system intercepted seven of the rockets.

The army was expected to continue responding to the rocket fire throughout the night.

So far, the IAF has struck some 30 terror targets, mostly identified with Islamic Jihad or Hamas, the latter Israel sees as responsible for everything that happens in the Strip.

Da hab ich wieder ein ganz ekelhaftes Gefühl. Ich hab es ja schon seit ein paar Tagen. Gibt es keinen politischen Kanal, um diesen Raketenbeschuß zu unterbinden? Die Hamas im Gazastreifen ist ja selbst nicht mehr daran interessiert.  Sobald der Beschuß aus dem Gazastreifen dauerhaft aufhört, greift Zahal auch nicht an. Hoffen wir, daß es glimpflich abgeht…

 

Weitere Angriffe auf den Süden Juni 28, 2014, 23:08

Posted by Lila in Land und Leute, Presseschau.
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Eine Rakete nach der anderen heute abend. Ich weiß, daß Yaalon nicht, wie Barak, abwartet, ob der Beschuß von allein aufhört. Er hört nicht auf, und unter Bogie Yaalon schlägt die Armee sofort zurück. Aber auch wenn der Gaazstreifen angegriffen wird, hört der Beschuß auf Sderot und die Umgebung dort nicht auf. Ein einziger Albtraum für die Bewohner dort. Die EU fordert beide Seiten zur Zurückhaltung auf – was sollen sie auch anders machen, sie wissen ja auch nicht, wie man diese endlosen Angriffe unterbinden könnte.

Ich wünschte, ich könnte einfach nur leichtherzig die WM genießen, während ich auf Quarta warte (Geburtstagsfeier einer Freundin), eine lästige Arbeit am Laptop erledige und mich mit Eiswasser am Leben halte. Aber es ist wirklich unfair, daß die Bewohner im Süden von Alarm zu Alarm leben – was knapp in den Nachrichten erwähnt wird – um dann wieder ins WM-Studio umzuschalten. Vor lauter Updates werden die drei Jugendlichen kaum noch erwähnt. Vor jeder Fußball-Übertragung wird ihr Bild eingeblendet und die Journalisten erklären ihre Solidarität mit der Familie – und dann reden sie wieder über Forlan und Suarez.

Kommt es mir nur so vor, oder fallen große Sportereignisse und politische Spannungen hier sehr häufig zusammen?  2002 war WM und „Schutzschild“ (Homat Magen), das habe ich aber weniger am Fernseher verfolgt, weil die Kinder noch kleiner waren und ich vermeiden wollte, daß sie zu viel mitkriegen. Da gab es nur Fußball, die Kinder fingen damals an, sich dafür zu interessieren.

2006 war der Übergang vom sog. Sommermärchen zum Sommer-Albtraum verdammt schnell und bitter. 2010 hatten wir die Olympischen Winterspiele und „Gegossenes Blei“. Diesmal die WM in Brasilien, die Eskalation im Süden und die Entführungs-Krise.

Ach, es gibt ja viel mehr Krisen als Sport-Wahnsinn, mit dessen Hilfe man sich ablenken kann. Und mit dem Ablenken klappt es ja auch nicht SO gut.

So sehen die breaking news von Ynet heute abend aus:

breaking news

 

Sieht nicht gut aus. Wenn es heute nacht, chalila, Tote im Gazastreifen gibt…

Unartige Wörter Juni 28, 2014, 20:29

Posted by Lila in Persönliches, Uncategorized.
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Wir gucken natürlich auch gerade WM, und bestimmt grinsen nicht nur wir über den Namen des chilenischen Spielers Jara. Das spricht man ja Chara aus, und chara heißt auf Hebräisch nun mal schlicht und einfach – Scheiße Kacke Mist Unrat. Wortspiele aller Arten bieten sich an, doch Meir Einstein und Avram Grant, die das Spiel übertragen, sind darüber natürlich erhaben. Aber als Tertia sich dazusetzt und hört, daß chara Druck macht, kichert sie erstmal ausgiebig. Heißt der wirklich so? Ja, der heißt so.

Mir fällt dabei immer ein altes Lied ein, das eine Zeitlang Titel-Song einer Radiosendung war, in der ausgiebig und ausschließlich gemeckert wurde, moderiert vom stets ärgerlichen Natan Zahavi. Weiß nicht, ob es die Sendung noch gibt – sie lief immer im Radio, wenn ich mit einem bestimmten Bus mitfuhr, und seitdem klebt es mir im Gedächtnis.

Es erklärt kurzerhand alles für Mist. Sommer – ichssa (pfui). Winter – pichssa (bah-bah). Alle Jahreszeiten – ein einziger Mist. Radio – Mist. Fernsehen – Mist. Und in den Zeitungen? Pardon – nur Mist. Das Lied selbst natürlich auch.

Seltsam, was einem so alles im Gedächtnis hängenbleibt und von einem Fußballspieler freigesetzt wird, der damit gar nichts zu tun hat. Überhaupt, Namen – wer weiß, was der eigene Name in anderen Sprachen bedeutet? Israelis, die ihre Söhne Kotz oder Dekel nennen, wissen ja auch nicht, wie das für deutsche Ohren klingt, während Nora (nora – schrecklich) und Meta (meta – tot) auf Hebräisch nicht optimal klingen.

Neulich saß ich mehrere Stunden mit einer Bekannten im Lehrerzimmer, die gerade über Heidegger promoviert und meine Hilfe bei einem Text brauchte. Das Wort Sein fiel dabei natürlich extrem häufig – und führte zu einer gewissen gespannten Stille bei den Kollegen, die im Lehrerzimmer über ihren Laptops brüteten. Immerhin ist zayn ein nicht sehr feiner Ausdrück für das männliche Geschlechtsorgan, und es taucht in vielen Slang-Redewendungen auf, die man ebenfalls nicht jeden Tag im Lehrerzimmer hört. Es fiel uns erst hinterher auf, daß das etwas komisch geklungen haben mag.

Rote Farbe Juni 28, 2014, 19:41

Posted by Lila in Presseschau.
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Seit Tagen prasseln Raketen auf den Süden. Gerade lese ich, daß eine Rakete auf eine Fabrik gefallen ist, die in Flammen aufgeht. Hoffentlich ist niemandem was passiert. Hoffentlich hat das endlich ein Ende – unerträglich, so zu leben, so viele Jahre lang.

Später: Vier Verletzte in Sderot – und vermutlich wird auch heute nacht wieder die Luftwaffe Angriffe auf den Gazastreifen fliegen.

Gelesen, aufgelesen Juni 28, 2014, 19:09

Posted by Lila in Persönliches, Presseschau, Uncategorized.
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(Diesen Eintrag habe ich gestern geschrieben, er hat mich aber so sehr deprimiert, daß ich ihn nicht zu Ende geschrieben habe – heute sehe ich in Ynet einen Artikel drüber und denke mir, vielleicht veröffentliche ich es ja doch? Vielleicht bekommt die Information ja doch ein größeres Publikum?)

Wieder eine Information, die Ihr vermutlich nicht aus den „konventionellen“ Medien beziehen könnt. Elder of Zion hat sie einem Newsletter der israelischen Botschaft in Neuseeland entnommen – es handelt sich um mehrere von der Hamas veröffentliche Handbücher mit Anleitungen zur Entführung von Israelis.

Ich habe die Originaltexte gesucht, und hier einen ganz interessanten langen Text gefunden, der viele Prinzipien des Kampfs gegen Israel darlegt. Ich mußte mich bei der Übersetzung auf Google Translate verlassen, aber auch in der holprigen Übersetzung versteht man, worum es geht. Das Handbuch von Arman jedenfalls wird auf arabischen Seiten zitiert und empfohlen. (Ich habe mich auf diesem Palestine Network for Dialogue richtig festgelesen – Google Translate ist schon eine feine Sache.)

Elder of Zion zitiert aus den Anweisungen:

Among the wealth of operative tips that he lays out in his book, Arman states, for example:

• That it is definitely possible to hold an Israeli abductee on the West Bank for long periods of time(years), as long as the kidnappers use common sense and plan the operation meticulously;

• That the kidnappers must be “sleeper” Hamas activists, that have been secretly nurtured from a young age without being exposed to [Palestinian] collaborators with Israel;

• That it is worthwhile to kidnap certain kinds of Israeli soldiers in order to increase the effectiveness of the abduction. According to Arman, the desired characteristics of a soldier that it would be worthwhile to abduct are: an Ashkenazi Jew, married, the father of children, whose parents are alive;

• That an underground hideout should be prepared well in advance (such as a pit that is prepared as a room to hold the abductee), far away from houses. Alternatively, it is possible to place the hideout in the vicinity of houses whose residents are not known to be collaborators and neither are they suspected, from the security point of view, by the enemy [Israel] so that there is no reason to believe that they will be arrested or their homes and surrounding areas searched.

Ich weiß nicht, ob Ynet die Quellen geprüft hat – aber zweifellos hat der Shabak gute Gründe gehabt, die Hamas zu verdächtigen. Aus dem IDF-Blog:

Naomi Ragen, die Schriftstellerin, ruft die Schicksale der Entführten ebenfalls noch einmal in Erinnerung.

Sie hat dieses Thema vor ein paar Jahren in einem Roman verarbeitet, den es nicht auf deutsch gibt, überraschenderweise! Er läßt sich aber auch auf englisch gut lesen. Eine qualvolle Geschichte, während der Intifada geschrieben – eine schwangere junge Frau erfährt, daß ihr Mann und ihre kleine Tochter in der Hand von Terroristen sind, und sie mobilisiert ein Netzwerk der Hilfe (wobei dieses Netzwerk der Schwachpunkt des Buchs ist). Keine große Literatur, aber sie versteht es gut, den Leser in die Hölle der Ungewißheit und folternden Angst mitzunehmen. Und sie malt auch nicht alle Araber als Bösewichte – Erlösung von dem Bösen gibt es auch durch arabische Figuren. Kurz, ich muß immer wieder an dieses Buch denken.

Hitzewelle Juni 28, 2014, 12:20

Posted by Lila in Land und Leute, Persönliches.
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Vor ein paar Tagen war es morgens noch angenehm, aber die Hitzewelle wurde schon vorhergesagt. Ich habe gestern früh den Garten gewässert, für wilde Tiere eine Schüssel mit Wasser rausgestellt, und seit gestern vormittag sind wir im Modus Hitzwelle – Fenster zu, Rolläden auf Dämmerlicht, überall  sind Ventilatoren und wo nötig (wie in der oberen Etage, die unterm Dach brütet) auch die Klimaanlage angestellt. Einmal draußen, um Rosmarin fürs Mittagessen zu pflücken – und man torkelt zurück. Der Himmel ist metallisch-grell, wie ich es absolut nicht vertragen kann, und an Rausgehen ist nicht zu denken. Eigentlich wollten wir Schwagers Geburtstag feiern, doch er hat abgesagt – er möchte einen schönen Geburtstag im Garten, aber bei diesem Wetter wird da nichts draus.

Ich stecke trotzdem regelmäßig die Nase aus dem Fenster, um zu prüfen, ob von irgendwoher Brandgeruch kommt.

Der Ramadan beginnt übermorgen – ich denke nicht nur an die Fußballspieler, sondern an die vielen, die normal weiterarbeiten, auch meine Kollegen und Studenten. Keine Ahnung, wie sie ohne zu trinken aushalten. Das ist gesundheitsschädlich, das hält der Körper doch gar nicht aus, einen Monat lang. Ich wünsche mir, daß die Hitzewelle aufhört, wenn der Ramadan anfängt.

Es ist dieses Jahr besonders hart, denn der Ramadan fällt genau auf die längsten Tage im Jahr. Auch wenn die Tage hier nicht so lang sind wie in Schweden. Die Sonne geht morgens um halb sechs auf, kurz vor acht Uhr abends ist sie weg. Lange Abende mit schöner Dämmerung gibt es hier ja leider nicht. Grelles Licht tagsüber – und sofort Dunkelheit.

Auf unserer Terrasse mißt das Thermometer 39 Grad. Immerhin ist es keine trockene Hitze – die extreme Trockenheit im Frühling und Herbst finde ich schlimmer als die Schwüle im Sommer, auch wenn man dabei mehr schwitzt.

Von Jahr zu Jahr stecke ich die Hitze schwerer weg. Meine Mutter ist jedes Jahr entsetzt, wie ich aussehe, wenn ich ankomme. Ich sehe immer richtig alt und leidend aus, wenn ich meine Sommerferien antrete. Nach drei Wochen Rheinland-Wetter, Holland oder Dänemark oder wo auch immer in Europa sehe ich deutlich erholt aus, das merke ich sogar selbst. Obwohl wir hier oben im Norden auf unserem Hügel noch angenehmeres Klima haben als die Talebene um Tel Aviv herum – ich habe mich nicht an die Hitze gewöhnt, sondern empfinde sie im Gegenteil von Jahr zu Jahr schwerer.

Gipfel der Verlogenheit Juni 27, 2014, 4:56

Posted by Lila in Presseschau.
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Die arabischen Staaten bei der UNO legen Protest ein. Sie wollen eine Verdammung Israels im Sicherheitsrat erreichen.

Palestinian ambassador Riyad Mansour was flanked by the ambassador from Saudi Arabia, Iran, Qatar, Senegal and the League of Arab States as he called on the Security Council to act against Israel for the second time in the two weeks since Naftali Fraenkel, Gil-Ad Shaer and Eyal Yifrah were kidnapped.

Echte Menschenfreunde. Nicht die Entführung selbst verdammen sie, warum auch?, sondern die Suche nach den Entführten. Saudi-Arabien, Iran, Qatar, Senegal und die Arabische Liga – allesamt leuchtende Beispiele für Demokratie und Toleranz, die die Bühne der UNO nutzen, um ihr Licht über andere leuchten zu lassen.

She said the aggression in the West Bank, as well as the air strikes in Gaza that had killed a child, were all grounds for the Security Council to act.

Und das ist dann der Hammer. Denn wie ist das Kind noch mal ums Leben gekommen?  Ganz richtig – durch eine Rakete aus dem Gazastreifen, die statt auf israelisches Gebiet auf ein Haus in Beit Lahiya gefallen ist.

Aber das ist ein guter Grund, gegen Israel zu protestieren.

Absurd? Nicht absurder als der nächste Kommentator, der mir hier erklären wird, daß Israel bewiesenermaßen böse ist – weil niemand mehr UNO-Verdammungen eingesammelt hat als Israel.

 

Ein Bild wird ausgewählt Juni 27, 2014, 4:44

Posted by Lila in Presseschau.
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Nehmen wir an, wir haben die folgende Schlagzeile:

Suche nach israelischen Teenagern: Israelischer Geheimdienst veröffentlicht Namen der Kidnapper

und müssen dafür nun ein Bild auswählen.

Es bietet sich an, die israelischen Teenager (erstmals!) im Bild zu zeigen.

bildredaktion3

Immerhin werden sie in der Schlagzeile erwähnt.

Es wäre auch möglich, die mutmaßlichen Entführer zu zeigen.

Bildredaktion2

Oder gar sowohl als auch. Dann könnte der Leser sich vorstellen, wie es sein mag für die Jungen, in den Händen dieser Männer zu sein.

Jedoch – der SPon bleibt sich treu.

Bildredaktion

 

Für ihn, wie für den demokratischen Rechtsstaat Qatar, ist DAS die wahre Geschichte, das einzige Verbrechen, um das es hier geht: die Suche nach Entführern und Entführten.

So wird die Empörungs-Operette täglich geschürt. Ich verfolge es seit langem und denke immer: tiefer können sie nun nicht mehr sinken. Nur um jedesmal aufs Neue überrascht zu werden. Und der Großteil der Kommentatoren fällt freudig in den Chor mit ein.

Irgendwann, wenn die Menschen mal klüger geworden sind und begreifen, daß von islamistischen Terroristen mehr Gefahr droht als von der israelischen Armee, die seit Jahrzehnten gegen sie kämpft, dann werden solche Berichterstattungs-Serien als Beispiele für die Kollaboration der deutschen Presse mit Terroristen an Journalistenschulen gelehrt werden.

Und jetzt gehe ich gucken, ob die Bilder der Entführten oder der Verdächtigen in anderen deutschen Online-Publikationen überhaupt erscheinen.

Und dieser Herr Juni 26, 2014, 19:27

Posted by Lila in Presseschau.
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ist ein Arschloch.