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Musik für einen Herbsttag Oktober 31, 2009, 10:44

Posted by Lila in Muzika israelit, Uncategorized.
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Ich bin zu faul, nachzugucken, ob ich die schon mal hier reingestellt habe… Arik Einstein, Aviv Gefen, Ivri Lider.

Endlich, endlich Oktober 31, 2009, 7:16

Posted by Lila in Persönliches.
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ist der Herbst auch bei uns angekommen. Vor meinem Fenster färben sich die Blätter endlich ein bißchen bräunlich, und seit gestern regnet es praktisch ununterbrochen. Über dem ganzen Land hängen dicke Wolken – wir waren gestern auf einem Berg, während dort der Himmel aufbrach, konnten wir es sehen – eine wunderbar riesige Schicht von Muhme-Rumpumpel-Wolken über der Küstenebene.

 

Wir sind sehr beschäftigt und es tut sich einiges bei uns. Noch kann ich aber nicht davon sprechen, ich will ja nichts beschreien oder jinxen. Aber drückt mal vorsichtshalber die Daumen, schaden kann es nicht.

 

Wenn ich sehe, wie draußen alles naß glänzt, und das Prasseln der Tropfen auf dem Vordach höre, kann ich mir nur Gutes für die Zukunft vorstellen.

Um die Ecke, gewissermaßen Oktober 27, 2009, 23:19

Posted by Lila in Presseschau.
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Eigentlich ist der Frieden im Nahen Osten doch zum Greifen nahe, oder? Würden die dussligen, starrköpfigen Israelis nur die Armee und Siedler aus den besetzten Gebieten abziehen, dann wäre sofort alles in Ordnung.

 

So zumindest kommt es einem vor, wenn man ausländische Nachrichten verfolgt. Tut man sich und seiner Seelenruhe dagegen den Bärendienst und konsumiert man auch Zeitungen wie Haaretz, sieht es leider wieder ganz anders aus.

 

Following a conflagration of violence at Temple Mount in Jerusalem on Sunday, Hamas political leader Khaled Meshal declared that „Jerusalem’s fate will be decided with jihad (holy war) and resistance, and not negotiations.“

 

Das hat Khaled Mashal gesagt, derselbe Mashal, den Carter so warm als Friedensbringer gepriesen hat.  (Interessant auch, wenn man die Geschichte ein bißchen weiterverfolgt, daß Obama, damals noch vor seiner Wahl, sich gegen Gespräche mit Organisationen aussprach, die Israels Zerstörung auf ihre Fahnen geschrieben haben – das war eben noch Wahlkampf, und die jüdischen Wähler in den USA wählen nun mal überwiegend demokratisch, und da wollte man sie nicht vergrätzen… sooo anders als andere Politiker ist Obama anscheinend doch nicht…. )

 

Kurz und gut, die Hamas denkt gar nicht daran, Verhandlungen irgendeine Chance zu geben. Was nicht bedeutet, daß sie nicht von Israel Zugeständnisse aller Arten einfordert. Aber das heißt dann noch lange nicht, daß auf die Erfüllungen dieser Forderungen der wunderbare Friede erfolgt, den alle so heiß ersehnen, als hinge der Weltfrieden daran (was natürlich eine schöne Illusion ist).

 

Wieso stehen solche Meldungen eigentlich nicht in allen Zeitungen, die sonst jeden umgefallenen Sack Humus in Israel oder den besetzten Gebieten verfolgen? Ich habe dafür einfach keine Erklärung….

 

(Meldung gefunden: bei Lozowick, wieder mal. Ich bemühe mich ja, schlechten Nachrichten aus dem Wege zu gehen, aber beim Blog-Lesen holen sie mich dann doch wieder ein…)

 

 

Zivilisten mit Raketen beschossen! Oktober 27, 2009, 22:36

Posted by Lila in Presseschau.
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Menschenrechtsrat! Untersuchungskomission!

 

Ach so, es waren nur Israelis.

Tropfenweise Oktober 27, 2009, 22:00

Posted by Lila in Kibbutz, Kinder, Katzen.
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Wer mich kennt, weiß, daß ich Regen sehr gern mag. Das war schon so, als ich in Deutschland gelebt habe, aber es hat sich sehr verschärft, seit ich hier lebe. In einem Land, in dem die Wettertante im Fernsehen mit strahlendem Lächeln nicht etwa Sonnenschein in Aussicht stellt (danke, davon haben wir viel zu viel), sondern EVENTUELL „gegen Abend ein paar Tropfen Regen (tiftufim kalim) im Norden“.  Und normalerweise muß sie am nächsten Tag erklären, warum die versprochenen Tröpfchen ausgeblieben sind.

 

Gestern abend aber, als es schon dunkel war, fielen tatsächlich ein paar Tropfen. Meine treue Freundin rief mich sofort an – „geh schnell raus, es regnet!“ Quarta, schon im Nachthemd, und ich, mit Gummihandschuhen (warum hab ich keine Kittelschürze?) rasten sofort nach draußen, um keinen Tropfen zu versäumen. Wir stellten uns auf die Wiese und freuten uns. Ganze drei Minuten dauerte es, und es waren nur ein paar dicke, staubige Tropfen. Aber ach, wir hoffen auf mehr.  Die rissige, ausgetrocknete Erde, die grau raschelnden Bäume ebenfalls…

Ein Gelöbnis Oktober 27, 2009, 21:55

Posted by Lila in Kibbutz, Kinder, Katzen.
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Primus´ Sanitätskurs ist schon vorbei, heute war der feierliche Abschluß in der Basis Zrifin in Rishon le Zion (im Bahad 10, dem Ausbildungslager des Sanitätsdiensts). Wir saßen mit einer ganzen Menge sehr stolzer Eltern und sahen zu, wie in der warmen Herbst-Abendsonne unsere Söhne und Töchter feierlich einmarschierten. Ich bin ja nicht der militärische Typ, und mich erinnert die schmissige Musik immer an Colonel Hathi und die Dschungelparade. Zu meiner Freude war der Einmarsch zwar keine Dschungelparade, aber auch kein Spektakel wie in China – es wird wohl mehr Zeit mit sinnvolleren Dingen verbracht als haarscharfem Exerzieren.

Es gefiel mir besonders, daß in diesem Kurs Angehörige aller möglichen Abteilungen der Armee zusammen gelernt haben. Sie werden nun alle in ihre Einheiten zurückkehren. Am auffallendsten sind natürlich die Soldaten der Marine, in blendend weißen Uniformen. Den Fallschirmjägern mit ihren roten Baretten schenkten Y. und ich auch ein paar freundliche Blicke – sie tragen auch die rotbraunen Stiefel der Kämpfer. Ansonsten sind sie natürlich olivgrün wie die ganze Infanterie. Die Luftwaffe, inklusive Primus, trug ihre sandfarbene „beste“  Uniform A (die Ausgehuniform – denn die Alltagsuniform ist ebenfalls grün).  So war es ein schönes buntes Bild. Natürlich Mädchen und Jungens, äh, junge Männer und Frauen gemeinsam.

Wir sahen also zu, wie diese gemischte Gruppe sich geduldig mehrere Reden anhörte, wie die Besten unter ihnen ausgezeichnet wurden (50% junge Frauen, obwohl sie im Kurs deutlich weniger waren), und sangen mit ihnen die HaTikva. Dann wurden Nadeln verteilt – Primus hat schon eine ganz hübsche Sammlung davon auf dem Hemd. Heute also ein „Würmchen“, wie die Äskulap-Schlange genannt wird. Die Kursleiter nahmen jeden Teilnehmer in den Arm, jeder kriegte ein paar persönliche Worte mit. Eine sehr herzliche Atmosphäre.

Dann wurde der Eid abgelegt.

 

אני, חייל בחיל הרפואה של צבא ההגנה לישראל
נשבע היום הזה –
להושיט יד עוזרת לכל פצוע ולכל חולה,
אם נקלה ואם נכבד, אם אוהב ואם אויב –
ולכל אדם באשר הוא אדם.

אני נשבע להביא מרפא וצרי לגוף ולנפש,
לשמור סוד, אמונים וכבוד, ולשקול את מעשי
בתבונה, בתושיה, ובאהבת אנוש.
שומר אחי אהיה תמיד – אם בקרב, אם באלונקה
ואם ליד מיטת החולי.

אני נשבע כי על ליבי יהיה חרוט לעד
הדיבר העליון של ההקרבה –
לא להשאיר פצוע בשדה
בזאת אני נשבע!


Ich, Soldat im Sanitätsdienst der Armee zur Verteidigung Israels,

schwöre heute,

daß ich jedem Verletzten und Kranken helfend die Hand geben werde –

ob Gesetzesbrecher oder gesetzestreu, ob Freund oder Feind,

jedem Menschen, da er ein Mensch ist.

Ich schwöre, dem Körper und der Seele Hilfe und Heilung zu bringen,

Geheimnisse zu wahren, treu und ehrenhaft zu sein, und meine Entscheidungen mit Verstand, Klugheit und Menschenliebe zu treffen.

Ich werde immer Hüter meines Bruders sein – auf dem Schlachtfeld, mit der Tragbahre und neben dem Krankenbett.

Ich schwöre, daß in meinem Herzen

das höchste Gebot der Opferbereitschaft fest eingegraben ist –

keinen Verletzten zurückzulassen.

Das schwöre ich!

Dann wurden die vielfarbigen Barette in die Luft geworfen. Hinterher gab es noch jede Menge Umarmungen, Zeugnisse, Sanitätsausweise, Abschiede und formloses Gequassel samt Gruppenphoto.  Jetzt haben wir den Jungen für ein paar Tage zuhause, dann muß er noch einmal nach Rishon, wo er die Ausbildung gemacht hat, und dann wieder zurück zur Luftabwehr.

Mir hat das Gelöbnis gefallen. Es ist ja selbstverständlich, daß Sanitäter ohne Ansehen der Person helfen müssen – und israelische Sanitäter und Ärzte haben das auch immer wieder getan.  Ich gehe davon aus, daß deutsche, amerikanische und syrische Sanitäter und Sanitätsoffiziere denselben Eid schwören – und sich auch daran halten. Wenn jemand den Wortlaut der Gelöbnisse in anderen Sprachen weiß, würde ich mich freuen, wenn er sie in den Kommentaren dazusetzt.  (Ist das hier der amerikanische? dann habe ich mich geirrt und der Teil mit der Hilfe für Feinde und Gesetzesbrecher kommt nicht darin vor.) (Und noch eine Frage: wenn man doch sagt „ich schwöre“, ist es dann nicht eine Vereidigung, also mehr als ein Gelöbnis?)

Sikat_hovesh

אני, חייל בחיל הרפואה של צבא ההגנה לישראל
נשבע היום הזה –
להושיט יד עוזרת לכל פצוע ולכל חולה,
אם נקלה ואם נכבד, אם אוהב ואם אויב –
ולכל אדם באשר הוא אדם.
אני נשבע להביא מרפא וצרי לגוף ולנפש,
לשמור סוד, אמונים וכבוד, ולשקול את מעשי
בתבונה, בתושיה, ובאהבת אנוש.
שומר אחי אהיה תמיד – אם בקרב, אם באלונקה
ואם ליד מיטת החולי.
אני נשבע כי על ליבי יהיה חרוט לעד
הדיבר העליון של ההקרבה –
לא להשאיר פצוע בשדה
בזאת אני נשבע!
 

Was ist schwerer – Oktober 25, 2009, 17:34

Posted by Lila in Persönliches.
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selbst wegfahren, traurige Menschen zurückzulassen und sich am Flughafen noch ein letztes Mal umzudrehen? Oder zurückbleiben und winken, wenn andere fahren, die man am liebsten dauernd um sich hätte?

Ich habe meine Entscheidung nie bereut, mich so weit von meiner Familie und alten Freunden niedergelassen zu haben, aber diese Abschiede nach zu kurzer Zeit für zu lange Zeit, die fallen mir immer schwerer (und leicht waren sie noch nie).  Mir fällt es schwer, ein Glas wegzuräumen, aus dem jemand getrunken hat, den ich nun Monate nicht mehr sehen werde, und ich muß mich dazu zwingen, leicht und flüssig zu sagen, daß meine Gäste schon wieder weg sind.

Zwanzig Jahre Glück Oktober 20, 2009, 8:49

Posted by Lila in Kibbutz, Kinder, Katzen.
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DSCF0001

Danke meinem lieben Mann, daß er es so lange schon mit mir aushält und es auch weiterhin mit mir aushalten will.

(Von außen betrachtet ist nichts nerviger als so ein selbstzufriedenes Ehepaar, aber von innen fühlt es sich wirklich gut an.)

Instant-Bloggen Oktober 18, 2009, 12:20

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Ich bin im Brassel, aber nicht nur deswegen. Manchmal liest man Blogposts und denkt sich: ach wie schön, daß jemand das geschrieben hat! Dann muß ich es nicht selbst tun.

Darum heute nur ein paar Lese-Empfehlungen in Markus´ Blog, besonders für Leute, die in Gesprächen immer wieder auf die alten Mythen und heiligen Kühe stoßen. Die armen Araber, Landraub, Vertreibung, Besatzung, Entweihung der heiligen Stätten des Islam…

Gegen den Mythos, daß die Araber „immer schon“ hier waren, die Juden dagegen landfremde Einwanderer sind: Palästina als Einwanderungsland

Gegen den Mythos, daß Israel das Elend der Palästinenser verschuldet hat und perpetuiert:  die Ägypterin Nonie Darwish zum Flüchtlingsstatus der Palästinenser

Gegen den Mythos, daß Israel sich auf andere verlassen kann: über die Wiederbewaffnung der Hisbollah unter den Augen der UNIFIL

Gegen den Mythos, daß Jerusalem eine arabische Stadt ist, uraltes Heiligtum des Islam, den die Juden den Moslems widerrechtlich und unter Mißachtung aller historischen Tatsachen wegschnappen wollen: über Jerusalem

So, ich kehre zurück in den Vielfrontenkrieg gegen Sandsturm, Hitzewelle, Semesterbeginn und angesammelte Stapel aus der Zeit der Krankheit…

Schamgefühl ist eine Zier… Oktober 18, 2009, 9:55

Posted by Lila in Presseschau.
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… doch es geht auch ohne ihr, zumindest im sogenannten Menschenrechtsrat der UNO.

Sudan ist zwar nicht Mitglied in diesem Rat, darf aber als UNO-Mitglied sich dort äußern, und ein Vertreter des Sudan hat sich in bewegten Worten gegen Israel empört. Die Unmenschlichkeit der Zionisten, die sich über dem Gesetz wähnen! Damit reiht der Sudan sich in eine wunderbare Reihe der Menschenrechts-Verteidiger ein, so wie Syrien, Lybien, Yemen – allesamt Staaten, in denen Todesstrafe und Folter an der Tagesordnung sind.

Es lohnt sich, diese  Zusammenstellung der „scharfen Verurteilungen Israels“  mal anzugucken (ich hab sie hier gefunden).

Keiner der Sprecher scheint das mindeste Problem damit zu haben, daß sie Lügen wiederholen. Ihren obsessiven Gebrauch der Worte holocaust, genocide und concentration camps würde ich glatt als Keule bezeichnen.

Um noch einmal Robert Kemp zu Worte kommen zu lassen:

Und auch die Flüchtlinge aus dem Sudan, die nach Israel strömen, scheinen zu wissen, daß es vielleicht keine ideale Insel der Seligen ist, aber doch ein recht attraktives Ziel. Während der Vertreter ihrer Regierung in Genf zu allgemeiner Zustimmung über Israels Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit schwadroniert, wollen  Tausende Sudanesen dort Zuflucht suchen.  Da die Grenze zwischen Israel und Ägypten an den meisten Stellen eine offene ist (Wüste, man kann sie leider kaum „grüne Grenze“ nennen….), wird Israel dort einen Grenzzaun bauen müssen, denn wir können die Flüchtlingsströme nicht verkraften. (Und bevor Ihr Euch empört: auch die EU läßt nicht alle rein! und die ist größer, reicher und gesicherter als wir).

Nein, Schamgefühl gehört nicht zu den Zierden der Regierungen von Syrien, Yemen, Lybien und Sudan. Trotzdem schaffen sie es, daß ihre wüsten und maßlosen Beschimpfungen ernstgenommen werden. Ja, wenn es im Menschenrechtsrat der UNO gesagt wurde….! dann muß es ja stimmen. Dann muß man ja nicht weiter darüber nachdenken, ob das auch wirklich so ist, oder ob nicht doch gewisse, hm, Interessen in diese Äußerungen miteinfließen…

Manchmal bin ich froh, daß die Philosophen der Aufklärung schon lange tot sind und nicht mehr sehen können, wie sehr sie sich geirrt haben. Sie haben gedacht, man kann Menschen durch Bildung und Zugang zu Informationen und Wissen dazu erziehen, den eigenen kritischen Verstand zu benutzen. Ach, meine Lieben, wäre es mal so.

Bißchen Musick Oktober 17, 2009, 20:38

Posted by Lila in Muzika israelit.
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Ha-yehudim, Ha-yamim shelanu (Unsere Tage) (transliteriert hier, und Übersetzungsversuche in den Kommentaren bei Youtube)

Ivri Lider, Bo (Komm) (Ivris Cover von Ritas hysterischem Lied, oh ich mag Rita überhaupt nicht! – und Ivri hat daraus ein Liebeslied für zwei Männer gemacht. Bilder aus dem Film Yossi and Jagger).

Bet haBubot, Shir be-iparon (Lied mit Bleistift) (auch hier ein Versuch in den Kommentaren, den Text zu übersetzen)

Gieriges WordPress Oktober 17, 2009, 14:42

Posted by Lila in Presseschau.
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hat soeben einen geradezu brillianten, zynischen und vernichtenden Eintrag meinerseits verschluckt. Leider hab ich keine Zeit, noch einmal ähnliche Höhen zu erklimmen 🙂 drum begnüge ich mich mit dem Hinweis auf den Artikel, der meine mickrigen Geisteskräfte solchermaßen beflügelte hat. Er beschäftigt sich mit der Rolle des Internationalen Roten Kreuzes in der Errichtung einer dreifachen Moral: eine normale, für normale Staaten. Eine Narrenfreiheit, für Terroristen. Und eine besonders strenge Moral, in der sogar die Selbstverteidigung verboten ist, für Israel.

Und wenn ihr schon mal dabei seid, lest auch gleich noch die von Lozowick in seiner Gänze veröffentlichte Aussage vor der UNO von Robert Kemp, dem früheren britischen Kommandanten in Afganistan. Er hat den Mut, einmal zu tun, was sonst die meisten westlichen Beobachter wohlweislich vermeiden: er wendet die Standards, die an Israel angelegt werden, auch mal auf andere an. Auf sich selbst zum Beispiel.

Mr. President, based on my knowledge and experience, I can say this: During Operation Cast Lead, the Israeli Defence Forces did more to safeguard the rights of civilians in a combat zone than any other army in the history of warfare.

Israel did so while facing an enemy that deliberately positioned its military capability behind the human shield of the civilian population.

Hamas, like Hizballah, are expert at driving the media agenda. Both will always have people ready to give interviews condemning Israeli forces for war crimes. They are adept at staging and distorting incidents.

The IDF faces a challenge that we British do not have to face to the same extent. It is the automatic, Pavlovian presumption by many in the international media, and international human rights groups, that the IDF are in the wrong, that they are abusing human rights.

Das hat mich beim Lesen fast bis zu Tränen gefreut. Wirklich, ich bin es so gewöhnt, daß vollkommen entfesselt auf jedem Versuch Israels, die bösartigen und jahrelangen und wahllosen Angriffe auf seine Bürger abzuwehren, Kübel von medialem Unrat gekippt werden, daß eine faire Beurteilung mir vorkommt wie ein Himmelsgeschenk. Der Mann weiß, wovon die Rede ist, und er ist nicht besoffen von palästinensischer Haßpropaganda, so daß er die Realitäten sehen kann.

Ich schreibe jetzt mal was hin, was die meisten meiner Leser als Paranoia abtun werden.

Wir befinden uns in einem fortgeschrittenen Stadium der internationalen De-Legimation des Staats Israels. Erinnert Euch in ein paar Jahren daran, daß ich es vorausgesagt habe und Ihr gedacht habt, ich spinne. Es ist eine Kampagne im Gange, letztendlich Israel nicht nur das Recht zur Selbstverteidigung, sondern die Souveränität als Staat abzusprechen.  Anders ist es nicht zu erklären, daß internationale Gremien, Medien und Politiker in Scharen das palästinensische Gespinst von Lügen, Übertreibungen, Halbwahrheiten, Verzerrungen und Hypothesen als Wahrheit akzeptieren, desen Entstehung und Ausschmückung in ihre Lebenszeit fällt – was die Welt vergessen zu haben scheint.

Dahinter steht Methode, es kann nicht anders sein. Jede positive Meldung aus Israel wird unterdrückt, heruntergespielt oder verschwiegen – jede Gelegenheit zur Verleumdung geradezu gierig ergriffen.  Der Grund dafür? Ich glaube nicht an monokausale Erklärungen. Angst vor dem Viertel der Weltbevölkerung, das dem Islam angehört und dem man in vorauseilendem Gehorsam ein Opfer bringen will? Abneigung gegen ein Volk mit Idenitität, Solidarität und Erinnerungsvermögen, das einem vor Augen hält, wie man selbst es jahrhundertelang behandelt hat, und das sich endlich wehrt?  Neid gegen eine Gesellschaft, die selbst an den Rand gedrückt und marginalisiert, verleumdet und tödlich bedroht, jede Woche die Welt mit neuen medizinischen, wissenschaftlichen oder technologischen Erfindungen beglückt, eine lebendige kulturelle Szene hat und das, wenn man es von der FIFA-Gruppe Nahost ausschließt, sich unverdrossen alle vier Jahre von europäischen Teams deklassieren läßt? Uralte Vorurteile gegen Jesusleugner, Christusmörder, Kindermörder zum Zwecke der Mazzen-Erzeugung?

Sucht euch was aus. Aber erinnert euch an meine Voraussage, wenn das erste Mal in der UNO der Antrag gestellt wird, die Staatsgründung Israels zu widerrufen. Es kann noch ein paar Jahre dauern, aber ich ahne nichts Gutes.  Okay, okay, ich laß mein Chakra reinigen, trinke Lavendeltee und lerne Autogenes Training, wenn Ihr darauf besteht – aber es gibt auch Paranoide, denen man tatsächlich ans Leben will.

Eine Meldung, ein Kommentar Oktober 15, 2009, 19:02

Posted by Lila in Presseschau.
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Wie nicht anders zu erwarten, unterstützt der Menschenrechts-Rat der UNO den Goldstone-Bericht.

Israel’s ambassador to the UN in Geneva, Aharon Leshno Yaar, said the Human Rights Council resolution, drafted by the Palestinians with Egypt, Nigeria, Pakistan and Tunisia, on behalf of non-aligned, African, Islamic and Arab nations, threatened to „set back hopes for peace“.

Wie kann das sein? Wie kann etwas, das so bekannte Vorreiter von Demokratie und Menschenrechten vertreten, dem Frieden schaden, diesem vielbeschworenen Frieden?

Warum die vollkommen einseitige und hysterische Hetzjagd auf Israel dem Frieden schadet, wird dann hier erläutert.

Back in 2005, Prime Minister Sharon assured Israelis it was OK to withdraw from Gaza because if Hamas tried to make it into a launching pad for terrorist attacks, the IDF would respond decisively with the support of a sympathetic international community. But now – after ruthless Monday morning quarterbacking by the UN of Israel’s self-defense in Gaza – what sane Israeli government would cede the West Bank?

No democratically-elected Israeli leader could afford to be blamed for opening Israel to more terror even as it would suffer another round of condemnations as “an occupying power” by the next Judge Goldstone. Jerusalem has enough threats to deal with without worrying that its political and military leaders will face arrest and trial by the International Criminal Court in the Hague if they dare respond to attacks against Tel Aviv and Haifa – not from Gaza – but from Ramallah and Jenin.

Leider vollkommen richtig. Wie oft habe ich den Beschuß vom Gazastreifen erwähnt? Ich linke nochmal zurück zu meiner Zusammenfassung vom Januar – nur ein Zitat vom Dezember 2008:

Eine militärische Reaktion könnte eskalieren, und einen weiteren Krieg gegen eine Terrororganisation hat uns gerade noch gefehlt. Die Palästinenser legen uns das natürlich als Schwäche aus und provozieren, bis sie uns soweit haben, daß die Armee einmarschiert. Dann werden wir wieder die Proteste in der UNO hören, wie menschenverachtend die Politik Israels ist.

Ja, genauso ist es gekommen. An große Proteste in der UNO oder der westlichen Welt in der Zeit der Terroranschläge, als wir täglich Menschen begraben haben, erinnere ich mich nicht. Denn es gab sie nicht. Terror ist wohl das Menschenrecht der Palästinenser, Gegenwehr Israels dagegen eine brutale Verletzung dieses Menschenrechts. Dabei garantiert die UNO in ihrer Charta das Recht auf Selbstverteidigung.

What goes around comes around. This year, it may be Jerusalem that’s the target of international kangaroo courts designed to strip it of the inalienable right to “the individual and collective inherent right of self-defense” guaranteed to every member state by Article 51 of the UN Charter: a minor detail to seems to have slipped Judge Goldstone’s mind.

Den Briten, Deutschen, Amerikanern, Franzosen und anderen NATO-Mitgliedern würde ich mal einen Goldstone wünschen, der ihnen so genau auf die Finger guckt… es ist ja so leicht, uns zu verurteilen, die von aggressiven, blutrünstigen Extremisten pausenlos angegriffen werden. Wir wenden einen großen Teil unseres nationalen Wohlstands und unserer Lebenszeit und -energie für die Verteidigung des Ländchens auf, das von allen Seiten, aber wirklich von allen Seiten angegriffen und in Frage gestellt wird.

Und es ist der Mechanismus wie beim Mobben auf dem Schulhof: immer mehr Zuschauer schließen sich dem Mobber an, werden selbst zu Mobbern. Die Türkei ist so jemand – zur Türkei schreibe ich noch mal extra, aber die immer stärkere Isolierung und Verdammung Israels und das Mantra der „Räumung der Siedlungen“ gehören zusammen, gehören zu einer Strategie, Israels Existenz unmöglich zu machen.

So gern wir die Gebiete räumen würden (wofür es in Israel, ich wiederhole mich zum x-ten Mal, seit Jahren eine Mehrheit gibt), wir können nicht, solange der palästinensische Terror von der Welt sanktioniert und abgesegnet wird wie von Goldstone und der UNO.

Ich hätte nie gedacht, daß es mal so weit kommen würde, daß uns wirklich kein Ausweg mehr bleibt, keine Vision für die Zukunft. Wie sollen wir aus diesem Kreislauf ausbrechen?

Secundus´ Abschlußarbeit Oktober 15, 2009, 16:43

Posted by Lila in Kibbutz, Kinder, Katzen, Land und Leute.
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Einer von Secundus´ Leistungskursen ist ja Video und Film, sowohl theoretisch als auch praktisch. Er arbeitet jetzt an seinem praktischen Abschlußprojekt und hat sich als Thema den internationalen Flughafen Megiddo gewählt. Flughafen Megiddo? Niemand kennt ihn? Nein, noch nicht, denn er ist noch nicht gebaut. Bisher existiert nur ein kleines Flugfeld, das niemand mehr nutzt. Aber Pläne, die gibt es.

Seit der Bewilligung des Baus eines neuen internationalen Flughafens tobt ein erbitterter Streit darum.  Mitten in diese landwirtschaftlich geprägte Gegend einen Flughaften zu klotzen – nachdem gerade der wahnsinnig Neubau von Ben Gurion in Betrieb genommen wurde, mit jahrelanger Verspätung und dem Argument, daß nun alle Bedürfnisse der Luftfahrt erfüllt sind – wirklich eine unverständliche Entscheidung. Dagegen wäre es mal an der Zeit, die Eisenbahnlinien innerhalb von Israel weiter auszubauen, oder überhaupt was für den öffentlichen Transport zu tun – das wäre doch mal ein Projekt für einen Verkehrsminister, eine Straßenbahn in Tel Aviv oder Haifa oder Jerusalem.

Ich bin etwas in Sorge um unsere Gegend, die früher mal am Ende der Welt lag, nur erreichbar über eine schmale, rumpelige Straße. Inzwischen ist Eliakim zu einer Riesen-Kreuzung ausgebaut, Yokneam zu einer Hi-Tech-Stadt voll neuer Stadtviertel geworden,und  gar nicht weit von uns entfernt (Gott sei Dank nicht zu hören) die Straße Nr. 6 (eine Maut-Autobahn), die nur durch den Einsatz hiesiger Umweltgruppen halbwegs vertretbar gebaut wurde – immerhin ist hier Biosphärengebiet.

Israel ist sowieso schon so überfüllt, daß unzählbar viele unwiederbringliche Gebiete unter hastig geplanten und schlampig ausgeführten Projekten verschwunden sind. Straßen, gigantische Kreuzungen, noch gigantischere Einkaufszentren, gesichtslose Kaninchenstall-Wohnsiedlungen – einfach irgendwo reingesetzt. Das Land beraubt sich seiner Naturschönheiten – für ein Land, das unter andrem auch auf Tourismus setzt, keine Erfolgsstrategie. Kann man nicht EINmal aus den Fehlern lernen, die andere Länder in den 60er und 70er Jahren gemacht haben?

megiddo and jezreel valley

Das Jezreel-Tal: unten rechts Kibbuz Megiddo mit den Ausgrabungen (heller Hügel), gegenüber von r. nach l.: Nazareth, der Berg Tabor, Afula mit dem  Givat Moreh. Von rechts die schnurgerade „Lineal-Straße“ (kvish ha-sargel) von Hadera nach Afula („wie findet man Afula?“ „es ist das Loch am Ende des Lineals“). Die Straße, die das Bild von links nach rechts durchschneidet, führt weiter nach Jenin.

Ich bin also, wie nicht anders zu erwarten,  dagegen, Secundus dagegen findet die Idee eigentlich sehr cool, einen internationalen Flughafen ein paar Minuten von zuhause zu haben. Er will für seinen Film Leute interviewen, die dafür oder dagegen sind, und mehr über den ganzen Plan herausfinden. Es war also ein Glücksfall für ihn, daß heute eine Demo stattfand.

Verkehrsminister Katz weiht heute eine neue Umgehungsstraße um Afula ein, und ganz in der Nähe des festlichen Ereignisses war die Demonstration angesagt. Viele Leute kamen wohl nicht, aber Secundus konnte eine Menge von ihnen interviewen, und sie hatten ganz gute Gründe gegen den Flughafenbau. Dann kamen der Minister und der Knesset-Abgeordnete Aflalo, und Secundus wollte ganz nah an sie dran. Er sah einen hochrangigen Polizeioffizier aus unserem Kibbuz, der die Sicherheitskräfte leitete, und rief ihm zu:  hey, Giora! Und Giora erkannte ihn, winkte ihn durch, ließ ihn ganz vorn an die Rednerbühne und hinterher an die Begleitgruppe der Politiker dran. Secundus konnte jetzt auch die ganze Demo „von gegenüber“ filmen und er meint zufrieden, daß er ein paar gute Bilder bekommen hat.

Der Kampf gegen denFlughafen jedenfalls geht weiter. Jetzt sagt mir mal ehrlich – wer würde schon gern in Armageddon landen?

armageddon

Quarta Oktober 13, 2009, 17:35

Posted by Lila in Kibbutz, Kinder, Katzen.
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Heute mittag klingelt das Telephon. Als ich abhebe, sagt die Sekretärin der Grundschule in einem Atemzug „Simchanichterschrecken“. Das macht Simcha immer so, weil sie weiß, welche Filme in mütterlichen Köpfen ablaufen, wenn sie mitten am Tag anruft. Ich erschrecke also folgsam, denn wenn sie mich beruhigen will, ist bestimmt was Beunruhigendes geschehen.

Quarta hat im Sportunterricht einen Ball ungeschickt angenommen, ihr kleiner Finger der linken Hand (ihrer Schreibhand) ist umgeknickt, geschwollen und tut sehr weh. Simcha hat sie gleich mit Eis gekühlt und den Arm mit einem Dreieckstuch ruhiggestellt. Sie fährt mit dem Bus der Erstkläßler, der ein paar Minuten später losfährt, in den Kibbuz, wo die Krankenschwester und ich schon auf sie warten. Wie durch ein Wunder ist Y. ganz in der Nähe und kommt gerade in die Klinik des Kibbuz, als die Krankenschwester die Überweisung ausfüllt – Lin in Haifa, Notaufnahme Unfälle, Röntgen, Gips.

Es ist immer wieder erstaunlich, wie schnell sich  die Laune von „jämmerlich und schmerzverzerrt“ zu „hochwichtig und gipsgeschmückt“ steigert. Schade, in die Schule muß sie trotzdem – aber immerhin können dann alle Kinder ihren Namen auf den Gips krakeln.

Und für die gute, stets freundliche Simcha werde ich mal ein schönes, langes Türschild basteln. Simchanichterschrecken.

Das Lied vom buckligen Männlein Oktober 12, 2009, 1:40

Posted by Lila in Kibbutz, Kinder, Katzen.
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Will ich auf mein Sofa gehn,

eine Decke häkeln –

liegt ein bucklig Männlein da,

tut sich schon drauf räkeln.

blanket

Will ich an mein Nähzeug gehn,

will ein bißchen nähen –

liegt ein bucklig Männlein da,

läßt mich nicht dran gehen.

crochet

Will ich in mein Badzimmer gehn,

waschen mich am Becken,

liegt ein bucklig Männlein da,

fängt an, sich zu lecken.

bad

Will ich in die Küche gehen,

Schränke neu sortieren,

sitzt ein bucklig Männlein da

fest auf allen Vieren.

DSCF0006

Will ich an den Wäschekorb,

Socken zu rauszufischen,

liegt ein bucklig Männlein da

und fängt an zu zischen.

basket

Will ich an meine Bücher gehen,

will ein bißchen lesen –

springt ein bucklig Männlein vor

wie ein wilder Besen.

books

Will ich auf mein Klöchen gehn,

brauch ich etwas Frieden –

kommt ein bucklig Männlein nach,

will Verstecken spielen.

klo

Will ich an mein Bügelbrett,

Handtücher zu  falten –

liegen zwei bucklig Männlein dort,

mich davon abzuhalten.

laundry

Will ich an die Mikrowelle,

Schnitzel aufzuwärmen,

liegt ein bucklig Männlein da,

tut für Schnitzel schwärmen.

micro

Will ich in mein Bettchen gehen

verdienter  Ruhe pflegen,

liegt ein bucklig Männlein da,

ohne sich zu regen.

bett

„Liebe Menschen, ach ich bitt,

störet meine Ruhe nit.“

(„Und bringt auch etwas Kotelett mit,

das Trockenfutter schmeckt wie Kitt“).

Pröbchen aufs Exempelchen Oktober 12, 2009, 1:00

Posted by Lila in Presseschau.
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Spaßeshalber fragen wir doch mal unseren Sitznachbarn, wer eigentlich die Zweistaatenlösung Israel-Palästina seit Jahrzehnten verhindert.

Nun, was hat der Sitznachbar gesagt? Kleiner Hinweis: mit I fängt´s an, mit -ael hört´s auf, aber mehr wird nicht verraten.

Und nun ein paar Zitate, wahllos herausgegriffen. Wer sie richtig zuordnen kann, kriegt einen Lolly von mir, wenn er das nächste Mal (oder zum ersten Mal) hier ist.

Spiegel Online, 11.10.2009:

„[Unser Staat] reicht vom Mittelmeer bis zum Jordan. Eine Zwei-Staaten-Lösung werden wir niemals akzeptieren. Das ist unser Land.“

Ynet, 11.10.2009:

„We must say: [our state stretches] from the sea to the river, from the west to the occupied east.“

Haaretz, November 2008:

„If God forbid, we procrastinate, we could lose support for a two-state solution.“

ABC News, Juni 2009:

„In my vision of peace, in this small land of ours, two peoples live freely, side-by-side, in amity and mutual respect, each with its own flag and national anthem.“

Arab News, September 2009:

„[The two-state solution] stabilizes the Israeli occupation and lures more Arab countries into normalizing relations with Israel.”

So schwer war das doch nicht, oder?  (Natürlich gibt es von beiden Seiten auch Gegenzitate – aber es ist doch interessant, wie sich in der allgemeinen Wahrnehmung Israel als Hauptgegner der Zweistaatenlösung festgesetzt hat.)

Proppenvoll Oktober 10, 2009, 21:35

Posted by Lila in Kibbutz, Kinder, Katzen.
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war dieser Tag, vom Morgen bis jetzt.

Gegen elf Uhr schlugen hier die ersten alten Freunde auf, die mit uns die Stühle und Tische aufstellten, den Catering-Brüdern den Platz anwiesen und für Schatten sorgten – es ist hier nämlich tagsüber nach wie vor gräßlich heiß. Ich höre es so gern, wenn sie Y. bei seinem Kindernamen rufen, das tut sonst niemand, nur die Freunde aus der Gruppe, und auch von denen nicht alle. Wir waren gerade so richtig schön in Schweiß gebadet, als die ersten Gäste ankamen, darunter auch die Tochter der Familie, die früher in unserer Wohnung gewohnt haben. Sie wollte ihren Kindern unbedingt zeigen, wo Oma und Opa früher gewohnt haben (sie selbst hat ja im Kinderhaus gewohnt, mit Y. und den anderen), und ich war froh, daß alles sauber und ordentlich war, denn sie haben tatsächlich in alle Ecken geguckt….

Ich habe die ganze Zeit photographiert, und Yiftach meinte: hast du auch genügend Bilder gemacht? – Ja! – Bist du sicher? – JA! -Aber wirklich viele Bilder? -JA!!!! Ich hab den Link schon an alle geschickt, die Bilder sind nicht richtig gut geworden, aber es war hektisch, ein einziges Kommen und Gehen, und ich mußte ja auch noch Aloe-Vera-Gel für den kleinen Jungen holen, der von einer fiesen Wespe ins Ohr gestochen wurde, und Schleich-Tiere für die Jüngsten, und zwei kleine Mädchen aufs Klo begleiten, und mit allen Small talk machen.

Zwischendurch kam Y.s Vater, dessen Gruppentreffen ganz in unserer Nähe stattfand. Y. zog ihn zu einem der Freunde und sagte: na, Abba, kennst du den noch? der war nur bis zum Alter von vier Jahren bei uns!, und mein Schwiegervater sagte sofort: aber klar, das ist der Sohn des Arzts Hornberg, das war immer der Netteste von euch! Und der Sohn des Arzts war ganz berührt davon, daß ihn aus so früher Zeit noch jemand erkennt – er selbst erkannte nämlich kaum noch jemanden.

Eshchar heute

Dann gab es Essen, Bilder wurden angeguckt, Geschichten und Erinnerungen ausgetauscht….ein paar Leute hatten alte Alben mitgebracht.

Eshchar einst

Ach, es war schön, aber dann fingen die Straßenfeste und Basare an, und einige mußten auch zu anderen Gruppen gehen, von ihren Eltern oder Geschwistern, oder wo sie gute Freunde hatten, und zu uns kam Y.s Schwester mit ihren Mädchen, und schon verlief sich alles. Die Catering-Brüder (zwei Araber aus Furudis) packten ihre Sachen ein, wir halfen, und schon war es Zeit, in der Ausstellung Wache zu schieben.

Ich hatte die abgelegenste Galerie von allen, eine Reihe uralter Häuschen, in denen drei nebeneinanderliegende Zimmer als Ausstellungsräume genutzt wurden. Alte Dokumente, darunter der Kaufvertrag für Grund und Boden, und viele alte Bilder, auch von Y.s Großeltern. Besonders schön waren die alten Photos von den Familien der Kibbuzgründer, der vatikim, teilweise noch aus ihren Kinderzeiten in Deutschland oder Rumänien. Ich hatte eine Häkelarbeit dabei und saß in Ruhe vor dem Häuschen. Nicht viele Leute kamen, aber ein paar gute Freunde, und ich konnte nach Luft schnappen.

Als eine Familie „von draußen“ kam, dachte ich mir: na, der sieht dem Moshe aber ähnlich – und wenn es Moshes Bruder ist, dann wird er da drin eine Überraschung erleben! Und tatsächlich, kaum waren sie in den Raum getreten, quietschten alle drei jungen Mädchen der Familie gleichzeitig: der Opa! der Opa! und ich wußte auf meinem Stühlchen vor der Tür, daß die Familie jetzt ein unerwartetes Wiedersehen mit dem jüngst verstorbenen Opa bzw Uropa feiert. Ich hatte eine richtige Gänsehaut, als ich hörte, wie sie immer leiser wurden: oh, guckt mal, der Opa, was war der für ein hübscher Bursche – das muß noch in Europa gewesen sein – und hier ist noch ein Bild, bei der Jüdischen Brigade! und eins mit der Oma! oh, kommt mal her!

Es dauerte eine Weile, bis sie rauskamen, mit ganz bewegten Gesichtern. Sie bedankten sich bei mir. Sie wissen nicht, wie sehr ich diese Großeltern gemocht habe. Sie waren so nette freundliche Menschen, daß Primus, der ja überhaupt alte Menschen sehr gern mag, sie zu seiner Bar Mitzva eingeladen hatte, worüber sie sich unheimlich gefreut haben. Sie haben Primus damals gefragt: aber Junge, wieso lädtst du uns denn ein, uns alte Leute?, und Primus hat ihnen gesagt: meine Eltern haben gesagt, ich soll einladen, wen ich nett finde, und ich finde euch so nett! Das haben sie nie vergessen.

Sie sind neulich erst, kurz hintereinander, verstorben. Ich war innerlich so froh, daß der Kibbuz all diese wunderbaren Menschen so ehrt. Als meine Zeit als Wache vorbei war, bin ich mit Y. lange durch die anderen Ausstellungen geschlendert, sowohl Künstler als auch alte Bilder aus dem Archiv! Und überall waren Leute, und alle kannten Y., und ich kannte auch ziemlich viele. Es war so seltsam, aus unserem normalen Aquarium mal rauszukommen und Menschen wiederzusehen, die seit 20, 30 oder auch 40 Jahren nicht mehr im Kibbuz waren. Ein paar Begegnungen waren sehr intensiv, so kurz sie waren.

Und die Bilder, die Bilder! Hoffentlich werden sie mal digitalisiert, es ist ein Schatz, der im Archiv schlummert. Die Gegend: nur Steine, trockene Erde. Die Schule: ein einziges Gebäude, ansonsten nur Wüste, und die Schüler schleppen Steine, pflanzen Bäume und bewässern sparsam. Mein Schwiegervater meint, er hat mehr gearbeitet als gelernt, er war in der ersten Gruppe, die dort gelernt hat. Auf allen Bilder tragen alle Shorts und Arbeitsklamotten und Tembel-Hüte. Die Frauen kochen in großen Töpfen, die Männer tragen weiße Russenkittel und Sandalen, die Metaplot (Kindergärtnerinnen und Betreuerinnen) tragen weiße Schürzen und ein energisches Lächeln, und alle sind braungebrannt.

Und kaum hatten wir verschnauft von den Begegnungen und Bildern, ging es weiter mit Sarale Sharon. Sie ist ja auch Kibbuznikit, und da sie die Königin des Sing-alongs ist und auch viele aus unserem Kibbuz kennt, war sie wohl die beste Kandidatin, den Abend zu leiten – obwohl sie meiner Meinung nach überhaupt nicht mehr singen kann, falls sie es je konnte (sie ist ja sogar mal für Israel zur Eurovision geflogen und hat einen letzten oder zweitletzten Platz rausgeholt… ei ei ei).  Der Abend stand unter dem Motto: Kindergarten-Feier. Unter Gesang und anfeuernden Rufen lud Sarale der Reihe nach jeweils fünf bis sechs Jahrgangs-Gruppen auf die Bühne.

Dort wurden dann Reden verlesen, Lieder gesungen und die erste Gruppe des Kibbuz, Zamir, mußte Hora tanzen. Was sie auch tadellos taten. Meine Kinder sahen mit ungläubigem Entzücken ihren würdigen Großvater die Arme und Beine schwingen, in guter Haltung. Dabei sang er lauthals und legte den Arm um seine liebste Freundin seit Kinderzeiten.

Die Gruppen der Aliyat-ha-Noar wurden auch gerufen, dabei war dann meine Schwiegermutter. Meine Töchter flüsterten: Mama, die Oma sieht am süßesten aus von allen!, und das stimmte auch. Irgendwann war dann Y.s Tante dran (die andere Tante ist leider wieder in den USA und verpaßt dieses Spektakel – was sie bestimmt nicht bedauert) – sie hatte denselben genierten Ausdruck wie Y. nach ihr, und etwas später Y.s kleiner Bruder. Ach, sie stehen so ungern im Rampenlicht!

Die jüngsten Gruppen kletterten mit ihren Babies in Tragetüchern und Kleinkindern an der Hand auf die Bühne. Einer der jüngeren Väter hielt eine besonders schöne Rede – wenn es die in der Kibbuz-Zeitung mal gedruckt gibt, übersetze ich Auszüge davon. Er war witzig und traf auf den Punkt, was man am Kibbuz lieben kann (und er war so taktvoll, nicht zu erwähnen, was man weniger lieben kann).

Dann wurden Lehrer, Sportler, Bauern und Künstler auf die Bühne gerufen. Die Bauern sagen am schönsten – alles lauter kräftige Bässe, sie singen ja oft bei Festen. Diesmal wurde auf die ehemaligen Volunteers verzichtet – wir sind ja auch eine ziemlich große Gruppe, hätten uns wohl mal in Erinnerung bringen können, die mythologischen „Frauen von draußen“ (und auch ein paar Männer!)…

Zum Schluß wurde noch mit Dudu gesungen, den wir alle kennen und der hier viele Konzerte gibt. Dudu sang mit uns zwei Lieder.  Danksagungen, Danksagungen und viel Applaus. Dann gingen wir nach Hause. Secundus bleibt noch und hilft beim Aufräumen, er ist noch nicht zurück. Doch obwohl der Abend schon vorbei war, hörten wir Sarale weitersingen – ich glaube, wenn man sie nicht fesselt und knebelt, singt sie weiter, denn sie kennt jedes hebräische Lied, das je geschrieben wurde, und ihr fällt immer noch eins ein… Tertia kicherte den ganzen Heimweg, wenn immer noch und noch ein Lied erklang.

Und jetzt ist der Abend vorbei, der Tag vorbei, und das Geburtstags-Jahr ist auch vorbei. Jetzt ist wohl ein paar Jahre wieder Ruhe, bis der nächste runde Geburtstag ansteht. Immerhin, 70 Jahre Kibbuz ist nicht schlecht. 20 davon sind auch meine, und ich bin froh darum.

Festlichkeiten zum 70. Oktober 9, 2009, 14:49

Posted by Lila in Kibbutz, Kinder, Katzen.
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Der Kibbuz feiert weiter. Gestern nacht war ein Volkstanz-Festival, ganz im Stil der weithin gerühmten Festivals von früher. Ältere Israelis sagen immer noch, wenn sie den Namen unseres Kibbuz hören: ach, da wo getanzt wird?, obwohl das große Festival ja längst nach Karmiel umgezogen ist. Aber gestern nacht wurde in der Sporthalle bis vier Uhr morgens getanzt. Y. hatte Dienst am Tor, Secundus war als Parkplatz-Anweiser angeheuert. Und ich hörte die Musik und die anfeuernden Rufe sehr deutlich. Quarta und ihre Oma sind auch hingegangen, gucken, ich war wieder mal erst zu beschäftigt, und dann zu müde.

Aber morgen gibt´s keine Ausreden, morgen sind wir Gastgeber bei der großen Versammlung aller Jahrgänge. Seit einem halben Jahr wird dieses Treffen aller Ehemaligen, die je in unserem Kibbuz geboren und aufgewachsen sind, fieberhaft vorbereitet. Jeder Jahrgang hat einen Verantwortlichen, was Y. mit Mühe und Not von sich schieben konnte – er ist nur Helferlein, und verantwortlich für seinen Jahrgang ist einer, der hier im Kibbuz arbeitet und besser erreichbar ist. Mein Schwiegervater gehört zur ältesten Gruppe des Kibbuz (Zamir) und organisiert das Treffen seiner Gruppe – da die sich regelmäßig treffen und auch weniger Leute sind, ist das nicht so schwierig.

Von Y.s Gruppe dagegen, Eshchar, die noch fast vollständig hier lebte, als ich kam, ist außer uns niemand mehr im Kibbuz. Manche leben in den USA, viele im Großraum Tel Aviv, eine in den besetzten Gebieten (genau auf der Grenze), ein paar im Norden oder Süden, einige auch in anderen Kibbuzim…. und ich habe manche von ihnen zehn oder zwanzig Jahre nicht gesehenm, und manche noch nie. Y. aber ist mit ihnen aufgewachsen und da er sich mit allen gut verstanden hat, freut er sich auf das Wiedersehen.

Ich erinnere mich noch an die Jahre, als die meisten Eshchar-Mitglieder noch hier lebten, und jeden Freitagabend alle automatisch zu Shachar, dem Gastfreundlichen strömten. Bei Shachar auf der Wiese haben Y. und ich uns auch kennengelernt. Er hatte eine gemütliche Ecke, wo alle zusammensaßen, Sonnenblumenkerne knackten und sich unterhielten. Mit der Zeit kamen Partner dazu, dann Kinder, und die Treffen hörten auf. Shachars Frau ist besonders nett, und ich freue mich sehr darauf, sie wiederzusehen.

Was mir auffiel: Shachars Frau fand es viel schwerer als ich, sich hier einzuleben, denn sie kommt aus einem anderen Kibbuz und konnte sich einfach nicht daran gewöhnen, daß hier die Dinge anders gehandhabt werden als bei ihr zuhause. Sie war hier so unglücklich, daß sie und Shachar nach einem Jahr in ihren Heimatkibbuz zogen, wo sie seither leben – leider zu weit weg, um einfach mal so hinzufahren. Shachar findet aber, daß in ihrem Kibbuz die Dinge falsch angefaßt werden, und hat lange gebraucht, um sich dort wohlzufühlen. Ja, manchmal ist es schwieriger, über eine kleine Schwelle von Unterschieden zu springen als über einen Abgrund. Da springt man drüber, wie ich es getan habe, und hat keine Wahl – wenn man sicher gelandet ist, lebt man sich ein.

Shachar war als Kind wohl ein ziemlicher Pechvogel, und eine Frau namens Sima hat mir mal erzählt, daß sie die Gruppe im Kindergarten betreut hat. Shachar fiel von einem Klettergerüst, wieder aufs Gesicht, und eines der Mädchen rannte zu Sima und schrie: Shachar ist tot! Shachar ist tot! Ein Moment des eisigen Schrecks, bis Shachar sein blutiges Gesicht hob und murmelte: alles in Ordnung… Wir haben Bilder von Y. und Shachar im Babyhaus, zusammen auf der Matte spielend.

Wir haben den größten Garten, na ja, sagen wir: das größte trockene Stück Wiese mit Garten-Potential, und deswegen werden dort Tische und Stühle aufgestellt, und das Buffet aufgebaut, und unsere Toiletten stehen zur allgemeinen Verfügung. Und in den letzten Tagen rufen hier mehr und mehr Leute an, auch welche, die ich gar nicht kenne. „Hallo, ich bin Or, und ich war mit Y. in einer Gruppe“ – wie Y. mir hinterher erklärt, nur von Babyhaus bis zum ersten Schuljahr, aber unterschiedlos sind alle eingeladen, die je zur Gruppe Eshchar gehört haben.

Im ganzen Kibbuz wird also Remmidemmi sein. Seit Monaten gibt es andauernd Konzerte mit Sängern und Musikern, die hier geboren sind (am bekanntesten Mika Karni), Straßenfeste, Workshops, Ausstellungen, Basare…. der reine Wahnsinn. Wo der alte Feigenbaum stand, ist jetzt ein Gärtchen zur Erinnerung an den ersten Baum des Kibbuz angelegt worden. Morgen abend, nachdem alle Jahrgänge sich getroffen haben, alle Galerien abgegrast sind und der Basar abgeräumt, kommt dann Sarah´le Sharon (die schon öfter hier war) und bewegt uns alle zum Mitsingen.  Der Kibbuz feiert sich selbst – die Ehemaligen und die Mitglieder, alle zusammen. Wird ganz schön voll hier.

Im Krankenhaus Afula, mitten in der Nacht Oktober 8, 2009, 16:57

Posted by Lila in Presseschau.
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Eine 61jährige Araberin wird wegen Schmerzen im Brustbereich von ihrer Tochter in die Ambulanz des Krankenhauses Afula gebracht. Niemand kümmert sich um die beiden, so daß die Tochter schließlich zum Ärztezimmer geht. Ein Arzt sagt zu ihr, „Nachname Arafat? Ich hoffe, Sie sind keine Verwandten“. Die Frau erklärt ihm, daß sie keine Verwandten von Yassir Arafat sind, und bittet ihn, sich um ihre Mutter zu kümmern. Doch der Arzt insistiert. „Mit dem Namen Arafat habe ich ein Problem“. Schließlich übernimmt eine andere Ärztin den Fall.

Ist es gerechtfertigt, sich über so einen Fall zu ärgern, oder ist es eine Lappalie? Dürfen Ärzte sowas? Was soll das Krankenhaus mit dem Arzt anfangen? Er selbst behauptet, daß er nur einen zynischen Witz gemacht hat, aber Tatsache: er hat die Frau nicht behandelt, und solange sie zu seinen Patienten gehörte, blieb sie unbehandelt. Und warum mußte die Tochter überhaupt versichern, nicht mit dem anstößigen Namensvetter verwandt zu sein?

Es ist eigentlich gar nicht typisch für das Krankenhaus Afula, das Terroristen behandelt hat, die in ihren eigenen Anschlägen verletzt wurden. In Afula werden auch immer wieder Kranke aus dem nahen Jenin behandelt. In Afula arbeiten Juden und Nichtjuden zusammen, wie in allen israelischen Krankenhäusern, und sie behandeln Juden und Nichtjuden ohne Ansehen der Person. Es is also wirklich verwunderlich und untypisch.

Übrigens: beeinflußt es Eure Wahrnehmung des Falls beim Lesen, ob es nun ein jüdischer Arzt ist, der eine Frau Arafat nicht behandeln will, oder, wie es wirklich war, ein arabischer Arzt, der eine Frau Kahane an seine Kollegin abgab?