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Mir ist alles egal, Oktober 25, 2012, 19:17

Posted by Lila in Persönliches.
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total egal, denn jetzt geht es los. Ha, eigentlich ging es schon letzte Nacht los.

Ich wurde wach, weil ein irrsinniger Regen auf unser Terrassendach trommelte, direkt unter unserem Schlafzimmerfenster. Ich schlafe ja immer direkt unter den Sternen, damit sie mich troesten, wenn ich nicht schlafen kann. Und dann der klaeffende Hund der Nachbarn (interessant: er klaefft immer wuff6, wuff3, wuff6, wuff3… die ganze Nacht durch… wenn er sich mal vertut, werd ich nervoes und klaeffe leise Korrektur). Ja, und die Haehne von unserem Nachbarn, der interessanterweise Moshe heisst, wie der Onkel Moshe des Lieds (Onkel Joerg bzw Old MacDonald, der heisst auf hebraeisch dod Moshe…)

Aber Regen. So ein wilder, entfesselter Regen. Ich wurde nass davon, mit kaltem Wasser bestaeubt, das war herrlich. Dann ging ich durchs ganze Haus, Katzen einsammeln, Fenster schliessen, Quarta warm zudecken. Und war gluecklich.

Als Quarta aufwachte, war sie aufgeregt. Mama, wir koennen das Meer wieder sehen! Ja, es war ja monatelang hinter einem Staubschleier verborgen. Und echte Wolken! Scharf begrenzte, echte Wolken.

Nachmittags kam dann der naechste Schub. Und der bisher staerkste Regen – jetzt. Ich weiss, ihr denkt, ich spinne, jedes Jahr in Eksatse zu geraten, wenn der yore kommt, der erste Regen. Aber wenn ihr hoeren konntet, wie die graue, vertrocknete, rissige Erde geradezu aufseufzt, wie die Kraeuter duften, und wie schon in wenigen Tagen der erste gruene Schimmer unseren Garten verwandeln wird… dann wuerdet ihr es schon verstehen.

Ich bin jedenfalls richtig aufgeregt. Heute nachmittag bin ich rausgelaufen und habe die Haengematte gerettet und ein paar Kuebel aus den Wasserfaellen gerettet, die vom Vordach kommen – dabei bin ich patschnass geworden. Und habe mich lebendig gefuehlt wie schon ewig nicht mehr.

Jetzt fangen die guten Monate an. Hoffentlich geht es bis Maerz so weiter, meinetwegen bis April. Die letzten Winter waren gut, der letzte besonders. Wir brauchen den Regen. Und ich geniesse ihn auch.

Ich bin nicht die einzige. Ich staune ja immer, wie in der israelischen Wettervorhersage der Regen „verheissen“, „versprochen“ oder „in Aussicht gestellt“ wird – statt „angedroht“, „bedauernd angekuendigt“ oder „resigniert festgestellt“. Sonnentage, 35 Grad im Schatten, Wuestenwinde, Sandstuerme – nichts Besonderes. Aber soll es tatsaechlich uebermorgen wechselnd sein, mit Aussicht auf Schauer im Norden und an der Kueste? Wir geraten in Aufregung und stellen uns vor, wie es sich in Laendern lebt, in denen man ueber Regen stoehnt. Ja Wahnsinn. Es soll sogar Leute geben, denen Schnee irgendwann zum Hals raushaengt….

So, ich geh noch ein bisschen Regen gucken und riechen.

Ah, ich hab mich schon gefragt… Oktober 25, 2012, 18:32

Posted by Lila in Presseschau, Uncategorized.
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… wann das in den deutschen Medien diskutiert wird, ich werde noch mehr Artikel suchen, aber SPon ist in diesem Falle ein guter Anfang. Sydows Artikel ist fair und ich teile seine Einschaetzung.

Es gehört zur israelischen Strategie, Freund und Feind im Unklaren darüber zu lassen, ob seine Armee hinter Angriffen dieser Art steckt. Auch zum möglichen Luftschlag gegen die Waffenfabrik Jarmuk hüllt sich Jerusalem in lautem Schweigen. „Es gibt nichts, was ich zu dem Vorfall sagen könnte“, erklärte Verteidigungsminister Ehud Barak.

Vollkommen richtig beobachtet. Und noch mehr: wenn Israel kategorisch zurueckweist, mit einem Vorfall was zu tun zu haben, dann stimmt das normalerweise, so meine Beobachtung. Wenn Israel aber gar nichts sagt – dann ziehen wir die Augenbrauen hoch und sagen, hmmm…

Ich nehme an, ohne irgendwas zu wissen (leider wissen wir ja hier auch nicht mehr ueber solche Dinge als andere Medien-Konsumenten), dass Israel damit einen Warnschuss gemeint hat. Einerseits gegen die Hamas, die von da aus ja die Unmengen von Waffen bezieht, die den Kibbuzniks, Moshavniks und Stadtleuten im Sueden auf die Haeuser regnen, in noch nie dagewesener Dichte und Haeufigkeit. Andererseits zeigt man damit dem Iran, dass der Arm der Luftwaffe weit reicht.

Klar, es ist was ganz anderes, eine einfache Waffenfabrik zu bombardieren – oder unterirdische, unter Metern von Beton geschuetzte Anlagen. Der Sudan ist auch, bei allem Respekt, ein wesentlich leichteres Ziel als der Iran – seine Luftabwehr zu ueberwinden ist vermutlich eine wesentlich leichtere Uebrung als die iranische.

Aber ich stimme Sydow zu. Waere Israel daran nicht beteiligt gewesen, dann haette Barak das klipp und klar erklaert. (Denkbar ist allerdings, dass bei vitalem Interesse Israels an einer Verunsicherung des Gegners Barak mit Absicht nichts sagt und ein geisterhaftes Griemeln nur darum ueber sein Pokerface huscht, weil er ohne grosse Muehe Abschreckung erreicht hat… ausschliessen wuerd ich nichts….)

Und der Artikel erwaehnt alle unerfreulichen Tatsachen, die sonst nicht gern erwaehnt werden.

Wie ernst das Problem der Raketenangriffe für die israelische Bevölkerung ist, zeigt sich just in dieser Woche. Allein an den vergangenen beiden Tagen feuerten Palästinenser nach Angaben der israelischen Armee 86 Raketen auf den jüdischen Staat ab. Mehrere Menschen wurden dabei verletzt, zahlreiche Gebäude beschädigt. Israel reagierte mit Luftangriffen, bei denen vier mutmaßliche Hamas-Kämpfer getötet wurden.

Sehr richtig. Die Angriffe der Hamas richten sich gegen Zivilisten, die in Schutzraeume fluechten, deren Haeuser zu Schaden kommen, und die auch verletzt werden, wenn sie es nicht schnell genug schaffen. Die Toten der Hamas dagegen sind Kaempfer im Einsatz. Bitte beim Vergleich der Opferzahlen nicht einfache Aequivalenz betreiben. Wuerde Israel so wahllos in den Gazastreifen ballern, wie manche Deutsche sich das vorstellen, saehen die Opferzahlen ganz anders aus. Wobei ich ausdruecklich hoffe, dass auch auf der palaestinensischen Seite keine unschuldigen Opfer zu beklagen sind. Aber wenn skrupellose Terroristen wie diese Raketenbanden nicht anders zu stoppen sind als mit dem sogenannten finalen Schuss – dann hat Israel wohl im Moment keine Wahl.

Mal sehen, wie das ganze Spiel weitergeht. Wir waren ja schon mehrmals in dem Film. Es waere bitter, wenn wieder Soldaten rein muessten. So viel sinnloses Sterben. Mir graut davor. Es liegt in der Hand der Hamas, einfach aufzuhoeren. Ohne Not greift Israel dort nicht an, welches Interesse haetten wir denn daran?

Dem Sudan wuerde ich raten, einfach nicht mehr den Zwischenhaendler zwischen Teheran und Gaza zu spielen. In der Fabrik war eine Menge Zeug gelagert, das ging los wie Gandalfs Drachen. Waere das Zeug nicht aus unerklaerlichen Gruenden in die Luft gegangen, dann haette es seinen Weg auf die Felder, Haeuser, Schulen und Arztpraxen in Israels Sueden gefunden. Es kann mir nicht leidtun, dass das verhindert wurde. Wer immer es auch war – ob es Zufall, Sabotage oder eben doch Yoskele und Betzalel von der IAF waren. Wie auch in Syrien vor ein paar Jahren.

Schade, ich wuesste zu gern mehr darueber. Aber ich freue mich, dass Sydow einen Artikel geschrieben hat, der wirklich die komplizierte Lage wiedergibt.  Es ist leicht, Israel zu verurteilen – schon schwieriger, im Abendfernsehen Kibbuz/Kinder aus dem Sueden zu sehen, die eine Demo vorm Dining Room abhalten und rufen: Bibi, wir fordern Luftschutzraeume! weil ihr Kibbuz genau ausserhalb der Linien liegt, in denen die Regierung den Bau solcher Raeume finanziert. (Inzwischen ist das Versprechen da – Yonit Levy fragte Barak mit malizioesem Laecheln, ob das denn noch vor den Wahlen eingeloest wird…?)

Oder eine Dame meines Alters im selben Kibbuz, deren Schlafzimmer zerstoert wurde, und als der Journalist sie fragt: „ich sehe Traenen…“, da sagt sie: „es sind Glueckstraenen – dass ich noch lebe“.

Das kann keine Regierung so lange mitmachen wie unsere. Ist ueberhaupt ein Wunder, dass es schon so viele Jahre Raketen regnet und wir noch nicht auf die Barrikaden gestiegen sind…

PS: Bei Zeit, Frankfurter Rundschau, Sueddeutscher, Tagesschau, ntv, Koelner Stadtanzeiger find ich auf die Schnelle nichts – wohl aber bei der taz.

Israel verweigert wie üblich jeden Kommentar, aber Reservegeneral Amos Gilad nannte Sudan im Rundfunk einen „terroristischen Staat“.

Die Rüstungsfabrik al-Yarmouk entstand 1996 und stellt hauptsächlich Munition her, mit der Sudans Armee nach Angaben von Menschenrechtsgruppen Rebellen im mittlerweile unabhängigen Südsudan sowie in Darfur bekämpft hat.

Sudans Botschafter bei der UNO erklärte, man werde den UNO-Sicherheitsrat einschalten. Ägyptens Regierung versprach am Donnerstag Rückendeckung, sollte der Sudan vor der UNO oder der Arabischen Liga Protest gegen Israel einlegen.

Wieder mal Zeit fuer eine Resolution gegen Israel!  Trotzdem kommen nach wie vor Fluechtlinge vom Sudan ueber Aegypten nach Israel.

Nach Darstellung der taz handelt es sich bei dem Vorwurf, dass im Sudan Waffen fuer die Hamas hergestellt werden, um einen Vorwurf von Netanyahu (und fuer wie zuverlaessig den die Knauls dieser Welt halten, wissen wir ja). Dazu wird die Welt konkreter:

Aber auch Osman kommentierte nicht alles: Etwa, dass es sich bei dem industriellen Komplex al-Jarmuk im Süden Khartums um eine Waffenfabrik handelt – erbaut von iranischen Revolutionsgarden, mit dem Ziel, die radikal-islamische Hamas im Gazastreifen zu bewaffnen.

Arabische Medien hatten in den vergangenen Jahren mehrfach berichtet, in der Fabrik würden iranische Schahab-Raketen produziert, die je nach Bauweise als Kurz- oder als Mittelstreckenrakete eingesetzt werden können.

Nach Angaben des sudanesischen Ministers Osman stellte die Waffenfabrik „keinen Bruch der internationalen Konventionen“ dar. Aber die Weltgemeinschaft schätzt die Grauzone im Kampf gegen Terroristen, die im Windschatten souveräner Staaten Deckung suchen, mehr und mehr zu Ungunsten der Terroristen ein.

Halevai! Waere ja sehr schoen, ein Umschwung in der Einschaetzung des Terrors als echte Gefahr.

Die im Gazastreifen herrschende Hamas zeigte sich noch diese Woche durch einem Großangriff mit 80 Raketen gegen Israel gewohnt militant. Sie übernahm die Verantwortung für den Beschuss, diesmal gemeinsam mit den dort sonst – zumindest formell – unabhängig auftretenden salafistischen Milizen.

Ja, aber wir sollen mit den armen Hascherln Frieden schliessen. Sie brennen ja darauf. Sie sind ja ein legitimer Gespraechspartner, nicht wahr, Jimmy Carter?

Salafisten und Hamas, unsere Friedenspartner. Wir haben es doch gut, nicht wahr?

PS: Und in der FAZ. Deren Leser uebrigens sind sehr, sehr, aber wirklich SEHR erbost ueber Israel. Sie warten darauf, dass Israel mal richtig einen drueberkriegt. Egal von wem, aber mal so richtig…

Falls Israel den Iran angreifen sollte… Oktober 24, 2012, 18:34

Posted by Lila in Presseschau, Qassamticker (incl. Gradraketen).
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…. was ich NICHT erleben moechte, wohlgemerkt…. dann kann keiner sagen, Israel haette den ersten Schuss abgegeben. Wir wissen schon lange, dass sowohl Hisbollah als auch Hamas aktiv vom Iran unterstuetzt werden. Deutliche Beweise dafuer sind bei IsraellyCool zu bewundern. Bilder angucken!

Natuerlich kein Grund, nicht bittere Krokodilstraenen ueber die Seeblockade Gazas zu heulen. Als ob es die gegeben haette, bevor ein ganzer Haufen Raketen auf Israel niedergegangen war.

Wie viel kann ich mir leisten, darauf zu wetten, dass diese Bilder es NICHT in deutsche Zeitungen schaffen werden? Och, da kann ich eigentlich beliebig hoch wetten, ausser der Juedischen Allgemeinen interessiert sich da keine Redaktion fuer…

Secundus erzählt Oktober 24, 2012, 18:18

Posted by Lila in Kinder, Persönliches.
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Nicht oft, aber manchmal erzählt er was, diesmal seinem Vater, und der hat´s mir weitererzählt. Secundus sitzt ja als Sanitäter (combat medic) in Hebron. Er gehört zu einem Team, das man taagad nennt – in einem taagad gibt mindestens einen Arzt, mehrere Santitäter und Paramedics (ähnlich wie Rettungssanitäter, glaube ich), und der taagad ist rund um die Uhr mit wechselnder Besatzung einsatzbereit.

Zwei Arten von Einsätzen hat der taagad: militärische und zivile.  Die militärischen Einsätze koordiniert die Armee. Wenn sie den taagad brauchen, rufen sie ihn, und die Jungens rücken aus. Bei Festnahmen, bei Problemen an Checkpoints, bei Demos – immer sind Sanis dabei.

Sie werden zu ihren zivilen Einsätzen von einer Zentrale gerufen, die der Rote Halbmond betreibt, mit dem die Armee-taagad-Teams eng zusammenarbeiten. Meistens rücken sowohl Roter Halbmond als auch der Armee-taagad aus. Für den Transport in ein palästinensisches Krankenhaus zB braucht man den Roten Halbmond. Oft ist die Armee eher da, fängt die Erstversorgung an, und dann übernimmt der Rote Halbmond.

In letzter Zeit, meint Secundus, haben wirklich banale Einsätze überhand genommen. Die Zentrale ruft gern die Armee, aber der taagad wurde auf die Dauer etwas verschnupft, wenn die Jungens zu läppischen häuslichen Unfällen gerufen werden, die mit einem Pflaster und ein bißchen Pusten eigentlich schon erledigt sind. Vor allem, wenn das rund um die Uhr so geht und ein Einsatz den nächsten jagt. Na ja, sie haben sich mit den Kollegen vom Roten Halbmond und von der Zentrale zusammengesetzt und gemeinsam daran gearbeitet, Richtlinien festzulegen. Mancher Einsatz erledigt sich schon, wenn genauer durchgesagt wird, worum es geht.

Und jetzt hat Secundus wieder etwas Luft. Sie werden nur noch zu Einsätzen gerufen, bei denen sie wirklich gebraucht werden.

Sowas gibt es also auch, es ist die Routine in den Gebieten. Die Palästinenser selbst wissen auch sehr wohl, an wen sie sich wenden müssen, wenn sie medizinische Hilfe brauchen – oft genug an Siedler oder eben an die israelische Armee. Und das, obwohl der Rote Halbmond gut ausgestattet ist und die Sanitäter gut ausgebildet sind.

Allerdings stimmt auch, daß sie nicht immer dafür danken. Beiden Söhnen ist es schon passiert, daß sie sich um palästinensische Patienten kümmern, während sich um sie herum ein wütender Mob sammelt, der sie beschimpft und ihnen unterstellt, sie würden dem Patienten schaden wollen. Primus, der mit seiner Körpergröße, seinem guten Arabisch und seiner genauen Kenntnis der Codes unter Arabern punkten konnte (einer seiner besten Freunde ist Druse, und da gelten ganz ähnliche Regeln, wie man sich Respekt verschafft, ohne die Ehre des anderen anzugreifen), hat es immer geschafft, solche Situationen zu entschärfen. Wie Secundus damit umgeht, weiß ich nicht – „mach dir keine Sorgen, Mama“ ist nicht allzu informativ 😉 . Vielleicht ist es ihm auch noch nicht passiert.

Immerhin, er hat etwas weniger Druck und wird nicht mehr zu überflüssigen Einsätzen gerufen.

Ein paar Anmerkungen Oktober 24, 2012, 17:54

Posted by Lila in Presseschau.
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zu einem Artikel im SPon ueber einen Golandrusen. Die Journalistin, Nadia Bitar, ist Jordanierin und scheint nicht aktuell informiert zu sein.

Awidat hat einen israelischen Reisepass, in dem als Nationalität „undefiniert“ eingetragen ist – ein Problem. Anders als die meisten Länder unterscheidet Israel zwischen Staatsbürgerschaft und Nationalität, die bei den meisten Israelis „jüdisch“ ist – eine Religionszugehörigkeit. Bei der zweitgrößten Gruppe steht unter Nationalität „arabisch“, eine ethnische Zugehörigkeit, in der Regel gleichbedeutend mit „palästinensisch“.

Mehrere Ungenauigkeiten gleichzeitig. Schon seit vielen Jahren steht im Pass nichts mehr von „le’om“, ethnischer Zugehoerigkeit. Sie haette sich den Pass ja mal angucken koennen. Ehrlich, es steht nicht mehr drin. Weil Israel ein ethnisch heterogener Staat ist, war frueher tatsaechlich vermerkt, ob jemand Jude, Araber oder Druse ist, aber inzwischen steht nur noch die Staatsangehoerigkeit drin („esrachut“).

Uebrigens hat diese ethnische Zugehoerigkeit tatsaechlich Konsequenzen: Araber und Golandrusen dienen nicht in der Armee, haben also immer drei Jahre Karrierevorsprung. Meine jungen arabischen Studenten sehen immer aus wie Kinder neben den Juden, die Armee und oft eine Phase der Neu-Orientierung hinter sich haben und oft erst Ende 20 wieder in einen „normalen“ Lebenslauf finden. In dem Alter bauen arabische Israelis ihr erstes Haus.

Es haette ja mal jemand nachgoogeln koennen, ob diese Angabe ueberhaupt stimmt – Wikipedia ist ja nicht sooo schwer zu finden.

Und ich weiss nicht, wie oft man es Nichtjuden erklaeren muss: Judentum ist KEINE Religionszugehoerigkeit oder Konfession wie evangelisch oder katholisch. Juden begreifen sich selbst, wie auch die Drusen und Tscherkessen, als VOLK, das durch eine gemeinsame Religion eine gemeinsame Identitaet, ein gemeinsames Schicksal hat – und natuerlich durch die gemeinsame Herkunft aus dem Landstrich, das seinen Namen traegt, naemlich Judaea.

Dieser Satz war also nicht nur falsch, sondern auch tendenzioes, indem er den Juden absprach, ein Volk zu sein, somit auch keinen Anspruch auf nationale Souveraenitaet zu haben – waehrend Jordanien natuerlich eine uralte nationale Identitaet hat, nicht wahr?

Der Undefinierte verlor seinen Job als Programmierer, als sein Arbeitgeber einen Auftrag bekam, den man als kritisch für Israels Sicherheit einstufte – und Awidat als Sicherheitsrisiko.

Das tut mir leid fuer den Awidat, aber ein gluehender Assad-Fan kommt durch die Sicherheitsueberpruefungen der Armee nicht durch. Uebrigens auch bei weitem nicht jeder Jude. Es gibt verschiedene Geheimhaltungsstufen, aber es ist leider immer wieder vorgekommen, dass Golandrusen oder israelische Palaestinenser mit arabischen Staaten kollaboriert haben. Es ist gut moeglich, dass in vielen Faellen den Individuen Unrecht getan wird, das ist sehr schade. Aber die Armee ist sehr konsequent in ihrem Schutz geheimer Projekte. (Wer weiss, was dieser Tennenbaum alles verraten hat…. der haette zB diese Sicherheitsueberpruefung nicht ueberstehen duerfen).

Es wimmelt aber von Jobs fuer gute Computerfachleute, und nichts haette dagegengesprochen, sich in Tel Aviv eine andere Arbeit zu suchen. Er haette sie sofort gefunden.

Jetzt dient er den Feinden Israels. Sein Arbeitgeber ist der staatliche iranische Fernsehsender Press TV, der für seine pro-Assad-Berichte bekannt ist.

Na, damit zeigt er es uns aber richtig! Er hat Glueck, dass er sogar in der Presse mit Bild davon strunzen darf. Weder im Iran noch in Syrien waere ihm das besonders gut bekommen.

Awidat kennt seinen Feind genau. Problemlos kann er auflisten, wie viele Dörfer Israel auf dem Golan dem Erdboden gleich gemacht hat und wie viele Menschen vertrieben wurden. Etwa 7000 von den rund 130.000 Einwohnern blieben nach dem Krieg übrig. Es macht ihn wütend. Viele Drusen auf dem Golan fühlen ähnlich.

Awidat, unser Goldschatz, darf ich dich darum bitten, mal eben in den Geschichtsbuechern nachzulesen, wie es dazu gekommen ist, dass Syrien die Golanhoehen verloren hat? Syrien hat Israel ueber Jahre hinweg von den Golanhoehen beschossen – wohlgemerkt, zivile Ziele, Doerfer, Kibbuzim. Die arabischen Staaten haben Israel angegriffen, und Israel hat sich gewehrt. Und gewonnen.

Das nennt man Risiko. Die arabischen Staaten sind mehrere Risiken eingegangen. Das ist Israel nicht schuld.

Das Land, dem seine Loyalität gilt, kennt Awidat kaum. Zuletzt war er vor sieben Jahren in Syrien. Über eine Ausnahmeregelung für die Drusen des Golans konnte er vier Jahre lang nach Damaskus, um Informatik zu studieren – für einen Abschluss, der danach in Israel nicht anerkannt wurde. Er studierte ein zweites Mal Informatik, dieses Mal in Tel Aviv.

Ja, es studieren israelische Drusen in Damaskus, manche Frauen heiraten von einem Land ins andere, aber wir haben keinen Friedensvertrag mit Syrien, und das macht die Sache komplizierter als zB mit Jordanien. Ob ein Abschluss aus Damaskus in Israel anerkannt wird, haette er vorher abklaeren muessen. Akademische Institutionen sind notorisch pingelig. Ich haette fast einen Deutschkurs machen muessen, mein grosses Latinum wollten sie in Haifa nicht anerkennen, und viele, viele Ingenieure aus der frueheren Sowjetunion mussten Abschluesse nachholen. Das ist keine Diskriminierung, das ist aergerlich und Pech, und man vermeidet es, indem man sich erkundigt, bevor man ein Studium anfaengt.

Dem Leiden der Menschen in Syrien gegenüber ist er blind. „Es ist normal, dass die Armee Häuser bombardiert. Es ist normal, dass Zivilisten sterben – so ist Krieg.“

Schoen. Das ist wirklich typisch. Wenn es normal ist, dass Haeuser zerbombt werden, warum stoert ihn dann, was Israel IN NOTWEHR auf dem Golan getan hat? Was macht ihn daran wuetend?

Aaaah, halt, hier sind wir bei einem grundlegenden Problem der, entschuldigt die viel zu grobe Verallgemeinerung, arabischen Mentalitaet, die dieser Druse anscheinend teilt. Doppelte Massstaebe – ein Standard fuer ihn selbst und „seine“ Gruppe, und ein anderer fuer „die Feinde“. So geht das aber nicht. Unrecht wird nicht zu Recht, nur weil die Meinen es begehen. Krieg ist grausam und das ist einer der Gruende, weshalb Israel nur gezwungenermassen in den Krieg zieht (und fast alle Kriegslieder Israels eigentlich Friedenslieder sind).

Also – ein Artikel, der nur vordergruendig informativ ist, in Wirklichkeit aber ohne kritisches Hinterfragen Meinungen eines jungen Mannes wiedergibt, der als israelischer Buerger in einem Buero im Golan sitzt, Israel als „Feind“ bezeichnet, und dessen Aussagen ueber Israel demzufolge mit einem Tuetchen Salz genossen werden sollten.

Ich weiss nicht, wer so einen Artikel im SPon durchgelassen hat. Ich werde mal ein Auge auf Frau Bitar haben, vielleicht war es Unwissenheit der Jugend, dass sie das so geschrieben hat. Die Kommentare habe ich mir gar nicht angeguckt, bin zeitlich etwas im Druck….

Wohlgemerkt, ich habe grosses Interesse am drusischen Volk und gute Kontakte zu Karmel-Drusen. Ich habe auch Verstaendnis fuer das Dilemma der Drusen im Golan, die sich zwischen allen Stuehlen wiederfinden. Jeder findet seinen eigenen Weg. Gott sei Dank, Awidats etwas schlichtes Weltbild wird nicht von allen geteilt.

(Mehr zum Streit ueber le’om auf Personalausweisen hier.)

Hab gerade gar keine Zeit, aber… Oktober 24, 2012, 14:24

Posted by Lila in Presseschau, Qassamticker (incl. Gradraketen).
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… auch wenn in deutschen Zeitungen nichts davon steht: im Sueden ist seit Tagen die Hoelle los. Ich schick euch einfach mal zu Ynet, Bilder angucken:

Heute frueh zwei schwer, zwei leicht Verletzte

Zehn Raketen auf Ashkelon – Iron Dome faengt viele davon ab

Sieben Moersergranaten auf Eshkol

Seit Tagen geht das so. Diese Eskalation hat wieder einmal mit Beschuss aus dem Gazastreifen angefangen, irgendwann schlaegt Zahal dann zurueck, denn wie lange kann man der von jahrelangem Beschuss zermuerbten Bevoelkerung Abwarten zumuten?

EINE Granate hat den Tuerken gereicht. Alle waren empoert ueber die eine syrische Granate – Hillary Clinton war voellig von der Rolle, Ban Ki Moon ebenfalls. Aber Ashkelon und Eshkol? Sie koennen sich vielleicht damit troesten, dass Obama erzaehlt, wie er damals zu Besuch in Sderot war… was er damals wirklich sehr nett gemacht hat, sein persoenlicher Charme war auffallend. Aber was da heute oder vor einer Woche passiert ist, interessiert die Welt erst, wenn Israel wirklich zurueckschlaegt.

Koennen die nicht einfach aufhoeren im Gazastreifen? Was fuer einen guten Grund ausser Hass gegen Israelis haben sie fuer diese daemliche Ballerei?

Die armen Arbeiter, bestimmt aus Thailand oder den Philippinen – wie schrecklich, zum Opfer eines Konflikts zu werden, mit dem sie selbst nichts zu tun haben.

Der Offizier, der vor ein paar Tagen „mittelschwer“ verletzt wurde, hat „nur“ den Verlust eines Arms zu beklagen. Das war, als ein Sprengsatz an der Grenze losging. Der Verlust eines Arms gilt hier noch nicht als schwere Verletzung, weil er nicht lebensbedrohlich war. Demnach kann man sich ausmalen, wie es dem armen Mann gehen muss, der heute frueh schwer verletzt wurde…

Hoffentlich hoeren die Idioten mit ihren Raketen von allein auf. Fuer eine weitere Eskalation in Richtung Militaeraktion, Mutters Secundus mittendrin, hab ich keine mentalen Reserven mehr. Na gut, ist vielleicht kein ganz ausreichender Grund, und Benni Ganz wird wohl noch andere Aspekte ausser Lilas Seelenfrieden in Betracht ziehen… aber alle, die ich kenne, haben es satt wie Steineklopfen. Was fuer eine Zeitverschwendung ist dieser Konflikt, was fuer eine Verschwendung von Menschenleben….

Vergessen? Oktober 22, 2012, 17:26

Posted by Lila in Persönliches.
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 „Lance Armstrong hat keinen Platz mehr im Radsport, er muss vergessen werden“, sagte UCI-Präsident Pat McQuaid am Montag in Genf.

Armstrong muß vergessen werden? LAMPE muß vergessen werden.  Gründlich und für immer – jeden Tag aufs Neue.

Noch mehr Barbaren, diesmal in Edinburgh Oktober 22, 2012, 9:10

Posted by Lila in Kunst, Land und Leute, Presseschau.
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Ein Gemeinplatz: nicht-verbale Sprachen überschreiten kulturelle Grenzen leichter als verbale, und visuelle Kunst, Musik und Tanz erleichtern oft Verständigung, wo man mit Worten nicht mehr weiterkommt. Israel hat eine sehr lebhafte musikalische und künstlerische Szene, und israelischer moderner Tanz ist vielleicht noch interessanter. Choreographen wie Ohad Naharin, Rina Sheinfeld und Inbal Pinto, ach und so viele andere, stoßen wirklich in Neuland vor. Naharin ist Chef der Bat Sheva Dance Company.

Nicht jeder mag Tanz, nicht zu jedem spricht die Sprache aus Körperbewegung, Raum, Musik und Licht. Tanz ist abstrakt, entfernt sich weit vom Alltag und von „normaler“ Interaktion. Mir fällt eigentlich nur die Oper ein, die einen ähnlichen Sprung vom Zuschauer verlangt. Wer Tanz oder Oper nicht mag, der geht eben nicht hin.

Ich kann israelische Companien empfehlen – wenn ihr die Chance habt, eine zu sehen, geht hin.

Außer natürlich, ihr seid Barbaren, die meinen, ein kulturelles und künstlerisches Ereignis muß gestört werden, weil einem das Land nicht paßt, aus dem die Künstler kommen. Ohad Naharin ist, wie die meisten israelischen Künstler und Intellektuellen, politisch eher links einzuordnen, aber er hat gestern im Fernsehen erklärt, warum er sich weigert, plakative Statements „gegen die Besatzung“ abzugeben. Er persönlich ist tatsächlich dagegen, aber er kann nicht im Namen seiner Companie sprechen. Sie tanzen. Eine Ballett-Truppe hat keine politische Funktion und keine politische Meinung. Darum läßt er sich lieber boykottieren, beschimpfen und stören, als daß er seine Überzeugungen instrumentalisieren läßt, für einen Zweck, den er als kunstfremd empfindet.

Gegen so einen Mann und seine Tänzer protestieren wirklich nur Barbaren. Mir fällt gerade kein anderes Land ein, das mit solchen Aktionen überzogen wird. China, Syrien oder Saudi-Arabien – jeder weiß, wie es dort um Menschenrechte bestellt ist (übrigens ist auch Palästina keineswegs ein Paradies für Frauen, Christen und Homosexuelle), trotzdem kann ich mich nicht erinnern, daß je auf so widerlich lärmende, selbstgefällige und barbarische Art und Weise Veranstaltungen gestört und gesprengt worden, in denen Chinesen, Syrer oder Saudis auftreten.

Ob es singende Kibbuzniks im Rentenalter sind oder tanzende junge Tel Aviver – dem Israel-Hasser ist es ein willkommener Anlaß zu zeigen, daß wie sehr er Israel haßt, jede Äußerung Israels, und wenn es ein moderner Tanz ist, der Israels innere Gebrochenheit reflektiert und verarbeitet. Israel? Das geht gar nicht. Da setzen alle grundlegenden Übereinkünfte der zivilisierten Gesellschaft einfach aus.

Naharin selbst nimmt es eher gelassen, aber den jungen Tänzern und besonders Tänzerinnen ist sehr unwohl dabei. Die Zielscheibe eines unverhüllten Hasses zu sein – das ist erschreckend. Aber was für Helden diese Boykotteure sind – sich todesmutig im Zuschauerraum mit Geschrei bemerkbar zu machen. Damit helfen sie Palästina ja auch richtig konstruktiv weiter.

Also, ich übernehme hier jetzt einfach mal die Termine der UK-Tournee von Bat Sheva, falls unter meinen Lesern gerade jemand in einer dieser Städte weilt und guten modernen Tanz sehen will:

Batsheva UK tour in October/November
============================
Edinburgh, Festival Theatre Tue 30 Oct & Wed 31 Oct
The Lowry, Salford Quays Fri 2 Nov & Sat 3 Nov
Bradford, Alhambra Theatre Tue 6 Nov & Wed 7 Nov
Brighton Dome, Concert Hall Fri 9 Nov & Sat 10 Nov
Birmingham Hippodrome Tue 13 Nov & Wed 14 Nov
Leicester, Curve Theatre Fri 16 Nov
London, Sadler’s Wells Mon 19 Nov, Tue 20 Nov & Wed 21 Nov
Plymouth, Theatre Royal Fri 23 Nov & Sat 24 Nov

(Ein britischer Blogger zum Thema hier.)

Ein erstaunlicher Artikel Oktober 20, 2012, 23:52

Posted by Lila in Presseschau.
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auf ArabNews, den mir Y. gerade gezeigt hat. Ich weiß nicht, wer Abdulateef al-Mulhim ist, aber ich bin gespannt, ob seine Worte auch in anderen Medien Widerhall finden werden.

Er fragt sich, was ich mich schon lange frage. Er blickt auf die Kriege zurück, die die arabischen Staaten gegen Israel geführt haben, und er stellt drei Fragen:

The questions now are: What was the real cost of these wars to the Arab world and its people. And the harder question that no Arab national wants to ask is: What was the real cost for not recognizing Israel in 1948 and why didn’t the Arab states spend their assets on education, health care and the infrastructures instead of wars? But, the hardest question that no Arab national wants to hear is whether Israel is the real enemy of the Arab world and the Arab people.

Was haben die Kriege den Arabern gebracht? Wie hoch ist der Preis, den die Araber bis heute für die Weigerung, Israel anzuerkennen, zahlen? Und wer ist der wahre Feind der Araber?

Er gibt die ehrliche Antwort: die Kriege haben den Arabern gar nichts gebracht, der Preis war viel zu hoch, und die wahren Feinde der Araber sind nicht Israel.

The Arab world has many enemies and Israel should have been at the bottom of the list. The real enemies of the Arab world are corruption, lack of good education, lack of good health care, lack of freedom, lack of respect for the human lives and finally, the Arab world had many dictators who used the Arab-Israeli conflict to suppress their own people.

Da hat er, wie ich finde, den Finger in die Wunde gelegt. (Heute beschuldigte der Iran Israel, die Bombe im Libanon gezündet zu haben – obwohl Israel daran nicht das leiseste Interesse hatte und Bombenattentate mit massenhaften Kollateralschäden nicht gerade Israels Markenzeichen sind… und obwohl die Libanesen selbst die Schuldigen ganz woanders suchen… aber es ist doch immer schön und stiftet Sinn für Gemeinschaft, wenn man mit dem Finger auf Israel zeigen kann, egal wie absurde die Anschuldigung ist… doch zurück zum Artikel.) Israel wird ja für alles, alles, alles verantwortlich gemacht – ich habe ja schon oft genug die absurden Verschwörungstheorien verlinkt, die von störenden Eichhörnchen bis zu angriffslustigen Wildschweinen und Erdbeben alles, alles, alles vor Israels Tür abladen. Doch tun sich die Araber, die diesen Mist glauben oder verbreiten, damit einen Gefallen? Nein, das tun sie nicht, denn dieser ganze Ärger auf Israel verhindert nur, daß jemand mal genauer hinguckt.

 Syrians are leaving their own country, not because of the Israeli planes dropping bombs on them. It is the Syrian Air Force which is dropping the bombs.

Er gibt noch viele weitere Beispiele. Araber sind die ärgsten Feinde der Araber. Und wo ist in der Zwischenzeit Israel?

Israel now has the most advanced research facilities, top universities and advanced infrastructure. Many Arabs don’t know that the life expectancy of the Palestinians living in Israel is far longer than many Arab states and they enjoy far better political and social freedom than many of their Arab brothers. Even the Palestinians living under Israeli occupation in the West Bank and Gaza Strip enjoy more political and social rights than some places in the Arab World. Wasn’t one of the judges who sent a former Israeli president to jail is an Israeli-Palestinian?

Er kommt zu dem Schluß:

The Arab Spring showed the world that the Palestinians are happier and in better situation than their Arab brothers who fought to liberate them from the Israelis. Now, it is time to stop the hatred and wars and start to create better living conditions for the future Arab generations.

Und ich möchte hinzufügen: sobald der unbändige, irrationale Haß weg ist, lösen sich auch andere Probleme, die heute unlösbar sind. Denn ohne diesen Haß droht kein Terrorismus mehr. Und wenn der nicht mehr dreht, dann kann Irael sich auch historische Kompromisse leisten. Dieser Haß – der ist der Schlüssel zu dem ganzen Konflikt.

Wenn Leute wie al-Muhlim sich in der arabischen Welt Gehör verschaffen können, wenn endlich die Selbstverpflichtung der Palästinenser umgesetzt wird, mit der Haßpropaganda aufzuhören, und wenn das Denken aufhört, die eigenen Leute auch auf Kosten der Wahrheit reinzuwaschen, und statt dessen auf Israel einzuprügeln – wenn das aufhört, dann machen wir hier richtige Fortschritte.

Vorausgesetzt natürlich, daß die Mehrzahl der Israelis nicht schon innerlich daran verzweifelt ist, je eine Lösung zu sehen..

Hätte so ein Artikel eine Chance in deutschen Medien? Ich wüßte es zu gern. Ich würde allen Beteiligten so wünschen, aus dem Konflikt endlich auszusteigen…

 

In zwei Jahren Oktober 20, 2012, 18:49

Posted by Lila in Persönliches.
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machen wir vielleicht eine richtig große Party …. im Garten und mit Lampions und so. Wir sind tatsächlich schon 23 Jahre verheiratet. Von unserem würdevollen Status sind wir selbst förmlich erschlagen, wir beiden notorischen Leichtfüße… wie ist uns das bloß zugestoßen?

Tja, keine Ahnung. Man paßt eine Weile nicht genau auf, und schwups, sind 23 Jahre um, man hat sich den Ehering weiter machen lassen und er drückt schon wieder, und alte Mütterchen fragen mich (wie heute am Strand), ob ich denn schon Enkelkinder habe. Äh, nee, hab ich noch nicht. Die Freundin, mit der ich Muscheln sammelte, tröstete mich, als ich von der Frage etwas entgeistert war, und meinte: hast du nicht gesehen, daß sie fast blind war? sie hatte doch einen richtigen Film auf den Augen.

Ob sie nun blind war oder scharfsichtig, wir nähern uns deutlich der nächsten Lebensphase, die da heißt „empty nesters“. Quarta ist zwar noch keine 14 und wird uns noch ein paar Jahre zu einem geregelten Tagesablauf zwingen, die Großen haben noch ihre Zimmer zuhause und sitzen ebenfalls noch gern um unseren Tisch, wenn sie denn hier sind, aber die Zeichen der Zeit sind nicht zu übersehen. Die Kinder flattern heftig mit den Flügeln.

Jedoch, älter werden muß man sowieso, auch wenn man es in der Jugend nicht für möglich hält, daß man tatsächlich so gräßliche Dinge wie den 30. oder gar 40. Geburtstag erleben muß. Ich erinnere mich noch gut an das hochmütige Mitleid, das ich empfand, als meine Mutter 40 wurde. Mein Gott, wer wird denn 40? Das muß doch wohl nicht sein…

Anscheinend aber doch, jedenfalls ist mein nächster runder Geburtstag in zwei Jahren fällig, und dann habe ich eine 5 vorne stehen. Und wenn es schon sein muß, daß man so unverschämt vom Leben weitergeschoben wird, dann ist es doch schön, wenn man jemanden zu Seite hat, mit dem man nur einen Blick zu wechseln braucht, um ihn zu verstehen…. und der trotzdem auf ewig Rätsel Mann bleiben wird. Dessen Gehirn ganz anders zusammengeschraubt ist als meins, viel geradliniger Informationen verarbeitet und auf action points und Schwachstellen hin absucht, der sich viel weniger leicht emotional erpressen läßt als ich, und der viel fester auf seinen Füßen steht als ich.

So eine Ehe ist eine komische Sache. Ich sage ja immer, die Gestalt-Theoretiker haben den Nagel auf den Kopf getroffen, nicht nur was Kunst angeht, wo ein  Kunstwerk auch immer mehr als die Summe seiner Teile ist (ein paar Quadratzentimeter Leinwand, Gesso, Firnis und ein paar Tuben Ölfarben), sondern auch in Bezug auf Gruppen, Klassen, Familien und Ehen. In einer Ehe, einer Beziehung, da gibt es Ihn und Sie und die Beziehung selbst, und die ist lebendig. Ich fühle mich unverdient beglückt und beschenkt, daß ich das erleben darf. Ein vollkommen unerwartetes Geschenk.

20. Oktober 1989 steht in meinem Ehering, und ein schöner Männername mit einem Y. Ob wohl manche unserer Hochzeitsgäste damals skeptisch waren und gedacht haben, das kann nicht gutgehen? Deutschland und Israel, lichtscheuer Bücherwurm und sonnengegerbter Kibbuznik….? Wir wußten es ja selbst nicht. Wir dachten, wir wissen es, aber wie viele Paare denken, sie wissen es, und dann geht es doch in die Binsen. Es gehört ja auch Glück dazu, so viel  Unwägbares, das man sich nicht stolz ans Revers heften kann.

Was kann man selbst dazu tun, damit eine Beziehung glücklich bleibt? Nicht nachtragen. Ehrlich sein, aber nicht verletzend. Anerkennung und Dank auch für Selbstverständliches äußern – nichts ist selbstverständlich. Sich für die Welt des anderen interessieren, auch wo sie sehr weit weg von der eigenen ist. Kritik so verstehen, wie sie gemeint ist – nicht als Anlaß für Drama und Tränen, sondern als Denkanstoß und Räuberleiter über die Mauer.

Yael bittet um Hilfe Oktober 19, 2012, 7:05

Posted by Lila in Bloggen.
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und ich mach einen Eintrag daraus, damit es nicht untergeht:

 

Ich brauche Hilfe. Es geht um einen besonders schlimmenen Fall von Volksverhetzung, der auch Ausrufe zum Mord beinhaltet. Da ich mit der Polizei bzw. mit der Staatsanwaltschaft nicht besonders gute Erfahrung gemacht habe, was das Verfolgen dieser Straftaten betrifft, hätte ich eine Frage, ob jemand einen guten Kontakt zur Polizei oder zu einem Anwalt hat, der sich intensiv damit auseinandersetzt, also nachhakt und die Sache nicht im Sande verlaufen lässt. Am besten jemanden aus Berlin. Wenn also jemand gute Kontakte hat, schreibe mir bitte über mein Kontaktformular auf meiner Seite. Es ist wirklich wichtig.

Spaß muß sein, Oktober 16, 2012, 21:26

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auch in Schweden. Nein nein, es geht nicht um das Fußballspiel, sondern um einen kleinen Vorfall.

In den israelischen Medien kreiste die Nachricht, daß die schwedische Regierung die Sanktionen gegen den Iran durchbrechen will. Den schwedischen Außenminister ärgerte diese offenbar unzutreffende Meinung so sehr, daß er den israelischen Botschafter einbestellte und sich offiziell beschwerte.  (Es gibt verschiedene Einschätzungen, wie zutreffend oder unzutreffend die Meldung ist – es ist mir im Moment gerade egal.)

Sweden’s Foreign Ministry summoned Israeli Ambassador Isaac Bachman to a meeting in Stockholm on Monday, seeking clarification about a report that Sweden was trying to prevent further EU sanctions against Iran because of economic considerations.

Was finde ich daran spaßig? Och, eigentlich nichts. Aber mir spukt so eine Erinnerung im Kopf herum. Aftonbladet… ja ja, da war doch was. Eine schwedische Zeitung veröffentlichte einen Bericht, wonach israelische Sanitäter tote Palästinenser nach Organen ausweideten – klar, so entnimmt man Organe, und wenn sie keine Toten auf Feld und Straße finden, rauben sie die Organe aus Gräbern…

Damals war in Israel der Ärger groß, weil diese Art Berichte fatal an das Blut von Christenkindern in Mazzen erinnert, an so viele häßliche Lügen, die seit Jahrhunderten über Juden in Umlauf sind. Daß eine Zeitung eine solche Geschichte unüberprüft veröffentlicht, nur auf das Wort paästinensischer Angehöriger hin, sollte eigentlich in einem aufgeklärten Land nicht vorkommen.

Die schwedische Botschafterin in Israel äußerte sich kritisch über den Artikel, aber ihr Außenminister erklärte ihr und uns, daß die Pressefreiheit über allem steht.

The Swedish foreign ministry and the Swedish foreign minister Carl Bildt distanced themselves from the ambassador’s statement and underlined that Sweden is a democracy with freedom of press, and that state representatives should not comment on individual articles in newspapers.

Kapiert, Herr Bildt? Was für die schwedische Presse gilt, gilt auch für die israelische. Er mag zwar heimlich über Israel denken was er mag, aber hier gilt Meinungsfreiheit nicht weniger als in Schweden.

Warum also beschwert er sich beim israelischen Botschafter, wenn doch offizielle Repräsentanten eines Staats sich zu Zeitungsartikeln sowieso nicht äußern sollen?

Hat er etwa vergessen, was er vor drei Jahren selbst gesagt hat? Oder gelten mal wieder verschiedene Regeln für die guten, aufrechten Schweden und die hinterhältigen, blutgierigen Israelis…?

Nein nein, er hat bestimmt nur einen Scherz gemacht. Alles andere wäre ja abwegig.

Musik Oktober 16, 2012, 19:24

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Daniel Salomon und Dana Adini, Viele Wege

Saar Badishi, Keiner sieht´s

Ehud Banai, Heute

Jacko Eisenberg, Auf den Dünen einschlafen

Nathan Goshen, Ein anderes Gesicht

Jacko Eisenberg, Ich verliere dich

Secundus ist heute früh gefahren, nach einem langen Wochenende. Er würde es nie sagen, aber ich weiß, daß ihm jetzt wirklich die Zeit lang wird, und Hebron ist so schwierig. Er läßt kaum andeutungsweise die Schultern hängen, wenn er in der Morgendämmerung in Vaters Auto klettert, um die sechs Stunden lange Fahrt anzutreten, aber es reicht mir. Ich gehe oft die Woche über in sein Zimmer. Auch Primus sagt: das letzte Jahr ist hart, eigentlich für alle.

Wenn er hier ist, hört er ununterbrochen Musik. Ich gebe ein bißchen davon weiter. (Secundus findet das übrigens lustig!)

Absurd und traurig Oktober 15, 2012, 23:25

Posted by Lila in Presseschau.
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war eine Nachricht, die ich heute hörte – erst nur mit einem Ohr, doch dann kam ich näher, dreckige Töpfe hin oder her. Gila Katsav, diese geplagte Ehefrau, die die ganzen Jahre über kein Wort gesagt hat, sondern nur geweint – sie hat ein Gnadengesuch an Präsident Shimon Peres gerichtet. Darin beschreibt sie mit eindringlichen Worten, wie schrecklich die Situation für sie und die ganze Familie ist, und wie ihr Mann im Gefängnis darunter leidet, daß viele Mithäftlinge ihn mobben, wo sie nur können. „Darunter sind Straftäter, die Gnadengesuche an meinen Mann gerichtet hatten, als der Präsident war. Weil mein Mann diese Gesuche abgewiesen hat, rächen sie sich nun grausam an ihm,“ schreibt Gila.

Wohlgemerkt, Moshe Katsav erfüllt die Grundbedingungen für eine Begnadigung gar nicht: weder hat er Reue über seine Tat ausgedrückt, noch irgendwelche Resozialisierungsmaßnahmen ergriffen. Was in seinem Falle logisch ist, denn weder er noch Gila sehen irgendeine Schuld seinerseits. Er hat nichts getan – ein paar neidische Frauen und eine Menge hysterischer Journalisten haben ihn zu Fall gebracht. Ehrlich gesagt – nach der Urteilsbegründung fällt es mir schwer, an diese Fassung zu glauben. Aber daß Gila daran glaubt, vielleicht glauben muß, das scheint sicher.

Ihr Brief ist von einer rührenden Naivität und er griff mir ans Herz. In dieser ganzen ekelhaften Geschichte tat er mir nie leid, aber seine Frau und auch die Kinder sehr, nicht weniger als die Opfer. Sie waren so stolz auf ihn – und dann dieser tiefe Sturz. Sie haben ja nichts getan, werden aber mitbestraft. Klar, da hätte Katsav dran denken sollen. Aber er dachte wohl, er tut ja nichts Unrechtes. Immer, wenn ich Gila sah, die stumm neben ihm saß, während ihr die Tränen über das Gesicht rannen, wie eine patente Niobe im Kostümchen, tat sie mir so leid, so leid.

Ich stand also im Wohnzimmer, Küchenhandtuch in der Hand, erschüttert davon, was für eine treue, loyale Frau dieser Mann hat (daß er sie betrogen hat, mußte er ja wohl oder übel zugeben), und wie wenig er sie verdient hat, und wie viele gutherzige, einsame Männer es gibt, die über so eine Frau überglücklich wären. Mein Mann dagegen fand die Geschichte eher komisch, und deklamierte sogleich: „Sehr geehrter Herr Präsident, im Gefängnis ist es ganz schrecklich, und da sind lauter Kriminelle!“ Dann lachte er grausam und fuhr fort „… und noch dazu welche, die Moshe nicht begnadigt hat, darum muß er nun ganz schnell hier raus – auf dem Gnadenwege!“

Eigentlich hätte er dafür mit dem Handtuch einen drüberkriegen müssen, aber er war so heiter… da hab ich es durchgehen lassen.

Zu den Verhandlungen Netanyahu – Assad Oktober 15, 2012, 15:12

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Haaretz, Avi Shavit.

The following is the true story. In early 2009, U.S. President Barack Obama and Netanyahu decided to move forward toward peace in both the Palestinian and Syrian tracks. The Palestinian track received priority: Netanyahu’s speech at Bar-Ilan University, a freeze on construction in the settlements, and a peace summit in Washington. But in September 2010 it turned out that Palestinian President Mahmoud Abbas had led Netanyahu on, and the peace process with the Palestinians collapsed. As a result, Obama and Netanyahu began working together on a breakthrough with the Syrians.

Dennis Ross was the architect of the process on the American side, and Brig. Gen. (res. ) Michael Herzog, the former head of the Israel Defense Forces‘ strategic planning division and Defense Minister Ehud Barak’s military secretary, was his Israeli counterpart.

Und noch viele andere Leute waren beteiligt.

But in the end, the person managing the affair was Netanyahu. In the final months of 2010 and the opening months of 2011, Netanyahu ran an impressive peace process. This peace process was different from previous peace negotiations in many ways: It was kept completely secret; it was designed as a joint Israeli-American initiative; and it was not based on an Israeli proposal or a Syrian offer, but on the gradual preparation of a joint peace treaty. As a result, Netanyahu could achieve results that his predecessors never could.

Und dafür zumindest, wenn man schon über andere Dinge geteilter Meinung sein kann, dafür gebührt ihm Hochachtung, auch meine. Wie oft schon wurden Verhandlungen vermasselt, weil einer quasselt. Diesmal war der ganze Prozeß tatsächlich geheim. Während Obama über Netanyahu lästerte und er überall als Hauptschuldiger für einen Stillstand im sog. Friedensprozeß ausgemacht wurde, führte er Verhandlungen mit Assad. Schon spaßig.

Avi Shavit rückt Netanyahu in ein positiveres Licht, als sonst in Haaretz auf ihn fällt. Es gibt genügend Kritik an ihm, und auch die Zugeständnisse an Assad kann man kritisieren – auch eine eventuelle Rückgabe der Golanhöhen hätte ein sehr großes Risiko bedeutet. Immerhin wurde Israel von dort aus angegriffen.

Aber das monolithische Bild von Netanyahu als unflexiblem Dogmatiker stimmt nicht. In Ari Shavits Augen und auch meinen gewinnt er, weil er sich ernsthaft und flexibel zugleich erwiesen hat.

Welches Echo haben diese Enthüllungen eigentlich in deutschen Medien gefunden?

Bah, Oktober 14, 2012, 21:54

Posted by Lila in Presseschau.
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was bin ich für ein fieser Möpp, natürlich waren alle drei Geschichten wahr, und es war gar nicht schwer, das zu durchschauen!

Selbstverständlich können es nur die bösen Juden gewesen sein, die den armen Chris Stevens und seine Mitarbeiter gelyncht haben, ebenso wie es nur Juden gewesen sein können, wenn es in Ägypten in einem Museum brennt. Und Netanyahu, der Unerbittliche, hat unbeachtet von allen Journalisten der Welt, mit Assad verhandelt und war, wie manche behaupten und andere bestreiten (zum zweiten Mal) knapp vor einem Abschluß mit ihm.

Tja, tut mir leid, bestimmt will nie mehr jemand mit mir Ratefuchs spielen, wenn ich so gemein bin!

Ratefuchs Oktober 14, 2012, 21:34

Posted by Lila in Presseschau.
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Kommt, wir spielen mal ein schönes Spiel. Ich erzähle euch drei verrückte Geschichten, die sich bei mir im Laufe der Zeit so angesammelt haben. Eine davon ist erfunden. Aber welche?

1. Ein ägyptischer Politiker behauptet, daß es die Juden waren, die den amerikanischen Botschafter in Libyen auf dem Gewissen haben (wie sie auch den Holocaust eingefädelt haben, um sich einen Staat unter den Nagel zu reißen).

2. Netanyahu, der bekannte Hardliner, mit dem Verhandlungen gänzlich sinnlos sind, stand in fortgeschrittenen Verhandlungen mit Assad über die Rückgabe der Golanhöhen, und nur der Aufstand in Syrien hat diesen Verhandlungen ein Ende gesetzt – er war bereit, die gesamten Golanhöhen zu räumen, wenn Syrien die Allianz mit dem Iran aufgäbe.

3. In Ägypten haben Islamisten eine Bücherei abgefackelt, aber den Juden die Schuld zugeschoben, weil angeblich in dieser Bücherei Dokumente waren, die den Grenzverlauf zwischen Israel und Ägypten zeigen, aber weil Israel sich einen Teil Äyptens aneignen will, wollen sie diese Beweise vernichten, und da war es ja nur logisch, historische Dokumente in einer Bücherei in Kairo verbrennen zu lassen.

Zu absurd? Nein nein, ZU absurd gibt es nicht.

Kinderzimmer in Netivot Oktober 14, 2012, 9:12

Posted by Lila in Land und Leute, Presseschau.
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bei AussieDave gefunden

Ein Update Oktober 14, 2012, 0:37

Posted by Lila in Krabbeltiere.
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zu unseren unerwünschten Hausgenossen, den Ratten.

Natürlich hatten alle recht, die prophezeiten, daß es bei einem Rättlein nicht bleiben würde. In der Tat haben wir inzwischen fünf verschiedene Ratten nacheinander in der Lebendfalle gefangen. Eine schlanke, hübsche Braune, einen zerrupften Alten, eine verwirrte, am Schwanz verletzte Kleine, einen agilen jungen Mann und eine unauffällige, huschelige Dame mittleren Alters.

Y. nimmt sie immer im Auto mit und setzt sie bei Goren aus, am Rand des Nationalparks, nicht weit von  hier. Ich nehme an, daß sich nun eine Art „trampiada“ für Ratten gebildet hat, die mit Mund-zu-Mund-Propaganda weitergeben: wollt ihr mal mit ´nem Auto fahren? Also dieser Y., der macht das umsonst, ihr müßt nur über den großen Ombu aufs Dach klettern und euch unter den Ziegeln durchquetschen, kein Problem… Futter haben die auch…

Da zwischen Haus und Dachboden keine Verbindung besteht, habe ich keine richtige Sorge, daß mir eins der possierlichen Nagetiere aufs Kopfkissen fällt. Die Klapptür, die Y. aufstemmen muß, um die Falle aufzustellen, schließt hermetisch und ist schwer. (Übrigens sind wir schon richtig gut im Ködern – die Ratten mögen sehr gern Obst). Ich hab auch nichts gegen sie, es sind hübsche, geschmeidige und intelligente Tiere.

Aber trotzdem hör ich sie ungern über mir rascheln und scharren. Es hat ja auch etwas Absurdes: in meinem Kleiderschrank, Abteilung Wintersocken, schlummert Luzifer, fest zusammengerollt. (Nein, ich hab nicht das Herz, ihn rauszuschmeißen – eher wasch ich die Socken vorm Winter noch mal, ist ja noch Zeit). Neben mir, fest an mich gedrängt, schläft Leo den Schlaf des Gerechten – von Zeit zu Zeit streckt er selig die Krallen aus, gern in meine Seite. Und resigniert über die Frechheit der schwarzen Emporkömmlinge hat Mini es sich auf meiner Neoprentasche für den Laptop bequem gemacht, auf dem Rahmen am Ende des Betts. (Wir haben so ein komisches Bett mit einem umlaufenden Rahmen, der bestimmt 30 cm breit ist). Sie schläft prinzipiell nur auf Materialien, die Haare magnetisch anziehen.

Kurz, ich bin umgeben von tüchtigen Jagdtieren, die nicht mal blinzeln, wenn die Ratten über ihren Köpfen toben.

Unser Nachbar übrigens, ein kerniger Mann, hat uns erklärt, daß er jeden Tag „Dutzende“ von Ratten fängt. Er hält Tiere, und die Ratten gehen wohl ans Futter. Er ersäuft sie einfach. Wir sind noch nicht so weit, Rattengift zu verstreuen. Und wir konnten Quarta nur mit Mühe von dem Plan abbringen, die verletzte Ratte zum Tierarzt zu bringen. Quarta sieht unsere Lebendfalle als Rettungsaktion für die vom Nachbarn bedrohten Ratten der Umgebung. Und den Geräuschen über meinem Kopf nach zu urteilen, sehen die Ratten das ganz genauso.

Typisch? Schade Oktober 12, 2012, 22:02

Posted by Lila in Presseschau.
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Schon vor ein paar Tagen bin ich auf diesen Artikel gestoßen, über junge Israelis, die sich die Auschwitz-Tätowierungen ihrer Großeltern in den Arm stechen lassen. Gerade habe ich in den Nachrichten eine Reportage gesehen, in der genau dieselben Szenen und Gesichter und Namen vorkamen – auch dieser Artikel, der ja ursprünglich in der New York Times erschien, wurde erwähnt. Sowohl Artikel als auch Reportage beziehen sich auf einen Film zu dem Thema, der demnächst hier im Fernsehen läuft.

Die Geschichten sind vielfältig, die Gründe, die Reaktionen der Großeltern, der Umwelt – das ist alles besser in dem Artikel beschrieben, als ich es hier nacherzählen könnte. Aber eines ist ganz sicher: diese jungen Israelis machen das, weil sie sich mit den Großeltern identifizieren, weil sie sich an sie erinnern möchten, weil sie andere an sie erinnern möchten. Es ist eine Art des Umgangs mit dem Schatten eines Traumas, das in den Familien präsent bleibt.

Meiner persönlichen Beobachtung nach ist es für die Überlebenden leichter, mit den Enkeln offen über ihre Erlebnisse zu sprechen, als mit den Kindern. Die Kindergeneration war noch zu nah dran, da überwog das brennende Bedürfnis, sie nicht zu belasten. Jetzt sind diese Kinder gewissermaßen zu einem Puffer geworden, die Großeltern haben nur noch Großeltern-Verantwortung für die Enkel, und darum können sie bei den Enkeln Erinnerungen erzählen, die sie ihren Kindern nicht zugemutet hätten. Außerdem läuft ihnen die Zeit weg.

Keiner, aber wirklich keiner der Befragten läßt sich so eine Nummer stechen, um es den Deutschen zu zeigen, um Geld aus den Deutschen zu holen, um irgendjemanden zu beschämen oder unter Druck zu setzen. Die Deutschen kamen überhaupt nicht in dem Film vor. Um die Deutschen ging es nicht, geht es nicht. Es geht um den Umgang mit persönlichem und emotionalem Trauma, um symbolischen Umgang damit. Die Gespräche waren behutsam, die Blicke zwischen den Großeltern und Enkeln von berührender Liebe und Zartheit.

So, und jetzt kommen meine Deutschen ins Bild. Sie lesen den Artikel in der Welt und haben alles kapiert, nicht wahr? Sie beziehen das alles, alles auf sich. Ich habe beim Lesen geradezu einen Schrecken bekommen vor der Selbstbezogenheit und Empathie-Taubheit dieser Kommentatoren.

Dieses sich immer wiederholende Schuldmantra wird bei mir nicht zu einem Schuldanerkenntnis führen, da ich dieser Generation nicht angehöre. Ich kann nichts dafür ein Deutscher zu sein und lasse mich nicht in eine Sippenhaft nehmen.

Verantwortung kann definitionsgemäß nur dort bestehen, wo der Handelnde einen Einfluss auf das Handlungsergebnis hat.

Sorry,aber für mich gibt es keine kollektive Schuld.Ich denke nicht im Traum daran für etwas auf die Knie zu gehen,was ich nicht zu verantworten und schon gar nicht gemacht habe.

Aber es ist auch zu schön,auf diese Art und Weise ,ein Land beim „Zahlen“ zu halten,denn darum geht es und um nichts anderes.

Ich frage mich, warum diese und ähnliche Berichte immer wieder den Deutschen vorgelegt werden. Im Ausland liest man sowas eher weniger in einer Tageszeitung.

[wohlgemerkt, unter dem Artikel steht: © New York Times 2012.]

Wenn Diamant keinen guten Deal macht, dann hat sie ja nicht wie ihre Vorfahren gehandelt. Die haben gerne mal den Daumen auf der Waage gehalten.

War vor meiner Zeit – tragische Epoche unserer Geschichte – genauso wie der Völkermord in Ruanda, der Völkerord der Türken an den Armeniern, den hunderttausenden Toten am Balkan, dem Völkermord der Invasorenan den amerikanische Ureinwohnern etc….

Schuld tragen, wie bei jedem Krieg, die sogenannte politschen „Elite“ eines Landes. Die Massentoetung war genauso ihr Werk wie der Krieg als solches und dies war damals so wie heute. Folglich gibt es auch hier keine Schuld der Einwohner eines Landes.

Bei allem gebührendem Respekt aber das ist doch wohl bescheuert!! Ich glaube man sollte dieses grausame verbrechen mal langsam ruhen lassen

Ich finde das einfach nur geschmacklos!

Bei allem respekt,wie lange wollen die uns das noch vorhalten???
Ich bin 1961 geboren, für alles was davor war bin ich nicht bereit Verantwortung zu tragen.

Das so etwas nie wieder geschehen darf ist selbstredend, deswegen muss mann nicht alle paar Wochen die Nazikeule schwingen.

KZ Nummern als Prestige zu tragen ist pervers. Wieviele KZ Häftlinge sind ohne Nummern verendet, sind die jetzt weniger wert?

Sollen sich die Nachfahren von Nazis auch tatöwieren, damit sie weiterhin ihre „Schuldkultur“ besser ausleben können?

Hier werden nicht von einem selber erlebte negative Gefühle konserviert. Da bedarf es einer langen Therapie!!!Die Hetze geht leider weiter und das ist menschenunwürdig!

Was für ein Blödsinn !  Geht´hier wieder um zukünftige Geldzahlungen an…………

ich kanns nicht mehr hören und sehen…wann wird der nächste holocaust film gedreht ?

Ich als Jahrgang 62 fühle mich weder schuldig , noch habe ich mit den Geschehnissen etwas zu tun , noch lasse ich in mir irgendeine Vergangenheit einreden oder eine besondere Verantwortung suggerieren .
So wie man Nazis als ewig Gestrige bezeichnet , so bezeichne ich die Holocaustgedenker ebenso .

 

Und so weiter und so weiter. Ganz selten mal zwischendurch ein empathisches Wort, einfach mal stehenlassen, nicht sofort die Linie zu sich selbst ziehen. Diese panische, aggressive Abwehr, diese Pampigkeit, die Unterstellungen, das Mißtrauen – es ist die Unfähigkeit, das Leid anderer und deren Entscheidungen sich mal erzählen zu lassen. Es ist rundherum unsympathisch.

Es geht in diesem Bericht niemandem um die Deutschen. Es gibt zwei Holocaust-Erinnerungen, wie ich oft versuche zu erklären: den der Deutschen, den der Juden. Die Deutschen wären baß erstaunt, wenn sie wüßten, wie egal den meisten Juden die deutschen Komplexe um den Holocaust sind. Wenn Deutsche hingehen und Juden oder Israelis damit belämmern, sind junge Israelis höchstens unangenehm berührt. In ihrem Holocaust-Gedenken geht es um persönliche Gefühle, nicht um Aufrechnung oder wie man es den Deutschen reinreiben kann. Niemand sprach von Schuld oder Verantwortung. Nicht mal am Horizont schienen heutige Deutsche auf in diesen Gesprächen. Aber das können sich wohl allzuviele deutsche Leser einfach nicht vorstellen. Es erinnert mich peinlich an Leute, die im Gespräch immer alles auf sich beziehen, ja die meinen, Sonne, Mond und Sterne gehen nur ihretwegen auf und unter.

Unfähigkeit zu trauern, Unfähigkeit mitzufühlen, Unfähigkeit ohne Urteilsabgabe zuzuhören. Kein schönes Bild.

Na ja, legen wir uns darauf fest, daß sämtliche kaltschnäuzigen, ich-bezogenen Kotzbrocken in diesen Kommentaren ihre Spuren hinterlassen haben, und daß überall sonst in Deutschland Menschen leben, die imstande sind, Holocaust-Überlebenden und ihren Familen ohne aggressive Abwehrreflexe zu begegnen.