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Froh zu sein bedarf es wenig September 30, 2013, 14:44

Posted by Lila in Persönliches.
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Die Spannung der Tage, als wir (wieder mal…) erwarten mußten, in einen Krieg reingezogen zu werden, an dem wir kein Interesse haben und in dem es für uns nichts zu gewinnen gibt, liegt zurück wie in einem anderen Leben. Obwohl es gerade mal ein paar Wochen her ist.

Ich habe im Laufe der Jahre hier mehrere Ausnahmesituationen mitgemacht, eigentlich sogar ziemlich regelmäßig, und zweifellos am schlimmsten waren die Intifada II und vor fast einem Jahr „Wolkensäule“ mit der unerträglichen Sorge. Damit verglichen war die Sorge um einen eventuellen syrischen oder Hisbollah-Angriff bei uns wirklich keine große Sache, aber eben doch eine Ausnahmesituation.

In solchen Situationen schaltet Gehirn oder Nebenniere oder was weiß ich einen Mechanismus ein, mit dessen Hilfe man irgendwie noch Abendessen machen kann, Kopfkissenbezüge bügeln oder die Pfefferminze gießen, von Vorträgen über den Wandel des Madonnabilds von Duccio bis Caravaggio ganz zu schweigen.

Irgendeine innere Saite ist dabei aber immer fast zum Reißen gespannt, und alles Bloggen oder Telefonieren oder um-den-Moshav-laufen der Welt bringt keine Entspannung. Jedes Hubschraubergeräusch in der Luft und jedes ernste Lied im Radio lassen den Blutdruck in die Höhe schnellen und gleichzeitig das Herz in bodenlose Tiefen falle – ein Effekt, ähnlich wie Hitchcock ihn in Vertigo benutzte und überhaupt nicht angenehm. Kein bißchen.

Besonders bemühen wir uns natürlich, daß Quarta so wenig Ängste wie möglich abbekommt. Daß meine beruhigende Einschätzung „aus dem Krieg wird nichts“ und Y.s lässiges „Gasmasken sind überflüssig…“ sich als (diesmal) zutreffend erwiesen haben, ist natürlich hilfreich und verleiht uns Glaubwürdigkeit. Y. ergänzt seinen Satz nur mir gegenüber mit „…weil Sarin auch über die Haut aufgenommen wird und Gasmasken einen qualvollen Tod nur verlängern“. Quarta gegenüber geht er nicht in lästige Einzelheiten.

Aber dann ist es vorbei, der Krieg abgeblasen oder vorbei, der Terror wieder fern und die Katastrophe ist aufgeschoben (an aufgehoben mag man nicht glauben). Langsam lernt der Körper wieder, daß man nachts schläft und nicht ruhelos von Raum zu Raum tigert, und die innere Saite lockert sich. Dann kann man auch wieder kleine Momente genießen.

So zum Beispiel, wenn ich mit meiner Jüngsten, die jetzt richtig groß und erwachsen wird, Zeit allein verbringe. Die Großen hatten mich selten für sich allein, dafür hatten sie einander. Quarta aber hat ihre Eltern die meiste Zeit für sich und genießt das. Wir backen zusammen, ich zeige ihr, wie man bügelt, und wir spielen wie früher Sagaland oder Malefiz. Sie besiegt mich immer noch, ich bin chancenlos. Ich genieße es wirklich aus vollem Herzen, wenn sie strahlend ihr letztes rotes Männeken ins Ziel bringt oder mir stolz die selbstgebügelte Bluse zeigt.

Der Alltag ist so ein wunderbares Geschenk. Und sobald der Krisen-Mechanismus zurückgefahren ist, die innere Spannung auf ein Normal-Streß-Niveau gefallen ist, da kann ich ebensowenig wie ein Außenstehender begreifen, wie sich das angefühlt hat und wie man es aushält. Wirklich, ich habe keine Ahnung.

Party im Gazastreifen September 28, 2013, 15:30

Posted by Lila in Presseschau, Qassamticker (incl. Gradraketen).
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Im Gazastreifen wird heute groß gefeiert – der Jahrestag der Glorreichen Zweiten Intifada, die ich noch in allerbester Erinnerung habe. Ein richtiges Volksfest, fröhlich und bunt, wie man es gerne sieht.

volksfest I

Puppen in Form von Peres und Netanyahu werden verbrannt – ja, auch Peres, denn ob „fanatischer Hardliner“ oder Friedenstaube, das ist egal. Er steht für Israel und muß brennen. Denn Spaß muß sein an so einem Tag.

Volkfsfest 4

Reizend verkleidete junge Menschen mit Waffen(attrappen?) und bemalten Särgen ziehen durch die Straßen.

Volksfest 2

Leider kann ich nicht lesen, was auf den hübsch verzierten Särgen steht. Ich nehme an, wir sollen kremiert werden.

Volksfest 3

Warum einer der fröhlichen, ausgelassenen jungen Männer halb getragen wird, weiß ich nicht – vielleicht eine Übung für den beliebten Exportartikel aus dem Gazastreifen, eine Pallywood-Produktion? Man soll ja nicht aus der Übung kommen.

Volkfsfest 5

Und auch für die Kinder ist gesorgt. Es ist doch schön, wenn kleine Jungens große Vorbilder haben.

Die Reden sind erbaulich und fordern eine dritte Intifada. Zweimal war es schon so schön, warum kein drittes Mal? Es war ja auch eine riesig erfolgreiche Strategie, mit Bombengürteln und Messern einen Staat herbeizuzwingen, das wäre ja auf friedlichem Wege nie und nimmer gegangen, nicht wahr?

Die Nachbarn werden mit Feuerwerk beglückt. Eine Rakete landete in der Nacht im Negev.

Das alles paßt wunderbar zu den Friedensverhandlungen, an denen Onkel Tony sich so ergötzt.

The quartet also called on the parties to refrain from any action that would undermine trust or prejudge the outcome of the talks.

Wer wollte den Menschen  Gazastreifen ein harmloses Volksfest mißgönnen, bei dem sie ihrem Friedenswillen so eindrucksvolle Bereitschaft verleihen können?

 

Nichts für zarte Gemüter September 28, 2013, 9:35

Posted by Lila in Presseschau.
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Ein alter, nie veröffentlichter Eintrag, 21.11.2012

Es fiel mir ein Satz ins Auge, als ich fuer einen Kommentar eine Liste israelischer Terror-Opfer verlinkte – dem Himmel sei Dank, heute sind keine neuen Namen dazugekommen (die Liste geht auch nur bis 2008). Der erste Absatz lautet:

The first arab sponsored terrorist attack upon Jews occurred in 1920, long before the establishment of Israel and long before there were any so-called palestinians.  In 1929 arab mobs massacred over 100 Jews, 67 of them in 1929 Hebron massacre alone, an ancient community where Jews lived among arabs peacefully for centuries. Many of the corpses were mutilated by arabs.

Welcher Satz faehrt mir in die Knochen? Die verstuemmelten Leichen. Die Leichenschaendung. Sehr ungern nur denkt man an diese Dinge, nicht wahr? Aber es ist doch auffaellig. Die Bilder gestern. Christopher Stephens – Ghaddafi – vor dem Tode verstümmelt, die Leichen misshandelt.

Es hat uns nie jemand ausdruecklich erzaehlt, aber die Geruechte sind auch zu uns gedrungen – Udi Goldwasser und Eldad Regev wurden vor ihrem Tod gefoltert (oder zu Tode gefoltert) und ihre Leichen verstuemmelt.

Auch die Opfer in Muenchen wurden gefoltert und verstuemmelt.

Ilan Halimi. Keine Worte fuer das Grauen.

Die Familie Fogel, die samt kleinen Kindern mit Messern im Schlaf ermordet wurden.

Die Holtzbergs in Mumbai – die junge Frau war schwanger und wurde zu Tode gefoltert.

Wer noch schlafen will heute nacht, der sollte sich diese Schicksale nicht zu genau durchlesen. Alle diese Opfer haben eines gemeinsam – sie sind arabischen bzw moslemischen Taetern in die Haende gefallen.

Ich weiss nicht, welche Schluesse sich daraus ziehen lassen – falls es ueberhaupt welche gibt. So wie ich niemals alle Araber Terroristen nennen wuerde und mich dagegen verwahre, wenn jemand das tut, so wuerde ich auch hier nicht verallgemeinern. Bekanntlich gibt es auch in anderen ethnischen Gruppen grausame, psychopathische Menschen, die anderen wehtun und sie noch im Tod misshandeln. Aber in welcher anderen menschlichen Gesellchaft waere moeglich gewesen, was sich gestern in Gaza ereignet hat?

Heute fiel mir dieser Eintrag wieder ein, als ich las,  wie grausam die Terroristen im Einkaufszentrum in Nairobi waren. In israelischen wie auch deutschen Medien werden Einzelheiten eher angedeutet. In anderen internationalen Medien wird man deutlicher. Berichten zufolge haben die Terroristen Moslems geschont und weggeschickt – andere Opfer dagegen, die keine Koransuren lesen konnten, getötet. Und zwar mit erschreckender Grausamkeit. Gehört diese Grausamkeit zum Bericht dazu, oder sollte man sie aus Respekt vor den Toten und im Namen der Seelenruhe ihrer Angehörigen lieber verschweigen?

Verstümmelungen von Gesicht, Händen und Geschlechtsteilen mit Messern, Kopf abschneiden und Leichenschändung sind auffällig oft Kennzeichen solcher Morde, die auf das Konto von islamischer Terroristen gehen. Soll man, kann man das erwähnen? Hat es Bedeutung? Welche?

Ich scheue mich zwar, mich dem ungerechtfertigten Vorwurf der „Islamophobie“ auszusetzen, mit dem man so leicht angegriffen wird, wenn man es wagt, auf die Gemeinsamkeiten der Taten hinzuweisen, mit denen islamisch motivierte Terroristen und Gewalttäter vorgehen. Aber es drängt sich einfach auf. Es ist ein Muster. Es kommt immer, immer wieder vor. Menschen werden nicht nur getötet, sondern besonders langsam, qualvoll und mit Verstümmelung getötet, und ihre Leichen werden geschändet. Besonders wenn es Christen sind, Juden, oder Moslems der „falschen“ Richtung.

Meiner Meinung nach ist die Zeit für normale Moslems und Nicht-Moslems gekommen, diesen Dingen ins Auge zu sehen und etwas dazu zu sagen. Ich würde gern von führenden Figuren der islamischen Welt hören, daß sie diese Gewalt rundum ablehnen und eindrücklich erklären, warum der Islam so etwas nicht zuläßt. Es reicht nicht, wenn sie sagen, „das hat nichts mit dem Islam zu tun, das ist nicht Islam“ und sich dann abwenden, als wäre das Thema erledigt. Es muß eben doch etwas mit dem Islam zu tun haben, wenn solche Grausamkeiten geradezu Standard-Methoden der Gewalt sind, die von Moslems eingesetzt werden – ebenso wie „Ehren“morde und Säure-Attentate.

Mein alter Eintrag, s.o.,  war nach der Schändung der Leichen von „Kollaborateuren“ im Gazastreifen geschrieben, und ich habe ihn nie zu Ende gebracht oder veröffentlicht, weil das Thema zu schrecklich war.

Aber nach dem Grauen von Nairobi tue ich es nun doch, und ich frage auch die Medien und mich selbst: warum scheuen wir uns, diese auffallenden Parallelen beim Namen zu nennen und sie zu analysieren? Vielleicht sind das ja alles keine Zufälle? Schulden wir den Opfern Diskretion, indem wir den Mantel des Schweigens über ihre Pein und Qual breiten, oder verschließen wir damit die Augen vor brutalen Tatsachen und bereiten somit den nächsten Opfern den Weg?

Wenn eine Einstellung, ein Menschenbild hinter diesen Taten der Folter und Entwürdigung steht – dann muß dieses sich ändern, und zwar schnell. Dann müssen wir alle dagegen protestieren und uns dagegen wehren und unser Konzept allgemeiner Menschenrechte und Menschenwürde einfordern. Dann müssen wir von islamischen Lehrern fordern, daß dieses Konzept in den Islam aufgenommen und dort gelehrt und geehrt wird. Das wird durchgedrehte Einzeltäter nicht stoppen, denn die gibt es in allen Gesellschaften. Aber der Islam muß sich dagegen wehren, als Rechtfertigung solcher Taten zu dienen, die den Anderen im Tode entwürdigen wollen. Der Islam muß endlich dagegen protestieren, ja dagegen aufstehen, daß sich unter der Fahne des Bismillah Gruppen organisieren, die abscheulichste Verbrechen begehen. Und wir müssen das von ihm fordern.

Nachsatz September 24, 2013, 22:46

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Ich habe meinen ärgerlichen Eintrag über die Grünen rausgenommen, weil ich den Satz von Göring-Eckardt nicht genau genug zitiert hatte. Anscheinend haben sich zwei Zitate in meinem Kopf vermischt und sie hat es nicht so zugespitzt gesagt, wie es in meinem Hals angekommen ist. Danke für die Nachfrage nach dem genauen Zitat – es lohnt sich doch immer, vorher nachzugucken 🙂

Jetzt muß ich natürlich auch nach dem anderen Teil suchen, um zu rekonstruieren, wie meine ungenaue Erinnerung zustande gekommen ist. Selbst schuld.

Jedoch: auch wenn mein Ärger-Zitat ungenau zitiert war, bleibt mein Unwillen über die Grünen und ihre Entwicklung zu einer dogmatischen, selbstgerechten Vorschreib-Partei. Ich erinnere mich noch sehr genau an die 80er und einige Grüne der ersten Stunde. Sie sind GEGEN Denkverbote aufgestanden.

Und auch die Funktionalisierung von Besinnungstags-Vokabular im Wahlkampf macht mir zu schaffen. Es geht nicht um die „Bewahrung der Schöpfung“, sondern um Umweltschutz. Das ist nicht dasselbe. Göring-Eckardt, die diese Formulierung sehr oft benutzt, müßte das als Christin eigentlich wissen. Für sie ist Gott also nicht auf der Seite der stärksten Bataillone, sondern der schärsten Luftschutzverordnung? Bio-Baumwolle-Sonnenhut ab zum Gebet?

Diese Überhöhung der eigenen politischen Bedeutung zu einem Akt der Erlösung ist nur ein Aspekt, der mich an den Grünen stört, aber er ist ein deutliches Symptom für die Veränderung dieser Partei, die ich früher mal gewählt habe, und zu deren typischer Wählerklientel ich „vom Milieu her“ gehöre. Und ich bin nicht die einzige, die sich darüber ärgert.

Immerhin – sie trinken die Medizin des Rücktritts, die sie anderen stets gern empfehlen, nun selbst, und bitter genug mag sie schmecken.

Derweil in Israel… September 22, 2013, 23:27

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In Hebron erschießt ein Scharfschütze einen Soldaten. Im Süden fällt eine Mörsergranate. Alltag eben.

Von Kirchen und Dörfern September 22, 2013, 20:03

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Kanzler – kann die dat? Das war 2005. Noch gar nicht so lange her.

Egal was man von der Politik der CDU und der anderen Parteien hält – ha-kanzlerit hat es allen gezeigt. Die Arroganz, mit der sie anfangs abgebügelt wurde, scheint nur noch peinliche Erinnerung.

Ich habe mal darauf geachtet: bei den israelischen Reportagen über den deutschen Wahlkampf und Wahlabend drehte sich alles um Merkel, die Königin Europas, und Steinbrück kam höchstens am Rande vor (was auch am Umlaut liegen mag). Ihre Bedeutung in Europa und in der Welt, ihre Themen und Deutschlands Erfolge und Probleme, ihr Auftreten und ihre Blazer. Und sie hat heute einen sehr respektablen Wahlsieg auf die Beine gestellt – kein Zweifel, daß ihr der Wahlsieg der CDU zu verdanken ist. Alle Achtung.

Amüsiert hat mich, wie heute einer der intelligentesten und bestinformierten Kommnentatoren, Nadav Eyal vom Channel 10, mit dem Überhangmandat kämpfte. Es war geradezu rührend, wie er und Yaron London versuchten, das irgendwie zu erklären. Sie waren aber beeindruckt von dem Wahlsystem mit zwei Stimmen und 5%-Hürde. Deutsche Politik ist konsens-orientiert, meinten sie. Stimmt – mir fällt das kaum auf, weil ich ja Deutsche bin und davon ausgehe, daß Politik konsens-orientiert sein sollte. Oder wie????

Es ist immer spaßig für mich, Israelis zuzuhören, wenn sie Deutschland analysieren. Nein, manchmal ist es trübselig, aber heute war es spaßig.

Zu Nairobi September 22, 2013, 17:27

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Mir scheint, die Berichte in Deutschland und Israel stimmen nicht ganz überein.

Die ZEIT:

Eine israelische Spezialeinheit hat das Einkaufszentrum in der kenianischen Hauptstadt Nairobi gestürmt. „Die Israelis sind gerade reingegangen, um die Geiseln und Verletzten zu retten“, sagte ein Vertreter der Sicherheitskräfte.

Bei uns im Fernsehen dagegen heißt es, daß ein internationaler Beraterstab der kenianischen Armee hilft, die Situation zu lösen. Keine Israelis sind direkt beteiligt.

Das hindert natürlich schäbige Leserreaktionen in den Kommentarspalten nicht (nicht nur in der ZEIT). Ich wundere mich manchmal wirklich, wo die Leute ihre Arroganz hernehmen. Erinnert sich vielleicht jemand an den Flughafen Fürstenfeldbruck? Ob die Deutschen das wirklich besser könnten als die Israelis?

Mir scheint, daß die israelische Berichterstattung glaubwürdiger ist. Es ist unwahrscheinlich, daß Israel ein Flugzeug mit einer Sondereinheit hinschickt – das würde die Regierung machen, wenn Israelis Geiseln wären, aber in dieser Situation wohl nicht. Das ist Sache der Kenianer selbst. Wenn sie sich internationale Hilfe holen, finde ich das klug und angebracht. Das Wichtigste ist doch jetzt, die Geiseln zu retten.

Hoffen wir, daß es gelingt. Der islamistische Terror ist ein globales Problem. Israel kennt das Problem gut – aber auch andere Länder.

Neues oder nichts Neues September 22, 2013, 10:49

Posted by Lila in Persönliches, Presseschau.
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Heute wird in Deutschland gewählt – ich bin gespannt, wie es ausgeht, vor allem die kleinen Parteien scheinen interessant zu werden.

Gestern abend war ich so unvorsichtig, nach längerer Zeit wieder Nachrichten zu gucken. Zwei grauenhafte Mordfälle in Familien in der letzten Woche – eine Mutter hat ihre Kinder erstochen, aus Angst, daß das Jugendamt die Kinder wegnimmt – ein Vater hat seine Kinder von einem Balkon im 11. Stockwerk geworfen und ist hinterhergesprungen, als Rache an der Exfrau. Unvorstellbare Taten. Bei der eingehenden Berichterstattung bin ich hin und her gerissen zwischen dem Wunsch, daß solche vermeidbaren Tragödien zu einer größeren Aufmerksamkeit führen und vielleicht verhindern, daß nächste Woche weitere kleine Gräber ausgehoben werden müssen, und zwischen der Angst, daß diese Taten andere nach sich ziehen.

Wie Menschen es fertigbringen, ihre vertrauensvollen, verletzlichen Kinder brutal zu ermorden – ein Abgrund, in den man nicht blicken möchte. Ich denke an die letzten Momente dieser Kinder, die ihre Geschwister sterben sahen und wußten, daß sie nicht entrinnen können. Kinder im Grundschuldalter, die schon verstehen, was ihnen da geschieht. Da stockt einem der Atem vor Entsetzen und Grauen.

Dann der Mord an dem Soldaten Tomer Chazan, der wohl neben dem Armeedienst noch Zeit hatte, in einem Restaurant zu jobben. Dort arbeitete er mit einem Palästinenser, Nidal Amar, der ihn nach Kalkiliya einlud oder lockte. Der Palästinenser hatte keine Arbeitserlaubnis in Israel und hätte wohl auch keine bekommen. Sein Bruder, ein Tanzim-Terrorist, sitzt in Israel im Gefängnis, und damit wäre Nidal Amar als Sicherheitsrisiko eingestuft worden.

Tomer war so dumm und naiv, sich überreden zu lassen, wurde ermordet und seine Leiche in einen Brunnen geworfen. Amars Plan war, mit Tomers Leiche seinen Bruder aus dem Gefängnis freizupressen. Das klappte aber nicht. Er wurde aufgespürt und die Leiche ebenfalls, bevor es zu einer Epressung kommen konnte.

Seit Monaten und Jahren wird immer wieder vor solchen Szenarien gewarnt. Terrororganisationen sehen Israel heute als erpreßbar an, mit gutem Grund, und arbeiten darum mit Volldampf an solchen Plänen. Im Fernsehen wurde erwähnt, daß es in den letzten Monaten dreißig vereitelter Versuche gegeben hat – allerdings ohne Einzelheiten.

So schön es einerseits ist, wenn sich Israelis und Palästinenser gut verstehen und ein Israeli eine Einladung in ein Dorf annimmt – so gefährlich ist es auch. Sehr viele israelische Arbeitgeber sind im Laufe der Jahre von ihren teilweise seit Jahren bekannten palästinensischen Angestellten ermordet worden. In diesem Falle war es ein Kollege. Der Besitzer des Restaurants, der Nidal Amar schwarz und ohne Papiere eingestellt hat, wird vermutlich vor Gericht gestellt.

Der Kampf gegen shabachim (illegale Arbeitsuchende) nimmt viel Zeit und Energie in Anspruch, auch meine Söhne haben an solchen Aktionen teilgenommen. Skrupellose Israelis schleusen in Minibussen ganze Truppen von Palästinensern nach Israel, um dort zu Billiglöhnen schwarz zu arbeiten. Wie gefährlich das ist, sieht man an solchen Fällen. Ein Einzeltäter, der vor nichts zurückschreckt, ist einer zuviel.

Solche Geschichten sind der Grund, weshalb die israelische Armee nicht davon begeistert ist, wenn Soldaten spontan auf einer Hochzeit oder Party zwischen lauter Palästinensern tanzen. Es reicht ein Irrer in der Menschenmenge.

So viele schreckliche Nachrichten. Terror in Nairobi, Terror im Irak, das Schlachten in Syrien geht weiter und beide Seiten sind unbeschreiblich grausam, doch wir begnügen uns damit, daß nur noch schöne Dinge wie Messer, Geschosse und Bomben benutzt werden dürfen, aber keine chemischen Waffen mehr, um die Mencshen zu Tode zu quälen.

Da heitert mich auch nicht auf, daß hier wunderschön herbstliche Sukkot-Tage sind. Letzte Nacht kam der erste Regen – ich habe mich auf die Terrasse gesetzt und einfach nur das Geräusch des Regens genossen und den unbeschreiblichen Duft der Erde, der Kräuter und Bäume. Die Wildschweine kommen nachts immer noch und wälzen zornig unsere zugezurrte Mülltonne am Boden (ein Gurt ist dabei kaputtgegangen und die Tonne hat zwei Risse abbekommen), und beim Wildschwein-Beobachten haben wir neulich ein scheues Stachelschwein vorm Haus beobachten dürfen. Ich habe auch wieder ein Reh gesehen und Y. ist begeistert von den seltenen Vögeln in dieser Gegend. Die Natur tröstet einen schon, aber die Abgründe im Menschen sind zu schrecklich und bedrückend. Wie halten wir es eigentlich aus, dieses Wissen? Je älter ich werde, desto schwerer fällt es mir, es zu verdrängen.

Lese-Empfehlung September 12, 2013, 23:33

Posted by Lila in Land und Leute.
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zu Yom Kippur in Israel.

When I arrived, just over four years ago, Yom Kippur in Tel Aviv took me by complete surprise.

Practically all cars and motor transport will stop. Just not go anywhere. Almost no planes, trains or automobiles will move until Saturday night.

People simply don’t drive their cars. The air smells good, the visibility gets better and the distant roar of traffic on the Ayalon highway is glaringly absent

On Yom Kippur non-religious Jews simply organise their lives such that they don’t need to drive.

Many of them might not fast, and they probably stock up on downloaded movies or DVD’s because the main Israeli TV channels shut down (but there are plenty of other channels on satellite and cable that do work).

I left my apartment to have a look last year: I saw one pickup truck and 3 police cars moving. Slowly. Through the crowds of children riding bikes, even on roads that resemble LA’s 405 freeway or 5th Avenue in New York.

Es ist ein ganz ganz ruhiger Tag. Als Tertia im Krankenhaus lag, mußten wir an Yom Kippur mit dem Auto fahren, und das ging auch – sie lag in Nahariya im Krankenhaus, und in der Gegend sind viele arabische Orte, und dort läuft das Leben normal, auch am Yom Kippur. Aber die Straßen außerhalb dieser Gebiete und die Innenstädte waren leergefegt von Autos. Statt dessen Kinder auf Fahrrädern und Familien mit Kinderwagen.

In unserem alten Kibbuz, der ja kein bißchen religiös ist, gibt es immer Leute, die fasten. Und jedes Jahr gibt es ein kulturelles Angebot, das sich mit Fragen befaßt, die im weitesten Sinne mit Yom Kippur, Versöhnung und Gewissen beschäftigen, oder mit den Nachwirkungen des Yom-Kippur-Kriegs. Auch dort ist am Yom Kippur die Atmosphäre anders als an normalen Tagen, auch ohne Synagoge.

Brians Artikel erwähnt auch, daß Juden außerhalb von Israel nie fordern würden, daß andere Yom Kippur irgendwie berücksichtigen. (Es sind mir auch keine Fälle bekannt, in denen Juden gefordert hätten, Weihnachtsfeiern ausfallen zu lassen, weil sie sich davon gekränkt fühlen – auch in Israel selbst können die Christen ungestört ihre singenden, klingenden Weihnachtsmänner in die Schaufenster stellen). Aber in Israel ist der Tag eben ganz besonders.

So why is being Jewish so different when you’re in Israel? There has never, in my recollection, been a Jew outside of Israel who’s publicly got upset by anyone eating, even in front of him, on Yom Kippur.

Jews have never, and will never, ask you to stop driving for a day in your country. It just won’t happen. Even in our own country this isn’t a law, its just something the vast majority of Jews want to do because, over here, in Jewish Israel, it feels right.

Jews don’t want anywhere else to be a little piece of Israel, we just want this one small place in the world to be ours and to feel Jewish.

 

Drei gegen Assad September 11, 2013, 6:40

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Ich muß im Alleingang den von Assad eroberten Golan zurückerobern. An meiner Seite: die Schlagersängerin Lena und Rochus Misch. Selbst im Traum kam mir das seltsam vor, schließlich ist Misch doch soeben verstorben. Leider bin ich aufgewacht, ohne zu wissen, wer nun den Feldzug gewonnen hat.

Diagnose: zu viele Yom-Kippur-Krieg-Dokus gesehen.

So macht man… September 10, 2013, 18:50

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Stimmung Nachrichten.

Man wähle eine Geschichte, in der Netanyahu seine Stammrolle spielt: die des versöhnlichen, rundherum sympathischen Staatsmanns.

Die überraschenden Neujahrsgrüße des neuen iranischen Präsidenten Hassan Rohani an „alle Juden“ haben den israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu offenbar kalt gelassen. „Ich bin nicht beeindruckt über Grüße eines Regimes, das noch vergangene Woche mit der Vernichtung des Staates Israel gedroht hat“, hieß es in einer am Samstag im Kurznachrichtendienst Twitter verbreiteten Mitteilung Netanjahus. Israel und der Iran stehen sich im Streit um das iranischeAtomprogramm als Erzfeinde gegenüber.

Ruhani hatte am Mittwoch zu Beginn des zweitägigen jüdischen Neujahrsfestes Rosch Haschana auf seinem von einem Vertrauten geführten Twitter-Konto allen Juden gratuliert.

Man illustriere diese humaninterest-Geschichte mit einem Bild, auf dem Netanyahu unverkennbare Ähnlichkeit mit einem berühmten Filmstar in seiner Paraderolle hat.

netanyahu kuehl

Man gebe sodann im Forum die Möglichkeit, Netanyahus herzerfrischenden Worten zu applaudieren. Merke: Volkes Stimme lüget nie.

Wenn von iranischer Seite der Palästinenserkonflikt und Siedlerbau angeprangert und Sanktionen gegen Israel gefordert werden, dann wird es als „Hetze“ gegen Israel deklariert.

Netanjahu braucht Kriegshetze, um an der Macht zu bleiben! Eigenlich ist er traurig, dass Ahmadinejad weg ist!

Tolles Bild gewählt. Besseren Ausdruck zur allgemeinen Stimmung hier, zu den Provokationen seitens Israel (Führung), kann man nicht wiedergeben.

Offizielle Freundlichkeiten aus dem Iran passen Netanjahu nun überhaupt nicht in den Kram. Es könnte passieren, dass das Feindbild und der Grund für Israels Nahost-Politik verloren geht.

der arme Netanjahu… jetzt kommt ihm auch noch seon liebster Feind neben den Palästinensern abhanden. Und er will doch so gerne Krieg spielen.

Das Atomprogramm ist zwar legal, für die Israelische Regierung aber immer schon nur ein Vorwand um seine Drohungen gegen den Iran ablassen zu können. Garniert mit der Lüge von der geplanten Zerstörung des Staates Israel ist es schlicht Propaganda. Nethanjahu ist weden an Frieden interessiert, noch hat er irgendeinen Anflug zivilisierter Umgangsformen.

Offensichtlich wurmt es ihn kolossal, dass die neue Iraner Regierung verbal abrüstet. Das würde unserem Kriegstreiber Benjamin Netanjahu sicherlich nie einfallen. – Das ewige Kriegsgeschrei hält ihn ja an der Macht.

In schöner Eintracht tönt es dort. Ist es nicht lieblich, wie so ganz spontan eine Harmonie entsteht? Und nicht nur im SPon freut man sich an der guten Atmosphäre. Das deutsche Internet summt und brummt nur so, wenn man „Neujahrsgruß Rouhani Juden“ googelt.

Doch wenn sich wenige Tage später herausstellt, daß die Meldung eine Ente war und die iranische Führung sich energisch dagegen verwahrt, einen so waghalsigen Akt wie einen Neujahrsgruß zu Rosh ha Shana begangen zu haben?  Ja, wenn aus Teheran klargestellt wird, daß der gute Rouhani gar keinen Twitter-Account hat? Wenn es möglich erscheint, daß Netanyahu sich die öffentliche Demütigung der unerwünschten Anbiederung erspart hat mit seiner Kühle? Was denn nun?

Tja, da macht man es am besten wie Bömmel. Da stelle mer ons janz domm. Rouhani? Neujahrsgruß? Kühle Reaktion?

Nie von gehört.

 

(via Israellycool)

Ein Schatz September 10, 2013, 16:47

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Ein besonders spektakulärer, da goldener archäologischer Fund wurde gestern in den Nachrichten präsentiert:

Goldene Münzen aus der byzantinischen Zeit, also dem 7. Jahrhundert. Wer byzantinische Kunst kennt, der erkennt gleich die frontalen, statischen Herrscherporträts.

Damals also gehörte Judäa zum Byzantinischen Reich, das ja bekanntlich mal größer und mal kleiner war, je nach militärischem Erfolg und Ambitionen des Herrschergeschlechts.

(Karte von Wikipedia geklaut)

Sehr gut ging es den Juden in dieser Zeit der Konflikte zwischen Sassaniden und Byzanz nicht.

Vermutlich zur Zeit dieses Kriegs verbargen Juden den Goldschatz in der Nähe des früheren Tempels.

Schon damals existierte der Tempel ja schon nicht mehr – bekanntlich wurde er von Titus und den Römern am Tisha be´Av im Jahre 70 zerstört. Jahrhunderte später haben die Moslems dort nach ihrer triumphalen Eroberung Jerusalems eine Moschee dort gebaut.

Der vielleicht eindrucksvollste Teil des Goldschatzes:

Dieses Medaillon diente vermutlich, mit anderen Teilens des Funds, dazu, eine Thora-Rolle zu schmücken. Das älteste Symbol des Judentums, der Tempelleuchter (hier mit gegabeltem Fuß – die Darstellungen weichen voneinander ab). Die Menorah, der Tempelleuchter, war der heiligste Gegenstand im Tempel, und er wurde nach genauen Angaben in der Bibel hergestellt. Wo immer Juden eine Synagoge bauten oder Gräber, wurde die Menorah abgebildet.

Man sieht sie z.B. auf dem Bodenmosaik in Tiberias.

Dort wurde auch eine Menorah aus Stein gefunden.

Ganz ähnlich auch in Zippori

…und Beit Alpha. Ich möchte nicht alle Beispiele auflisten – es sind einfach zu viele…

Heute liegt der Ort in Syrien: Dura Europos. Dort wurden eine Synaoge und eine Kirche nebeneinander gefunden. Hier das zentrale Motiv der Synagogenwand:

In der Nische wurden die Thora-Rollen aufbewahrt. Über diesem heiligsten Ort der Synagoge wurden die bis heute wichtigsten Motive des Judentums dargestellt: die Tore des Tempels mit den Säulen in der Mitte als geographisch-spritueller Orientierungspunkt, auf der einen Seite die wichtigsten Symbole (Leuchter, Lulav, Etrog), auf der anderen Seite das vielleicht wichtigste Narrativ: die Opferung Jizhaks.

Und in Rom: jüdische Gräber in den Katakomben der Villa Torlonia.

Die Menorah – und natürlich das unvergessene Bild des Tempels, das die Juden überall in Erinnerung hielten, egal wohin es sie verschlug.

Noch älter sind jüdische Münzen aus der Zeit der Revolte gegen die Römer – Archäologie ist ein Faß ohne Boden, und ich kann mir kaum etwas Faszinierenderes vorstellen. Ich habe mal einen Vortrag über die Menorah gehalten und dafür unglaubliche Mengen von Beispielen gesammelt.

Es ist angesichts der Überfülle jüdischer Funde für mich schier unvorstellbar, daß es trotzdem Menschen gibt, die meinen, die Juden hätten keine historische Bindung an dieses Fleckchen Erde und wären aus einem reinen Willkürakt hier aufgetaucht.

Jedoch, um den Bogen noch einmal in die Moderne zu schlagen.

Am bekanntesten ist vielleicht die Darstellung der Menorah durch die siegreichen Römer, die sie, mit anderen Sakralgegenständen des geplünderten Tempels, im Triumph durch Rom tragen und schließlich im Titusbogen verewigen:

Alec Mishory, dessen Artikel eine Fundgrube ist, macht sich Gedanken, warum der Leuchter auf jeder Darstellung anders aussieht – vielleicht war der Leuchter zu heilig, um getreu abgebildet zu werden? Vielleicht haben aber auch die Römer ihm eine imposantere Basis gegeben, damit ihr Sieg desto heller leuchte?

Jedenfalls bedeutet diese Darstellung des Leuchters den schwärzesten Moment in der Geschichte dieses Symbol des jüdischen Volks und Kults. Trotzdem blieb die Menorah das wichtigste Symbol und begleitete die Juden durch Mittelalter, frühe Neuzeit und  bis heute.

Mordechai Bentov war ein polnischer Jude, der sich in der Jugendbewegung Hashomer Hazair engagierte, in den 20er, 30er Jahren des 20. Jahrhunderts. Es war seine Idee, kleine Anstecknadeln mit der Menorah herstellen zu lassen. Wer vom Hashomer Hazair Warschau ins damalige Mandatsgebiet Palästina emigrierte, der trug eine solche Nadel. Damit, so erklärte Mordechai, wurde die nach Rom verschleppte Menorah wieder nach Jerusalem gebracht.

menora

Wohlgemerkt, Bentov war kein frommer Jude und der Hashomer Hazair ist bis heute eine säkulare, linke Bewegung. Aber das Symbol der Menorah war eben mehr als nur ein religiöses Symbol – es war da Symbol für den Willen der europäischen Juden, an die Geschichte ihres Volks in ihrer historischen Heimat wieder anzuknüpfen, fast zwei Jahrtausende nach der Vertreibung, nach Jahrhunderten der Verstreuung, Erinnerung und, für die am Ort gebliebenen Juden,  Fremdherrschaft. Ein Symbol, das gewissermaßen den innersten Zellkern des Judentums bildet.

Auch Bentov selbst wanderte schließlich ins damalige Palästina ein und wurde eines der Gründungsmitglieder des Kibbuz Mishmar HaEmeq. Er gehörte zu dem Ausschuß, der über das Emblem des Staats Israel mit entschied, und trat für die römische Fassung der Menorah – als Symbol der Zerstreuung und Wiederkehr.

Bentov leistete auch seine Unterschrift auf der Unabhängigkeitserkärung Israels. Ich habe die Ehre und Freude, mit Bentovs Tochter bekannt zu sein (deren Mann selbst ein einflußreicher Politiker der israelischen Linken war und der bis heute in seinem Kibbuz aktiv ist). Sie hat mir die Geschichte der Menorah erzählt und das Bild geschickt.

Und darum kann ich einen Fund aus dem 7. Jahrhundert, der die Menorah zeigt, nicht ohne Herzklopfen sehen. Alles, was ich über die Geschichte dieses Symbols weiß, zieht mir durchs Gemüt. Leuchter – Tempel – Jerusalem.

40 Jahre später September 10, 2013, 14:36

Posted by Lila in Land und Leute, Uncategorized.
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(gestern nacht geschrieben)

Seit Tagen wird in den Medien der Yom-Kippur-Krieg diskutiert, analysiert und kritisiert. Das ist ein jährliches Ritual, jedes Jahr vor Yom Kippur rückt dieser traumatische Krieg wieder ins Bewußtsein. Doch dieses Jahr, wohl wegen der runden Zahl, geht es nicht nur um die militärischen und politischen Folgen und Lehren des Kriegs, sondern besonders um das Trauma, die Schramme, wie einer der Interviewten es nannte, die Yom Kippur hinterlassen hat.

Ich habe gerade im Fernsehen eine Zusammenstellung von vier Geschichten gesehen – vier ehemalige Soldaten, die ihre private Sicht des Kriegs in Tonband- oder Schmalspurfilmen festgehalten haben, die sie dann 40 Jahre nicht mehr ansahen. Die meisten, weil sie es nicht ertrugen. Jetzt, wo sie schon von den Enkelkindern nach ihrem Leben befragt werden, sehen sie das alte Material noch einmal an, lassen es digitalisieren, wenden sich an die Medien, laden die Freunde ein und sehen die alten Bilder noch einmal an. Soweit möglich, suchen sie auch die Schauplätze der alten Filme wieder auf.

Wer wie ich mit einem Super-8-verrückten Vater gesegnet war, kennt die warme, leicht unscharfe und manchmal flimmernde Ästhetik der alten Filme. Die Landschaften der Wüste Sinai oder der Golanhöhen bilden den Hintergrund – sie haben sich nicht verändert. Die schlaksigen, bärtigen, meist lachenden jungen Männer auf den alten Aufnahmen ähneln nur in aufblitzenden Momenten den älteren Herren in Sandalen und Sorgenfalten, die ihre Erinnerungen erzählen. Manche der fröhlichen oder lässigen Gesichter auf den alten Filmen sind nie älter geworden – sie sind nie nach Hause gekommen.

Ich habe solche Geschichten vom Krieg schon öfter gehört, besonders von meinem Schwiegervater, der zu der Zeit auf dem Hermon-Berg saß. Die Generation meiner Schwiegereltern trägt diesen Krieg und die Erfahrung, wie zerbrechlich das Leben wirklich ist und die Illusion der Normalität, mit sich herum. Die Generation meines Mannes hat Kindheitserinnerungen an diesen Krieg. Ich übrigens auch – meine Mutter und Tante wollten genau zu dieser Zeit nach Israel fahren, und sie konnten nicht wegen des Kriegs. (Sie kamen erst viel später nach Israel – um mich dort zu besuchen…)

Doch mehr noch als die Tiefe des Traumas, das sich zu den vielen anderen Traumata (und der Dankbarkeit für Wunder) in der israelischen Seele gesellt, hat mich wieder mal beeindruckt, welche Werte für diese Männer zentral und wichtig sind. Sie repräsentieren, meiner Erfahrung nach, den typischen Israeli.

Was war das einschneidendste Erlebnis für einen an Erlebnissen nicht armen Pressesprecher der Armee? Als er den Familien der Soldaten, die er auf dem Weg von Kuneitra nachDamaskus traf, telefonisch Nachricht geben konnte, daß ihre Männer, Väter, Brüder noch lebten. Worüber sprachen die Soldaten, die nach erschöpfenden Kämpfen auf ihren Panzern im Sinai die Stellung hielten, nachts von Panzer zu Panzer? Über die Bedeutung des Lebens, und wie wichtig es ist, Kinder in die Welt zu setzen. Welche Lehre zieht ein Soldat vierzig Jahre nach dem Krieg aus dem ganzen knapp vermiedenen Debakel?

„Ich habe Kinder… und Enkel… laß mich jetzt…,“ winkt er ab und will nicht mehr sagen, Tränen in den Augen.

Das ist die Lehre, die Juden aus allen Katastrophen, Beinahe-Katastrophen und Eu-Katastrophen ihrer Geschichte ziehen. Familie. Kinder und Enkelkinder. Das Leben geht weiter. Und wer dem Tod so knapp von der Schüpp´ gesprungen ist, ist dankbar, wenn er Leben weitergeben kann.

Ich wünsche mir, daß kein weiterer Krieg losbricht.

(Der Film selbst von Ohad Chemo ist leider nicht im Internet verfügbar, aber Beispiele für Laien-Material und Erinnerungen gibt es bei Youtube mehr als genug.)

Lechts und rinks September 6, 2013, 16:59

Posted by Lila in Presseschau.
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Der Israeli Alon Liel:

Der Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern ist von einer weitreichenden Asymmetrie gekennzeichnet. Dabei steht Israel in jeder Hinsicht auf der stärkeren Seite und tut alles, um dieses Ungleichgewicht aufrechtzuerhalten.

Ich sehe mein geliebtes Land in einen Abgrund driften, weg von der Zwei-Staaten-Lösung in eine Art Apartheid. Lassen wir uns von diplomatischen Gesprächen nicht darüber hinwegtäuschen, dass dies gerade geschieht. Während in Verhandlungen über Frieden theoretisiert wird, machen die harten Fakten in der Summe einen Frieden unmöglich.

Nur internationaler Druck und konkrete Maßnahmen können der Verfestigung der Besetzung etwas Wirksames entgegensetzen.

Der Palästinenser Khaled Abu-Toameh:

Es ist natürlich immer nett zu sehen, dass Israelis und Palästinenser sich treffen und miteinander reden. Doch statt ihre Anstrengungen und Energien darein zu setzen die israelische Öffentlichkeit zu überzeugen den Frieden zu unterstützen, wäre es hilfreicher, wenn die Palästinenserführer in der Westbank auch versuchen würden die Rückendeckung ihrer eigenen Leute für den Friedensprozess zu gewinnen.

Warum sollte irgendein Israelis der PA glauben, wenn die meisten Palästinenser gegen die Wiederaufnahme der Friedensgespräche zu sein scheinen?

Abbas hat nicht einmal die Rückendeckung der Führungen von PLO und Fatah für seine jüngste Entscheidung an den Verhandlungstisch mit Israel zurückzukehren und kam gegen den Rat der PLO-Führung zu den Friedensgesprächen mit Israel. Statt israelische Parlamentarier nach Ramallah einzuladen hätte Abbas versuchen sollen die PLO und Fatah zu überzeugen seine Anstrengungen Frieden mit Israel zu erzielen zu unterstützen.

Es wäre doch mal einen Versuch wert, die Friedensverhandlungen in die Hände von Liel und Abu Toameh zu übergeben. Immerhin haben sie es geschafft, sich in die Position des jeweils anderen zu versetzen.

(Ist es ein Zufall, daß Liels Artikel auf dem SPon einer sehr großen Lesermenge zugänglich ist, Abu Toamehs dagegen ohne Heplevs Initiative gar nicht auf deutsch zu lesen wäre?)

Shana tova September 4, 2013, 19:05

Posted by Lila in Muzika israelit, Persönliches.
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Heute im Radio gehört: Idan Raichels „Ba-laila“ („Nachts“) ist zum Song des Jahres gewählt worden. Na, dann kann es ja nur ein gutes Jahr gewesen sein, zumindest für die Hörer von Galgalatz. Möge das nächste noch besser sein. Und zwar für alle.

Und weil man von Idan Raichel nie zu viel haben kann – „Chalomot shel acherim“ („Fremde Träume“).

„Wovor hast du Angst?“

 

 

Sichere Grenzen September 2, 2013, 9:18

Posted by Lila in Presseschau, Qassamticker (incl. Gradraketen).
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Heute ist an der Grenze zum Gazastreifen, auf der israelischen Seite, eine Bombe entdeckt worden. Die Patrouillen der israelischen Armee überprüfen regelmäßig den Boden nach vergrabenen Sprengsätzen. Und regelmäßig finden sie welche. Das letzte Mal am Freitag.

Hingegen ist der letzte Beschuß aus dem Gazastreifen auf Süd-Israel schon wieder zwei volle Wochen her.

Würden die Palästinenser im Gazastreifen, genauer: die einschlägig bekannten „Widerstands“gruppen, endlich akzeptieren, daß Israel nichts u ihnen will als Ruhe und Frieden, und würden sie diesen auch geben, dann wäre da unten Ruhe. Ohne Terror und Terrorversuche, ohne Grenzverletzungen und Angriffe – wie nett könnte es da unten sein (in der Bullenhitze, wohlgemerkt). Ohne Terror wären die Grenzübergänge offen wie früher, ohne Terror wäre der Warenverkehr viel einfacher, ohne Terror könnten Besucher aus dem Gazastreifen wieder wie früher nach Tel Aviv oder Beer Sheva fahren. Es wäre alles ganz, ganz einfach.

Und eines ist ganz klar: die Aggression geht von den Palästinensern im Gazastreifen aus. Wenn sie sich nicht rühren, braucht Israel nicht zu reagieren und die Gegend ist still.

Im Gazastreifen existiert keine Siedlung mehr. Der Gazastreifen ist geräumt worden. Die zurückgelassenen Gewächshäuser sind zertrümmert worden (zum Kummer der palästinensischen Bauern), die zurückgelassenen Synagogen sind entweiht worden (wie jetzt die Kirchen in Ägypten).

Ja, das soll uns nun ermutigen, den logischen nächsten Schritt zu tun und eine neue Grenze aufzumachen. Klar, eine Bombe ohne Todesopfer macht nirgends Schlagzeilen. Nur Israelis merken überhaupt auf, wenn sie davon hören. Und jede solche Bombe, jede Qassam-Rakete prägt sich ein und sagt: das ist der Preis des Rückzugs aus dem Gazastreifen.

Ich war dafür, ich bin nach wie vor der Ansicht, daß es wichtig war, diesen Schritt auszuprobieren, den Palästinensern die Chance zu geben. Sie haben leider genau das unter Beweis gestellt, was vielen vorher mehr wie eine böswillige Unterstellung aussah: auch eine 100%ige Räumung bringt uns keine sichere Grenze, keinen Frieden.

Ansage September 1, 2013, 7:50

Posted by Lila in Presseschau, Tierische Verschwörungstheorien.
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Es war schon lange fällig: eine neue Blog-Kategorie namens Tierische Verschwörungstheorien. Der Anlaß: eine neue, irrsinnige Anklage gegen einen tierischen Agenten des Zionismus. Israel Matzav verdanke ich den Hinweis: die Ägypter haben einen Schwan festgenommen.

Officials said a man brought the suspected winged infiltrator to a police station Friday in the Qena governorate, some 450 kilometers southeast of Cairo. According to the officials, the man suspected the bird was an undercover agent because it carried an electronic device.

The head of security in Qena said Saturday that officials examined the bird and the device. Mohammed Kamal said the device was neither an explosive nor a spying device. It was likely a wildlife tracker.

Likely.

(Auch hier, hier, deutschsprachig bisher nur hier. Die Irrationalität unserer Nachbarn übersteigt das Vorstellungsvermögens des verrücktesten Satirikers. Man kann das Zeug nicht erfinden, das manche Leute von sich geben.)

Update: das Tier ist so raffiniert, sich mal als Ente, mal als Storch und mal als Schwan auszugeben. Ich bin beeindruckt. Wer weitere schöne Exempel zum Thema sucht, wird bei EoZ fündig:

It’s about time I added a new creature to the canonical list of Zionist spy animals. Since that article we’ve added puffer fishsuper-rhinoceroses, a spy vulture, and the Turkish spy bird.)

Kritische Stimme September 1, 2013, 6:46

Posted by Lila in Bilder, Persönliches.
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(Kann ich was für meine Assoziationen?)

(Bildquelle mit Video der Rede, Kater)