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Beschäftigt Dezember 22, 2023, 8:18

Posted by Lila in Uncategorized.
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Vieles geht mir im Kopf rum, das ich gern hinschreiben würde, aber im Moment ist gerade eine Welle der Geschäftigkeit angerollt, und der Tag ist zu kurz für alles, was ich tun muß oder möchte.

Danke danke danke an alle, die mitlesen und mir damit helfen, die eigenen Gedanken zu sortieren. Ich habe auch viele private Unterhaltungen, bei denen ich denke: das müßte ich eigentlich bloggen. Vieles wandert dann erstmal halbgar in den drafts folder. Sollte ich am Wochenende etwas Zeit haben, werde ich dann mal abstauben, was sich da angesammelt hat.

Aber es tut mir gut, daß ich wieder mehr zu tun habe. Am 6.10. war mein letzter Tag im Kindergarten, bis dahin hatte ich monatelang Arbeitstage von 6.45 (Kindergartentag fängt an) bis 16.00 (Kindergarten macht zu), und dann von 16.30 bis 22.00 (Sprachschule). Einmal die Woche war FH statt Kindergarten. Freitags war der Kindergarten nur bis 12.30 offen, also weder Mittagessen noch Mittagsschlaf, aber eben trotzdem kein freier Tag. Das war mir in meinem würdigen Alter zu viel, aber verzichten wollte ich auf nichts und habe die Entscheidung über Monate rausgezögert. Schließlich war klar, daß ich im Kindergarten zwar sehr viel Spaß habe, aber ich nicht wirklich selbst einen Kindergarten übernehmen möchte und mein eigentliches Forte nun mal das Unterrichten ist. Darum habe ich schweren Herzens gekündigt, aber die Option offengehalten, daß ich freitags zu Besuch kommen und mit den Kindern eine Kunst-Aktivität machen kann.

Der 6.10. war ein Freitag, wir haben mit den Kindern Kabbalat Shabat gemacht, also gesungen und Challah gegessen und Kerzen angezündet…. und dann ging ich mit Geschenken bepackt zurück nach Hause mit einem Gefühl der Leere, aber auch voller Pläne. Nächste Woche, dachte ich, sortiere ich meine Woche neu, nächste Woche… aber vorher ein ruhiger Shabat.

Dieser Shabat ist schon morgens um 6.32 mit Quartas Anruf zerbrochen, und schon abends war klar, daß der Kindergarten geschlossen wird, der ganze Kibbuz wurde schnell evakuiert und mehrere Kolleginnen aus Nahariya zogen ebenfalls weiter südlich.

Mit einem Mal war meine gesamte Woche weg. Mit dem Schock über den 7.10., der nicht abgeklungen ist, mit der anfänglichen Angst vor einer Eskalation an allen Fronten gleichzeitig, mit der Sorge um die Zukunft, um die Kinder, um die Freunde, war es schwer, keine Ablenkung mehr zu haben.

Jetzt ist eine Art neuer Routine entstanden. Ich bin dankbar dafür, denn Arbeit hilft. Menschen treffen, sich austauschen, aus dem Haus gehen, das alles hilft. Wenn ich Familien aus dem Kindergarten treffe, erzählen mir die Mütter, wo die Kinder jetzt in den Kindergarten gehen, in Kibbuzim weiter südlich, in der Gegend von Akko. Manche sind schon wieder zurückgekehrt in den Norden, alle arrangieren sich mit der neuen Situation. Aber ich denke an die alte Routine, und ich trauere um die alten Gewißheiten.

Die Gedanken an die Toten, an die Soldaten und ihre Familien, an die Geiseln und ihre Familien, an die Evakuierten und die Menschen, die ihr Zuhause verloren haben – begleiten mich täglich, den ganzen Tag.

Kommentare»

1. martinweidemann - Dezember 22, 2023, 8:24

Ich hoffe auch so sehr, dass die Geiseln, so sie denn noch leben, frei kommen und danach etwas Ruhe bei euch einkehrt.

Liebe Grüße
Martin, der Oppa mit Hut

2. Achim - Dezember 22, 2023, 9:21

Hi,
in Trauer um all die Menschen, halt die Ohren steif.

Falls Du Weihnachten feierst wünsch ich Dir trotz allem eine schöne, nicht einsame, mit netten Menschen und Gott.
Ich hoffe auch, Bibi bleibt auf Kurs.
Hältst Du die Verbesserung der Versorgung in Gaza für not-wendig ?

ISRAEL massel tow !

3. ha220782 - Dezember 22, 2023, 10:08

Das Tun ist wichtig. Mir geht es mit meiner Krankheit eben so. Eigentlich ist sie das wichtigste, aber durch Tun drückt man die Sache weg. Außer natürlich sie stellt einem Beine. Im Prinzip geht es aber um wichtigere Dinge. Man ignoriert so etwas gerne und kaschiert dies durch Tun. Gestern bin ich wieder in 1 h 2 km geschwommen ( mit Flossen). Das hat mich total glücklich gemacht. So wirkt sich das Tun auch positiv auf die wichtigen Sachen aus.

Viele Grüße

4. David X - Dezember 22, 2023, 12:16

Ich habe mir schon Gedanken (und Sorgen) gemacht, warum so lange kein neuer Blogbeitrag erschien, aber mir war natürlich klar, daß die Umstände im Norden extrem schwierig sind, zumal so dicht an der (äußerst unruhigen) Grenze. Und genau das schilderst Du auch. Entgehen kann man alledem natürlich (leider) nicht, nur hoffen, daß zumindest nach und nach eine Beruhigung der Lage möglich wird. Da darf man aber kein Skeptiker sein…

Die „neue Routine“ ist sicher sehr wichtig, der Kontakt mit anderen Menschen ebenso. Die alten Routinen gibt es zumindest bis auf weiteres nicht mehr. Die alten Gewißheiten sind verschwunden, denkt man an sie, kommen Wehmut und Traurigkeit hoch. Das, was im Beitrag mit Geschäftigkeit bezeichnet wird, ist wohl ganz besonders wichtig.

Die Stimmung in Deutschland und das in den Medien Veröffentlichte werden immer stärker von einseitigen Betrachtungsweisen geprägt. Man mag es gar nicht mehr lesen, so empörend ist es teilweise. Es wäre toll, wenn Du mit Deinen Beiträgen weiterhin Gegengewichte schaffen würdest Es ist wie bei Wahlen: Jede Stimme zählt.

Ich drücke alle verfügbaren Daumen und wünsche rundum weiterhin alles Gute!

5. Hein - Dezember 22, 2023, 20:20

Danke, dass Du uns schreibst. Deine Gedanken und Gefühle sind wichtig. Die Schlagzeilen, die über unsere Medien auf uns einprasseln, sind so abstrakt, dass uns die Menschen, die dahinter stehen, verloren gehen können.

6. wolfgangmanzke - Dezember 22, 2023, 23:22

Ich lese wohl seit über 10 Jahren Ihre „Briefe“, mit höchstem Genuss, manchmal mit Betroffenheit aber immer zu Herzen gehend!
Ihnen und Ihrer Familie wünsche ich besinnliche Tage und ein gutes Neues Jahr.
Vor allem aber Gesundheit für Körper und Geist…


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