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Wenn Israel ein Haus beschießt November 14, 2023, 5:27

Posted by Lila in Land und Leute.
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Das war eigentlich eine Kette von Tweets (oder muß man die jetzt Xeets nennen?), aber ich schreibe es noch mal vernünftig hin.

Wenn Israel ein Haus beschießt, dann besteht ein triftiger Grund, den Israel vor Gericht beweisen kann. Und vermutlich auch wird beweisen müssen. Weil für uns das Recht auf Selbstverteidigung nicht bedingungslos gilt wie für alle anderen.

Auch aus Humanitätsgründen handelt Israel so und ballert nicht einfach drauflos. Israel hat viel Wissen über Gaza, und im Laufe der Jahre hat die israelische Aufklärung eine „Zielbank“ erarbeitet, also Ziele, die beschossen werden dürfen, weil sie militärische Bedeutung haben. Das wird auch juristisch abgesegnet.

Überdies hat jeder Pilot und Soldat das Recht, auch den wichtigsten Einsatz abzubrechen, wenn Zivilisten in der Gegend sind. Es gibt unzählige Mitschnitte von Gesprächen mit der Kommandozentrale, wo Soldat oder Pilot sagen: hier sind zu viele Menschen, wir brechen ab, um keine Unbeteiligten zu treffen.

Hamas weiß das. Sonst hätte die ganze Strategie mit den Schutzschilden ja keinen Sinn, wenn Israel Zivilisten nicht grundsätzlich als schützenswert sähe. Es würde ja nicht gegen jede Armee helfen. Z.B. glaube ich nicht, daß es die russische Armee irgendwie beeindrucken würde, wenn ihnen eine Schule im Weg ist.

Befragungen von festgenommenen Terroristen bestätigen die israelischen Grundsätze. Sie wissen, daß Israel Schulen, Krankenhäuser etc grundsätzlich schont. Ohne zwingede Beweise und ein System der Vorwarnung werden solche Orte nicht beschossen. Und das macht die Hamas sich natürlich zunutze.

Jetzt sind wir im Krieg, dh, Entscheidungen müssen schnell gefällt werden, die Situation ist fluide. Aber immer noch hat Israel die Einsatzzentrale, der bewußt ist, daß jede Kugel, jede Bombe unter juristische Bewertung kommen werden.

Was immer die Gründe sind – IDF steht immer unter schärferer Beobachtung als andere Armeen in Mali, Afghanistan, Irak oder sonstwo. Obwohl diese Armeen nicht zuhause bedroht sind und ihre Bevölkerung geschützt ist vor Raketen aus dem Kampfgebiet, also keine unmittelbare Selbstverteidigung nötig ist. Bei diesen Einsätzen in anderen Kontinenten geht es um andere Dinge, manchmal wird mittelbare Selbstverteidigung am Hindukusch oder sonstwo beschworen. Aber kein Deutscher, Brite, Franzose oder Amerikaner braucht einen Schutzraum zuhause, weil er unmittelbar bedroht wäre.

Israelis haben Schutzräume überall. In jedem Einkaufszentrum, jedem Gebäude, überall gibt es den Pfeil zum geschützten Bereich. Wenn ich unterrichten gehe, weiß ich, wo ich die Gruppe hinführen muß, wenn Alarm kommt.

IDF muß also ganz konkret Leib und Leben der eigenen Bevölkerung schützen, die in der Nähe des Kampfgebiets lebt und beschossen wird. Trotzdem gelten deutlich schärfere Gesetze für IDF als für andere Armeen. Warum? Denkt mal nach. Es gibt Staaten und internationale Organisationen, die kein Interesse an israelischer Selbstverteidigung haben und alles tun, um uns Steine in den Weg zu legen, auch wenn es für uns überlebenswichtig ist, daß wir uns verteidigen.

Sie warten nur darauf, daß IDF einen Fehler macht, und vorsichtshalber unterstützen sie Terrororganisationen aktiv, indem sie die haltlosen Anschuldigungen gegen Israel weitergeben und absegnen, obwohl sie eigentlich wissen müssen, daß sie lügen.

IDF weiß das alles und der Verteidigungsminister auch. Darum wird alles gefilmt und bezeugt.

Zum Thema carpet bombing, dem beliebten Vorwurf. Flächenbombardierungen führt IAF nicht durch und kann es gar nicht. Wir haben weder die Flugzeuge noch die Bomben dafür. Man braucht dafür nämlich sehr kräftige Flugzeuge, aus denen man Mengen von Bomben abwerfen kann. Ich verstehe wirklich nichts davon, aber unsere Flugzeuge und Hubschrauber sind mit viel weniger Bomben bestückbar, die sie gezielt abfeuern. IAF veröffentlicht genügend Filme von Bombardierungen, und ihr könnt sehen, daß das Ziel vorher durch so ein Zielkreuz anvisiert wird. Wenn ihr dagegen Aufnahmen von Flächenbombardierungen aus dem 2. Weltkrieg kennt, ist klar, daß die Bomben einfach in Massen abgeworfen wurden, auf Ungefähr, und wo sie fielen, da fielen sie eben. Eine Gegend war das Ziel, ein Hafen oder eine Stadt, aber nicht ein bestimmtes Gebäude.

Es ist für mich immer ein eyeroll moment, wenn ich unter Clips solcher eindeutig gezielten Bombardierungen im Internet Kommentare lese, die von carpet bombing faseln. Leute, ihr habt gerade das Gegenteil gesehen. (Und nein, froh machen mich diese Aufnahmen auch nicht, auch ich sehe ein Haus lieber stehen als in sich zusammensacken, womöglich über Unschuldigen).

Es ist ironisch, daß Länder, die sehr wohl solche Techniken benutzt haben, Israel ernst zur Zurückhaltung mahnen, einer Zurückhaltung, die sie selbst nicht üben.

Aber das ist die Realität. Unsere Feinde halten sich, wie jeder sehen kann, an keinerlei Regeln der Menschlichkeit oder Kriegsführung, sie erkennen den Unterschied zw Kombattanten und Zivilisten nicht an.

Für sie sind ihre eigenen „Kämpfer“ Zivilisten, weswgen es logisch ist, daß sie in Sweatpants und Adiletten Raketen abfeuern. Und für sie ist auch der kleine Kfir Kombattant, obwohl der noch nicht laufen kann.

Glaubt mir – wenn Israel ein Haus beschießt, dann besteht ein triftiger Grund, den Israel vor Gericht beweisen kann. Und vermutlich auch wird beweisen müssen. Weil für uns das Recht auf Selbstverteidigung nicht unbedingt gilt wie für alle anderen. Weil für uns ein militärischer Sieg nicht reicht (den wir sowieso nach den Spielregeln der Welt nie erringen dürfen, weil die andere Seite es nicht hinnehmen kann). Für uns kommt danach das juristische Nachspiel.

Das jüdische Ethos erlaubt es IDF nicht, die Untaten zu begehen, die uns zur Last gelegt werden. (Daß Menschen in Uniform sich manchmal unmenschlich verhalten, ist aus allen Armeen bekannt und wird von allen zivilisierten Armeen sanktioniert, wenn es vorkommt.) Israel hält sich an die Regeln und geht oft darüber hinaus.

Die Techniken, die IDF entwickelt hat, um feindliche Zivilisten zu warnen, sind vorbildlich und ich kenne keine andere Armee, die sie benutzt. Haben die Briten im Irak Flugblätter abgeworfen, SMS geschickt und Irakis angerufen, um sie zu warnen? Haben die Franzosen in Mali, bevor sie ein Gebäude bombardierten, erstmal ein leichtes Geschoß aufs Dach geworfen, damit die Bewohner Zeit haben, zu fliehen? Das macht nur IDF. Und ja, damit gehen uns oft gerade die Terroristen durch die Lappen, gegen die wir kämpfen, die Raketen auf Ashkelon schießen.

Glaubt die Lügen nicht. Krieg ist häßlich, keiner will ihn, und es ist leicht zu sagen: die knock-on-roof-Methode macht es nicht besser, denn am besten wäre es, Häuser gar nicht zu beschießen. Mir wäre es auch lieber. Aber sollen wir Zivilisten in Ashkelon opfern, um die Hamas zu schonen?

Kommentare»

1. IsaLobo - November 14, 2023, 11:56

Ja, ja und nochmals ja! Ich glaube dir das alles und ich weiß auch, dass es so ist, wie du schreibst.
Dass ihr euch ständig rechtfertigen müsst, wie du auch hier in diesem Blog, macht mich echt fertig! Ich verstehe es absolut nicht. Im Gegensatz zu dir und euch, die es offenbar bereits gewohnt sind, bin ich wirklich schockiert über die deutsche Enthaltung zur UN-Resolution, ich kann die Berichterstattung der ARD zu Israel / Nahost nicht mehr ertragen und frage mich, wie ihr damit lebt, wenn ich als mehr oder weniger Unbeteiligte dieses Unrecht Israel gegenüber, dieses ständige doppelte Maß und die Heuchelei nicht ertragen kann 😦
Auf dem Weg zur Arbeit heute bin ich an einem Haus vorbei gefahren, da hing eine echt große Israel-Flagge aus dem Fenster. Fast hätte ich gehupt und hoch gewunken, so sehr hab ich mich gefreut!! Ihr habt viele Freunde und Unterstützer, aber wir sind vereinzelt und wahrscheinlich noch in Schockstarre angesichts der weltweiten Entwicklungen NACH dem 7.10…..

2. Rika - November 14, 2023, 18:03

@ IsaLobo,
wer in den letzten Jahren (zunehmend in der Ära Merkel) das Abstimmungsverhalten Deutschlands in der UNO verfolgt hat, kann sich gar nicht wundern oder schockiert sein. Das – gegen Israel zu stimmen oder sich vornehm zu enthalten bei Abstimmungen, in denen man GEGEN die Resolution stimmen müsste – ist doch längst die Regel und leider nicht die Ausnahme.
Mir geht es mit der Berichterstattung über Israel in den öffentlich-rechtlichen Medien ganz genau so.
Ich empfinde die Aussagen zur „Staatsräson“ zunehmend als leere Floskel, die leider nicht deckungsgleich mit dem Handeln – insbesondere der Außenministerin – ist.
@Lila,
ich über mich darin, Freunden zu vermitteln, dass es auch eine andere Wahrnehmung gibt als die der offiziellen Berichterstatter. Darum sind die Beiträge so wichtig, die von Israelis geschrieben werden, die nicht einer „Sendeanstalt“ verpflichtet sind und einfach sagen und schreiben können „was ist“.
Dafür danke ich Dir.

3. 4mattblog - November 15, 2023, 12:04

Vielen Dank für Ihre nun beinahe täglichen Berichte. Denn sie helfen in Diskussionen zu erklären, worin der Unterschied zwischen dem Terror der Hamas und dem Einsatz der israelischen Armee in Gaza besteht.
Auch in der kleinen Gemeinde, in der Nähe von Frankfurt am Main, in der ich lebe gibt es diese Diskussionen. Im Rhein-Main-Gebiet – insbesondere in unserer 10.000-Einwohner-Stadt – gibt es einen hohen Anteil von Menschen mit sog. Migrationshintergrund. Eigentlich habe ich den Eindruck, dass das Miteinander ganz gut funktioniert. Seit vor dem Rathaus unserer Stadt jedoch eine israelische Flagge weht und der Gemeinderat, der sich aus CDU, SPD, Grüne und FDP zusammensetzt und in schwierigen Situationen oft gemeinsam handelt, eine „Resolution zum aktuellen Geschehen in Israel“ (https://www.stadt-steinbach.de/rathaus/veroeffentlichungen/pressemitteilungen/2023/resolution-zum-aktuellen-geschehen-in-israel/) veröffentlicht hat, ist der Ton auch bei uns rauer geworden.
Mir ist es unverständlich, dass das Geschehen vom 7. Oktober bei vielen in Deutschland (und in weiten Teilen der Welt) in den Hintergrund gerückt ist und nurmehr die Folgen dieses Terrors gesehen werden. Die ganz Kontextualisierung die derzeit stattfindet ist mir suspekt. Die Hamas muss die Reaktion auf die von ihr verübten Massaker einkalkuliert haben: wie die täglichen Schreckensbilder weltweit die Öffentlichkeit gegen Israel aufbringen – das ist das perfide Ziel gewesen. Von den Pro-Palästina-Demonstranten wird das negiert und in einen mindestens zweifelhaften historischen Kontext verbracht.
Nochmals: Danke für Ihre Einordnungen, Beschreibungen und Berichte!

4. Jens Philip Höhmann - November 15, 2023, 23:16

@4mattblog

Die Hamas muss die Reaktion auf die von ihr verübten Massaker einkalkuliert haben: …

Nicht einfach einkalkuliert, beabsichtigt. Arabischpalestinensische Zivilisten sollen durch israelisches Feuer sterben, damit sich möglichst viele Menschen weltweit über Israel aufregen und auch ganz allgemein Judenhass geschürt werden.
Die nennen das „Märtyrer“, aber tatsächlich sind es Menschenopfer an die wahre von Hamas und ihren Unterstützern verehrte Gottheit: Baal Idbakhalyahoud.

5. Hanna Ringena - November 15, 2023, 23:18

Liebe Lila,
Du glaubst garnicht, wie sehr mir Deine Berichte helfen in den Gesprächen mit den Ja, aber Leuten!!!!
Danke dafür!!!!!

6. Schaschlik | abseits vom mainstream - heplev - November 19, 2023, 22:44

[…] der Hamas– Journalisten die Terroristen zur Seite stehen, fördern den Judenhass– Wenn Israel ein Haus beschießt– Die nützlichen Idioten der Hamas in Europa und den USA– Wie das Auswärtige Amt die […]


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