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Die Farben der Freude Juni 14, 2014, 18:49

Posted by Lila in Presseschau.
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Vor einiger Zeit fiel mir dieser Clip auf:

Er hat mir gut gefallen und bestärkt mich in dem Glauben, daß überall, auch in Gaza, Menschen leben, die gern tanzen, lachen, ihr Leben genießen. Ja, Menschen, denen das Leben teuer ist und für die Glück im Leben ein hoher Wert ist. Glücklich sein, andere glücklich machen, sie teilnehmen lassen, ihr Glücklichsein zeigen. Auch Humor haben, sich dem Moment hingeben, lächeln, lachen.

Darüber hinaus zeigt der Clip natürlich auch, daß die Ähnlichkeiten zwischen dem Warschauer Ghetto, wo die Familie meiner Schwieger-Großmutter elend verhungerte und an Typhus starb, und dem Gazastreifen wirklich minimal sind. Ähnliche Szenen werden die Tanten und Onkel meiner Schwiegermutter dort wohl kaum inszeniert haben.

Aber abgesehen davon, daß dieser Clip Propagandalügen vom größten Freiluftgefängnis des Nahen Ostens, der größten humanitären Katastrophe des Nahen Ostens und ähnlichen beliebten Superlativen widerlegt, hat es mich gefreut, ja beglückt, zu sehen, was für Lebensfreude auch dort lebt. Vielleicht spinne ich ja, aber ich bilde mir ein, mit den Menschen in diesem Clip könnte ich zu einem modus vivendi finden, genügend Gemeinsamkeit, um darauf eine  Zukunft zu gründen, die für sie und für uns Raum und Luft läßt.

Ganz besonders das süße kleine Mädchen, die den anderen hinterherrennt, hat es mir angetan. Sie sieht geliebt aus, umhegt, fröhlich. Ich wünsche ihr, daß sie von ihrer Familie auch weiterhin geliebt wird, als Erwachsene Beruf und Partner wird wählen können und ihr Leben frei und glücklich leben kann, ohne die Schatten der Unterdrückung. So ein niedliches, hübsches Mäuschen.

Ja, das ist Freude, die Hoffnung gibt und bei deren Anblick man mitlächeln muß.

Und jetzt machen wir eine Pause.

Noch ein bißchen.

Ich will nicht weiterschreiben.

Aber es gibt noch eine andere Art von Freude.

gaza celebrates 2

Heute im Gazastreifen. Es wird gefeiert. Es herrscht Freude.

gaza celebrates 3

Traditionelle süße Gebäcke werden verteilt und fröhlich verspeist. Baklawa, Knafe, leckere Sachen.

gaza celebrates

 

Alle haben Anteil an dieser Freude und feiern mit, bekannte und unbekannte Menschen.

Schön, nicht wahr?

Was ist denn heute für ein Fest im Gaazstreifen?

„We are celebrating this formidable operation in Hebron,“ said Misbach Abed Rabbo, a spokesperson for the families of Palestinian security prisoners.

Ach so. Und was war das für eine tolle Operation in Hebron? Die (höchstwahrscheinliche) Entführung der drei Jugendlichen. Die Vorstellung, daß deren Eltern jetzt in ihren Häusern sitzen, beten, weinen, sich das Schlimmste vorstellen. Das Schicksal von Nachschon Wachsmann, von Tomer Chazan, vielen anderen.

Die Terroristen, die Israel freigelassen hat, und die, die noch immer einsitzen, sind keine braven Unschuldslämmchen, wie deutsche Medien auch heute noch propagieren. Sie ziehen bei solchen Operationen die Strippen. Und der Gazastreifen feiert.

Jeder, der hier schon länger mitliest, weiß, daß die praktische Formel der Äquidistanz (beide Seiten sind gleich schuldige, beide Seiten hassen einander, beide Seiten tun einander Leid an, beide Seiten haben keine Empathie füreinander) einfach eine Lüge ist. Niemand hat in Israel je gefeiert, wenn im Gazastreifen gestorben wird. Wenn Palästinenser verletzt sind, ob von ihren eigenen Leuten oder ihren eigenen Raketen oder auch von israelischen Raketen, oder einfach nur durch Unfälle – dann werden sie von israelischen Sanitätern behandelt, in israelischen Krankenhäusern geheilt.

So wie der Clip die gemeinsame menschliche Grundlage zeigt, auf der wir Menschen uns begegnen können, so zeigen die Bilder der Süßigkeiten verteilenden und mampfenden Palästinenser den zivilisatorischen Graben, der zwischen uns und ihnen liegt. Wer es einen Anlaß zur Freude findet, daß seinen „Feinden“ schlimmstes Leid geschieht, daß Wehrlose gefangen, vielleicht gefoltert und ermordet werden, daß ihre Familien durch eine unvorstellbare Hölle der Angst und Sorge gehen – der ist für mich kein Mensch mehr, mit dem mich irgendwas verbindet. Der zerschneidet das Band, das mich mit dem kleinen Mädchen aus dem Clip verbindet, das so schüchtern in die Kamera lächelt und durch die Kamera hindurch uns alle.

Der Gedanke, daß Menschen, die im Clip mitgetanzt haben, vielleicht sich jetzt den Bauch mit frischem Knafe vollschlagen und sich freuen – der Gedanke ist schlicht unerträglich.

Man möchte am Menschen verzweifeln.

Danke an Willow für den Link zu einem Artikel, den ich auch gerade gefunden hatte.

 

Kommentare»

1. anti3anti - Juni 14, 2014, 19:22

Die Palästinenser feiern nicht die laufende Operation in Hebron, sondern die geglückte Operation im Irak, wo 100.000e Araber von den Hammas-Gesinnungsgenossen weglaufen.

2. Sonja - Juni 14, 2014, 19:39

Es ist unvorstellbar, unglaublich, schockierend und schrecklich – aber leider wahr: Menschen freuen sich am tiefsten Elend und Schmerz anderer Menschen. Das ist krank und schlichtweg der reine Wahnsinn!

….und was mich schon die ganze Nacht beschäftigt: Wie halten die Mütter, Väter, Geschwister der drei Jugendlichen diesen Horror aus…?

Ich hoffe auf ein Wunder…

3. Lila - Juni 14, 2014, 19:48

Sie sind gläubige Menschen. Ich nehme an, sie beten.

4. Sonja - Juni 14, 2014, 20:30

Ja, ich weiss. Dennoch…

5. Die eine und die andere Seite | Kinder, Katzen und Kakteen - Juni 14, 2014, 21:06

[…] Weitere Artikel zum Thema gibt’s hier, hier, hier  und hier. […]

6. Lila - Juni 15, 2014, 12:21
7. levrak - Juni 15, 2014, 13:41
8. levrak - Juni 15, 2014, 13:44

Netanjahu macht Hamas für die Entführung verantwortlich.

Karikatur der Fatach vergleicht die entführten Jugendlichen mit Ratten!

Perverse Brut, gefüttert mit den Steuergeldern der Bürger der EU und USA: die „moderate“ Fatach!
Millionäre auf Sozialhilfe.

Und die deutsche Regierung „begrüßt“ den Zusammenschluß von Fatach und Hamas. 
Und füttert weiter die Perversion. 

Und das ist möglich in einer Demokratie (Nation), die aus den Klauen solch gleichgesinnter Perverser „frei gebombt“ werden mußte!

A.mOr.

9. levrak - Juni 15, 2014, 13:47
10. willow - Juni 15, 2014, 13:57

Sehr „schön“ auch die Reaktion der „gemäßigten“ Fatah – einerseits wird öffentlichkeitswirksam die Bereitschaft bekundet, bei der Suche nach den 3 zu helfen, gleichzeitig ruft die Fatah auf arabisch dazu auf, alle Bilder von Überwachungskameras zu vernichten, um die Suche zu erschweren 😦

http://www.jewishpress.com/news/breaking-news/palestinian-authority-fatah-calls-for-obstructing-idf-search-for-children/2014/06/14/

11. Lila - Juni 15, 2014, 14:24

Und nun suchen wir mal die entsprechenden Meldungen in den deutschen Medien.

Wer bringt die Karikatur mit den Mäusen bzw Ratten, wer bringt die Meldung, daß die Überwachungskameras nutzlos gemacht werden sollen, wer Hohn und Spott und Süßigkeitenverteilen?

Die FAZ? Die FR? Die Süddeutsche? Die Tagesschau? Der Tagesspiegel? Die taz? Ich habe bisher nichts gefunden, will aber nicht behaupten, daß es diese Meldungen nicht doch irgendwo gibt.

Hier abliefern, bitte.

Aber wenn es sie nicht gibt – was sagt Euch das über die ach so objektive Berichterstattung?

(Die FAZ macht gar aus den 16jährigen Mittelschülern einer religiösen Schule „Studenten“… und mein ganzer Respekt gilt der Kommentatorin Cornelia Holtmann, die immer wieder gegen den Dreck vieler anderer Kommentatoren anschreibt.)

Die Namen Avi Sasportas und Ilan Saadon, die jedem Israeli geläufig sind, fallen nicht. Nissim Toledano? Tomer Chazan? Kobi Mandell… die alle kennt kein deutscher Zeitungsleser. Muß er ja auch nicht. Aber bevor man es so hinstellt, als würde Netanyahu Anschuldigungen aus dem Hut zaubern, könnte man ja wohl mal daran erinnern, daß es viele, viele Fälle gegeben hat, in denen genau dies wahr wurde: eine Entführung durch palästinensische Terroristen, anschließend Mord. Eliahu Asheri, nicht zu vergessen.

12. levrak - Juni 15, 2014, 14:44

Die Anschläge auch in Europa (genauso wie in Israel) steigen an.
Betroffen sind auch Nichtjuden.

Die Presse wird bald nicht mehr so tun können, als sei nichts. Sie werden ihrer „Flexibilität“ gemäß die Schuld in dem Jüdischen Staat suchen, aber wenn in Europa immer mehr Blut fließt, dann wollen die Menschen Erklärungen und Schutz.

Auch die Umtriebe mohammedanischen Maraudierens nehmen gegen die Versehrheit der Allgemeinheit zu.

Die Ideologen von Presse und Politik in Europa sind mitschuldig an den Verbrechen gegen Juden und Nichtjuden wenigstens im Sinne der ‚Unterlassung‘ und der ‚Begünstigung‘!

A.mOr.

13. Rika - Juni 15, 2014, 17:42

Mit dem Herzen bei den Jugendlichen, den Eltern, Freunden und all denen, die sie suchen und sich um ihre Befreiung bemühen.
Beten und hoffen.

14. Claudio Casula - Juni 15, 2014, 18:13

So lange bei den Palästinensern die Barbaren das sagen haben, wird sich nie was zum Guten wenden. So einfach ist das.

15. wollecarlos - Juni 15, 2014, 18:47

Um wenigstens zwischendurch mal auf andere Gedanken zu kommen:

hier mal etwas erfreuliches, auch das gibt es noch!

http://www.mmnews.de/index.php/reisen/18728-gruss-aus-tel-aviv

16. willow - Juni 15, 2014, 20:10

@ 15. wollecarlos – die Kommentare sind aber mal wieder … ein furchtbarer Verdacht – könnte es sein, daß es im deutschsprachigen Raum doch Judenhasser gibt!?

17. Lila - Juni 15, 2014, 22:10

A propos Barbaren:

18. wollecarlos - Juni 15, 2014, 22:59

@16. willow
„Judenhasser“ ?
In Deutschland?

Wie kommen Sie denn darauf?
Nie und nimmer!

Da sei die Merkel mit ihrer Staatsraison vor!

19. #BringBackOurBoys | Tapfer im Nirgendwo - Juni 16, 2014, 11:17

[…] die drei Jugendlichen entführt worden waren, wurde auf den Straßen in Gaza gefeiert. N-TV schrieb auch da nicht, dies befeuere den […]

20. Lila - Juni 17, 2014, 14:55

Ich hab es auch erstmal nicht verstanden, Willow, aber bin zu dem Schluß gekommen, daß es sich entweder um eine zynische oder pedantische Behauptung handelt.

Zynisch – glaube ich nicht, denn er war ja in Yad va Shem und schreibt unter vermutlich echtem Namen.

Pedantisch – glaube ich schon eher. Er meint, wenn dem Tode geweihte Juden ihrer gänzlichen Entrechtung und Entwürdigung durch kulturelle Aktivitäten ein letztes Aufbäumen entgegensetzten, uns dieses auch durch Singen und Tanzen taten, daß diese Aktivitäten technisch irgendwie dem Verhalten der Bewohner des Gazastreifens ähnelten, die ja auch singen und tanzen. Daß die einen es aus Verzweiflung taten, die anderen aus Lebensfreude, ist dem nicht klar, der nur die reine Aktivität ohne Kontext anguckt.

Y.s Familie allerdings waren, soweit ich weiß, keine großstädtischen Bildungsbürger, sondern arme Bauern. Eine Großtante (damals ein junges Mädchen) war Schneiderin. Ich habe sie alle in den Aufzeichnungen von Yad vaShem gefunden. Nein, ich glaube nicht, daß sie Ibsen gespielt oder Schumann-Lieder gesungen haben. Die einzige Großtante, die das Ghetto überlebt hat, schildert es etwas anders (soweit sie überhaupt darüber sprechen kann). Ihre letzte Erinnerung ist an ihre sterbende Schwester, die sie dazu drängt, durch die Kanalisation in die Wälder zu fliehen und alle zurückzulassen – damit sie wenigstens wissen, daß die Jüngste eine Überlebenschance hat.

Wer glaubt allen Ernstes, daß im Gazastreifen ähnliche Verhältnisse herrschen? Muntere junge Männer schießen von dort wieder fast täglich Raketen auf israelische Städte. Und wer kein Terrorist ist und das Leben liebt, nicht den Tod, der hört westliche Musik und tanzt und konsumiert und versucht, sich ein Leben zu erschaffen und lächelt. Keine dieser Gruppen ähnelt Y.s Vorfahren.

21. #eyalgiladnaftali #bringbackourboys | israelkompetenzkollektion - Juni 17, 2014, 18:32

[…] Was sprachlos macht III: Und wie immer, wenn ein Terrorschachzug gegen israelische Bürger zu unsäglichem Leid auf israelischer Seite führt, ist die Freude der Palästinenser groß – zum Ausdruck gebracht durch Feiern, Kuchen, Cartoons, wie hier zu sehen: http://www.timesofisrael.com/pa-fatah-cartoons-gloat-and-jeer-over-kidnappings/ http://www.idfblog.com/2014/06/15/palestinians-praise-kidnapping-3-israeli-teenagers/ https://rungholt.wordpress.com/2014/06/14/die-farben-der-freude/ […]

22. Die kaltherzige Frau K. – Lizas Welt - Juni 18, 2014, 19:02

[…] drei israelische Schüler Eyal Yifrach, Gil-Ad Shaer und Naftali Frenkel entführt. Im Gazastreifen feiert man das mit Süßigkeiten, spottet über die Entführungsopfer und lässt sich eine besondere Geste […]


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