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Für Culatello und alle anderen, die auf israelische Sauereien sauer sind Februar 17, 2012, 14:34

Posted by Lila in Persönliches.
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(als Kommentar geschrieben, aber als Eintrag erreicht es vielleicht mehr Leser, wer liest schon so lange Kommentare?)

Culatello, noch was für Dich. Du bist ja schon eine Weile hier in Rungholt, und kannst mich vermutlich ein bißchen einschätzen (natürlich ist es immer möglich, daß ein Blogger nur heuchelt und lügt). Es wäre sehr schön, wenn Du mir einfach mal auf Treu und Glauben abnehmen würdest, daß ich für einen ziemlich großen Teil der israelischen Eltern stehe. Sehr, sehr viele israelische Kinder werden ganz ähnlich erzogen wie meine. Manche säkular und religiös ungebunden wie meine, andere mehr traditionell-jüdisch, andere richtig stark jüdisch. Manche ashkenasisch-bürgerlich wie bei uns, in anderen Familien mehr gemischt, andere wiederum äthiopisch, orientalisch, russisch, amerikanisch oder sonstwie von der Herkunft der Eltern oder Großeltern beeinflußt. Manche Familien singen, andere wandern, andere sehen viel fern, wieder andere reisen viel. Jede Familie mit ihrem ganz speziellen Stil und Charakter.

Aber eines haben die meisten israelischen Mittelschicht-Familien, obere und untere Mittelschicht, aus denen die meisten Soldaten stammen, die Du mit solchem Zorn ansiehst, gemeinsam: ein gewisses Wertesystem. Nicht vor Verachtung schnauben, sondern mir einfach mal glauben.

Studien haben ergeben, daß israelische Kinder einen hohen Prozentsatz von sicherer Bindung aufweisen (im Gegensatz zu Deutschland, wo bekanntlich sehr viele Kinder eine vermeidend-ängstliche Bindung zeigen, die Studien sind ja sehr bekannt). Der Augenschein bestätigt das. Besucher haben überrascht bemerkt, wie wenige heulende Kinder man auf israelischen Straßen sieht. Israel ist eine kind-zentrierte Gesellschaft. Kinder werden geliebt, überall geduldet, in Restaurants mitgenommen, von Fremden angelächelt. Es gibt keine Verbote, über Rasen zu laufen, Krach zu machen. Nicht aus Gleichgültigkeit oder Verhätschelung oder Furcht, dem König Kind zu widersprechen, sondern aus grundsätzlichem Verständnis für die Bedürfnisse von Kindern.

Israelis lieben ihre Kinder und erziehen sie zur Liebe zum Leben. Israelische Familien fahren weit, um Veilchen blühen zu sehen oder einen Wasserfall. In israelischen und jüdischen Festen sind Kinder wichtig. Kinderlose werden verständnislos angeguckt. „Aber JEDER muß doch Kinder haben wollen“, das ist die Einstellung. Die erste Frage, die mir Fremde stellen: „hast du Kinder?“, und die unweigerliche Antwort auf meine Auskunft ist stets, „sie mögen gesund bleiben“.

Heute werden auch in Deutschland Kinder mit leichterer Hand erzogen als zB ich, aber oft werden sie auch als spätgeborene Kronjuwelen verhätschelt und dürfen sich nicht dreckig machen und müssen früh dreisprachig sein, am besten Mandarin und Englisch. Hier ist das immer noch, zumindest in meinem Kibbuz-Moshav-Milieu, anders. (In den urbanen Ober-Mittelschicht-Familien ist das inzwischen wohl auch anders). Kinder machen sich dreckig. Sauberkeit und Pünktlichkeit sind nicht die obersten Werte. Israelische Eltern drücken ihre Liebe verbal und körperlich offen aus.

Die israelische Supernanny erzieht die Eltern zu mehr Verständnis für die Kinder, statt die Kinder zu disziplinieren (sie arbeitet nach dem Modell des Adler-Zentrums in Haifa). Die meisten Eltern, die ich kenne, erziehen fast ohne Strafen. Demütigung von Kindern wird vermieden, statt zu sagen „du garstiges kleines Monster“ sagt man „hitbalbalta“, „du hast einen Fehler gemacht, du hast was durcheinandergebracht“ (bilbul ist Verwirrung). Sprüche wie „Kinder die was wollen, die kriegen was auf die Bollen“, die es hoffentlich in Deutschland auch nicht mehr gibt, habe ich hier nie gehört. „Der böse Willen“ oder „der Bock“, die ausgetrieben werden müssen, kennt man hier gar nicht. Vielleicht ist das in anderen Milieus anders, aber ich kenne doch inzwischen eine Menge Leute, und die allermeisten Kinder, die ich kenne, die wachsen ohne Druck und Furcht auf. Ja, sie werden manchmal frech und merken es selbst nicht, das stimmt.

Auf einmal, wenn die Kinder, die so aufgewachsen sind, geliebt, geborgen und mit der Freiheit um Krach-und-Dreck-machen, wenn die also 18 werden, dann müssen wir sie abgeben. Sie werden in Uniformen gesteckt und dürfen ihre Zeit nicht frei einteilen und lernen Dinge, die kaum einer wirklich gern lernt, wie im Dreck krabbeln, auf Ziele schießen und nachts wach bleiben. Die Pritschen im Zelt sind kalt, die Stiefel drücken, die Klos sind nicht einladend und die Eltern fern. Und die Bedrohung ist echt, die Einsätze sind echt. Und die Angst auch.

Nach der Grundausbildung sind die Hierarchien in der IDF flach und der Umgangston ist locker. Offiziere werden geduzt, Widerworte sind erlaubt und je höher man aufsteigt, desto mehr werden Widerworte erwartet und ermutigt (hängt natürlich sehr von der Waffengattung und Funktion ab, mein Mann war der offizielle Widerwort-Geber seiner Kolonne und darum wohl kein allgemeingültiges Beispiel). Es gibt bestimmt schlimmere Armeen, um drei Jahre Dienst zu verbringen.

Aber meinst Du wirklich, Culatello, daß ich meine Jungs und Mädchen dazu erzogen habe, Palästinenser an Checkpoints zu kontrollieren, um unter 500 den einen tödlichen Sprengsatz zu identifizieren, der uns umbringen könnte? Primus ist zeit seines Lebens besonders höflich zu älteren Menschen gewesen und bietet jederzeit und jedem Hilfe an. Glaubst Du, ihm ist wohl dabei, wenn er sieht, wie die alten Leute am Checkpoint warten? Wenn er als Sanitäter sie behandeln muß, wenn sie nicht mehr können?

Glaubst Du, meine kleine Nichte hat riesigen Spaß daran gehabt, als Einsatzleiterin Lufteinsätze über dem Gazastreifen zu koordinieren? Glaubst Du nicht, wenn ihr ein Fehler unterläuft, chalila, und Zivilisten zu Schaden kommen, daß ihr das ihr Leben lang nachgehen würde? Ihre Mutter ist Ergotherapeutin und behandelt seit Jahrzehnten Kranke in arabischen Dörfern. Meinst Du nicht, ihr tut es weh, wenn ihre Tochter jederzeit in Gefahr ist, die Vettern und Cousinen ihrer Patienten durch einen Fehler zu töten?

Der Wahlspruch hier ist „ein breira“, wir haben keine Wahl. Und wenn Du mal ganz ehrlich bist, dann ist das wohl so. Was soll denn werden, wenn wir die Waffen niederlegen? Würdest Du das tun? Was würden unsere Nachbarn tun, wenn meine Kinder und Nichten und Neffen und alle anderen ihre Waffen auf einen Haufen legten und sagten: „wir haben keine Lust mehr, kommt, wir machen Frieden“? Nasrallah, Haniya, die Moslembrüder in Ägypten, was würden die wohl als erstes tun? Uns einen Friedensvertrag anbieten? Eine Tafel Schokolade schenken und sagen: „ruht euch erstmal aus, wir reden später, erstmal entlassen wir unsere Jungs“? Schön wär´s, Culatello, schön wär´s.

Neulich wurde in den Nachrichten im Rahmen einer Ermittlung innerhalb der Armee ein Handy-Filmchen gezeigt. Darin hockte ein junger Palästinenser, an Händen und Füßen gefesselt, an einem Checkpoint und wimmerte vor Schmerzen. Seine Fesseln waren zu straff gezogen. Er flehte den Soldaten an, ihm die Fesseln zu lockern. Der Soldat, statt der Bitte nachzugeben, filmte den Gefangenen auf dem Handy. Vielleicht hat er die Bilder seinen Freunden gezeigt, vielleicht haben sie darüber gelacht, vielleicht haben sie sich mächtig gefühlt, ich weiß es nicht. Das sind Abgründe. Ich habe die Stimme des Palästinensers noch im Ohr, und ich bin mir sicher, daß ich nicht die einzige bin. Die Szene wurde ausgestrahlt, um bei den Ermittlungen zu helfen.

Du weißt, daß solche Szenen gefilmter Demütigung auch in Schulen vorkommen, überall dort, wo es Handies gibt. Du weißt so gut wie ich, daß emotionale Verrohung, Gemeinheit und Verführbarkeit durch Macht überall vorkommen. Die Armee gibt jungen Männer, die sowieso nicht besonders stark bei Empathie punkten in diesem Lebensabschnitt, die Möglichkeit, die Werte ihrer Erziehung zu vergessen, andere mit gutem oder dünnem Vorwand zu demütigen, zu quälen und ihre Macht spüren zu lassen. So wie Armeen überall auf der Welt es tun, und auch das weißt Du.

In Israel ist das schmerzlich bekannt, und die israelische Gesellschaft tut sehr viel dafür, durch Medien, Schulen und innerhalb der Armee selbst, um die Werte fest zu verankern, die solche Handlungsweisen verhindern. Es spielt hier auch gar keine Rolle, wie Gilad Shalit von der Hamas gedemütigt wurde. Das ist kein Vergeltungsspiel. Wir wollen nicht, daß unsere jungen Männer traumatisiert und verroht aus der Armee zurückkommen. Daß sie erstmal drei Jahre lang in Goa Drogen nehmen und die Realität vergessen, bis sie überhaupt anfangen zu überlegen, was in Deutschland jeder junge Mann sechs Jahre vorher überlegt: was will ich eigentlich mal studieren? mit meinem Leben anfangen? Wir wollen nicht, daß sie mit 30 plötzlich begreifen, was sie da eigentlich getan haben, und sich für den Rest ihres Lebens schämen, und nicht mehr frei werden von ihren Erinnerungen.

Ein Neffe von mir, der im Libanon zur schlimmsten Zeit gedient hat, ist aus seinem shell shock nicht mehr rausgekommen. Zwei Jahre hat er wie katatonicsh in seinem Zimmer gesessen. Ein Junge aus einem hochgebildeten, linken Elternhaus, der auf Demos gegangen ist, der den Zwiespalt zwischen dem, woran er glaubte, und dem, was er zur Sicherheit seines Lands tun mußte, nicht mehr aushielt. Er hat zweimal das Studium abgebrochen. Er ist ein hübscher, sensibler, lieber Junge. Wenn seine Mutter, ihres Zeichens Schulpsychologin, von ihm erzählt, weint sie. Er ist jetzt Mitte 30, lebt allein, jobbt manchmal, geht zum Psychologen. Ein zerbrochenes Leben.

Es hat lange gedauert, bis mein Mann, der den stärksten überhaupt möglichen Charakter hat und den ich in Feuerproben gelassen gesehen habe, in denen alle anderen die Fassung verloren haben – es hat lange gedauert, bis mein Mann „Waltz with Bashir“ angucken konnte. Oder „Beaufort“. Oder „Lebanon“. Die israelische Gesellschaft kaut an ihren traumatischen Erinnerungen, verarbeitet sie und würgt sie doch immer wieder hoch. Leckerer werden sie davon nicht, das versichere ich Dir. Die quälenden Fragen: was hätten wir anders machen können und sollen, was lernen wir daraus, wie leben wir weiter, was mach ich, wenn mein Sohn dasselbe erlebt, und Gott bewahre mein Enkel… die lassen hier niemanden los. Wir sagen, „ein breira“, aber leichter macht es das nicht.

Culatello, ich weiß, es ist nicht fair, Dich dazu bringen zu wollen, israelische Soldaten mal als Menschen zu sehen, als Jungs, als Mädchen, und Dich zu erinnern, wie Dein Leben aussah, als Du so alt warst wie sie. Das ist belastend, das ist schwer, das geht gegen den Strich. Die Rollen sind für Dich so klar verteilt: die Palästinenser sind Opfer und haben es schwer, sie haben Empathie verdient. Die Israelis sind Täter und haben es leicht, sie haben keine Empathie verdient. Warum also mach ich mir die Mühe und schreibe, statt andere, dringendere Dinge zu erledigen?

Ich schreibe es einerseits gern, weil es im Moment das zentrale Problem meines Lebens ist, mich beschäftigt wie nichts anderes. Primus ist raus, und dank seiner Tätigkeit als Sanitäter, in der er helfen, retten, Hand anlegen konnte, ist er unbeschädigt durchgekommen. Secundus ist noch mitten drin, und ich mach mir viel mehr und viel weniger Sorgen um ihn als um Primus. Tertia ist in zwei Wochen dran, mal sehen, wie das wird. Ich wandere nachts durchs Haus, ich schlafe wenig, ich gehe in die Zimmer der Kinder, wenn sie nicht da sind, ich lege das Gesicht auf Secundus T-shirts und bete aus der Ferne für ihn, daß alles friedlich bleibt, daß sein sensibelster Soldat sich nichts antut, daß er nicht wieder die Schreie der Sudanesen hören muß, daß er in keine Schießerei an der Grenze gerät, daß er nicht sein Herz verhärtet gegen andere. Nicht viel anderes interessiert mich im Moment.

Andererseits schreibe ich es ungern, weil es selbstverständlich ist, weil man es doch sofort sieht, wenn man nach Israel kommt, weil es doch jeder wissen kann. Warum muß ich das überhaupt sagen, wen geht das schon was an, warum mach ich mir was daraus, wenn große Teile der Menschen in meiner alten Heimat meinen Mann, meine Kinder, meine Nachbarn, meine Studenten, Freunde und Familie und mich als Schweine bezeichnen?

Wir erziehen unsere Kinder nicht zu gefühllosen Monstern, die aus Hohn Flugblätter abwerfen und sich dann kaputtlachen, wenn die Palästinenser nicht wissen, wohin sie fliehen sollen, und auf der Straße verbluten. Weiß Gott, das tun wir nicht. Der Abgrund zwischen den Werten, zu denen wir unsere Kinder erziehen, und den Anforderungen, die von der grausamen Realität des Nahen Ostens an sie gestellt werden, ist riesig. Ihn zu überbrücken ist fast unmöglich, und die seelischen Kräfte, die besonders wir Eltern dazu aufbringen müssen, machen uns müde, hohl und krank vor Sorge. Warum sollen wir noch seelische Kräfte aufbringen für Menschen ohne Verständnis, für Goldstone und Ban Ki Moon und Catherine Ashton und Culatello, für selbstgerechte Menschen, die nie vor ähnlichem Dilemma standen und aus sicheren Logenplätzen Daumen heben und senken? Ich habe doch gar keine Kraft mehr dafür übrig.

Viele Soldaten selbst merken das Dilemma kaum, sie verdrängen es vielleicht oder begreifen es erst hinterher, wie Y., der mit Entsetzen sah, als er aus dem Krieg kam, daß seine Mutter graue Haare bekommen hatte in den Monaten, in denen sie ihn nicht gesehen hatte. Andere zerbrechen selbst daran, sind selbstmorgefährdet. Die Armee trainiert junge Soldatinnen wie Tertia dazu, Gefahrenzeichen früh zu erkennen. Todesursache Nr. 1 bei israelischen Soldaten ist Selbstmord, immer noch, trotz aller Maßnahmen.

Wir haben alle Angst davor, daß ein junger Soldat die Schwierigkeiten verbirgt und es irgendwann nicht mehr aushält. Daß er uns nichts sagt, weil er keine Schwäche zeigen will, daß wir die Anzeichen übersehen, daß wir ihn im Stich lassen.

Über jedem Baby, das ich kenne, wurden die Worte gesprochen: „vielleicht ist ja Frieden, wenn er (sie) alt genug ist für die Armee, halevai“.

Das sind die Menschen, die Du Schweine nennst, denen Du unterstellst, rundum aus zweifelhaften Motiven zu handeln, aus Schikane, aus Freude am Mißhandeln, grundlos. Vermutlich meinst Du, mit diesen Worten triffst Du ja eh nur Monster. Du triffst aber Menschen wie mich, die als Eltern und Erzieher ihr erwachsenes Leben daran gewendet haben, andere zu Freundlichkeit, Empathie, Mitgefühl, Respekt und gegenseitiger Hilfe zu erziehen. Die gleiche Brutalität, die Du anderen vorwirfst, setzt Du selbst in Deiner Wortwahl ein. Ich mache mich verletzlich durch meine Bloggerei, also rin in die Kerbe, zeig´s ihr, was Du von ihr und ihren Sauereien begehenden Söhnen und ihrem Schwein von Mann hältst. Nur keine Schonung!

Die de-humanisierende Kritik an Israelis, bar jeder Empathie, ist nicht weniger brutal als die Kaltschnäuzigkeit, mit der mancher junge, hilflose Soldat andere schikaniert, die sich nicht wehren können. Nur daß der Soldat unter Druck steht, Du aber nicht. Welchen Grund, welchen äußeren Druck hast Du, immer wieder auf einen Blog zurückzukehren, von einer Frau, die Du verachtest und der Du mißtraust, und Deinen Haß und Deine Verachtung in generalisierenden und beschimpfenden Worten herauszulassen?

Hast Du Dir mal überlegt, was Du an Stelle meines Primus tätest? Hat er nicht gut daran getan, den Weg zum Sani zu wählen, arabische Großväter und Enkel aus Autowracks zu befreien? Hat er nicht mehr menschliche Größe gezeigt als Du, der ohne Not Beschimpfungen auf einem Blog hinterläßt, ohne sich darum zu kümmern, ob sie gerechtfertigt sind oder nicht? Der ein ganzes Volk mit Haß und Verachtung überzieht, ohne sich über dessen Zwangslage mal ehrliche Gedanken zu machen?

Hast Du Dich an denselben Maßstäben gemessen, die Du an uns anlegst?

Was sollen wir denn tun, Culatello? Ignorieren? Warten, bis der Haß auf uns vorübergeht? Der geht nie vorüber. Lies Lee Habeeb, den ich gestern verlinkt habe. Sollen wir die weiße Flagge hissen? Soll Y. nach Essen zurückkehren, wo seine Urgroßeltern nach Erlaß der Nürnberger Gesetze Selbstmord begangen haben, oder nach Warschau, wo die gesamte Familie seiner Mutter im Ghetto verhungert ist? Sind das würdige Alternativen zum jüdischen Staat?

Ich stell Dir mal einen Videoclip ein. Das Leben eines jungen Soldaten in Bildern, von der Kindheit bis zum Dienst. Er ist im Libanon gefallen. Bitte sieh Dir die Bilder an, Du kannst das Lied auf stumm stellen. Es sind repräsentative Bilder. So werden Kinder in Israel erzogen. Nicht zu Haß und Fanatismus, sondern wenn überhaupt zur Vorbereitung auf die Armee, dann als bittere, schwierige Notwendigkeit.

Lied für Oz, von einem Freund nach seinem Tod geschrieben.

Kommentare»

1. Malte S. Sembten - Februar 17, 2012, 15:18

Warum also mach ich mir die Mühe und schreibe, statt andere, dringendere Dinge zu erledigen?

Tja, warum? Meinen Respekt dafür!

Ich hätte das nicht gekonnt. Ich hätte mir vorgestellt, dass C. sich über meine Bemühungen, ihm seinen Hass mit Geduld und Argumenten zu vergelten, nur lustig macht. Ich hätte „Culatello“ verbal brutal entgegnet („cul“, franz. = ………!) . Das ist wohl das mannhafte Testosteron in mir. Dein „mütterlicher“ Weg ist der anstrengendere, aber der bessere – und auch der wirkungsvollere, das weiß ich wohl.

Schade, dass Du keine Facebook-„Fanseite“ hast, die man „liken“ kann und wo Deine Blog-Einträge zum „sharen“ bereitgestellt werden.

Natürlich kann ich diesen Blog-Eintrag auch „per Hand“ auf meiner FB-Seite teilen. Das werde ich auch tun, wenngleich ich fürchte, dass niemand sich die Mühe macht, ihn zu lesen …

Aber wenn der Eintrag nur einen einzigen zusätzlichen Leser findet, ist das bereits ein Gewinn.

2. geli - Februar 17, 2012, 15:29

gegen den judenhass gibt es ueberhaupt keine rationalen erklaerungen, erwiderungen, versuche, aufzuklaeren sind von anfang an zum scheitern verurteilt. leider spreche ich aus persoenlicher erfahrung. meine eigene schwester erklaert mir bei jedem besuch bei ihr, schade, das hitler seine sache nicht richtig beendet hat. und israel solle man doch endlich mit stumpf und stil ausrotten……. mein leben lang habe ich meine schwester sehr geliebt, nie haben wir uns gestritten, also , ohne gruende, einfach so, aus ueberzeugung sagt sie mir solche dinge. ich lebe seit langem in israel, komme aus einer christlich deutschen familie. was ich auch immer entgegenhalte, erklaere u.s.w., das ist alles fuer die katz….
und natuerlich denken ihre kinder schon genau so.

3. Dorothee - Februar 17, 2012, 15:33

Liebe Lila,
Du hast das sehr gut und anrührend beschrieben, und nicht nur Dir sondern vielen anderen Israelis, ob ich sie nun persönlich kenne oder nicht, glaube ich das aus vollem Herzen.

Irgendwie hat sich die POLITIK aber schon lange weg von Meretz etc. bewegt. Die Einvernahme der Westbank wird nicht mehr in Frage stellt – oder nur von einer kleinen Minderheit: ich erinnere mich an Yeshayahu Leibowitz, der schon vor Jahrzehnten davor warnte.
http://www.hagalil.com/archiv/2012/02/05/leibowitz/

Ich denke es gibt gegenwärtig keine Lösung der Probleme, aber die „Wut“, der rassistische Hass und die Bereitschaft zur Gewalt bei den Unterlegenen, wachsen ständig (in kleinem Umfang auch jüdisch-israelischer Gruppen) Die Situation ist gefährlich und macht Angst.
http://www.haaretz.com/print-edition/news/after-jerusalem-crash-racist-comments-appear-on-netanyahu-s-facebook-page-1.413370

4. Malte S. Sembten - Februar 17, 2012, 15:36

2. geli – Februar 17, 2012, 15:29

… meine eigene schwester erklaert mir bei jedem besuch bei ihr, schade, das hitler seine sache nicht richtig beendet hat. …

Na, das geht aber über den gewöhnlichen deutschen Israel-Hass noch um einiges hinaus. Das ist ja schon als Volksverhetzung justiziabel.

5. Lila - Februar 17, 2012, 15:38

Oh nein, das ist ja ein Albtraum. Ich habe wenigstens bei den mir am nächsten stehenden Menschen nicht mit so einem Mist zu kämpfen. Was machst Du denn in solchen Situationen? Woher kommen denn solche extremen Positionen? Das ist ja übel.

Ich weiß, daß es gegen Judenhass kein Mittel gibt, er gedeiht dort, wo kein Sonnenstrahl von Vernunft oder Menschlichkeit mehr hin dringt.

Trotzdem gibt es auch Leute, die nicht aus Judenhaß so harsch über Israel urteilen, sondern aus westlichem Selbsthaß, aus Schwäche, aus Unwissenheit oder aus Über-Identifikation mit dem, den sie für den Underdog halten. Oder aus Ambivalenz. Vielleicht haben sie früher mal Israel toll gefunden, aber dann zu viel Julianchen oder Ulrikchen oder Susannchen gelesen, und das ist ihnen nicht bekommen 😀

Ich schreibe eigentlich nicht für Leute, die Judenhaß der übelsten Art hegen. Die banne ich meist nach einiger Zeit, weil diese Krankheit übelriechend ist und unheilbar.

Ob Culatello persönlich in diese oder jene Kategorie gehört, ist nicht so wichtig, das ist sein Problem. Aber ich hab sagen müssen, was mir im Hals saß. Wofür hat man denn so nen Blog, ne.

6. Uri D. - Februar 17, 2012, 15:39

Ein sehr „schöner“ Beitrag. Danke!

7. Silke - Februar 17, 2012, 15:41

Culatello ist ein alter Bekannter von mir und hat sich den Status „gar nich um kümmern“ bei mir redlich erworben.

Sein Nick könnte auch auf das hier Bezug nehmen:

Ich meine bei Tapfer im Nirgendwo wäre er rausgeflogen.

Für Lila, so lange sie nicht die Geduld verliert, ist natürlich sein Beitrag, daß er sie zu wunderschönen Kommentaren inspiriert, die auch als Posts ne sehr gute Figur machen würden.

Und der andere hier aktive Lila-Inspirator Friedrich setzt mir immer diesen Ohr-Wurm frei.

http://www.internet-maerchen.de/maerchen/boesefriedrich.htm

8. Yael - Februar 17, 2012, 15:41

Sehr schön geschrieben, aber liebe Lila, das wird bei dem nichts verändern. Er wird Juden und Israelis immer in seinem kranken Hirn nicht als Menschen ansehen. Wie du selber schreibst, er überzieht das jüdische Volk mit Verachtung und Hass.
Tu dir solche Menschen nicht mehr an, Lila. Es wird sich bei denen nichts ändern. Und- ich denke- die meisten, die hier sind, möchten all den Hass und diese Dummschwätzerei nicht mehr lesen.

9. noa50Noa - Februar 17, 2012, 15:59

habe die STrassenbahnhaltestelle verpasst, weil ich deinen Eintrag las…..:-)
Danke, Lila, auch ich bin eher entmutigt, um solch dezidierte Erklaerungen abzugeben, wie du es hier getan hast. Respekt. Ich habe das gefuehl, jedes Mal, wenn ich etwas in diese Richtung hoere: „Oh, nein, bitte nicht schon wieder, ich will nicht mehr….“ und gebe zu, lieber abzulenken, als einzuspringen und zu erklaeren…
es ist sooooo anstrengend und so wenig hilfreich oder effektiv.
naja…. jedenfalls meine Hochachtung dafuer.
Noa

10. Lila - Februar 17, 2012, 16:07

Dorothee, Du hast wohl Recht, und die Entwicklung in Israel geht bestimmt in keine gute Richtung. Die Fronten verhärten sich. Der Druck von außen wächst, die Illusion eine Zweistaatenlösung ist geplatzt, die Konfrontation mit denen, die Israel wirklich vernichten wollen, rückt näher, das Problem der Palästinenser bleibt ungelöst, weil es keine Lösung gibt, mit der alle einverstanden sind.

Das letzte Mal, daß es Hoffnung auf die konventionelle Lösung gab (zwei Staaten, Land für Frieden, wie auch immer man es nennt), war, ich wiederhole mich, bei der Olmert-Wahl. Damals gab es eine Mehrheit für die Räumung der Westbank. Das war Olmerts Mandat. SEitdem ist viel SChlamm den Yarkon runtergeflossen, die Chance ist verpaßt, die Palästinenser haben uns eindrücklich gezeigt, daß die Pessimisten Recht hatten und die Optimisten wie ich Unrecht, und sie haben uns den Mut und die Motivation genommen, ein weiteres Mal Gebiete zu räumen, Leute aus ihren Häusern zu holen, uns hinter unsichere Grenzen zurückzuziehen.

Eine Alternative außer weiterwurschteln ist im Moment nicht in Sicht.

Zweifellos wirkt sich das auch auf die Armee aus. Nach dem katastrophalen Ausgang der Räumung des GAzastreifens für die Betroffenen hat die Armee schweren Kater. Viele Soldaten, die von Anfang an nur mit großen inneren Vorbehalten die Räumung ausgeführt haben, leiden jetzt unter Schuldgefühlen und Zorn auf die Armee und Politik, von der sie sich ausgenutzt fühlen. Der Graben zwischen Siedlern und Nichtsiedlern hat sich eher vertieft.

Ich würde viel drum geben zu wissen, was Sharons wahre Absichten waren, und ob er nicht bereit war, die Gaza-Siedler als Bauernopfer zu bringen, um ein Warnzeichen zu setzen und den Palästinensern die Gelegenheit zu geben, in ihre eigene Suppe so heftig zu pinkeln, daß eine weitere Suppe nicht mehr serviert wird.

Sehr sehr sehr bedrückend. Auch ich würde heute keiner Räumung mehr zustimmen, auch wenn ich von den politischen Positionen mancher Siederl sehr weit entfernt bin. Trotzdem haben sie Solidarität verdient.

Wie soll es weitergehen???? Viel hängt davon ab, wie unsere Nachbarn in ein, zwei Jahren aussehen.

Ich denke manchmal, wann ist eigentlich Jordanien dran? Wann ereilt die Haschemiten das Schicksal der Alewiten? Wann sind wir ringsherum von Meer und Islamisten eingeschlossen? Was dann?

Um meine Stimmung bildlich auszudrücken:

null

Ich fühle mich wie Pippin auf dem Balkon, wie er das Unheil näherkommen sieht. Leider kein Gandalf in der Nähe, der mir auch nur ein trügerisches Gefühl von Sicherheit geben könnte. Und wie Pippin denke ich mir: ja Scheiße, was jetzt, wie kommen wir hier nur heil wieder raus…?

11. Dorothee - Februar 17, 2012, 16:33

mini-Schritte wie diese geben vielleicht ein wenig Hoffnung:

„The Villages Group: Cooperation in Israel-Palestine
Perhaps we cannot bring about a general peace, but we can perform deeds of peace“. http://villagesgroup.wordpress.com/
Fand ich im Kontext von: http://www.comet-me.org/

12. april - Februar 17, 2012, 16:48

Klar solltest du dir solche Menschen nicht mehr antun, aber trotzdem war es gut, dass du diesen Beitrag geschrieben hast, mit so viel Herzblut und sehr anrührend. C. wirst du nie überzeugen und viele eingefleischte andere auch nicht, aber vielleicht lässt sich doch der ein oder andere dazu bewegen, ein bisschen nachzudenken.
Alles Liebe dir, I.

13. Dorothee - Februar 17, 2012, 16:53

Noch so ein kleiner Lichtblick: Nachdem ich bei Haaretz schon einen Hinweis auF Lifta las, fand ich dies: Citizens’ committee declares site will become an „open campus“ for study
http://www.liftasociety.org/news/activists-promise-robust-investigation-of-lifta

14. Rosa - Februar 17, 2012, 17:41

ich habe den ganzen Text gelesen. Danke sehr dafür. Es hilft mir, Israel besser zu verstehen.
Ich hoffe du hast genauso viel Empathie für die Kinder mit Waffen in der Hand auf der „anderen Seite“ die deinen Kindern gegenüber stehen. Sie sind sicher auch voller Liebe aufgewachsen und nicht um zu töten.

Oftmals sind deine Blogeinträge voller Hass auf den Rest der Welt, der angeblich Juden hasst und Israel=Juden setzt. Hier in meinem Umfeld in Deutschland, spüre ich sehr wohl eine Israel-Antipathie aber NIE (echt nicht!) hat das etwas mit Religion zu tun.

Die Berichterstattung in Deutschland ist nicht die Beste. Aber mal ehrlich Israel ist EIN Krisenherd der Welt – noch dazu einer der sehr schwierig zu verstehen ist, bei all dem hin und her und Grenzen/Siedlungen etc. Es ist schlicht nach meiner Meinung gar nicht möglich, so zu berichten, dass ein komplett richtiges Bild entsteht. Schön wäre es, wenn die Stimmung nicht in eine Richtung manipuliert wird – weder in die Eine noch die Andere. Für beide Seiten muss Verständnis aufgebracht werden. Lila, das Verständnis von dir für die andere gegnerische Seite vermisse ich oft.

15. john - Februar 17, 2012, 17:42

Diesen BLOG-Eintrag empfinde ich besonders interessant.
Insbesondere den Bereich mit dem Vergleich der „deutschen“ und „israelischen“ Erziehung.

Trotz intensiver Lehre der Bindungstheorie in Deutschland hat diese kaum Zugang bei der Mehrheit der Bevölkerung Und sogar Fachleute wie Pädagogen, Psychologen, Etc. lernen es zwar intensiv während der Ausbildung aber sind leider oft kaum in der Lage diese bei sich selbst anzuwenden, noch zu verinnerlichen oder gar weiterzugeben.

Und so wird auch die Suche nach Empathie sowohl bei Culatello als auch bei vielen anderen Menschen in Deutschland leider kaum zum Erfolg führen.

16. Yael - Februar 17, 2012, 17:54

@Rosa

Judenhass hat kaum etwas mit Hass auf die jüd. Religion zu tun, das ist bekanntlich Antijudaismus. Einfach mal googeln.

„Moderne“ Antisemiten betrachten Juden pseudowissenschaftlich als geschlossene Abstammungseinheit mit erblichen negativen Eigenschaften, die diese daher durch keine Assimilation, weder christliche Taufe noch „bürgerliche Verbesserung“, ablegen könnten. In Form einer Verschwörungstheorie behaupten sie einen übergroßen Einfluss der jüdischen Minderheit auf die Gesellschaft und machen sie für eine Vielzahl tatsächlich oder vermeintlich negativer Entwicklungen in Staat, Wirtschaft und Kultur verantwortlich. Dabei benutzen sie eine Reihe stets wiederkehrender Klischeevorstellungen über Juden.

http://de.wikipedia.org/wiki/Antisemitismus_%28bis_1945%29

Hier finden Sie auch Antisemitismus in Bezug auf Israel:

Arbeitsdefinition „Antisemitismus“

http://www.european-forum-on-antisemitism.org/working-definition-of-antisemitism/deutsch-german/

Und dass Lilas Beiträge angeblich voller Hass auf den Rest der Welt ist, sehe ich völlig anders. Lesen Sie etwas weniger selektiv.

17. Rosa - Februar 17, 2012, 18:08

ahh, danke für die Definition zum Antisemitismus. Aber auch diesen gibt es kaum – zumindest kenne ich niemanden der derartig denkt. Israel wird in seiner negativen Außenwirkung oftmals ähnlich den USA gesehen (wie gesagt, in meinem privaten Umfeld).

18. Rosa - Februar 17, 2012, 18:09

„Lesen Sie etwas weniger selektiv.“ ich versuche es schon eine Weile und bemühe mich weiterhin 😉

19. Lila - Februar 17, 2012, 18:15

Dann bitte ich doch mal um Belege für einen „oftmals“ geäußerten „Haß“.

20. Yael - Februar 17, 2012, 18:16

Ich kenne leider davon einige, aber den gehe ich aus dem Weg.
Antisemitismus und Antiamerikanismus haben übrigens sehr viel Ähnlichkeit. Darüber gibt es auch schon viel Literatur.
http://buecher.hagalil.com/sonstiges/markovits.htm

21. Monika - Februar 17, 2012, 18:41

Die Achse des Guten verlinkt auf diesen Beitrag. Nicht zu Unrecht, wie ich meine.
http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/israelische_eltern_israelische_kindern/#When:15:19:00Z

Liebe Grüße
Monika

22. Paul - Februar 17, 2012, 19:01

Liebe Lila,
Du tust was Du tun musst. Das ist gut und bemerkenswert.
Dein Artikel hat mich sehr angerührt, aber auch betroffen gemacht.
Deine Befürchtungen habe ich auch. Es wird auf absehbare Zeit keine friedliche Lösung des Problems geben. Es reicht nicht, wenn nur eine Seite, die Israelis, Frieden haben wollen und dafür auch schon bedeutende Anstrengungen geleistet haben, die den Rand des eigentlich erträglichen überschritten haben. Das reicht aber leider nicht aus, weil die andere Seite, die Palästinenser nach wie vor auf der Position „Alles oder Nichts“ verharren. Leider werden sie dabei von einer bedeutenden Weltöffentlichkeit, ist es die Mehrheit (?), unterstützt.
Solange sich daran nichts ändert, wird es keinen Frieden geben.
Ich hoffe es gibt wenigstens einen möglichst terrorarmen Waffenstillstand. Terrorfrei ist sicherlich auch schon nicht mehr erreichbar.

Mich berührt dein Artikel sehr und ich versuche auch mitzufühlen. Mein Mitgefühl ist Dir, den Israelis, den Juden, sicher. Aber davon habt ihr auch nicht wirklich etwas.
Der Versuch, mich in Eure Lage zu versetzen, scheitert aber schon daran, dass ich hier im sicheren Berlin sitze, meine Enkel nicht zur Armee müssen und ich den täglichen Gefährdungen nicht ausgesetzt bin.
Alleine der Gedanke, dass meine Enkel dem ausgesetzt werden könnten strapaziert mich schon sehr.

Ich habe schon immer für Euch gebetet. Durch regelmäßige und lange Aufenthalte in Lourdes ist es mir zum Bedürfnis geworden für andere zu beten. Durch bestimmte Umstände können wir im Augenblick leider nicht nach Lourdes fahren. Das Internet ermöglicht es mir aber meine Fürbitten an der Grotte von Lourdes niederzulegen. Das tue ich fast jeden Tag.
Ihr seid immer dabei. Das kann ich Dir versprechen.

Auch wenn ich mich wiederhole ich zitiere hier noch einmal Alexis Carrel:
„Das Gebet ist die mächtigste Energie, die der Mensch einsetzen kann, denn sie ist ebenso wirklich und wirksam wie die Schwerkraft.“

An meinem PC habe ich Sprüche aus einem Abreißkalender deponiert.

Einer ist dazu gekommen:
„Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist.“ (David Ben Gurion)

In diesem Sinne, liebe Lila, glauben wir!

Shabbat Shalom
und liebe Grüße
Paul

23. Stefan - Februar 17, 2012, 19:01

Danke für diesen Beitrag, liebe Lila,
deine Schilderungen geben mir immer wieder Kraft, gegen den neuen Antisemitismus in Deutschland aufzustehen. Die Grenze vom (alten, konventionellen) zum neuen Antisemitismus ist fliessend. Arbeiten sich die NA doch am Staat Israel, seinen Politikern, seinen Institutionen, seiner Armee ab, muss man doch auch sehen, dass die Armee kein Abstraktum ist, sondern vielmehr aus Menschen besteht. Die eher abstrakte Hetze gegen die Armee ist somit eigentlich konkret gegen Menschen gerichtet, auch die Menschen, die du aufgezählt hast. Ziel der Dämonisierung sind eben Juden – also ist es auch ordinärer Antisemitismus.
Ich bewundere die Art, wie du mit dem euch entgegengebrachten Hass umgehst. Ich wäre versucht, in GROSBUCHSTABEN ZU BRÜLLEN !!! Kompliment!
Dir und deiner Familie alles Gute

24. willow - Februar 17, 2012, 19:08

@Rosa

Ich hoffe du hast genauso viel Empathie für die Kinder mit Waffen in der Hand auf der “anderen Seite” die deinen Kindern gegenüber stehen. Sie sind sicher auch voller Liebe aufgewachsen und nicht um zu töten.

Woher hast du diese „Weisheit“ ? Ich könnte dir sehr schnell viele Beispiele dafür zeigen, daß in der palästinensischen Gesellschaft Kinder sehr wohl zum Hass erzogen werden, zum Töten … aber du hast dir das ja bestimmt nicht aus den Fingern gesogen – woher hast du diese Einsicht?

25. Jack - Februar 17, 2012, 19:30

„Warum muß ich das überhaupt sagen, wen geht das schon was an, warum mach ich mir was daraus, wenn große Teile der Menschen in meiner alten Heimat meinen Mann, meine Kinder, meine Nachbarn, meine Studenten, Freunde und Familie und mich als Schweine bezeichnen?“

Lila, und wenn ich da ewig drauf herumreite, aber kannst Du „große Teile“ mal genauer definieren?
Was kennst für Leute die ich irgendwie nicht kenne? Jedenfalls nicht in diesem (tatsächlichen?) Ausmaß.

Irgendjemand hier im Blog meinte ich wäre vulgär, was ich lustig finde, denn das bin ich zuweilen noch viel mehr, so wenn z.B. jemand hier in Deutschland in Sachen Israel mal wirklich widerlich-dumm daherkommt und ich ihm z.B. sage, er soll die Fresse halten und seinen Kopf besser in seinem Arsch tragen. Und weißt Du, was das, anders als vielleicht bei Deinen Erfahrungen, Interessante daran ist? „Große Teile“ der Umstehenden drehen sich nicht weg oder schütteln den Kopf, sondern pflichten mir bei und sagen sowas wie „gut gemacht“. Und daraus, daraus entsteht dann oft eine viel interessantere Diskussion, eine irgendwie viel offenere und man erkennt, wie unverhofft positiv und differenziert viele Israel sehen. Und wer das Schwein in der Runde davor war, ist eigentlich klar.

Du schreibst viel und da ist wenig was ich nicht so sehe wie Du. Jedoch Deine immer wieder vorkommenden „großen Teile“ sind meiner Meinung und Erfahrungen nach subjektive Eindrücke, die nicht gleichbedeutend als objektive herüberkommen sollten. Das liest sich bei Dir aber meist so.

Du weißt sicherlich, wie wenig Deutschland ich nur noch abkann, die kotzen mich hier fast alle an. Aber ich wohne hier, weil ich bestimmt selber so ein Idiot bin, aber Du in Israel tust bitte nicht so, als wüßtest Du über ‚die hier‘ mehr als ich. Auf meine Menschenkenntnis bilde ich mir meinetwegen viel zu viel ein, aber sie ist, vielleicht nicht ‚zu größten Teilen‘, aber ganz bestimmt auch nicht zu ‚kleinen Teilen‘, von einer dann doch substantiellen Art. Da bist Du mir nicht voraus und solltest, was diesen „großen Teile“ angeht, auch nicht so schreiben. Du siehst ja gerade, wie eingebildet-arrogant sich das bei mir liest. 🙂

26. Lila - Februar 17, 2012, 19:53

Gerade weil ich weiß, daß viele palästinensische Kinder es nicht so gut haben wie die meisten Kinder bei uns, habe ich großes Mitleid mit ihnen. Meiner Meinung nach ist es ein Verbrechen, Kinder zu Haß und Todeskult und Mordphantasien und echtem Mord anzustiften und ihre Seelen zu vergiften.

Da Rosas Leseabenteuer hier anscheinend noch nicht darauf gestoßen sind, hier noch einmal ein paar von den Videos, die ich gestern oder vorgestern schon verlinkt hatte.

Palwatch hat eine endlose Folge solcher Videos. Für Erwachsene:

Die widersprechen ihren europäischen Verehrern deutlich, aber diese hören nicht zu und projizieren weiter ihre Menschenfreundlichkeit auf die Verfechter des Shahids.

Die Worte “ Sie sind sicher auch voller Liebe aufgewachsen und nicht um zu töten“ sind aus reiner Unwissenheit, Naivität und Projektion entsprungen. Nach dem Motto: es kann nicht sein, daß andere anders ticken als ich. Wenn ich möchte, daß die Palästinenser friedliche Menschen sind, die das Leben lieben und ihre Kinder zu friedlichem Zusammenleben erziehen, dann ist das auch so. „Sicher“.

Leider ist dem aber kein bißchen so. Natürlich gibt es jede Menge Familien, in denen es wirklich so ist und die Eltern den Kindern andere Lebensziele nahebringen als den Tod mit dem Sprenggürtel in einem israelischen Supermarkt. Leider gibt es aber eine andauernde Gehirnwäsche in Schule, Fernsehen und Jugendlagern, die eine ganz andere Sprache spricht. Und wer dagegen ist, hält besser den Mund. Weißt Du eigentlich, was mit Leuten passiert, die der Kollaboration mit Juden verdächtig sind?

Es gibt dazu in der israelischen Erziehung keine Entsprechung. Selbst bei Leuten, die Vorurteile gegen Araber haben. Wir haben keine Fernsehsendungen und Jugendlager, die zum Haß erziehen.

Es tut mir ja leid, eine selbstgerechte, auf nichts basierende Überzeugung mit Fakten zu zerstören, aber diese Videos wirst Du wohl zur Kenntnis nehmen müssen. Wie sie sich mit Deiner These reimen, daß die Kinder der Palästinenser dieselbe Erziehung erhalten wie wir, weiß ich nicht. Aber Du wirst schon einen Weg finden, Dir das zurechtzulegen, gerechter Zorn oder Fälschung oder was auch immer. Hauptsache, die Welt stimmt wieder.

Ich habe übrigens schon erwähnt, daß auch in der Armee die Sanitäter bei ihrem Eid sich verpflichten, Feind wie Freund zu behandeln. Bisher hat mir kein Leser einen entsprechenden Eid aus anderen Armeen bringen können. Weder deutsche noch US-Sanis verpflichten sich dazu. Dieser Eid macht in seiner Formulierung ganz klar, daß jeder Mensch zuallererst ein Mensch ist, und dann Partei in einem Krieg oder einer Auseinandersetzung.

Entsprechende Bemühungen, der Dehumanisierung durch den Konflikt entgegenzuwirken, vermisse ich auf der anderen Seite. Aber vielleicht kann Rosa uns ja eines besseren belehren.

Wo sind die palästinensischen Entsprechungen zu Shovrim Shtika, zu Betzelem, zu Machsom Watch, wo Palästinenser sich für die Rechte von Juden auf Unversehrtheit und Frieden aktiv einsetzen? Wo sind die Demonstrationen gegen Terror, die den israelischen Demos gegen die Besatzung entsprechen?

Wo sind sie denn, die Palästinenser, die das Leben lieben und lieber mit uns leben als mit uns sterben wollen? Ich weiß, daß es sie gibt, ich kenne einige. Sie haben Angst. Sie haben den Kontakt zu uns gekappt. Sie machen keine GEschäfte mehr mit uns. Sie sidn vielleicht ins Ausland gegangen. Sie verbergen ihre Gedanken.

Und denen gilt heute wie seit jeher meine Empathie.

27. Rosa - Februar 17, 2012, 20:55

Ich lese diesen Blog bereits seit einiger Zeit vor der Pause. Trotzdem danke für die erneute Verlinkung.

28. Jakobo - Februar 17, 2012, 20:58

Hallo Lila,
danke fuer deinen offenen artikel.

Ich habe gesehen er wurde auch auf andere seiten verlinkt? das finde ich gut so

J

29. Lila - Februar 17, 2012, 21:11

Jack, gut, daß Du fragst. Ich will Dir sagen, woher die „großen Teile“ stammen.

Erstens selbstverständlich aus der vielleicht unsinnigen, doch immer wieder verdammt überzeugenden Quelle der Medien. Und das geht so: ich sehe einen Artikel über Israel. Ich gucke, ob er fair ist oder unfair. Oft ist es so, daß die Schlagzeile unfair ist, der Text aber wesentlich fairer. Manchmal ist beides ziemlicher Mist. Manchmal ist der Text okay. Aber das haben Profis verfaßt, teilweise Leute, die sich in Israel extrem unwohl gefühlt haben (der Prustekopp oder wie er hieß, Kühnkopp?, war so ein Fall) und trotzdem drüber schreiben mußten.

Manchmal sind es auch Leute wie Gisela Dachs, die Israel gut genug kennt, daß ich ihre Artikel grundsätzlich als fair empfinde, auch und gerade wo sie den Finger in Wunden legt.

Das ist also das eine.

Und dann guck ich in die Leser-Reaktionen. Und da geht´s dann meist zur Sache. In der schützenden Anonymität sammelt sich eine Jauche an, da wird mir schlecht. Dabei kann ich schon mehr vertragen als früher. Und da kommen genau die Formulierungen immer wieder, die auch in Umfragen immer wieder benutzt werden. Gleichsetzung von Palästinensern und Israel, Gleichsetzung von Iran und Israel, Verschwörungstheorien, historische Lügen, Unkenntnis (zB der Tatsache, daß es immer Juden im Nahen Osten gegeben hat, daß es jüdische Flüchtlinge gab, daß Khartoum stattgefunden hat).

Und immer, immer wieder Gleichsetzung von Israel mit den Nazis.

Und dann frage ich mich: sind das nun alles die Psychos, die aus den Löchern kommen, während die normalen Leute sich sagen: mit denen streite ich mich nicht mal?

Das kann schon sein. Aber es ist verdammt frustrierend, wenn nach einem Anschlag wie in New Delhi die deutschen Zeitungsleser zu wirklich hohen Prozentsätzen nicht glauben, daß der Anschlag sich gegen Israel richtete, oder daß Israel Gründe hatte für die Aussagen, daß er aus der Ecke Iran-Hisbollah kam, oder daß Israel die Sache selbst gedeichselt hat.

Das war einfach ein typisches Beispiel. Als mehr und mehr Hinweise ans Licht kamen, war die Sache schon verschwunden aus den SChlagzeilen. Damit bleibt dann ein unklarer Eindruck hängen, etwa: da haben die israelis doch schon wieder versucht, den Iranern was anzuhängen – diese Kriegstreiber.

Und dann denke ich, na gut, gucken wir mal, wie es ist, wenn ich wieder in Deutschland bin.

Es mag wirklich an meinem Milieu liegen, aber verflixt noch mal, praktisch das ganze Umfeld, das früher mal Israel ganz sympathisch fand, ist heute anti-israelisch eingefärbt. In meine Kirchengemeinde kann ich gar nicht mehr gehen. Die haben mit ihren Mahnwachen für die Palästinenser selbst meine geduldige Mutter so genervt, daß sie nah dran war, letzte Woche mal anzurufen und zu fragen, wann denn die Mahnwache für die von Assad geschlachteten Syrer stattfindet, sie ist daran interessiert, teilzunehmen.

Ich fange mir immer, immer wieder Bemerkungen ein, aus dem Bemühen heraus, mich nicht zu kränken, erstmal diplomatisch verfaßt, aber je weiter der Abend fortschreitet, desto extremer.

Dann kommen die Worte: ethnische Säuberung, zweiter Holocaust, Talmud und Goyim als Menschen zweiter Klasse, unbändiger Haß gegen Araber, militante Erziehung, Gehirnwäsche der Jugend, Waffenkult, Nähe zu den USA, Imperialismus, Staatsterror, Landraub, Expansionsdrang, die Siedler, die das Land übernehmen, die Orthodoxen, die mit den Ultraorthodoxen verwechselt werden. Kibbuz als Siedlung, Waffen- und Uniformzwang, aktive Unterdrückung und Rechtlosigkeit israelischer Araber.

Alles, alles, alles kommt auf den Tisch, wenn man nur genügend Wein hat und Geduld. Und das von Leuten, die ich mein Leben lang kenne und denen ich vertraue wie meinen Eltern.

Wenn ich versuche, Fakten zu bringen, dann kommt der Moment, wo der andere mich schockiert anguckt und sagt: du lebst in einer Parallewelt, das kann doch gar nicht stimmen, die deutschen Medien berichten exakt, was bildest du dir da bloß ein? Auf die Tagesschau verlaß ich mich, der Spiegel weiß schon, wovon er spricht. Lila, du spinnst.

Oder sie sind peinlich berührt und sagen: na ja, das erzählen die euch wohl in Israel, hier haben wir mehr Abstand und wissen, was los ist.

Ganz, ganz schlimm ist es im zweiten Libanonkrieg gewesen.

Ich krieg dann auch immer die guten Tips: Israel müßte nur, Israel muß endlich, man muß Israel zwingen. Relativierung des Terrors sowieso, man muß doch verstehen, Widerstand, wer würde denn nicht.

Und zum Schluß dann: nein, wir würden nie nach Israel fahren. Viel zu gefährlich.

Im Laufe der Jahre habe ich einfach zu viele solcher Gespräche geführt. Es gibt Foren im Internet, in denen ich behaupte, in Deutschland zu leben, weil ich keine Kraft habe für die Angriffe, die sofort kommen, sobald ich das Wort Israel fallen lasse.

Es ist ein komplettes rotes Tuch.

Silke sagt, und das beruhigt mich sehr, daß sie ganz andere Erfahrungen hat und daß es sehr darauf ankommt, mit wem man umgeht.

Ich bestelle manchmal Sachen aus dem Internet. Viele Shops, gerade von so Gesundheits- und Naturkram, führen Produkte israelischer Araber unter dem Motto „helft uns, den Rechtlosen zu helfen“, und erzählen dann Quark davon, daß Araber in Israel weder studieren dürften noch Arbeit finden. Die Leute glauben das. Auf Proteste und Richtigstellungen kommt keine Antwort. Mir wird nicht geglaubt.

Das alles war vor 20 Jahren anders, vor der Intifada II, vor den großen Lügenkampagnen, vor Mohamed al Dura. Jeder weitere Schritt in den Konflikt kostet uns Sympathien und bringt den Palästinensern mehr.

Die deutschen Bischöfe, die den Holocaust-Vergleich gebracht haben. Der Kairos-Brief der Evangelen. Du kannst einfach nicht mehr darauf zählen, daß eine grundlegende Fairneß gewahrt wird. Ein Bekannter, der als neugieriger Reisender mit einer katholischen Reisegruppe ins Heilige Land fuhr und als Israel-Hasser wiederkam.

Manchmal google ich alte Schulfreunde. Eine beeindruckende Menge davon ist heute bei den Linken aktiv. Ich hab Namen alter Jugendlieben unter Boykottaufrufen gegen Israel gelesen. Ich habe Freunde verloren, die irgendwann rausrutschen ließen, daß für sie Israel das neue NS-Deutschland ist.

Israel wird als der starke Mann des Nahen Ostens wahrgenommen. Lachhaft, wenn Du Dir die Karte anguckst. Aber es heißt: ja, die Amerikaner, die stützen euch ja, die benutzen auch als Brückenkopf ins Öl-Land. Und dann die Israel-Lobby. Überall hat der Mossad die Finger drin. Ihr macht doch, was ihr wollt, ihr habt doch so viel Macht. Ihr habt den arabischen Frühling angeleiert, ihr habt versucht, den arabischen Frühling zu unterdrücken. Alles, alles hat Israel gleichzeitig am Stecken, das reinste Stoßmich-Ziehdich.

Und das von Deutschen, deren Soldaten selbst in Afghanistan stehen, wo keiner genau weiß, was vorgeht, wei die Journalistendichte viel geringer ist. Deutsche, die hinter der Mauer um die EU sitzen, vor der Flüchtlinge ertrinken und sterben. Deutsche, die Handel mit dem Iran treiben und WAffen in alle Welt verkaufen, die von jedem Konflikt profitieren.

Ich bin ja selbst eine. Ich hab ja nicht nur die israelischen Sachen auf dem Gewissen, sondern auch die deutschen.

Aber woher nehmen Deutsche das Recht, aus ihrer Sicherheit heraus mir so selbstverständlich zu predigen? Vorwürfe zu machen? Ja bringt doch erstmal euren Laden in Schwung. kappt doch erstmal eure Beziehungen zu menschenrechtsverletzenden Regimes. Nehmt ihr doch erstmal Flüchtlinge auf. Werdet ihr erstmal mit Terror fertig, über Jahrzehnte hinweg, ohne Maßnahmen zu ergreifen, die Unschuldige diskriminieren und ihnen wehtun. Oder ohne ihn unter den Teppich zu fegen. Wenn ihr es so gut wißt, macht es uns doch vor.

Es ist ja nicht so, als ob wir nicht wüßten, daß in den Windungen des Konflikts Unrecht geschieht. Israelis stehen überall da, wo den Palästinensern Unrecht getan wird, und helfen und greifen ein und vermitteln und setzen sich ein. Manchmal bis zur Selbstaufgabe. Unsere Medien decken solche Geschichten auf, nicht zu.

Ich gehe in privaten Gesprächen meist nicht so weit. Ich denke mir das, aber ich will nicht heimzahlen. Ich beneide die Leute oft um das Vollgefühl der moralischen Überlegenheit. Mann, hätte ich mal so einen klaren Plan davon, was hier stattfinden muß.

Und ich anerkenne, was Deutschland für Israel tut. Ich habe mit Genugtuung und Freude Merkels gute Rede in der Knesset registriert. Ich habe oft erwähnt, daß deutsche Touristen nach Isarel kommen, wenn sonst keiner kommt. Der deutsche Flieger im Winter 1990-91 war voll, alle anderen waren leer. Deutsche Volunteers kamen, wenn niemand sonst kam. Deutsche Studenten blieben in Haifa im Libanonkrieg II. Uhrlau und Mehlis helfen. Die Armee arbeitet mit der Bundeswehr zusammen.

Wirklich, ich registriere das. Ich war stolz, daß die israelischen studenten, mit denen ich in Berlin war, einen so guten Eindruck hatten von Deutschland. Ich sehe das, ich anerkenne es, es wärmt mir das Herz.

Aber „große Teile“… hm, soll ich es in „Teile“ ändern, um nicht zu verbiestern, um Dich und andere nicht zu kränken, um meine vielleicht zufälligen menschlichen Erfahrungen nicht zu verallgemeinern? In meinem persönlichen Umfeld ist es einfach zu oft passiert, daß irgendwann das Teufelchen aus dem Kästchen sprang.

30. Sven Engel - Februar 17, 2012, 21:30

Wirklich schade, dass Du nicht auf Facebook bist, Lila!
Deine Stimme auf Ruprecht Polenz Pinnwand würde so manchen „Israelkritiker“ inklusive Polenz den Wind aus den Segeln nehmen.
Habe Deinen Artikel verlinkt und unter seinem Eindruck mal richtig meiner Seele mal richtig freien Lauf gelassen:
„Kleiner Lesetipp für „Israelkritiker“, möge es Euch angesichts Eurer Lügen und Verleumdungen (Wasserlüge, 1400-Zivilisten-Lüge, Apartheidsverleumdungen, Stromlüge, Gaza=Warschauer Ghetto-Lüge, Apartheidsmauerlüge, Jerusalemsjudasierungslüge, Mohammed al Dura-Lüge, Jenin-Lüge, Siedlungen sind das Friedenshindernis-Verleumdung, Olivenbaumfälllügen usw. usf.) wenigstens ein wenig die Schamesröte ins Gesicht treiben!

Und schaut Euch die Videos in den Kommentaren an und denkt angesichts der Erziehung zum Hass in palästinensischen Schulen, im Fernsehen, in den Predigten, des Feierns feiger Mörder, des „Lebens“ der Flüchtlinge und ihrer Kinder und Kindeskinder bei ihren arabischen „Brüdern, der Tatsache, das es selbst in den Palästinensergebieten noch Flüchtlingslager gibt, während Israel alleine 850.000 Juden in den 50er Jahren integriert hat, die aus den arabischen Ländern fliehen mussten, den Hamas-Fatah-Bruderkriegen, bei dem die Menschen von den Häusern geworfen wurden, das auf Landverkauf an Juden die Todesstrafe steht, das Hamasobere und UNO- und NGO-Vertreter fein speisen, feiern und baden können, während Hamaskritiker kein Baumaterial bekommen oder abgestochen werden, die durch Anschläge verursachte Schließung des Eretz-Industriegebietes, der Zerschlagung eines Exportvorzeigkanditaten durch Zerstörung geschenkter(!) Gewächshäuser und Beschuss der Übergänge usw. usf. mal darüber nach, wer wirklich der Feind der Palästinenser ist und sie in Unfrieden hält!“

31. J.T. - Februar 17, 2012, 21:47

Liebe Lila,
dies ist nun mein dritter Anlauf, auf diesen Beitrag zu reagieren:
Mögen Sie, möge Y., mögen Ihre vier Kinder immer gesund sein.
Mögen Ihre Enkel erst zur Armee müssen, wenn endlich Friede ist.
Möge die Dummheit und Niedertracht Israel gegenüber durch Ihr Schreiben etwas weniger werden.

Herzliche Grüße aus Berlin
J.T.

32. willow - Februar 17, 2012, 21:55

@25. Jack

Wie definierst du „große Teile“?

Also ich würde selbst die Letztens gehandelten 20% für einen großen Teil halten, ein Fünftel …

Ich fürchte aber -ich komme ziemlich viel unter Leute, recht bunt gemischt- daß diese 20% nur die Spitze des Eisberges sind. Der Prozentsatz „der Deutschen“, die an einen Völkermord der Israeli an den Palästinenser „glauben“, die glauben, daß Gaza ein Freiluft-KZ ist in dem massenhaft einfache, unschuldige Menschen verhungern, liegt wesentlich höher…

Nicht vergessen: hör mal genau hin, wenn es gegen die Banken, den entfesselten Kapitalismus, die Heuschrecken geht … ich denke, auch da werden viele Kampfbegriffe als Synonym für „Jude“ verwendet.

Auch wenn ich nicht alle als Judenhasser bezeichnen würde – ich würde sagen, daß zwei Drittel der Bevölkerung einen ziemlich großen Teil dieser Israel- und letztlich Judenfeindlichen Lügen glaubt. Glauben will …

PS: Selbst in meinem engeren Freundeskreis gab es immer mal einige Beispiele für offene Judenfeindlichkeit (beachte die Vergangenheitsform), in meiner Familie gibt es etliche schlimme Anti-Beispiele – es ist keine Kleinigkeit.

33. willow - Februar 17, 2012, 22:04

@31. J.T.

Ich mag in diesem Zusammenhang den Segenswunsch „Mögen deine Kinder (Enkel) alt und fett werden“ …

(Also im Sinne von „nicht kämpfen müssen und trotzdem ein glückliches Leben führen“)

34. willow - Februar 17, 2012, 22:07

@30. Sven

Nun, es ist richtig, daß „wir“ bei Polenz gegen den Israel- und Judenfeinlichen Mainstream mit Argumenten auftreten müssen … aber glaubst du wirklich, es ist sinnvoll, die Judenhasser von dort hierher zu locken?

Gut gemeint, aber ich fürchte, so leicht wird sich deren Weltbild nicht geraderücken lassen …

35. Jack - Februar 17, 2012, 22:11

Lila, nur kurz, ich bin auf dem Sprung.
Ich habe gestern oder so an anderer Stelle nicht umsonst dieses Dietl-Zitat von „die Wirklichkeit ist nicht immer die Wahrheit“ erwähnt, das mach ich doch ganz bewußt, weil da viel Wahres drinnen steckt. Wie z.B. die Internet-Wirklichkeit und die Wahrheit außerhalb dieses Mediums.

Ja, ändere „große Teile “ in „Teile“, da die Gefahr, daß sich solche Dinge ansonsten mehr und mehr verselbständigen, viel zu groß ist.

Du fährst Leuten wie mir, meiner Familie, meinen Bekannten, Freunden und Kollegen nicht gerade über den Mund, aber dafür über den Kopf. Und all diese Leute kennen wiederum auch Leute.
Ich hab’s vor Monaten schon mal geschrieben, daß bei, und ich sag jetzt ’subjektiven Verallgemeinerungen‘ immer auch die Gefahr mitschwingt, daß bei übermäßigem Gebrauch ‚offene Leute‘ verprellt werden. Und wenn diese sich erst einmal abwenden, weil sie irgendwie keine Lust mehr haben, dauernd mißverständlich gedeutet zu werden, dann bleiben wirklich nur noch mehrheitlich diejenigen Leute übrig, auf die Du und ich und viele anderen wirklich keine Drang haben.

Du mußt den Menschen, den meinen, einfach mal mehr vertrauen.
Glaub mir, guck mich doch mal an oder stell Dich mir halt vor wie ich aussehe. Seh ich etwa aus wie ein Arsch?
(Paß jetzt auf was Du sagst, ja!)

Und das ist keine Eitelkeit, sondern der Versuch, wenn auch ein unkonventioneller, dann vielleicht doch mehr zu vertrauen. ‚Bereit nach vorne zu gucken.‘

36. mibu - Februar 17, 2012, 22:16

„Und dann frage ich mich: sind das nun alles die Psychos, die aus den Löchern kommen, während die normalen Leute sich sagen: mit denen streite ich mich nicht mal?“

Ich habe, zumindest aus meinem Umfeld, nicht den Eindruck, dass Leserforen im Internet besonders repräsentativ sind. Ich habe schon mehrmals darauf hingewiesen, dass man sich einen ziemlich schrägen Eindruck verschafft, wenn man glaubt, dass die Meinungen, die in den Foren von heise.de so geäussert werden, für z.B. Informatiker und Elektroniker etc. repräsentativ wären. Vielleicht, wenn man die besten 5 – 15 Prozent davon aussuchen würde. Es gibt einfach erstaunlich viele, die gerne in öffentlichen Foren herumtrollen, die einen mehr, die anderen weniger verspult, Hauptsache von der Rolle.

Den gleichen Unfug bekommt man oft in anderen Leserforen mit. Bei manchen Postings hat man auch den Eindruck, zumindest dem Stil nach solches schon gelesen zu haben. Vielleicht haben manche dieser Trolle auch wirklich nix besseres zu tun. Ich erlebe eigentlich fast immer, dass die Meinungen ausserhalb solcher Meinungsaustauscheinrichtungen, erst recht ausserhalb des Netzes weitaus vielfältiger und häufig vorsichtiger sind. Den meisten ist klar, dass sie überhaupt zu wenig z.B über den Nahostkonflikt wissen, weil sie a) sich eigentlich nicht besonders dafür interessieren und b) weil sie nicht den Eindruck haben, über genügend Informationen für eine Beurteilung zu verfügen.

Das heisst nicht, dass mir nicht schon Übles, insbesondere aus überraschenden Ecken zu Ohren gekommen ist. Und dass manch einer gegen Fakten bestens imprägniert zu sein scheint, kenne ich auch. Aber ich habe es bisher recht selten erlebt.

37. Lila - Februar 17, 2012, 22:27

Ja, Ihr habt ja Recht und sagt es mir ja auch immer wieder. Ich will ja auch niemanden kränken. Aber immer wenn ich gerade Euren Optimismus teile, kommt wieder so ne blöde Umfrage… oder ne blöde Mail…

Es geht wirklich zu Zeiten besser, in denen ich KEINE Leserreaktionen angucke. Das sollte ich lassen. Sie sind vermutlich wirklich nicht repräsentativ, sind es ja zu anderen Themen auch nicht.

Vielleicht sollte ich die in über 20 Jahren angesammelten negativen Erlebnisse mal einfach, nachdem ich sie nun hier rausgelassen habe, in kleine Stücke zerreißen, mit Salbeiblättern verbrennen, die Asche in einer kalten Nacht an der nördlichen Hausecke vergraben… und dabei düstere Lieder singen.

Gut, wir haben ja gerade eine kalte Nacht, wo ist der Salbei…?

38. mibu - Februar 17, 2012, 22:39

„Nicht vergessen: hör mal genau hin, wenn es gegen die Banken, den entfesselten Kapitalismus, die Heuschrecken geht … ich denke, auch da werden viele Kampfbegriffe als Synonym für “Jude” verwendet.“

Sorry, willow, aber das halte ich im Wesentlichen für Quatsch. Wir haben eine Finanzkrise, weil die Finanzwirtschaft für immer wildere Spekulationsgeschäfte Druck auf die Politik und die Medien ausgeübt hat und schliesslich selbst den Überblick verloren hat. Und es sitzen immer noch genügend Finanzexperten und Wirtschaftsjuristen aus dem privatwirtschaftlichen Finanzwesen in unseren Ministerien und diktieren die Gesetzesvorlagen. Dieses Aushebeln unseres demokratischen Systems ist und bleibt eine Riesensauerei und hat mit Antisemitismus schon deshalb nix zu tun, weil genügend „christliche“ oder sonst irgendwelche Banker mit beiden Armen tief drinstecken.

Frag mal die normalen Häuslebauer oder -Sanierer(sofern sie nicht BuPrä sind und Wulff heissen, … yep is jetzt auch schon passe), welche Zinsen sie zahlen dürfen, und dann schau dir an, wie die Banken sich vom Staat versorgen lassen, weil wir sie für systemrelevant halten und so ein paar bezahlte akademische Claqueure den Untergang der westlichen Zivilisation profezeien, wenn wir sie hops gehen lassen oder verstaatlichen würden.

39. Jakobo - Februar 17, 2012, 22:52

„Es geht wirklich zu Zeiten besser, in denen ich KEINE Leserreaktionen angucke. Das sollte ich lassen. Sie sind vermutlich wirklich nicht repräsentativ, sind es ja zu anderen Themen auch nicht. “

das ist mal eine wirklich gute idee 😉 ich finde die meisten lesermeinungen eher uninteressant auch zu anderen themen. sag mal ehrlich.. geh in irgendeine zeitung rein und schau dir die meinungen an, die meisten jammern rum ohne zu sagen was sie wollen, dann gibt es eine art wettkampf darin zu sagen wie schlecht die lage ist (welche lage? egal welche lage auf jeden fall sit sie schlecht). ich glaube den leuten da gehts zu gut und sie sind es einfach nicht gewohnt dass sie versuchen muessen eifnach das beste daraus zu machen.

Ich finde du laesst dich von sowas zu sehr nervoes machen, Lila. und das solltest du nicht.

J

40. mibu - Februar 17, 2012, 22:54

Lila, ich tu mir dieses Geschwurbel ja auch von Zeit zu Zeit an. Schon allein um zu sehen, ob sich nicht vielleicht doch mal was ändert. Tut’s aber nicht. … wie war das gleich noch mit deiner Wette gegen dich selbst ?

Ich stehe auch nicht auf dem Standpunkt, dass man solche Dinge völlig beiseite wischen und ignorieren kann. Aber wo sich für irgendwelche Wichtigtuer eine Gelegenheit ergibt, ihrem sportlichen Ehrgeiz freien Lauf zu lassen, da sammeln sie sich dann meistens auch entsprechend an. Nicht selten nach dem Motto, je lauter, je dreister, je radikaler, je ausfälliger, … desto schöner (für deren Geschmack zumindest).
Früher gab’s dafür die Wirthausprügelei und den vollen Kehrichtkübel, den man der nervigen Nachbarin übern Kopf leeren konnte. Heute läuft das remote und online in Foren (ob’s bei den alten Römern da auch schon so zuging 😉 ab. Da fällt mir ein: ich sollte mal wieder Asterix: Die Trabantenstadt lesen.

41. Familie und Kinder in Israel « Nach der Wahrheit graben - Februar 17, 2012, 23:10

[…] toller, extrem lesenswerter Artikel von Lila, wie das Leben in Israel […]

42. Christiane - Februar 17, 2012, 23:15

Liebe Lila,

ich lese deinen Blog nun schon seit einigen Monaten und möchte Dir ein ganz großes Lob aussprechen und nun auch endlich meinen Senf dazugeben.

Erst durch Dich erfahre ich wirklich etwas aus Israel und das jüdische Leben, was mich wirklich sehr interessiert. In den deutschen Medien wird doch nur sehr einseitig berichtet und der größere Blick auf Klatsch (Dschungelcamp ect.) gerichtet.

Nun möchte ich aber auch sagen, dass mich meine Eltern sehr liberal, sozial und keinesfalls autoritär erzogen haben. Wenn ich an meine Kindheit denke, dann bin ich froh, dass ich nicht in der heutigen Zeit geboren worden bin. Ich konnte im Garten spielen, Buden bauen, mit Jungs balgen und mein Leben im Dorf genießen. Auch wenn ich auf Bananen und (West-)Kinderfernsehen lange Zeit verzichten musste, mir ging es gut und meine Eltern plagten keine Existenzängste.

Heute arbeite ich im Jobcenter und habe tagtäglich mit den unterschiedlichsten Menschen zu tun. In Deutschland herrscht leider eine Neidmentalität und jeder möchte nur haben und nichts geben.
Und genau hier bin ich dann auch bei dem „Hass“ angelangt, ich höre von meinen Klienten Sachen, die eigentlich zur Anzeige gebracht werden müssten (darf ich leider nicht).

Es ärgert mich, dass gerade Menschen, die selber über Jahre hinweg Staatsleistungen erhalten über Leistungen für Ausländer oder Flüchtlinge entscheiden möchten. Deutsche Personen die nicht mal einen Antrag in deutscher Sprache ausfüllen können, beschweren sich über Immigranten. Und dann natürlich der Hass gegenüber Juden. Ich frage mich was in deren Köpfen vorgeht. Leider wird doch hier in Deutschland nicht wirklich etwas gegen solche primitive Personen unternommen und einfach nur weggeschaut (siehe „Zwickauer Terrorzelle“).

Unsere Bevölkerung weiss überhaupt nicht wie gut es ihr geht und gerade deshalb können sie Deine Ängste überhaupt nicht verstehen.

43. willow - Februar 17, 2012, 23:30

mibu, nur ein Beispiel, solche Sachen meine ich …

44. Peter Zentner - Februar 17, 2012, 23:41

Servus!
Ich bin seit Stunden tief ergriffen von diesem Artikel und von dem Lied, das diesem jungen Mann, der zu früh sterben musste, ein Denkmal setzt.

Eigentlich mag ich gar nix mehr schreiben. Nur so viel: Ich habe als Student ein Jahr in Israel zugebracht und dieses Land und seine Menschen so fröhlich, so liberal und (trotz täglicher Bedrohung von außen) so entspannt erfahren, dass ich nach meinem Abschluss dort einen Job antreten werde.
Nirgendwo sonst werden Neugier, Abenteuer- und Innovationslust so unvoreingenommen begrüßt und ermutigt wie dort. Ich hab‘ dort in einem Jahr mehr gelernt als in drei Jahren an meiner deutschen Alma Mater.

Auf das allgegenwärtige Geschwätz der sogenannten „Antizionisten“, die in Wirklichkeit nur primitive, kleinbürgerliche Antisemiten sind, muss man nicht näher eingehen — zumal sie die täglichen Morddrohungen, oft in heimtückischen Attacken und Meuchelmorden verwirklicht, von Hamas und Fatah stets ignorieren. (Und den Palästinensern geht’s entschieden besser als so manchem deutschen Hartz-IV-Empfänger. — Ich war dort und sah nur volle Supermarktregale, gutgekleidete Menschen und auch ziemlich wohlgenährte Kinder. Viele Palästinenser pendeln auch mit Vergnügen und völlig unbehindert zu iihren israelischen Arbeitsplätzen.)
Ich frage mich nur, weshalb der deutsche Mainstream und seine Presse das nicht weiß. Die haben dort doch Korrespondenten, hoffe ich. Oder?

45. Peter Zentner - Februar 17, 2012, 23:56

P.S.: Damit es keine Missverständnisse gibt: Ich bin kein Jude, sondern in Israel auch als Goi willkommen.

46. mibu - Februar 18, 2012, 0:01

willow, wenn damit nahegelegt werden soll, ACTA wäre irgendwie ein jüdisches Komplott, würde ich es für antisemitisch und übel halten.

Für sich genommen, liefert das linke Bild jedoch keinerlei Hinweis darauf. Man muss schon das rechte Bild überhaupt erst kennen, um auf einen antisemitischen Bezug zu kommen.

Ich bin kein Fan der Piratenpartei, aber mit solchen Unterstellungen sollte man m.E. etwas vorsichtig sein.

Ist das hier dann auch schon verdächtig ?

47. Frank - Februar 18, 2012, 1:17

Kopf hoch, Israel.
Ihr seid die wahre Zivilisation.

48. Paul - Februar 18, 2012, 2:21

Allen die sich Klarheit verschaffen wollen über die ethischen und moralischen Anforderungen in der israelischen Armee empfehle ich den nachstehenden Artikel:

Der Moralist

Er ist etwas lang, aber es lohnt sich ihn zu lesen.
Interessieren würde mich, ob jemand eine andere Armee kennt, die ähnliche Anforderungen an ihre Soldaten stellt?

Natürlich gibt es auch in der israelischen Armee Verfehlungen und Übergriffe einzelner Soldaten. Mich beeindruckt aber die Konsequenz mit der diese Verfehlungen geahndet werden.

Lila, an Dich eine Bitte. (Vielleicht kann auch ein anderer mir helfen.)
Mir ist es bisher nicht gelungen den Wortlaut dieses Ethikkodex in deutsch aufzutreiben.
Der von mir verlinkte Artikel gibt zwar schon viele Informationen, ist aber nur ein Interview mit dem Professor, der maßgeblich an der Ausarbeitung des Kodex beteiligt war.

49. willow - Februar 18, 2012, 11:39

@Mibu, wer entscheidet deiner Meinung nach, wann Nazi-Sprech oder entsprechende Symbolik „sauber“ ist und wann „belastet“?

Wenn es darum geht, daß Irgendwer und/oder Irgendetwas die Kontrolle über unsere Welt übernehmen will und bei tapferen Kampf dagegen auf antijüdische Symbolik zurückgegriffen wird – dann hat das schon einen Beigeschmack. Ebenso, wenn „raffgierige“ Personen und Institutionen mit Bildern personifiziert werden, die den Juden-Karrikaturen der Nazizeit entlehnt sind.

50. Wolfram - Februar 18, 2012, 11:44

daß er nicht sein Herz verhärtet gegen andere.
Zu dem und allem, was ihm vorausgeht, von Herzen: Amen!

Ich habe vor einiger Zeit einen Fernsehbericht gesehen über die Ausbildung französischer Soldaten. Von denen wird erwartet, daß sie ihre Menschlichkeit am Kasernentor abgeben. Daß sie gebrochen und neu aufgebaut werden zu Kampfmaschinen, die bedingungslos Aufträge ausführen.
In diese Armee wird mein Sohn jedenfalls nie eintreten. Und auch wenn meine Stellung als Ausländer es mir nicht leicht macht, dazu Stellung zu beziehen: das kann ich schon von Amts wegen nicht einfach verschweigen, wie unmenschlich diese Armee ist.
Wie anders beschreibst du die IDF!

Übrigens wird es pasteur Wolfram auch nie auf irgendeiner Veranstaltung der France-Palestine zu sehen geben, und ich habe mich auf der letzten Nationalsynode der ERF mit Jean-Arnold de Clermont darum auch ziemlich gestritten.

51. willow - Februar 18, 2012, 11:53

@35. Jack

Ich habe gestern oder so an anderer Stelle nicht umsonst dieses Dietl-Zitat von “die Wirklichkeit ist nicht immer die Wahrheit” erwähnt, das mach ich doch ganz bewußt, weil da viel Wahres drinnen steckt. Wie z.B. die Internet-Wirklichkeit und die Wahrheit außerhalb dieses Mediums.

Nun Jack, aber auch du kannst nicht bestreiten, daß es in Deutschland (und auch in vielen anderen Ländern … leider) jeweils eine satte Mehrheit der Bevölkerung gibt, die in repräsentativen Umfragen regelmäßig der Meinung sind, daß Israel das Weltgeschehen „eher negativ“ beeinflusse…

Wenn ich mich halbwegs richtig erinnere geben nur etwas mehr als 20% der hiesigen Bevölkerung an, ein positives Bild von Israel zu haben – wenn überhaupt, werden bestenfalls noch Nordkorea oder Somalia als unsympatischer eingeschätzt…

52. mibu - Februar 18, 2012, 12:41

willow, diese Metapher ist bestimmt nicht nur in antisemitischem Zusammenhang genutzt worden. Umgekehrt hatten z.B. die Nazi-Propagandisten in den 12 Jahren ihrer Herrschaaft und den Jahren davor genug Gelegenheiten, viele Symbole und Metaphern für antisemitische, antikommunistische, anti-etc. einzusetzen, dass ich nicht einsehe, weshalb ich nun grundsätzlich bei jedem Bild aufpassen soll, ob das auch von Stürmer und Co. verwendet wurde, solange keine erkennbar antisemitischen Bezüge darin zu sehen sind.
Ich muss schon sagen, deine Reaktion finde ich bedenklicher als das Motiv.

53. Silke - Februar 18, 2012, 13:54

mibu

wenn Du so argumentierst, dann ist auch „bis zur Vergasung“ vollkommen OK, ein Ausdruck, der in aller (berechtigten) Unschuld zu meinem Jugendvokabular gehörte, und außerdem hat willow, weise wie sie ist, auf die Kombination mit Bildern hingewiesen.

54. mibu - Februar 18, 2012, 14:58

Silke, ich kenne den Ausdruck und hab ihn selbst lange Zeit verwendet. Er wird in Wikipedia so erklärt.
Dass man den Begriff Vergasung trotz drittem Reich lange Zeit für unverfänglich gehalten hat, hängt unter anderem damit zusammen, dass darunter auch dieser meist langsam ablaufende technische Prozess verstanden wird, der vor der Errichtung öffentlicher Stromnetze eine wichtige und verbreitete Methode zur schnellen Bereitstellung von Energie darstellte. Stadtgasanlagen wurden soweit ich weiss noch bis in die 90er Jahre betrieben.
Als alternative Energieträgergewinnung sind Vergasungsverfahren nach wie vor aktuell.

55. Silke - Februar 18, 2012, 15:47

mibu

Ich kenne als Erklärung für den Begriff, daß er in übervollen Berliner Nachtclubs der Zwischenkriegszeit für lustig gehalten wurde und sich damit wohl eher auf Gas und seine Opfer an der Westfront bezogen haben dürfte.

Aber das war nicht der Punkt, der Punkt war, würdest Du das heute noch plappern?

56. Ima - Februar 18, 2012, 16:31

nun, diese Umfrage ist schon etwas älter, viel wird sich bis heute in den Köpfen der Befragten nicht geändert haben.
http://www.welt.de/print-welt/article270732/Laut_Umfrage_sehen_EU_Buerger_in_Israel_die_groesste_Gefahr_fuer_den_Weltfrieden.html

57. mibu - Februar 18, 2012, 16:56

Silke, es rutscht mir manchmal immer noch heraus und anderen auch. Es gibt Umgebungen, in denen ich weniger darauf achte, dass mir solches nicht passiert, in anderen mehr. Z.T. aus Rücksicht auf Leute, die es missverstehen könnten oder empfindlich reagieren.

Wenn es einen offensichtlichen Bezug zu Juden hat, achte ich erheblich genauer darauf, wie z.B. beim Ausdruck „jüdische Hast“, der in meiner Jugend ebenfalls eine gängige Wendung war.

Dagegen bin ich bisher beim Ausdruck Reichskristallnacht geblieben. Er war in meiner Schulzeit üblich und wurde nicht hinterfragt. Die Gründe für seine Ablehnung halte ich nicht für besonders stark, und der sarkastische Anklang darin prägt sich so ein, dass man weder das Ereignis als solches noch, was sich ereignet hat, vergisst.

Der Gebrauch mancher Ausdrücke kann einen Hinweis auf eine antisemitische Einstellung geben. Dann kann man sich durch Nichtgebrauch jedoch ebenso gut verstellen. Ich stehe Sprachsäuberungsaktionen skeptisch gegenüber, es gibt bessere Kriterien und Möglichkeiten, Vorurteile und schlimmeres zu erkennen und zu bekämpfen. Ich achte auf meinen Sprachgebrauch und halte es für empfehlenswert. Aber es ist nicht fair, den Leuten zu verordnen, ständig mit der Schere eines Zensors und Sittenwächters im Kopf leben.

Wolfram - Februar 18, 2012, 17:54

Es gibt auch keinen Grund, den Begriff „Reichskristallnacht“ nicht zu verwenden. Er gehört nicht zum offiziellen Sprachgebrauch von NS-Partei und -Staat. Da finde ich den Russizismus der „Reichspogromnacht“ bedenklicher, der so schön davon ablenkt, daß das zaristische wie das stalinistische Rußland Hitler schön vorgemacht haben, wie man mit Juden „fertig werden“ kann…

58. Silke - Februar 18, 2012, 18:06

mibu

ich bin ein Fan von Jane Austen und insbesondere Mr. Knightley – es ist dem Menschen, abhängig von seinem Bildungsgrad, zuzumutten, daß er sich beim Reden um Feingefühl bemüht. Ich nehme an, Du würdest Dir in Gesellschaft nicht unbefangen in der Nase bohren, also warum beim Reden nicht um gleiche Rücksicht bemüht sein.

Und ja, dazu gehört meiner Meinung, daß „gerade mir als Deutscher“ hier besondere Sorgfalt gut ansteht. Aber vielleicht kommt es einfach daher, daß ich zu oft Leuten begegnet bin, die Deutsch nur dann sprachen, wenn es gar nicht anders ging.

Als die Sowjetunion auseinander brach und der Staat Kasachstan entstand und im internationalen Zwei-Buchstaben-Code das Kürzel KZ erhielt, haben ein paar Stimmen aufgemuckt. Meine Kollegen machten sich darüber lustig. Mein Argument war, wie tief muß das Leid sein, damit einem so etwas als schwer hinnehmbar aufstößt.

(Es gab vorher schon SA für Saudi-Arabien – in der Anglo Blogosphere steht das allerdings für Südafrika – offiziell ZA -, doch ich glaube SS ist nach wie vor frei – ach nein, das war einmal, den hat South Sudan bekommen.)

59. mibu - Februar 18, 2012, 19:09

Silke, ich habe ja geschrieben, dass etwas Sorgfalt im Sprachgebrauch empfehlenswert ist. Aber gerade in der hiesigen Gegend ist man’s eher gewohnt, zu reden wie der Schnabel gewachsen ist. Sehr deutsch, z.T. direkt und ungeschönt, aber dafür klar.

Ich stell mir gerade vor, wie du einem schwäbischen Bauer, Bossler, Tüftler, … zu erklären versuchst, sich an Austen, Knightley oder sonst sowas ein Beispiel zu nehmen … Das passt irgendwie zur Saison: Fasnet – Narri, Narro !

Zumal es um Redewendungen von vor dem dritten Reich geht (keine Generalabsolution, aber ein Unterschied, der mir wichtig ist). Manche vermitteln ein Vorurteil, das man nicht zwingend beleidigend verstehen muss. Andererseits sind auch das Hinweise auf einen jüdischen Teil unseres Volks, so wie die schwäbische Sparsamkeit, oder die badische Weinseeligkeit eben auf diese Teile hinweisen. Klar, kann man’s auch weglassen, auch wenn’s bei Gewohnheiten etwas mühsamer ist. Ob damit aber Probleme gelöst sind oder ob man nur nicht mehr darüber spricht, weil’s gar keinen Anlass mehr dazu gibt, steht auf einem anderen Blatt. Man kann es sogar so verstehen, dass man damit Hinweise auf einen jüdischen Bevölkerungsteil aus unserer Sprache entfernt. Oder etwas frivoler ausgedrückt: alle haben Anspruch auf ein paar Vorurteile, solange das Zusammenleben nicht schwereren Schaden nimmt.

Dass man als Deutscher in diesem Zusammenhang aufmerksamer sein sollte, darin stimme ich dir zu. Aber ob man durch Sprachhygiene und ein wachsendes Sammelsurium von Tabus solche bzw. die richtige Aufmerksamkeit erreicht, halte ich für fraglich. Vielleicht ist das jetzt ein schräger Vergleich, aber solche Bestrebungen wirken auf mich wie eine sprachliche Variante überdimensionaler Holocaust-Mahnmale und politisch-korrekter Betroffenheitsgebote.

60. Ach, Lila !! « grenzgaenge - Februar 18, 2012, 19:18

[…] Es wäre sehr schön, wenn Du mir einfach mal auf Treu und Glauben abnehmen würdest, daß ich für einen ziemlich großen Teil der israelischen Eltern stehe. Sehr, sehr viele israelische Kinder werden ganz ähnlich erzogen wie meine. Manche säkular und religiös ungebunden wie meine, andere mehr traditionell-jüdisch, andere richtig stark jüdisch. Manche ashkenasisch-bürgerlich wie bei uns, in anderen Familien mehr gemischt, andere wiederum äthiopisch, orientalisch, russisch, amerikanisch oder sonstwie von der Herkunft der Eltern oder Großeltern beeinflußt. Manche Familien singen, andere wandern, andere sehen viel fern, wieder andere reisen viel. Jede Familie mit ihrem ganz speziellen Stil und Charakter. […]

61. Yael - Februar 18, 2012, 19:33

„Es gibt auch keinen Grund, den Begriff “Reichskristallnacht” nicht zu verwenden. Er gehört nicht zum offiziellen Sprachgebrauch von NS-Partei und -Staat. “

Darum geht es aber nicht. Es mag auch sein, dass das Wort „Reichskritallnacht“ früher nicht hinterfragt hat, aber wenn man weiß, dass diese Pogromnacht durch dieses Wort damaliger Deutscher verharmlost wird, sollte man eben nicht benutzen. Denn es wurde wohl kaum nur Glas zerstört.
Auch habe ich diesen blöden Ausdruck „bis zur Vergasung“ nie verstanden. Er klingt an sich schon widerwärtig.

62. Silke - Februar 18, 2012, 19:46

mibu

Danke, daß Du mich darauf aufmerksam machst, daß der Verweis auf Jane Austen nicht bei allen Bevölkerungsteilen verständlich ist. Von allein wäre ich darauf nie gekommen.

Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, daß irgendwo viel gerade-ausser gebabbelt wird als in Hessisch-Sibirien und da reagiert man z.B. auf gewollte oder ungewollte Anspielungen auf Familientragödien äußerst gereizt.

Warum nun ausgerechnet Juden geringere Empfindlichkeit anzuraten sein soll, leuchtet mir nicht ein.

Und was den Wörter anlangt, deren Bedeutung wandelt sich. Somerset Maugham z.B. benutzt gern und häufig „gay“ und meint damit ausschließlich fröhlich.

Aber natürlich steht es jedem offen, seinen persönlichen Sprachgebrauch am Stand von 1932 festzuzurren. (sarc alert)

Wolfram - Februar 18, 2012, 19:56

Yael, ich kenne keinen Menschen, der bei dem Wort „Kristallnacht“ NICHT an Deportation und Massenmord denkt. Geschweige denn irgendwen, der meint, es wäre nur ein wenig Glas zerschlagen worden.
Willst du die Welt zum Schweigen verurteilen?

63. Silke - Februar 18, 2012, 20:07

Yael

an Reichskristallnacht erinnere ich mich in der Tat an von einem lächerlich machenden Unterton begleitet. Die Erinnerung ist nicht sehr klar, aber ich würde sagen, in meiner Familie fand man sich geistreich und witzig, wenn man’s sagte.

Ich glaube allerdings, daß der Begriff durchs Hinüberwandern ins Englische und wieder Zurückkommen einen Bedeutungswandel erfahren hat und Reichspogromnacht macht mich auch nicht gerade glücklicher. Also entweder muß man vermutlich ne Langform benutzen, die ??? vom 9. auf den 10. November 1938 oder hoffen, daß das Wort seinen Witzisch-anteil eingebüßt hat.

http://en.wikipedia.org/wiki/Kristallnacht

64. mibu - Februar 18, 2012, 20:28

Yael, mein Eindruck ist, dass die Bezeichnung (Reichs-)Kristallnacht weniger als Verharmlosung denn als sarkastischer Kommentar gemeint war. Als es entstand, musste es nicht hinterfragt werden: die meisten wussten wohl wie’s zu verstehen war. Zumindest wird dies durch diesen Die-Welt-Artikel nahegelegt.
Das passt z.B. zu der offensichtlichen ironischen Bezeichnung Reichswasserleiche für die Schauspielerin Kristina Söderbaum.

65. mibu - Februar 18, 2012, 20:44

Wie häufig in unterdrückenden Systemen wurde im dritten Reich die Sprache für subversive Witze und Anspielungen gegen die Obrigkeit genutzt. Bei Wikipedia habe ich dazu einen kleinen Beitrag entdeckt.

66. Lila - Februar 18, 2012, 20:51

Vergeßt auch nicht die Reichsgewitterziege.

null

Ich sage nach wie vor Kristallnacht, weil ich kein besseres Wort dafür kenne. Ich weiß, daß darin mitklingt, „na ja, nur ein paar reichen Juden sind die Kristallüster zerschlagen worden“, und es ist so gesehen ein perfides Wort. Aber die Perfidie, die in dem Wort mitklingt, die will ich auch nicht wegwischen, die hat auch existiert und zu der Kristallnacht dazugehört. Auch auf Hebräisch nennt man sie lel ha bdolach. Vielleicht sollte man „Kristall“nacht sagen, um anzudeuten, daß mehr als Kristall dabei zu Schaden kam.

Aber Pogrom gehört für mich in einen anderen Zusammenhang. Es ist ein allgemeineres Wort, in dem der Kontext dieser spezifischen Nacht nicht mitklingt. Kristallnacht spielt ja gerade auf den bürgerlichen Status, auf die Integriertheit der Verfolgten, Mißhandelten, Gedemütigten, Ausgeschlossenen und Ermordeten an. Hübsch deutsch und ohn all Gleisnerei zeigt das Wort auch genau, wie die NS die Juden zeichnen wollten. Als Kristallbesitzer. Nachdem man schon in Preußen die Juden gezwungen hatte, fehlerhaftes Porzellan zu kaufen.

Durch die Diskussion des Begriffs und die Analyse der Perfidie und die Versuche, es durch ein neutraleres zu ersetzen, hat im Laufe der Jahre das Wort eine Patina angesetzt, die ich mithöre.

Das Wort Kristallnacht ist spezifisch und so benutze ich es auch. Spezifisch ist mir immer lieber als generisch. Ich schreibe aber niemandem vor, welches Wort er benutzt.

67. Jack - Februar 18, 2012, 21:14

„Wenn ich mich halbwegs richtig erinnere geben nur etwas mehr als 20% der hiesigen Bevölkerung an, ein positives Bild von Israel zu haben – wenn überhaupt, werden bestenfalls noch Nordkorea oder Somalia als unsympatischer eingeschätzt…“

willow 51.,
Du immer mit Deinen Umfragen. Halt doch gleich Händchen mit Lila, dann könnt Ihr Euch gegenseitig trösten, bemitleiden und Trost im Kummer spenden, solange ich da nicht zuzusehen brauche. Aber meinetwegen mach ich Foto von Euch. 🙂

Ja ja, Umfragen hier und Umfragen dort und dann die Einschaltquoten im Fernsehen usw. usf. … Nur, mich hat noch nie jemand gefragt und ich kenn auch niemand anderen, dem das widerfahren ist. Wie ist das denn mit Dir?
Aber ich gehe mit Dir jede Wette, würden wir Beide jetzt zusammen bei mir raus gehen und einfach mal 50 Leute dazu fragen, würde die Umfrage anders ausfallen und Israel ganz bestimmt nicht in einem Atemzug mit Nordkorea betrachtet werden.

Man kann ja ruhig Umfragen zur Kenntnis nehmen, doch sollte man diese nicht immer gleich für bare Münze nehmen, sondern möglichst mit seinen eigenen Erfahrungen vergleichen. Wozu hat man denn Ohren, Augen und eine Stimme mitbekommen? Ganz bestimmt nicht nur dafür, um, wie heutzutage möglich, den ganzen Tag auf einen Bildschirm zu gucken, damit man am Ende selber nur noch wenig zu denken braucht. Wenn das immer mehr zur einzigen Mode wird, laufen bald alle mit Vieraugen durch die Gegend und nennen das dann Evolution.

Nein nein, man sollte einfach mal wieder mehr an sich selber glauben, sich für seine Überzeugungen stark machen, nach möglichen Allianzen (nicht unmöglichen wie z.B. Culatello oder was das ist) Ausschau halten, um Mehrheiten für eine politische Gestaltung zu gewinnen. Nur so funktioniert eine demokratische Gesellschaft, die nach vorne schaut und sich nicht nur selber im Kreis dreht.

Und lies einfach mal, was ich z.B. neulich mitbekommen habe. Lila wird das wahrscheinlich ebenfalls freuen, auch wenn sie voraussichtlich mir und ganz bestimmt auch sich selber Vorwürfe macht, sich nicht darum gekümmert zu haben, selbst unbekannterweise, quasi eine weitere gern genommene Kummernummer … 🙂

Also, die Tochter eines Kollegen wollten neulich das erste Mal in ihrem Leben für eine gute Woche nach Israel fliegen. Bißchen gucken und so, hatte sich ganz doll darauf gefreut, aber dabei vergessen, auf ihren Reisepass zu gucken, der nur noch weniger als ein halbes Jahr gültig war. Beim Check-in-Schalter am Flughafen gab’s dann die böse Überraschung, denn sie durfte nicht mit und musste zu Hause bleiben. Tränen der Enttäuschung, über sich selber, aber auch die blöden Eltern, die sich darum auch mal hätten kümmern können. 🙂
Jedoch Umfragen hin oder her, es gab niemanden in ihrer Umgebung, der ihr gesagt hat, sei doch froh, daß du in dieses ’Scheißland mit diesen Schweinen’ nicht reisen brauchtest. Im Gegenteil, das immer noch junge Häufchen Elend wurde getröstet mit dem Versprechen, daß das nächste Mal mit neuem Reisepass die Reise dann schon klappen wird. Tränen der Enttäuschung wandelten sich so wieder in Vorfreude. Außerdem war dann doch Papa schuld. So sieht dieser soundso immer aus, aber das ist wieder eine andere Geschichte. 🙂

By the way, ich guck gerade den Livestream
http://www.livestream.com/aplive
der Trauerfeier von W. Houston aus dem Garden State New Jersey. So etwas find ich interessant, ohne jetzt pietätlos zu erscheinen, wie diese mehrheitlich schwarze Community eine Trauerfeier abhält. Wie verschieden Menschen sind.
In diesem Sinne …

68. Silke - Februar 18, 2012, 21:16

und dieser weit verbreitete Hang zum Subversiven zeigte sich natürlich auch hier

http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/ausderjuedischenwelt/1662751/

http://www.podcast.de/episode/1858118/Die_Deportation_der_badischen,_pfälzischen_und_saarländischen_Juden_vor_70_Jahren/

oder ganz alltäglich und vermutlich weitest verbreitet wenn konfiszierter jüdischer Besitz zum Erwerb anstand.

69. Lila - Februar 18, 2012, 21:28

Hat da jemand „I will always love you“ gesagt?

70. Jack - Februar 18, 2012, 21:36

Du bist doch soundso dauerverliebt in Shlomo Artzi.
Weißt der das eigentlich?

71. Lila - Februar 18, 2012, 21:45

Wieder ein Fehlschluß, oder Fehlschuß, wenn Du so willst.

Ich habe nichts für eitle Männer mit Stupsnase übrig, auch wenn sie schön singen können. Ist absolut nicht mein Typ. Wenn Du nach den Videos gehst, die ich verlinke – da ist mir Shalom Chanoch als Mann lieber als Shlomo Artzi. Aber verliebt bin ich überhaupt nur in einen gewissen Hausvater mit trockenem Witz und schönen Händen. Tjaaa…

Was ich eigentlich sagen wollte, war: in den 80ern hab ich Marc Almond gehört und nicht Whitney Houston. Wenn nicht überhaupt Eric Satie oder so.

72. Jack - Februar 18, 2012, 21:50

Ich habe auch nicht Whitney Houston gehört. Aber sie sah damals gut aus, was für einen einen männlichen Jugendlichen dann doch interessant war.
Teenager Liebe, das wird ja wohl erlaubt sein.

73. mibu - Februar 18, 2012, 21:51

… etwas langweiliger Song, aber schönes Video, besonders bei 2:29, wo Marc den Seelefant aus „Urmel aus dem Eis“ gibt … ein ganz förchterlich trauriges Lied

Hätte ich mir ja eigentlich denken können … Lila, war einer der ersten Soft Cell Fans. Der ganze Kunst-LK versuchte wahlweise wie Marc Almond oder wie Boy George auszusehen, egal ob Mädels oder Jungs.

74. Lila - Februar 18, 2012, 21:58

Ich war auf ner Mädchenschule, bei uns gab´s sowas nicht 🙂

Ganz ehrlich: ich habe meine Marc-Almond-CD einem guten Freund aus meiner urbanen Phase zu verdanken, der meine musikalische Erweckung in die Hand nahm und mich zu Konzerten mitnahm und mir schöne Cassetten für meinen Walkman zusammenstellte.

Ich selbst habe mein Geld in Rubinsteins Chopin-Einspielungen investiert und war lieber in der Philharmonie als im Metropol.

An mir sind Whitney Houston und ähnliche Phänomene gänzlich vorübergegangen.

75. mibu - Februar 18, 2012, 22:01

Unvermeidlicherweise musste der auch noch etwas zu Marc Almond sagen (als würd’s nicht reichen, dass mir schon nichts vernünftiges einfällt)

76. Jack - Februar 18, 2012, 22:04

Du mit Deinen eitlen Männern, jeder der auch nur im Verdacht steht …
Freunde Deiner Töchter tun mir jetzt schon leid, wenn Du vermutlich gnadenlos auf eitler Spurensuche über sie herfällst, herfallen wirst.
Tolle Mutter. Kannst Du haben. 🙂

77. Lila - Februar 18, 2012, 22:12

Jack, wie wäre es eigentlich, wenn Du die vielfältigen, äh, „issues“, die ich bei Dir anscheinend, äh, „triggere“, mal an den passenden Adressen, äh, „abarbeitest“…?

Dir tun alle leid, die mit mir zu tun haben. Mir auch. Aber das ist wirklich nicht sooo ein interessantes Thema, daß man immer wieder drauf rumreiten muß. Du änderst mich nicht mehr.

78. mibu - Februar 18, 2012, 22:12

Ne, da wurde ich munter. Ich hätte eigentlich auch brav klassische Musik hören und machen sollen. Stattdessen hab‘ ich mein Taschengeld heimlich in Rock- und Popalben von Queen, Rainbow, Uriah Heep, Genesis, Police, Peter Gabriel, Madness, Specials, Supertramp, etc.(Auflistung ist unwesentlich um etliche duzend Einträge gekürzt) angelegt.

79. Lila - Februar 18, 2012, 22:20

1. Her mit der gesamten Liste, auch wenn dieser Strang dann endgültig entgleist, aber ein bißchen Leichtherzigkeit kann uns nur guttun. (Nein nein, mußt Du nicht, wenns zu persönlich ist)

2. Habe ich das richtig mitgekriegt und Du warst im Kunst-LK? Ich wünschte, ich könnte jetzt mit einem Physik-Lk zurückschlagen… aber das kann ich leider nicht.

80. mibu - Februar 18, 2012, 22:54

zu 1.: nur soviel … Ramones, Cheap Trick, Bob Dylan, Dave Brubeck, Tubes, Jacques Brel, Linton Kwesi Johnson waren auch dabei (die ganze Liste geht nicht, weil ich das Zeugs teilweise nicht mehr finde)

zu 2.: nein, über die habe ich mich nur lustig gemacht; ich war natürlich im Physik-LK

81. Jakobo - Februar 18, 2012, 23:29

puh….. was haben die armen palestinaenser eigentlich gemacht, dass sie staentig die sympathie von meshugenen auf sich ziehen?

82. Krachmachermama - Februar 19, 2012, 12:32

Liebe Lila,
vielen lieben Dank für diesen Artikel und überhaupt für deinen wunderbaren Blog!!! Ich habe ihn an einige unserer Bekannten weiter gemailt, die mich immer damit bombardiert haben, wie ich nur so einige Jahre bei den „verrückten und brutalen und so ganz unmenschlichen“ Israelis aushalten konnten und dann mit Litaneien über das Leid palästinensischer Kinder anfingen…
Liebe Grüße!
Christiane

83. Stoff für’s Hirn « abseits vom mainstream – heplev - Februar 19, 2012, 15:18

[…] einem weiteren Eintrag wendet sie sich an einen Ekel-Stalker ihres Blogs. Lesenswert auch für alle anderen, die etwas […]

84. zwerg - Februar 19, 2012, 15:26

Warum schickst Du Deine Kinder in den Krieg? Ich würde auswandern. Du gibst einem Staat, der seine Jugend zu Mördern und Opfern macht das kostbarste was du hast. Das verstehe ich nicht.

85. Lila - Februar 19, 2012, 15:59

Das ist doch ganz einfach zu verstehen! Ich habe nach der Geburt die Kinder angeguckt und gesagt: „und DU, du wirst mal Kriegsverbrecher! was schöneres gibt es doch nicht!“. Und so ist es dann auch gekommen. Wären wir nicht in Israel, hätte ich sie ja zu Bankräubern oder Axtmördern erziehen müssen, das wäre doch nichts Halbes und nichts Ganzes gewesen. Nur hier in Israel kann man sie zu echten Völkermördern machen, nicht wahr?

86. Yael - Februar 19, 2012, 16:36

„Yael, ich kenne keinen Menschen, der bei dem Wort “Kristallnacht” NICHT an Deportation und Massenmord denkt. Geschweige denn irgendwen, der meint, es wäre nur ein wenig Glas zerschlagen worden.
Willst du die Welt zum Schweigen verurteilen?“

@Wolfram: Das ist schön für dich, aber man kannnicht von sich und seiner Umgebung auf die Allgemeinheit schließen.
Auf deine Frage werde ich nicht antworten, die ist mir wirklich zu dumm. Ich mag solche bösen Unterstellungen überhaupt nicht.

@mibu
„Yael, mein Eindruck ist, dass die Bezeichnung (Reichs-)Kristallnacht weniger als Verharmlosung denn als sarkastischer Kommentar gemeint war.“

Das ist schon richtig. Vielleicht komme ich zu sehr aus der Wissenschaft, dort würde jeder Professor den Studenten, wenn sie das Wort Reichskritallnacht ohne Gänsefüßchen übernehmen, um die Ohren hauen.

87. Yael - Februar 19, 2012, 16:38

@zwerg, wenigstens ist dein Nick der richtig gewählte. 😀

88. mibu - Februar 19, 2012, 16:43

„Du gibst einem Staat, der seine Jugend zu Mördern und Opfern macht das kostbarste was du hast.“

zwerg, dass dir der Sinn vielleicht nur nach einem einfachen und bequemen Weg steht, kann man dir nicht zum Vorwurf machen.
Dass du womöglich Verantwortung für andere zu übernehmen ablehnst, macht dich für vieles ungeeignet. Dass du dich und deine Meinung für so wichtig und überlegen hältst, dass du leichtfertig andere beleidigst, wirft ein schlechtes Licht auf dich.

89. Jack - Februar 19, 2012, 21:22

Du erzählst doch.
Und löst dabei ‚auch‘ Quatsch aus.
Was kann ich denn dafür? Aber klar, ich war’s. Na und.
Werd ich jetzt verhaftet?

Obama ist eitel. Das warst doch Du.
Und Netanyahu ist soooo klug. Auch von Dir.
Das scheint dann Deine Form der „Abarbeitung“ zu sein, nicht meine. Könnte doch sein, daß „Freunde“ danach abgesucht werden? So denke ich (gleich mal für ‚die‘ mit).

Du erzählst doch. Ach, hab ich oben schon geschrieben, seh ich gerade. Na, vergiß es.

90. Lila - Februar 19, 2012, 22:12

Hände hoch. Keine Dummheiten machen.

Auf mich persönlich macht Obama einen eitlen Eindruck. Das ist eine vollkommen nebensächliche Sache, mein persönlicher Eindruck, schade eigentlich, ich wollte ihn sehr sehr gut finden. Mag sein, daß er ohne das, was ich Eitelkeit nenne, was aber ganz was anderes sein kann, daß er also ohne das gar nicht so weit gekommen wäre, wie er gekommen ist.

Netanyahu gilt, wie auch Barak, als kluger Mann. Intelligent, hoher IQ. Das Problem mit hohem IQ: ohne andere Fähigkeiten ist er nutzlos. Wie ein absolutes Gehör, wenn man kein Instrument kann und nciht singen kann und Musik einen nervös macht. Meiner persönlichen Einschätzung nach fehlen beiden Männern, wie übrigens manchen überdurchschnittlich klugen Menschen, andere, wichtigere Eigenschaften. Netanyahu hat sich verbessert im Vergleich zur vorigen Runde, aber… ich würd ihn nie wählen.

Aber wen würd ich schon wählen? Eddard Stark?

91. Jack - Februar 19, 2012, 23:21

Mein Stundenplan siehst so z.B. so aus (möchtest Du eine Kopie?):
Täglich einmal Seinfeld gucken (aber unbedingt im Original, sonst funktioniert’s nicht).
Und ist Staffel 9 erreicht, geht’s wieder zurück zur ersten.
So machen die das in Amerika schon seid Jahren. Mit Erfolg.

Dann das Training intensivieren mit Larry David in ‚Curb Your Enthusiasm‘,
huch, wäre das nicht aus was für Dich? 🙂

Nur so wird man fit und ausdauernd für das, was an Leben noch kommt, schon war oder immer noch ist. Zumindest hilft es, schätz ich mal. 🙂

Palestinian Chicken Place

Ass man?

Lila, bitte gucken um kommentieren.
Ist Larry eitel oder ein Arsch, oder beides? Und wenn, warum er und andere nicht? Oder warum andere nicht und dafür er? Oder nachher ist er womöglich nur normal. 🙂

92. A.mOr - Februar 20, 2012, 17:27

Danke Lila für diesen Riesen-Kommentar! Hut ab!

Un di musike. (Lila/No69)
Nu, man kannte sie gut, auch in den Achtzigern.

93. Jakobo - Februar 20, 2012, 21:03

Passt zum Thema.. koennt ihr euch noch daran erinnern?

viel spass 😉

J

94. zwerg - Februar 21, 2012, 0:44

Wenn meine Kinder in einem Land aufwachsen würden, in dem man zum Kriegsdienst gezwungen wird, würde ich sie rechtzeitig ins Ausland schaffen. Mit dieser Aussage kann ich niemanden beleidigen. Ich spreche für mich. Es könnte natürlich Probleme geben – wenn sie keine Fremdsprache können oder so.

95. Lila - Februar 21, 2012, 1:08

Und wenn alle so denken und handeln wie Du, dann macht der letzte hier das Licht aus.

Wo sollen sie denn alle hin, die Juden? Alle nach Kanada oder Australien? Kampflos aufgeben ist nun mal nicht jedermanns Sache.

In meiner Familie hat zu Anfang mancher ähnlich gedacht wie Du. „Warum kommt ihr nicht nach Deutschland, Israel ist doch so schwierig, Armee, die Kinder…“ Bis sie ein paarmal hier zu Besuch waren und begriffen haben, daß wir hier nur überleben, weil andere Leute die Gefahr, Unbequemlichkeiten und moralischen Dilemmata auf sich nehme und Wache stehen.

Und dann sollen wir sagen: ach nein, macht ihr mal, wir nehmen nur, wir geben aber nicht – ? Das haben wir nicht in uns.

Ich weiß, es ist für individualistische, verwöhnte, in sicheren Verhältnissen lebende Mitteleuropäer nicht immer verständlich, daß jemand tatsächlich für die Gemeinschaft, den Staat, ein Opfer zu bringen bereit ist. Israelis machen das aber. Nicht alle, aber viele. Jeder so wie er kann. Ich kenne Kranke und Behinderte, die freiwillig dienen. Ich kenne Juden aus dem Ausland, die ohne Rückhalt der Familie zur IDF gehen.

Für Israelis ist der Dienst an der Waffe, wenn sie die Sache bis zu Ende denken, alternativlos. Ohne IDF kein Staat Israel. Ohne Staat Israel – Juden wieder abhängig vom Wohlwollen anderer.

Da sagt sich mancher: ach nee, dann lieber drei Jahre in Stiefeln verbringen.

Heute ist Secundus´ erste Nacht als mem kaf am Gazastreifen. Er war als Neu-Rekrut da, erschüttert vom Leid der sudanesischen Flüchtlinge. Jetzt ist er für eine kleine Gruppe von Rekruten verantwortlich. Neulich haben sie den Abschluß der harten Phase der Grundausbildung gefeiert und ihre Ausbilder und Commander karikiert, darunter auch Secundus. Sie haben über seine Angewohnheit gelacht, immer einen kleinen Notizblock dabeizuhaben. Egal was passiert – er hat´s schon notiert. Listen, Aufgaben, Ideen, alles notiert er sich. Es hat ihn amüsiert, wie sie ihn auf die Schippe genommen haben, auch ein paar Redewendungen von ihm.

Er hat sein Barett einem Rekruten geschenkt (was als besondere Ehre gilt, das Barett des Commanders zu kriegen), der wegen einer Verletzung aufgeben mußte und den letzten Marsch nicht mitmachen konnte. Das hat den Rekruten getröstet. Ich war fast überrascht von Secundus´ Entscheidung – daß er nicht dem strahlenden Gewinner die größte Ehre gibt, sondern dem enttäuschten Verletzten, der nicht weitermachen durfte.

Kurz, die Armee macht die Kinder auch reifer. Nciht alle. Nicht immer ist es gut, so schnell unter so viel Druck reifer zu werden. Viele werden hinterher erstmal wieder kindisch.

Aber die Alternative sehe ich nicht.

Obwohl ich in der Zeit der Terroranschläge jeden Tag meine eigenen Träume hatte. Mein Traum war Neuseeland. Hätte es da schon Google Earth gegeben, hätte ich vermutlich eine Phantasie-Parallel-Leben per Google Earth aufgebaut. Ich hatte diesen Traum, daß wir einfach so leben können, ohne all die Ängste und Kontrollen und alles andere. Natürlich haben wir es nie getan.

Unsere Nachbarn schon. Die leben jetzt in einem wunderhübschen Örtchen in Neuseeland. Ihr Sohn ist nicht in der Armee, obwohl er im Alter zwischen meinen Söhnen ist. Sie haben sich abgeseilt. Ich akzeptiere das.

Für mich selbst hör ich auf den alten Onkel Immanuel. Ich handle so, wie ich die anderen auch handeln sehen will.

96. jakobo - Februar 21, 2012, 2:09

„Und wenn alle so denken und handeln wie Du, dann macht der letzte hier das Licht aus. “

na zum glueck sind wir alle unterschiedlich.

es gibt uebrigens genug staatenlose israelies im ausland, genauso wie es viele diaspora juden gibt, die in israel den militaerdinst machen. das sind persoenliche entscheidungen die mit kritik nichts zu tun haben (auch das kommt mal vor). und die grundlage ist meistens auch nicht die letzte dokumentation auf arte oder bbc.

J

97. willow - Februar 21, 2012, 9:39

Ich weiß, es ist für individualistische, verwöhnte, in sicheren Verhältnissen lebende Mitteleuropäer nicht immer verständlich, daß jemand tatsächlich für die Gemeinschaft, den Staat, ein Opfer zu bringen bereit ist.

Treffer, versenkt … 😉

Aber es ist eher noch schlimmer, diese behüteten „Kindelein“ sind zunehmend nicht mal bereit, sich für ihre eigenen Belange wirklich einzusetzen, anzustrengen … warum auch, hierzulande in paradiesischen Zuständen fliegen ihnen ja die gebratenen Tofuburger von selbst in den Mund, ganz ohne Gegenleistung 🙂

98. Stefan - Februar 21, 2012, 10:36

Meine Erfahrung in Diskussionen um Israel: Die „Vernunft“-Argumentation, dass man doch ohne Waffen friedlich zusammenleben könne oder dass (alle) Religionen zu Polarisierung und somit zu Konflikten führen, kommt immer erst ins Spiel, wenn es um die Selbstverteidigung Israels geht und die Diskutanten kein Argument mehr fanden, welches den „Widerstand“ der Palis rechtfertigen könnte.
Hinweis für den Zwerg: Auch ich habe in den 80ern Zivildienst machen können, weil es die bösen Amis gab, die ihre Hand schützend über unser Land gehalten haben und uns im Zweifelsfall mit allen Mitteln verteidigt hätten. Sowas wird einem erst klar, wenn man etwas von der reinen ich-Perspektive wegkommt. Es gibt kein Land, in dem man nicht zum Militär muss, ohne dass jemand anders für genau diesen Komfort seinen Kopf hinhält.
Mit meinem heutigen Wissen wäre ich statt Zivildienst in Deutschland zu machen eher 3 Jahre zur IDF gegangen. Das wäre die richtige Lehre aus der deutschen Geschichte gewesen.

99. Culatello - Februar 27, 2012, 18:14

@ 67

„Nein nein, man sollte einfach mal wieder mehr an sich selber glauben, sich für seine Überzeugungen stark machen, nach möglichen Allianzen (nicht unmöglichen wie z.B. Culatello oder was das ist) Ausschau halten, um Mehrheiten für eine politische Gestaltung zu gewinnen.“

Jack, Du begehst jetzt einen Fehler, den Du im selben Strang anprangerst: Du setzt voraus, dass alles, was über mich behauptet wird auch den Tatsachen entspricht.
Lila zichtigt mich, junge Soldaten als Schweine bezeichnet zu haben.
Sie wird Dir kein Beispiel verlinken können, weil es keines gibt und nie eins gegeben hat.
Ich könnte jetzt ausholend darauf eingehen, dass wohl kaum die einfachen Soldaten für diverse Miltärstrategien der Militärspitze und Staatsführung verantwortlich gemacht werden können aber ich glaube, das wäre vollkommen sinnfrei.
Ebenso unterstellt Lila mir, Verständnis für die Hamas zu haben. Nie habe ich in irgendeiner Form Hamas verteidigt.
Lila legt in ihrem Misstrauen Gedanken in fremde Köpfe, die diese gar nicht hegen und wenn’s dann dadurch zu falschen Unterstellungen kommt, wird der Schaden eben billigend in Kauf genommen.
Die Meinung über mich und die anderen Friedenshetzer steht halt unverbrüchlich.

Nur am Rande:
Wesentlich perfider mit Andersdenkenden geht im übrigen @ 83 -der gute heppi heplev- vor:
der verstümmelt und editiert in seinem Blog gleich von vorneherein ihm nicht genehme und darum von ihm aus dem Zusammenhang verschobene Kommentare, so dass tatsächlich nur noch antisemitischer Müll übrigbleibt. Und genau diese Wirkung hatte heplev ja beabsichtigt und untergeschoben- eigentlich hätte er die Kommentare gleich ganz selber schreiben können und unter meinem Nick einstellen.
Eine Lesermanipulation sondersgleichen!

Um es vorsichtshalber klarzustellen: eine solche Manipulation würde ich Lila niemals zutrauen und unterstellen, sie glaubt wohl tatsächlich, dass alle Welt gegen sie ist und bezieht jede politisch/allgemein gemeinte Bemerkung auf sich und ihre Kinder persönlich. Schade eigentlich.


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