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Weihnachten Dezember 25, 2010, 11:36

Posted by Lila in Land und Leute.
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Quarta auf dem Flughafen vor dem Abflug:

Sie hatte großen Spaß daran, allein zu fliegen. Und sie ist begeistert vom Schnee, von Weihnachten, von allem. Oh, Deutschland ist so schön, und Quarta ist glücklich.

Und wir waren gestern abend tatsächlich mit den drei Großen in Miilya. Um nach Miilya zu kommen, fahren wir einfach den Feldweg unter unserem Haus entlang in Richtung Osten. Es geht mit Gerumpel durch Olivenhaine und dann an der Kreuzritterburg Montfort vorbei, bis man nach Mitzpe Hila kommt (wo die Familie Shalit wohnt) und schließlich nach Miilya. Wir sind also nicht über die große Straße aus Nahariya gekommen, sondern über einen kleinen Feldweg direkt von zuhause.

Wir hatten nur Y.s Handy, um Bilder zu machen, weil die Kamera gerade in Deutschland Schneewehen und Weihnachtsbaum photographiert, aber einen kleinen Eindruck geben die Bilder vielleicht doch.

Tatsächlich war der ganze Ort mit Lichterketten, Santa Claus-Figuren und Tannenbäumen geschmückt.  Genauso hatte ich mir das vorgestellt.

Die Häuser in Miilya sind sehr groß, durchschnittlich um die 500 m2, würde ich schätzen. Sie sind außerdem sehr schön und stattlich gebaut. Fast jedes Haus ist mit einem Kreuz geschmückt, und fast jedes hat eine Madonnenfigur, eine Christusfigur oder Heilige in Nischen an den Hausecken, über der Tür oder zwischen den Fenstern.

In vielen Hauseingängen standen aufblasbare Santa-Claus-Puppen, das ist wohl dies Jahr das Neuste – so wie vor ein paar Jahren in Deutschland die komischen Kerle mit der Leiter, die die Hausdächer hochkletterten.

Ich wollte nicht in die Häuser rein photographieren, aber in jedem der großen Wohnzimmer stand ein Weihnachtsbaum.

Beleuchtung über der Straße, großer Weihnachtsbaum, und lauter kleine Bäumchen mit roter Lichterkette – die ziehen sich über die ganze Hauptstraße.

Gleich am Ortseingang, an der Straße nach Maalot, sah ich eine Krippe mit Rentierfiguren aus Lichterketten. Die mußte ich mir natürlich aus der Nähe angucken.

Später sah ich dort eine Mutter mit zwei kleinen Kindern, die alles genau betrachteten. Die habe ich dann aber nicht photographiert, aber es war ein schöner Anblick, wie sie so andächtig vor der Krippe standen.

Wir fuhren dann mit dem Auto weiter ins Örtchen rein, höher, in Richtung Kreuzritterfestung und Kirche. Am Platz vor der Kirche war viel los, und auch dort war eine Krippe aufgebaut.

Die Figur des Christkinds fehlte noch, wie Secundus und Y.  sofort bemerkten, aber ich nehme an, nach dem Gottesdienst wird sie hinzugefügt.

Während wir die Krippe bestaunten und ich Bilder mit dem Handy machte, kamen mehrere Bewohner von Miilya auf Primus zu und unterhielten sich mit ihm auf Arabisch.  Es kamen auch noch andere Autos mit photographierenden Touristen, und überall war große Aufregung. Ein Lautsprecher auf der Kirche spielte Jingle Bells auf Arabisch.

Ich fragte Primus, worüber er denn mit den Leuten gesprochen habe, und beide Söhne meinten sofort, sie haben ihr bestes Arabisch an ihnen erprobt. „Ausweise zeigen, oder ich schieße! Durchgang verboten! Ihr seid verhaftet!“ Als sie mein schockiertes Gesicht sahen, brachen sie in unbändiges Gelächter aus. Diese Flegel! Irgendwie gehe ich ihnen immer auf den Leim. Sie haben den Leuten erzählt, daß ihre Mutter Christin ist und sie als Kinder Weihnachten immer in Deutschland gefeiert haben. Und alle haben uns Frohe Weihnachten gewünscht, und wir ihnen auch.

Wir fuhren wieder in Richtung große Straße, denn die Jugend hatte Hunger und wollte gern in ein Restaurant. El Wadi in Miilya soll sehr gut sein (Empfehlung aus der Zeitung, meinte Y.), aber El Wadi war natürlich geschlossen, weil auch dort Weihnachten gefeiert wurde. Während wir noch überlegten, wohin wir statt dessen gehen, kam ein Minibus herangebraust. Eine Gruppe Jugendlicher in Santa-Claus-Kostümen und -Masken sprang mit großem Lärm heraus, stürzte ins Restaurant und verursachte dort Aufruhr.

Ich schnappte mir sofort das Handy und stieg aus. Als die Jugendlichen aus dem Restaurant wieder rausgestürmt kamen und in ihren Minibus springen wollten, um die nächste Familie zu beglücken, rief ich ihnen zu: „ich will euch photographieren, ihr gefallt mir!“ Sie fingen sofort an zu schreien, „mich auch! ich will auch aufs Bild!“ und hampelten wild herum. Ich schrie ihnen zu „Frohe Weihnachten“ und sie schrien zurück, dann hupte ihr Fahrer und sie rannten weg. Als ich wieder ins Auto stieg, hingen Y. und die Kinder vor Lachen krumm auf den Sitzen. Sie sagten, es war ein Anblick für Götter, wie die wilden Santa Cläuse alle aufs Bild wollten und der Fahrer sie wild beschimpfte, weil sie den Betrieb aufhielten. Und ich mit dem Handy, das ich mit Müh und Not bedienen kann. Leider ist nur ein Bild halbwegs was geworden, es ging alles zu schnell.

Ja, das war mein Heiligabend, und was ihm an Besinnlichkeit abging, das hat er mit Fröhlichkeit wettgemacht. Mir wird jedenfalls bei solchen Gelegenheiten sehr klar, wie stark ich mich nach wie vor als Christin fühle. Wie wenn man zu einer Großfamilie gehört, und auch mit dem entferntesten Zweig hat man noch genug gemeinsam, um sich zugehörig zu fühlen, auch wenn man ganz fremd ist. Das Fremde fasziniert, das Gemeinsame heimelt an. Beides habe ich gestern stark gespürt.

Wer sich weiter für Miilya interessiert, dem kann ich diese Seite empfehlen.  Viele schöne Bilder! Auf jeden Fall ein sehenswerter Ort für jeden Besucher. Miilya hat auch eine Hompage, aber nur auf Arabisch. Einfach mal rumklicken, auf einmal stößt man auf Bilder von Festen und Hochzeiten in der Kirche. Und die melkitische Kirche hat tatsächlich eine interessante Geschichte. Wann sieht man schon mal östliche Ikonen und ein Bild des Papsts  gemeinsam verehrt? Mehr über christliche Gemeinden in Israel, ihre Verbindungen zu Rom und Konstantinopel,  kann man hier finden.  Und ich werde mich mal mit meiner maronitischen Freundin in Verbindung setzen, um mehr über ihre Gemeinde zu erfahren.

Kommentare»

1. heplev - Dezember 25, 2010, 13:15

Warte mal ab, wenn deine Quarta mal Schnee schippen muss, sieht das bald anders aus! 🙂
Na, als Besuch wird sie das nicht machen müssen…
Meine Eltern waren gestern so eingeschneit, dass mein Vater anrief, ich solle besser nicht kommen.

Die Links sind gut, toll. Ich will im Sommer ENDLICH meine Tour in den Norden machen, bisher war ich ja immer nur in Jerusalem – Tel Aviv – Negev. Da ist die biblewalks-Seite eine gute Hilfe.
Herzliche Grüße aus dem Schnee!

2. Yon - Dezember 26, 2010, 20:03

Schön, schön, schön! Was für großartige Links! Wenn das mit der Bewerbung nach Jerusalem hinhaut, werd ich mir das hoffentlich alles in echt ansehen können. Und vor allem sehr viel mehr Überblick über die Kirchen des Ostens gewinnen…
– jetzt will ich wieder Arabisch lernen. Hmpf.

Alles Gute für Quartas Reise! Möge ihr der Schnee nicht durch die Inkompetenz mancher Räumdienste verleidet werden… 😉

3. mibu - Dezember 26, 2010, 23:25

Hoffentlich findet sie einen guten Hügel zu Schlitten oder Ski fahren; bei dem Schnee ohne das ist ja fast schon eine Strafe 🙂

4. arabrabenna - Dezember 29, 2010, 20:06

Am sehenswertesten ist es Weihnachten immer noch im Erzgebirge! Da hat jeder Ort seine Riesenpyramide und in den Fenstern stehen die Engel und Bergmänner und Schwibbögen. Das sieht sehr schön aus, wenn man abends so durch den verschneiten Ort geht!


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