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Von Unrecht und seiner Tilgung Februar 3, 2014, 12:18

Posted by Lila in Land und Leute.
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Also sprach ein Kommentator:

 “So sehr ich den Juden diesen Staat gönne, so genau sehe ich die Tatsache, dass die Gründung Israels neues Unrecht begründete. Dieses Unrecht gilt es nunmehr zu tilgen. ”

Ich glaube nicht, daß der Komentator selbst willig oder imstande ist, meine Fragen sachlich zu überdenken und eine sachliche Antwort zu geben, aber ich frage trotzdem.

In welcher Hinsicht war die Gründung des Staats Israel mit größerem Unrecht verbunden als die Gründung der Staaten Syrien, Jordanien und Libanon?

In welcher Hinsicht war es unzumutbar für die arabischen Einwohner Israels (die Bezeichung „Palästinenser“ wäre unhistorisch, da sie erst in den 60er Jahren langsam gebräuchlich wurde), als gleichberechtigte Bürger in einem Staat Israel zu leben? Was genau war schlimmer an einer israelischen Regierung Israel als eine jordanische Regierung, ein britisches Mandat oder eine osmanische Provinzverwaltung?

Es ist ja nicht so, als wäre ein autonomes Volk der Palästinenser grausam unterjocht worden. In dieser Weltgegend gaben sich Jahrtausende lang verschiedenste Regierungen die Klinke in die Hand. Eine palästinensische war nicht dabei.

Auch wenn P.Bereit das glaubt. Und viele Leute es glauben. Das sind alles Leute, deren Bullshitometer anscheinend überhaupt nicht funktioniert, und statt mich hier im Blog abzuäschern, sollte ich lieber Olivenholz-Wunderkästchen aus dem Heiligen Land oder sonstige Wunderdinge verkaufen.

Noch einmal zum Mitschreiben: nach Ende des kolonialen Zeitalters wurden die kolonialen Reiche aufgeteilt und Einwohner dieser Reiche wurden autonom. Die sogenannten natives.

Im gesamten Nahen Osten lebten Juden, und niemand, der seine Sinne beisammen hat, kann bestreiten, daß Juden im Nahen Osten heimisch sind. Ungefähr die Hälfte der Bewohner Israels hat orientalische Wurzeln und kommt aus dem Nahen Osten bzw dem Maghreb. Juden sind natives des Nahen Ostens. Die Briten waren Kolonialisten, die Türken waren es, die Araber, die Kreuzfahrer und die Römer – sie alle kamen NACH den Juden.

Warum also sollten ausgerechnet die Juden, die im Nahen Osten seit Jahrtausenden heimisch waren, deren Anwesenheit archäologisch nachweisbar ist, kein Recht auf Autonomie haben? Warum war es ein himmelschreiendes Unrecht, ihnen einen Staat zuzugestehen, dagegen ganz selbstverständlich, in der andern Hälfte des Mandatsgebiets einen Staat Jordanien einzurichten und dort als Herrscher die Haschemiten zu etablieren, die überhaupt nicht dort heimisch sind?

Warum säen „Israel-Kritiker“ nach wie vor die Mär, daß alle Juden Rosenblum hießen und Intellektuelle in Wiener Kaffeehäusern waren, die sich auf einmal in den Kopf gesetzt hatten, einen Staat im Nahen Osten durchzusetzen? Warum kapieren sie nicht, daß die Hälfte der jüdischen Israelis Abutbul oder Buskila heißt, Maklouba und Mafroum ißt und im Nahen Osten heimisch ist? Daß die Hälfte der jüdischen Israelis aus Tunesien, Jemen, Irak, Syrien, dem Libanon kam, oder aus Familien, die seit Generationen in Zfat, Hebron oder Jerusalem leben? Woher hat Gustav Bauernfeind die Juden auf seinen Bildern genommen? Die haben  hier gelebt.

Die Staatsgründung Israels wurde von der Unterzeichnung der Unabhängigkeitserklärung begleitet. Zitat:

Der Staat Israel wird der jüdischen Einwanderung und der Sammlung der Juden im Exil offenstehen. Er wird sich der Entwicklung des Landes zum Wohle aller seiner Bewohner widmen. Er wird auf Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden im Sinne der Visionen der Propheten Israels gestützt sein. Er wird all seinen Bürgern ohne Unterschied von Religion, Rasse und Geschlecht, soziale und politische Gleichberechtigung verbürgen. Er wird Glaubens- und Gewissensfreiheit, Freiheit der Sprache, Erziehung und Kultur gewährleisten, die Heiligen Stätten unter seinen Schutz nehmen und den Grundsätzen der Charta der Vereinten Nationen treu bleiben.

Und genau diesen Anspruch erfüllt der Staat Israel heute noch.

Warum ist das Zentrum des Bahai-Glaubens in Israel? Weil hier Glaubensfreiheit herrscht.

Warum sitzen arabische Abgeordnete in der Knesset? Weil hier politische Gleichberechtigung herrscht.

Warum gibt es Schulen und Hochschulen, in denen Arabisch Unterrichtssprache ist? Warum stehen Kirchen und Moscheen allen Gläubigen offen?

Weil der Staat Israel sich an die Regeln in der Unabhängigkeitserklärung hält.

Wo bitte ist das bittere Unrecht, das die Bewohner von Kfar Yasif und Nazareth erlitten haben?

Hätten die arabischen Nachbarstaaten die Gründung des Staats Israel als gleichwertig mit der Gründung des Staats Jordanien betrachtet (wozu sie Juden als gleichberechtigt hätten anerkennen müssen – aber dort liegt der Hund ja begraben), hätte es keinen Krieg gegeben, dann wäre die sog. Naqba nie passiert.

Doch gutgläubige Palästina-Anhänger wie P.Bereit werden nie einsehen, daß nicht die Gründung des Staats Israel ein großes Unrecht war. Sondern der aggressive Unwille der Nachbarstaaten, diese Staatsgründung als Teil der Ent-Kolonialisierung des Nahen Ostens zu begreifen und zu akzeptieren.

Und noch zwei Punkte: nachweislich kam der Islam NACH Judentum und Christentum in diese Gegend. Es steht zu vermuten, daß zumindest ein Teil der heutigen hier ansässigen Moslems jüdische Wurzeln hat und zum Islam konvertiert ist, als dieser hier Fuß faßte. Irgendwoher müssen die Moslems ja gekommen sein.

Zweitens sind viele der heute in Israel ansässigen arabischen Familien im Laufe des 18., 19. und 20. Jahrhunderts hier eingewandert, ebenso wie jüdische Familien eingewandert sind. Das schlägt sich in vielen arabischen Familiennamen nieder: al Masri, der Ägypter, oder Chalabi, der Mann aus Chalab (Aleppo). Die Gegend hier war noch im 19. Jahrhundert ziemlich leer, und nicht nur Juden sind aus anderen nahöstlichen Ländern und Europa hier eingewandert, sondern auch Araber. Übrigens auch Christen verschiedenster Provenienz und Tscherkessen. Auch viele Beduinen kamen von woanders her.

Daß die Nachweise jüdischer Präsenz im heutigen Staat Israel älter sind als die der anderen Gruppen, hat historische Gründe. Es ist eine einfache Tatsache. Jüdische Israelis leiten daraus keine größeren Rechte ab. Niemand spricht einem Araber aus Arab el Aramshe oder Baka al Garbiya das Recht ab, dort wohnen zu bleiben und alle Rechte des Staats Israel zu genießen. Aber den Verstand und Anstand sollte man schon haben, diese jüdische Präsenz nicht zu leugnen. Man sollte darauf verzichten zu behaupten, daß die Klagemauer immer schon islamisch war, daß nie ein jüdischer Tempel auf dem Tempelberg stand (der von Moslems mit einer Moschee ersetzt wurde), daß das Grab Rahels ein moslemisches Heiligtum ist und das Josefsgrab ebenfalls.

Wie gesagt, das Bullshitometer dieser Apologeten funktioniert einfach nicht, wenn es um Juden und Palästinenser geht. Manche glauben gern, daß die Juden den Tempel und die ganze jüdische Geschichte einfach erfunden haben.

Worin also bestand das gräßliche Unrecht von 1948? Und wie bitte ist es zu „tilgen“?

Wurst wider Wurst wider noch mehr Wurst Januar 19, 2014, 8:42

Posted by Lila in Presseschau.
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14 comments

Danny Ayalon hat ja schon länger per Youtube versucht, Informationen zu verbreiten oder wenigstens zum Nachdenken anzuregen, wo sonst auf Halb- oder Unwissen gestützte Vorurteile der beliebten „Israel-Kritik“ Material liefern. In diesem Clip nimmt er die „Grenze von 1967“ zur Brust, weder Grenze noch 1967, und die „besetzten Gebiete“.

Zwei junge Araberinnen haben eine Antwort darauf abgeliefert.

Da sie sich darauf beschränken, sich über Ayalon lustig zu machen und erstaunte Gesichter zu ziehen, ohne richtige Gegenargumente zu finden, war es ein leichtes für Joniversity, ihren Clip auseinanderzunehmen. Seine Manierismen nerven ein bißchen, mir tun die Stimmbänder beim Zuhören weh… aber sachlich hat er die Fakten auf seiner Seite.

Mal gucken, ob es mal eine arabische Antwort gibt, die echte Argumente benutzt. Bis dahin ist diese kleine Serie für Leute, die in manchen Punkten gern nachplappern, was in der taz steht, eine Nachhilfe in historischen Tatsachen. Selbst wenn man Ayalons politischen Standpunkt nicht teilt, sollte man doch die Geschichte des Konflikts ein bißchen besser kennen als aus dem „palästinensischen Narrativ“, das überall herumgeblökt wird, als wäre es die lautere Wahrheit.

(Wie so oft habe ich diesen Clip bei EoZ entdeckt – Ayalons kannte ich schon vorher, und die beiden „chicks“ habe ich hier irgendwo sogar mal im Fernsehen gesehen, wenn ich nicht ganz verkehrt liege…)