Falscher Beifall Februar 17, 2020, 22:59
Posted by Lila in Persönliches.trackback
Gut, ich mache mich heute mal unbeliebt, warum nicht?
Es muß so vor zwei Jahren gewesen sein, da lief durchs (englischsprachige) Netz eine Art mütterlicher Trotzreaktion. Irgendeine mommy blog-Kämpferin bekannte sich dazu, daß sie am Smartphone klebt, während ihre Kinder um sie herum spielen. Sie wurde gefeiert, ihr Bekenntnis noch mehr – Tod dem Perfektionismus, der Müttern abverlangt wird! Sind wir nicht alle irgendwie diese Mutter? Ja, ja! Ich finde diese kleine Welle nicht mehr mal im Netz, so schnell brandete sie durch und war vergessen.
Aber das Thema bleibt aktuell. Ich fahre viel mit öffentlichen Verkehrsmitteln durch die Welt und achte immer besonders auf Kinder und junge Eltern. Ich sehe einfach gern vergnügte Kinder und zugewandte Erwachsene, und oft genung sehe ich sie auch. Inzwischen bin ich auch alt genug, daß ich die nervige Oma sein könnte, die fremden Leuten zu ihrem besonders netten Kind gratuliert. (In Israel fällt man mit sowas nicht auf, hier mischen sich alle in alles ein.)
Ich finde auch nichts dabei, mit jungen Eltern Gespräche anzufangen, und erinnere mich gern an eine sehr nette junge Frau mit ihrem Baby im Einkaufszentrum. Der Planet „Mama-Baby“ kann sich manchmal einsam anfühlen, und so ein Gespräch unter Fremden kann manchmal offener sein als mit Menschen, die einen kennen. Und die Mama-spezifischen Schuldgefühle, die einem zusetzen.
Es passiert aber einfach zu oft, daß ich sehe und höre, wie ein Kind sich langweilt, um Aufmerksamkeit bettelt – und nicht mal einen Tropfen abkriegt. Bestimmt ist die Welt voll mit Artikeln, in denen Psychologen und Kommunikationsspezialisten genau erklärten können, welche Auswirkungen es hat, wenn die Eltern nur auf ihren Bildschirm starren, aber ich sehe es selbst. Ich weiß es auch von mir. Während ich hier schreibe, kriege ich auch kaum mit, ob jemand die Spülmaschine einräumt (leider nicht) oder mir was Wichtiges erzählt (Freitag, war da was?). Wenn ich mit Quarta spreche, während sie am Smartphone hängt, tut sie zwar so, als würde sie mich wahrnehmen, aber ich könnte genausogut mit den Katzen sprechen, die versprechen auch viel und beißen mich trotzdem nachts in die Zehen.
Zwischen Erwachsenen ist das nicht schlimm, weil man sich gegenseitig nachsehen kann, daß sich jemand gerade auf einen Bildschirm konzentriert und für eine Zeit weggetreten ist. Aber für Kinder ist das unverständlich und schlimm, weil verunsichernd. Außerdem machen die Eltern den Kindern damit genau vor, was sie eigentlich vorgeben zu bekämpfen – die Kinder von Bildschirmjunkies werden selbstverständlich auch Bildschirmjunkies, man kann sie ja so schon kaum davon abhalten.
Ich weiß, wie schwer es ist, die vielen Fragen zu beantworten, immer aufmerksam zu sein. Aber Kinder haben Rechte – und ein Recht ist, respektiert und beachtet und ernstgenommen zu werden. Wer nicht bereit ist, dem Kind die Aufmerksamkeit zu schenken, die es braucht, der soll vielleicht doch noch mal überlegen, ob er oder sie Kinder will. Es ist durchaus möglich, ein erfülltes Leben ganz ohne Kinder zu führen, und ich habe schon öfter gesagt, daß ich nichts davon halte, Menschen einzureden, ohne Kinder gebe es kein Glück. Blödsinn. Jedes Kind hat das Recht, ganz und gar gewollt und bejaht zu werden.
Ja, heute in der Bahn saß ich einem süßen Paar gegenüber. Eine junge, sehr hübsche Mutter, und ein kleines, noch viel hübscheres Mädchen. Sie war so im Vorschulalter, diesem wunderbaren Alter, wenn die Kinder anfangen, Meinungen zu haben. Zwischen Nahariya und Akko war das Mädchen still, dann fing sie an. Zuerst Blicke zur Mama und zappelnde Beine, dann kleines Schubsen, und in Kiriyat Chaim verlor sie die Geduld. „Ima, mir ist laaangweilig“ „Iiiiimaaaa, mir ist laaangweilig“ Von der Mutter kam nur ein unklares Gebrumm. Sie war in ihr Smartphone vertieft.
Sie hatte für das Kind weder ein Bilderbuch noch ein Spielzeug eingepackt. Ich weiß nicht, bis wohin sie gefahren sind, aber sie hatte einfach nicht eingeplant, daß die Fahrt für ihre Tochter langweilig sein würde. Nach jahrelangem Bahnfahren sowohl in Israel als auch in Deutschland würde ich schätzen, daß auf eine Mutter mit gut gepackter Kinder-Reisetasche sieben oder acht Mütter kommen, die daran nicht gedacht haben. Einen Vater mit Spieltasche habe ich überhaupt noch nicht erlebt. Meiner Erfahrung nach sind es meist Mütter mit mehreren Kindern, die der Erkenntnis nicht mehr ausweichen können, daß eine längere Fahrt ohne Unterhaltungsplan für die Kinder ein Albtraum ist. Dann höre ich mit Freuden zu, während die Familie spielt oder sich unterhält, und habe meine Freude.
Meine Mutter war ein Genie der Kinderbespaßung und ist es noch, meine Schwiegermutter ebenso. Wenn meine Kinder mit uns und der Welt zerfallen waren, sind sie früher oft zu meiner lieben Schwiegermutter gegangen. Die sagte meist: „gut, daß du kommst! Meine Knopfsammlung muß sortiert werden, hast du Lust dazu?“, und damit war der Tag gerettet. Stunden haben meine Kinder über Schwiegermutters Näh-Vorräten und Sammlungen gesessen, mit ihr Taki gespielt oder Suppe gekocht. Meine Schwiegermutter hat, bevor sie Konfektion gelernt hat, Jahrzehnte in der Kleinkinderziehung gearbeitet und weiß mehr Kinderlieder, Volkslieder, Fingerspiele und lustige Verse als jeder andere Mensch, den ich kenne. Sie könnte einen bunten Abend allein bestreiten und das Lachen sitzt ihr locker.
Meine Mutter kommt aus einer Dynastie der Geschichtenerzähler. Ihr großer Bruder hat sie abends mit Geschichten von Old Schnödderbell ins Bett gebracht, der mit seinem Schnödder wilde Pferde zähmen konnte, mein Vetter hat seine Kinder mit Geschichten vom Klosettmann beglückt, und meine Mutter erfand unendliche Geschichten über das verrückte Pferd, das seinen Reiter abwirft, die Weinflasche aufkorkt und leert, und dann besoffen ins Abenteuer aufbricht. Ich erinnere mich an viele Rückfahrten von Besuchen bei Oma, mein Bruder und ich hinten im Auto, und juchzen, wenn der Moment kommt, der Reiter empört ins Gras rollt und die Flasche rausgeholt wird. Das freche Wiehern des besoffenen Pferdes, das jetzt zum Abenteuer aufbricht, gehört zu meinen schönsten Kindheitserinnerungen. Meine Mutter ist wirklich immer noch ein Kindermagnet. Bei der Beerdigung einer sehr jungen Mutter, die wir vor kurzem überstehen mußten, war sie die einzige, die für die kleinen, verwaisten Kinder Geschenke dabeihatte, über die die Kinder sich sehr gefreut haben.
Die Generation meiner Schwiegermutter und Mutter hat ihre Kinder vor der Zeit der elektronischen Babysitter erzogen, außerdem sind beide ausgebildete und erfahrene Pädagoginnen. Es ist unfair, irgendjemand mit ihnen zu vergleichen, es zieht mir nur gerade so durch den Kopf. Ich habe von ihnen gelernt, immer mit einer interessant gefüllten Tasche zu Arzt, Reise oder Bahnfahrt aufzubrechen. Bei Tertias Krankenhausaufenthalten hatten wir immer ihren großen „agalool“ mit (eine Art rollendes Ställchen, in dem man liegen, sitzen, stehen, spielen kann), Bücher, Spielsachen, Bilder zum Aufhängen, ihre eigenen Sachen (sie hat nie die Krankenhauskleidung getragen) und ihre eigene Decke. Ja, man hat nicht immer Geduld, und im Zeitalter der totalen Erreichbarkeit kann man sich nicht leisten, bestimmte Anrufe nicht anzunehmen. Das verstehe ich schon.
Aber trotzdem. Junge Eltern, die mit Blick aufs Smartphone Kinderwagen über die Kreuzung schieben. Junge Eltern, die ihrem quengelnden Kleinkind im Cafe ein Smartphone in die Hand drücken, um weiter quasseln zu können (oder an einem anderen Smartphone zu hängen). Junge Eltern, die eine ganze lange Bahnfahrt mit einem kleinen Kind nur in ihr Smartphone starren, während neben ihnen ein kleines Kind um ein Wort, einen Blick bettelt. Ist es so schwer, sich schnell mit einem Kuli ein fröhliches und ein griesgrämiges Gesicht auf die Finger zu malen und die beiden streiten zu lassen?
Niemand von uns weiß, wie lange wir uns gegenseitig noch haben. Bei kleinen Kindern wissen wir aber, daß sie nicht lange so bleiben. Aus dem kleinen Kind, das sich über jedes Wort von Mama oder Papa freut, wird in Windeseile ein großes Kind, das gern diskutiert, und dann ein Teenager, für den die Eltern peinliche Fossilien sind, die ihn oder sie an den wichtigen Dingen des Lebens hindern. Und irgendwann dann junge Erwachsene, mit denen man einen interessanten, kritischen Dialog führen kann, und die Verständnis haben, wenn man gerade beim Whatsappen mit einem netten Menschen ist. Aber von Vierjährigen kann man das nicht erwarten.
Ich habe übrigens schon vor Kiriyat Motzkin angefangen, mich mit dem Mädchen zu unterhalten und mit ihr zu spielen. Wir haben geguckt, ob wir Tiere zählen können, aber wir haben keine gesehen, und haben welche erfunden, und so verging die Zeit bis Haifa. Sie hat sich auch nett von mir verabschiedet. Die Mutter hat nicht EINmal die Augen vom Telefon gehoben. Viellleicht hat sie gerade irgendwo gepostet, „ich bin eine Mutter, die auf ihr Smartphone starrt, und bekenne mich dazu“, und die Reaktionen gelesen: „du bist ja so mutig, so authentisch“ „das habe ich gerade gebraucht, bravo“ „zerbrecht die übertriebenen Erwartungen an Mütter“ „von Vätern erwartet niemand Perfektion“ „mögen die Hater bekommen, was sie verdienen“.
Ach, mögen die Kinder bekommen, was sie brauchen und verdienen.
Lila, was für ein Glück, selbst so eine Mama und Schwiegermutter gehabt zu haben: beste Voraussetzungen (wenngleich nicht zwingend), um so eine wunderbare Person wie Du/Sie zu werden! Ich war’s nie, mein Glücksfall von Tochter aber sehr wohl mit ihren Zwillingen (immer was in der Reisetasche , aber natürlich doppelt !). Ansonsten bin ich ungeniert die nervige ältere Person, die in D und I völlig ungefragt Glückwunsche/complimenti zum Nachwuchs abgibt.
Ach, ich gräme mich heute, daß ich nicht genug Geduld für die Kinder hatte 😦
Mehrlingseltern bewundere ich. Glückwunsch zu der Supertochter!
In Deutschland hätte es sein können, dass die Mutter dir die Beschäftigung mit ihrem Kind auch noch übel nimmt!
Die Folgen erleben Lehrer dann in der Schule – Kinder, die kaum etwas mit sich anfangen können, die nicht viel miteinander anfangen können und emotional ziemlich verkrüppelt sind. Und dieselben Eltern, die ihre Kinder derart vernachlässigt haben, stellen dann Ansprüche und beklagen sich über die Lehrer. 😦
Natürlich – Stichwort negative Aufmerksamkeit. Die Kinder haben schnell raus, daß sie nur dann Aufmerksamkeit bekommen, wenn sie sich miserabel benehmen. Dazu unregelmäßige Eß- und Schlafenszeiten, Fernseher im Kinderzimmer und Mahlzeiten jeder für sich, und schon sind ein paar wichtige Bausteine der Sozialisierung weg. Diese emotionale Vernachlässigung können Schulen nicht auffangen.
Das Fatale ist zudem, daß es die Kinder ihren Eltern nachmachen und Sklaven ihrer Smartphones werden. Ich weiß schon von Kindern mit zwei Jahren, die Grundfunktionen eines elterlichen Smartphones beherrschen (aber sprachliche klare Defizite haben). Das geht im betreffenden Fall übrigens einher mit einem eklatanten Mangel an Büchern im Haushalt.
Kinder, die in so einer Umgebung aufwachsen müssen, tun mir leid. Für sie Kinder und ihre Entwicklung ist es natürlich äußerst schädlich.
[Ironie an] Immerhin haben Kinder in solchen Familien oft eine elektronische Stimme wie Alexa, die ihnen all ihre Fragen beantwortet, wenn die Eltern mal wieder ins Smartphone gekrochen sind. [Ironie aus]
Bei einer US Bloggerin las ich etwas, was mir sehr gefiel. Wenn ihre Kinder bei der Oma übernachteten, durften sie sich einen Gegenstand aus der Flurkommode aussuchen. Daraus bastelte die Oma dann eine lange Gutenachtgeschichte. Die Kinder liebten das natürlich, und das war ihnen wichtiger als alle anderen Vergnügungen wie Fernsehen.
Und wieder einmal hast du es auf den Punkt gebracht! Ich beobachte auch zu gerne Familien und nicht selten schmerzt es. Umso herzerwärmender sind die anderen, die wundervoll miteinander umgehen!
Jetzt weiß ich auch, woher du deine rhetorischen Fähigkeiten hast!
Danke für diesen tollen Text, der zur Selbstreflexion im Umgang mit dem Smartphone anregt.
Naja., @lila. Für Dein unfassbares Durchhaltevermögen und Dein eisernes Standing bewundere ich Dich zutiefst. Allerdings weniger für Deine politische Gesinnung oder Deine Neigung zur „Pädagogik“. Weisst Du, ich vermute, ohne Y., ohne Israel … wärst Du ein derart unerträglicher Stinkstiefel geworden, ähnlich @sixtus oder @augstein. Die beide sicherlich zeitjugend eine Gouvernante mit Spieltasche an ihrer infantilen Seite hatten. Um zu blühen und zu gedeihen. Beredt genug, nicht wahr? :))
Was mir so unerträglich, so desolat erscheint an der Erziehung unserer Kinder ist zuallererst und vorrangig die mangelnde Bildung! Seit fünfzig Jahren wissen wir, das Klassengemeinschaften grösser als 18 Kinder nicht förderlich sind. Wissen wir, dass Kinder mehr persönliche Ausdrucksformen erlernen sollten als Wasserfarben oder bestenfalls Tongestaltung. Dass Kinder ein Instrument erlernen sollten. Dass sie in Geschichte und Sprachen daheim zu sein haben. Körperlicher Ausdruck, Selbstbehauptung, Naturwissenschaften ihr täglich Brot sein sollten.
Doch anstelle dessen diese zunehmend prekäre Realität. Die meinen sind auf einer Eliteschule. Und ich habe die ganze Zeit anzukämpfen gegen den Einfluss 22 anderer Elternpaare und nunmehr einer ganzen Stufe, die ihren Kindern mitgeben, die Bildung wäre etwas Leidiges, dass es hinter sich zu bringen gelte.
Es fehlen 60.000 Lehrer. Und die, die beschäftigt, befinden sich in Zeitverträgen, oft endend in der Sommerferien. Offen. Und es wird nicht besser. Im Gegenteil. Von Jahr zu Jahr. Lese ich die tweets unserer Repräsentanten, ahne ich, wohin es gehen mag. Ohne Vokabular, ohne Ausdruck, ohne Orthographie.
Und was Letztere anbelangt, heilig sind ihnen allein ihre Pfründe. Dafür über Leichen! Der Weg ihrer Moral. Es hätte NICHTS gekostet, gar NICHTS im Vergleich. Nicht mal gespürt (!) hätte man Bildung. Aber der Wille ist und war nicht da. Im Gegenteil. So konnte ich den Kindern knapp 10 Jahre lang ihre Ferien nehmen, komplett zur Kernarbeitszeit erklären, um ihnen werktaglang (!) die Löcher ihrer Bildung zu stopfen.
Eine Anekdote, diesbezüglich: Als wir beim seitens der Kinder ausgesuchten klassischen Silvesterkonzert waren, die Hälfte der Stücke selbst gespielt bzw. gesungen, waren die beiden sehr, sehr allein. Ziemlich einsam trotz vierstelliger Zuschauerzahl. Philharmonie einer deutschen Grossstadt. Das Publikum, eine geschlossene Ü-90 Fraktion. @lila, wir sind so dumm geworden, wir verstehen nicht einmal mehr die eigene Musik! Solange keine „Volksmusik“, keine Kinderlieder. Dumm wie Brot. Amerikanisches Bildungsniveau. Unterirdisch und inakzeptabel.
Und werte eventuell mitlesende Repräsentanten, gerade dieser Tage: #nurnochAfD! 🙂
Ihr habt das Volk zu Eurem barwerten Vorteil so ausgeplündert, so verhetzt, dass die meisten die bestehende mangelnde Bildung ihrer eigenen Kinder für ausreichend und genug halten. Ihnen „gings doch auch nicht besser“. Und „was nichts kostet, ist auch nichts“. Fahrt zur Hölle! Mitsamt Eurer Gier, werte Repräsentanten. Es werden nie genug Vorteile sein, die ihr Euch aneignen könnt. Nicht mal, wenn‘s keiner hierzulande mehr hundert Meter weiter schafft. Ihr kriegt den Hals nicht voll.
Ich schweife ab.
Dem Bürger (eine Spieltasche oder aber) eine Stimme geben. Auf Augenhöhe. Zur Lobby, zur Verwaltung, zu den Bonzen der „Repräsentanz“. Das wär‘s, nicht wahr? Information erzwingend anstelle Agitation. Selbstbestimmung … anstelle des „Willen der Partei“, die „ Recht hat“. Tatsächliche Selbstverwirklichung anstelle Bereicherung von Parteibonzen zum angeblichen Wohle irgendeiner herbei fantasierten „Internationalen“.
Auf dieser Basis selbst entscheiden! Bürgerliche Selbstbestimmung. Auch zur Bildung. Augenscheinlich besser als diese wie andere Ergebnisse vergangener Obrigkeits Entscheidungen.
Welche Zukunft haben wir ohne Bildung? Mit dieser Bildung? Die Entscheidenden, unsere werten Repräsentanten, blicken auf die Legislaturperiode. Ihren Vorteil. Das Wohl ihrer potentiellen Verbündeten. Bildung, Volkswohl, Zukunft … Kinder? Alles noch nicht mal wahlberechtigt! Allein Gegenstand ihrer mannigfaltigen Sophismen.
Und dann kommst Du mit Deiner Spieltasche! Naja. 🙂 Doch als Geschichtenerzählerin wirst Du gebraucht!
Wir sind ja erst in den Zwanzigern. In unserer Zeitschleife. Und wir wissen, es kommen die bürgerkriegsähnlichen Unruhen gegen Ende und dann die Dreissiger, nicht wahr! Und in den Vierzigern werden all die Kinder, die noch da sind, an Deinen Lippen hängen! Erkläre es ihnen. Diesmal aber bitte besser!
Wir sind #unbelehrbar.
Einen Winter zum geniessen, wünsch ich Dir! Für Freund und Feind und wie immer, ist egal, wirklich egal, weitermachen und just my 2 cents:
Seit fünfzig Jahren wissen wir, das Klassengemeinschaften grösser als 18 Kinder nicht förderlich sind. Wissen wir, dass Kinder mehr persönliche Ausdrucksformen erlernen sollten als Wasserfarben oder bestenfalls Tongestaltung. Dass Kinder ein Instrument erlernen sollten. Dass sie in Geschichte und Sprachen daheim zu sein haben. Körperlicher Ausdruck, Selbstbehauptung, Naturwissenschaften ihr täglich Brot sein sollten.
und
So konnte ich den Kindern knapp 10 Jahre lang ihre Ferien nehmen, komplett zur Kernarbeitszeit erklären, um ihnen werktaglang (!) die Löcher ihrer Bildung zu stopfen.
Zum einen: Wenn Kinder irgendwo „daheim zu sein haben“, dann sind sie nirgendwo daheim.
Zum zweiten: Ihre Kinder tun mir leid.
Zum dritten: Seit Ihrem ersten Beitrag hier war klar – mit Ihnen stimmt etwas nicht!
Danke für das Mitgefühl. Meinen Kindern geht es sehr gut. Waren wir nicht per du? 🙂
Abgesehen davon, dass Ihr Prolog unsere Gastgeberin betreffend, unkommentierbar ist, muss Ihre Art der Kindererziehung, wenn Sie diese hier schon so ausbreiten und wenn es wirklich so sein sollte, kritisiert sein, denn so und auf diese Weise, wie von Ihnen geschildert, rauben Sie Ihren Kindern deren Identität, ersetzen diese durch Ihre eigene, de facto eine fremde, und nehmen damit Ihren Kindern die Möglichkeit, Autonomie zu entwickeln.
Dazu eine Buchempfehlung: Arno Gruen, Der Kampf um die Demokratie, dtv 34128, vom Klappentext: Arno Gruen plädiert für eine Kultur der inneren Autonomie, die sich nicht als Stärke inszeniert oder Überlegenheit vorgibt. Autonomie ist Übereinstimmung mit den eigenen Gefühlen und Bedürfnissen. Nur so lassen sich demokratische Gesellschaften retten.
Das wars!
Die Kritik an diesem durchaus interessanten Buch betrifft die Kürze und die klischeehafte Simplifikation der lerngeschichtlichen Beurteilung der Entstehung menschlicher Destruktivität insbesondere in Form von Radikalismus.
Nicht mal eine Fussnote zu Hannah Arendt. Von der wissenschaftlichen Bedeutung betrachtet.
Bestehende Autonomie ist weder Wert noch Inhalt der Erziehung. Sie hat zwangsläufiges Ergebnis zu sein. Einer vorangegangenen Erziehung, die die Bildung einer reflektierten, belastbaren Identität überhaupt erst ermöglicht. Ohne die dies stets nur Schall und Rauch bleiben muss.
Vor wem wollen sie – als augenscheinlich begeisterter Leser – denn bitte demokratische Gesellschaften hierzulande gerettet sehen? Vor eben jenen, die schlussendlich nach Demokratie(!) verlangen? Vor einem womöglich in der Sache stimmberechtigten Volk? Pervers.
Und beim besten Willen erscheint es kaum vorstellbar, dass unsere Gastgeberin es jemals auch nur in Erwägung ziehen würde, geschweige denn in solch intellektuelle Not geraten könne, einen Ihrer posts zur Verteidigung heranziehen zu müssen.
Im Gegenzug, für stille Stunden, meine Buchempfehlung zur Befriedung mit der Rechten:
Rolf Peter Sieferle / FINIS GERMANIA / „Der Universalgelehrte Rolf Peter Sieferle hat mit dem posthum veröffentlichten „Finis Germania“ seine Nachtgedanken zur Lage Deutschlands hinterlassen.“
Lesenswert. Ebenso dessen Kritik der urdemokratischen @nzz. Der Verleger, Götz Kubitschek, kommentiert brillant:
War‘s das jetzt? 🙂
Ein Appell für mehr Bildung, und eine Buchempfehlung mit einem eklatant falschen Genitiv……
Ursprünglich, ja ursprünglich wollte ich hier was zum Thema schreiben, meine Ambivalenz gegenüber dem Internet darstellen und begründen, die enormen Fortschrittsmöglichkeiten der unheimlichen Destruktivität, die dieses Medium mit sich bringt, besser, ermöglicht, wie eben die Vernachlässigung unserer Kinder zB, oder die Verbreitung von Hass in Sekundenschnelle um den ganzen Globus usw usf und die daraus erwachsenden Folgen gegenüberstellen. Nun ja.
Jetzt denke ich daran, wie lange kenne ich dieses Blog eigentlich schon, bald 20 Jahre? Habe viel gelesen hier, viel gelernt über die Jahre, mitgefühlt, mich heimisch gefühlt mit der Zeit, gebe ich gerne zu, und keinen einzigen Eintrag unsrer Gastgeberin gelesen, der mich auch nur im Geringsten gestört, irritiert, oder mir sonst irgendwie auf vielleicht irgendeine Weise abstrus vorgekommen wäre, nicht einen!
Vered hat es auf den Punkt gebracht: https://rungholt.wordpress.com/2019/10/11/lesetipp-zu-halle/#comment-62905
Ja, das ist´s. Überdies informierst Du Dich umfassend und hast unglaublich viele Fakten präsent. Das setzt Dich instand, Zustände und Vorkomnisse von verschiedenen Warten aus zu betrachten und abzuwägen. Deine Gabe, politische Entwicklungen in grossen Linien zu verfolgen und uns gleichzeitig an konkreten Beispielen aus der nächsten Umgebung aufzuzeigen, wie unser tagtägliches Leben und Erleben mitgeformt wird durch Politik, der eigenen wie der fremden – auch das zeichnet Dein Blog aus und lässt im Leser Verständnis wachsen für die Vielschichtigkeit unserer Probleme und impft ihn (hoffentlich) gegen die unerträglichen Simplifizierungen der Dinge in den meisten Media. Und: Du nimmst den Leser mit in den Alltag, lässt ihn teilhaben an Deinem , Deiner Familie und Deiner Freunde Leben. Dadurch bekommen wir ein Gesicht: Wir sind nicht mehr Schimären oder Buhmänner, sondern Menschen.
Treffend! Seine, meine, und ich bin sicher, die Meinung Unzähliger die hier kommentieren oder auch bloß mitlesen, ohne einen Mucks zu machen – besser kann man es nicht sagen.
Nun aber auch vice versa – hier, zur Erinnerung, Lilas Sicht auf ihre Kommentatoren, also, was sie über uns so denkt, was sie von uns so hält: https://rungholt.wordpress.com/2006/07/15/hello-world/#comment-107
Übrigens halte ich Blogs für eine geniale Erfindung, die viel bereichernder sind als ich anfangs gedacht hatte. Die geballte innere Welt, Intelligenz und Ausdruckskraft unzähliger kleiner Unbekannter mit Schreibzwang ist eine enorme Resource.
Ein super Kompliment, eigentlich, oder?
Jetzt aber als Abschluss – vielleicht noch ein Beispiel, das vereds Zeilen auf großartige und wunderbare Weise illustriert, schon paar Jahre her – mein absoluter Lieblingseintrag:
https://rungholt.wordpress.com/2008/05/19/arzte-arzte/
Wünsche mir, dass es immer genauso bleiben möge, …
Denkt an Mila!
Sie schwebt noch immer in Lebensgefahr nachdem sie die Zudringlichkeit eines mohammedanisch Gesinnten deutlich ablehnte: nein heißt nein!
https://de.gatestoneinstitute.org/15661/frankreich-blasphemie-verbrechen
Das mit den zwei Gesichtern auf den Fingern ist süss!