Unverständlich September 6, 2014, 18:27
Posted by Lila in Presseschau.trackback
Ich verstehe die Aufregung um die Scharia-Polizei in Wuppertal überhaupt nicht. Scharia ist doch was Schönes!
Die Briten machen´s vor. Dort ist die Scharia schon teilweise ins Rechtssystem integriert, meint der Erzbischof von Canterbury, zweitwichtigster Mann der anglikanischen Kirche.
[…] in the interview, rather than proposing a parallel system of law, he [der Erzbischof] observed that „as a matter of fact certain provisions of sharia are already recognised in our society and under our law“ . When the question was put to him that: „the application of sharia in certain circumstances – if we want to achieve this cohesion and take seriously peoples‘ religion – seems unavoidable?“, he indicated his assent.
Damit mir keiner vorwerfen kann, Rowan Williams außer Kontext zu zitieren – die Zitate sind von seiner Web-Seite:
The Archbishop opened his lecture by noting importantly that the very term sharia is not only misunderstood, but is the focus of much fear and anxiety deriving from its ‚primitivist‘ application in some contexts. As such he said that sharia is a method of law rather than a single complete and final system ready to be applied wholesale to every situation, and noted that there was room, even within Islamic states which apply sharia, for some level of ‚dual identity‘, where the state is not in fact religiously homogenous.
Bitte sehr. Sharia und Aufklärung müssen immer hübsch äquidistant kritisch dekonstruiert werden, sie sind für den Erzbischof von Canterbury gleichwertig. Denn fair muß sein.
He concludes his lecture with the comment:
„if we are to think intelligently about the relations between Islam and British law, we need a fair amount of ‚deconstruction‘ of crude oppositions and mythologies, whether of the nature of sharia or the nature of the Enlightenment“
Wer was anderes sagt, kann nur kompletter Ignorant oder aber Rassist sein.
Und das wollen wir doch alle nicht.
Update:
Ebenfalls angetan von der Idee: die Achse.
“Scharia-Polizei” gegen Drogen, Alkohol, Prostitution, unsittliches Verhalten, Glücksspiel, Schmutz und Schund – die Empörung ist groß in Wuppertal. Aber warum eigentlich? Die Vogel, Lau & Co. reizen ihre Religionsfreiheit gerade so aus, wie das islamische Gesetz es befiehlt und wie Art. 4 Grundgesetz es erlaubt. Am Ende profitieren wir doch alle: Weniger Kriminalität, weniger Aggressivität, weniger sichtbares Elend, und nicht zuletzt weniger Überstunden für die reguläre Polizei. Das gestresste soziale Leben auf unseren Straßen und Plätzen könnte sich regenerieren. “Scharia-Polizei”, das ist gelebte Willkommenskultur, gerade auch für die vielen Muslime, die uns derzeit aus dem “Furchtbaren Halbmond” (sic!) erreichen!
„Gilt in Deutschland die Scharia?“ – SCHON LANGE!
„Im Privatrecht – etwa bei den Thema Familie, Ehe und Erbe – wenden deutsche Gerichte bisweilen die Scharia an, sagt der Jurist und Islamwissenschaftler Mathias Rohe. Allerdings gelte dies nur in solchen Fällen, in denen das fremde Recht für das deutsche Rechtsempfinden „nicht zu anstößig“ sei.“
Quelle: http://www.deutschlandradiokultur.de/gilt-in-deutschland-die-scharia.954.de.html?dram:article_id=145699
Es geht um die Scharia-Polizei, nicht um die Scharia
Die Lösung des Konflikts wäre, wenn die offizielle Polizei die Aufgaben der Scharia-Polizei übernehmen würde. Doch hierzu fehlt das Personal.
???????? ich glaub, ich bin im falschen Film
Tja, welches sind denn die Aufgaben der Scharia-Polizei? Verhindern, daß Männer und Frauen Körperkontakt in Form von Händchenhalten haben? Einschreiten, wenn Frauen schamlos ihre Ellbogen und Kniescheiben entblößen? Geschlechtertrennung in Schwimmbädern, Kinos und anderen Stätten der Unsittlichkeit einführen – oder diese Lasterhöhlen gleich schließen?
Ich bitte um Aufklärung, anti3anti.
F*ing crazy. Ich schlage vor, dass ein paar gläubige Christen das mal probieren – Warnweste mit „God’s Police“/“Divine Law Police“ hinten drauf, Bibel einpacken, Leute vor der Disco auf ihr gottloses Treiben ansprechen. Ich nehme an, da tobt nach spätestens 4 Stunden der Bär und die Entrüstung kennt kein Ende.
Man stellt sich die frage ob der empfunde skandal bei vielen nicht darin liegt das es nach über 200sontwas jahren amerikanischer und französischer revolution noch praktiziertes göttliches recht gibt. vielmehr das der tiger aus dem oftmals romantisierten käfig des völkerzoos ausgebrochen ist und jetzt die „weise frau und mann“ mit den zumutungen bedroht die man sonst nur anderen an den hals wünscht.
erinnert sei zb daran das zb ein vertreter der milli görus, bekannt aus dem berichten der verfassungschutzämter, bei der deutschen islamkonferenz am tisch sitzt ohne das es ein skandal wert ist. aber solange die türken usw im eigenen ghetto/käfig sind.
(und umso ungerechter mein kommentar ist, umso besser ist die lage)
Nun, Mom, soweit ich mitgekriegt habe, herrscht auch wegen der Scharia-Polizei Empörung. Ich glaube nicht, daß einer christlichen Eingreiftruppe „Anstand und Sitte“ mehr Empörung entgegenschlüge, die würden wohl eher ausgelacht denn als Bedrohung wahrgenommen. Alles Hypothesen natürlich.
Was mir auffällt, und das ist natürlich nicht nur in Bezug auf die Scharia so, daß Fakten für weniger Empörung sorgen als Symbole.
Diese Scharia-Polizisten haben ja eine symbolische Aktion gemacht mit ihren Westen. Und dagegen gehen die Leute auf die Barrikaden – zu Recht, selbstverständlich. Aber gegen die schleichende Scharia-isierung ganzer Bevölkerungsteile protestieren? Das geht irgendwie nicht.
Weil man nicht „Rassist“ sein will? – obwohl das Ganze überhaupt nichts mit Rasse zu tun hat. Weil man die Moslems in ihren Ghettos mal machen läßt, auch wenn dabei Ehrenmord, Zwangsehe oder ähnlich schöne Dinge vorkommen, man also einen Teil der Bevölkerung in ihren Ghettos im Stich läßt? Nämlich z.B. die, die gern in Deutschland leben wollen, eben weil es dort nicht nach der Scharia geht?
Es ist mir nicht ganz klar, wieso nun ausgerechnet diese orangen Westen der Tropfen sind, der das Faß zum Blubbern bringt. Anmaßung von Hoheitssymbolen vielleicht. 🙂
2.anti3anti
ich hoffe, dass war jetzt definitiv ironisch. denn ansonsten: die exekutive soll derartige aufgaben übernehmen? bitte?
da der islam zu deutschland gehört, wie unser ex-präsident, der durch zufall nach ende seiner präsidentschaft einer arabisch-deutschen lobby-organisation vorsteht, so überzeigend verlautbarte?
ich fühle mich durch diese aussage (anti3anti) entkörperlicht, da weiblich. profanerweise. da heute ein schwarzkäppchenbemützter in peinlicher hektik am aldi-kühltruhen-tatort vor mir zurückwich. weil leider kein scharia-personal vorhanden war.
und ich nun leider nicht sicher bin, in welchem grade ich gott-verworfen bin. qua geschlecht. lieber anti3anti. darf ich weiter unter der künstlichen aldi-sonne noch nach butter greifen? oh, welch fundamentale änderung meiner lebenswirklichkeit mir bevorzustehen scheint. und ich habe es nicht mal gespürt. wie ungezogen …
Heute, 6.9. Tagesschau: In unmittelbarer Reihenfolge kam zuerst Präsident Gauck, der zum Tag des Ehrenamtes die Bevölkerung aufforderte, sich verantwortlich für die Mitmenschen zu empfinden und Verantwortung zu übernehmen und dann ein Bericht über die „Sharia-Polizei“. Der Bericht war dann zwar kritisch, aber es schien so, als hätte die Redaktion sich wieder ein psychologisches Schnippchen geschlagen.
7. lila
ich glaube nicht, dass es es mit anmaßung von hoheitsymbolen zu tun hat. oder wenn, dann nur in verdrehtem sinn. leider sind icons etwas wesentlich profunderes als fakten. insofern kann man beinahe dankbar sein über diese symbolischen, in übertragenem sinne wirklichen warn-westen. ich finde es auch nicht wunderbar, aber die „gemeine“ bevölkerung braucht manchmal derartige „hin“weise.
ich betrachte sachsen, weil um mich herum. und vieles ist hier einfach nicht präsent, da nur ca. 2% ausländeranteil.
dennoch wandelt sich die muslimisch-weibliche bevölkerung von kopftuch zu hijab zu niqab, jedenfalls sichtbar, und man findet es nicht so toll. sie sind es nicht gewöhnt (trotz 25 jahren einheit). trauen sich oft nicht zu artikulieren oder wenn, dann oft jenseits des ertragbaren.
außerdem sollte man nicht vergessen, wie deutsche funktionieren (tucholsky hat leider immer noch recht.) – anarchisch eher nicht. deshalb bin ich gar nicht so unfroh über diese angemaßten hoheitssymbole. weil der vergleich auf der hand liegt und der durchschnittseinwohner sich plötzlich betroffen fühlt. was er sollte,
ohne rassistisch zu werden.
ich war am anfang etwas hilflos und konsterniert, dass es keine möglichkeiten qua grundgesetz gäbe, dem strafrechtlich nachzugehen. irgendwie fand ich es dann doch sehr zivilisiert. man ist schon für kleine gaben dankbar.
@lila
In meiner Familie ist seit Wochen in Diskussion, ob das Problem nicht darin liegt, dass man mit liberalen Werten (die vielleicht oft als abstrakt und nicht sehr „griffig“ empfunden werden?) nicht siw Mobilisierungs- und Integrationskraft erreichen kann wie eine Religion. Wir fragen uns, ob die blutig erkämpften Freiheitsrechte nicht einfach als Selbstverständlichkeiten empfunden werden, nicht als bedrohtes Privileg. Würden Fische für Wasser kämpfen, wenn sie dächten, dass es sowieso immer da ist?
Vielleicht (hoffentlich!) liege ich auch falsch mit dieser Befürchtung, ich werde die Frage jedenfalls mit meinen Schülern diskutieren, mal sehen, was die junge Generation so sagt.
@Lila
(sorry, zu früh gepostet)
Ich hab auch den Eindruck, dass sich die Leute aufregen, weil sich da irgendjemand anmaßt, ihr Verhalten öffentlich zu kritisieren und ihre Freiheiten („Saufen vor der Disko“, naja, was halt weh tut) anzugreifen. Wenn das irgendein muslimischer Macho weit, weit weg von den „guten“ Stadtvierteln mit seiner Frau macht, ist das egal, sieht ja keiner….
Oh ja, ich möchte gerne wissen, was die jüngere Generation sagt!
Es macht für uns alle einen Unterschied, ob jemand anders angegriffen wird oder wir selbst. Das ist menschlich verständlich.
Die jüngere Generation (was auch immer das heißen mag, ich bin 23) sagt bisher sehr wenig. Auf jeden Fall auffällig ist, dass bisher eine bestimmte Freundin am lautesten diese Aktion kritisiert – die Familie ihres Vaters ist muslimisch, besonders ihr Vater ist sehr konservativ. Sie musste sich viele Freiheiten erkämpfen oder vielmehr ertricksen. Kritik kommt bei den anderen meist aus dem feministischen Lager oder von denjenigen, die skeptisch beäugt werden, weil sie z.B. bekennende AfD-Wähler sind. Diese Kombination finde ich ganz wichtig, da diese beiden Gruppen sich ja sonst alles andere als einig sind…
zumindest bei dem was ich selektiv mitbekomme:
leider musss man da ausholen.
bei den „jungen progressiven leuten“ sind geschlechterfragen ganz modern. so mancher pupertierender erklärt er wäre schwul um eine ganze weile an den mädels rumzubaggern.
geschlecht gilt prinzipiell als konstruiert. eng verbunden ist das alles mit dem namen judith butler.
im asta erklärt die „startunte“ wie konstruiert doch geschlecht ist da man sich ja wie frau frisieren kann. man glaubt nicht das es sich um studenten handelt angesichts der plattheit.
und da alles, ob geschlecht oder sonstwas, im zweifel nicht real, sondern lediglich sprachlich festgelegt wird.
insofern legt man auch immer viel wert darauf das man korrekt nicht diskriminierend angesprochen wird bis zur dadaistischen realsatieren. zb haben einige jusos mal vier toiletten gefordert: m/w/beides/sonstiges.
auch das was aufklärung, rationalität usw ist gilt als konstrukt ohne bindung an die reale welt.
die folge ist ein kulturrelativismus (critical withness postkoloniale kritik…) da im extrem zb die schmerzen einer vaginalverstümmelung ja nur im weisen diskurs vorhanden sind. (und der weise mann eine intakte vagina haben will und deshalb keine rücksicht auf die sozialen bindungen und traditionen der schwarzen frau bla bla )
und es ist ungemein praktisch da man sich nicht mit widersprüchen befassen muss, zb das nicht nur afd, pro köln usw ziemlich scheisse sind sondern die moscheevereine mitunter auch.
der totale renner ist derzeit antimuslimischer rassismus. angeblich von reagen und co erfunden. (und wer die mudschahidin gegen die sowjets unterstützt hat interessiert nicht).
insofern wird man total unfähig und sprachlos sein dies einzuordnen da man auf der einen seite man als weiser coulered nicht kritisieren darf und auf der anderen seite trotz allem eine bürgerlich-christliche sozialisation durchlaufen hat und spätestens wenn es einen selber trifft schmerzhaft werden kann.
kritik zu butler und geschlecht:
http://jungle-world.com/artikel/2012/36/46215.html
kritik der theorie des antimuslimischen rassismus
http://melangehamburg.wordpress.com/2012/10/11/allahs-ethnie/
Tja, warum nur argumentieren wir nicht geschlossen und offen gegenüber dieser zutiefst archaisch anmutenden Rechtsprechung? Alle Argumente, jegliche empirisch fundierte Erkenntnis scheint doch auf unserer Seite?
Aufgeklärte Humanisten, die wir sind?
Nun ja … bis auf einige unter uns, halt diejenigen, die jene, die im Leben von vornherein miserable Karten hatten – mit Inbrunst und vor Zuschauern qualvoll – vergiften, grillen oder vergasen.
Wie einfach es wäre diejenigen, um die man sich nicht weiter kümmern möchte, mittels Stickstoff in seeliger Gleichgültigkeit aus dem Leben zu entlassen!
Doch schön soll und darf es ja nicht sein, nicht wahr?
Und der Rest? Also ich … möchte keine Volksabstimmung zur Wiedereinführung der Todesstrafe hierzulande erleben. Oder andernorts. Allzuweit haben wir uns noch nicht von archaischem Rachedurst entfernt, der in südlicheren Gefilden sich allenfalls dadurch unterscheidet, dass er weiterhin in tradierten Regeln gegenüber dem sozialen Umfeld verantwortet und gelebt wird.
Insofern ist barbarisch das falsche Wort. Initiiert dies doch das Fremde. Und es ist uns nicht fremd.
Widerwärtig archaisch träfe es besser.
Sich aber einen Gott zu halten, der von Dir verlangt, Deine niedersten Triebe in Ritualen auszuleben, ist sicher angenehm. Gott will es!
Bevor der aufgeklärte Humanismus in westlichen Sphären nicht die Schreibstuben zugunsten der Herzen der Bevölkerung verlassen hat, scheint mir also die Frage wesentlicher, wer wen in dieser Konfrontation wohin ziehen wird.
Geht unsere Entwicklung einen Schritt zurück oder macht die Entwicklung dieser Kultur(en) einen Sprung? Wie sicher ist unser Stand? Blicke ich über den grossen Teich, so gefällt mir die Antwort zwar nicht aber es ist eine.
Gott will es. Hierzulande sicher nicht. Und ich sehe in meinem Umfeld ausreichend hier angekommene Muslime, zweite oder dritte Generation mit unübersehbarer Entwicklung auf diese Gesellschaft zu. Leider aber nicht in dem atemberaubendem Tempo, in dem wir in der Lage sind rückwärts zu schreiten.
Freiheit und Menschenrechte sind ein verzichtbarer Luxus. Nicht einmal offen als Parole herausgebrüllt, nur gelebt, macht mir weit mehr Kopfzerbrechen als irgendeine Scharia-Polizei.
Eine sehr interessante Beobachtung @LN, auch Alice Schwarzer tritt ja ziemlich vehement als „Islamkritikerin“ in der Öffentlichkeit auf. Es scheint so zu sein, als brodele es kurz unter der Oberfläche eines erlernten politisch korrekten Verhaltens.
Einerseits ist die Idee des Multikulti liberal, weltoffen und tolerant (wer möchte dies nicht sein?), und Multikulti ist tatsächlich auch die einzige Möglichkeit eines weltweiten jeden Menschen respektierenden Miteinanders. Andererseits offenbart der Islam in Deutschland immer öfter sein wahres Gesicht als konservative Religion, die ihre Mitglieder mit Ver- und Geboten im täglichen Leben drangsaliert. Das konnte bisher in gewisser Weise stets „übersehen“ werden (was ich nicht sehen will, da schaue ich halt nicht hin), wird aber nun seitens der immer mächtiger werdenden konservativen Vertreter ihrer Religion als positive Eigenschaften dargestellt. Viele junge Menschen, die sich nicht selten als Verlierer der Gesellschaft betrachten, entdecken gerade in diesem Konservatismus des Islams ein Aufbegehren gegen die ältere Generation, die in ihrer Religionsausübung in Deutschland längst erheblich liberaler geworden waren als dies selbst in ihren ehemaligen Heimatländern der Fall ist.
Der natürliche Generationenkonflikt, bei dem die Jungen Freiheiten und Rechte von den Alten einfordern kehrt sich quasi ins Gegenteil; die Jungen werden radikaler in ihren Ansichten als es die Alten je gewesen waren.
Da niemand einer „Islamphobie“ attestiert werden möchte, andererseits die stringenten Verhaltensregeln in absurden Verboten langsam ausufern, gelingt ein Wegschauen nicht mehr so ohne weiteres. Wenn die Verbote im Alltag der jungen Menschen ankommen, muss sich ihnen gestellt werden. Von daher wäre eine „Sharia-Polizei“ das Beste, was geschehen könnte, denn dadurch wird den Islamgläubigen selber bewusst, welche Freiheiten es mittlerweile für sie ganz persönlich zu verteidigen gilt. Und für alle anderen wird offensichtlich, was sie bisher nicht wahrhaben wollten.
So wie das brutale Auftreten der IS für Israels Ansehen in der Welt, für das Verständnis gegenüber Israel durchaus positiv ist, so wären es die strengen „Tugendwächter“ des Islams für die an Freiheit bereits gewohnten jungen Menschen in Deutschland ebenso. Plötzlich erkennen sie den Wert individueller Freiheit. Zuerst muss die Freiheit genommen werden oder zumindest bedroht sein, ehe man ihren Wert erkennt. Das wäre zwar intellektuell eigentlich unnötig, aber so tickt halt der Mensch.
Dass nun selbst viele junge Menschen sich zu den konservativen Auslegungen des Islams hingezogen fühlen und öffentlich entsprechend auftreten, verwirrt die liberalen weltoffenen anderen um so mehr. Ihnen wird klar, es wird langsam Zeit, sich für die erkämpften Rechte einzusetzen. Dies führt zu einem Konflikt mit der eigenen Religion und gar nicht, wie vielleicht erwartet, mit der freien Gesellschaft Deutschlands – das zu erkennen bzw. sich dem zu stellen, ist ungemein schwieriger.
Eine bunte Republik, ja, die will jeder (ich übrigens ebenso), da ist es um so erstaunlicher, dass die Verweigerung für Multikulti gerade viel mehr aus der eigenen Religion des Islams kommt als von den Rechten Deutschlands. Die praktische Anwendung des wunderbaren Grundgesetzes – die Freiheit des Einen endet dort, wo die Unfreiheit des anderen beginnt – wird dieser Tage wohl auf eine harte Probe gestellt – aber halt ganz anders als bisher vermutet. Der Islam in Deutschland hat ein Problem mit sich selbst. Und je offensichtlicher und lauter seine fiese Seite zu Tage tritt desto weniger können alle übrigen ihre Augen verschießen.
Lila, Sie tun der „Achse“ Unrecht. Der Artikel ist wohl ironisch-nachdenklich gemeint und nicht bejahend.
Also ich finde das mit der Scharia-Polizei eine richtig tolle Sache und bin dafür, dass das für diejenigen, die es mögen, sofort eingeführt wird. Bin gespannt, was passiert, wenn die ersten Übeltäter ausgepeitscht, die ersten Hände abgehackt werden und die ersten Köpfe fallen. Wer von euch glaubt, das Ganze geht länger als 14 Tage, der kann mit mir wetten. Das würde den deutschen Steuerzahler total entlasten. Also los!
😀
Ich habe ihn doch auch ironisch zitiert. Oder war das nicht klar???
16.u.a.
Vielleicht liegt es einfach daran, dass es sich bei uns, damit meine ich den als besonders zivilisiert betrachteten Westen, nicht wirklich um säkulare Gesellschaften handelt. Überall, selbst in Staaten wo eine Trennung von Staat und Kirche in der Verfassung festgeschrieben ist, schwingt der Glaube an ein Überwesen mit, der die Geschicke der Menschen lenkt. Mit diesem Überwesen, das wir als Gott bezeichnen, besser mit der Vermarktungsgesellschaft, die dahinter steckt, will es sich niemand verderben. Auch nicht mit den vielen Gläubigen, die an diesen oder jenen Gott glauben und die nahezu alle davon überzeugt sind, nur der ihrige, wäre der einzige und wahre Macher, unter etlichen allmächtigen Nebenbuhlern. Wir wissen längst, dass weder oben noch unten, ein Wesen existiert, das uns Menschen aus den vielfältigen Verzweiflungen befreit. Wir wollen es nur nicht glauben. Kein Wesen, das die Hungrigen vom Hunger befreit und die Bedrohten, vor der Vernichtung schützt. Im Glauben an die Gerechtigkeit eines Gottes, haben wir uns längst an die Schreckensbilder aus den Nachrichten gewöhnt, an die Belanglosigkeit von Leben, weil ja die Wege und Entscheidungen Gottes unergründlich, aber offenbar notwendig und unumgänglich sind.
Wie sollen wir unserem fundamentalistischen Gegenüber glaubhaft gegenüber treten und ihm zu verstehen geben, dass kein Gott unsere Geschicke lenkt, sondern ausschließlich wir Menschen dafür verantwortlich sind, was wir tun oder unterlassen? Wir müssten unseren eigenen Gläubigen klarmachen, dass es keinen Gott gibt, keinen Gott geben kann, angesichts eines unmenschlichen Vorgehens, nicht nur im Irak, sondern in vielen Teilen der Welt. Und. Wir müssten zugeben, dass wir über weite Strecken selbst unmenschlich handeln, dieses Handeln aber als quasi von Gott subventioniert betrachten. Das wollen wir nicht.
Völlig richtig, wir sollten den Islamisten, und nicht nur denen, unsere Werte entgegenschreien, anstatt uns wegzuducken, wenn selbst in Europa dieser Wahn um sich greift. Wenn mit Sozialhilfe, erarbeitet durch „Ungläubige“, selbst Hassprediger ausgehalten und geduldet werden. Werte, die keines Gottes bedürfen. Werte, die nicht durch eine Kirche oder einen Gott, sondern TROTZ der Kirche und dem Glauben an einen Gott, gewachsen sind. Wir sollten den Islamisten mit und durch unsere Werte, die Ohnmächtigkeit ihres Gottes vor Augen halten, der nicht in der Lage ist, eine Vielzahl derer, die fest an ihn glauben, mit dem Notwendigsten zu versorgen. Der sie in Elend und Armut verrecken lässt. Wir brauchen generell nicht mehr, sondern weniger Religion. Überall. Was wir aber brauchen, ist ein Gefühl der Menschen, Subjekte einer ganzheitlichen Welt zu sein, die ohne Gott auskommen müssen, um überleben zu können. Die Anhänger des Islamismus müssen begreifen, dass sie sich aus dem Elend, das ihre Ideologie stützt, nur selbst befreien können. Nur mit der Abschaffung des Elends, wird diese, werden andere fürchterliche Ideologien versiegen. Das wird ein langer Weg und man kann ihn nicht mit Kriegen und einem Export der Demokratie verkürzen. Was wir gegenwärtig im Irak, in Afghanistan, in Syrien und anderswo bekämpfen, ist ein Bekämpfen der Symptome, nicht der Ursachen.
Mit den Geldern, die der Afghanistan- und Irak-Krieg verschlungen haben, hätte man jedem dort lebenden Muslim, ein Haus mit Pool bauen können. Ich denke, dass hätte sie mehr überzeugt, als Krieg und ISIS.
ok !
Zu 19 (aber nicht nur): http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/hass-im-netz-ich-bin-der-troll-13139203.html
Meine Antwort an G. wurde gelöscht. Den Grund hierfür wüsste ich gerne. Das war ein sachlicher und gut gemeinter Beitrag.
23.
Sie finden also, dass dies der richtige Hinweis ist?
Leute wie jene, auf die in besagtem Beitrag hingewiesen wird, gibt es, tatsächlich. Sie stören. Zugegeben.Viele andere aber, bemühen sich redlich, ihre eigene, berechtigte Meinung zu artikulieren. Das halte ich in einer Informationsgesellschaft, wo Information zur Ware und zur Waffe avanciert, für äußerst wichtig und notwendig. Sonst überließen wir die Gesellschaft bezahlten Meinungsmachern und Meinungsverfälschern, wie wir sie schon jetzt allerorten beobachten können. Ein Shitstorm, bezahlt von jenen, die an der Gleichschaltung der „dummen Masse“, ein ureigenes Interesse besitzen. Das hatten wir schon mehrfach in der Vergangenheit unter verschiedenen politischen Vorzeichen.
Was lässt. B. Brecht seinen Gallileo sagen, als der durch Fernrohr blickt? „…und er folgert messerscharf, dass nicht sein kann, was nicht sein darf“. Wollen sie eine solche Gesellschaft? Ich nicht. Ich kenne auch niemanden der das will. Außer sie. Vielleicht.