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Kurze Zwischenmeldung Juli 23, 2014, 1:39

Posted by Lila in Persönliches, Presseschau.
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Ja, unser Urlaub. Ich hatte ja die ganze Zeit gesagt: wenn es eine Bodenoffensive gibt, flieg ich nicht. Aber schließlich fuhren wir doch zum Flugplatz, Radio immer an, um im Notfall sofort anzuhalten, uns eine Bodenwelle zu suchen und uns hinzulegen. Das war aber nicht nötig. Wir sahen in weiter, weiter Ferne zwei Iron-Dome-Raketen, aber sonst war nichts. Von einer Bodenoffensive war nicht die Rede.

Der Flughafen war relativ leer, wir waren schnell durch die ganzen Kontrollen. Als wir an unserem Gate ankamen, sahen wir dort einen riesigen Fernsehschirm und drumherum Fernsehsessel – eine Aufmerksamkeit von Flughafen Ben Gurion zur Feier des 10. Jahrestags der Eröffnung des neuen Terminals. Um den Fernsehschirm herum eine schweigende Menge – und die Nachricht: die Bodenoffensive hatte begonnen. Ich wäre am liebsten umgekehrt. Es war eine Szene wie in einem ganz, ganz doofen Film, wo man sich als Zuschauer sagt: na sowas Konstruiertes, teuflischer Zufall aber auch.

Es war ein sehr merkwürdiges Gefühl, fast eine Woche wegen eines technischen Problems kein Internet zu haben. Ich habe mich bemüht, meinen Medienkonsum auf ein Minimum zu beschränken, weil ich die nässende Gruselkrätze kriege, wenn ich z.B. WDR-Nachrichten höre. Sieben Sätze über das Leid der palästinensischen Zivilbevölkerung  – nichts anderes. Ob sonst noch jemand leidet – egal. Ob alle Toten auch wirklich Zivilisten sind – egal, für die WDR-Nachrichtenfritzen ist jeder Palästinenser ein Zivilist.

Der Unterschied zu den Nachrichten, die mir Y. per Telefon vermittelte, war so eklatant, daß ich es nicht fassen konnte. Das darf doch einfach nicht wahr sein!

In der Tageszeitung, die meine Mutter bezieht, gibt es einmal pro Woche eine Seite mit Nachrichten für Kinder. Die war gestern dem Nahostkonflikt gewidmet. Fazit: ach, die Kinder dort wollen alle Frieden, aber es gibt eine Spirale der Gewalt, von der keiner mehr weiß, wie sie angefangen hat. Das Grundproblem jedoch ist der Streit um Land.

Wie viele Verzerrungen kann man in einem kurzen Abschnitt unterbringen? Wenn es um Israel geht – beliebig viele.

Besser als ich faßt es dieser Artikel der Welt zusammen:

Sprachforscher Stefanowitsch schlussfolgert aus seiner Analyse über die Einzelfälle hinaus, „dass Israel als Akteur in dem Konflikt namentlich wesentlich häufiger in den Schlagzeilen genannt wird als die Gegenseite“.

Zudem tauche das Wort „Israel“ beziehungsweise „israelisch“ auffällig häufig in Kombination mit militärischen Institutionen und Aktivitäten auf, sagte er im Gespräch mit der „Welt“. „Bei dem Wort „palästinensisch“ ist eine wesentlich größere Vielfalt zu beobachten“, hat der FU-Professor herausgefunden.

„Ein Großteil deutscher Medien berichtet immer noch voreingenommen – unter Auslassung von Fakten, die zu einem besseren Verständnis innerhalb der Bevölkerung führen könnten. Artikelüberschriften sind oft propagandistisch – gegen Israel ausgerichtet. Das ist einer der Gründe, warum es zu antijüdischen Aggressionen auf deutschen Straßen gekommen ist“, so der Sprachforscher weiter.

Jetzt habe ich aber wieder Internet und kann wieder Informationen beziehen, was wirklich passiert, ohne auf die deutsche mediale Stanzmaschine angewiesen zu sein und ohne meinen Mann abends mit tausend Fragen zu belämmern. Meine Söhne, knock on wood, sind (noch???)  nicht dabei – was ich tun soll, wenn sie eingezogen werden und ich hier festhänge, weiß ich nicht. Komisch eigentlich, daß sich die Fluglinien von ein paar selbstgebastelten, harmlosen Feuerwerkskörpern aufhalten lassen, nicht wahr?

Was sagt Ihr übrigens zu diesem Problem – nehmen wir an, Ihr seid die UNRWA und stellt fest, daß unter einer Eurer Schulen 20 Raketen versteckt waren (was Israel Euch schon x-mal berichtet hattet, was Ihr aber stets feurig abgestritten hattet…). Was würdet Ihr mit diesen Raketen tun? Ich gebe Euch mal vier Möglichkeiten:

a) sie von Experten vernichten lassen

b) sie beschlagnahmen und sicher verwahren lassen

c) sie an den Iran zurückschicken und das Geld zurückfordern

d) sie an die Hamas zurückgeben, damit sie noch ihrer Bestimmung zugeführt und über Israel abgefeuert werden können.

Welche Option ist die absurdeste? Nun, die UNRWA hat d) gewählt. Aber die UNO ist ja so objektiv und verläßlich, wenn es um den Nahen Osten geht, es ist rührend.

Ich möchte während der Ferien nicht bloggen – aber eine Pause gibt es nicht und kann es nicht geben für mich. Nicht nur, weil unter den kämpfenden Soldaten junge Männer sind, die ich vom Tag ihrer Geburt an kenne (und das ist noch gar nicht so lange her). Sondern auch, weil uns das Kernproblem des Konflikts seit Jahr und Tag begleitet und auch durch diese Kämpfe nicht gelöst werden kann. Und das bedrückt mich. Wir vererben es unseren Kindern und Kindeskindern. Ohne es zu wollen, doch ohne es ändern zu können.

Schulpartnerschaft Juli 17, 2014, 15:44

Posted by Lila in Presseschau.
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20 Raketen in einer UNRWA-Schule gefunden. 

Lest es Euch einfach bei Israellycool durch. Man kriegt die Motten. Vor allen angesichts der vielen Ermahnungen, die die IDF einstecken mußten, wenn sie gegen solche Raketen vorgegangen sind…

Ist wohl Schul-Partnerschaft auf palästinensisch: Raketen aus einer Schule im Gazastreifen werden auf eine Schule in Ashkelon geschickt. Unter dem Patronat der UNRWA.

 

 

PS: Der Laptop wird als letztes eingepackt 🙂

Den Koffer am ein am packen Juli 17, 2014, 13:32

Posted by Lila in Persönliches, Uncategorized.
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bin ich gerade. Heute nacht fliegen Quarta und ich. Die Gegend hier ist so schön, wenn ich ums Dorf gehe, gucke ich das Meer an und die Berge und finde alles so schön. Die Klippschliefer dösen, die Vögel picken nach wie vor wie wild an unserer beschichteten, reflektierenden Fensterreihe, und die Kater herrschen über uns mit träger, lässiger Pfote.

Aber die Hitze, die Hitze. Ich freue mich auf den grünen und gepflegten Garten meiner Mutter (meiner ist das genaue Gegenteil), auf einen hoffentlich bedeckten Himmel – und auf die Menschen, die mir fehlen.

Mal gucken, wie viel Zeit ich zum Bloggen finden werde. Aber noch bin ich, wie gesagt, am de janze Driß in de Täsch am ein am packen.

Baumaterial Juli 17, 2014, 12:28

Posted by Lila in Presseschau.
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Wie haben alle erleichtert aufgeatmet, als Israel endlich, endlich wieder Baumaterialien in den Gazastreifen ließ! Es war ja reine Schikane, die Einfuhr kontrollieren zu wollen. Reine Willkür.

Seit 2010 darf zumindest Baumaterial für Projekte internationaler Hilfsorganisationen wieder in das Palästinensergebiet eingeführt werden. Die Uno hatten im August vor einer gravierenden Verschlechterung der Lebensbedingungen im Gaza-Streifen gewarnt. Bis zum Jahr 2020 werde die Bevölkerung in dem Küstenstreifen am Mittelmeer um rund eine halbe Million auf 2,1 Millionen Menschen anwachsen. Die Infrastruktur des übervölkerten Gebietes könne mit dieser Entwicklung nicht Schritt halten.

oder auch:

EU-Außenministerin Catherine Ashton begrüßte die neue Regelung als „bedeutenden Schritt“ der israelischen Regierung. Ein Sprecher der US-Regierung sagte, die Maßnahmen würden das Leben der Bewohner des Gazastreifens „deutlich verbessern“. Die Hamas kritisierte den Schritt als „Manöver zur Täuschung der Öffentlichkeit“.

In einem Brief an Israels Außenminister Avigdor Lieberman forderten die Außenminister von Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien, die Maßnahmen müssten schnell umgesetzt werden. Sie seien ein „beachtenswertes und ermutigendes Signal“, hieß es dem Auswärtigen Amt zufolge in dem Brief. Zugleich begrüßten die Außenminister den Vorschlag Liebermans, europäische Außenminister sollten den Gazastreifen besuchen.

und auch sehr hübsch (Link zum Video auf derselben Seite):

Der Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) fordert ein vollständiges Ende der Blockade des Gaza-Streifens. Eine weitere Abriegelung diene nur den Fundamentalisten, so Westerwelle.

Es plaudert halt jeder daher, was er so versteht. Ohne viel nachzudenken. Blockade, böse, wird sich Guido gedacht haben. Würde mir auch nicht gefallen, wird er gedacht haben. Alle sind dagegen, immer diese Israelis, also weg mit der Abriegelung!

Das ist ein paar Jahre her, wen kümmert das Geschwätz von gestern?

Und da sehen wir sie wieder, die Baumaterialien.

Wenige Stunden vor dem geplanten Beginn einer Waffenruhe mit der Hamas hat die israelische Armee nach eigenen Angaben einen Terrorangriff verhindert. 13 schwer bewaffnete Palästinenser seien durch einen Tunnel aus dem südlichen Teil des Gazastreifens etwa 250 Meter weit nach Israel vorgedrungen, teilte das Militär mit.

Die Streitkräfte entdeckten die Angreifer kurz nachdem diese den Tunnel auf israelischer Seite verlassen hatten. Offenbar wollten sie den Kibbuz Sufa angreifen, der einen Kilometer entfernt liegt. Auf Luftbildern, die das israelische Militär veröffentlichte, ist zu sehen, wie die Kämpfer aus der Luft beschossen werden. Nach Angaben von Armeesprecher Peter Lerner soll bei dem Angriff mindestens ein Hamas-Kämpfer getötet worden sein. Die anderen Eindringlinge konnten offenbar durch den Tunnel in den Gazastreifen flüchten.

Die Kassam-Brigaden – der militärische Arm der Hamas – übernahmen die Verantwortung für den Angriff. Die Miliz behauptet, alle Kämpfer seien unversehrt nach Gaza zurückgekehrt.

Hätte Westerwelle es für nötig gehalten, sich zu entschuldigen, wenn Kibbuzniks aus Sufa entführt wären worden? Wenn sie jetzt mit verbundenen Augen durch den Tunnel nach Gaza geführt würden, einen Tunnel aus Beton, deren Einfuhr Westerwelle unbeschränkt sehen wollte? Freizügig, nicht wahr? Daß ein paar Israelis das mit ihrer Freiheit bezahlen könnten – das gilt nicht.

Wann wann wann kommt der Tag, an dem man Israels Argumente mal NICHT nach dem Schema „ach, noch eine Schikane für die armen Palästinenser – Widerstand leisten!!“ abtut, sondern sie einfach mal ernstnimmt? Wenn man einfach mal begreift, daß Israel sich nicht einfach einbildet, in den Händen bestimmter Palästinenser würde alles zur Waffe – sondern daß es wirklich so ist?

Für uns und Euch bedeutet Beton – Häuser. Für die Hamas bedeutet er – Waffen gegen Israel.

Gegen Bombengürtel gibt es Zäune, gegen Raketen Eisenkuppel, gegen Tunnel schickt man Kommandos hin.

Und dann heißt es „Spirale der Gewalt“, immer hübsch äquivalent.

Immerhin, man muß für kleine Dinge dankbar sein. Der SPon hätte auch titeln können: Israel beschießt wehrlose Palästinenser. Oder: Israel greift harmlose Ausflügler an. Oder: Israel schießt während Waffenruhe weiter….

Der Titel

Gaza-Konflikt: Israels Armee vereitelt Hamas-Angriff auf Kibbuz

benutzt zwar immer noch den Aktiv allein für Israel, aber immerhin stellt er die Tatsachen dar.

Und ich finde sogar einen Artikel, der meldet, wie viele Raketen während der „humanitären Waffenruhe“ auf Israel fallen. Donnerwetter.

Bevor der Tag beginnt… Juli 17, 2014, 6:53

Posted by Lila in Presseschau.
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… eine ernste Frage an meine europäischen Leser. Sie bezieht sich auf diese Aussage:

The EU leaders condemned the firing of rockets from Gaza into Israel and the indiscriminate targeting of civilians.

Israel has a right to protect its population from these attacks, but it must act proportionately and ensure the protection of civilians, they said.

Preisfrage 1: wie reagiert man „proportional“ auf den unablässigen Beschuß von Zivilisten mit Raketen, die willkürlich abgeschossen werden?

Wäre es den EU-Politikern lieber, wir würden ungezielt zurückschießen? Können sie uns ein Beispiel für solche „proportionalen“ Reaktionen nennen, die ihre eigenen Armeen unternommen haben? Vor allem in Situationen, in denen die eigene Zivilbevölkerung unter Beschuß war, der jahrelang angedauert hat?

Wie sieht eine proportionale Reaktion aus? Was erwarten die Europäer?

 

Preisfrage 2: welche Zivilisten sollen wir schützen – unsere eigenen oder die palästinensische?

Die IDF unternimmt große Anstrengungen (größere als z.B. in Kriegen, in denen europäische Armeen kämpften!), um die palästinensischen Zivilisten zu schützen – aber wäre es nicht mal an der Zeit, von der palästinensischen Führung zu fordern, ihre Leute wirksam und kosequent zu schützen? Warum ist es unhinterfragter Konsens, daß WIR für das Wohlergehen von Zivilisten zuständig sind, die die Hamas gewählt haben und fröhlich Knafe essen, wenn bei uns Menschen sterben?

Wie wäre es, mal ganz originell von der Hamas zu fordern, UNSERE Zivilisten zu schonen? ebenso wie die eigenen?

Warum liegt die ganze Verantwortung bei Israel?

Kleine Zufälle Juli 16, 2014, 23:49

Posted by Lila in Muzika israelit, Presseschau.
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War es gestern abend in einer Diskussion im Fernsehen über Bibi, wo er Rückhalt hat (Yaalon, zuhause…) und wo nicht (Lieberman, Erdan, Danon…), als Rina Mazliach nebenbei einwarf: „…zuhause ist es schon länger etwas schwierig…“? Mir fiel die Bemerkung auf und auch, wie glatt alle darüber hinweggingen – Sara Netanyahu ist kein Gesprächsthema, außer, wenn wieder mal Gerüchte über sie hochkochen. Dann stürzen sich alle auf sie, kurz und heftig, und dann wird weitergemacht wie normal. Ich dachte mir so: lange nichts mehr von Sara gehört. Und auch: wie taktlos von Mazliach.

Und jetzt, um halb ein Uhr nachts, wird Sara telefonisch interviewt. Was für ein Zufall. Sie hat eine angenehme Stimme und erzählt von ihrer Arbeit als Schulpsychologin, wie auch sie mit der Situation fertigwird. Wenn man sie so hört, kann man nicht glauben, daß die Geschichten über sie wahr sind.

Sie hat auch ein Lied ausgewählt, ein schönes Lied, „Nacht im Süden“.

Als Gruß an die Menschen im Süden, die von Alarm zu Alarm leben.

 

Breitmaulfrösche? Juli 16, 2014, 22:01

Posted by Lila in Presseschau.
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Diiiie gibt es hier nicht!

Immer wieder höre bzw lese ich, was es denn nun mit Antisemitismus zu tun hat, wenn man „israelkritisch“ ist. Denn es muß doch wohl möglich sein, Israel zu kritisieren, und Antisemit ist man ganz und gar nicht. (Gern kommt auch die alte Ente, daß ja Araber auch Semiten sind und darum die eigentlichen Opfer des Antisemitismus… und so weiter, zu dumm, um überhaupt darauf einzugehen.)

Ich habe neulich wortreich und übermüdet versucht, einer Neu-Kommentatorin die Grenze zu erklären – sie hat natürlich nicht geantwortet, was ja ihr gutes Recht ist, aber ich sitz dann auf meinen Erklärungen und weiß nicht, ob sie überhaupt gelesen wurden…

Doch viel besser als ich kann Brendan O`Neill erklären, warum ihm unbehaglich dabei wird, wenn auf Israel deutlich strengere Standards angewendet werden als auf jedes andere Land. Leider hab ich keine Zeit, den Text zu übersetzen – aber es lohnt sich, ihn zu lesen.

It’s extraordinary. France can invade Mali and there won’t be loud, rowdy protests by peaceniks in Paris. David Cameron, backed by a whopping 557 members of parliament, can order airstrikes on Libya and British leftists won’t give over their Twitterfeeds to publishing gruesome pics of the Libyan civilians killed as a consequence. President Obama can resume his drone attacks in Pakistan, killing 13 people in one strike last month, and Washington won’t be besieged by angry anti-war folk demanding ‘Hands off Pakistan’. But the minute Israel fires a rocket into Gaza, the second Israeli politicians say they’re at war again with Hamas, radicals in all these Western nations will take to the streets, wave hyperbolic placards, fulminate on Twitter, publish pictures of dead Palestinian children, publish the names and ages of everyone ‘MURDERED BY ISRAEL’, and generally scream about Israeli ‘bloodletting’. (When the West bombs another country, it’s ‘war’; when Israel does it, it’s ‘bloodletting’.)

Of course, Western double standards on Israel have been around for a while now. They can be seen not only in the fact that Israeli militarism makes people get out of bed and get angry in a way that no other form of militarism does, but also in the ugly boycotting of everything Israeli, whether it’s academics or apples, in a way that the people or products of other militaristic or authoritarian regimes are never treated.

The speed with which what purported to be an anti-war sentiment aimed at Israel became a warped fury with Israeli people, and the ease with which demonstrations against Israeli militarism became slurs against or physical attacks on Jews, suggests there is something extremely unwieldy about fashionable anti-Israel sentiment, something that allows it to slip, sometimes quite thoughtlessly, from being a seemingly typical anti-war cry to being something much uglier, prejudiced and ancient in nature.

….

Israel has been turned into a conduit for the expression of Western self-loathing, Western colonial guilt, Western self-doubt. It has been elevated into the most explicit expression of what are now considered to be the outdated Western values of militaristic self-preservation and progressive nationhood, and it is railed against and beaten down for embodying those values. It is held responsible, not simply for repressing the Palestinian desire for statehood, but for continuing to pursue virtues that we sensible folk in the rest of the West have apparently outgrown and for consequently being the source of war and terrorism not only in the Middle East but pretty much everywhere. A poll of Europeans discovered that most now consider Israel to be the key source of global instability.

Die aggressiven Gefühle von Wut, Zorn, Ärger, Empörung, die Israel bei vielen Europäern auslöst, stehen in keiner Proportion zu Israels wirklichen Aktionen, vor allem nicht, wenn man diese im Kontext sieht oder aber mit anderen vergleicht, über die derselbe Europäer sich nicht aufregt. Auf Israel werden alle Übel der Welt projiziert, Israel wird als allmächtig gesehen und gefürchtet. Und der Staat Israel wird mit Adjektiven bedacht, die vorher auf Juden angewandt wurden.

Kurz – „Israelkritik“ bedient sich allzu oft, verdächtig oft uralter antisemitischer Stereotypen und Redewendungen und Motive. Wenn man erst mal für diese Zusammenhänge sensibilisiert ist, wie es so schön heißt, fallen sie einem häufig auf. Und das kann einem die Zeitungslektüre ganz schön vergällen. Darum ist es für den eigenen Seelenfrieden vielleicht besser, wenn man im Schilf sitzen bleibt, in aller Ruhe vor sich hin quakt und sich kein bißchen angesprochen fühlt.

 

Quarta erzählt Juli 16, 2014, 21:06

Posted by Lila in Kinder, Land und Leute.
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Quarta hat sich heute mit ihren Freundinnen aus der Jugendgruppe Maale Yosef getroffen, um die gespendeten Süßigkeiten, Snacks und Geschenke einzusammeln und abzugeben. In jedem Örtchen haben sich Unmengen von Sachen angesammelt – Quarta meinte, das ist nur ein kleiner Teil der gespendeten Geschenke. Es war die Idee und Iniative der Jugendlichen selbst. Sie haben alles organisiert, jedes Mädchen in ihrem Ort.

2014 07 17 presents for soldiers

Eigentlich sollten die Sachen ja an die Soldaten von kipat barzel gehen, aber seit Dror Hanin dabei umgekommen ist, ist klar, daß es viel zu riskant ist, in den Süden zu fahren und aufs freie Feld zu gehen. Und die Soldaten haben ja extra darum gebeten, das NICHT zu tun.

Doch wir haben ja hier die Basis Zarit ganz in der Nähe. Wir hören die Artillerie, wenn sie nach Raketenbeschuß auf uns zurückfeuert (immer genau auf den Abschußort), und Quartas Freundinnen aus Shomera und Zarit hören es noch viel besser.

 

2014 07 17 presents II

Schließlich entschlossen die Mädchen sich, diese Basis mit den Sachen zu beglücken. Einer der Väter stellte sich als Fahrer zur Verfügung, und sein Kombi war schnell picke-packe-voll.

2014 07 17

So fanden sich die Mädchen mit einer Gruppe Soldaten wieder, die sich unheimlich freuten. Sie haben einen nicht einfachen Dienst, die freien Wochenenden sind gestrichen, und jederzeit kann es neuen Beschuß geben, auf den sie angemessen beantworten müssen – nicht heftig genug, um eine Eskalation herbeizuführen, doch energisch genug, um vor weiterem Beschuß abzuschrecken. Außerdem besteht natürlich immer die Gefahr von eindringenden Terroristen und Entführungen – gerade in Zarit ist das ja schon vorgekommen.

2014 07 17 picture with soldiers smilies

 

Die Soldaten zeigten den Mädchen ihre Arbeitsplätze.

2014 07 17 on top of artillery with hearts

Quarta fragte etwas schüchtern, ob das denn nun die Dinger seien, die so schrecklichen Lärm machen, und vor denen sie Angst hat. Und die Soldaten erklärten ihr, daß die Geschosse ihr nichts tun und daß sie davor keine Angst zu haben braucht. Im Gegenteil, es ist gut, daß es die Artillerie dort gibt – sonst gäbe es wahrscheinlich viel mehr Beschuß aus dem Libanon.

Ich habe Quarta das auch schon gesagt, aber es klingt natürlich viel überzeugender, wenn es nicht mitten in der Nacht von einer Mutter kommt, während die Scheiben im Haus klirren, sondern von einem selbstsicheren jungen Mann in Uniform…

2014 07 17 inside artillery with stripes

 

Die Mädchen waren stolz, daß sie den Soldaten eine Freude gemacht hatten, und Quarta kam sehr vergnügt wieder.

Ja, und solche Bilder können natürlich einen in der Wolle gefärbten Pazifisten, für den jeder Soldat potentieller Mörder ist und Militär grundsätzlich übel, dazu bringen zu denken: ach, wie die armen Kinder in Israel indoktriniert werden! schlimm schlimm!

Ich hoffe aber, daß, wenn Ihr den Kontext zulaßt und versteht, das Ganze anders aussieht. Alle diese Mädchen haben ihre Väter, Brüder, Schwestern und Nachbarn in Uniform gesehen. Sie wissen alle, daß sie auch in drei Jahren eingezogen werden. Die Armee ist für sie Teil ihres Lebens, und zwar ein positiver. Wir sind ja unlängst zugezogen, aber Quartas Freundinnen sind hier großgeworden und erinnern sich deutlich an die Zustände vor 2006. Sie sind praktisch im Luftschutzraum großgeworden – immer wieder waren Angriffe. Auch ihre Eltern sind damit aufgewachsen. Ihre Väter haben teilweise im Libanonkrieg I, oft auch II gedient. In ihren Klassen sitzen libanesische Kinder, deren Väter Offiziere in der Südlibanesischen Armee gedient haben und die 2000 fliehen mußten.

Und so kommt es, daß Quarta und ihre Freundinnen sich Gedanken machen, wie man den Soldaten eine Freude machen kann, und das auch umsetzen. Quarta hat jetzt weniger Angst vor dem schrecklichen Geräusch der Artillerie, und wenn wir es noch einmal hören sollten, chalila, wird sie daran denken, was sie heute gesehen hat.

Ist es schlimm, so aufzuwachsen – mit echter Bedrohung und greifbarer Notwendigkeit, sich zu verteidigen? Ich glaube nicht, daß es schlimm ist, sonst wäre ich ja nicht hier. Es ist nun mal die Realität für Israelis, und als ich einen Israeli geheiratet habe (Irrsinn, ich weiß 🙂 ), da habe ich den Konflikt mitgeheiratet. Und meine Kinder haben ihn gewissermaßen in den agalul gelegt gekriegt. Solange er nicht gelöst ist, gehört er zu unserem Leben, und wir können nur dafür sorgen, daß unsere Kinder nicht darunter leiden, sondern gesund und selbstbewußt und angstfrei aufwachsen. Oh, und ohne Haß – man kann loyal zum eigenen Land sein, ohne Haß oder Häme anderen gegenüber zu empfinden.

Offene Fragen Juli 16, 2014, 19:31

Posted by Lila in Presseschau.
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In allen internationalen Medien steht schon fest, daß die vier kleinen Jungen der Familie Bakr, die am Strand von Khan Younis ums Leben kamen, durch Beschuß von einem israelischen Schiff getötet wurden. Die Armee hat sich noch nicht geäußert. Die Angaben der palästinensischen Behörden sind, wie die Erfahrung zeigt, alles andere als zuverlässig.

Drei Erklärungen sind möglich: 1. ein furchtbarer Fehler der israelischen Soldaten. 2. Von der Hamas im Sand vergrabene Minen, die eine israelische Landung (wie bei der Kommandoaktion neulich) verhindern sollen. Oder 3.  eine der vielen Raketen oder Mörsergranaten, die im Gazastreifen landen statt in Israel.

Mich macht etwas mißtrauisch, daß eine ganze Gruppe Journalisten sofort dabei war, und daß der Guardian es als erste gemeldet haben (soweit ich weiß).

Was mich und auch meinen Mann mißtrauisch macht, sind die Verletzungen des überlebenden Kindes – viele kleine Schrapnellwunden. Eigentlich typischer für eine Mine. Ein Leser hat mir viele Bilder geschickt, die ich Y. gezeigt habe. Er meint, er sieht auf den Bildern keine Hinweise auf von oben fallende große Geschosse, aber die Bilder sind ungenau. (Er ist in seinem Leben schon mit so ziemlich allem beschossen wurden, was man schießen kann, und er meint, die Verwundungen ähneln sehr denen nach Beschuß mit כלימגור, das sind APM, die er im Libanon gesehen hat. Aber wie gesagt – die Bilder geben nicht genug Information.)

Die Strände sind in den letzten Tagen von der Marine und Kommando-Einheiten wie Shayetet beschossen worden, und wir wissen nicht, mit welcher Munition. Wir müssen abwarten, was die Armee sagt. Wenn es ein Fehler war, wird das Konsequenzen haben. Es ist leider nie auszuschließen, daß solche Fehler vorkommen. Ein Wunder eigentlich, daß es nicht schon eher passiert ist.

Daß die Toten und das verletzte Kind sofort aus nächster Nähe gefilmt wurden, ist typisch für die Palästinenser. Die israelische Presse durfte weder den schwerverletzten Jungen in Ashkelon noch die beiden beduinischen Schwestern so photographieren. Und die 15jährige Tochter der Kinderärztin Suissa in Ashkelon, deren Praxis in ihrem Haus heute einen direkten Treffer abkriegte, hat überlebt – weil sie sich in den Schutzraum gerettet hat. Sie war allein zuhause. Hätte ihre Mutter Sprechstunde gehabt – gäbe es bei uns nicht Sirene und Schutzräume – nicht auszudenken.

Ich erinnere mich an die Familie Ghalia, die in den Augen der Welt durch Israel getötet wurde, obwohl das höchst unwahrscheinlich war. Wenn die Tragödie, die heute passiert ist, durch einen Fehler israelischer Soldaten verursacht wurde, dann wird die Armee das auch offen zugeben und nicht abwälzen – das ist klar. Aber ebenso ist klar: egal, wodurch die Kinder wirklich ums Leben gekommen sind – ihr Tod wird Israel in jedem Fall angekreidet werden. Und auch: es ist bitter und sehr schade um den Verlust dieser Kinder und aller anderen. Eine große Tragödie.

Galgenhumor Juli 16, 2014, 18:19

Posted by Lila in Persönliches.
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Danke, Migdalit.

Hübsche Kostüme, schöne Graphik. Ich glaube aber, die Kalashnikovs gegen Ende sind nicht historisch echt – oder?

 

Rosinen picken Juli 16, 2014, 15:42

Posted by Lila in Presseschau.
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Eine kleine Denksport-Aufgabe für meine Leser: wie viele Unwahrheiten, Halbwahrheiten, Verdrehungen und mißverständliche Formulierungen hat die Autorin in ihrem Artikel unterbracht?

Tragödien Juli 16, 2014, 12:57

Posted by Lila in Qassamticker (incl. Gradraketen).
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entstehen so.

So sehen die Flyer aus, die Israel gestern über dem Gazastreifen abgeworfen hat.

The IDF dropped leaflets over Shuja’iyya, Zaytoun and Beit Lahia and called residents warning them to leave the area on Tuesday night and Wednesday morning.

„Despite the cease fire, Hamas and other terror organizations continued firing, so the IDF intends to strike terror targets and terrorists in the area with force from the air,“ the leaflets said. „Rockets fired at the state of Israel are launched from these areas. For your own safety, you are asked to leave your residences immediately and travel towards Gaza City by Wednesday, 16.07.14, at 8am.“

The leaflets went on to say: „The IDF has no desire to hurt you and your families. Evacuating the area is done in order to save your lives. You must not return to the area until further notice. Those who fail to comply with these instructions and evacuate immediately are risking their lives and the lives of his families.“

Neulich fragte auch jemand, wie sich so ein Telefonanruf anhört.

Auf Ivrit, weil der Angerufene Hebräisch kann. Fünf Minuten, um eine ganze Familie aus dem Haus zu retten, weil das Nachbarhaus beschossen wird – keine einfache Sache.

Die Hamas weist die Leute unterdessen an, sich nicht in Sicherheit zu bringen. Das Ultimatum ist seit Stunden abgelaufen – doch die Einwohner der betroffenen Stadtteile sind noch dort. Noch hat die Luftwaffe sie nicht unter Beschuß genommen – und pausenlos ist in Südisrael Alarm. In den Nachrichten heißt es, daß sehr viele Raketen aus der Gegend abgeschossen wurden, die evakuiert werden soll.

Bei Elder habe ich eine Visualisierung gefunden, die sich auch aktualisieren soll. Ich kann sie nicht übernehmen, also guckt sie Euch bei ihm an – die Karte zeigt weder unsere Gegend noch die Golanhöhen oder Eilat, die ja auch beschossen wurden – unsere Gegend aus dem Libanon, die Golanhöhen aus Syrien und Eilat aus dem Nord-Sinai. Aber die Aktivität aus dem Gazastreifen ist deutlich genug. Es reicht auch, sich Ynet breaking news anzugucken – vor lauter Alarmen bleibt kein Platz für andere Nachrichten. Oderbei Twitter den Under-attack-bot. Da wird einem klar, wie schnell diese Angriffe aufeinander folgen.

Ich kann nur froh sein, daß ich das Dilemma der Luftwaffe nicht lösen muß. Losschlagen, obwohl die Viertel noch voller Menschen sind? Oder abwarten und weitere Raketen auf die israelischen Zivilisten zulassen? Bisher wartet die Luftwaffe noch ab.

 

Noch deutlicher Juli 16, 2014, 12:36

Posted by Lila in Presseschau.
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als die neulich gezeigten Musik-Clips der Hamas ist dieses hier:

Ich schlage das als Soundtrack für die nächste Pali-Soli-Demo vor. Kann mir richtig vorstellen, wie alle danach tanzen… vielleicht wäre ja ein Polizeiwagen so nett, seine Anlage zur Verfügung zu stellen… okay, okay, ich hör schon auf.

Wirklich abstoßend finde ich den Tel-Aviv-Song, weil er nicht nur von krankhafter Selbstüberschätzung zeugt, sondern auch von so tiefem Haß, daß ich mir gar nicht vorstellen kann, wie man damit lebt.

Sagt mal – kommen solche Erzeugnisse in den Mainstream-Medien vor, oder muß man sich dafür in die Niederungen der Blogwelt begeben?  Fassen echte Journalisten solchen Dreck lieber nicht an?

Ich weiß nicht, wie populär diese Sachen im Gazastreifen sind – ob man sowas wirklich hört, im Radio spielt oder mitsingt. Es würde mich aber mal interessieren.

 

 

Zynischer geht es nicht Juli 15, 2014, 21:02

Posted by Lila in Land und Leute.
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Ich kann nur hoffen, daß es endlich alle kapiert haben: der frappierende Unterschied der Opferzahlen in diesem Konflikt belegt nicht die besondere Grausamkeit Israels, sondern die Taktik der anderen Seite, Zivilisten zu opfern, um Israel unter internationalen Druck zu setzen. Es hat bisher jedes einzige Mal geklappt.

Ob Hamas oder Hisbollah – sie schicken ihre eigenen Leute in den sicheren Tod mit ihrer Handlungsweise, und die Welt schreit nach einem Stopp von Israels Selbstverteidigung. Nur weil Israel die Zivilisten schützt, bedeutet das noch lange nicht, daß sie keinen Schaden davontragen. Und wann wird die Welt für die enormen Hilfsgelder, die jährlich in den Gazastreifen strömen, endlich mal Gegenleistungen fordern? Gewaltverzicht wäre schon mal ein Schritt – und bis sie soweit sind: wie wäre es mit Schutz für die eigene Bevölkerung? Wenn man schon mit dem Feuer spielt, sollte man wenigstens einen Eimer Wasser für die Zuschauer danebenstellen.

Nur zum Vergleich: so werden Israelis auf Angriffe vorbereitet. Auf arabisch.

 

 

 

Eine Kriegserklärung Juli 15, 2014, 16:24

Posted by Lila in Presseschau.
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haben wir vorhin live im Fernsehen gesehen, die Mädchen und ich. Es war Außenminister Lieberman, der seinem Chef den Kampf ansagte. Er setzt sich an die Spitze derer, die mit Maximalforderungen (den Gazastreifen wieder besetzen – Klasse Idee) versuchen, doch noch wenigstens eine Bodenoffensive durchzudrücken. Bibi ist ihnen zu weich. Bibi wiederum, bei als Oppositionsführer bei ähnlichen Gelegenheiten ein martialisches Profil zeigte, kann jetzt beurteilen, wie hoch der Preis für eine Wiederbesetzung, aber auch eine ausgedehnte Bodenoffensive wäre, und er zögert.

Eigentlich ist das die Stunde der Militärstrategen, die besser beurteilen können als ich, ob es nötig ist, Bodentruppen zu schicken, um das Vermögen der Hamas, uns anzugreifen, dauerhaft zu beschädigen. Unterirdische Anlagen, Terror-Tunnel, kleine, zivil getarnte Anlagen – es gibt alle möglichen Ziele, die aus der Luft nicht angegriffen werden können. Doch ich glaube, Bibi bevorzugt Kommando-Aktionen wie neulich die der Shayetet, die gezielt vom Meer aus angriffen, was aus der Luft, aber auch vom Boden aus unerreichbar war.

Eine Feuerpause mit anschließenden Verhandlungen wird vermutlich bald kommen, auch wenn die von heute praktisch in den letzten Zügen liegt. Im Fernsehen streiten sich die Kommentatoren wie die Minister im Kabinett – die einen setzen auf eine gewaltsame Befriedung, die anderen auf eine politische. Es ist wahrscheinlich, daß beides zusammen am besten wirkt.

Ehud Yaari erzählte eine kleine Geschichte, um zu illustrieren, in welche Richtung er denkt. Heute früh kam der Gesundheitsminister der PA, natürlich ein Fatach-Mann, durch Ägypten an die Grenze des Gazastreifens, um die Lage zu überprüfen und eventuelle Hilfe anzubieten. Er wurde an der Grenze so gründlich mit Steinen attackiert, daß ihm die Lust verging und er zurück nach Ramallah fuhr.

Die Hamas-Regierung verurteilte diesen Angriff und ermahnte ihre übereifrigen Anhänger.

Yaari zieht daraus und aus vielen anderen Indizien den Schluß, daß man Abu Mazen und die Fatach einbinden muß. Seine Idealvorstellung wäre wohl ein durch die PA befriedeter Gazastreifen.

Doch da käme wohl vorher ein Bürgerkrieg ungeahnter Härte auf uns zu und weitere Instabilität.

Kurz, keiner weiß was. Aber daß Lieberman mit seiner Idee so offen herauskam, in einer Pressekonferenz vor internationaler Presse, und sich damit quer vor Bibi stellte – das wird innenpolitisch noch Konsequenzen haben. Die komm-lieb-drücki-mit-uns-Rufe der Linken helfen ihm nicht, wie die Journalisten feststellten – die Bevölkerung will, vollkommen zu Recht, daß ein für alle Mal Schuß ist mit diesen Raketen-Runden. Man muß sich auch daran erinnern, daß schon wenige TAGE nach „Wolkensäule“ (amud annan) wieder Raketen fielen.

Eigentlich müßte Bibi Lieberman jetzt den Stuhl vor die Tür setzen.

Gestern übrigens erzählte jemand im Fernsehen, wer Bibis inoffizieller Berater ist: Ehud Barak. Seine politische Karriere ist vorbei, doch Bibi schätzt ihn und respektiert ihn, und sie sprechen dieselbe Sprache. Im Gegensatz zu Lieberman versteht Barak auch, wie die Welt aussieht, wenn man sie vom Stuhl des Premierministers aus betrachtet. Vermutlich würde Bibi hundertmal lieber Barak als Außenminister haben als Lieberman….

Mal gucken, was sich weiter ereignet. Um vier Uhr jedenfalls, nachdem die Hamas pausenlos Raketen geschickt hatte (dauernd leuchtete auf dem Fernseher der Schriftzug „Alarm in….“ auf), hat auch Israel den Beschuß wieder aufgenommen. Ich denke sehr viel an die Bewohner des Gazastreifens, die GEGEN die Hamas sind, aber aus Angst nicht den Mund aufmachen können. Sie müssen sich von Gott und der Welt verlassen fühlen. Ach, ich wünschte, es wären viele, und sie würden sich zusammentun….

We cease, they fire Juli 15, 2014, 12:33

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Immerhin hat die Hamas diesmal ehrlich gesagt, daß sie an einer Feuerpause nicht interessiert ist.

Israel hat das Feuer eingestellt, die Hamas feuert weiter.

Ob das manchen zum Nachdenken bewegen kann, der bisher immer geglaubt hat, daß Israel der Angreifer ist – oder zumindest genauso aggressiv wie die Hamas? Ich muß sagen, daß ich in den letzten Tagen mehr und mehr Artikel in deutschen Medien gelesen habe, die tatsächlich erkannt haben, wie groß der Unterschied ist.

Die Hamas feuert bewußt ihre größeren Raketen ab, die bis in die Nähe von Haifa kommen.

Diesmal gab es also auch in unserem alten Kibbuz Alarm…. wo Secundus lebt, meine Schwiegermutter und meine beste Freundin. Kein Fleckchen mehr, außer vielleicht der Gegend um Tiberias, wo es noch keinen Alarm gab.

Y.s Mutter lebt seit vielen Jahren mit einem sehr netten, aber auch ziemlich kranken Mann zusammen. Einen mamad haben sie nicht, darum haben sie sich in das kleine Zimmer mit den wenigsten Fenstern begeben, über ihnen eine Gipsdecke, ein paar Balken und Ziegel. Nicht sehr solide. Sie haben die zehn Minuten damit verbracht, sich zu streiten: er wollte, daß meine fitte Schwiegermutter zum Luftschutzbunker sprintet, der für ihn nicht erreichbar war – sie hat das weit von sich gewiesen und gemeint, sie bleibt bei ihm. Nein, das war ihm nicht recht. So gingen die zehn Minuten vorbei.

Meine Freundin war in dem Bunker, den meine liebe Schwiegermutter verschmäht hat. Er liegt bei den Kinderhäusern (die eigene Bunker haben), und sie hat unterwegs viel Kinderweinen gehört. Die Kinder hatten Angst.

Secundus war mit seinen Kollegen in einem anderen Bunker, mit denen der Kibbuz ja gesegnet ist. Normalerweise probt dort eine Band. Zwischen Gitarren, Schlagzeug und Mikrofonen haben sie abgewartet, bis der Alarm vorbei war.

Ich erzähle Secundus, daß ich den Livestream vom WM-Triumphzug in Berlin gucke. Im Hintergrund höre ich die Freudengesänge. Secundus ist natürlich sehr stolz auf den großen Erfolg, er war ja schon ein Schweinsteiger-Fan, als der noch in der Jugendmannschaft spielte. Wir unterhalten uns kurz, dann muß er weiterarbeiten.

Nie, nie, nie ist mir der Abgrund größer vorgekommen zwischen meiner alten Heimat und meiner neuen. Ich freue mich über den Jubel auf den Straßen von Berlin und freue mich über den sportlichen Erfolg und darüber, daß die sympathische Mannschaft überall nicht nur mit Toren, sondern auch mit Charakter gewonnen hat. Ich gönne es allen, die dort jubeln. Freu mich ja mit und bin wie eine Verrückte vom Sofa gesprungen, als Götze das Tor geschossen hat.

Wir leben so anders, so anders. Wie würde ich so einen leichtherzigen, frohen, stolzen Jubel mal den Israelis gönnen. Was uns verbindet, sind Momente der überwältigenden Trauer oder Sorge oder der Bewährung in schweren Stunden. Das schweißt auch zusammen, wenn man in Trauer zusammen singt. Aber vor lauter Freude – das muß schön sein.

Gegenseitig Juli 15, 2014, 11:23

Posted by Lila in Land und Leute.
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Die Besatzung der „Eisenkuppel“ hat diesen Clip veröffentlicht, in dem sie sich für die vielen Besuche und Geschenke bedanken. Man sieht, wie ganze Familien zu den kipat-barzel-Batterien pilgern und dort Essen, Geschenke und von Kindern gemalte Briefe abgeben. Auch die Jugendgruppe, in der Quarta aktiv ist, packt Päckchen für die Soldaten.

Die Soldaten bitten die Bürger aber auch, ihnen die Arbeit nicht unnötig schwer zu machen und sich nicht in Gefahr zu begeben. Bei einem Alarm auf freiem Feld, wo die Batterien stehen, ist kein Schutzraum erreichbar. Die Anweisungen von pikud ha-oref sollen befolgt werden. Beides zusammen sind ja die Erklärung für die wenigen Opfer der vielen Raketen: die meisten Raketen werden abgeschossen, und die Menschen bringen sich in Sicherheit. Es ist unglaublich, wie jung diese Soldatinnen und Soldaten aussehen, die jeden Tag die Himmel über Israel von Raketen säubern. So viel Verantwortung.

Die Soldaten bitten zum Schluß darum, daß wir sie auch aus der Ferne weiter unterstützen und lieben.

Wird gemacht, wird gemacht.

 

Und am selben Abend:

Genau das, wovor die Soldaten gewarnt haben, ist eingetroffen. Ein 37jähriger Mann, der Päckchen mit Süßigkeiten und Getränken für die Soldaten der Batterie Kipat barzel im Süden abgeben wollte, wurde von einem Mörserangriff überrascht und getötet.

Nachtschlaf Juli 15, 2014, 3:20

Posted by Lila in Kinder, Persönliches.
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Seit Jahren kämpfe ich mit Schlafstörungen. Gestern abend hatte mein Schlafdefizit solche Ausmaße angenommen, daß ich ganz früh schlafen ging und auch tatsächlich einschlafen konnte. Gegen elf Uhr kam Quarta ins SChlafzimmer, blaß und zitternd. Sie wollte uns ja eigentlich nicht wecken, aber sie hält es nicht länger aus. Ob wir nichts hören?

Tatsächlich war der Lärm der Artillerie so heftig, daß bei uns alle Glasscheiben schepperten. Kaum zu glauben, daß ich dasvon nicht aufgewacht bin. Y. versicherte Quarta, daß das nicht gefährlich ist für uns, aber Quarta meinte, wenn die Artillerie schießt, dann muß auch hier vorher eine Rakete gefallen sein. Und so war es auch. Zwei Raketen sind ganz bei uns in der Nähe niedergegangen – Quarta ist sicher, daß sie eine davon gehört hat. Alarm war aber nicht.

Das fand sie am verstörendsten – wenn man sich nicht darauf verlassen kann, daß bei Raketenangriffen die Sirene heult. Eine Stunde lag sie wach und hatte Angst, bis sie uns schließlich weckte. Ich ging dann mit ihr nach unten und machte es mir auf der Couch gemütlich. Aber ist doch nicht ganz dasselbe wie ein Bett. Sie schläft tief und fest, ich erweitere mein Schlafdefizit.

In den Zeitungen steht was von Waffenstillstand – das wird die Gruppen im Libanon, die auf uns feuern, nicht beeindrucken. Auch die Syrer nicht, die immer wieder die Golanhöhen beschießen. Und wie weit uns das mit der Hamas im Gazastreifen langfristig bringt, ist auch nicht klar. Sie nicht zu entwaffnen ist ungefähr so vorsorglich wie einen starken Raucher mit seinen gebunkerten Zigaretten allein zu lassen, damit er sich in Ruhe das Rauchen abgewöhnen kann. Solange die Hamas und Konsorten Waffen zur Verfügung haben, werden sie die irgendwann einsetzen. Aber erkär das mal einem Europäer.

Wenn ich mal wieder eine ganze Nacht durchschlafen kann – das wird schön.

Also bitte – laßt es nicht so weit kommen! Juli 14, 2014, 7:46

Posted by Lila in Presseschau.
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Wir haben die Bilder von anti-israelischen Demonstrationen schon gesehen, die statt vernünftiger politischer Ziele (über die man diskutieren könnte) nur primitiven, irrationalen Haß gegen Israel formulierten. Lügenhafte Vergleiche und gewissenlose Instrumentalisierung historischer Gräuel gehören dazu.

Doch das ist „normal“ im Vergleich zu den schweren Ausschreitungen gegen Juden, die sich in Paris ereignet haben. Wer die Lüge schluckt, daß zwischen Israel und Juden sauber unterschieden wird, und daß der Haß auf Israel nichts, aber auch gar nichts mit Haß auf Juden zu tun hat – der sollte sich mal ein bißchen besser informieren über die Motive und Gemütslage der Menschen, die hinter solchen Demos stehen. Offener als in Paris kann man es  nicht zeigen.

Elder of Zion, der Unermüdliche, bringt einen Augenzeugenbericht.

Das kennen wir alles – aber der Angriff auf die Synagoge überschreitet den ohnehin schon stinkenden Rubikon.

So zu tun, als würden die Juden die Palästinenser behandeln wie die Nazis die Juden – und dann selbst wie Nazis Juden jagen – das sind Untiefen, an die man sich nicht gewöhnen sollte. Europa darf diese Barbarei nicht auf ihrem Boden dulden. Davon muß sich auch der gemeine Israelkritiker distanzieren.

Lesen und angucken, bitte. Und dann: dafür sorgen, daß solche Bilder NICHT aus deutschen Städten kommen. Genug ist genug.

(Mehr dazu und in gebotener Schärfe – Tapfer im Nirgendwo.)

Mit der Kamera Juli 14, 2014, 6:53

Posted by Lila in Presseschau.
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Die JPost zeigt drei Videoclips, vor Ort von Bewohnern aufgenommen, die IAF-Luftschläge zeigen. Vorsicht, die Videos sind laut und nichts für Schreckhafte.

Der Schauplatz des ersten Videos ist unbekannt, beim zweiten soll es sich um Chan Yunis handeln.

Am interessantesten ist der dritte Clip, ebenfalls aus Chan Yunis:

Fällt Euch etwas auf? Nach dem Angriff gehen viele kleine Sekundär-Explosionen los, funkelnde kleine Lichter. Was bedeutet das? Daß ein Waffenlager getroffen wurde. Wohlgemerkt: angelegt in einer Wohngegend.

Bei allen drei Clips kann man sehen, daß die Menge des Sprengstoffs so bemessen ist, daß sie genau für das Ziel reicht – in den Nachbarhäusern ist es zweifellos ein grauenhaftes Erlebnis, Fenster gehen zu Bruch, Splitter fliegen und die Erde wackelt – aber sie bleiben stehen.

Und hier ist ein Clip vom Kanal der IDF. Er zeigt, wie es aus der Luft aussieht, wenn ein Waffenlager zerstört wird. Mit Erklärungen.

Und hier ist ein Clip, der den Dialog  zwischen dem Piloten und der Einsatzleitung. „Yeladim“ bedeutet: Kinder.

Ich empfehle, diesen Clip Leuten zu zeigen, die sich einbilden, der Gazastreifen würde aus Rachsucht flächenbombardiert. Das Gegenteil ist der Fall. Daß trotzdem so viele Zivilisten sterben, zeigt wohl nur, daß die Hamas Terror-Infrastruktur und ziviles Leben so dicht miteinander verwebt hat, daß es selbst für die IAF unmöglich ist, die Fäden sauber zu trennen.