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Leseproben Januar 15, 2009, 8:41

Posted by Lila in Presseschau.
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Es ist ein interessantes Experiment, und mich würde interessieren, wie es bei meinen Lesern funktioniert.

Ich gehe mal davon aus, daß keiner meiner Leser findet, die Dusiburger Polizei hat klug und fair gehandelt, als sie die israelische Flagge aus dem Fenster des Studenten entfernte. Zumindest hat keiner es in den Kommentaren, die sich dem Vorfall widmeten, verteidigt.

Aber wie fühlt es sich an, wenn man die Verurteilungen in den Talkbacks der Jerusalem Post liest, als Deutscher? Der Artikel basiert auf dem SPon-Artikel, aber die Gedanken der Talkbacker sind frei.

Have the Germans ANY backbone or shame? Bad enough they won’t control violent protesters, but now they assist in persecution of Jews (and non-Jewish supporters of Israel) once again. What’s next? Prohibiting Jews and Israel supporters from leaving their own neighborhoods?

I do not understand why Jews came back to live in Germany.

This is disgraceful. Pro-Hamas supporters can carry the flags of terrorist organizations, promote Jew hatred, attack Israel supporters and their property and get away with it. But let some supporter of Israel display her flag, they’re subject to arrest. If Europe doesn’t find its moral backbone, it is doomed.

Removing the irritant rather than the criminal source of the irritation is like sectioning the nerves to a gangrenous leg, smashing a functioning fire alarm in the middle of a fire to go back to sleep, or disabling the brake warning light in your car. More European narcolepsy!

there are things happening here you simply wont believe. please do note that many countries are almost islamic entities. especially holland, germany, uk, france, sweden. sooner or later jews will have no other option than to leave, sadley enough.. jihadis and socialists do already have the majority. G-D bless the USA. mendel – holland

Are the German Police stating that to silence one’s critics, one only has to turn to violence? A very sorry tale of Gernman democracy.

Though I uphold the right of Jews to live in safety anywhere in the world, I too find it incomprehensible that Jews would choose to live in Germany, Poland and for that matter France, unless they were born in those countries.

Two pro-Israel kids put up flags outside their home, a bunch of Islamic extremists show up and throw stuff at them, and then the cops show up and take down the flags instead of dispursing the unruly crowd of Muslims. Well gosh, it’s pretty obvious that nothing’s changed in Germany after 63 years!

I’ll bet Jews in Germany and central Europe believe… …that something as heinous as the systematic slaughter of innocent Jews could never, ever happen in a place as idyllic wonderful, tolerant Europe. Hmmm… why does that sound familiar.

Don’t the Jewish people have the right to live where they choose like most of us do? Germany is a disgrace to the Jewish people! They should be ashamed! Have they forgotten so soon? Where is their moral character? Now is the time for ALL Jews & Christians to wave the Israel flag proudly! Don’t let these barbarians win! If the flag is taken down now, you will be next, then what? Shame on those who know better for not standing with Israel.

Considering what is going on in Europe today. even with the Gaza operation, it shows the endemic anti-semitism that is always under the covers-to my brothers and sisters in Europe-COME HOME!!!!!!

Und so weiter, und so weiter.

Wenn Ihr das lest, fühlt Ihr nicht den Drang, zu sagen: Moment, Moment! Es war eine falsche Entscheidung der Polizisten, aber…

Doch leider hat es eine Weile gedauert, bis der Polizeipräsident eingelenkt hat – erst als die Empörung außerhalb der Polizei stieg. Vorher fand die Polizei nichts dabei. Und es war nicht das erste Mal, daß eine Israel-Flagge in Deutschland als Provokation galt und polizeilich entfernt wurde. Es ist also ein bißchen schwierig, in diesem Fall ein Aber… zu mobilisieren, das den Vorfall relativiert.

Und wie fühlt sich das an beim Lesen der Verurteilungen? Ist das anti-deutsche Gefühl berechtigt, will sich ein deutscher Leser dagegen verteidigen, oder fällt es ihm leicht, die Kritiker als voreingenommen zu verurteilen?  Stimmt es, daß in Deutschland starke antisemitische Strömungen spürbar sind, die sich normalerweise gut verbergen, die man aber wahrnehmen kann, wenn man dafür, wie man so unschön sagt, sensibilisiert ist? Was sind Eure Erfahrungen? Wie leicht fällt es Euch, damit umzugehen?

Hätte jemand von Euch den Mut, mit einem Israel-T-Shirt durch die Innenstandt zu gehen? Oder braucht man dafür keinen Mut? Wie stark schätzt Ihr den Antisemitismus ein, der sich hinter Israel-Kritik aller Art versteckt? Es interessiert mich wirklich, was Ihr denkt. (Die Kriterien für latenten Antisemtismus sind ja bekannt, nehme ich an. Sharanskys 3-D-Kriterien sind nützliche Anhaltspunkte: Dämonisierung, Doppelstandard, Deligitimation.) Oder existiert der Antisemitismus nur in Keulenform?






Kommentare»

1. olaf61 - Januar 15, 2009, 9:03

Nein, die haben genau Recht, die Kommentatoren. Obwohl die deutsche Politik andauert beteuert, „nie wieder“ und was es an Phrasen noch alles gibt, die Praxis zeigt etwas Anderes. Ich weiss nicht wie lange schon aber irgendwann hat es angefangen, dass der deutsche Staat den Schwanz vor Gewalttätern einzieht, wenn sie nicht als rechtsextremistisch etikettiert werden können. Jedem Juden mit ein wenig Freude an Gesundheit und Leben ist anzuraten, Deutschland und Europa zu verlassen. Deutlich wurde das am Prozess gegen den Rabbistecher von Frankfurt am Main. Den ein Deutsch-Afghane niederstechen musste, weil er sich vom Blick des Rabbis bedroht fühlte. Und was führte die Verteidigung an? Ordnungsstrafen, die der Rabbi erhalten hatte und, der Täter hörte ja auf, zu stechen, trat also von der Tat zurück. Kein Entsetzen, kein Aufschrei.

Im Übrigen, wird mit nichtjüdischen Deutschen auch so verfahren, dass im Zweifel der Stecher, wenn er aus einem islamischen Kulturkreis kommt, die Sympathien auf seiner Seite hat.

Früher oder später beugt sich der deutsche Staat, um des lieben inneren Friedens Willen, ganz den Zugewanderten aus dem islamischen Kulturkreis und dann werden nicht nur Flaggen abgenommen, sondern auch Juden in Schutzhaft und mit ihnen alle die, die den Islam beleidigen. Durch das was sie sind, das was sie tragen, esse, hören oder sagen.

Das ist meine feste Überzeugung.

2. Chajm - Januar 15, 2009, 9:12

Ich hätte nicht gedacht, dass ein offener Antisemitismus in diesem Maße wieder möglich ist. Da wurde ja öffentlich für die Auslöschung der Juden skandiert und es wurde nichts dagegen unternommen.
Der Mob tobt und die Polizei gibt nach.
Wenn der Mob sich durch die Präsenz jüdischer Menschen „provoziert” fühlt, werden wir wahrscheinlich in „Schutzhaft” genommen… So sieht es aus. Eine Reaktion der „Öffentlichkeit” bleibt bisher aus.

3. Carsten - Januar 15, 2009, 9:14

Hallo Lila!
Als (Halb-)Wahl-Duisburger war mir das gleich noch doppelt und dreifach peinlich. Aber derzeit bin ich ja weit von Duisburg weg, wo es zwar eine empörende und beschämende „Stop the Israeli Massacres in Gaza“-Demo gab (ich erwähnte sie), aber ein paar Tage später auch eine „Stand with Israel“-Kundgebung (die ich auch besucht hätte, wäre ich nicht durch einen Autounfall von Freunden anderweitig beschäftigt gewesen). Die mehr Leute angezogen hat (welch Wunder – fand im warmen jüdischen Gemeindezentrum statt und nicht draußen in der Kälte, wo es heute – mit Windchill – beinahe fünfzig Grad unter null waren) und auch mehr Presseaufmerksamkeit erfahren hat – von neutral berichtend bis zustimmend. Sehr angenehm.

Zu den Leseproben: Einige, viele davon sind überspitzt. Aber der Gedanke, den sie anprangern, dieser Gedanke des unterschwelligen Antisemitismus‘, der ist trotzdem da. Darin haben sie recht. Mag man den Polizeieinsatz auch als Ausrutscher betrachten, so muss man doch fragen, welcher Geist dahintersteht. Was für eine abstruse Gedankenwelt solche Ausrutscher entstehen lässt. Und der Gedanke gefällt mir gar nicht. Dieses Unbehagen wird auch nicht erleichtert durch die erbitterten Diskussionen, die ich in den vergangenen Wochen mit anderen Deutschen (und Österreichern) hatte – Deutsche (und Österreicher) aller kulturellen Hintergründe, gebildete Leute mit politikwissenschaftlichem und juristischem Hintergrund, Leute mit einer Spezialisierung auf internationale Beziehungen. Und trotzdem soviel Unwissen und Vorurteile, soviel Einseitigkeit. Das hat mich beinahe erschreckt (war dafür nur nicht unerwartet genug).

Allerdings ist der unterschwellige Aspekt wichtig für deinen zweiten Fragenkomplex: Ich glaube nicht, dass es Mut bräuchte, mit Israel-Shirt durch die Duisburger Innenstadt zu laufen. Vielleicht durch Marxloh, aber in der Innenstadt nicht. Ich probier das auch gern mal aus, wenn ich wieder da bin. Ich hatte mal mit dem Gedanken gespielt, eine Kippa durch Duisburg spazieren zu tragen, aber das schien mir dann unangemessen – ich will ja nicht die Gefühle derer verletzen, deren Akzeptanz ich erkunde.

4. Sanníe - Januar 15, 2009, 10:17

Ich habe längst aufgehört, Leserkommentare ernst zu nehmen. Warum sollten die israelischen Zeitungsleser klürger und differenzierter argumentieren als deutsche? Sind auch nur Menschen, die es wie alle gern einfach haben.

Warum ist Dir das peinlich, Carsten, daß ein Polizist eine falsche Entscheidung getroffen hat?

„Jedem Juden mit ein wenig Freude an Gesundheit und Leben ist anzuraten, Deutschland und Europa zu verlassen.“
Bitte kommen Sie wieder zu sich, Olaf.

5. markusoliver - Januar 15, 2009, 10:18

Als ehemaliges Mitglieder der deutschen Sicherheitsbehörden möchte ich dazu wie folgt Stellung nehmen:

1. Die Entscheidung in Duisburg war eine Katastrophe, aber sie war nicht ungewöhnlich. Die Beamten haben in der Annahme gehandelt, rechtmäßig zu handeln. Sie bezogen sich dabei auf die in den deutschen Gefahrenabwehrgesetzen vorhandene Rechtsfigur des sog. „Zweckveranlassers“.
Dabei geht es vereinfacht um die Frage, ob man eine Person zur Gefahrenabwehr in Anspruch nehmen darf, die sich innerhalb gesetzlich erlaubter Schranken bewegt.
Ein Schulbeispiel ist der sog. „Schaufensterpuppenfall“.
Hier eine Erklärung:
http://www.lexexakt.de/glossar/zweckveranlasser.php

Die Inanspruchnahme vollkommen rechtmäßig handelnder oder sogar gänzlich unbeteiligter Personen durch die Polizei hat in Deutschland eine lange Tradition. Sie wurde über Generationen von Prof. an Jurastudenten vermittelt. Ich habe diese Figur – das erwähne ich nicht ohne Stolz – stets abgelehnt und kritisiert.

Viele Juristen haben immer wieder davon gewarnt, weil damit verfassungsrechtliche Grenzen überschritten würden. Sie wurden alle immer wieder ignoriert.
Es wäre hochinteressant zu wissen, ob der von allen über alle Maßen hochgelobte Romanautor des „Vorlesers“, Prof. Dr. jur. Bernhard Schlink in seiner 2008 – Ausgabe. eigentlich schon Stellung gegen die Figur des Zweckveranalsser bezogen hat oder nicht Hier sein Werk bei Amazon:
http://www.amazon.de/Polizei-Ordnungsrecht-Versammlungsrecht-Rechtsstand-Juni/dp/3406580645/ref=sr_11_1?ie=UTF8&qid=1232006765&sr=11-1

Das ist nämlich tatsächlich derselbe „Schlink“. 😉
http://de.wikipedia.org/wiki/Bernhard_Schlink

2. Es ist richtig, dass es einen gewaltigen Antisemitismus mit moslemischen Hintergrund gibt. Einen deutschen Antisemitismus vermag ich lediglich in seiner neueren Form der Ablehnung von Amerikanismus und Marktwirtschaft zu erkennen. Es gibt eben viele Linke, die meinen in der Intifada soetwas wie einen Aufstand von Links zu erkennen und deswegen antisemitische Positionen beziehen. Ich halte Antisemitismus aber für vernachlässigar. Da gibt es andere Probleme in Deutschland, die wichtiger sind. Zwar nicht in Bezug auf Juden, aber sie müssen auch nicht immer im Mittelpunkt der Problemlage stehen.

Einen alten, gar religiös motivierten Antisemitismus kann ich nicht mehr finden.

Was bleibt sind ein paar Nazis, deren Bedeutung vollkommen überschätzt wird und mit absurd hohen Mitteln bekämpft wird, was wegen der damit verbundenen Aufmerksamkeitsanteile wohl leider eher das Gegenteil erreicht, als bezweckt ist.

3. Die Kritik aus Israel nehme ich mit einem Schmunzeln zur Kenntnis. Sie betrifft mich nicht wirklich und zwar aus den o.g. Gründen. Meine Schuld ist es nicht! Ich empfinde keine Kollektivschuld für Ausschwitz, ich empfinde auch kein Fremdschämen, wenn mein Nachbar in weißen Socken und Sandalen herumläuft und ich kann auch nichts für die juristische Unfähigkeit vorgeblicher Rechts- und Sicherheitsexperten.
Ein mea culpa von mir bleibt deswegen aus.

4. Das ist keine Schuld empfinden kann liegt übrigens auch daran, dass der ZdJ es ständig mit seiner Kritik übertreibt. Wenn ich nur an den aktuellen Tchibo-Skandal denke, könnte ich kotzen. Das Absurde an dieser Kritik ist ja auch, dass dasselbe Motto schon jahrzehnte von der deutschen Militärpolizei, den Feldjägern, als Motto geführt wird und wohl noch nie Kritik vom ZdJ kam.
Ich möchte das zwar nicht unbedingt in Verbindung bringen, aber der ZdJ hatte sich natürlich auch mal wieder zu dieser Frage geäußert und deswegen schalte ich – mittlerweile egal bei welchem Thema – sofort auf „Durchzug“, wenn der ZdJ irgendetwas kritisiert. Sei es auch noch so berechtigt.

6. Janina - Januar 15, 2009, 10:20

Hallo Lila,

die Leserkommentare sind absolut nachvollziehbar, verständlich und haben recht. Als ein deutscher Jugendlicher in der Türkei wegen Mißbrauch festgenommen wurde, ging ein Aufschrei durch die deutsche Medienlandschaft, Bevölkerung und Politik – das Rechtssystem, die Politik und Polizei der Türkei wurden in Zweifel gezogen und massiv kritisiert, jeder hatte eine felsenfeste Meinung zu dem Fall, die BILD-Zeitung hat eine hysterische Hilfekampagne gestartet – aber wenn „unsere“ Polizei in den Augen eines anderen Landes einen wirklichen Fehler macht, dann ist das alles nicht der Rede wert.

Egal, welche persönliche Überzeugung die Polizisten haben, also auch wenn sie sich lieber unter die Demonstranten gemischt hätten, sind sie trotzdem Repräsentanten des Deutschen Staates und somit an dessen Gesetze gebunden. Sachbeschädigung und Relativierung des Holocaust sind meines Wissens Straftatbestände. Wundert es mich, daß in den Medien nirgendwo erwähnt wird, daß die fleißigen Steinewerfer und Parolenschreier wegen eben jener Gründe verhaftet wurden…?
Abgesehen von den Hintergründen (Israel vs. „Friedensdemo“) ist es auch juristisch eine interessante Interpretation, das Opfer der Tat der Provokation zu bezichtigen und somit der Mitschuld der Tat. Selbst schuld, wenn sie so einen kurzen Rock trägt. Selbst schuld, wenn sie nicht zwangsverheiratet werden will. Selbst schuld, falsche Haarfarbe, Nationalität, Religion, Kleidung…selbst schuld, zur falschen Zeit am falschen Ort. Zudem hatte der Täter eine schwere Kindheit, wurde provoziert, in seiner Ehre, Religion und Kultur beleidigt. In seinem kulturellen Verständnis hat er eine angemessene Reaktion auf diese Provokation gezeigt. Freispruch.

Das mit dem T-Shirt werde ich ausprobieren. Mal schauen, wo ich ein Schönes herbekomme – ich werde dann berichten.

7. jens - Januar 15, 2009, 10:23

Wenn ich es richtig gelesen habe hatte Poliei für die Demo 1000 Teilnehmer erwartet – es kamen 10 000 – doh das Aufgebot der Polizei wurde nicht erhöt.
Ich habe das verhalten der Polizisten in diesem Zusammenhang eweniger als Antisemitismuss als einehilflosen Versuch interpretiert die Lage zu deaskalieren.

Nun ja ich würde im moment nicht unbedingt mit einem Kipa oder einer Israel flagge durch Neuköln laufen. Am letzten Wochenende war ich dort in einem stark von Islamisten fregmentierten Schwarama Laden (Der beste der Stadt!).
Kurz nach einer Palästinenser Demo, der Laden war voll von Leuten mit umgehängten Palästina Flaggen – und ich war schon recht froh dass mein kleiner Sohn sie nicht mit Shalom begrüsst hat….

8. Fabian - Januar 15, 2009, 10:23

Seit einigen Wochen lese ich unregelmäßig die Diskussionen auf der Seite der Jersalem Post und leider ist auch dort ein erschrenkendes Schema zu beobachten. Sobald die Rede von Palästinensern oder der Hamas ist, werden diese kurzerhand mit Neanderthalern, Ratten oder Affen verglichen. Insbesondere der Rattenvergleich wurde in genau der Form von den Nazis benutzt (z.b. Der ewige Jude). Von daher kann man leider nur sagen, dass ein Teil der Kommentatoren dort nur unreflektierten Schwachsinn von sich geben.

9. Christian - Januar 15, 2009, 10:46

Die Kommentare (die von Lila zitiert werden, nicht die hiesigen!)bestehen überwiegend aus hysterischem Gesabbel, überwiegend frei von Sachkenntnis. Darin ähneln sie sich denen auf Politically Incorrect. Das kann man zur Kenntnis nehmen, sollte sich aber nicht darüber ärgern.

Man muß sich außerdem darüber klar sein, dass in Internetforen keineswegs nur die geistige Elite kommentiert, sondern die scheinbar kenntnisreiche Meinung über Deutschland auch von 15-jährigen kommen kann, die aus den Hillbilly Mountains noch nie herausgekommen sind. Gerade in englischsprachigen israelischen Foren kommentiert nämlich gern der Mittlere Westen, der wenig von der Welt gesehen hat.

Meine zwei Cent zur Sache: Die Duisburger Polizei hat (politisch, juristisch kann man darüber vortrefflich streiten) falsch gehandelt und eine israelische Flagge entfernt. Das ist nicht schön, aber auch keine Staatsaffäre. Und ja, es gibt in Deutschland eine ganze Reihe unappetitlicher Gestalten, die derzeit Oberwasser verspüren und dumme Parolen brüllen. Sie repräsentieren aber nur einen kleinen Teil der Bevölkerung – zu einem guten Teil gehören sie nicht einmal zum Staatsvolk. Deswegen ist die deutsche Gesellschaft insgesamt aber weder antisemitisch noch gewalttätig.

10. Carsten - Januar 15, 2009, 11:03

@Sanni: Es ist weniger der einzelne Polizist, der peinlich ist, als das allgemeine Medienecho, das Duisburg erfährt. Nur zu selten hört man von dort etwas positives. Mafiamorde, Pleite, Israelfahnen, ja selbst im Fußball komt von dort nur Mist. Mir ist ein Artikel aus den vergangenen paar Jahren in einem überregionalen Medium bekannt, der was anderes behauptet. Und der zählt nicht, denn er stammt erschreckenderweise von mir.

@Olaf: Gerade „rechtsextremistisch etikettierten“ Demonstrationen begegnet man in Deutschland immer wieder mit erstaunlicher Nachsicht.

@Markusoliver: Was an einer extremistischen Strömung, deren Mitglieder seit dem Mauerfall 136 Menschen umgebracht haben, zu überschätzen ist, musst du mir nochmal erklären.

@jens: Woher sollte man auf die schnelle ein paar tausend zusätzliche Polizisten nehmen?

11. Sheygetz - Januar 15, 2009, 11:14

Wenn ich das lese – ich hatte ich gerade schon auf jpost – erinnert mich das vor allem an Kommentare zu Artikeln über den Gaza-Feldzug, insbesondere auf den Websites britischer Blätter. Es ist einseitig, überspitzt, schließt von einem Vorfall auf ganz Deutschland/ über die vergangenen 63 Jahre/ ganz Europa gar. Herrjemine. Kurz, das kann man nicht ernst nehmen. Und es erinnert mich – das mag am zeitlichen Zusammenfallen beim Lesen liegen – daran, was ich über das Verbot der Teilnahme der Führer israelisch-arabischer Parteien an den nächsten Wahlen gelesen habe. Über die Hintergründe dazu und die Hoffnung, daß dieser Unsinn vom zuständigen Gericht gestoppt wird. (Übrigens sehr ähnlich in D, wo immer wieder politischer Dünnschiß vom BVG gestopt werden muß – was, wie einige seiner Richter inzwischen auch öffentlich beklagen, eigentlich in nicht seine Rolle ist.) Welche verallgemeinernden Rückschlüsse sollte ich da jetzt auf die Gesamtgeschichte der Gesamtbevölkerung des Staates Israel ziehen?

Hier in Düsseldorf gibt es eine Kleinkunst-Kneipe, die einem so offensichtlichen, wie bekennenden Schwulen gehört. Dieser äußerte im vergangenen Jahr in seiner wöchentlichen Kolumne auf Radio Neandertal (der Name Programm? 🙂 über eine ihm verhaßte, junge türkische Radio-Moderatorin „Da wünschte man doch, es gäbe die Nürnberger Rassegesetze noch“. Schluck. Weiß der Mann nicht, was seinemeiner zu solchen Zeiten blühen würde … (Hier http://www.sueddeutsche.de/kultur/646/419410/text/ und in größerem Kontext bei Lilas Hauspostille ;-)http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,482240,00.html ). Wäre die Betreffende Jüdin, hättes es bis in die JPost geschallt, keine Frage. So, stand’s vielleicht in Hürriyet, aber das liest ja keiner, um es auf Deutsch retour zu bloggen. Will sagen, das Objekt des Vorfalls trägt offenbar wesentlich zur Aufmerksamkeit bei.

Ich habe nur so ein „Sch’to Coca-Cola“ T-Shirt, was regelmäßig großes Interesse erzeugt – die Leute „erkennen“ das Marken-Logo irgendwie, können es aber nicht „lesen“. Manche bauen sich dann vor mir auf und drehen den Kopf um 180° oder von links nach rechts … sehr putzig. Wegen meinem Magen David um den Hals habe ich einmal Ärger gehabt – Anfang der Achtziger in der Mensa der TU Berlin drohte mir ein offenbar arabischer Kommilitone Mord und Todschlag an. Die kleine Flagge auf meiner Sporttasche zeitigt schon mal ein umständlich-verknotetes „Ähem, sind Sie äh… errr…. JUDE?“. Letzteres kommt dann in der Tat versal geschossen, weil der Betreffende das Wort wohl nicht allzu lange im Mund haben will … man könnte sich ja „das Maul verbrennen“. Ich würde erwarten, daß ein flaggenähnliches, „bildfüllendes“ Israel-T-Shirt schon Pöbeleien bis hin zum Anspucken seitens muslimischer Passanten anzöge – gerade in diesen Tagen.

12. Chajm - Januar 15, 2009, 11:16

@ Christian
Hört hört… Es macht keinen großen Unterschied, ob die Gesellschaft insgesamt „aktiv” antisemitisch ist, oder eine Minderheit in dieser Hinsicht schalten und walten lässt.

13. markusoliver - Januar 15, 2009, 11:19

Carsten, Deutschland ist ein Land mit über 80 Millionen Menschen. Von 136 Tötungen ist ein ganz erheblicher Teil auf die Mischung von Alkoholkonsum und Hass zurückzuführen. Das kann man nicht 1:1 auf extremistischen Hass zurückführen. Selbst wenn es so wäre, dann wäre die Zahl im Vergleich zu anderen Problemen zu vernachlässigen.

Verglichen mit den Opfern von organisierter Kriminalität oder sog. „Ehrenmorden“ (die ja erst seit kurzem überhaupt erfasst werden und sonst immer als Totschlag oder Körperverletzung mit Todesfolge erfasst wurden), ist das eine zu vernachlässigende Größe. Da gibt es ganz andere Zahlen. Und jährlich, nicht seit praktischem Anbeginn der Zeitrechnung.

14. Miri - Januar 15, 2009, 11:31

Du fragst, ob Mut vonnöten ist, um mit einem Israel-T-Shirt durch die Straßen zu laufen. Ich wohne in Berlin und hätte keine Bedenken, jedoch überhaupt nicht das Bedürfnis.
Für mich ist es eher eine Frage des Willens.

15. Dagny - Januar 15, 2009, 11:50

Vielen Dank fuer die Erklaerung des ‚Zweckveranlassers‘. Ich werde es beim A-Team in einem Artikel sogleich aufgreifen.

An der Affaire ist fuer mich das ertsaunliche und gleichzeitig beruhigende, dass der Skandal zuerst in der Blogosphaere diskutiert wurde und es dann in die Medien geschafft hat.

Der ‚Antiisraelismus‘ ist imho eine falsche Solidaritaet mit dem als schwaecher empfundenen David, bzw. den Palaestinensern. Vielleicht spielt auch die Achse ‚Israel – USA – Kapitalismus‘ eine Rolle?

16. Michael - Januar 15, 2009, 11:54

Ich glaube ja nicht, dass die Polizei eine politisch oder gar (unterschwellig-?)antisemitisch motivierte Entscheidung getroffen hat. Da wird einfach das Gewaltpotential auf der einen Seite mit der Mannschaftsstärke auf der anderen Seite verrechnet und dann entschieden worden sein, ein offensichtliches Problem mit geringst möglichem Ressourceneinsatz zu entschärfen. Es würde mich sehr wundern, wenn die Einsatzleitung sich des politischen Aspekts dieser Entscheidung und der Tragweite voll(!) bewusst war und das in Kauf genommen hat. Die wissen auch, dass ihre Karriere ganz schnell beendet sein kann. Unter diesem Aspekt sehe ich auch den „Daumen hoch“ des Polizeipräsidenten: Keine Eskalation mit brennenden Autos, niedrige Kosten – Auftrag ausgeführt. Vielleicht hat man sich auch daran erinnernt, dass während des Bush-Besuchs in Deutschland auch Flaggen (oder waren es Transparente?) in ähnlichen Aktionen aus Wohnungen entfernt wurden – also mit viel weniger Anlass. Ich hätte auch nicht erwartet, dass sich die Presse derart auf das Thema stürzt. Und das internationale Echo jetzt erklärt natürlich auch die große politische Empörung, die anscheinend grad in Deutschland ausbricht. (Oder glaubt jemand, dass sich Politiker ohne Zwang so empört zeigen?)

Dass das trotzdem nicht sein darf, nicht aus politischer Sicht aber auch nicht als Signal an die vielen unterschiedlichen und mehr oder weniger gewaltbereiten Interessengruppen in Deutschland, das ist schon klar. (Mir jedenfalls.) Und dass das jetzt in die richtige Richtung eskaliert ebenso. Trotzdem scheinen mir die Reaktionen oben in den „Leseproben“ nicht ganz dem Anlass zu entsprechen. Aber das ist ja nicht so ungewöhnlich.

(Und nochmal ausdrücklich: Nein, ich finde nicht, dass die Polizei „klug und fair“ gehandelt hat. Eher kurzsichtig-strategisch. Und ich will auch nichts relativieren. Nur daran erinnern, dass Entscheidungen aus unterschiedlichen Perspektiven und von unterschiedlichen Menschen getroffen werden. Und globales Denken ist vermutlich keine Kernkompetenz bei der Landespolizei.)

Ich hab noch nie offenen Antisemitismus bei einem Menschen erlebt, mit dem ich mich unterhalten habe. Das mag natürlich auch daran liegen, dass es keinen Anlass für dieses Thema gab – wie sehr mancher Standpunkt variieren kann beschreibt, finde ich, Frau Kleinschmidt grad sehr schön in der ZEIT

http://www.zeit.de/online/2009/03/essay-israel-gaza

. Das soll auch nicht heissen, dass es den nicht gibt, natürlich nicht, aber offenbar ist es möglich, in Deutschland zu leben, ohne damit in Berührung zu kommen. Und unterschwelligen Antisemitismus erlebe ich hauptsächlich bei Menschen, deren „Fremdenfeindlichkeit“ sich auch bei Menschen aus anderen Bundesländern oder aus dem Nachbardorf zeigt. Ich sehe allerdings auch keine Kippa auf der Straße und keine Flagge von Israel.

Ich halte die meisten Deutschen für gut angepasste, im Kern egoistische, kleingeistige, dem Leben jenseits ihres meist sehr engen Horizontes skeptisch bis ablehnend gegenüberstehende Menschen, die einem (europäischen) Juden mit genau der gleichen Menge an Vorbehalten gegenübertreten würde wie einem Mormonen, einem Neu-Apostolen oder einem Mensa-Mitglied. Und arabische Juden, russische Juden etc. hätten vermutlich frühestens an zweiter Stelle mit Vorbehalten ihrem Glauben gegenüber zu tun. Und mein ganz persönlicher Eindruck ist, dass antizionistische Haltungen eher durch die Presse aufrecht erhalten werden als durch irgendwas sonst, und das auch hauptsächlich in Zeiten eskalierender Gewalt wie jetzt grad. Zu jeder anderen Zeit nehme ich Israel zum Beispiel eher als Technologiestandort wahr, aus dem in den letzten Jahren immer mehr Impulse kommen. Und vielleicht noch als kulturell und historisch interessantes Land.

Ich glaube auch nicht, dass die meisten Menschen der Meinung sind, sie müssten (jetzt) irgendwie zeigen, dass sie aus ihrer Vergangenheit gelernt haben. Denn für die meisten Menschen ist „Vergangenheit“ ein Zeitraum von vielleicht 30 bis 40 Jahren.

Trotzdem würde ich es für vollkommen irre halten, in einem Israel-T-Shirt durch die Stadt zu gehen. Da ist das Problem nämlich nicht die gesellschaftliche Mehrheit, sondern die gewaltbereite Minderheit.

Gruß, M.

17. dumspirospero77 - Januar 15, 2009, 12:10

Naja, Berlin ist auch noch meines Wissens nach mit anderen Bevölkerungsgruppen gefüllt als nur mit Muslimischen.. In Duisburg wie im gesamten Ruhrgebiet ist dank der Politik der Wirtschaftswunderjahre ein so grosses Potenzial an muslimisch geprägten Bürgern entstanden das es inzwischen ganze Stadtgebiete gibt die man als Nicht-muslime nur ungern besuchen möchte. Es herscht dort eine freiwillige Einigelung der dort wohnenden Bevölkerung gegen jede Integrationspolitik.Und ich spreche aus eigenen Erfahrungen. Insofern ist das Verhalten der Duisburger Polizei einfach wohl der Wunsch gewesen, einfach und schnell eine Sache vom Tisch zu bekommen. Und da nimmt man lieber einem Einzelnem was weg anstatt ihn vor einer ganzen Meute zu beschützen. Aber ich denke, das ist eine allgemeinmenschliche Verhaltensweise und dürfte sich so sicherlich in allen Teilen der Welt finden lassen. Der Mensch ist nicht zum Revolutionär geboren. Nur zum Mitläufer. In dem Sinne..

18. schoschana - Januar 15, 2009, 12:27

Qolaf61

„Jedem Juden mit ein wenig Freude an Gesundheit und Leben ist anzuraten, Deutschland und Europa zu verlassen. “

das ist ein armutszeugnis. wie steht es mit deinem willen, die demokratie in deutschland aufrechtzuerhalten und sich dafür einzusetzen, dass eben dafka juden und andere minderheiten in deutschland leben können?

diesen rat habe ich schon mehrfach in meinem leben gehört. und mich immer gefragt, ob diejenigen, die diesen rat gaben, sich nicht selbst bedroht fühlten. wollen die denn wirklich in einer solchen gesellschaft leben, die es möglich macht, dass juden darin keinen platz haben können?

19. Hendrik - Januar 15, 2009, 12:28

Ich fühle mich durch JP Kommentare nicht angegriffen, im Gegenteil. Sicher ist es eine Überspitzung, wenn aus einem Einzelfall auf die Stimmung in ganz Deutschland geschlossen würde – aber leider ist es kein Einzelfall, sondern nur der momentane Höhepunkt einer gefährlichen Appeasementpolitik, die Hassverbrechen und Volksverhetzung durch Mitglieder des arabisch-islamischen Kulturkreises zunehmend hilflos gegenübersteht und es vorzieht, für Ruhe und Ordnung zu sorgen, anstatt Freiheitsrechte zu verteidigen. Hurra wir kapitulieren, wie HM Broder formulierte, oder um einen Monty Python Song zu zitieren: „Never be rude to an Arab“ . Da ist es nachvollziehbar, dass diese Einzelfälle im Ausland und gerade in Israel als Anzeichen für ein größeres Problem zusammengezogen werden. Und Recht haben sie: Wenn gewaltbereite muslimische Antisemiten erst einmal den Eindruck bekommen haben, die deutsche Bevölkerung und die Polizei stünde auf ihrer Seite, könnten weitere Anstachlung und Enthemmung die Folge sein. Dann wird es richtig ungemütlich.

20. schoschana - Januar 15, 2009, 12:29

@chajm

„Der Mob tobt und die Polizei gibt nach.
Wenn der Mob sich durch die Präsenz jüdischer Menschen „provoziert” fühlt, werden wir wahrscheinlich in „Schutzhaft” genommen… So sieht es aus. Eine Reaktion der „Öffentlichkeit” bleibt bisher aus.“

ja, das ist sehr bitter. der latente antisemitismus in deutschland hat damit eine neue qualität bekommen.

21. Mr. Moe - Januar 15, 2009, 12:35

Machen wir es kurz (und vor allem: nicht auf einzelne Kommentare bezogen):

„Ist das anti-deutsche Gefühl berechtigt?“
Ja.

„Und wie fühlt sich das an beim Lesen der Verurteilungen?“
Es sind keine „Verurteilungen“, sondern auf simplen Tatsachen basierende Schlussfolgerungen. Ich empfinde dabei ein Gefühl der Zustimmung, sonst nichts.

„Stimmt es, daß in Deutschland starke antisemitische Strömungen spürbar sind, die sich normalerweise gut verbergen, die man aber wahrnehmen kann, wenn man dafür, wie man so unschön sagt, sensibilisiert ist?“
Ja.

„Wie stark schätzt Ihr den Antisemitismus ein, der sich hinter Israel-Kritik aller Art versteckt?“
Ich bin mir nicht sicher, auf was sich das „stark“ bezieht: Die Unveränderlichkeit und Festgefahrenheit der antisemitischen Ressentiments? Ob aus dem Ressentiment Taten folgen?

„Oder existiert der Antisemitismus nur in Keulenform?“
Im Gegenteil: Er existiert (in Deutschland) nur noch selten in Keulenform. Die weit verbreitetste Form heutzutage ist die Feuilletonform.

22. olaf61 - Januar 15, 2009, 12:45

@4. Sanníe

Bitte komm erst mal zu Dir(im Internet duze ich immer). Die Juden wollten es mit 1933 auch nicht wahrhaben, was sich da zusammenbraut. Die dachte, wir sind doch Deutsche aber nein, sie waren Juden und die, die zu spät gegangen sind, die wurden ermordet.

Natürlich wird der heutige Staat das nicht verordnen. DARAUS hat Deutschland gelernt. Aber er wird Übergriffen und Gewalttaten auch nicht entgegentreten. Im Gegenteil, er wird die Steine des Anstosses entfernen. Und wer wird das wohl sein? Hm?

@Carsten

Bitte mal die Augen öffnen. Es gibt in Deutschland das Recht auf Demonstrationsfreiheit. Bei Rechtsextremisten gibt es aber zu Recht strenge Auflagen, was die mitführen und rufen dürfen und halten die sich nicht dran, ist es vorbei. Parallel zu solchen Veranstaltungen gibt es „Zivilcourage zeigen“, „Bunt statt braun“ oder „Essen gegen Nazis“. Politik und Zivilgesellschaft sind sich einig, nie wieder.

Auf den Veranstaltungen, die zugunsten einer Terrororganisation stattfinden, die in ihrer Charta die Beseitigung eines souveränen Staates festgeschrieben hat und in dem nicht durch Zufall hauptsächlich Juden Schutz finden, da schweigt die Zivilgesellschaft fein stille und die Politiker sowieso. Da wird schon mal deeskalierend die Tür eingetreten und ein Platzverweis aus der Wohnung erteilt.

23. no mercy - Januar 15, 2009, 12:50

Von gezieltem Vorgehen gegen die Hamas kann ja wohl in den letzten Tagen nicht mehr die Rede sein. Das, was die IDF offensichtlich in Gaza veranstaltet, ist blindes Dreinhauen ohne Rücksicht auf die Zivilbevölkerung.

Die perfiden israelischen Strategen haben zwar einkalkuliert, dass das Verständnis der Öffentlichkeit für die Aktion mit zunehmender Dauer und zunehmenden Opferzahlen schwinden würde, aber nun überschreiten sie jede Grenze und ich schließe mich Naomi Klein an, die das einzige Mittel empfielht, das der Bürger im Westen hat: den Boykott der israelischen Wirtschaft!

24. Wolfram - Januar 15, 2009, 13:08

Mein Vorredner hat die Sache meines Erachtens schon ausgedrückt…
die Polizeibeamten haben bestimmt nicht politisch klug gehandelt, auch nicht unbedingt weise – aber „zweckorientiert“, nämlich unter dem Gesichtspunkt „welche Möglichkeiten haben wir, eine weitere Eskalation zu verhindern?“

In Frankreich ist, theoretisch, sogar das Zeigen einer anderen als der französischen Nationalflagge verboten – ausgenommen, man zeigt ebenfalls die Tricolore. Was sogar das Verbrennen schwierig machen sollte, denn die Tricolore zu verbrennen käme üüüberhaupt nicht gut. Aber in der Praxis der Demonstrationen…
Hier wird dann eben nicht gegen herausgehängte Israel-Flaggen vorgegangen, hier werden Synagogen attackiert… *seufz*

25. willow - Januar 15, 2009, 13:37

Halten wir also fest … nur ein oder zwei Leser würden trotz Bauchschmerzen wagen, mit einem Israel-T-Shirt durch eine deutsche Großstadt zu laufen – aber natürlich gibt es in Deutschland kein Antisemitimusproblem. Natürlich nicht.

In ganz Westeuropa werden zur Zeit Juden und jüdische oder israelische Einrichtungen massiv angegriffen -wieviele Synagogen brannten doch in der letzten Woche?- aber das ist natürlich kein Problem…. letztlich haben die Juden ja *immer* selbst Schuld. Und die doch ziemlich massive Flucht von Juden z.B. aus Frankreich ist reine Hysterie, so schlimm sind die regelmäßigen Angriffe nun auch wieder nicht.

Wie war das doch mit dem „nie wieder“ und dem „wegsehen“?

PS: Ohne die rechtsextremen und/oder nationalsozialistischen Deppen zu verharmlosen – ein Großteil der antisemitischen (wie auch der schwulenfeindlichen…) Straftaten werden inzwischen -europaweit- von ganz bestimmten Migranten verübt, deren Name nicht genannt werden darf.

26. willow - Januar 15, 2009, 13:46

@ „no mercy“

Wenn dir das Verhalten der Israelis im Gazastreifen nicht gefällt, dann ist es völlig gerechtfertigt, Juden weltweit anzugreifen!?

Und bitte, wo waren die Boycott- und Sanktionsforderungen gegen die Terroristen, als sie jahrelang Israel mit Raketen beschossen haben?

Aber das ist eben etwas anderes, und überhaupt, war „Kauft nicht beim Juden!“ jemals aus der Mode? Wenigstens sind sich da Linke, Rechte und religiöse Fanatiker mal einig, also muß es richtig sein…

Wie war das doch mit dem “nie wieder” und dem “wegsehen”?

27. Wolfram - Januar 15, 2009, 13:56

oops, der „Vorredner“, den ich meinte, war Michael und nicht der Gnadenlose (ich mag keine Gnadenlosen, wir leben doch alle von der unverdienten Gnade!)… ich wurde im Verfassen durch ein Telefongespräch gestört, und schwupps waren ein paar andere dazwischen.

28. Markus - Januar 15, 2009, 14:12

Um den Gesamtzusammenhang zu bekommen, muss man sagen, dass sich die Polizei in anderen Ländern bei den Demos auch nicht mit Ruhm bekleckert hat. Auch dort wurde vor dem wütenden Mob zurückgewichen.

In Deutschland hat das aber ein anderes Gewicht. Es wurde sich von der Polizei-Seite zwar entschuldigt, aber erschreckend ist das trotzdem. Allein die Tatsache des Appeasements: Die Polizei weicht vor einem Mob zurück und entfernt lieber die „Provokation“ als gegen die Gewalt vorzugehen. Und das gegen Juden bei unserer Geschichte.

Sogar eher linke Zeitungen wie die TAZ bekommt da einen Schrecken. http://www.taz.de/1/leben/alltag/artikel/1/rotes-tuch-blauer-stern/

Ich kann die Israelis mit ihren Kommentaren absolut verstehen. Sogar für mich als Deutschen ist das unbegreiflich, unfassbar und angsteinflössend. Wie weit wird das Kniebeugen vor den „sensiblen Ausländern“ noch gehen???

29. Stefan - Januar 15, 2009, 14:25

Ein Kommentar ist eine Meinungsäußerung, da gehts nicht unbedingt ums Recht haben.

Über eins sollten wir uns einig sein nicht jede Dummheit der deutschen Polizei oder von uns Deutschen im Allgemeinen ist antisemitisch begründet. Aber diese Dummheit gibt einen verdammt guten Nährboden für Antisemiten ab! Ich schäme mich für die Dummheit und die Antisemiten!!!

Zum Glück gehts auch anders als in Duisburg

30. MartinM - Januar 15, 2009, 14:26

@ michael:
„Ich hab noch nie offenen Antisemitismus bei einem Menschen erlebt, mit dem ich mich unterhalten habe.“

Bis vor etwa 10 Jahren hätte ich das auch von mir sagen können. Leider musste ich dann erfahren, dass man bei manchen Menschen – sogar solchen, die ich für meine Freunde hielt – nur das „richtige“ Thema vorgeben muss, damit die offen antisemtischen Klischee nur so sprudeln. Wohlgemerkt: keine dieser Menschen hat sich selbst einen „Antisemiten“ genannt.
Mag sein, dass diese „heimlichen Antisemiten“ trotz ihrer unverblümt antisemitischen Äußerungen keine „offenen Antisemiten“ sind. Aber auch solche Menschen „durfte“ ich kennen lernen. Wobei mir ein gemeinsames Merkmal der offenen Antisemiten auffiel: sie stilisierten sich selbst zum Opfer und „die Juden“ zu Tätern.
Sicherlich hat das mit einem Kernelement der deutschen Mentalität zu tun: der in Deutschland weit verbreiteten binären “Opfer-Täter”-Wahrnehmung. Opfer sind grundsätzlich “unschuldig”, Täter immer “Verbrecher” – Zwischentöne und Ambivalenzen werden in der deutschen öffentlichen Diskussion meines Erachtens wenig geschätzt, “der Deutsche” mag es “klar”, “einfach” und “gerade”.
Klar, und wenn man sich „als Opfer“ fühlt, als „Opfer“ „der Juden“ (bzw. eines Juden, bzw. von jemanden, den man für einen Juden hält, bzw. eines politischen Systems / einer Religion / eines Unternehmens, das man als jüdisch ansieht (meist zu unrecht), dann „darf“ man auch ohne schlechtes Gewissen Antisemit sein.
Na ja, ich kann mir die Diagnose im Prinzip sparen, die Mitscherlichs haben’s vor über 40 Jahren schon beschrieben, und zu wenig hat sich geändert.

Leider habe ich kein Rezept, wie ich die deutsche Mentalität ändern könnte. (Ich erbärmlicher Feigling schaffe es nicht mal, meine Mentalität nach humanitären Normen umzugestalten!)
Und leider wird jeder Jude, der aus Angst aus Deutschland auswandert, von den offenen und heimlichen Antisemiten hierzulande mit zufriedenem Grinsen quittiert.

31. Joram - Januar 15, 2009, 14:28

@no mercy

und doch schreibst Du Blödsinn. Du musst noch Pulver in Trocken halten. Was wirst Du schreiben, wenn (angenommen) Israels Air Force den Gazastreifen in eine Mondlandschaft verwandelt, wie dass vor einigen Jahren die Russischen Streitkräfte mit der Stadt Grosnyi gemacht hätte? He? Dann bleibt dir die Spucke weg, was?

Wenn Du mal in den Geschichtsbücher nachschaust, dann wirst Du wissen was ein „blindes Dreinhauen ohne Rücksicht auf die Zivilbevölkerung.“

ich weiß, in Deiner Schule ist Geschichtsunterricht ausgefallen. Die Lehrerin war 6 Monate krank. Wie bedauerlich.
Trotzdem, schau mal in Wikipedia:

http://de.wikipedia.org/wiki/Warschauer_Aufstand

Innerhalb von nur zwei Monaten (1. August 1944 – 30.10.1944) der Kämpfe starben auf polnischer Seite rund 15.000 Soldaten (Aufständischen) , 25.000 wurden verwundet. Schätzungen für die Zivilbevölkerung bewegen sich zwischen 150.000 und 225.000 toten Zivilisten.

Das bestialische Vorgehen der Deutschen und ihren Verbündeten gegen die Zivilbevölkerung Warschaus ist in Deutschland heute weitgehend unbekannt. Im Vergleich dazu, wozu die Deutschen fähig sind, wenn man ihnen die freie Hand läßt, sind die israelischen Soldaten nur Chorknaben.
Daher solltest Du dich an Maßstäben Deiner Landsleute orientieren, bevor Du IDF verurteilst.

32. MartinM - Januar 15, 2009, 14:36

Äh, mh, ich habe den „Knopf“ zu früh geklickt – zu viel Eifer schadet 😉

Hingegen stimme ich der Aussage: „Ich halte die meisten Deutschen für gut angepasste, im Kern egoistische, kleingeistige, dem Leben jenseits ihres meist sehr engen Horizontes skeptisch bis ablehnend gegenüberstehende Menschen, die einem (europäischen) Juden mit genau der gleichen Menge an Vorbehalten gegenübertreten würde wie einem Mormonen, einem Neu-Apostolen oder einem Mensa-Mitglied.“ auch aus eigener Erfahrung voll und ganz zu.
Egal, ob man sich nun einen Davidstern, ein Pentagramm oder einen Thorshammer um den Hals hängt (ich habe alle drei öffentlich ausprobiert) – die Gefahr, allein aufgrund dieses kleinen Schmuckstücks eingeordnet und abqualifiziert zu werden, ist in Deutschland durchaus real. (Was mich nicht davon abhalten wird, die entsprechenden Schmuckstücke zu tragen. Aus Überzeugung, nicht aus Provokation.)

33. Yael - Januar 15, 2009, 14:50

„Ich halte Antisemitismus aber für vernachlässigar. “

Das beruhigt uns Juden echt ungemein.

Nomercy ist der typische Nachplapperer von Greuelmeldungen, die der nicht beweisen kann und das typische für antisemitische Aussage, Juden haben selber schuld und Juden=Israeli. Ich habe eigentlich Probleme damit, den Begriff vom latenten Antisemitismus zu benutzen, aber wenn, dann ist dieser User ein typischer Vertreter dieser Sparte.

34. eran75 - Januar 15, 2009, 14:51

Als Jemand, der zwischen beide Ländern gewandert ist, kann ich nur denjenigen beipflichten, die keine Zukunft für Juden in Deutschland sehen.
Ich habe noch von keinem Massenprotest in Frankreich mitbekommen, der die momentane Tausendfache Auswanderung französische Juden Richtung USA und Israel, zu stoppen versucht.
Genauso wenig besteht eine Empathie mit dem „Fremdkörper“ Jude im eigenen Land.
Der Antisemitismus ist eine überparteiliche und gesellschaftsübergreifende Massenbewegung, die nur aufgrund der Geschichte etwas aufgehalten wird. Aber je weiter wir uns von der Shoa entfernen umso offener kommt sie zum Vorschein.
Der israelische Journalist Eldad Beck von Jediot Achronot hat nach einige Jahren in Deutschland bei einem Vortrag für Auffuhr gesorgt, als er behauptete, dass in Deutschland bald alles möglich wäre, und zwar alles.

Jüdische Eltern, die ihre Kinder nicht darauf erziehen, dass sie vielleicht zu späteren Jahren das Land verlassen, und woanders von Null beginnen, müssen, handeln unverantwortlich…

35. Andreas - Januar 15, 2009, 15:07

Sry, kann nicht alle Kommentare lesen, also verzeih(t) Dopplungen:
Also zunächst glaube ich, dass die Aktion, unabhängig davon, dass sie falsch ist, nicht antisemitisch war. Es ging quasi um erhalt der öffentlichen Ordnung. Das bedeutet im Umkehrschluss:
Eine Israelische Demo vorausgesetzt, die an einer Iran-Flagge vorbei gekommen wäre und dann eine aufgeheizte Atmosphäre, die Gewalt realistisch erscheinen lässt. Hier wäre wohlmöglich die Iran-Flagge eingeholt worden.

Mut zu haben, für Israel zu sein muss man nicht. Zumindest nach meinem Empfinden (habe ein Jahr in Duisburg gearbeitet!). Ich erinner mich aber an etwas anderes: Einmarsch der Nationen in Beijing 08 beim Publik viweing (in Wanfunging). Da haben wir neben den Deutschen auch für Afghanistan, einige Europäische Nachbarländer und Israel gejubelt und ungläubige Blicke der Chinesen geerntet.

36. r.rueegg - Januar 15, 2009, 15:16

Na, ja, hab ich hier in der CH doch auch erlebt. Es gibt prinzipielle keine Antisemiten, ABER Juden anstellen, mit ihnen Arbeiten, oder gar als Freunde haben? Das dann doch lieber nicht…….. Und dass sie mit den komischen Hüten und den Backenbärtchen sich getrauen, mitten in der City von Zuerich und entlang einer Transitachse aufzutreten, wo doch dort so viele Touristen durchfahren, geht doch nicht……… Dann hat da doch einer noch eine Schoggifabrik, ein anderer ist hoher Militär und bei den Banken hat es auch welche – hilfe, wir sind umzingelt…… So sieht das Weltbild des Durchschnitts-Gutmenschen-CH aus, sorry folks, it’s not mystery, it’s fact.

Mir fällt auf, dass der Antisemitismus (und nicht nur dieser), meistens versteckt unter dem Kleid der politischen Korrektheit daherkommt: Gewalt ist schlecht, Wenn Du angegriffen wirst und der Stärkere bist, darfst Du Dich nicht wehren, Du must vernünftig sein, Du bist doch so viel klüger, Du musst Deine soziale Kompetenz zeigen (was das ist, bestimmen aber wir), etc. Zum Ko..en.

Israel hat in den Augen dieser Leute eben keine Sozialkompetenz, und dann all die vielen unschuldigen Menschen, die zu 60% Hamas gewählt haben, die können doch nichts dafür und Israel muss doch unterscheiden zwischen Zivilisten und sich als Zivilisten tarnenden Terroristen, also wirklich……

Herr verzeih, manchmal überkommt mich das Verlangen, Leute mit solchen Ansichten sehr unchristlich zu behandeln (oder muss ich sagen, da politisch korrekter: inhuman?).

Israel soll weitermachen, bis der letzte der Halunken erwischt ist , und wenn er dann nicht mehr laufen kann, hat er pech gehabt.

GBY (engl.) oder GSE (dt.)

37. Free speech in Germany « Coffee with Hell - Januar 15, 2009, 15:17

[…] One. The Israel flag incident in Duisburg. Being discussed a lot in both Israeli and German blogs right now. Interesting comments from “a former member of the German security authorities” here. […]

38. Penelope - Januar 15, 2009, 15:33

Ohne die übrigen Antworten gelesen zu haben:
Nein, es gibt nichts zu verteidigen, die Kommentatoren haben völlig recht. Es ist eine Schande, es ist zum Heulen. Und dass mir mindestens die Beine zittern würden, trüge ich ein Israel-Shirt in der Innenstadt,… wird mir erst jetzt richtig bewusst. Das ist krank.
Es gefällt mir nicht, wenn da gesagt wird, die europäischen Juden sollten besser schnell nach Israel auswandern. Das ist ja völlig verständlich, aber, verdammt, das läuft doch ganz falsch, die sollen doch hierbleiben! Es kann doch nicht sein, dass ein Teil der Bürger einfach rausgeekelt und rausbedroht wird!
Das ist schlimm. Das ist ganz schlimm. Ich näh mir jetzt wohl gleich auch mal den Israel-Patch auf die Tasche. Wenigstens das. 😦

39. Mia - Januar 15, 2009, 15:53

@ Andreas

„Eine Israelische Demo vorausgesetzt, die an einer Iran-Flagge vorbei gekommen wäre und dann eine aufgeheizte Atmosphäre, die Gewalt realistisch erscheinen lässt. Hier wäre wohlmöglich die Iran-Flagge eingeholt worden.“

Das glaube ich wiederum nun wirklich nicht.

40. Mia - Januar 15, 2009, 15:55

Und noch eine Anmerkung:

Ich habe eine israelische Flagge zuhause. Mein letztes Zimmer war von der Strasse aus problemlos einsehbar, und ich hätte mich nie getraut, diese aufzuhängen, sogar in der ach-so-friedlichen Schweiz. Jetzt erst recht nicht mehr.

41. dajak - Januar 15, 2009, 16:00

Meineserachtens sind einige der Kommentare (jPost) übertrieben, jedoch muss ich ihnen im grossen und ganzen durchaus zustimmen.
Der offene Antisemitismus, wie es ihn Anfangs des 20Jh gegeben hat ist in der deutschen Bevölkerungsmehrheit wohl nicht mehr ganz so häufig zu finden. Nichtsdestotrotz muss man bei einigen nur auf ein paar bestimmte knöpfe drücken bis die antisemitischen Klischees aus ihnen heraussprudeln. Bei muslimisch geprägten Immigranten hingegen konnte ich zum teil durchaus auch noch unverkrampften offenen Antisemitismus bewundern.

Das Problem am Entfernen der Flaggen ist neben dem Versagen beim Begleiten der Demo das vollkommene Versagen auf politischer Ebene: zuerst wurde ja noch trotzig behauptet die Entscheidun sei die richtige gewesen, um dann, wohl nach Druck von oben zurückzurudern. Dies zeigt dass das Appeasement, oder gar die Kollaboration mit dem offenen Antisemitismus nicht als Problem gesehen wird. Auch die Medien haben sich hierbei nicht gerade mit Ruhm bekleckert, da sie erst viel zu spaet darueber berichteten.

Das Problem, auch mit den Nazi-Israel vergleichen von deutschen Friedensfreunden und Fernsehsesselexperten ist meiner Meinung nach also nicht der Offene primäre Antisemitismus sondern der sogenannte Antizionismus, der Israel, als Jude unter den Staaten, als Objekt des Antisemitismus hat, und auf der anderen Seite den sekundären Antisemitismus.

Hier möchte ich nochmal eine Frage an alle widerholen:

Also imho zeigt dies (Nazivergleiche) doch gerade den grassierenden sekundären antisemitismus (die deutschen werden den juden ausschwitz nie verzeihen). Für einen deutschen, der beim anblick eines lebenden juden oder gar einer israelflagge narzisstisch gekränkt ist, da er sich dadurch in der totalen identifikation mit der nation gestört fühlt ist doch gerade die projektion von nazi-verbrechen auf juden ein idealer ausweg: Nach dem motto “die tun doch das selbe wie wir damals, die sind also auch nicht besser” kann er sich also von seinen lasten befreien.

Das ist nur meine wahrnehmung, wäre interessant zu wissen wie ihr das seht.

Schönen Gruss

42. dajak - Januar 15, 2009, 16:02

BTW. mit IDF Shirts rumzulaufen war bisher kein problem, allerdings weiss ich nicht wie das ausginge wenn man zur zeit damit dem mob begegnen würde. Allerdings ist es aber auch viel zu kalt um das jetzt auszuprobieren.

43. Free speech in Germany « Coffee with Hell - Januar 15, 2009, 16:25

[…] Exhibit One. The Israel flag incident in Duisburg. Being discussed a lot in both Israeli and German blogs right now. Interesting comments from “a former member of the German security authorities” here. […]

44. Hendrik - Januar 15, 2009, 16:37

Hab seit Jahren einen schönen „Dor Shalom“ Aufkleber mit israelischer Fahne auf der Heckklappe vom Auto, das Tag und Nacht draußen auf der Straße im Stadtzentrum steht. Bislang nur interessierte Nachfragen, nie Probleme.
Die letzten Tage, d.h. bis gestern war das Auto allerdings zugeschneit, aber inzwischen mache ich mir tatsächlich auch Sorgen.
Aber Abmachen kommt nicht infrage!

45. dumspirospero77 - Januar 15, 2009, 16:43

Echt witzig, hier die Kommentare zu lesen. Da wird dann doch wieder von „den Deutschen“ gesprochen die „wenn man Ihnen freie Hand lässt jegliche Verhalten der israelischen Armee wie das Verhalten von Chorknaben wirken lassen würde“.. Meine werten Freunde, Deutschland hat freie Hand. Und wir machen nicht mehr und nicht weniger richtig oder falsch als andere Menschen überall auf der Welt. Selbst in Israel gibt es Anti-Kriegsdemonstrationen. Aber werden in Europa welche gemacht, heisst es direkt Antisemitismus. Wir ( und ich zähle mich selbst dazu, auch wenn meine Vorfahren aus Polen kommen) sind genauso wie alle Menschen unterschiedlich in unserem Denken und Handeln.

Das Problem grade in Deutschland ist doch das viele Bürger Angst haben, sich falsch gegenüber Ausländern zu benehmen. Nur das es jetzt grade die Muslime sind, die diese Übervorsicht zu nutzen wissen bzw. denen es zu gute kommt.

46. Joram - Januar 15, 2009, 16:47

Ich habe schon mehrmals erlebt, dass man mit einigen gekonnt gestellten Fragen den Gesprächspartner zu antisemitischen Aussagen provoziert hat. Er nimmt seine Maske ab und fabuliert entweder über die US-Israellobby, Ostküste-Großfinanz, Beherrschung der Medien durch Juden, und wenn ihm nichts mehr einfällt dann wenigstens sieht er sich genötigt die Brutalität der Israelis den Palästinensern gegenüber zu verurteilen.

Meiner Meinung nach, sind wenigstens 40% Deutschen latent antisemitisch. Ich denke auch, dass die Medien den latenten Antisemitismus verstärken indem vorwiegend kritischen Artikel über Israel veröffentlichen. Das Gedanken des Lesers ist dann: Wenn die Zeitung Israel kritisiert, dann kann ich auch. Da ein Schwachkopf zwischen Juden und Israel nicht unterscheiden kann/will, haluziniert er über die böse Juden. Gleichzeitig fühlt sich von allmächtige Zensur verfolgt, weil man Israel in Deutschland nicht kritisieren darf.

Bei den „Mitbürger mit Migrationshintergrund“ aus Kleinasien oder Arabien vermute ich viel höherer Prozentsatz an islamischen Antisemitismus.
Meine Frau unterrichtet in einer Realschule, in der die türkischen Kinder die Mehrheit stellen. Die süsse Kleinen plappern nach das was man ihnen über Juden und Israel zu Hause vermittelt oder in den Koranschulen beibringt. Und das ist erschreckend.

Z.B.: Alle Juden stammen von Affen und Schweinen ab. Es gibt auf der Welt 200 Millionen Juden und die wollen alle Moslems töten. Die Juden sind verdammt, weil sie den Propheten umbringen wollten. Juden führen jeden Tag die Massentötungen von Palästinensern durch um ihnen das Land zu stehlen.
Juden haben ein Spaß aus der Qual von Moslems.
Erst wenn alle Juden tot sind und die Moslems die Welt beherrschen, wird es Frieden geben.

Meine Frau hat dieses Gedankengut während der Dienstbesprechungen thematisiert und wurde mit Verharmlosung konfrontiert: Das sind doch nur die Kinder, die wissen überhaupt nicht was sie sagen.
Ist man nicht sprachlos?
Meine Frau arbeitet inzwischen in einem Gymnasium, in dem kaum türkische Schüler gibt. Sie ist jetzt viel entspannter. Die Arbeit mit kleinen Türken, die keine Tabus bei dem Thema Antisemitismus kennen ist wirklich kein Zuckerschlecken.

47. yael1 - Januar 15, 2009, 16:48

“ Selbst in Israel gibt es Anti-Kriegsdemonstrationen. Aber werden in Europa welche gemacht, heisst es direkt Antisemitismus.“

Da wird wohl kaum „Juden raus aus Palästina“, „Tod den Juden“ und anderes antisemtisches geschrieen, oder israelische Fahnen aus aufgebrochenen Wohnungen geholt.
Um das als angebliche Friedensdemos zu verkaufen, diese quasi als nicht antisemitisch hinzustellen, gehört eine Menge Chuzpe dazu.

48. Jo - Januar 15, 2009, 16:51

Hmm…Also bisher hatte ich keine Probleme, mit nem Israel-T-Shirt rumzulaufen, aber inzwischen mach ich mir da schon Gedanken, ob das in der Innenstadt klug ist…
Auf der Pro-Israelmahnwache letzte Woche stand ein Polizeiwagen, bei der täglichen Palästinenserdemo steht keiner. Das sagt auch viel aus.

Ich kann die Reaktion in den Jerusalem Post Kommentaren trotz teilweiser Überreaktion verstehen: Das ist auch für mich eine unverständliche Weise, Aggression zu begegnen. Die Demonstranten nehmen eines unserer Freiheitsrechte in Anspruch und greifen währenddessen die Meinungsfreiheit an…Und die deutsche Polizei macht’s den Tätern lieber recht, als die Angegriffenen zu verteidigen und die Aggressoren zurechtzuweisen.
Das ist nicht normal.

Zu Antisemitismus in Deutschland: Als Jugendlicher hört man öfter Gleichaltrige, die „Jude“ als Schimpfwort oder als abwertende Bemerkung verwenden, ist mir schon mehrere Male passiert, aber auch bei „Normalbürgern“. Jemand, der zu viel Geld verlangt, wird schon mal als Jude bezeichnet.
Wie verhalten sich solche Leute dann, wenn sie einem Juden begegnen?
Sonst höre ich von anderen Jugendlichen zu Israel viele kritische Stimmen („Krieg ist immer schlecht, man kann doch nicht einfach anfangen“), oder auf die deutsche Schuld bezogen („Wir schulden den Juden/Israel nichts mehr“).
Und sonst zeigen Zeitungen, Leserbriefe, Umfragen usw. antiisraelische/antisemitische Haltungen bei viel zu vielen Menschen…

49. willow - Januar 15, 2009, 16:51

@45. dumspirospero77

Bitte zeige mir ein Beispiel dafür, daß hier Anti-Kriegsdemonstrationen als Antisemitismus gelten…

Anders sieht das allerdings bei Anti.Israeldemonstrationen aus. Und wenn der Schwerpunkt einer Demo in „Tod Israel! Tod allen Juden!“ besteht, dann würde ich weder von einer Friedensdemo reden noch die Teilnehmer in Schutz nehmen.

50. Joram - Januar 15, 2009, 16:58

@dumspirosperro

du offenischtlich hast keine Angst vor Antisemitismus, sondern nur Angst als Antisemit bezeichnet zu werden. Willst Du mit Deinem Kommentar leugnen dass es in Deutschland ein Problem namens Antisemitismus gibt, wenn das sogar neulich vom Präsidenten des Bundesamtes für Verfassungsschutz thematisiert worden ist?
Dann machst Du dir was vor.

Du schreibst: „Meine werten Freunde, Deutschland hat freie Hand.“

Klar, und es gibt auch keine Feinde die Deutschland mit Raketen angreifen.

Woher kannst Du wissen, wie die Deutschen reagieren werden, würden sich in vergleichbaren Situation wie israelis befinden.

Bis jetzt hat die Geschichte des letzten Jahrhunderts gezeigt, dass Deutschland keine Hemmungen hat die Kriegsverbrechen zu begehen. Wenn man aber z.Z. keine Gelegenheit dazu hat ist das noch keine Tugend, sondern ein Glück. Vor allem für die Nachbarn.

51. Heimo - Januar 15, 2009, 16:58

auch ich finde diese Kommentare durchaus verständlich, auch mich erschreckt das Ausmaß von nicht nur Anti-Zionismus, sondern Anti-Semitismus, der besonders zu Tage tritt in diesen Demonstrationen vereinigter Kräfte von rechts, links plus Islamisten, in welchen ungehemmt antisemitischen Parolen & Tiraden freier Lauf gelassen wird, während die kleinen Grüppchen an Pro-Israel Demonstrationen kaum wahrnehmbar sind. –
„Hätte jemand von Euch den Mut, mit einem Israel-T-Shirt durch die Innenstandt zu gehen? Oder braucht man dafür keinen Mut?“ – ich glaube ich hätte ihn im Moment nicht – ich würde mich wohl ständig bedroht fühlen, obwohl ich seit über einem Jahr einen Davidstern trage, der allerdings nicht ganz so auffällig ist. – Neulich wurde ich in der Straßenbahn von 2 türkischen Jugendlichen verbal angegangen, als sie entdeckten, daß ich in meinem Hebräisch las (ich nutze die Fahrten zum iwrit lernen) – sie wollten erst wissen, ob das arabisch sei – ich sagte: „Nein – hebräisch“ – dann ihr entsetzt-schockierter Ausruf: „Bist du etwa Jude?“ – später fragte einer noch, was „Dummkopf“ und „Opfer“ auf hebräisch heißt, was sie offenbar als Schimpfwort verwenden wollten, wenn sie je auf einen Juden träfen..
Es ist eine Schande, daß wir in Deutschland jüdische Schüler kaum schützen können vor Attacken antisemitscher Moslemkinder, – Getrennte & geschützte Schule in Berlin für Juden. – (Übrigens in Dänemark z.B. nehmen viele Schulen keine jüdischen Schüler mehr auf, weil sie die Verantwortung nicht übernehmen wollen/können) –

52. dajak - Januar 15, 2009, 17:07

was ich bisher leider noch in keiner einzigen deutschen publikation gesehen habe ist folgendes:

Italiens Gewerkschaft ruft zum Boykott jüdischer Geschäfte auf

http://derstandard.at/?url=/?id=1231151406669%26sap=2%26_pid=11690622

weiss da evtl jemand mehr dazu?

Gruss

53. schlumpi - Januar 15, 2009, 17:19

Ich stimme zu: darf nicht passieren sowas…Meinungsfreiheit!!! Immerhin gibt es sogar Menschen die „FC Bayern“ Flaggen raushängen…da fühlt sich auch mancheiner provoziert ;o)…Entschuldigung für diesen Vergleich.

Und ob ich mit einem Israel-T-Shirt durch die Stadt laufen würde…mmmhhhh…sehr gute Frage! Warscheinlich schon, aber ich trage grundsätzlich keine Flaggen..von keinem Land!
Und…..würdet ihr mit einer deutschen Flagge auf dem T-Shirt durch Israel spazieren….???
Ich wohne seit fünf Monaten in Israel und hier werden (auch) keine anderen Flaggen, als die israelische, „akzeptiert“…
Ich liebe dieses Land und es ist schade (zum Kotzen), dass es sich immr wieder verteidigen muss!
Dabei spreche ich vom LAND Israel…nicht von Juden..ich glaube nicht, dass es Juden nur möglich ist in Frieden zu leben, wenn sie in Israel sind…und wie man ja sieht…so friedlich ist es hier auch nicht und sie werden hier auch…und immer wieder angegriffen….und zwar mit Raketen!!!

54. schlumpi - Januar 15, 2009, 17:21

ha…scheisse geschrieben…
ich meinte …in einem Land mit Meinungsfreiheit, darf so etwas nicht passieren ( Flagge abnehmen)…

55. Lila - Januar 15, 2009, 17:48

Schlumpi, ein kurzer Protest. In Israel hängen alle möglichen Flaggen rum. Die Drusen haben ihre eigene, im Golan haben viele Leute eine syrische Flagge, meine Tochter ist lange mit einer Aaland-Flagge rumgelaufen, mein Sohn trägt sein Trikothemd der deutschen Nationalmannschaft ohne Probleme, und während der Fußball-WM hingen auch aus manchen Häusern deutsche Flaggen – wenn auch wesentlich weniger als brasilianische, französische oder italienische.

Und weißt Du, wie viele plästinensische Flaggen auf Demos hier geschwenkt werden? Solange die Demo genehmigt ist und keine Gewalt vorkommt, habe ich nicht gehört, daß das ein Problem ist. Ich habe an der Uni schon oft Demos mit Palästina-Flaggen gesehen.

Und an Andreas, der meint, eine iranische Flagge würde hier auf Feindseligkeit stoßen: ich kann es nicht sagen. Aber ich rate Dir mal, die Erlebnisse von Hoder in Israel nachzulesen, die müssen im Internet noch zu finden sein. Hoder ist ein iranischer Blogger, der in Kanada gelebt hat. Vor ein paar Jahren kam er nach Israel, mir tut es jetzt noch leid, daß ich es nicht geschafft habe, zu einer Veranstaltung mit ihm in Tel Aviv zu fahren. (Hinterher gab es böses Blut zwischen ihm und seiner Gastgeberin in Tel Aviv, da sag ich nichts zu, das ist mir zu viel Klatsch). Er war beeindruckt, wie nett er hier aufgenommen wurde.

Der Haß ist nicht symmetrisch. Die Phantasien von Vernichtung und Ausrottung sind nicht symmetrisch.

56. Sanníe - Januar 15, 2009, 17:59

Ihr schreit Feuer, dabei brennt es nicht.

Was wollt ihr eigentlich sagen, wenn mal wirklich wieder irgendwo im Wochenrhythmus Synagogen brennen? Wenn eine Israel-Flagge wirklich Gefahr bedeutet? Der einzige, dem in dieser Sache bisher tatsächlich Unrecht getan wurde, ist der Mann, in dessen Wohnung die Polizei eingedrungen ist.

57. Marlin - Januar 15, 2009, 18:22

Hm.. im zum vielleicht größten Teil mit migrantisch geprägten Bewohnern bewohnten Berliner Stadtteil Wedding läuft öfter ein älterer Herr mit Kippa rum. Habe ihn mehrere Tage nicht gesehen, aber letztes Jahr ging das wohl noch. Hoffentlich gehts ihm gut.

58. Marlin - Januar 15, 2009, 18:25

Ach ja, ansonsten sind diese Einträge verständlich und ich nehme sie zur Kenntnis. Ich hoffe auch, dass es noch nicht so weit ist, dass die Staatsmacht regelmäßig vor Gewalt einknickt. Sonst wäre das Ende bald erreicht. Wenn jetzt noch ein Anschlag kommt.. hätte ich Angst. Nicht um mich selbst, sondern um die Demokratie.

59. Harry - Januar 15, 2009, 18:59

Zum größten Teil muss ich den Kommentaren Recht geben. Dabei haben die letzten Tage mich politisch ziemlich durcheinander gebracht.

Bisher sehe ich mich als toleranter, eher links eingestellter Mensch, der die Vielfalt der Kulturen in Deutschland durchaus begrüßt. Insbesondere habe ich in etlichen Diskussionen und Foren zur Toleranz gegenüber muslimischen Mitbürgern gemahnt.

Bisher habe ich mich nicht sonderlich um Israel gekümmert. Durch einen dummen Zufall bzw. einem eher nichtigem Anlass habe ich mich nun näher mit dem aktuellen Konflikt und dessen Geschichte befasst. Wäre es anders gekommen, wäre es gut möglich, dass ich nun gefühlsmäßig eher auf der Seite der Israel-Kritiker wäre.

Dadurch gingen mir die Augen auf, und ich stellte fest, dass es in Deutschland tatsächlich einen wachsenden Antisemitismus gibt. Vor ein paar Wochen hätte ich noch gesagt „Antisemitismus? Unsinn“.

Zu meinem Leidwesen muss ich feststellen, dass dieser Antisemitismus von einem Teil der von mir verteidigten muslimischen Menschen ausgeht. Wie gesagt: von einem Teil, denn natürlich ist nicht jeder Muslim Antisemit, und ich gehe davon aus, dass die meisten Muslime vernünftig sind und die Hamas als die Verbrecherbande ansehen, die sie ist.

Parteinahme für Israel ist in der Tat ziemlich schwierig. Zur T-Shirt-Frage: Ich bin allgemein kein Flaggenträger, und zur WM und EM fand ich die vielen Deutschland-Fahnen eher peinlich. An einem Tag (beim EM-Spiel Türkei/Deutschland) habe ich ein Türkei-T-Shirt angezogen, weil ich mal sehen wollte, wie die Menschen reagieren, wenn ein Deutscher mit so etwas herumrennt (mehr als ein paar komische Blicke gab es nicht). Aber ein Israel-T-Shirt würde ich im Moment eher nicht anziehen, da wäre ich, ehrlich gesagt, zu feige – insbesondere weil man hier in der Gegend doch sehr viele Muslime wohnen, und von einigen weiß ich, dass sie auch bei Milli Görüs und ähnlichen Vereinen aktiv sind.

Aber eine Anstecknadel für Revers oder einen Aufnäher für den Rucksack – das würde ich mich wohl trauen.

Eine ganz praktische Frage: Wo bekommt man solche „Israel-Merchandising-Artikel“ her?

60. Joram - Januar 15, 2009, 19:07

@Harry
Hier findet man das was Dein Herz begehrt!

http://www.doronia.de/doronia_internetshop.htm

61. willow - Januar 15, 2009, 19:29

@56. Sanníe – Januar 15, 2009, 17:59

Ihr schreit Feuer, dabei brennt es nicht.

Was wollt ihr eigentlich sagen, wenn mal wirklich wieder irgendwo im Wochenrhythmus Synagogen brennen? Wenn eine Israel-Flagge wirklich Gefahr bedeutet?

In etlichen Ländern Westeuropas brannten an den letzten Tagen Synagogen und Gemeindehäuser. Menschen, von denen die Täter annahmen, es handelt sich um Juden oder Israelis, wurden angegriffen, auch mit Schußwaffen.

Kannst du dich erinnern, daß viele „Nachkriegskinder“ ihren Eltern nicht glauben wollten, wenn sie gesagt haben „davon haben wir nichts gewußt“ ?

62. Heimo - Januar 15, 2009, 19:34

ja überall in Europa (& weltweit) scheint es diese Übergriffe & Entladungen zu geben siehe: http://tapferimnirgendwo.blogspot.com/2009/01/shylock.html – was aber in diesem Fall in Deutschland besonders aufstößt, ist daß die Staatsmacht das noch unterstützt, statt zu verteidigen. – Ich sah gestern in einem video-clip über eine ähnliche Demonstration in den USA, als sich wütend-aufgebrachte Demonstranten auf ein Auto stürzten, das mit israelischer Flagge vorbeifuhr. – Aber in diesem Fall stellten sich die Ordnungskräfte schützend vor das Auto & wehrten die Angreifer ab – keine israelische Flagge wurde konfisziert – das ist der kleine Unterschied..

63. Manfred - Januar 15, 2009, 19:41

@ Lila:

Du siehst an der Vielzahl, dem Engagement und der Ausführlichkeit der Kommentare, dass Du einen empfindlichen Punkt berührt hast. Von außen betrachtet muss es ja so aussehen, als würde sich die deutsche Polizei heute noch so verhalten wie in der Reichskristallnacht, und als würde sie dem islamischen Mob nicht nur aus Schwäche, sondern vor allem aus Antisemitismus nachgeben. Letzteres glaube ich nicht.

Damit will ich nicht sagen, dass es Antisemitismus nicht gäbe oder dass er keine Rolle spielen würde. Wenn man die angebliche Entschuldigung des Duisburger Polizeipräsidenten genauer analysiert stößt man prompt auf die Rede von den „jüdischen Mitbürgern“. „Mitbürger“ ist aber die höfliche, oder auch politisch korrekte Form zu sagen, dass jemand kein Bürger ist, also nicht zur eigenen Nation gehört; hier also die Juden.

Antisemitismus ist weit verbreitet, aber er ist latent. Er tritt eigentlich erst bei solchen Gelegenheiten wie Nahost-Kriegen in Erscheinung (und Politikwissenschaftler denken ja so ähnlich wie Meteorologen: Je schlechter das Wetter, desto interessanter die Daten.). Bei solchen Parolen wie „Kindermörder Israel“ stellt sich dann nämlich heraus, dass Denkfiguren, die vom angeblichen Kindermord des Herodes herrühren und im Mittelalter in Ritualmordlegenden verfestigt worden sind, sich bis heute im kollektiven Unbewussten gehalten haben – aber eben als Denkfiguren, nicht als manifeste Glaubensartikel. Die Leute, die glauben, Juden würden gerne Kinder schlachten, sind ziemlich selten. Aber die Gedankenverbindung „Juden-Kindermord“ – und analog dazu solche Assoziationen wie „Juden-Geld“ oder „Juden-Rache“ („alttestamentarische Rachsucht“) oder „Juden-Verschwörung“ („Israel-Lobby“) – die werden zwar bewusst abgelehnt, machen es sich dann aber im Unterbewusstsein gemütlich wie Krokodile im Morast und warten dort, bis eine scheinbar passende Wirklichkeit (zum Beispiel ein Angriff auf Gaza) vorbeischwimmt; dann schnappen sie zu.

Trotzdem hat das Verhalten der Duisburger Polizei nichts mit Antisemitimus zu tun. Sie folgt einfach der Logik, dass nicht Der im Unrecht ist, der die Regeln verletzt, sondern der angeblich Stärkere. Das ist zunächst einmal der Staat, der sich dafür rechtfertigen muss, dass er seine Funktion erfüllt, wie der israelische, oder der sie deshalb gar nicht erst erfüllt, wie der deutsche. Diese Logik gilt aber nicht nur im Verhältnis Staat-Bürger, sondern überall dort, wo es ein Machtungleichgewicht gibt, also auch im Verhältnis Reich-Arm, Industrie-Entwicklungsländer, Israelis-Palästinenser, Eltern-Kinder, Lehrer-Schüler usw. Es ist eine Logik, nach der Recht durch „Gerechtigkeit“ zu ersetzen ist und der Schwächere für nichts verantwortlich ist, der Stärkere dagegen für alles. Es ist schlicht und einfach linke Ideologie in Reinkultur. (Näheres in: „Vom Weltbild der Israel-Hasser“ ). In Duisburg konnten wir besichtigen, wie ein Staat funktioniert, der von dieser Ideologie durch- und zersetzt ist. Nämlich gar nicht.

Ich sage es nicht aus einem Heimatland-Schutzreflex heraus (der mir sonst nicht fremd ist), sondern als Tatsache:

Ich verstehe jeden Juden, der glaubt, in Deutschland könne man als Jude nicht leben; ich füge nur hinzu:

Aus denselben Gründen, aus denen man als Jude hier demnächst nicht mehr wird leben können, wird man hier bald auch nicht mehr als Frau, als Intellektueller, als Christ, als Schwuler, als Liberaler, als Weinliebhaber oder als Was-auch-immer leben können, wenn man einer Gruppe angehört, die vom Koran oder aufgrund des Korans zum Abschuss freigegeben ist. Und selbst die Linken, die uns heute noch den Islam schönlügen, werden nicht dem Schicksal ihrer verblödeten Genossen von den iranischen Volksmudjaheddin entgehen, die sich beim Ayatollah so lange anbiederten, bis sie von ihm an Baukränen aufgeknüpft wurden.

Der deutsche Staat jedenfalls hat mehr als einmal und mehr als deutlich seine Bereitschaft signalisiert, sich Dem zu unterwerfen, der bereit zur Gewaltanwendung ist. Die Juden haben der Mehrheitsgesellschaft gegenüber aber den einen Vorteil, dass ihnen in Gestalt des Staates Israel wenigstens ein Rettungsboot zur Verfügung steht.

64. Colette - Januar 15, 2009, 19:43

@markusoliver
„Die Beamten haben in der Annahme gehandelt, rechtmäßig zu handeln. Sie bezogen sich dabei auf die in den deutschen Gefahrenabwehrgesetzen…“

Markus, es gibt Situationen, in denen man, um ein „Mensch“ zu bleiben, Befehle oder Gesetze missachten muss.

@wolfram
die Polizeibeamten haben bestimmt nicht politisch klug gehandelt, auch nicht unbedingt weise – aber “zweckorientiert”, nämlich unter dem Gesichtspunkt “welche Möglichkeiten haben wir, eine weitere Eskalation zu verhindern?”

Es spielt aber eine grosse Rolle, an welchem Zweck man sich orientiert.

@ Lila
Noch nie habe ich ein T-shirt , Anstecker oder sonstiges für irgendwas getragen (ausser vor 25 Jahren ein Greenpeace-Aufkleber auf meinem Auto), aber ich werde mir nun ein israelisches T-shirt kaufen und es tragen. Ich sehe das momentan als eine dringende Notwendigkeit. Auch ich habe Angst, jedoch gibt es m.E. Situationen, in denen man auf seine Angst keine Rücksicht nehmen kann.

65. Lila - Januar 15, 2009, 20:13

Vielen Dank für die überaus interessanten Antworten, jede einzelne von ihnen. Ich bin schon so lange weg aus Deutschland, daß ich mir wirklich absolut kein Urteil anmaßen kann und möchte. Jede Eurer Antworten gibt mir ein Teil des Bilds, und das ist wirklich viel mehr, als man aus anderen Quellen kriegen kann. Danke.

66. John Dean - Januar 15, 2009, 20:22

@ Lila

1. Wenn jemand von „the“ Germans oder „the“ Israelis oder „the“ Arabs“ schreibt, dann schalte ich sowieso weitgehend auf Durchzug. Natürlich war das Verhalten der Polizei daneben. Standard ist das nicht (die meisten Fahnen bleiben ja hängen) – wobei man allerdings wissen muss, dass die deutsche Polizei generell ganz gerne (jedenfalls: gar nicht so selten) Wohnungstüren eintritt, um Plakate und Fahnen u. ä. zu entfernen. Das kenne ich jedenfalls auch noch aus zahlreichen anderen Zusammenhängen.

Die Polizei – ist bei uns halt dein Freund und Türen-Eintreter.

Das Ganze bleibt natürlich oberpeinlich. Natürlich hätte die den Israel-Fahnenfreund beschützen müssen, statt in seine Wohnung einzubrechen.

2.

Stimmt es, daß in Deutschland starke antisemitische Strömungen spürbar sind (…)?

Nö. Dennoch gibt es a) bestimmte Gegenden, die man als äußerlich erkennbarer Jude besser meidet, sowie bestimmte Sondersituationen, wie diese durchaus antisemitischen Antizionismusdemos dieser arabisch-türkischen Wirrköpfe. Als jüdischer Deutscher habe ich dennoch grundsätzlich keine Probleme, nicht auf Arbeit, nicht im Verein, schlicht nirgendwo. Auch keine Probleme mit Leuten, die einen muslimischen Glauben haben. Manchmal kommen die auf mich zu und fragen mich bei Politfragen: „Wie siehst Du das?“, aber eigentlich vermeide ich es, über irgendwelchen Nahostkrams zu diskutieren. Nicht, weil ich wegen dem Thema oder meinem Standpunkt Angst habe (gegenüber Deutschen erkläre ich z. B., dass ich Zionist bin), sondern, weil ich einfach finde, dass man hierzulande (also: in Deutschland) gefälligst über andere Themen diskutieren sollte.

Aber Angst? Defintiv null. Eher schon machen mir „Umarmungen“ Sorgen. Außerdem geht es eigentlich niemanden etwas an. Ich bin in Deutschland aufgewachsen, ich bin ein Deutscher wie jeder andere – und Punkt.

3.

Hätte jemand von Euch den Mut, mit einem Israel-T-Shirt durch die Innenstandt zu gehen?

Dafür braucht man keinen Mut, obwohl ich mir schon vorstellen könnte, dass man dann vielleicht ein paar blöde Bemerkungen kassieren würde. Etwas mehr (klar ist mir das allerdings nicht) blöde Bemerkungen vielleicht, als man mit einem Deutschland-T-Shirt kassieren würde.

Keine Ahnung. Ich stehe aber nicht so auf diesen debilen Fahnenkrams – und gehöre auch zu denen, die blöde Sprüche machen, wenn jemand ohne Anlass z. B. mit einen Deutschland-T-Shirt bei uns auf Arbeit erscheinen würde.

Ich muss aber zugeben, ähem, ich bin da wenig konsequent. Ein Fußball-T-Shirt mit Brasilien habe ich dann doch noch…

Na, es soll halt jeder nach seinen Geschmack glücklich werden. So richtig schlimme Sprüche mache ich beim D-T-Shirt auch nicht. Und Leute mit Londsdale kommen entweder nicht in meine Nähe oder werden bekehrt.

4.

. Und es war nicht das erste Mal, daß eine Israel-Flagge in Deutschland als Provokation galt (…)

Es gibt wohl, habe ich in meiner Stadt schon mal erlebt, diese „antideutschen“ nationalistischen bis rassistischen Hardcore-Spinner, die bei vermeintlich linken oder linksradikalen Demos mit ihren Israel-Wimpeln Alarm zu machen versuchen und auf Provokation – tatsächlich – aus sind. Meistens werden die aber einfach ignoriert (das entspricht jedenfalls meinen Erfahrungen) und halt für komische Vögel gehalten – von einer Entfernung derartig eingesetzter Israel-Flaggen habe ich schon mal gehört – allerdings noch nie auf eine Demo erlebt. Hat wohl auch mit Demonstrationsrecht zu tun, damit, dass der Veranstalter halt nicht jeden Wimpel zulassen muss bzw eine Instrumentalisierung der eigenen Demo für fremde Zwecke halt nicht dulden muss.

Wobei das auch in die Gegenseite funktioniert: Hamas-Wimpel, Pali-Terror-Propaganda und ähnliches Dreckszeug wurden schon auf diversen linken Demos entfernt – ich habe das sogar mehrfach erlebt, z. B. auf einer Antikriegsdemo.

Und finde das Okay. Wer Demos zweckfremd instrumentalisiert, muss halt seine eigene Demo veranstalten. Da hat er ja jede Freiheit.

5.

Stimmt es, daß in Deutschland starke antisemitische Strömungen spürbar sind, die sich normalerweise gut verbergen, die man aber wahrnehmen kann, wenn man dafür, wie man so unschön sagt, sensibilisiert ist?

Wenn man entsprechend sensibilisiert ist, kann man selbstverständlich auch anti-irländische Strömungen wahrnehmen, oder auch Energielinien, welche von Straßenlaternen ausgehen oder was auch immer.

Ja, klar – hat aber mit Deutschland wohl weniger zu tun.

Wobei ich persönlich denke, dass das auch eine Frage ist, a) wo man lebt und b) wie man dort dann auftritt. Ich habe an meinem Ort keine Probleme, aber ich bin mir absolut nicht so sicher, ob ich regelmäßig mit der Kippa durch die Stadt heizen möchte. Keine Ahnung genau, aber ich glaube, ich hätte dann Angst davor, dass irgendwelche verstrahlten Araberkids bzw. – Jugendliche dann Stress machen könnten.

Man könnte hier, diesmal generell, sagen: Es gibt in Deutschland deutlich mehr Freiheit für Muslime, ein Kopftuch zu tragen, als es die Freiheit gibt, eine Kippa zu tragen.

Ich habe es allerdings nur selten ausprobiert, und hatte dann keine Probleme. Vielleicht verschwindet das blöde Gefühl, wenn man es ständig macht. Aber darauf habe ich sowieso keine Lust.

6. Sharanskys hysterische „Kritieren“ interessieren mich nicht die Bohne. Diese Kritierien sind in meinen Augen einfach nur blöd. Deshalb, weil „Doppelstandards“, Delegitimation und Abwertungen – das mag man bedauern – und auch Fehlurteile und Fehlinformationen zum normalen politischen Leben gehören.

Das heißt: Es gibt beispielsweise ständig den Versuch, Sichtweisen zu delegitimisieren, die man selbst nicht teilt – und zwar umso mehr, je intensiver gestritten wird. Sogar in (fast) jeder Ehe gibt es das. Im Streit – oder sogar darüber hinaus – werden die Fehler des Partners aufgeblasen (dämonisiert), seine abweichende Position, jedenfalls tendenziell delegitimisiert und er/sie als Person evtl. sogar abgewertet usw. usf.

Sharanskys „Kriterien“ laufen darauf hinaus, dass jeder latent feindselig gegenüber Juden sei bzw. latent antisemitisch, der seine Meinung nicht teilt.

Eigentlich genau das.

Sharanskys „Kriterien“ dämonisieren (!) so gut wie jegliche Kritik an Israel – er könnte mit Hilfe der eigenen Kriterien sogar sein eigenes Kriteriensystem widerlegen – schließlich dämonisiert dieses. Tatsächlich: Das tut es.

Nur, um das mal ein Stück weit gerade zu rücken: Als Linksliberaler „dämonisiere“ ich beispielsweise Rechtsliberale – und das mit Schmackes. Bin ich darum z.B. ein „latenter Liberalenhasser“? Wohl kaum. Eher ist so, dass ich bestimmte politische Grundorientierungen für ziemlich komplett daneben halte.

Relevant können Sharanskys (u.ä.) Kriterien allerdings werden, wenn z. B. ein eigentlich informierter Nahostexperte oder eine bestimmte politische Richtung grundsätzlich und nahezu ausnahmslos einseitig, stark abwertend, deutlich dämonisierend.

Kurzum: Bei Sharanskys Kriterien kommt es nicht (!) auf das „ob“ an, sondern allein auf die Dosis. Ab einer bestimmten Dosis und Form von Dämonisierung politischer Ideen oder gar Menschengruppen ist es halt zuviel.

Und genau das ist auch die relevante Frage, die durch Sharanskys „Kriterien“ eher verwischt wird: Wann genau ist es zuviel? Was ist okay, was ist zu dulden, was ist nicht zu dulden, und was ist unerträglich?

Eine bestimmten Form von Zionismus (nicht: meiner Form) ist bereits so gut wie jegliche Kritik unerträglich, und wird – z. B. seitens von Hardcore-Antideutschen – aus aus Krawallgründen dann gerne, ja sogar mit einer gewissen echten Begeisterung „antisemitisch“ genannt.

Auf diese Weise wird der Begriff des Antisemitismus massiv entwertet – und im Grunde genommen (auf Deutschland bezogen) das Werk der Neuen Rechten betrieben.

Ich halte also eine gewisse Vorsicht und Bedachtsamkeit im Gebrauch des Wortes vom Antisemitismus für unbedingt notwendig. Und zwar als Deutscher, und auch weil ich will, dass etwas Vergleichbares wie 33ff in unserem Land nie wieder geschehen darf.

Die Antideutschen sind mir in vielfacher Hinsicht verhasst. Sie hassen mich auch – und nicht zuletzt, weil ich Jude bin.

(Genau genommen: Wer mich gerade darum besonders hasst bzw. ablehnt, weil ich Jude bin, der ist nach meinem Verständnis ziemlich eindeutig ein Antisemit. Egal, was er/sie sonst so formuliert und behauptet. Das mag jetzt nach einer Privatdefinition klingen, aber bislang hat sich das für mich als sehr brauchbar erwiesen. Sharanskys Pseudokriterien haben sich für mich nicht als brauchbar erwiesen – ganz im Gegenteil. Ich habe sogar schon ziemlich fruchtbare Diskussionen mit Islamisten gehabt – natürlich auch unfruchtbare, das gewiss auch.)

67. yael1 - Januar 15, 2009, 20:31

„Ihr schreit Feuer, dabei brennt es nicht.

Was wollt ihr eigentlich sagen, wenn mal wirklich wieder irgendwo im Wochenrhythmus Synagogen brennen? Wenn eine Israel-Flagge wirklich Gefahr bedeutet?“

Ach, es muss erst soweit kommen wöchtlich?
Die Nachrichten verfolgen Sie wohl eher nicht?

Es gibt in einigen Ländern in Europa antisemitische Delikte (um es mal so auszudrücken). In Deutschland gab es nicht erst letzte Woche ein Übergriff auf eine Synagoge in Rostock? In Berlin wurde kein Wachmann vor einer Synagoge verletzt usw.?
Müssen wir Juden uns erst umbringen lassen, um jemanden wie Ihnen klarzumachen, dass das was im Moment passiert, die schlimmsten antisemitischen Ausschreitungen seit der 1945 sind?
Sie hätten auch vor dem Krieg in Deutschland auf der Straße einen Davistern tragen können und sich sicher sein, dass antisemitische Angriffe keine Seltenheiten sind. Oder begleiten Sie einen Juden mit einer Kippa in der Öffentlichkeit. Ich wünsche dabei viel Spaß.

„Der einzige, dem in dieser Sache bisher tatsächlich Unrecht getan wurde, ist der Mann, in dessen Wohnung die Polizei eingedrungen ist.“

Falsch, es wird allen Juden Unrecht getan, die sich diese antisemitische Scheiße fast täglich anhören müssen, es wird Nichtjuden Unrecht getan, die nicht wollen, dass die Demokratie in Dtl. so missbraucht und damit auch ausgehöhlt wird.
Wo bleibt Ihre Empatie mit diesen Menschen?

68. Mundilfari - Januar 15, 2009, 20:47

Verstehe ich das richtig? Da steht ein wütender Mob gröhlend vor einem Fenster mit einer Israel-Flagge und wenn jemand die Flagge wegnimmt, damit eben dieser Mob nicht etwaige Sach- und Personenschäden verursacht, wird das als „Antisemitismus“ deklariert? Was zur Hölle ist denn nur wieder los?

69. engola - Januar 15, 2009, 20:52

ok (well, you asked!),

die Polizei hat ihre Polizeiaufgaben erfüllt:

Wie bringt man die agressive Stimmung einer demonstration runter um die Ansammlung möglichst gefahrlos aufzulösen?
Bei der Einholung des corpus delicti wurde keine politische Partei ergriffen. Es ging nur um die Sicherheit der Leute. Deeskalierend eingreifen um Gefahr oder Verletzungen der Leute zu vermeiden.
Nobody likes Riots.

Medienkritisch gesehen wird dieses einzelne Event wieder hochgehalten. Dabei Demonstrieren viele tausende äußerst friedlich. – Das ist genauso mit dem „Fahne verbrennen“ – da halten die Kameras drauf. Sowas will doch keiner.

Und ich gestehe, daß ich persönlich nicht zusammen mit den Grauen Wölfen demonstrieren möchte.

Richtig doof finde ich ja wieder diese Anti-Jüdischen Straftaten in Deutschland. – Von wegen meiner sicheren Warte: Die Einschläge kommen näher. – Die Schockwellen der Gewalt kommen auch bei meiner Gesellschaft an.

Ich darf sagen, daß die örtliche Synagoge ein paar Straßen weiter neu auf dem alten Ort steht. – Mit einer sehr spannenden Architektur übrigens. – Daneben die Grundmauern der alten abgebrannten. – Die machen da auch schöne Ausstellungen mit örtlicher Kunst und so.
Naja, und wenn ich beim nach Hause gehen dort den Polizeiwagen oder Staatsschutz aufpassen stehen sehe, dann weiß ich, daß auf der Welt wieder was los ist 😉

Ich lebe in einem Multikultiviertel, und in dieser Stadt stolpert man über Kirchen oder Religionen. Z. B. Moscheen und Babtisten nebeneinander. Viele Protestanten. Unten an der Gathe gibt es sogar einen Muezzin. Ansonsten viele schöne Glochen aller Orten. (Zeugen Jehovas gehören zum Stadtbild.)

Jetzt würde ich schon fast wieder gerne eine Israel-Fahne aufhängen, wenn man damit provozieren kann 😉 – Den Advocatus Diaboli spiele ich gerne.

Um nochmal auf die Fahneneinholung zurückzukommen – erzähl mir nix.
Unter uns verrate ich euch folgende Strory, die ich wirklich gebracht habe:

2008 zur EM lag mein Zimmer am Platz, wenn ich Fenster aufhatte, konnte alle meine Musik hören.
Eines Nachmittags hatte ich in meiner Musik-Session die deutschen Hymmnen miteinander verglichen. Die Haydn-Melodie ist ja auch sehr schön. Naja, und ich dachte, wo wir doch gerade alle mit Fußball und so…

Also spielte ich alle drei Strophen der alten deutschen Hymmne, vergaß aber die Fenster zu schließen. Naja, irgendwann klopfte die Polizei an meine Tür: Anzeige wegen rechtsradikaler Lieder. – Die Leute unten auf dem Platz waren außer sich.
Dann habe ich nachgekuckt: Selbst der freundliche Beamte wußte nicht, daß das abspielen oder Singen der Hymmne des von Fallersleben überhaupt nicht verboten ist. – Aber ich verstehe: Die Leute unten auf dem Platz waren mehrheitlich gegen diese Musik. Das ist OK.

(Übrigens finde ich die Melodie der DDR-Hymmne sehr schön. – Wichtig ist, daß das Versmas der DDR-Hymmne absichtlich genau dem des Deutschlandliedes entspricht. – Man könnte also den Text ohne Probleme austauschen, wofür ich plädiere.)

Grüße

70. dajak - Januar 15, 2009, 21:00

@66

„Die Antideutschen sind mir in vielfacher Hinsicht verhasst. Sie hassen mich auch – und nicht zuletzt, weil ich Jude bin.“

Ach ja, Die bösen Antideutschen also? Ich glaube du hast einfach nichts verstanden.

Einerseits „hätte[st] [du] dann Angst davor, dass irgendwelche verstrahlten Araberkids bzw. – Jugendliche dann Stress machen könnten.“ Auf der anderen Seite führst du aber sehr fruchtbare diskussionen mit Islamisten.
Die Antideutschen sind dir ein Dorn im Auge, allerdings kennst du schon gegenden in die sich ein offensichtlicher Jude nicht begeben sollte. Und dass man mit einem israel shirt angepöbelt, bzw. „blöde Bemerkungen kassieren würde“ ist für dich OK, und keines Falls ausdruck evtl vorhandener antisemitischer strukturen.

Dem heutigen Antisemiten geht es aber überhaupt nicht um dich als Einzelperson. Es geht vielmehr um sekundären Antisemitismus, und die übertragung antisemitischer stereotype auf den Juden unter den staaten.

71. willow - Januar 15, 2009, 21:07

@68. Mundilfari – Januar 15, 2009, 20:47

Verstehe ich das richtig? Da steht ein wütender Mob gröhlend vor einem Fenster mit einer Israel-Flagge und wenn jemand die Flagge wegnimmt, damit eben dieser Mob nicht etwaige Sach- und Personenschäden verursacht, wird das als “Antisemitismus” deklariert? Was zur Hölle ist denn nur wieder los?

Denken sie etwas weiter … der demonstrierende Mob („Tod Israel! Tod dem Westen!“) würde sich über ein christliches Symbol erregen, ein Kreuz an einer Kirche z.B., sollten dann die Polizisten deeskalieren? Oder auch die deutsche Fahne – Tür eintreten, den provozierenden Lappen entfernen?

PS: Der Mob hat zumindest Steine und Flaschen gegen das betreffende Haus geworfen – wäre es nicht Aufgabe der Polizei, die Täter wennn schon nicht zu bestrafen, dann doch an weiteren Gesetzesverstößen zu hindern? Oder gelten Gesetze nicht mehr? Hat der Mob, hat die Straße inzwischen die Macht? Hatten wir das nicht schon mal?

72. willow - Januar 15, 2009, 21:14

PS: Mein absolutes Liblingszitat in diesem Fall kommt vom Duisburger Polizeisprecher, Ramon van der Maat:

“ Wer die muslimischen Mitbürger kenne, wüsste, dass sie emotional oft schnell in Fahrt gerieten.“

73. Duisburg und anderswo - “nur” der Anfang? « himmel und erde - Januar 15, 2009, 21:15

[…] ich wollte ursprünglich nicht zu diesem Themenkomplex Stellung nehmen, aber Lilas “Leseproben” haben mich veranlasst, eine kurze Stellungnahme dazu zu […]

74. yael1 - Januar 15, 2009, 21:19

@Mundilfari –

Nein, Sie verstehen eben nicht.

75. Boris - Januar 15, 2009, 21:27

Ich finde das hier alles übertrieben: Ich hätte kein Problem mit einem Pro-Isreal-T-Shirt und würde hier in Koblenz auch keine Probleme bekomme.
Da hat man mit einem Schalke-Triko in Dortmund weit aus mehr Probleme zu erwarten – und da geht es nur um Fussball.

Und ich sehe auch nicht, dass der Staat/die Polizei/BKA/LKA/BND irgendwie den Schwanz vor Kriminellen einzieht.

Natürlich war das Abhängen der Fahne durch die Polizei ein Unding und zeigt eine total Unsensibilität gegenüber der deutschen Geschichte.

76. rika - Januar 15, 2009, 21:29
77. yael1 - Januar 15, 2009, 21:35

http://jungle-world.com/artikel/2009/03/32454.html

Diese Beispiele sind nur eine kleine Auswahl. Seit dem Beginn der Operation »Cast Lead«, mit der sich die israelische Armee gegen den Raketenterror der Hamas zur Wehr setzt, gab es in Deutschland Dutzende antiisraelischer Demonstrationen. Organisiert werden sie zumeist von palästinensischen und islamischen Vereinen und Verbänden, ihre Teilnehmerzahlen liegen nicht selten im vier-, manchmal sogar im fünfstelligen Bereich. Auf kaum einer dieser Kundgebungen fehlten Transparente oder Pappschilder, auf denen Israel unterstellt wurde, einen »Holocaust an den Palästinensern« zu verüben. Auch Sprechchöre wie »Kindermörder Israel« und »Intifada bis zum Sieg« sind obligatorisch. Etliche Demonstranten führten zudem Porträts von Hamas- oder Hizbollah-Größen mit sich und schwenkten Fahnen dieser Organisationen. Kundgebungen, die als »Friedens-« oder »Antikriegsdemonstrationen« angekündigt werden, entpuppen sich regelmäßig als aggressive, antisemitische Massenaufmärsche von Hamas-Anhängern. Wer gegen sie protestiert, muss um seine körperliche Unversehrtheit bangen.

78. John Dean - Januar 15, 2009, 21:48

@ dajak

Wenn du dich bei hardcore-antideutschen Hasspredigern und Diffamierungsexperten wohl fühlst: Warum auch nicht. Wenn das für dein persönliches Wohlbefinden notwendig ist. Trotzdem sind Hardcore-Antideutsche furchtbare Wirrköpfe, teils sogar Rassisten und nicht selten gewaltbereit.

Ich ziehe es vor, mit solchen Leuten keinen Umgang zu haben.

Um noch einen drauf zu setzen: Ich habe mit einem durchschnittlichen Islamisten weniger Probleme als mit einem durchschnittlichen Antideutschen.

Denk mal drüber nach.

79. willow - Januar 15, 2009, 22:07

@John Dean:

Wieviele Antideutsche kennen sie!? Und was haben die ihnen angetan…. ihre Andeutungen klingen furchtbar – schlimmer als Islamisten!

PS: Wie genau sieht *ihre* Definition von „Antideutschen“ aus? Normalerweise reicht es dafür ja schon, „pro Israel“ zu sein… sie sehen mich verwirrt.

80. John Dean - Januar 15, 2009, 22:49

@ willow

Mehr als Sie. Ich habe z. B. erlebt, wie Antideutsche in meinem Stadtteil Antifaschisten verprügelt haben, weil diese Brände gelöscht haben. Ich selbst bin „nur“ bedroht worden, mehrfach von Antideutschen, dass man mich gerne umbringen möchte.

Ich mag diese Spinner nun einmal nicht. Willow, welche Erfahrungen haben Sie selbst gemacht und was haben Sie zum Thema zu sagen?

Mögen Sie Hardcore-Antideutsche?

81. Kalle - Januar 16, 2009, 0:05

Die so genannten „Antideutschen“ (ich finde den Begriff ziemlich blöd) sind nach meinem Wissen keine homogene Bewegung.

Da gibt es die einen, die mit ihrer vorgeblichen Pro-Israel und pro-amerikanischen Haltung bei jeder Gelegenheit provozieren möchten, George W. Bush „A Man of Peace“ nennen und so anti-islamisch eingestellt sind, dass man sie schon als Rassisten bezeichnen kann. Beispiel: Das Blog „Politically Incorrect“ (wobei ich nicht sicher bin, da hier auch nationalistische Töne auftauchen).

Als gemäßigtere „Antideutsche“ werden diejenigen bezeichnet, die links und Pro Israel sind ohne gleich auf alles Islamische loszugehen und auch gegenüber den USA eine eher kritische Haltung haben. Beispiel: BAK Shalom der Linksjugend.

Dazwischen gibt es natürlich viele feine Abstufungen.

So würde ich zumindest „Antideutsche“ nach einer Recherche über den Begriff definieren. Vielleicht hat aber jemand eine andere?

82. Thatcher - Januar 16, 2009, 0:19

In Deutschland ist nicht das Randalieren auf den Straßen die eigentliche Straftat, sondern der Anlass, aufgrund dessen es geschieht. Das Randalieren macht die an sich harmlose Provokation erst zur Straftat. Unser Strafrecht sagt nämlich:

„Wer in einer Weise, die geeignet ist, den inneren Frieden zu gefährden, …, wird … bestraft.“ (siehe § 130, § 166 StGB).

Den Vorteil haben diejenigen, die sich mit größter Bereitschaft zu Randalen provozieren lassen; angeschmiert ist derjenige, der es aus einer Position der Schwäche oder als Minderheit wagt, seine Meinung zu sagen oder sonstwie kundzutun.

Da ist das Verhalten der Polizei nur folgerichtig. Schließlich waren die Schätzchen von Milli Görüs völlig zu Recht aus dem Häuschen wegen der Flagge.

Hinzu kommt, dass die Polizeiführung in Duisburg aus dezidierten Linken besteht. Der einfache Schupo mag seien Sympathien für Israel durchaus haben oder auch sonst vernünftig sein, aber seine Vorgesetzten stehen parteibuchbedingt von jeher auf Seiten der Feinde Israels. In NRW ging 40 Jahre lang nichts ohne SPD-Parteibuch, wenn man im Beamtenapparat nach oben wollte.

Wer jetzt aber von Israel aus der ganzen deutschen Polizei oder, noch grobschlächtiger, „den Deutschen“ als Volk „Antisemitismus“ unterstellt, der ignoriert, dass die Situation in Deutschland ganz anders wäre, wenn die Demokratie in der Bundesrepublik funktionieren würde. Das Problem in Deutschland sind die links denkenden Eliten, denen die Belange der freiheitsliebenden Bürger gänzlich am Allerwertesten vorbeigehen.

83. dajak - Januar 16, 2009, 2:23

@John Dean:

Also ich wuerde antideutsche eher aufgrund ihrer politischen einstellung definieren (antideutsche kritik), und nicht unbedingt irgendwelche hools, die eben gerade meinen mit israelfahnen am meisten provozieren zu koennen.
Interessant auch der Vorwurf dass ADs „Antifas“ verpruegeln wollen die braende loeschen, Idr verpruegeld doch „Antifas“ andere die loeschen wollen.

@Kalle:

PI ist ganz sicher nicht antideutsch, sondern sehr deutsch. Es hat sich von einer konservativen zu einer offensichtlich rechts aussen position entwickelt.

Ich denke zu den antideutschen koennte man auf jeden fall bahamas, stop the bomb, teile von cafe critique und auch teilweise beitraege in der jungle world zaehlen.

Gruss

84. Andreas - Januar 16, 2009, 4:35

Hallo Lila,

meiner Meinung nach ist Antisemitismus weiterhin ein großes Problem in Deutschland.

Den ersten Antisemiten traf ich während einer Wochenend-Schicht, damals war ich entweder Schüler oder frisch an der Uni eingeschrieben. im Grunde waren es 7,5h normaler Arbeit mit ein paar politischen Themen zwischendurch. Ich weiß nicht mehr genau, wie er den Schwenk schaffte, aber kurz vor Ende der Schicht schäumte er: Die Juden sind an eigentlich allem Schuld, nicht nur die US- auch die deutsche Regierung ist von ihnen besetzt. Ich habe halbwegs versucht, mit Argumenten dagegen anzukommen, es war aber schlicht unmöglich bei diesem Hass.

Auf einer Geburtstagfeier unter Studenten dann durfte ich weitere Spinnereien hören: Israelischer Goliath wird von steineschleudernden Palästinensichen Davids bekämpft. Es fielen auch Stichworte wie vergiftetes Wasser.

In der Familie gab es Weihnachten wegen der aktuellen Ereignisse auch Streit. „Israel sollte schon existieren, aber es war ja nicht richtig, wie damals das Land geraubt wurde“ oder „Wenn man hier was kritisches sagen will, kommt der Zentralrat und verbietet es einem“. Bei Fremden ist es mir relativ egal, machen mir laute Streitgespräche nichts aus. In der Familie ist das allerdings mehr als unangenehm, weshalb ich wohl eher darauf achten werde, das Thema zu vermeiden.

Zu den T-Shirts: Ich werde jetzt auf jeden Fall im Soe-Shop bestellen.

Ob ich damit in unserem Städtchen wirklich Ärger bekomme? Ich bezweifle es.

In den 90ern brannte auch unser Asylbewerberheim und „berühmt“ wurde wohl die Anti-Fa-Demo, die an einem Nazi-Shop vorbeiführte (http://www.youtube.com/watch?v=8fitl4ARpIc, der, der da als erster auf die Menge zustürmt, ging in die Kindergartengruppe meines Bruders, wie unterschiedlich sich Menschen in 15 Jahren entwickeln können).

Abgesehen von diesem Vorfall vor 2,5 Jahren war dieses Jahrzehnt allerdings ruhig.

Ob ich es in „Problembezirken“ tragen würde? Wahrscheinlich nicht, ich provoziere zwar gerne mit Worten, allerdings hänge ich doch an meiner Gesundheit.

Ein Mob in Mainz jagt Menschen, brüllt dabei „Judenschweine“ und die Verfolgten bekommen anschließend ein bundesweites Kaufhof-Hausverbot ausgesprochen und werden von der Polizei des Platzes verwiesen (http://mainz.antifa.net/cms/index.php?option=com_content&task=view&id=157&Itemid=1). Wenn ich demgegenüber sehe, dass unsere Polizisten direkt zur Schusswaffe griffen, frage ich mich, ob hier eine andere Mentalität herrscht oder ob es einen Unterschied macht, wer die Angreifer sind.

Ich wünsche eine gute und hoffentlich ruhige Nacht 🙂

85. NEB - Januar 16, 2009, 4:40

@ Thatcher: interessant, danke fuer die Info ueber NRW
ansonsten:
1. gefaellt es mir als Deutscher nicht, wenn hier behauptet wird alle Deutschen sind latente Antisemiten oder ueber die Latenz schon hinaus – es gibt sicher sehr viele dumme Menschen, aber ich zum Beispiel erkenne (von meiner Sympathie fuer das meiner meinung sehr friedliebende Land Israel mal abgesehen) eien Deutsche Schuld / moralische Verpflichtung gegenueber dem Juedischen Volk (wenn man so will, ich finde diesen Begriff ziemlich doof, es sagt ja auch keiner „christlisch-orthodexes Volk“ zu den Griechen).
Alles was gesagt wird wie „was unsere grossvaeter getan haben ist doch nicht unsere schudl“/“wir Deutsche schulden den Israelis/Juden gar nichts(mehr)“ ist Nonsens und bedeutet schlicht und einfach dass derjenige, der es sagt, den Juden Auschwitz nicht vergeben kann.

Ich habe alle Kommentare gelesen, und bitte darum nicht alle Deutschen zu verallgemeinern.
Es ist ein fakt, dass die meisten Probleme die Man im oeffentlichen Raum mit gewalt haben kann (ich als Jugendlicher – 20 – habe genug vorfaelle miterlebt) mit tuerkisch – und arabisch-staemmigen Jugendlcihen verbunden sind. Die Jungs sind auf Streit aus, weil man sie anguckt oder oder oder.. Aber wenn man einen aus dem Rudel allein trifft, kann man sich auch durchaus unterhalten, und merkt die haben ganz andere Probleme (dominante Vaeter, nicht integrierte Muetter etc. die koennen Ihnen meist beide nicht helfen zB. eine Bewerbung zu schreiben, oder Hausaufgaben etc.. – Ich schweife ab)

Man kann das problem der Gewaltbereiten Immigrantenkinder in Deutschland nicht nur auf den Islam runterbrechen, Iranische Einwanderer machen nie Probleme, oder?
Noch ein paar Punkte: ein Jude kann von leider viel zu vielen Deutschen Vorurteile erwarten, aber meiner Meinung nach droht ihm Gewalt nur von Muslimischen Einwohnern/Mitbuergern und vorwiegend in Ostdeutschland Neonazis.
Durch urch Hamburgs Innenstadt zu Laufen haette ich kein Problem, mit einem Davidsstern auf der Brust.
Aber ueber die Reeperbahn oder einen Diskoparkplatz in Solingen nachts um 3 – nur mit Schutzweste und meinen Brudern um mir den Ruecken freizuhalten. wenn man da naemlich ein paar angetrunkene Libanesen oder so trifft, die nicht in nen Cluib gelassen wurden oder einfach so auf der Suche nach Stress sind, nehmen die so schon jede Geste als moegliche Beleidigung, ein Israeltshirt waere aber wie eine Beleidigung. Nicht immer, bestimmt sogar nicht mal in dem Grossteil der Faelle, aber eins von 10 Malen ein Messer abzukriegen waere mir ein Mal zu viel.

86. willow - Januar 16, 2009, 9:31

@NEB

Niemand hat behauptet, alle Deutschen wären mehr oder weniger Judenhasser – aber das Gegenteil, es gäbe in D. keinen offenen oder versteckten Judenhass ist eben auch fasch, mag es auch noch so oft behauptet werden. Es gibt etliche „Gruppierungen“ (Faschos, nationale Sozialisten aber auch viele Linksextremisten und natürlich Personen mit moslemischemem kulturellem Hintergrund) die ziemlich offen dazu stehen, wobei Politiker und Medien nur die Idioten von ganz Rechts thematisieren…

Zu den Antideutschen:

Es gibt garnicht wenige Typen im „linken“ Spektrum, für die sind alle mit einer irgendwie abweichenden Meinung „Nazis“. Wenn das beim besten Willen nicht geht, dann sind es „Antideutsche“… früher hätte man die „Antideutschen“ wohl als linke Abweichler erschossen.

Antifa-Leute, die versucht haben Brände zu löschen!?

@83. dajak – Januar 16, 2009, 2:23

@Kalle:

PI ist ganz sicher nicht antideutsch, sondern sehr deutsch. Es hat sich von einer konservativen zu einer offensichtlich rechts aussen position entwickelt.

…das sieht man schon daran, daß dort inzwischen Daniel Haw seinen Moishe Hundesohn exklusiv veröffentlicht!

87. Swing - Januar 16, 2009, 11:07

Sowohl zum Geburtstag letzten Sommer, als auch zum Gazakonflikt trug ich mehrere Wochen lang einen Israel-Pin an meinem Rucksack. Weder in der Universität, noch der Innenstadt, noch in Bremen wurde ich bisher je belästigt. Ähnlich war es übrigens auch in England (Uni, Innenstadt, Bus, etc.), wo ich sogar einmal zufällig in eine Pro-Palästinademonstration am Trafalgar-Square geriet.
Subjektiv ist das irgendwie beruhigend.

88. anatol - Januar 16, 2009, 12:04

dieses ganze sog. „antideutschen-bashing“ ist so dumm und lächerlich, mehr gibts dazu kaum zu sagen.

zum thema idf T-shirt. ich habs 2006 bewusst getragen und mich zB in der U Bahn sehr unwohl gefühlt, mir is aber nie was passiert… je nachdem in welche stadtteile (köln) man fährt ists definitiv gefährlich, heute noch mehr als vor 2 jahren.
aber in meinem umfeld sind so ziemlich alle irritiert wenn sie mich mit dem t-shirt sehen. „arbeitskollegen“, studenten, familie, menschen in der stadt, und auch der größte teil meines erweiterten freundeskreises, die zwar israel-solidarisch sind aber idf t shirts albern finden oder als zeichen für „antideutschen philosemitismus“ oder etwas in der art verstehen.

89. stine - Januar 16, 2009, 12:32

irgendwie waren das jetzt zuviel kommentare, ich weiß noch nicht ganz, was jetzt wieder anti-deutsche sind, da schwirrt einem ja der kopf bei den vielen antis. vor allem, wenn sie dann aneinander gehängt werden wie bei der anti-antifa.
ich muss mal wieder konstatieren, dass es sich in dresden noch recht friedlich lebenlässt, ich glaube wir haben nicht einmal ein spezielles viertel in denen leute „mit migrationshintergrund“, wie es immer heißt, zuhauf wohnen. wobei ich diesen ausdruck sowieso blöd finde, da er meistens darauf zielt, dass diese gruppe irgendwie aufgrund dieses hintergrunds benachteiligt ist und besonderen schutz braucht, dabei meint man meist nur leute mit muslimischem migrationshintergrund. mein freund ist halbpole, auch wenn zu seiner geburt seine mutter schon einen deutschen pass hatte. nach einteilungen wie in der pisa-studie hat er also migrationshintergrund a. das interessiert keine sau. aber das jetzt nur am rande.

wie ich schon sagte, gibt es hier keine viertel, in die ch mich mit bestimmter kleidung nicht trauen würde. allerdings hatte ich ein paar unangenehme erlebnisse in köln und hamburg, da bestimmte männer, deren hintergrund ich jetzt nicht nenne, in köln meinten, eine minirock-tragende frau sei freiwild. wahrscheinlich wohne ich wirklich im tal der ahnungslosen. andererseits provozier ich auch gern, in meinen zeiten, in denen ich unbedingt ein punk sein wollte (ich war ja so unschuldig, hab über mein pali-tuch gar nicht nachgedacht, das trug man halt) bin ich in münchen schief angesehen worden, weil ich einen aufnäher „keine airbags für die csu“ trug. ich weiß schon, albern. ebenso hatte ich an meiner lederjacke eine rote armbinde mit einem weißen kreis darin, in dem ein galgen stand mit der überschrift „dem deutschen volk“. ich muss sagen, ich habe das nie ernst gemeint, das war reine provokation und funktionierte sehr gut, was mir große freude bereitet hat. wie gesagt, ich war 15. wenn ich ein israel-t-shirt hätte, würde ich es nur aus dem grund nicht tragen, weil mir das zu albern ist und ich keine t-shirts von ländern trage. wenn schon, dann ein schönes souvenir-shirt, wie ich eins aus der schweiz besitze. mir gefiel das shirt eines bekannten gut, der ein „hardrock-cafe jerusalem“ shirt trug, obwohl es dort kein besagtes cafe gibt. er meinte die arabischen händler würden einem als touristen dort alles auf t-shirts drucken (alles für’s geld? find ich witzig, wo das doch immer nur juden vorgeworfen wird). vielleicht finde ich irgendwann mal ein lustiges shirt, zieh es an und geh zum nächsten dönerladen. ich glaube solange ich wieder einen minirock dazu trage, sehen die eh nicht genau hin. klingt rassistisch und vorurteilsbeastet, ja, entspricht aber nur meiner erfahrung.

im bekanntenkreis kann ich nicht von antisemitismus sprechen, das sind eher unreflektierte äußerungen über israel, die einem durch mangelnde informationen wahrscheinlich so in den sinn kommen. nicht jeder interessiert sich für jedes land. als ich gestern in der uni war und lange warten musste, habe ich meine faz gelesen und war nun gerade beim aktuellen nahost-geschehen. dazu muss man sagen, dass ich zwar politik auf lehramt studiere, aber dennoch nicht ständig mit meinen mitbürgern über politik diskutieren muss, will ja nicht alle vergraulen. jedenfalls wartete mit mir auch ein kommilitone, der ebenfalls im hebräisch kurs an der uni war, allerdings alttestamentliches hebräisch, kein ivrit, und wir haben uns ein bisschen unterhalten, bis die themen ausgingen und er einen blick auf meine zeitung warf und so entspann sich eine kleine diskussion mit ein paar leuten über den derzeitigen konflikt, der sehr ruhig verlief und mir gezeigt hat, dass viele leute auch gar nicht wissen, was da eigentlich abgeht. das übliche halt, dass israel nur von amerika und großbritannien finanziert würde war eigentlich das einzig lächerliche dabei. ansonsten habe ich ein paar informationen zu acht jahren raketen und deren reichweiten gegeben, zum vorgehen der idf und man hörte mir auch zu. dann haben wir eher herumgealbert und verschiedene dinge überlegt, wie man alles in wohlgefallen auflösen könnte. diese gedankenexperimente mache ich hier aber nicht publik. ich fürchte, langsam muss ich meinen eigenen blog eröffnen. alles, was ich sagen wollte ist, dass ich für meinen teil keinen verstärkten latenten antisemitismus feststellen kann, allerdings bewege ich mich dazu vielleicht einfach in den falschen kreisen, ich gebe es zu, ich kenne studienbedingt fast nur studenten, die zwar auch nicht vor wirren denkweisen gefeit sind, aber die, mit denen ich mich so unterhalte sind wenigstens nicht so verbohrt, dass sie meinen die wahrheit gepachtet zu haben.

bei uns in der gegend haben die meisten verirrten spinner eher etwas gegen ausländer. oder andere fußballfans. gewalttätige fußballfans von dynamo sind dumme prolls, die jeden mist „gegen die juden“ mitgröhlen. ich saß einmal im zug, der bis auf fünf leute leer war, und auf einmal stiegen 200 fußballfans ein, die mich sofort einquetschten, weil ich nicht schnell genug in die erste klasse fliehen konnte. naja, fünf polizisten waren dabei. diese fans hatten sich gerad mit der polizei geprügelt, waren verheult vom tränengas und hatten eine riesige wut. neben den parolen gegen die polizei, die sie auf der restlichen einstündigen fahrt gröhlten, kamen dann auch lobgesänge auf ahmadenischad. weil ich manchmal etwas langam bin, habe ich meinen nachbarn gefragt, was das denn jetzt soll, woraufhin er mir zu verstehen gab, dass erwähnter mann mal endlich was gegen die juden tue und dass er der meinung sei die juden kontrollierten die welt und er ihnen die schuld daran gab, dass sie verfolgt würden, schließlich muss das ja irgendwelche gründe haben. so ist die argumentationsweise dieser leute: wenn menschen verfolgt werden, muss das ja irgendeinen grund haben, also ist es berechtigt.

das sind meine erfahrungen mit offenem antisemitismus und sie zeigen sich mir gott sei dank als zwischenfälle, wie es sie von einer verwirrten minderheit leider immer wieder geben wird.
ich denke das problem an den zwischenfällen und bei den demos gegen den krieg, besser gesagt gegen israel, ist eher, dass sich deutschland zu sehr auf der nase herumtanzen lässt von leuten, die toleranz und meinungsfreiheit ausnutzen, um gegen sie zu arbeiten. und alles duckt sich, die könnten ja gefährlich werden und wieder bomben im zug abstellen, also lassen wir lieber alles durchgehen. wenn wir nicht aufpassen, geht es bei uns irgendwann so zu wie in frankreich, dass bei jedem anlass autos brennen, die liste europäischer länder mit grenzenloser, aber umso schädlicherer, toleranz ist lang. ich finde wir sind in deutschland noch recht verschont. wie lange allerdings? manchmal ist es schon zum verzweifeln, treibt mich aber an, wirklich in der politischen bildungs tätig zu werden, bei der die schüler nicht de meinung des lehrers angepasst werden sollen, wie es in ostdeutschland viel zu lange geschah, sondern um die werte der demokratie wissen sollen, für die es sich zu kämpfen lohnt.

danke für’s zuhören.

90. John Dean - Januar 16, 2009, 13:14

@ Willow

Antifa-Leute, die versucht haben Brände zu löschen!?

Genau das. Irgendwelche Krawall-Idioten haben anlässlich einer Antifa-Demo Brände in den Wohnvierteln gelegt.

(Vielleicht wegen der „revolutionären Athmosphäre“ – oder auch schlicht zur Denunziation der Antifa-Demo bei den Anwohnern? Keine Ahnung, warum.)

Antifas (wirklich echte, die auch juristisch gegen Rechtsextremisten und deren Klamottenshops vorgehen und schon seit vielen Jahren aktiv sind), sind dann durch das Wohnviertel gezogen und haben die Brände gelöscht – und Antideutsche haben dann (u. a. mit dem Vorwurf, dass die Brandlöscher „ekelhafte Volksdeutsche“ seien usw.) diese Antifas verprügelt.

@ Dajak

Das waren nicht igendwelche Hools. Das waren Hardcore-Antideutsche. Die stehen auch voll hinter solchen Aktionen. Da gibt es nicht etwa ein Bedauern über derartige Gewalttaten.

Für mich haben Faschisten und Hardcore-Antideutsche mehr miteinander gemeinsam, als dass es etwas gibt, was sie trennt. Jedenfalls: Ein sehr merkwürdiges Völkchen ist das.

Und diese Antideutschen nennen sich: Freunde Israels. So haben sie zugleich ein „Schild“, bzw. einen moralischen Vorwand, den sie für sich verwenden können.

91. Manfred - Januar 16, 2009, 13:26

Das mit den Antifaleuten, die am Löschen gehindert wurden und von den Antideutschen, die den armen John Dean schlagen wollten, gehört in die Sendung „John Deans liberale Ammenmärchenstunde“. Verleumdungen gehören bei diesem Menschen zu den Mitteln, die vom angeblich guten Zweck geheiligt werden.

92. dajak - Januar 16, 2009, 18:41

@Manfred, das scheint mir auch so.

@John Dean, woher weisst du das das „Hardcore Antideutsche“ waren? Kannst du die irgendwie definieren? Dieses Argumentlose bashing ist mir irgendwie suspekt.

93. John Dean - Januar 16, 2009, 18:52

@ Manfred:
Ich wurde lediglich bedroht – und zwar anders. Lesen Sie bitte etwas genauer. Dass Sie so unhöflich sind, hier etwas von „Ammenmärchen“ zu schreiben, obwohl Ihnen jegliche Kenntnis der Vorgänge fehlt, zeigt ein Stück weit, wer Sie sind.

Nicht mehr.

Meine Glaubwürdigkeit können Sie ohnehin nicht beurteilen. Sie kennen mich nicht. Wie wäre es, wenn Sie also künftig den Mund halten bzw. die Tastatur schweigen ließen, bevor Sie jemand anderes als Lügner bzw. Verbreiter von „Ammenmärchen“ ins Unrecht setzen?

Das wäre wohl eine sehr gute Idee.

94. Calendula - Januar 16, 2009, 19:04

Was mich an der ganzen Geschichte am allermeisten aufregt: Warum hat keiner die Hakenkreuze verboten, die die Demonstranten mit sich geführt haben? Warum wurden die nicht schon beim Aufstellen der Demo einkassiert?
Den Polizisten mach ich noch nicht mal einen Vorwurf. Aber ihren Vorgesetzten! Ich kann mich auch nicht erinnern, daß irgendein Amtsträger/Politiker lautstark dagegen protestiert hätte, daß Gaza mit KZs, dem Warschauer Ghetto und der Ausrottung der Juden während des Naziregimes gleichgesetzt wurde.
Für mich ist das der eigentliche Skandal in Deutschland: Diese Geschichtsvergessenheit, die nur zu Jahrestagen abgelegt wird. Da ist man dann tief „betroffen“. Nein, man muß nicht 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr darüber nachdenken, was im 3. Reich geschehen ist. Aber zumindest muß man wissen, wo die Grenze ist. Und die ist da, wo ungeheuere Verbrechen nicht mehr als solche erkannt werden und durch an sich banale Handlungen relativiert werden.
Oj, mach hinter sach un zarrab mit die Fiß.

95. melanie - Januar 16, 2009, 19:08

Ich glaube, dass die Reaktionen überzogen sind.
Warum sollten Juden in Deutschland nicht sicher leben können?
Es ist halt so, dass meist nur Extreme Dinge in den Medien erscheinen.
Wenn ausländische, deutsche und jüdische und was auch immer friedlich gemeinsam in einer Nachbarschaft leben, ist das keine Schlagzeile wert.
Ich denke, ein Jude lebt genauso sicher oder unsicher in Deutschland wie zum Beispiel ich (ein blondes Mädchen).
Wenn ich zum Beispiel nachts allein durch irgendeine Großstadt laufen würde, meinetwegen Frankfurt oder Berlin, wäre ich da wirklich sicher? Ich glaube da wäre ich ganz schnell ein Opfer.
Sachlichkeit tut einer Sache gut – Hysterie verschlimmert eine Sache nur und kann empörte Gegenreaktionen auslösen und so bauscht sich etwas auf, das mit ein wenig Verständnis oder Vergebung schnell wieder vergessen wäre.

96. Heimo - Januar 16, 2009, 19:11

@ Boris, dein: „Ich finde das hier alles übertrieben: Ich hätte kein Problem mit einem Pro-Isreal-T-Shirt und würde hier in Koblenz auch keine Probleme bekomme.“

Es kann zur Zeit schon sehr gefährlich sein, jüdische Symbole zu tragen, wie. z.B. vor ca. einem Jahr ein Jude wegen des Tragens einer Kippa niedergestochen wurde & wie ich heute in den Nachrichten fand:

„Masked thieves who attacked a young man east of Paris to steal his car repeatedly stabbed him after noticing he was wearing a Jewish symbol, French Interior Minister Michele Alliot-Marie said.“

97. Heimo - Januar 16, 2009, 19:16

der erste erwähnte Fall ereignete sich Sept. 2007 in Frankfurt – siehe hier: http://www.haz.de/newsroom/politik/zentral/politik/deutschland/art667,113740

98. willow - Januar 16, 2009, 20:25

Dean, also bitte … ausgerechnet *Sie* werfen Mitkommentatoren Unhöflichkeit vor – das ist schon ein bißchen dreist.

99. lindwurm - Januar 16, 2009, 21:25

Ich bin Österreicher und lebe in Kärnten, wo ich auch aufgewachsen bin. Österreich ist um einiges antisemitischer als Deutschland und Kärnten ist das antisemitischste Bundesland Österreichs. Der Gaza-Krieg ist hier kein großes Thema, da sich die Leute immer noch darüber streiten, wie der Mossad wohl das „Attentat“ auf Jörg Haider durchgeführt habe. DASS es die Juden waren, die Haider dazu zwangen, sich zu besaufen und dann mit extrem überhöhter Geschwindigkeit Richtung Walhalla zu brausen, ist für locker 30 Prozent der hiesigen Bevölkerung Fakt. Mangels Juden ist der Alltagsantisemitismus kaum zu spüren, allerdings reicht es oft schon aus, jüdische Vorfahren oder einen jüdisch klingenden Namen zu haben, um geschnitten zu werden. Gefährlich ist es für Juden hier aber nicht, denn die Braunen sind eher feige, und die muslimische Community ist zu sehr damit beschäftigt, im Haider-Country der Hetze durch BZÖ und FPÖ zu entgehen, als dass sie noch Energie für antisemitische oder antiisraelische Manifestationen hätte. Österreichweit betrachtet ist die Situation ähnlich wie in Deutschland, es gibt also antisemitische Aktivitäten von Rechtsextremisten, Islamisten und Teilen der Linken (leider auch der Sozialdemokratie sowie der bürgerlichen Volkspartei). Zu den Kommentaren in der JP ist zu sagen: Zur Zeit des PLO-Terrorismus in den 70ern und 80ern war die akute Bedrohung jüdischen Lebens in Mitteleuropa höher, als sie es jetzt ist, doch wachsen hier Koalitionen heran, die in Zukunft noch brandgefährlich werden können. Panik halte ich dennoch für übertrieben, da man immer noch auf eine gar nicht mal kleine Zahl von wirklich antifaschistisch eingestellten Menschen zählen kann und auch die Sicherheitsbemühungen der Botschaften nicht zu vernachlässigen sind.

100. John Dean - Januar 16, 2009, 23:18

@ Willow
Er nennt mich einen Lügner, und wenn ich nicht damit einverstanden bin, dann bin ich also dreist.

Habe ich Sie richtig verstanden?

101. Manfred - Januar 16, 2009, 23:22

Dean, seit sie die Dreistigkeit hatten, in einem Kommentar auf diesem Blog Zitate aus einem meiner Artikel zu manipulieren (nichtausgewiesene Auslassungen, Verdrehung der Reihenfolge, Verschweigen des Kontextes), um deren Autor, also mich, als Rechtsradikalen zu diffamieren, fühle ich mich Ihnen gegenüber nicht zur Höflichkeit verpflichtet. Ihre kürzlich unternommenen Versuche, den Wadiblog in ähnlicher Weise zu verunglimpfen, zeigen mir, dass die Verleumdung bei Ihnen System hat.

Vielleicht haben Sie jetzt festgestellt, dass es misslich ist, mit Zitaten zu kommen, die jeder im Netz überprüfen kann. Da ist es natürlich folgerichtig, lieber von irgendwelchen Antideutschen zu schwadronieren, die irgendwann und irgendwo irgendwelche aufrechten Antifaschisten am Löschen gehindert oder Sie – irgendwann, irgendwo – mit Schlägen bedroht haben. Das kann keiner überprüfen, und man kann sogar noch die beleidigte Unschuld spielen, wenn man auf den Kopf zugesagt bekommt, dass man ein Lügner ist.

Pech für Sie, dass die Analyse von Argumentationsstrategien zu meinen Hobbys gehört, und Ihre Masche ist umso leichter durchschaubar, als Sie sie nie variieren: Sie schreiben lange Texte, die sich am liberalen Mainstream orientieren, damit die miesen kleinen Lügen glaubwürdiger wirken, die Sie von Zeit zu Zeit einstreuen, und die allesamt darauf abzielen, Andersdenkende moralisch zu verunglimpfen. Aktuell haben Sie es offenbar auf die Antideutschen abgesehen.

Und da erwarten Sie, dass ich höflich bin? Dean, Sie können von mir vieles erwarten, sogar das, wovon Sie sich selber so locker-flockig freizeichnen, nämlich intellektuelle Redlichkeit in der Auseinandersetzung mit Andersdenkenden. Aber Höflichkeit???

Nein!

102. markusoliver - Januar 17, 2009, 0:15

64. Colette – Januar 15, 2009, 19:43

@markusoliver
“Die Beamten haben in der Annahme gehandelt, rechtmäßig zu handeln. Sie bezogen sich dabei auf die in den deutschen Gefahrenabwehrgesetzen…”

Markus, es gibt Situationen, in denen man, um ein “Mensch” zu bleiben, Befehle oder Gesetze missachten muss.

Ja, aber das war nicht so eine Situation.

103. riccardo - Januar 17, 2009, 0:36

@lindwurm

Das sind hier in Deutschland keine antisemitischen Aktivitäten von Islamisten, Rechtsradikalen und Teilen der Linken, wie Sie so schön formulieren. Wir haben sogenannte Friedensdemos, die fast ausschließlich von schlichten Muslimen bestritten werden. Letztens, bei uns in Hamburg, konnte man das sehr gut besichtigen.3000 Leute sind dabei. Der nette Gemüsemann von nebenan schreit plötzlich „Tod den Juden“ und die Presse ist geschockt. Ein Türke, darf der das? Ja darf er. Er darf sogar den deutschen Gruß samt dazu gehörendem, verfassungsfeindlichem Symbol zeigen. Einem Rechtsradikalen würde die begleitende Polizei sowas nicht durchgehen lassen.

Eine hübsche Gruppe sogenannter antifaschistischer Menschen war übrigens auch zugegen. Offenkundig regen die sich über Antisemitismus aber nur dann auf, wenn er von Rechtsradikalen kommt. Sie müssen also bei der Betrachtung der Problematik partiell erblindet sein.

104. Lila - Januar 17, 2009, 1:07

Bitte, nicht weiter streiten. Es ist meine Schuld, ich habe diesen Kommentarstrang einfach so weiterlaufen lassen, weil ich ein bißchen Abstand zu Blog und Leben haben wollte. Das war nicht richtig.

Keine persönlichen Bemerkungen, bitte. Es wäre schade um die interessanten Beiträge, wenn sie in persönlichen Auseinandersetzungen untergingen.

105. Serenity Bob - Januar 17, 2009, 2:26

Hallo Lila,

es ist sicher nicht Deine Schuld. So ein Blog zieht halt offenbar auch Hardcore-Ideologen an.
Mach weiter. Deine Aufzeichnungen sind nicht nur interessant, sie berühren einen auch menschlich. Sie sind ein Leuchtfeuer einer humanen Grundeinstellung, weit ab von all den irrationalen Ressentiments, wie sie auch in manchen Kommentaren aufscheinen.
(Warum man nun „antideutsch“ sein sollte, wenn man mit dem Herzen für Israel ist, kann ich nicht ganz verstehen, aber ich habe auch wenig Lust, es mir von irgendeinem Chefideologen erklären zu lassen.)
Es kommt doch im Grunde darauf an, der verzerrten Wahrnehmung vieler Medienkonsumenten in der westlichen Welt etwas entgegenzusetzen. Und dazu leistet Dein Blog schon einen guten Beitrag.
Dir und Deiner Familie viel Glück und alles Gute!
Und dass der Feldzug bald ausgestanden und hoffentlich erfolgreich sein möge.

Gruß,
Bob

106. willow - Januar 17, 2009, 9:43

103. riccardo

Leider nein… auch wenn das allein schon Schlimm genug wär. Aber ich suche ihnen später (bin in Eile…) gerne noch Beispiele dafür heraus, daß im Schutz empörter Demonstranten mit einem bestimmten Migrationshintergrund offensichtlich auch eingeborene“ Judenfeinde -rechts wie links- ungestraft hetzen dürfen. Für die Schnelle, googeln sie nach „Tässchen Blut für die Kanzlerin“ und lesen sie die Kommentare der empörten Judenhasser…

107. tw_24 - Januar 17, 2009, 11:45

Den zitierten Kommentaren aus der Jerusalem Post ist nicht zu widersprechen.

Den Beweis dafür, daß sie richtig liegen, liefern die Berliner „Palästinensische Gemeinde“ einer- und das dortige Verwaltungsgericht andererseits. Erstere will heute „gegen die israelische Militäraktion im Gazastreifen“ – und damit ausdrücklich nicht gegen den Hamas-Terror gegen „Kollaborateure“ und Israel – demonstrieren und dabei auch explizit Hamas-Symbole verwenden.

Dagegen hatte die Polizei berechtigte Einwände, denn die Hamas gilt ja, anders als die Hisbollah, als „terroristische Organisation“. Doch im Namen des Volkes urteilte das Berliner Verwaltungsgericht auf Betreiben der „Palästinensischen Gemeinde“, daß ein Verbot von Hamas-Symbolen „ein[en] Eingriff in die vom Grundgesetz geschützte Meinungsfreiheit“ darstelle.

Beinahe sind angesichts solcher Gerichts-Entscheidungen deutsche Nazis zu bedauern. Die müssen sich (noch) Phantasiesymbole ausdenken und dürfen eben nicht mit Hakenkreuzen aufmarschieren …

108. willow - Januar 17, 2009, 13:46

vielleicht ja auch nicht uninteressant, Kommentare zum Thema:

http://www.welt.de/politik/article3018852/Rechte-Linke-Islamisten-Hauptsache-gegen-Israel.html
http://jungle-world.com/artikel/2009/03/32454.html
http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/kolumnen/verdammt_jetzt_grinst_er/

und wem das nicht reicht, der sollte einfach mal auf die Seite der „Jungen Welt“ gehen. So langsam verstehe ich nicht mehr, warum es beim Wiederstand gegen Nazis immer *nur* um NPD & Co. geht…..

109. riccardo - Januar 17, 2009, 14:10

@willow

Ganz einfach. Wenn man als Linker den Antisemitismus ausschließlich als rechtsextremes Gedankengut instrumentalisieren kann, dann muss man sich nicht mit den eigenen Antisemiten auseinandersetzen. Übrigens, die von Ihnen erwähnte „Tasse Blut“ ist natürlich eine Aktion des berüchtigten Linksextremen C.Külbel und seiner islamistischen Özguz-Kompagnons. Sie glauben doch wohl nicht, dass sich unter den Kommentatoren in seinem Blog auch nur ein Rechtsextremer findet?

110. Für Lila - oder Hannover ist nicht Duisburg … « himmel und erde - Januar 17, 2009, 18:32

[…] Lila” , die in ihren   “Leseproben” gefragt hatte, ob sich jemand traut mit einem Israel-T-Shirt  durch die Stadt zu laufen, bin ich […]

111. have a nice weekend « Raumzeit - Januar 17, 2009, 19:12

[…] Lila: Leseproben A-Team: Solidarnosc A-Team: Bestimmen Islamisten polizeiliches Handeln? anaximander: Europa hat den […]

112. engola - Januar 17, 2009, 21:43

Hallo,

heute gabs in Duisburg wieder eine Demo gegen den Krieg. In den Regional-Radio-Nachrichten wurde berichtet, daß eine Gegendemo mit Irsrael-Fahnen in eine Seitenstraße von der Polizei abgedrängt und dort „beschützt“ wurde. – Auch keine leichte Aufgabe, für die Beamten, die Kontrahenten zu trennen um Ausschreitungen zu vermeiden. (Deeskalation)

Im Bericht gabs O-Töne der ansässigen Bürger, die etwas genervt sind von dem Trubel – daß die große Demo mit Aufregung immer in Duisburg stattfindet…

Ausgerechnet Duisburg, wo letztes Jahr die größte Moschee D-Lands wie selbstverständlich – mit Rede des Bürgermeisters – eingeweiht wurde – nicht so wie in Köln, mit deren ideologischer Auseinandersetzung. – Ich persönlich meine, auch die moslemischen Bürger sollten sich von ihren Haßpredigern trennen. – Aber da zeigt sich der Bruch in der Deutschen Gesellschaft und ist überhaupt ein ganz anderes Thema. – Hier vor Ort läuft das sowieso ganz anders und „normal“ ab.

Public service announcement!
Für die Diskussion und Fragestellung bitte ich zu beachten:
Die Israel-Fahne ist das Symbol eines anderen Staates.
Die Polizei begeht keinen Fehler, wenn sie andere Staatssymbole zwecks Deeskalation abräumt.
Ein anderer Schuh wird daraus, wenn in einer Demo die Symbole befreundeter Staaten abgefackelt werden. (Sowas geht überhaupt nicht und wird, wenn, von mir unterbunden.)

Grüße

113. Danke an Rika ! « grenzgaenge - Januar 18, 2009, 12:17

[…] Lila” , die in ihren   “Leseproben” gefragt hatte, ob sich jemand traut mit einem Israel-T-Shirt  durch die Stadt zu laufen, bin ich […]

114. Hohenstaufen - Januar 19, 2009, 1:17

Zum Antisemitismus in Deutschland haben ja nun viele ihre persönlichen Eindrücke geschildert. Etwas repräsentativer sind da Studien und Umfragen, die es in riesiger Zahl gibt. Als Einführung gut geeignet ist ein Artikel in der Zeitung „Das Parlament“ , herausgegeben vom Bundestag in Zusammenarbeit mit der Bundeszentrale für politische Bildung.
http://www.das-parlament.de/2007/31/Beilage/003.html

Mein persönlicher Eindruck über Antisemitismus in meiner unmittelbaren Umgebung:
Glücklicherweise kaum vorhanden. Irgendwelche Verschwörungstheoretiker gibt es leider immer-allerdings nicht nur gegenüber Israel, auch gegenüber der eigenen Regierung, den USA oder anderen Nationen.

Das Zeigen einer israelischen Flagge in meiner mittelgroßen Heimatstadt dürfte problemlos möglich sein. Eine iraelische Flagge weht als Solidaritätszeichen übrigens vor einer örtlichen Küchenmöbelfabrik-völlig ungestört.

115. Joram - Januar 19, 2009, 12:59

@engola

mal angenommen, wäre eine Großdemo mit Israelfahnen durch die Innenstadt marschieren und dann an einem klein Grüppchen von Gegendemonstranten mit Hamas-, Hizbullach- und Palästina Fahnene vorbeigehen müssen, welche Fahnen würde die Polizei zwecks Deeskalation abräumen? Israelische oder die von den anderen?

Übrigens, nach dem Deutschen Strafgesetzbuch ist nur verboten und strafbar die Deutsche National Fahne demonstrativ zu verbrennen. Eine palästinensischen Fahne darf dagegen verbrannt werden.

Aber würde die Polizei in solchen Fall das tobenden Mob zurück in die Schränken weisen können, oder dass es dabei zu „Massaker“ und „Menschenrechteverletzung“ kommen würde?

116. Oliver - Januar 20, 2009, 22:35

@ engola
„Die Israel-Fahne ist das Symbol eines anderen Staates.
Die Polizei begeht keinen Fehler, wenn sie andere Staatssymbole zwecks Deeskalation abräumt.
Ein anderer Schuh wird daraus, wenn in einer Demo die Symbole befreundeter Staaten abgefackelt werden. (Sowas geht überhaupt nicht und wird, wenn, von mir unterbunden.)“

Israel ist eben ein befreundeter Staat und schon das Verbrennen der Fahne zeigt eine bestimmte Gesinnung, wer Symbole verbrennt, bringt Hass zum Ausdruck und tötet im Zweifel auch Menschen.

Insgesamt sehe ich es eher so, dass es zwar wenige Antisemiten gibt, aber eine zu große Gruppe von Menschen die, schweigen.

117. grenzgaenge - Januar 20, 2009, 23:02

@oliver (kommentar 116:

„Insgesamt sehe ich es eher so, dass es zwar wenige Antisemiten gibt, aber eine zu große Gruppe von Menschen die, schweigen.“

da stimme ich dir zu, oliver. ich habe fuer mich noch nicht die frage beantworten koennen WARUM diese zu grosse gruppe von menschen schweigt.

118. elishamajesusfan - Januar 23, 2009, 14:49

Hey Lila, die Israel-T-Shirts sind mir alle zu klein geworden. Zählt auch eine Fahne am Rucksack?
http://elishamajesusfan.wordpress.com/2008/11/20/israelfahne-ein-kleines-resume/

@grenzgänger:
Ich frage mich auch oft, warum die Menschen schweigen, aber das kannst Du nicht verändern.
Das Einzige, was Du tun kannst ist…

selber aufhören zu schweigen und reden (Position beziehen)

Also, wie heißt es beim „Kleinen Roten Traktor“ so schön:
Los gehts!

119. elishamajesusfan - Januar 23, 2009, 15:06

okay, damit das niemand falsch versteht:
Ich meinte:
selber aufhören zu schweigen
und stattdessen: anfangen zu reden (Position beziehen)


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