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Konzentration und Ablenkung April 7, 2014, 16:15

Posted by Lila in Persönliches.
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Gerade habe ich ein freundliches Wort gesagt bekommen, das erzähle ich natürlich gleich weiter und mache es damit zunichte.

Ich sitze montags viele Stunden im Lehrerzimmer, weil meine Stunden intelligenterweise morgens und abends liegen, und es sich für mich natürlich nicht lohnt, bis nach Hause und wieder zurück zu gurken. Also sitze ich und arbeite, habe auch viel Spaß, den Gesprächen der Kollegen mit den Studenten und untereinander ein bißchen zuzuhören. Da habe ich schon manches Nette erlauscht und mich innerlich amüsiert.

Mehr oder weniger sind es immer dieselben bürolosen Kollegen, die ebenfalls einen ganzen Tag im Lehrerzimmer verbringen (ach, die Tage, als ich noch ein Büro hatte! war der reinste Horror, wie froh bin ich, daß ich den Job nicht mehr habe, der ein Büro und unendlich viel Papierkram verlangte! lieber Lehrerzimmer-Nomadin…). Es ist auch immer nett, mit Leuten aus anderen Fachbereichen ins Gespräch zu kommen, die ich ja sonst gar nicht sehen würde.

Vorhin meinte also eine dieser mir vorher unbekannten Kollegin im Ton aufrichtiger und wohltuender Bewunderung: „nein, wie du dich konzentrieren kannst, das sehe ich schon länger. Im größten Chaos bist du vollkommen auf deine Arbeit konzentriert“. Ich mußte ehrlicherweise sagen, daß es mir viel leichter fällt, in der Bücherei oder im Lehrerzimmer voll Brassel konzentriert zu arbeiten, als in aller Stille zuhause.

Zuhause fühle ich mich wie die Pechmarie, nach der überall gerufen wird, „hol uns aus der Waschmaschine, wir sind ganz sauber und wollen auf die Leine!“, „pflück uns, wir verfaulen dir sonst am Baum!“, „putz uns, sonst kann keiner mehr durch uns durchgucken!“, „koch uns, sonst bleiben die Kinder hungrig!“, „benote uns, die Studenten warten schon!“… und egal was ich mache und auf wen ich höre, ich bleibe die Pechmarie, die ihren Aufgaben immer hinterherlaufen muß. Wie die Goldmarie das schafft, weiß ich nicht, bei mir kommt immer irgendwas zu kurz.

Jedenfalls schaffe ich in diesen paar Stunden im Lehrerzimmer, wo mich weder Waschmaschine noch Mandarinenbaum rufen, viel mehr weg als in meinem ruhigen, idyllischen, wunderschönen, aber an Ablenkungen so reichen Arbeitszimmer zuhause. Meinem Mann ist es schon vor langer Zeit aufgefallen, daß ich immer konzentrierter arbeite, je mehr Aufruhr um mich herum herrscht.

Schade, daß wir hier kein schönes lärmerfülltes Cafe haben so wie an der Uni. Da könnte ich bestimmt noch viel besser arbeiten. Aber dafür ist unser Laden viel zu klein.

Jedoch – wie unverdient das Lobeswort war, sieht man auch gleich. Statt nun noch einen Stapel Aufgaben abzutragen, blogge ich lieber.

Kommentare»

1. Jürgen - April 7, 2014, 18:33

das ist die unheilvolle Verbindung aus protestantischem Arbeitsethos und Mitzwa.. 😉

2. Jürgen - April 7, 2014, 18:35

und ich muss nun auch wieder ran… drei Stündchen „Abendrunde“ , warum sollte es dir besser gehn …

3. Mir auch - April 8, 2014, 0:44

Ja, so ein Café hat tatsächlich was für sich… Es ist wahrscheinlich kein Zufall, dass manche kreative Köpfe das Café als Schreibstätte ausgewählt haben… Man braucht eine Mischung aus Anregung und Ruhe, Bewegung und Stillsitzen, Privatraum und Öffentlichkeit… Das hat man im Home Office nicht unbedingt…

Im Home Office geht es gut, wenn man schon konzentriert arbeitet, wenn man schon gut drinnen ist, oder wenn ein Termin drängt… Aber um reinzukommen ist so ein halb-animiertes Umfeld manchmal besser…

..aber wenn man einfach zu müde oder zu faul ist (oder der termin noch zu weit weg ist), dann kann man sich auch im Café ganz gut vor der Arbeit drücken… Lang lebe auf jeden Fall der Laptop oder Netbook, der die entsprechende Flexibilität ermöglicht…

Ach ja, und Café bitte ohne Musik…. oder wenn schon, dann Klassik…

4. P. Bereit - April 8, 2014, 9:42

Ganz gesund kann es nicht sein, wenn man Trubel braucht, um konzentriert arbeiten zu können. Das sieht mir eher nach einer Art Sucht aus bzw. einer Flucht, vor dem Banalen, Alltäglichen, zu dem nun mal auch der Haushalt gehört.
Wenn ich das Zentrum der Stadt verlasse und mein Grundstück betrete, dann umfängt mich das, was ich den gesamten Tag über vermisse. Ruhe. Nicht Friedhofsruhe, wohl aber eine Atmosphäre, die den Tagesstress abgleiten lässt und wo man wieder zu sich selbst findet. Diese Ruhe, ist für mich durch nichts zu ersetzen. Es gäbe für mich nichts Furchtbareres, als nach der Arbeit in eine Gegend zu müssen, wo der Verkehr tobt oder Menschen aufgeregt hin und her rennen.
Nun besteht sicherlich ein Unterschied darin, ob man Studenten unterrichtet, oder an einer „normalen“ Schule lehrt. Wenn ich unsere Lehrer hier an den Grundschulen sehe, in deren Klassen sich ein Sammelsurium von Ethnien befindet, von denen vielen nicht klar ist, dass Bildung die Grundlage für ihre Zukunft darstellt, dann könnte ich mir nicht vorstellen, dass die sich, neben dem Unterricht, nach Trubel sehnen.
Die Ruhe im eigenen Haus ist nur zu toppen, durch den Aufenthalt in einer Gegend, in der die „Welt noch in Ordnung“ ist. Dass solche Orte und Gegenden noch existieren, merkt man erst, wenn man dort angekommen ist. Dann stellt man fest, wie verrückt das Leben in einer Großstadt geworden ist und wie viele Neurotiker hier herumrennen.
Fazit. Ich genieße nach getaner Arbeit die Banalität des Alltäglichen. Entspanne mich beim Kochen, führe Gespräche über den Gartenzaun, die nicht hochtrabend sind und fülle auch gern mal die Waschmaschine.

5. Lila - April 8, 2014, 9:57

Da mußt Du mich mißverstanden haben. Ich LIEBE unsere weltabgeschiedene Gegend, das Örtchen, das kein Mensch kennt und in dem es nur eine Straße und nur c. 30 Familien gibt. Wir haben, wie im Kibbuz, nicht mal einen Straßennamen. Die Post wird von einer netten Frau in ihrem Wohnzimmer ausgegeben.

Die Idylle in unserem Haus und Garten ist durch nichts zu toppen, und ich liebe Hausarbeit. Vor meinem Fenster jagen sich die Kolibris, und Familie Specht glaubt, unsere Fensterbank ist der ideale Nistplatz. Wer könnte es besser haben als wir, wenn wir Ruhe suchen? Unser erster Kaffee morgens auf der Terrasse, während die Sonne langsam über die Hügel kriecht, ist erholsamer als alles andere.

Ja, ich liebe Zuhause und genieße es. Und ich mache wirklich gern Hausarbeit.

Eben so sehr, daß ich, wenn ich zuhause bin, viel lieber Unkraut ziehe, Wäsche falte oder Bilderrahmen abstaube, statt mich mit Mails von Studenten, Anträgen und Sitzungsprotokollen rumzuschlagen (Stunden vorbereiten rechne ich nicht als Arbeit, sondern als Vergnügen).

Darum komm ich ja zu nichts, wenn ich zuhause bin.

Ich habe früher, als ich nur einen winzigen Schreibtisch in einer Ecke des vollgestopften Schlafzimmers hatte, mir immer vorgestellt, wie ungeheuer produktiv ich nur sein könnte, wenn ich ein richtig großes Arbeitszimmer hätte, wo mich niemand stört. Jetzt habe ich ein Arbeitszimmer, das größer ist als unsere Wohnung im Kibbuz war – aber im Lehrerzimmer krieg ich trotzdem mehr geschafft.

Übrigens bin ich gerade besonders zufrieden, weil wegen Pessach-Ferien auch Primus zuhause ist, so daß ich immerhin drei Kinder um den Tisch herum habe. Morgen ist meine letzte Unterrichtsstunde vor den Pessach-Ferien. Und in den Ferien werde ich hauptsächlich im Garten wühlen. HA.

6. P. Bereit - April 8, 2014, 10:00

Da habe ich dich wohl tatsächlich falsch verstanden.
Musst du deine erwachsenen Kinder immer noch bekochen oder legen die auch Hand in der Küche mit an?

7. Lila - April 8, 2014, 10:33

Gürte Deine Lenden für einen unkontrollierten Ausbruch von Mutterstolz von der übelsten Sorte.

Ich bekoche sie gerne, und gerade darum so gerne, weil ich es nicht tun muß. Primus und Tertia kochen selbst sehr gern, und das Nette an Primus ist, daß er auch hinterher ohne weiteres die Küche aufräumt. Tertia guckt sich das gerade bei ihm ab.

Primus kocht frei Schnauze, Tertia dagegen läßt sich von mir erklären, was sie kochen will, und schreibt es auf. Dabei kommt es schon mal zu leisen Entfremdungserscheinungen, wenn sie mich fragt: „wieviel Teelöffel Sojasauce tust du da genau dran?“, und ich diese Frage nicht beantworten kann.

Aber wie schön ist es, wenn ich von der Arbeit komme und das Essen steht auf dem gedeckten Tisch und die Küche ist ordentlich.

Primus macht seine Wäsche auch allein, die Mädchen helfen bei der Wäsche (bei der Größe unserer Trommel lohnt es sich für keines der Mädchen, die ja die ganze Woche bei uns sind, die Wäsche allein zu machen).

Quarta als Jüngste läßt sich von allen verwöhnen. Sie übernimmt dafür die meisten Katzenpflichten.

Ich koche sehr gern für viele Leute. Je mehr, desto besser. Ist ein schönes Gefühl, wenn sich alle an meinem Essen den Bauch vollschlagen und es lecker finden. Ich hoffe, Tertia bleibt noch eine Weile bei uns wohnen, sonst lohnt sich das Kochen kaum.

8. P. Bereit - April 8, 2014, 11:20

Möge mich dein Zorn nicht treffen.

Uns geht es ähnlich, wenngleich ich darauf achte, dass die Gastfreundschaft nicht einseitig ausgelegt wird. Auch wir lassen uns gern einmal einladen und bewirten, von den Kindern. Man merkt allerdings, dass die Freude am Kochen, von Generation zu Generation nachlässt. Viele tragen ihr Geld in Deutschland in die Gaststätten oder leben von Fertiggerichten. Sie wissen nicht was ihnen entgeht, wenn sie noch nie ein Stück Wild mit Rotweinsauce, Rotkraut, Thüringer Klößen und Preiselbeeren zubereitet (und gegessen) haben. Kochen ist mein kleines Hobby, bei dem ich mich prächtig entspannen kann. Wenn es dann auch allen schmeckt, was bisher immer der Fall war, ist alles gut. Meine Frau kann zwar auch kochen, hält sich aber gern zurück. Kürzlich hat sie das auf deinem Blog vorgestellte Majadra(? richtig) gemacht und war vom Geschmack begeistert. Ich fand es auch schmackhaft, war vom Aussehen aber nicht so erfreut. Wohl eher nichts für Gäste.(die wiederkommen sollen)

9. Mir auch - April 8, 2014, 13:32

„Die Post wird von einer netten Frau in ihrem Wohnzimmer ausgegeben“

…aber, im Gegensatz zum Kibbutz, nicht vorher gelesen…

10. Lila - April 8, 2014, 14:31

😀

Der Kibbuz ist ein Riesen-System verglichen mit diesem winzigen Moshävchen… da gibt es sogar ein Postamt, wo man Briefe verschicken kann. Ich muß für sowas bis Nahariya oder Shlomi reisen…

11. CK - April 8, 2014, 16:50

Deine Kollegin hat recht, falls das so stimmt. Ich könnte das auch nicht, arbeite am liebsten mit verschlossener Tür in einem eigenen Büro. Nicht dass ich ein unsozialer Mensch wäre, aber bei der Arbeit (arbeite im IT-Bereich) kann ich meistens andere Leute, von den zwei Projektmitarbeitern mal abgesehen, nicht gebrauchen. Nur wenn Pause angesagt ist, sind andere Menschen willkommen. Also zum Kaffee trinken und rumlabern. Wenn ich arbeite, nervt es jedoch nur wenn Andere im Hintergrund reden.

Das Erstaunlichste an Dir ist aber, dass Du gerne bügelst. Das ist bei mir als „bemerkenswert“ hängengeblieben. Erwähne ich deswegen, weil morgen bei mir leider wieder großer Bügeltag ist. 😀 Ich hasse diese Abende. Ich glaub ich mache so ziemlich alles lieber, sogar das Klo putzen, sogar andere komplett stumpfsinnige Tätigkeiten wie spülen und abtrocknen („stumpfsinnig“ ist für mich alles was keine Kreativität oder Intelligenz erfordert, „kochen“ wäre also nicht stumpfsinnig, weil das ja sehr kreativ sein kann), als zu bügeln. 😀 😀 😀

12. Lila - April 8, 2014, 16:57

Stell Dir das Bügelbrett vor den Fernseher und guck einen schönen Film, oder mach das Radio an, oder schöne Musik. So macht meine Mutter das. Sie bügelt auch gern.

Ich habe schöne Kindheitserinnerungen an Gespräche mit Mama beim Bügeln. Außerdem macht es Spaß. Man hat so ein schönes Gefühl, was geschafft zu haben, wenn so ein Stapel Bügelwäsche in die Höhe wächst.

Ein gutes Bügeleisen ist allerdings wichtig. Sonst ist es frustrierend.

13. CK - April 8, 2014, 17:09

Lieber Musik als Film. Für Filme bin ich nicht multitaskfähig genug 😉 Will heissen: ich kann nicht blind bügeln, was ihr wohl könnt und ich hasse es Filme nicht komplett fokussiert zu schauen. Musik ist der Schlüssel, indeed.

Ich hab übrigens auch oft mit meiner Mutter geredet, während sie gebügelt hat. Da habe ich positive Erinnerungen daran. Und das schöne Gefühl etwas geschafft zu haben, das kenne ich natürlich auch.

So habe ich gestern auch einige Arbeiten erledigt, die zu lange aufgeschoben wurden und mich danach mit der ersten GoT-Folge der neuen Staffel belohnt. Hat sich Primus vielleicht auch schon angesehen? Ich konnte jedenfalls nicht länger warten, nachdem die Folge online war 😉

14. Lila - April 8, 2014, 17:15

Primus und die Mädchen haben die neue Folge schon gesehen – ich weiß nicht, ob ich mich noch einmal in diesen Wahnsinn begeben soll. Sie sterben ja doch alle 😦

15. CK - April 8, 2014, 17:30

Lila, stimmt, enorm viele Figuren sterben, aber das ist- wie Du ja selber mal gesagt hast- viel realistischer als dass alle überleben wie in LotR. Aber ich bin bis jetzt gut weggekommen. Meine Lieblinge (Tyrion, Jon, Arya, Daenerys) leben alle noch. 😀

Im Gegensatz zu vielen anderen Zuschauern war ich nie so wirklich begeistert von Robb. M.E. ein unerfahrener, teilweise arroganter Jüngling, der lieber mehr auf seine Mutter gehört hätte, dann würde er noch leben. Da fand ich es schon trauriger, dass seine schwangere Frau abgestochen wurde (die es aber nur in der Fernsehserie gab.)

In der viertel Staffel sterben hoffentlich auch endlich mal mehr Bösewichter, allen voran dieser unerträgliche Joffrey.

16. Lila - April 8, 2014, 17:45

Was? Hätte niemand auf diese Mutter gehört, würden sie alle noch leben. Wer hat dem armen Sean Bean geraten, in die Hauptstadt zu ziehen? Dabei weiß man doch, daß alle Figuren, die Sean Bean spielt, sterben. Außer Sharpe natürlich.

Kein einziger Ratschlag dieser Frau ist vernünftig, und hätte sie sich mit Tyrion vernünftig unterhalten, statt ihn gefangenzunehmen, hätte sie sich, ihm und anderen viel Ärger erspart. Gute Schauspielerin, nervige Figur.

Meine Lieblingsfiguren: Benjen Stark. (Kann mir jemand sagen, was mit ihm passiert ist? Na, bestimmt ist er tot.) Jons dicker Freund. Hodor. Die Septa. Oh, und allein wegen des mMn best-aussehenden Schauspielers – Ser Jorah Mormont.

Ich fand Nebenfiguren immer schon spannender als Hauptfiguren. Vielleicht, weil mehr Raum für die eigene Vorstellungskraft bleibt. In Anna Karenina sind meine liebsten Figuren, eigentlich die einzigen außer den Kindern, die ich sympathisch finde, Lvov und seine Frau (die mittlere Schwester von Kitty und Dolly).

17. CK - April 8, 2014, 18:55

@Lila: Hast Du eine andere Serie gesehen als ich? 😉

Wer hat dem armen Sean Bean geraten, in die Hauptstadt zu ziehen?

Soweit ich weiß, war das Neds Idee und sie war absolut dagegen und hat sogar geweint. Oder habe ich da was falsch in Erinnerung?

Dabei weiß man doch, daß alle Figuren, die Sean Bean spielt, sterben. Außer Sharpe natürlich.

Der Running Gag ist wirklich gut.

Siehe auch:

😉

Kein einziger Ratschlag dieser Frau ist vernünftig.

Das mit Tyrion war furchtbar blöd, aber sie hatte recht damit, dass man Walter Frey nicht hintergeht. Sie hatte recht damit, dass man Richard Karstark hätte anderweitig bestrafen als enthaupten sollen (woraufhin viele Soldaten Robb das Gefolge verweigert haben.) Sie hatte recht damit, dass Theon in Gefahr kommen könnte, Robb zu verraten, wenn er seinem leiblichen Vater gegenübersteht. Sie hatte recht damit, dass der Bruderkrieg zwischen Renly und Stannis Wahnsinn ist. Nur vier Beispiele die mir auf Anhieb einfallen.

Dass Catelyn eine furchtbar sture und konservative Person ist und sicherlich keine Frau für mich wäre (ich bin eher Hedonist so wie Tyrion), steht auf einem ganz anderen Blatt.

Meine Lieblingsfiguren: Benjen Stark. (Kann mir jemand sagen, was mit ihm passiert ist? Na, bestimmt ist er tot.)

Verschollen. Vermutlich tot bzw. untot (Eiszombie). Keiner weiß es.

Sam und Ser Jorah mag ich auch. Und als Nebenfigur besonders Ygritte (zumal ich Schottland über alles liebe, wenngleich ich nur zweimal dort war bisher, gleich oft wie in Israel also.) Und Shae mag ich natürlich auch.

Grinsen musste ich übrigens die Tage als ich ein Foto von GoT-Schauspielerin im Lavery’s in Belfast sah. Genau dort haben ein paar Kumpels und ich mit nordirischen Fussballfans zusammen Guinness getrunken 🙂

18. CK - April 8, 2014, 19:02

Auch lustig:

😛

19. Lila - April 8, 2014, 19:12

Erst hat sie nein gesagt, dann aber ja, wenn ich mich nicht total falsch erinnere. Warte, ich guck mal im Buch nach. Ach nein, das kann ich ja gar nicht, der Primus hat mir die Bände verschleppt. War es nicht als Reaktion auf den Brief wegen des Mords an ihrem Schwager? Und hat sie nicht Sansa als zukünftige Königin erzogen? Sie hat den falschen Menschen geglaubt bzw mißtraut. Na ja, vermutlich alles sowieso falsche Fährten.

Ich habe nur die ersten zwei Staffeln der HBO-Serie gesehen und bei den Büchern bin ich irgendwo im vierten oder fünften Band steckengeblieben, als mich der Autor, statt mir Zeit mit den Figuren zu geben, deren Schicksal mich interessierte, mich zu immer neuen Völkerscharen schleppen wollte.

Irgendwann taten mir die Füße weh. Alle Figuren zerstreut, niemand kam dahin, wo er hin wollte, wie in einem Albtraum.

Sam, genau, so hieß er, sehr interessante Figur.

Ich nehme an, wir werden Onkel Benjen irgendwann mit eisblauen Augen wiedersehen, oder? Und ich wüßte tatsächlich gern, wer Jons Eltern sind. Ich glaube nicht, daß er wirklich des biederen Ned außereheliches Kind ist. Na ja, das glaubt ja sowieso eigentlich keiner.

Tja, werd ich wohl irgendwann wieder mit Primus ein paar Nachtschichten einlegen müssen…

20. CK - April 9, 2014, 0:29

@Lila: Das kann sein. Da müsste ich mir nochmal die ersten beiden Episoden ansehen um das zu klären.

Punkto Sansa hast Du vollkommen recht. Und das ist eben, was ich mit „konservativ“ meine und was mich an Catelyn gestört hat. Das Wichtigste für eine Frau ist (laut Catelyn), einen hohen Noblen zu heiraten und ihm Kinder zu gebären. Sansa hat das alles geschluckt, doch Arya widersetzt sich dem von früh auf. Selbstverständlich soll jede Frau so leben wollen wie sie es für richtig hält.

Und Catelyn glaubt wie die meisten Westerosi an diese ungerechte feudalistische Gesellschaft. Sie stellt diese nie in Frage. Arya indirekt schon indem sie Freundschaften mit Bäckergesellen und anderen aus dem „niederen Volk“ schliesst. Und auf Littlefinger ist Catelyn voll reingefallen.

Sam Tarly ist in der Tat eine sehr interessante Figur. Hab ihn von Anfang an gemocht. Die Freundschaftsbildung zwischen ihm und Jon war für mich ein Highlight der ersten Staffel.

Ich nehme an, wir werden Onkel Benjen irgendwann mit eisblauen Augen wiedersehen, oder?

Ich befürchte ja. Leider.

Und ich wüßte tatsächlich gern, wer Jons Eltern sind.

Es gibt eine Theorie unter den Fans, dass Jon ein heimliches, vor König Robert (und den Lannisters) verstecktes Kind von Lyanna Stark und Rhaegar Targaryen ist.

Apropos Primus: seine Meinung würde mich schon sehr interessieren 😉

21. Jack - April 9, 2014, 1:29

@5
Mafia und Müllverklappung. Dafür steht Euer Dorf. Das hast Du selber mal geschrieben. Und ich hab dran geglaubt. Und jetzt so’ne Schnulze wie aus’m Groschenroman. Na ja, Menschen täuschen einander.

22. Lila - April 9, 2014, 2:21

Ist doch ganz einfach, Jack. Wenn ich durchs Dorf gehe, sehe ich Müll und Vernachlässigung. Sobald ich durch unser Tor gehe, freue ich mich an der schönen Aussicht jenseits von Müll und Vernachlässigung, und an der Stille und Abgeschiedenheit. Außerdem braucht jede Idylle ihren Knacks, sonst wird sie bedrückend.

Das Dorf hat eine hübsche Seite und eine sehr vernachlässigte, leider wohnen wir in der vernachlässigten. Soweit ich von Eingeborenen gehört habe, liegt dem Ganzen irgendein uralter Nachbarstreit zugrunde, ich will es nicht mal wissen.

CK, diese Theorie kenne ich und sie ist einleuchtend. Wenn ich mich recht an die Sterbeszene von Lyanna erinnere (im Buch), klang sie wie ein Kindbett.

Mich hat beim Lesen einfach gestört, daß Martin eindringliche und interessante Figuren schafft und sie dann einfach weiterwursteln läßt, während er neue Völker und Figuren auf die Bühne schickt. Und dann geht mir die Grausamkeit einfach ein bißchen zu weit. Das ist wie im Film und Buch Beaufort: sobald ich weiß, daß jede Figur, die mir als Leser wichtig ist, in der nächsten Szene in die Luft gesprengt wird, ist es nur noch eine Frage des Wann und Wie, und damit fühle ich die strippenziehende Hand des Autors einfach zu heftig.

Ich bin sicher, daß bis Ende der Serie alle ein grausames Ende finden. Fragt sich nur, welches. Mir ist das ein bißchen zu makaber. Was auf den Fanboards los sein wird, wenn Arya stirbt, möchte ich mir nicht ausmalen. Am Ende bleiben vermutlich ein Wolf und ein Drache übrig. Und damit hast Du dann Eis und Feuer. Sehr hübsche Wölfe übrigens.

Primus kannst Du ja einfach mal fragen. Du kennst ihn doch, soweit ich weiß, zumindest online.

23. CK - April 9, 2014, 10:10

@Lila: Mafia? Hat Jack diesen Begriff jetzt erfunden oder hast Du den wirklich benutzt? Falls ja, welche Mafia ist denn da bei euch unterwegs? Eine Drogenmafia?

Wie ich nach nur zwei Israelbesuchen mitbekommen habe (ohne selber was gekauft zu haben, bevor falsche Verdächtigungen aufkommen 😉 ), dass man bei euch in Israel sehr leicht an Cannabis rankommt. Dafür braucht man allerdings nicht unbedingt eine Mafia 😀

Ich bin sicher, daß bis Ende der Serie alle ein grausames Ende finden.

Da bin ich viel optimistischer. (Noch??? 😀 )

Primus habe ich in meiner FB-Liste, ja, frage ihn bei Gelegenheit mal.

24. P. Bereit - April 9, 2014, 10:10

Oh Gott. Womit ihr euch befasst und Zeit habt, euch damit befassen zu können.
Da halte ich selbst Bügeln für sinnvoller.

25. Mir auch - April 9, 2014, 12:51

Ich wollte schon lange eine Schutzverein für Charaktere in Büchern (gegen ihre Autoren) gründen… Vielleicht finde ich hier Gleichgesinnte?
Das Ziel wäre, den Autoren zu verbieten, ihre Charaktere einfach abzumurksen oder sie leiden zu lassen, bzw. die Bücher ohne abmurksen neu zu schreiben…

26. Lila - April 9, 2014, 16:17

Mir auch, diesem Verein würde ich selbstverständlich als nicht-zahlendes Mitglied beitreten. Verein zur Vermeidung von Grausamkeiten an fiktiven Charaktern. Endlich mal eine richtig gute Idee.

Allerdings glaube ich, daß sich echte Übeltäter nicht bremsen lassen. Graf Fosco als Wohltäter der Menschheit? Da müßte der Verein schon sehr kräftige Maßnahmen ergreifen.

Seit Jahrzehnten ist eines meiner liebsten Bücher der Nachsommer, in dem tatsächlich niemand leiden muß, ja in dem kein scharfes Wort fällt.

P.Bereit, nicht jeder kann so high brow sein wie Du. Was liest Du denn gern? Ich bin für gute Tips jederzeit dankbar.

So habe ich übrigens hier im Blog vor fast drei Jahren beschrieben, wie Primus mich zum Gucken verleitet hat. Später dann auch zum Lesen:

Vor ein paar Wochen meinte Primus, ich sollte doch mit ihm Game of thrones gucken, das würde er gern mit mir sehen. Ich wehrte mich erstmal etwas, weil ich gleich wußte, wie es ausgeht. Und in der Tat, wir fingen nachmittags an und guckten bis drei Uhr nachts alle Folgen in einem Rutsch durch und blieben dann bis vier Uhr wach, um alles durchzusprechen. Bevor wir ins Bett torkelten, nahm er mich in den Arm und meinte, “Mama, du spinnst wirklich, aber schön war es doch”. Ich habe dank genialer Begabung für Multi-tasking in dieser Nacht eine Babydecke fast fertiggehäkelt.

27. CK - April 9, 2014, 20:23

Geile Story, Lila. Gefällt mir. Ihr seid noch verrückter als ich. Wobei ich bringe es ab und zu fertig, Blitzschach bis drei Uhr nachts online zu spielen und dann am Tag danach kaputt zu sein auf der Arbeit und doch wieder zu arbeiten 😀

Das mit dem Klub finde ich aber etwas creepy. Das erinnert mich zu sehr an Kathy Bates in der Stephen-King-Verfilmung „Misery“, ich bin da auf der Seite des Schriftstellers und seiner Freiheit 😛

28. Lila - April 9, 2014, 20:48

Freiheit für fiktive Personen? Kommt überhaupt nicht in Frage. Am Ende wollen nicht-fiktive Personen dasselbe Recht genießen.

Kenne keine Stephen-King-Verfilmungen.

Ich schlafe sowieso nachts schlecht und arbeite meistens mindestens eine Nacht pro Woche durch. Da macht es doch mehr Spaß, mit Primus diese gruselige Serie anzugucken 😀

29. CK - April 9, 2014, 23:25

Lila, Du kennst aber die Geschichte von „Misery“ oder nicht? Falls nicht: http://en.wikipedia.org/wiki/Misery_%28film%29

Dieser Film hat eine der schlimmsten Szenen wo ich je gesehen habe (weniger von dem, was man wirklich sieht, also von dem was im eigenen Kopf vorgeht). Die meisten Zuschauer machen da wohl instinktiv die Augen zu.

Furchtbar, das ist viel gruseliger als alles bei GoT (von der Rattenfolterszene vielleicht mal abgesehen.)

Als mein Bruder noch recht jung war, hat er mal mit mir IT sich zusammen angesehen, danach hatte er Angst in den Keller zu gehen, da vielleicht der böse Clown Pennywise auf ihn wartete. 😀

Aber er wollte immer mitschauen, egal was meine Schwester und ich schauten und meine Mutter erlaubt es ihm meistens. Ist vmtl. bei Quarta genauso.

30. Lila - April 10, 2014, 6:05

Was, werden Ratten gefoltert? Dann guck ich GoT ganz bestimmt nicht weiter.

Deine Videos werde ich auch nicht angucken, das klingt ja gräßlich.

Quarta ist fünfzehn Jahre alt und ich kann sie leider nicht mehr davon abhalten, mit ihren großen Geschwistern Sachen anzugucken, die ich zu grausam finde. Die junge Generation ist wesentlich abgebrühter als ich. Die Kinder würden sagen, das ist auch kein Kunststück, ich finde ja schon bei Harry Potter die Szene im Ministerium zu gruselig und gucke sie nie an. Ja, der Ritter Kato bei Mio, mein Mio erreicht bei mir schon die Obergrenze.

Ob sich diese Abgebrühtheit beim Filme-Gucken auf den Charakter tatsächlich auswirkt, weiß ich nicht. Es gibt ja diese Theorie, daß dadurch die Empathiefähigkeit sinkt etc. Habe ich bei meinen Kindern nicht feststellen können. Aber ich habe auch sehr darauf geachtet, daß sie im Kindesalter nur für Kinder geeignete Sachen gesehen haben. Rückblickend halten sie das auch für sehr richtig. Und gucken dann trotzdem ohne mit der Wimper zu zucken Filme, die ich mir nie im Leben angucken würde.

31. Jack - April 10, 2014, 7:29

Ich guck lieber Sachen, bei denen man als Erwachsener auch was lernen kann, z.B. telefonisch Essen zu bestellen. Besser als dieser GoT-Quark.

32. P. Bereit - April 10, 2014, 8:07

Lese gerade die gesammelten Werke von Edgar Hilsenrath, auf die ich sehr spät gestoßen bin, nachdem ich dessen letzten Verleger auf einem Salon kennenlernen durfte, mit dem er sich überworfen hat.
Ansonsten liegen meine Leseleidenschaften eher bei Fachbüchern, die sich mit Naturwissenschaften und Philosophie befassen.
Mich gruselt, wenn ich gelegentlich das Fernsehprogramm durchschalte und all den Müll sehe, der da läuft. Da hat man das Gefühl, das TV wäre an einer Toilette angeschlossen. Deshalb bin ich froh, dass es in Deutschland noch ein öffentlich rechtliches TV gibt, das zwar auch nicht immer glänzt, aber gegenüber den privaten Anbietern über Niveau verfügt. Deswegen frage mich niemand nach einer Serie, ich kenne keine. Was ich noch immer gerne sehe, ist die SESAM-Straße und die Muppets.
Lach nur!

33. Lila - April 10, 2014, 8:28

Fernsehen ist auch hier eine Katastrophe, das meiste Zeug sieht schon in den auf stumm gestellten Promos so gräßlich aus, daß ich kaum glauben kann, irgendwer verschwendet seine Zeit damit.

Ich sehe gerne, aber dann auf DVD, gute Serien wie die Literaturverfilmungen des BBC – ich entdecke gerade die älteren Sachen aus den 70er und 80er Jahren, The Woman in White und solche Sachen. Oder Edward the Seventh – das muß in meiner Kindheit in Deutschland gelaufen sein, ich erinnere mich noch daran.

Und ich frage mich schon seit Jahren, warum es keine deutschen Äquivalente gibt – ernsthafte Literaturverfilmungen oder historische Stoffe, die das Format der Serie nutzen, um eine komplizierte und lange Geschichte mit erstklassigen Schauspielern zu erzählen. Klar, auch die BBC schießt manchmal daneben – die letzte „Emma“-Verfilmung fand ich so kitschig, daß ich sie nicht zu Ende sehen konnte. Aber wo ist die deutsche Serie über Fritz und Vicky, für intelligente Zuschauer gemacht, ohne Kitsch, Verniedlichung und Belehrung?

34. P. Bereit - April 10, 2014, 9:31

Es gab gute Literaturverfilmungen, wobei die besten, an die ich mich erinnern kann, in meiner Jugendzeit liegen. Sie wurden von den Russen gemacht. Ich denke da u.a., an „Krieg und Frieden“ und „Anna Karenina“. Streng am Buch, an „Originalschauplätzen“ und ohne den sonst üblichen Schwulst.
Andererseits, will so etwas heute niemand mehr sehen. Der Kreis derjenigen, der an tiefgreifender Literatur interessiert ist und diese auch noch verfilmt sehen will, ist eher begrenzt. Solche Verfilmungen bringen keine Kohle. Da gehen die Menschen doch lieber in richtige Kassenfüller, wie NOAH, der jetzt in Deutschland (in 3-D) in die Kinos kommt.
Ich habe ihn nicht gesehen, aber gehört, dass er die Bibel als das darstellt, was sie über weite Strecken wohl auch ist. Fantasy. Insofern zumindest ein wohl realer Film.
Und sind wir mal ehrlich. Wer von uns braucht (noch) Goethe und all die anderen Klassiker? Man hat einige von ihnen gelesen und nun stehen sie im Schrank und dümpeln vor sich hin. Ich denke noch mit Grauen an die Goethe-Seminare während meines Studiums, die einmal im Semester stattfanden. Da traten dann immer die Goethe-Experten auf und stellten dar, was sie Neues aus dem Faust herausgelesen hatten. Schlimm war das. Wir haben es gehasst.

35. Lila - April 10, 2014, 10:12

Kennst Du den Film über Waterloo? 1970. Ich verstehe nicht, warum solche Filme heute kein Publikum mehr finden – es gibt doch genügend Dokus über Waterloo, die zeigen, daß das Interesse immer noch groß ist. Jede Menge Leute fahren hin und gucken sich das Schlachtfeld an. Ich habe viel darüber gelesen, und der Film gibt wirklich einen guten Eindruck. Er ist auch nicht un-filmisch. Er läßt sich Zeit, und das können doch heute gerade Serien.

Was Goethe und die anderen Klassiker angeht, hast Du m.E. vollkommen unrecht. Die Wahlverwandtschaften sind ein wunderbares Buch, das ich immer wieder lesen kann.

Jetzt, wo es diese Klassiker bei Amazon umsonst für den Kindle gibt, werden sie von vielen Lesern neu entdeckt. Ich dachte immer, ich hätte das 19. Jahrhundert so ziemlich abgegrast, aber ich merke immer wieder, das stimmt gar nicht.

Das 19. Jahrhundert ist so interessant. Ich habe erst gestern einen Vortrag über Landschaftsmalerei im 19. Jahrhundert gehalten (die Woche davor über Genremalerei im 19. Jhdt), und das Publikum war hin und weg. Sehr weit weg und doch ganz nah.

Nein nein, da ist nichts überflüssig, weder Goethe noch Heine noch Hölderlin noch Gaskell noch Dickens noch Flaubert noch Zola noch Tolstoi – man kann auf keinen verzichten.

36. P. Bereit - April 10, 2014, 13:38

Nicht überflüssig,- richtig. Aber für den Durchschnitt ohne Bedeutung. Das mag man bedauern, aber es ist so. Das ist aber nichts Besonderes. Wer hat Goethe gelesen, als der noch lebte? Besser ausgedrückt: Wer konnte ihn lesen? Das Leben ging trotzdem seinen Lauf.
Will sagen: Die Bedeutung der Dichter und Denker für eine Gesellschaft wird generell überschätzt. Man schmückt sich gerne damit, weiß aber zugleich, dass das Leben der meisten Menschen nicht aus Symphonien, sondern ganz kleinen Liedern besteht. Ich kenne keine aktuellen Studien und Statistiken zu dieser Thematik, denke aber, sie wären ernüchternd.

37. P. Bereit - April 10, 2014, 14:11

Ich kenne einen großartigen Film über Waterloo. Vielleicht meinen wir denselben. Ich glaube, auch den hatten die Russen gemacht. Einen Grund hierzu hatten sie ja.
Dass die Menschen zu diesem und anderen Schlachtfeldern pilgern, hat sicherlich etwas mit Geschichtsinteresse zu tun, zeigt m.E. aber auch anschaulich, wie paranoid die Menschheit ist. Da sind Massen an Menschen auf grausamste Art und Weise umgebracht worden und liegen z.T. noch heute unentdeckt unter dem Rasen und alle suchen nur die Sensation. Da wird ein Mann verehrt, der eigentlich nichts weiter war, als ein zugegeben genialer Militärstratege und ein Massenmörder. Liest man manche Publikationen, dann erscheint er heute wie der Erfinder eines gemeinsamen Europas.
Es wäre interessant zu erleben, wen man in 100 oder 200 Jahren auf einen Sockel hievt, obwohl er nur Blut an den Händen hatte.
Es ist schon merkwürdig. An den armen Ackerbauern, der sein Feld immer fleißig bestellte und der dafür sorgte, dass niemand verhungert, erinnert sich niemand. Alle erinnern sich aber an die großen Krieger, die das Feld mit Blut tränkten.

38. Lila - April 10, 2014, 17:36

Ja, das ist der Film, er ist wirklich wunderbar. Man sieht ihn in atemloser Spannung, obwohl man weiß, wie es ausgeht. (Ich hatte vor einem halben Jahr den Waterloo-Virus und habe alles gesehen und gelesen, was ich finden konnte und zeitlich irgendwie reinschieben konnte).

Ich glaube nicht, daß die Menschen nach Waterloo pilgern, weil sie Napoleon verehren. Ich habe auch keine Statistiken an der Hand, aber ich glaube, es gibt mindestens so viele Menschen, die Napoleon als Verbrecher sehen wie Menschen, die ihn als Held verehren. Man guckt sich sowas wohl eher mit ungläubigem Staunen an – was ein einziger Mensch alles in Bewegung setzen mußte, bevor er besiegt war. (Und wäre ein gesunder, fitter Napoleon besiegt worden? Oder waren Wellington und Blücher wirklich die besseren Feldherren?)

Zweifellos hat Napoleon sehr viel in Gang gebracht, selbst wenn es oft aus Gegnerschaft gegen ihn entsprang. Die Zeit ist interessant, auch seinetwegen. Aber die vielen, vielen Toten. Da kann wohl keiner uneingeschränkt bewundern.

Dem armen Ackerbauer haben die Brüder Limbourg, Brueghel, Millet, die Brüder Le Nain, auch van Gogh Denkmäler geschaffen. Viel zu wenige, wenn man sie in Proportion zu Königen und Päpsten setzt. In der Literatur Jung-Stilling und Gotthelf. Mich interessiert die private, lokale Geschichte der kleinen Leute auch immer. In der Geschichtsschreibung gibt es auch eindeutig einen Trend weg von der traditionellen Geschichte der Großen Männer (Schlachten, Gesetze, Schlachten) zur Sozialgeschichte.

39. Jack - April 10, 2014, 18:27

@33.
„Und ich frage mich schon seit Jahren, warum es keine deutschen Äquivalente gibt – ernsthafte Literaturverfilmungen oder historische Stoffe, die das Format der Serie nutzen, um eine komplizierte und lange Geschichte mit erstklassigen Schauspielern zu erzählen.“

Kann ich Dir sagen. Weil die Deutschen kulturell zu blöd sind, mindestens aber die allermeisten. Das war mal anders und kommt nicht mehr. Kulturell läuft hier kaum was, außer Bier und schnelle Autos. Nenn mir mal irgendwas anderes in Sachen Kultur, was auch im Ausland erfolgreich läuft bzw. adaptiert wird. Musik, Kino, Bücher und all diese Sachen, da fällt mir kaum was ein. Deutschland, das ist fast immer ernst und wenn dann Lustspiel, aber keine Komödie.

Tom Hanks hat die deutsche Kultur mal wunderbar-anschaulich erklärt. Neun Minuten und achtundzwanzig Sekunden, das reicht und ist schon fast zu viel. Echt bitter, aber besser geht’s hier halt nicht.

40. CK - April 11, 2014, 0:10

@Lila:

Was, werden Ratten gefoltert? Dann guck ich GoT ganz bestimmt nicht weiter.

Schlimmer. Es werden Menschen MIT Ratten gefoltert. 😉 Mitte zweiter Staffel oder so.

Für die Hartgesottenen unter Deinen Lesern:

Deine Videos werde ich auch nicht angucken, das klingt ja gräßlich.

Siehe sie Dir ruhig an. Wobei für Erwachsene der Pennywise schon wieder eine sehr coole und lustige Figur ist. Wird i.Ü von Tim Curry gespielt, der ja auch Frank’N’Furter verkörpert hat in der Filmversion eines Lieblingsmusicals von mir (Rocky Horror Picture Show).

Quarta ist fünfzehn Jahre alt und ich kann sie leider nicht mehr davon abhalten, mit ihren großen Geschwistern Sachen anzugucken, die ich zu grausam finde.

Meinen Bruder konnte man bereits mit acht(?) von nichts abhalten. Er fand es bspw. spannend wie dem Jungen in Indiana Jones 2 bei lebendigem Leibe das Herz rausgerissen wird (wir hatten die ungeschnittene Version auf Video, in Deutschland wird genau diese Szene nie gezeigt im Free-TV, da zensiert.) Mich hingegen hat sowas eher gegruselt bis ich älter war. Wobei ich Dir aber auch sagen kann, dass als Kind mir vor allem Arztfilme (vorwiegend diese schwarz-weißen Filme über medizinische Helden) Angst machten (vermutlich u.a. weil das die ersten Filme waren, wo ich mit dem realen Tod konfrontiert wurde oder auch wegen der unsichtbaren Gefahr von Bakterien, Viren usw., so genau kann ich das heute auch nicht mehr nachvollziehen, ich weiß nur dass ich riesige Angst hatte, ich sie aber trotzdem ansah). Da kam eigentlich kein Horrorfilm später dran ran.

Ob sich diese Abgebrühtheit beim Filme-Gucken auf den Charakter tatsächlich auswirkt, weiß ich nicht. Es gibt ja diese Theorie, daß dadurch die Empathiefähigkeit sinkt etc.

Ist m.E. Unsinn. Weder bei meinem Bruder noch bei mir war das der Fall.

Meine Mutter verträgt auch weniger als ich. Sie hat am Ende regelrecht geschrien(!) als wir uns die unzensierte Version (ich hab den Film in der Nacht aufgenommen, da laufen oft Dinge unzensiert, die in der 20:15-Uhr-Version rausgeschnitten wurden, das war sogar bei Nip/Tuck auf Pro7 so) von „The last king of Scotland“ ansahen (hat nichts mit Schottland zu tun, spielt in Idi Amins Uganda mit James McAvoy). Da war eine wirklich hässliche Szene am Ende in Entebbe. Grauslig… Noch schlimmer als die Obige aus „Misery“.

Ich kann auch generell nicht sagen, dass Gewalt abstumpft. Bei mir ist es eher so, dass sie mich im Gegenteil emotional komplett aufwühlt (in etwa so, wie wenn ich als Kind in einer Folterkammer in einer Burg war, in Luxemburg gibt es viele Burgen und in Befort eine mit schöner Folterkammer, wo ich gerne hinging, nachher gab es immer ein lecker Eis, *loool*).

Die vielleicht schlimmste Szene, die ich je in einem Film gesehen habe, war aber in „Irreversible“. Hab ich mir auch mit meiner Mutter zusammen angesehen, die war komplett entgeistert nachher und ich auch. Den Film habe ich mir egtl. nur wegen Monica Bellucci ansehen wollen (ich gebs zu 😀 ), aber da gibt es eine Szene wo die weibliche Hauptfigur, also eben MB, vergewaltigt und währendessen und im Anschluß totgeschlagen wird. Und das Ganze hat ohne Scheiss ca. 10-15 Minuten (!!!!!) gedauert. Und alles in Nahaufnahme. Da habe ich mich echt gefragt was das soll. Ich war schockiert. Man wusste nicht ob man schreien, heulen, kotzen oder alles zugleich machen sollte.

Filme sollen von mir aus gerne strange sein (ich liebe bspw. David Lynch) und auch mit Gewalt kann ich leben (auch wenn sie sehr verstörend daherkommt wie bspw. bei Lars von Trier), aber was Gaspard Noé mit „Irreversible“ zustande gebracht hat, ist regelrecht als krank zu bezeichnen und der Sinn einer solchen exzessiven Darstellung entgeht mir leider völlig. Ich weiß auch ohne diese drastische Darstellung, wie schlimm Vergewaltigung und Totschlag sind.

Jedenfalls, wieso ich das alles erzähle: Gewalt wirkt nie abstumpfend auf mich, eher aufwühlend, über Stunden hinweg. Denn nach einem solchen Film kann man nicht einfach so abschalten.

@P.Bereit: Nichts gegen Goethe, Faust würde ich jederzeit wieder lesen!

41. G. - April 11, 2014, 0:23

Hmm… ich lieb Herausforderungen, tja. also … äh … Geschirrspüler, Waschmaschinen ( Ja! Wir stellen all das in einer Qualität her, die hält und das tatsächlich!) – hmm … und … äh … sicherlich noch anderes Zeugs, dass mir jetzt gerade nicht einfällt.

Aber …- @jack, was wolltest Du damit eigentlich sagen?

42. P. Bereit - April 11, 2014, 7:52

Kann ich Dir sagen. Weil die Deutschen kulturell zu blöd sind, mindestens aber die allermeisten. Das war mal anders und kommt nicht mehr……….

„…. mindestens aber die allermeisten.“

Heureka! Welch ein Satz! Da mag man dem Schreiber wenigstens ein bischen völlig zustimmen.

43. Jack - April 11, 2014, 7:53

@G.
Gar nichts, nur so. Debattenkultur und sowas. http://www.youtube.com/watch?v=Fu9vR2XdprA

Ich hab Bock mich zu prügeln, fällt mir gerade ein. Am liebsten mit diesem „obstinate child“ Bennett. Der nervt mich schon die ganze Zeit. 🙂

44. P. Bereit - April 11, 2014, 7:55

40.
Richtig. Nichts gegen Goethe. Aber „mindestens einmal
öfter“ gelesen, das reicht. Jetzt bleibt er im Schrank und wird manchmal oft entstaubt.

45. wollecarlos - April 11, 2014, 13:25

@ 43. Jack – April 11, 2014, 7:53

“ Jüdische Randalierer und Extremisten aus der Siedlung Yitzhar in Samaria werden in Israel immer häufiger heftig kritisiert. In den letzten Tagen hat eine Gruppe junger Siedler aus Yitzhar die Reifen am Fahrzeug des Kommandeurs der Samaria-Brigade, Oberst Joav Jarom, aufgeschlitzt sowie ein Lager von Grenzpolizisten angegriffen.

„Diese Gruppe muss wie Terroristen behandelt werden“, erklärten daraufhin sechs ehemalige Chefs des israelischen Sicherheitsdienstes Schin Bet gegenüber der israelischen Tageszeitung Jediot Achronot.“

Da 🙂 können Sie ja mitprügeln, aber vorher müssen Sie sich entscheiden, auf welcher Seite!;)

46. Pavel Elver - April 11, 2014, 14:58

Hallo Lila, hallo Community,
ich drängele mich nur ungern in diese schöne Unterhaltung, möchte aber etwas mitteilen und sehe leider nicht, wie ich das hier anders machen kann mit Drängeln.
Was ich zu sagen haben: Ich habe gerade einen Beitrag über die BDS-Kampagne veröffentlicht, der einigen von Euch sicherlich gefallen wird. Er heißt „Barghouti und die BDS-Kampagne – der ewige Israel-Boykott“ und ist hier zu finden:

http://israelreflex.de/barghouti-und-die-bds-kampagne-der-ewige-israel-boykott/

Beste Grüße und alles Gute!

47. wollecarlos - April 13, 2014, 14:48

Na, dann will ich mal Ablenken, „Konzentration“ haben wir lange genug gehabt:

Der Staatssender arte hat für die UNTERTANEN mal wieder was „dokumentiert“.

Und Ulrich Sahm hat diesen Beitrag von Jerusalem her kommentiert:

Beispiel:
„Dank Arte erfährt man, dass fast alle Juden in der Stadt fromm bis ultraorthodox sind oder Uniform tragen und Palästinenser kontrollieren, mit Pferden niedertrampeln oder schikanieren. Dann erfährt man, dass viele der Uniformieren mit großer Aufschrift „Polizei“ (allerdings auf Hebräisch) in Wirklichkeit „Soldaten“ sind…wenn man dem Fernsehbericht glauben darf.“

Sahms vollständigen Bericht sieht man hier:

http://heplev.wordpress.com/category/die-weltnahost/

und einen weichgespülten Artikel kann man bei den Besitzern der Hitler-Tagebücher lesen:

http://www.stern.de/kultur/tv/24h-jerusalem-heilige-stadt-in-echtzeit-2103042.html

Man kann froh sein, „… dass es in Deutschland noch ein öffentlich rechtliches TV gibt…“

48. urideg - April 13, 2014, 16:14

Lila, von mir gibt´s heute eine ganz nachdrückliche Kinofilm-Empfehlung – hab gestern die NRW-Erstaufführung in einem Kino gesehen, zusammen mit der Regisseurin (und zugleich Protagonistin des Films): „Schnee von gestern“ von Yael Reuveny:
http://www.klv53.de/schnee-von-gestern.html

Yael ist in Israel aufgewachsen, hat ich glaub in Jerusalem Filmregie etc. gelernt und lebt jetzt seit 5 Jahren in Berlin. Ein wirklich bewegender, sehr ehrlicher „Familienroman“. Schaut ihn Euch an, wenn Ihr die Gelegenheit habt! In Jaffa wurde er bereits vorgestellt.

49. urideg - April 13, 2014, 16:22

Und nun noch eine feine Empfehlung für ein neues WDR-Radioportrait über Tel Aviv, u.a. über Elianas Buchladen, mit Cafe, in Tel Aviv:
[audio src="http://podcast-ww.wdr.de/.../39/397185/397185_3970057.mp3" /]

Und hier der Pressetext dazu, mit einigen Fotos:
http://www.wdr5.de/sendungen/neugiergenuegt/bildergalerie/telaviv102.html

50. urideg - April 14, 2014, 12:12

Oh, wie bekomme ich es immer mal wieder hin, den Link zu verstümmeln? Nun, neuer Versuch:
[audio src="http://podcast-ww.wdr.de/medstdp/fsk0/39/397185/397185_3970057.mp3" /]

51. Jürgen - April 14, 2014, 21:27

Ich wünsche Dir und Deiner Familie schöne Feiertage (für die Familie geht es ja heute Abend los…)

52. Uri Degania - April 15, 2014, 11:29

Und noch eine schöne Nachricht, für die Feiertage: Der „kölnweite“ Flyer zum Jüdischen Museum ist erschienen: https://dl.dropboxusercontent.com/u/4317695/leporello_jmk_v87.pdf

53. P. Bereit - April 16, 2014, 19:41

Eijeijei! Das ist aber ganz schön aus dem Ruder gelaufen. Neues Thema bitte, Bitte !
Zunächst aber erst einmal schöne Ostern. Für Alle.

54. Maximilian Schulz - Februar 11, 2020, 20:36

Hallo und vielen Dank für den wertvollen Beitrag! Toller Blog.


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